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Ausgabe:

Mai/1999

Spalte:

512–516

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Nordsieck, Reinhard:

Titel/Untertitel:

Johannes. Zur Frage nach Verfasser und Entstehung des vierten Evangeliums. Ein neuer Versuch.

Verlag:

Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag 1998. VIII, 143 S. gr.8. Kart. DM 39,80. ISBN 3-7887-1670-3.

Rezensent:

Christian Dietzfelbinger

Der Vf. hat sich ein hohes Ziel gesetzt: Er legt einen Versuch vor, mit dem er die Rätsel des Joh-Ev., also die Verfasserfrage, das Problem der Quellen und der Entstehungsgeschichte einer Lösung zuführen will. Die Joh-Briefe und die Apk des Johannes werden in die Darstellung einbezogen. In 10 Kapiteln werden die Probleme abgehandelt.

Am Anfang steht die Frage nach dem geliebten Jünger. Zu den Texten, in denen von diesem die Rede ist, zählt der Vf. nicht nur 1,35 ff. und 18,15 ff., sondern auch c. 11 (Lazarus) und Mk 10,17 ff. (der reiche Jüngling), selbst Mk 14,51 f. Von diesen Texten her sei es möglich, eine knappe Biographie des Lieblingsjüngers zu entwerfen.

Ein junger gebildeter Mann aus begüterten Jerusalemer Kreisen (er hatte ein Haus in Bethanien), ursprünglich Anhänger des Täufers, hatte sehr früh "einen eher flüchtigen Kontakt" mit Jesus (16). Ein zweites Mal begegnete er Jesus laut Mk 10,17 ff.; danach nahm er zwar nicht an dessen galiläischem Wanderleben teil; er trennte sich aber innerlich nicht von ihm, sondern war ihm als einer der Jerusalemer Jünger (7,3) verbunden. Dann fiel er in eine Krankheit, die ihn dem Tod so nahebrachte, daß er sich bereits im Sterbeprozeß befand und das "Selbst" sich schon vom materiellen Körper gelöst hatte. "Jesus setzte sich mit ihm geistig-seelisch in Verbindung und rief ihn zurück" (29; ein Nahtod-Erlebnis). Im Anschluß daran empfing jener junge Mensch eine siebentägige, intensive esoterische Belehrung durch Jesus, "möglicherweise ... mit einer anschließenden Taufzeremonie" (17). Von da an begleitete er Jesus und wurde in Jerusalem Zeuge der Passions-und Osterereignisse. Dabei wurde ihm "die Mutter Jesu zur persönlichen Fürsorge anvertraut, und er wird als ihr Sohn und damit als Bruder Jesu selbst adoptiert" (17). In der Folgezeit wird er "Exponent des aufsteigenden und in die Welt strebenden hellenistischen Christentums" (17), in gewissem Abstand zu Petrus, dem Herrenbruder Jakobus und dem Zebedaiden Johannes. In hohem Alter stirbt er in Ephesus.

In c. 2 wird der geliebte Jünger als Autor des Joh-Ev. vorgestellt. Er ist - im Anschluß an M. Hengel - identisch mit dem von Papias erwähnten Presbyter Johannes. Auf ihn gehen auch die Joh-Briefe zurück. C. 21 allerdings ist erst "nach dem Ableben des Evangelisten angefügt worden", wie denn das Gesamtwerk in seiner jetzigen Form "von einem oder mehreren Schülern ... zusammengearbeitet worden" (23) ist. Der Tod des Autors hat sich auf die Redaktionsarbeit (etwa um 110 n. Chr.) in schwerwiegender Weise ausgewirkt.

C. 3 "Die Biographie und das Werk". Der Autor, einst Anhänger des Täufers, wurde von diesem zu seiner dualistischen Weltdeutung angeregt, und verständlicherweise verdankt sich die Wassersymbolik des Joh-Ev (2,1 ff.; 3,1 ff.; 4,1 ff.; 5,1 ff.; 9,1 ff.; 13,1 ff.; 19,34) dem Einfluß des Täufers (26). Von der Voraussetzung her, daß er "in hohenpriesterlichen Kreisen im Raum von Jerusalem" (27) aufgewachsen ist, erklärt sich nicht nur seine genaue Kenntnis geographischer Einzelheiten in Jerusalem und Judäa, sondern auch seine jüdisch-hellenistische Bildung. Die Fähigkeit zur Weisheitsspekulation und zum Denken von Präexistenz ist ihm von daher zugeflossen.

