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Ausgabe:

Oktober/2013

Spalte:

1059–1070

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Heinz Ohme/Jennifer Wasmuth

Titel/Untertitel:

Zur Lage des Faches Konfessionskunde orthodoxer Kirchen

an evangelisch-theologischen Fakultäten in Deutschland




Am 11. Dezember 2012 verstarb der Berliner Ostkirchenkundler Hans-Dieter Döpmann im Alter von 83 Jahren. Zwei Jahre zuvor, am 9. Dezember 2010, hatte der Tod den Hallenser Ordinarius für Konfessionskunde der orthodoxen Kirchen Hermann Goltz im 65. Lebensjahr aus dem aktiven Berufsleben gerissen. Beide hatten– generationsweise versetzt – zusammen mit anderen über Jahrzehnte in den neuen Bundesländern und zuvor in der DDR das Fach Konfessionskunde orthodoxer Kirchen in Forschung und Lehre sowie durch ihr ökumenisches Engagement zu großer Blüte ge­führt. Dasselbe lässt sich für die alten Bundesländer z. B. von Fairy von Lilienfeld sagen, die in Erlangen die erste weibliche Theologieprofessorin und Dekanin in Deutschland war und am 12. November 2009 verstorben ist.

Damit sind in der jüngsten Vergangenheit drei namhafte Vertreter ihres Faches von uns gegangen, die einer großen Zahl evangelischer Theologen und Theologinnen nicht nur das Verständnis für die Kirchen des christlichen Ostens vermittelt haben, sondern sie auch zur wissenschaftlichen Erforschung dieser ältesten und dritten christlichen Konfessionsfamilie motiviert und damit einen grundlegenden Beitrag zur Ökumenizität evangelischer Theologie geleistet haben. Dies soll zum Anlass genommen werden, über die gegenwärtige Situation des Faches und seine Zukunft an evangelisch-theologischen Fakultäten in Deutschland nachzudenken, besteht doch die Gefahr, dass das Ende dieser theologischen Disziplin in greifbare Nähe gerückt sein könnte. Im Folgenden soll des halb eine Bestandsaufnahme zur gegenwärtigen Situation in Deutschland vorgelegt werden. Schwerpunktmäßig ausgehend von der jüngeren Geschichte der Berliner Theologischen Fakultät wird sodann dafür geworben, dass die Konfessionskunde orthodoxer Kirchen weiterhin eine Aufgabe und Herausforderung von grundsätzlicher Bedeutung für die evangelische Theologie bleiben muss und den aktuellen Sparzwängen nicht vollständig zum Opfer fallen darf.

1. Bestandsaufnahme

Einen von einem evangelischen Fachvertreter an einer Theologischen Fakultät versehenen Lehrstuhl mit dem Schwerpunkt Konfessionskunde orthodoxer Kirchen gibt es zurzeit außer an der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin nur noch an der Georg-August-Universität zu Göttingen. Martin Tamcke vertritt hier seit 2001 das Fach Ökumenische Theologie unter be­sonderer Berücksichtigung der orientalischen Kirchen- und Missionsgeschichte. Er führt damit die Göttinger orientalistische Tradition mit dem Schwerpunkt auf syrischer Kirchengeschichte und syrischen Texteditionen fort. Diese wurde nach dem 2. Weltkrieg von Werner Strothmann (1907–1996) neu begründet, der der erste Inhaber des Lehrstuhls für Syrische Kirchengeschichte, insbesondere Einführung in die Lektüre des syrischen Bibeltextes war. Ihm folgte von 1975–1981 Wolfgang Hage (geb. 1935) und ab 1984 Juoko Martikainen (geb. 1936). Heute stehen die christlichen Kulturen des Vorderen Orients bzw. Mittleren Ostens im Mittelpunkt der Ar­beit. Lehre und Forschung erfolgen jedoch nicht nur in Hinblick auf den damit bezeichneten geographischen Raum. Vielmehr werden auch Prozesse orientalisch-okzidentaler Interaktion (Stichwort: »Migration«) sowie Umgestaltungen im christlich-islamischen Verhältnis reflektiert, wodurch die wissenschaftliche Arbeit eine hohe poli­-tische und gesellschaftliche Relevanz erhält. Neben einer um­-fangreichen Publikationstätigkeit1 organisiert Martin Tamcke seit 2001 in (ab 2005) jährlichem Turnus die Göttinger Konferenzen zum Christlichen Orient und ist an verschiedenen Graduierten­kollegs beteiligt; er ist wissenschaftlicher Leiter des Projektes der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) Quellen zu Ägypten der Herrnhuter Brüderunität, das auf die Edition bisher unbekannten, umfangreichen Quellenmaterials zielt, welches eine völlig neue Sicht auf die Situation der Koptischen Or­thodoxen Kirche wie Ägyptens im Ausgang des 18. Jh.s verspricht. Das Projekt ist an der interdisziplinären wissenschaftlichen Einrichtung Centrum Or­-bis Orientalis (CORO) angesiedelt, dessen Mitbegründer Martin Tamcke ist. Als weiteres innovatives Forschungsprojekt sei noch das vom Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur geförderte Vorhaben Befreiung oder Unterdrückung? Das Wirken Hermannsburger Mis­sionarinnen unter den Dalit-Frauen in Andhra Pradesh ge­nannt. Trotz der vielfältigen wissenschaftlichen und publizis­tischen Tätigkeit von Martin Tamcke ist zurzeit noch ungewiss, ob der Lehrstuhl nach seinem Ausscheiden wieder besetzt wird.

