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Ausgabe:

Mai/1999

Spalte:

525

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Arffman, Kaarlo

Titel/Untertitel:

Die Reformation und die Geschichte der Kirche. Übers. von K.-J. Trabant.

Verlag:

Helsinki: Finnische Gesellschaft für Kirchengeschichte 1997. 162 S. 8 = Veröffentlichungen der Finnischen Gesellschaft für Kirchengeschichte, 175. Kart. FIM 90.-. ISBN 952-5031-07-1.

Rezensent:

Martin Greschat

Die Arbeitet bietet Auszüge aus umfangreicheren finnischen Untersuchungen des Autors zum Thema. In fünf kleinen Studien skizziert er das Problem.

Der junge Luther, der sich seit dem Ablaßstreit verstärkt mit Fragen der Kirchengeschichte auseinandersetzen mußte, unterstrich in diesen Streitigkeiten zunehmend den Gesichtspunkt des sola scriptura. Von daher kritisierte er prinzipiell nicht nur die kirchliche Praxis seiner Zeit, sondern auch deren historische Begründung (13-26). Dagegen sei das frühe Täufertum in der Schweiz zunächst mit der Forderung angetreten, die altkirchliche Praxis wiederherzustellen, insbesondere im Blick auf die Abschaffung der Kindertaufe. Gegenüber den historischen Argumenten vor allem von Zwingli, Bucer und Oekolampad erfolgte dann schrittweise der Rückzug auf das Prinzip des sola scriptura. Auf die Geschichte beriefen sich die Führer dieses Täufertums nur noch am Rande und ausgesprochen selektiv, um die eigene Position zusätzlich zu stützen (27-70). Der dritte Beitrag behandelt Luthers Theologie nach dem Bauernkrieg. Angesichts der Notwendigkeit des kirchlichen Neubaus gewannen Traditionen und Gebräuche ein neues Gewicht. Die Bibel blieb selbstverständlich die Norm, aber ihre "Wirkungsgeschichte" gehörte nun dazu, weil Gottes Wort nie ohne Wirkung sein könne (71-88). Dagegen unterstrich Bucer in der Debatte über die Kindertaufe mit Spiritualisten und Täufern in Straßburg mit großem Nachdruck den großen Quellenwert der Aussagen der Kirchenväter. Gegen das Verdikt der Spiritualisten über die Geschichte als Ausdruck der Veräußerlichung und des Verfalls setzte Bucer die Zeugnisse der Väter als zusätzliche Bestätigungen der biblischen Wahrheit (90-115). Auf derselben Linie bewegte sich der Straßburger schließlich in seinen Schriften gegen Bernd Rothmann und die Täufer in Münster, die sich zunehmend schroff und ausschließlich auf das sola scriptura zurückzogen (116-144).

Die Arbeit ist informativ. Sie berichtet vor allem und liest sich auch deshalb leicht. Eine Zusammenfassung des Gebotenen fehlt, ebenso eine stärkere systematische Durchdringung des Materials. Welches Geschichtsverständnis für die Menschen des 16. Jh.s bestimmend war, kommt nur andeutungsweise zum Ausdruck. Das gilt erst recht für die biblische Hermeneutik. Sola scriptura bedeutet doch wohl bei Luther oder Zwingli, bei Bucer oder den schweizer Täufern sehr Verschiedenes. Im Eingehen darauf lohnte es sich, über die hier angesprochene Thematik weiter nachzudenken.