Entscheidend wurde die Begegnung mit Jesus, "die Erweckung des Todgeweihten aus dem Tode und seine Unterrichtung über das Geschehen des Reiches Gottes" (29). Darum steht im Zentrum des Joh-Ev. nicht die Rede von der Gottesherrschaft, sondern die Verkündigung des Lebens. Hatte doch schon der junge Mensch Jesus nach dem "ewigen Leben" gefragt (Mk 10,17), und die von Jesus empfangene Antwort spiegelt sich vielfältig im Joh-Ev. wider. Dabei folgt der Autor jener intimen Belehrung, die er nach seiner "Erweckung" von Jesus empfangen hatte und die sich vor allem in den Ich-bin-Worten konzentriert. Allerdings faßt er das Gehörte in seine eigene Sprache. Auch die Parakletverheißung und die Ankündigung, daß Jesus zum Vater gehe, ebenso die Rede von seinem Wiederkommen dürfte aus jener "intern-esoterischen Belehrung" (40) stammen, die dann später zu einer öffentlichen Belehrung umgestaltet worden ist.

Daß im Joh-Ev so wenig synoptische Stoffe referiert werden, erklärt sich dadurch, daß der Erzähler die galiläischen Begebnisse nicht selbst miterlebt hat. Dagegen war er wohl Augenzeuge bei der Salbung, beim Einzug in Jerusalem, bei der Fußwaschung (die Mahlgeschichte hat er weggelassen, "weil er bereits das Mahl der 5000 dargestellt hatte, das für ihn eine dem Abendmahl entsprechende Heilsgabe enthält" [42]) und bei den Passionsereignissen. Von daher stammen die Eigenheiten des joh Passionsberichtes.

C. 4, "Die Quellen des Evangeliums", geht zunächst bekannte Wege. So übernimmt der Vf. die Theorie der Semeia-Quelle. Ihr Autor könnte der Zebedaide Johannes sein. An die Stelle der Bultmann’schen Offenbarungsquelle setzt er die "Lebensreden-Quelle" (47), eine Art Parallele zum Thomasevangelium (46). Sie könnte "einer dem historischen Jesus nahestehenden Redenquelle ... angehören" (47). Wichtige Bestandteile dieser Quelle sieht der Vf. in den Ich-bin-Worten und zahlreichen christologisch zentralen Logien. Als Sammler dieser vor-joh Quelle kommt "höchstwahrscheinlich ... in erster Linie der vierte Evangelist selbst in Betracht ... Der Evangelist selbst muß es dann gewesen sein, der umfangreiche Bearbeitungen und Kommentierungen ... hinzugefügt hat, ... und schließlich ihre Einstellung in einen größeren Schriftzusammenhang ausgeführt hat" (50 f.). Neben der Semeiaquelle und der Lebensredequelle findet der Vf. noch andere kleinere und ältere Sammlungen von Logien, auch solche, die der synoptischen Tradition nahestehen.

Als dritte "grundlegende Quelle" ist "eine mehr oder weniger weitreichende Passions- und Auferstehungsquelle" (51) zu nennen, zu der vermutlich Erzählungen gehören, die "auch den Anfang der geschichtlichen Wirksamkeit Jesu umfassen" (51). In diese Quelle, die eine eigene Christologie vertritt, hat der Evangelist seine persönlichen Erinnerungen eingearbeitet, also besonders Stücke, die im Jerusalemer Raum angesiedelt sind (54). Ihren Ursprungsort hat die Passionsquelle in "einer oder auch mehreren Gemeinden hellenistisch-judenchristlicher Prägung" (54). Außerdem sind später noch "weitere Geschichtserzählungen dem bereits gestalteten Grundbestand des JohEv zugeflossen" (55): 6,67 ff.; 12,20 ff.; 13,21 ff.; 18,2 ff.; 18,10ff.; 17 ff.; 19,25 ff.; 20,24 ff.).