Seit 2011 lehrt Reinhard Thöle, der von 1991 bis zum Jahre 2011 als Wissenschaftlicher Referent für Ostkirchenkunde am Konfessionskundlichen Institut in Bensheim tätig war, am Seminar für Ostkirchenkunde der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Seine Schwerpunkte sind »Orthodoxie und Ökumene«, die »Orthodoxen Kirchen Nordamerikas« und die »Katholischen Ostkirchen«. Die aus Drittmitteln finanzierte Stelle von Thöle ist befristet, eine Fortführung nicht intendiert. Über Thöle hinaus arbeitet an dem Seminar in Halle als wissenschaftliche Mitarbeiterin (auf einer halben Stelle) die orthodoxe Theologin Dr. Anna Briskina-Müller. Von dem Seminar für Ostkirchenkunde, das 1952 von Kurt Aland (1915–1994) und Konrad Onasch (1916–2007)2 als Institut für Konfessionskunde der Orthodoxen Kirchen gegründet und seit 1981 von Hermann Goltz (1946–2010) geleitet wurde, ist damit al­lein ein Lehrangebot im Bereich der Ostkirchenkunde übriggeblieben, das nach dem Ausscheiden von Reinhard Thöle, sofern es überhaupt aufrechterhalten werden kann, noch weiter reduziert werden wird. Hermann Goltz hingegen hatte sich durch seine wissenschaftlichen Studien3 wie auch sein politisches Engagement für die Armenische Apostolische Kirche einen Namen gemacht. Schon im Jahre 1982 kam es zur Gründung des Dr. Johannes-Lepsius Archivs, das sich seit 2011 in der internationalen Gedenk-, Forschungs- und Begegnungsstätte Lepsius-Haus in Potsdam befindet, das nach einer mehr als zehnjährigen politisch konfliktreichen Vorarbeit in diesem Jahr eröffnet werden konnte.4 Eine Frucht intensiver Be­mühungen war die im Jahre 2005 erfolgte Armenierresolution des Deutschen Bundestages »Erinnerung und Gedenken an die Vertreibung und Massaker an den Armeniern 1915«. In langjähriger Grundlagenforschung hat Hermann Goltz – gefördert von der DFG – die deutsche Übersetzung des gesamtem Hymnariums der Armenischen Apostolischen Kirche aus dem Altarmenischen erarbeitet.5 Ebenso leitete er – ebenfalls langfristig gefördert von der DFG – das Projekt einer ersten vollständigen Edition der kirchenslawischen Übersetzung des gesamten Corpus Areopagiticum.6

