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Ausgabe:

Dezember/2013

Spalte:

1336–1337

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Kneubühler, Philippe

Titel/Untertitel:

Theologie des Wortes und Sakramentenlehre im Johannesevangelium.

Verlag:

Tübingen: A. Francke Verlag 2013. 193 S. Kart. EUR 49,00. ISBN 978-3-7720-8463-8.

Rezensent:

Predrag Bukovec

Philippe Kneubühler veröffentlicht mit dieser Monographie seine im Jahr 2005 angenommene Dissertation an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel. Gegenstand der Untersuchung ist der Stellenwert der Sakramente im vierten Evangelium und ihr Verhältnis zur Logos-Theologie. Das Thema ist insofern von großer Bedeutung, als der Fachdiskurs von Uneinheitlichkeit geprägt ist (17). Indem der Vf. dieses Auseinanderklaffen der Positionen in einem kursorischen, aber repräsentativen Überblick aufzeigt (ebd. 22), gelingt es ihm, die dogmatischen Prämissen zu dekonstruieren, die bei vielen Forschern den Blick auf die Sakramententheologie im Corpus Iohanneum bestimmen; das ganze Spektrum von genereller Negation jedweder Relevanz bis hin zu der Behauptung einer zentralen Funktion wird vertreten. Für den Vf. liegt eines der Hauptprobleme für die mangelnde Klärung in der literarkritischen Exegese begründet, die anfällig für eisegetische Eintragungen sei (22). Dem entgegenzuhalten sei der eindeutige textkritische Befund, der für die literarische Einheitlichkeit des Joh spreche (30). Daher entscheidet sich der Vf. für die Endtextexegese und geht – konsequent und übersichtlich – in drei Durchgängen vor, die jeweils wiederum aus drei Teilen bestehen: Den drei Sakramenten der Taufe in Joh 3 (35–86), des Herrenmahls in Joh 6 (87–148) und der Fußwaschung in Joh 13 (149–172) wird jeweils ein eigenes Kapitel gewidmet. Jedes Sakrament wird zuerst einer literaturwissenschaftlichen Analyse unterzogen, der eine »Logische Analyse« folgt, was wiederum von einer systematischen Evaluation im Joh abgerundet wird. Dieser dritte Schritt wird im letzten Kapitel der Arbeit auf die übergeordnete Thematik des Verhältnisses aller drei Sakramente zur Logos-Theologie im Evangelium bezogen (173–182).
Die Arbeit ist sowohl aus methodischen als auch aus inhaltlichen Gründen problematisch: Der Versuch, die Schwierigkeiten der bisherigen Forschungsgeschichte durch die Ablehnung der literarkritischen Herangehensweise und den Gebrauch der Endtextexegese zu lösen, wird nur mit dem Hinweis auf die textkritische Einheitlichkeit begründet. Der Vf. reflektiert nicht, dass ein externes und damit kontingentes Kriterium das inhaltliche Anliegen der Literarkritik nicht berührt und dass er ein Apriori-Postulat setzt und damit die einheitliche Entstehung des Joh schlichtweg annimmt. Deswegen kann er nicht anders vorgehen, als die Spannungen, die im Text bestehen, durch Harmonisierungen zu glätten, ohne dies jedoch zu markieren. Kaum vereinbare Aussagen (bspw. in Joh 6) werden zu einer intendierten Argumentation um­gedeutet, und ein gemeinsamer Nenner wird gesucht. Schwierig erscheint es zudem, dass die endtextexegetische Harmonisierung nicht mit Hilfe historisch-kritischer Methodik erfolgt, sondern eine literaturwissenschaftliche Analyse an ihre Stelle gesetzt wird, insbesondere wenn als Autoritäten moderne Autoren wie Paul Watzlawick oder der Romanautor Edwin A. Abbott herangezogen werden. Die Fachliteratur wurde im Gegenzug eher sporadisch konsultiert, und die Bibliographie (183–193) ist nicht nur kurz, sondern auch nicht auf dem aktuellen Stand des wissenschaftlichen Diskurses. Eine Einbettung der johanneischen Texte innerhalb des Neuen Testaments oder gar der religiösen Umwelt fehlt weit-gehend. Eine oftmals saloppe Ausdrucksweise und die undifferenzierte Terminologie z. B. in der Trinitätslehre (»eigentlich Syno-nyme«, 125; »quasi-Identitätsbeziehung«, 127, anstelle der heute gängigen Termini Perichorese, reziproke Immanenz und dgl.) mindern leider die Plausibilität der Aussagen.