In c. 5. geht der Vf. der Frage nach der historischen Bedeutung des Joh-Ev für die Jesusgeschichte nach. Er bestreitet die verbreitete Meinung, das Joh-Ev. trage zur Kenntnis der Verkündigung des vorösterlichen Jesus nichts bei: Der joh Zentralbegriff "Leben" gehöre wie der Begriff Gottesherrschaft in die Verkündigung Jesu hinein (75). Auch die Ich-bin-Worte, in denen Jesus sich mit dem Heil identifiziert, könnten auf ihn selbst zurückgehen. Dasselbe gelte von den Worten, in denen der joh Jesus zum Glauben an ihn als den Sohn und Menschensohn aufruft. Denn der historische Jesus "kann sich in esoterisch geheimnisvoller Bildrede mit dem zeichenhaft angekommen Reich Gottes identifiziert ... und zum Glauben daran aufgerufen haben" (59). Auch die Spannung zwischen präsentischer und futurischer Eschatologie klinge authentisch.

Traditionsgut, das weit zurückreicht, findet der Vf. noch in den zahlreichen "freien" Logien (60), von denen er 30 aufzählt und jeweils kurz bespricht. Daß man im Thomasevangelium synoptisch und joh klingende Worte "durchaus zwanglos nebeneinander antrifft" (72), läßt erkennen, daß es damals zwischen synoptischer und joh Darstellung der Jesusgeschichte Brücken gab und daß auch die joh Tradition "Spuren der Worte und Taten des irdischen Jesus" (74) enthält. Sie stammen aus dem Kreis des geliebten Jüngers, und der hat seine Sonderbelehrung von Jesus unmittelbar erhalten.

Auf das Problem der Grundschrift geht der Vf. in c. 6 ein. Angesichts der vielen Brüche und Unstimmigkeiten im Joh-Ev. hält er die These einer Grundschrift, die später bearbeitet wurde, für das Modell, das am ehesten die Entstehung des Joh-Ev. erklärt (dabei richtet sich der Vf. vielfach an W. Schmithals aus). Der Evangelist hat also aus den ihm zur Verfügung stehenden Quellen ein neues Werk verfaßt, dessen Umfang der Vf. auf den Seiten 80-84 umreißt.

Dabei gibt er die jeweilige Quellenzugehörigkeit der Stücke an und differenziert zwischen originalen und später zugefügten Stücken, wobei freilich die Maßstäbe für diese Differenzierungen nicht erkennbar werden. Inhaltlich ist dieses Werk bestimmt von der Auseinandersetzung mit dem synagogalen Judentum. Die Bestreitung der Messianität Jesu ist der große Irrtum des zeitgenössischen Judentums. Hier agitiert also "ein engagierter Jude und Mitglied des Hohenpriesteradels gegen die Juden, insbesondere die herrschenden Hohenpriester und Pharisäer. Das jüdische Ich kämpft hier einen leidenschaftlichen Kampf mit sich selbst ..." (87). Entstanden ist dieses Werk im syrischen Raum zwischen 64 und 70 n. Chr. Die dualistische Grundhaltung des Evangelisten kommt dabei zur Geltung, auch die Präexistenzchristologie und die präsentische Eschatologie. Dagegen sind die Soteriologie, Ekklesiologie und Ethik noch wenig entwickelt (89).

C. 7 befaßt sich mit der Bearbeitung der Grundschrift. Diese Bearbeitung, die ziemlich nahe an die heutige Gestalt des Joh-Ev. heranführt, ist vom Evangelisten selbst vorgenommen worden (Berufung auf Dschulnigg-Ruckstuhl). Dabei geht der Vf. Kapitel für Kapitel durch und legt jeweils in wenigen Zeilen die Inhalte von Grundschrift und Bearbeitung fest. Theologisch erhält das neue Ganze einen neuen Akzent durch ein neues Interesse, nämlich die Abwehr gnostischer und doketischer Häretiker. Mit der Polemik gegen sie, die auch den 1Joh beherrscht, will der Evangelist "die junge Kirche zusammenführen, vervollständigen und integrieren" (100). Die in c. 5-11 auftretenden Gegner sind eben solche Irrlehrer.