In mancher Hinsicht nicht unähnlich zu Halle verlief die Entwicklung an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg: Hier hat seit dem Wintersemester 2006/07 der orthodoxe Theo­loge Hacik Gazer eine Professur für Geschichte und Theologie des Christlichen Ostens inne. Abgesehen davon, dass der vormalige Lehrstuhl in eine W2-Professur mit einer erheblich schlechteren Ausstattung umgewandelt wurde und das Fach inzwischen nicht mehr an einer Theologischen Fakultät, sondern an einem Fachbereich Theologie angesiedelt ist, kann Gazer als orthodoxer Theologe armenischer Herkunft jene Tradition der Ostkirchenkunde nicht fortführen, die durch seine beiden Vorgänger geprägt wurde und die der vormaligen Fakultät in Erlangen ihr besonderes Profil verliehen hat. Denn sowohl Fairy von Lilienfeld (1917–2009), 1966 auf den neubegründeten Lehrstuhl aus Jena/Naumburg berufen, wie auch Karl Christian Felmy (geb. 1938), von 1985 bis 2003 Inhaber des Lehrstuhls, haben sich nicht nur durch ihre wissenschaftlichen Arbeiten den Ruf erworben, exzellente Kenner der Orthodoxie zu sein,7 sie haben zudem ihre wissenschaftliche Expertise in vielfa-cher Hinsicht in die Dialoge der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und des Lutherischen Weltbundes (LWB) mit orthodoxen Kirchen eingebracht. Der LWB entschied sich deshalb, sein finanziell gut ausgestattetes Dokumentationszentrum für die Dialoge mit den orthodoxen Kirchen in Erlangen anzugliedern. Auch die Lehre war entsprechend ökumenisch ausgerichtet; sie sollte evangelischen wie orthodoxen Studierenden die Möglichkeit einer historisch wie systematisch-theologisch reflektierten Begegnung mit der jeweils anderen Konfession geben. Im Ergebnis bildete sich ein weites Netzwerk mit Kontakten des Lehrstuhls in den gesamten osteuropäischen Raum hinein. Noch 1999 vermerkte der RGG-Artikel Erlangen, Universität: »Heute ist die Fakultät besonders durch ihre Sonderfächer definiert: Christliche Archäologie, Ge­schichte und Theologie des christlichen Ostens, Christliche Publizistik und Kirchenmusik.«8

Noch weitergehender als in Halle und Erlangen waren die Einschnitte in Marburg: Im Fachbereich Evangelische Theologie der Philipps-Universität lehrte von 1981 bis 2001 Wolfgang Hage (geb. 1935) als Professor für Kirchengeschichte mit dem Schwerpunkt Ostkirchengeschichte. Hage ist durch eine Reihe bedeutender his­torischer Arbeiten zum orientalischen Christentum hervorgetreten,9 war jedoch auch als Analyst der gegenwärtigen Situation der orientalischen Kirchen und damit auch der gesellschaftlichen wie politischen Rahmenbedingungen in den jeweiligen Ländern gefragt. Er führte die Marburger Tradition der Ostkirchenkunde von Ernst Benz (1907–1978),10 Peter Kawerau (1915–1988)11 und auch Friedrich Heiler (1892–1967)12 fort. Im Jahre 1961 war dort mit einem neuen Lehrstuhl das Seminar für Ostkirchengeschichte gegründet wor-den.13 Die Professur Kirchengeschichte mit dem Schwerpunkt Ost-kirchengeschichte wurde gleichwohl nicht aufrechterhalten. Karl Pinggéra, 2009 als Professor für »Kirchengeschichte« an die Fakultät berufen, bietet zwar, seinem eigenen Forschungsprofil entsprechend, weiterhin Lehrveranstaltungen im Bereich der Ostkirchenkunde an, bei einer Neubesetzung wäre jedoch ein Ausweis von Forschungen in ebendiesem Bereich kein notwendiges Kriterium mehr.

Vollständig beendet wurde die Tradition der Ostkirchenkunde an der Evangelischen Fakultät der Westfälischen-Wilhelms-Uni-versität Münster. Begründet worden war sie von Robert Stupperich (1904–2003),14 Peter Hauptmann (geb. 1928) führte sie weiter.15 Im Jahre 1957 war dort das Ostkircheninstitut gegründet worden, dessen Leiter Robert Stupperich bis zum Jahre 1976 war.16 Dort wurde von 1958 bis 2000 das renommierte Jahrbuch Kirche im Osten. Studien zur osteuropäischen Kirchengeschichte und Kirchenkunde mit einer eigenen Monographienreihe herausgegeben. Auch hatte mit Günther Schulz bis zum Jahr 2000 ein ausgewiesener Russlandexperte den Lehrstuhl inne. Über Drittmittelprojekte hat er das sogenannte »Landeskonzil« der Russischen Orthodoxen Kirche von 1917 quellenmäßig erschlossen, das in seiner historischen wie auch ge­genwärtigen Bedeutung für die Russische Orthodoxe Kirche kaum zu überschätzen ist.17 Die von Schulz edierten Konzilsakten haben entscheidend dazu beigetragen, dass die Aufarbeitung und auch Aneignung dieses sich modernen Fragestellungen öffnenden Konzils in der Russischen Orthodoxen Kirche beginnen konnte. Noch im Jahre 2002 vermerkt der RGG-Artikel Münster: »Besondere Einrichtungen wie […] das Ostkirchen-Institut […] brachten und bringen der Fakultät internationale Anerkennung«18; im Jahre 2008 wurde es geschlossen.19

An der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin konnte sich das Fach Konfessionskunde orthodoxer Kirchen gleich nach dem 2. Weltkrieg mit einem eigenen Lehrstuhl etablieren. Die in jeder Hinsicht nötig gewordene Neuordnung dieser Fakultät bescherte ihr in den Jahren 1946–1952 noch eine Phase »relativer Autonomie« gegenüber der entstehenden DDR.20 Neben der Doppelbesetzung der fünf Hauptdisziplinen konnten weitere Spezialfächer stellenmäßig im Lehrangebot verankert werden. Im Jahre 1946 wurde Fritz Lieb (1892–1970) aus Basel zum ordentlichen Professor für Osteuropäische Kirchenkunde ernannt. Diese Professur hat er bis 1949 zusammen mit einem Extraordinariat in Basel wahrgenommen, um dann ganz nach Basel zu wechseln. Lieb stammte aus der Schule des religiösen Sozialismus von Leonhard Ragaz. Im Jahre 1933 war ihm die Lehrbefugnis als außerordentlicher Professor für Dogmatik und Theologiegeschichte mit besonderer Berück-sichtigung der östlichen Kirchen in Bonn entzogen worden, wohin ihn Karl Barth 1931 geholt hatte. Seine umfangreichen, geradezu »slawophilen« Kenntnisse der russischen Geschichte und Kultur21 waren allerdings aufgrund ideologischer Vorgaben mit einer Blindheit gegenüber den diktatorischen Verhältnissen in der Sowjetunion gepaart. So erwartete er eine innere Erneuerung der Russischen Orthodoxen Kirche in Verbindung mit einem kulturtragenden Sowjet-Humanismus. Beide zusammen sollten Mo­tor der neuen Menschheit werden. Von diesem »sowjetophilen Ge­schichtsmythus«22 her wurde die gesamte vorrevolutionäre Ge­schichte der russischen Orthodoxie einem radikalen Verdikt unterworfen und die Verfolgungs- und Vernichtungspolitik Stalins als gerechte Strafe gedeutet.23

Es ist klar, dass eine solche Weltsicht im neuen politischen Um­feld willkommen war. Dies war jedoch nicht der beherrschende Beweggrund für die jetzt erfolgte Wahrnehmung der Konfessionskunde orthodoxer Kirchen durch eine eigenständige Professur. Denn im Jahre 1952 erhielt der aus Lettland stammende Referent der damaligen Berliner Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche in Deutschland, Kirchenrat Lic. Karl Rose, einen Lehrauftrag für Ostkirchenkunde. Im Jahre 1955 wurde er zum Direktor eines an der Theologischen Fakultät neu gegründeten Instituts für Ost- und Südslawische Religions- und Kirchenkunde ernannt sowie auf eine Professur für Ost- und Südslawische Religions- und Kirchenkunde berufen.24 Roses Verdienst war eine möglichst umfassende wis­-senschaftliche konfessionskundliche Behandlung der Orthodoxie in Lehre und Publikationen.25 Er wurde 1961 emeritiert, nahm aber bis zum Wintersemester 1967/68 weiterhin einen Lehrauftrag wahr.