Im Gang der Bearbeitung werden synoptikernahe Stücke eingebracht, um das Werk "in den Hauptstrom der christlichen Tradition einzufügen" (101). Zu diesen Stücken rechnet der Vf. nicht nur etwa 9,39b-41; 11,9f.; 13,13-15.34 f., sondern auch c. 17. Dabei handelt es sich "oft um aufgelesene ältere und dem historischen Jesus nahe Traditionen" (102).

Auch die vom Lieblingsjünger handelnden Passagen sind auf dieser Entwicklungsstufe dem Evangelium zugefügt worden. Der geliebte Jünger wird dadurch "in den Rang eines authentischen Apostels erhoben" (103) und dem Petrus gleichgestellt. Dabei beansprucht er zwar eine Sonderrolle gegenüber dem Zwölferkreis, tritt damit aber nicht in Konkurrenz zu Petrus. Vielmehr: "Die christliche Kirche soll unter der Leitung des römischen Bischofs zusammengeführt werden, und der ,Älteste’ von Ephesus gehört der Führungsgruppe um diesen maßgeblich an und soll nach seinem Märtyrertod den Primat erhalten" (104).

Damit ist c. 21 in den Blick gekommen, ein Abschnitt, der bis auf v. 1 f.14.22-25 ebenfalls auf die Bearbeitung durch den Autor selbst zurückgeht. In diesem Epilog kommt das Gesamtwerk zu seinem Ziel (104).

Dieses Ziel heißt: Festigung der Kirche. Johannes, der Autor, soll "Nachfolger des Apostelfürsten und Märtyrers Petrus werden ... der neue Leiter und oberste Hirte der Christenheit" (106). Im Zug der Bearbeitung wurden Elemente einer futurischen Eschatologie in das Werk eingeführt; auch wird "die Universalität der Erlösung" betont und dies "erheblich über den Grundentwurf hinaus, dessen Heilsvorstellung eher individuell ist" (107). Auch gewinnt eine trinitarische Theologie stärkere Konturen, was sich in der betonten Subordination des Sohnes unter den Vater zeigt, und "die mütterliche Kraft des heiligen Geistes" (107) erhält erhöhte Bedeutung. Der Sühnegedanke tritt in den Vordergrund; Jesus wird zum wahren Passalamm, und die Brotrede wird auf das urchristliche Herrenmahl hin ausgelegt.

C. 8 nimmt das Gesamtwerk einschließlich der Briefe in den Blick. Aber zunächst werden die biographischen Bedingungen der in c. 7 besprochenen Bearbeitung aufgezählt. Der Autor der Grundschrift floh von Jerusalem nach Antiochien, wo er die vorsynoptische Tradition kennenlernte. Vielleicht kam er in Cäsarea mit lukanischer Tradition und in Edessa mit einer von Thomas geprägten Gemeinde in Berührung. Dann war er vermutlich in Rom, wurde schließlich nach Patmos verbannt. Etwa drei Jahre später (133) kam er nach Ephesus.

Dort hat er die drei Briefe verfaßt, die die Charakteristika der Grundschriftbearbeitung aufweisen, also antidoketische und antignostische Tendenzen (11 f.). An der Auseinandersetzung mit der Synagoge sind sie allerdings nicht mehr interessiert. Dafür fordert ein anderes Problem, nämlich die gnostische Irrlehre, Beachtung, und ebenso verlangt die ekklesiologische und ethische Frage eine eingehende Besinnung. Entstanden sind die drei Briefe zeitlich vor der Edition des Evangeliums (111).

Ein besonderer Abschnitt ist der Beziehung zwischen Paulus und Johannes gewidmet (114 f.). Die beiden haben sich vermutlich schon in Damaskus und Antiochien getroffen, auch mehrfach in Ephesus. Gewichtige traditionsgeschichtliche Verbindungen und viele Beziehung "in der theologischen Struktur ihrer Schriften" (114) beweisen das. Die sprachlichen Unterschiede zwischen den beiden sind biographisch bedingt.