Der Schüler Karl Roses, Hans-Dieter Döpmann (1929–2012), wurde nach seiner Habilitation im Jahre 1965 zum Dozenten für das Fachgebiet Kirchengeschichte unter besonderer Berücksichtigung der Geschichte und Theologie der orthodox-anatolischen Kirchen und 1966 zum Leiter der Abteilung für Kirchenkunde der Orthodoxie ernannt. 1970 erfolgte die Berufung zum außerordentlichen Professor, 1983 zum ordentlichen Professor für Kirchen­geschichte. Seine Schwerpunkte waren die Orthodoxen Kirchen Russlands und Bulgariens. Durch eine große Anzahl von Publikationen26 und seine Einbindung in die Dialogarbeit des Kirchenbundes der Evangelischen Kirchen in der DDR gelang es Döpmann, das Fach mit klarem wissenschaftlichen Profil fest an der Fakultät zu verankern, das er bis zu seiner Emeritierung 1994 und danach mit Lehrauftrag vertrat.

So war es auch nach der Friedlichen Revolution Anfang der 1990er Jahre im Prozess der sich neu konstituierenden Berliner Theologischen Fakultät unstrittig, dass das Fach Konfessionskunde mit dem Schwerpunkt Orthodoxe Kirchen mit einem eigenen Lehrstuhl im Seminar für Kirchengeschichte weitergeführt werden sollte. Dieser wurde 1996 mit Heinz Ohme (geb. 1950) neu besetzt. Der Schwerpunkt seiner Forschungen27 liegt in der Institutionen­thematik der Konziliengeschichte und des orthodoxen Kirchenrechtes. In diesem Rahmen wurde in den Jahren 2005 bis 2013 – gefördert von der DFG – die kritische Edition der Akten des für die orthodoxen Kirchen der byzantinischen Tradition grundlegenden Concilium Quinisextum (691/2) erstellt.28 Seit 2010 fördert die DFG das Projekt eines Russisch-Deutschen Theologischen Wörterbuches (s. u.).29 Die im Verlaufe des 20. Jh.s gewachsene schwerpunktmäßige Ausrichtung der Berliner konfessionskundlichen Arbeit auf die Russische Orthodoxe Kirche wurde im Rahmen einer im Jahre 2001 erstmals begründeten Partnerschaft der Berliner Fakultät mit der Orthodoxen Geisteswissenschaftlichen St. Tichon-Universität in Moskau in mehrfacher Hinsicht ausgebaut.30 In Anerkennung der seitdem geleisteten Arbeit wurde diese Partnerschaft im Jahre 2013 in eine Partnerschaft der Humboldt-Universität mit der St. Tichon-Universität überführt.

Seit dem Jahre 2003 werden in zweijährigem Turnus gemeinsame, siebentägige Studierendenkonferenzen abwechselnd in Mos­kau und Berlin durchgeführt, die durch ein Seminar vorbereitet werden. Zum vereinbarten Thema haben dazu die Studierenden beider Seiten jeweils drei Referate ausgearbeitet, die dann vorge­tragen und gemeinsam diskutiert werden. Im Jahre 2014 wird die VII. Studierendenkonferenz in Moskau stattfinden.

Ab 2006 wurden beim Diakonischen Werk der EKD zwei Jahresstipendien zur Verwaltung und Vergabe eingeworben. Diese Stipendien werden in viermonatige Einzelstipendien aufgeteilt, um für einen relativ kurzen Zeitraum möglichst vielen Lehrkräften, Aspiranten und auch Studierenden der St. Ti­chon-Universität die Möglichkeit zu geben, für konkrete wissenschaftliche Vorhaben und Projekte den internationalen Stand der theologischen Forschung zu berücksichtigen und mit den wissenschaftlichen Standards in Deutschland vertraut zu werden. So haben seit dem Jahre 2003 ca. 60 solcher Studienaufenthalte in Berlin stattgefunden. Sie haben nicht nur zum erfolgreichen Abschluss von Doktor-, Ma­-gister- und Diplomarbeiten beigetragen, sondern auch zu persönlichen und menschlichen Begegnungen zwischen evangelischen und orthodoxen Theologen und Theologinnen geführt, deren Be­deutung gar nicht hoch genug geschätzt werden kann.

Schließlich ist im Zusammenhang dieser Partnerschaft das Projekt eines Russisch-deutschen/Deutsch-russischen theologischen Wörterbuches entstanden. Es soll in seinem ersten Teil die theologische Lexik der russischen orthodoxen Tradition in Deutschland zugänglich machen, die in russisch-deutschen Wörterbüchern bisher nur unzureichend repräsentiert war; ein zweiter Teil soll dasselbe für die deutsche protestantische und römisch-katholische theologische Lexik in den russischen Sprachraum hinein leisten. Nach langjährigen Vorarbeiten in Zusammenarbeit dem Institut für Slawis­tik der Humboldt-Universität zu Berlin und in Kooperation mit Renate Belentschikow, Professorin am Institut für fremdsprachige Philologien der Otto von Guericke-Universität Magdeburg, wurde die Förderung des Projektes durch die DFG eingeworben, an dessen Realisierung seit 2010 sechs Mitarbeiter beteiligt sind.

Infolge von Sparmaßnahmen, die der Berliner Senat zum wie­derholten Mal nach der Wende der Humboldt-Universität auferlegte, »beschloss der Akademische Senat am 17. Februar 2004, die Theologische Fakultät in Berlin – verglichen mit anderen Theologischen Fakultäten in Deutschland – auf das unterste Niveau der Ausstattung mit Professuren zusammenzuschrumpfen. Ihr wurden zehn Lehrstühle in den Hauptdisziplinen mit der vagen Option auf einen elften religionswissenschaftlichen Lehrstuhl zu­gebilligt«. 31 Vier Lehrstühle wurden gestrichen. Dazu gehörte der Lehrstuhl für Konfessionskunde mit dem Schwerpunkt Orthodoxe Kirchen; er kann nach der Emeritierung des jetzigen Lehrstuhlinhabers am 30. September 2015 nicht wieder besetzt werden.

2. Perspektiven und Konsequenzen


Der Überblick hat gezeigt, dass das Fach Konfessionskunde orthodoxer Kirchen an evangelisch-theologischen Fakultäten in nur wenigen Jahren in erheblichem Maße reduziert worden ist, wobei die verbliebenen Stellen gefährdet oder in ihrem Umfang begrenzt worden sind. Die Gründe für eine solche Entwicklung sind viel-schichtig: Sie hängen zunächst mit der Situation der jeweiligen Fakultäten und Fachbereiche zusammen, die sich zu Einsparungen gezwungen sahen; weiterhin mit einem Fach, das im Vergleich zu den sogenannten »Kernfächern« einen für die theologische Forschung und Lehre scheinbar nur peripher relevanten Gegenstand behandelt; mit einer Ökumenischen Bewegung, die deutlich an Zugkraft verloren hat; mit dem Wandel der politischen Verhältnisse in Osteuropa, der – paradoxerweise – im Zuge der Öffnung der Grenzen zu einem nachlassenden Interesse an der Erforschung gerade dieses Raumes geführt hat. Eklatante Stellenreduktionen in den Osteuropawissenschaften geben ein beredtes Zeugnis davon. 32 Ist die Konfessionskunde orthodoxer Kirchen deshalb nicht isoliert von den gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen zu betrachten, so bleibt zu fragen, ob es nicht gleichwohl gute Gründe gibt, an diesem Fach festzuhalten. Denn wie der Überblick auch zeigt, waren und sind es gerade die Lehrstühle mit einem Schwerpunkt in der Ostkirchenkunde, die einer Fakultät bzw. einem Fachbereich ein besonderes Profil verleihen können, die für Internationalität stehen, die sich durch Interdisziplinarität (in Hinblick auf andere theologische wie wissenschaftliche Disziplinen) auszeichnen und Drittmittel einwerben. Auch werden in der Ostkirchenkunde als einem Fach, in dem neben der historischen und systematisch-theologischen Reflexion die Analyse der gegenwärtigen Situation der Kirchen eine gewichtige Rolle einnimmt, Themen von hoher ge­sellschaftlicher und politischer Relevanz behandelt.33