In c. 9 wird die Edition des Joh-Ev. bedacht. Sie erfolgte nach dem Tod des Evangelisten (zwischen 100 und 110 in Ephesus), und sie hatte sich mit einer gewissen "Nachlaßverwirrung" (116) auseinanderzusetzen. Der Evangelist hatte die Bearbeitung seiner Grundschrift nicht so weit geführt, daß ein fertiges Ganzes zustande gekommen wäre. Das Werk mußte also zur Edition erst zubereitet werden. Dabei wurden die Abschnitte teilweise neu geordnet, während der Textbestand unangetastet blieb. Wer die Endredaktion vorgenommen hat, weiß man nicht. Man kann an Papias von Hierapolis denken, eher aber noch an Schüler des Evangelisten (124 f.). Am Ende lag - trotz mancher Unebenheiten - eine kohärente Darstellung mit einer eindeutigen Botschaft vor.

C. 10 geht schließlich auf das Problem der Apokalypse ein. Sie kann nicht vom Autor des Joh-Ev. stammen, mindestens nicht in ihrer Ganzheit. Der Kern der Visionen und die Sendschreiben indessen dürften auf den Evangelisten zurückgehen, der seine Visionen notiert und später seinem Schüler, dem Autor der Apk, ausgehändigt hat (130). Freilich ist dieser lediglich Randsiedler der joh Gemeinde gewesen. - Der Grundbe-stand der Apk ist kurz vor dem Ende der neronischen Herrschaft niedergeschrieben worden. Die endgültige Abfassung erfolgte wesentlich später nach der Edition des Evangeliums.

Der Vf. möchte in seinem Buch zwar nicht alle, aber viele der joh Probleme aufgreifen mit dem erklärten Willen, die verschiedenen und vielfach scheinbar divergierenden Aspekte des Joh-Ev in einem einheitlichen Bild und Geschehen zusammenzuführen (132 f.). Wie weit ist ihm das gelungen? Geht man der Frage nach, trifft man zunächst auf die weit ausgreifende Phantasie des Vfs. Sie bringt ihn dazu, die verschiedensten neutestamentlichen Andeutungen heranzuziehen, um die Gestalt des Lieblingsjüngers mit scheinbarer Präzision zu erfassen, und dann wird nicht nur Lazarus zum geliebten Jünger, sondern die besondere Tradition und Theologie des Joh-Ev wird auf eine intim-esoterische Belehrung des Jüngers durch Jesus zurückgeführt. Die Phantasie des Vfs. läßt ihn dann auch für die nachösterliche Zeit eine ins Einzelne gehende Biographie des Lieblingsjüngers entwerfen, läßt ihn nach Antiochien, Cäsarea, Edessa und Rom reisen, mit Petrus und Paulus zusammentreffen.

Fragt man nach den Kriterien, die solchen Kombinationen zugrundeliegen, bleibt man ohne Antwort. Das gilt auch für andere Fragen. So ist es schwer verständlich - um nur einiges herauszugreifen -, weshalb der Vf., der sonst mit Recht die antisynagogale Frontstellung des Joh-Ev sieht, die Gegner von c. 5-11 als doketische und gnostische Irrlehrer identifiziert, weshalb er c. 17 einer vorsynoptischen Tradition zuordnet (102), wie er die angenommenen Begegnungen zwischen Johannes und Paulus historisch begründen will. Behauptungen wie die, daß 7,53-8,11 bei der Endredaktion, also um 110 n. Chr., dem Evangelium eingefügt worden sei, dazu das biographisch allzu genau umrissene Bild des Lieblingsjüngers sind nicht geeignet, Vertrauen in die Theorien des Vfs. zu erwecken (vgl. auch 55 f. das Aneinanderreihen von Vermutungen).

Wer sich in das Buch hineinbegibt, begegnet einer weitgespannten Darstellung der joh Problematik und er erhält Einblick in die Vielfalt dieser Problematik. Darin liegt der Wert des Buches. Daß diese Problematik durch das Buch ihrer Lösung näher gebracht wurde, wird der kritische Leser nicht erkennen können. In dem oft sehr unbekümmerten Stil findet er keine Erleichterung der Lektüre.