Angesichts der oben geschilderten Situation des Faches an den evangelisch-theologischen Fakultäten in Deutschland droht in absehbarer Zeit ein radikaler Kahlschlag für eine eigenständig be­triebene Konfessionskunde orthodoxer Kirchen. Es sei deshalb in diesem Zusammenhang daran erinnert, dass in der von Friedrich D. E. Schleiermacher (1768–1834) vorgelegten und für die gegenwärtige evangelische Theologie grundlegenden Theologiekonzeption das Fach von Anfang an im Blick gewesen ist.34 Dort wird bekanntlich zwischen Philosophischer, Historischer und Praktischer Theologie unterschieden. Der Historischen Theologie hatte Schleiermacher neben Exegese, Kirchengeschichte, Dogmatik und Ethik auch die von ihm sogenannte Statistik35 zugeordnet und diese eng mit der Dogmatik verbunden. Beide stehen unter der gemeinsamen Überschrift »Von der geschichtlichen Kenntnis des Christentums im gegenwärtigen Zustande«.36 Dabei habe die von ihm neu ins Leben gerufene theologische Disziplin der Statistik »die religiöse Entwicklung, die kirchliche Verfassung und die äußeren Verhältnisse der Kirche im gesamten Gebiet der Christenheit«37 vorzugsweise zu betrachten. Die Kenntnis des gegenwär­tigen Zustandes der Christenheit betrachtete Schleiermacher als »un­erläßliche Forderung an jeden evangelischen Theologen«.38 Mit diesem Konzept wurden neue Wege hin zu einer modernen Kirchen- und Konfessionskunde eingeschlagen, wurde doch so die ältere Isagogik als reine Auflistung der Lehren der Bekenntnisse und Bekenntnisschriften und die Polemik als Zusammenstellung strittiger Punkte zwischen den Konfessionen überwunden. Insofern Schleiermacher außer dem Alten Testament alle Disziplinen der Theologie in der Lehre vertrat, hat er gegen Ende seiner Lehrtätigkeit auch mehrfach »Statistik« angekündigt und gelesen.39 Da­bei hat er stets die »morgenländische Kirche« einer eingehenden Darstellung gewürdigt.40 Die Eigenständigkeit der einzelnen theologischen Disziplinen in der Konzeption Schleiermachers führte allerdings noch nicht zur konsequenten Einrichtung von Fachprofessuren, wie sie sich angesichts der zunehmenden Spezialisierung allgemein erst seit Ende des 19. Jh.s herausbildeten.

Für die Beibehaltung von Fachprofessuren auf dem Gebiet der Ostkirchenkunde sind dabei vor allem die folgenden, hier abschließend nur skizzenhaft dargelegten Gründe geltend zu machen.

2.1 Die gegenwärtige und historische Bedeutung

der orthodoxen Kirchen


Die Orthodoxie ist gegenwärtig nicht nur die drittgrößte christ­-liche Konfession in Deutschland, sondern sie ist durch die Erwei-terung der Europäischen Union nach Südosten als Volks- und Nationalkirche mehrerer Mitgliedstaaten direkter Teil des ge­mein­samen europäischen Raumes. Außerdem ist sie ein be­deutender Faktor im angelsächsischen Raum; zumal in den Vereinigten Staaten rekrutiert sie einen großen Teil ihrer Mitglieder (bei der russisch geprägten »Orthodoxen Kirche in Amerika« sind das nahezu 50 %) aus ehemaligen Angehörigen anderer Konfessionen.41 Mit dem »St. Vladimir’s Orthodox Theological Seminary« in New York verfügt sie über eine international anerkannte Forschungs- und Lehreinrichtung.42

Die Russische Orthodoxe Kirche als größte orthodoxe Kirche ist nach der schwersten Christenverfolgung der Kirchengeschichte erneut zu einer festen Größe der russischen Gesellschaft geworden und bestimmt wesentlich Kultur und Politik des größten östlichen Nachbarstaates der Europäischen Union mit. Die zunehmenden Christenverfolgungen in Asien und Afrika betreffen vorrangig seit ältester Zeit dort beheimatete autochthone, sogenannte »altorientalische« orthodoxe Kirchen. Sämtliche orthodoxe Kirchen verfügen über gänzlich andere Erfahrungen im Verhältnis von Kirche und Staat als die Kirchen des »Westens«; die meisten auch über andere Erfahrungen im Umgang mit dem Islam.

Sind die orthodoxen Kirchen damit an sich ein bedeutsamer Ge­genstand der theologischen Forschung, so haben sie auch die Kultur ihrer Länder und damit deren Begriffs- und Gedankenwelt wesentlich geprägt. Deren Erschließung kann nicht ohne die Kompetenz von Theologen erfolgen, die so wiederum einen Beitrag dazu leis­ten, gesellschaftlichem und politischem Handeln eine vernünftige Grundlage zu geben. Dies ist gerade angesichts der Tatsache festzustellen, dass die öffentliche Meinung in Deutschland über die orthodox geprägte Kultur oft von Unkenntnis und Vorurteilen ge­kennzeichnet ist. Namentlich kann die Ostkirchenkunde davor be­wahren, »die Orthodoxie« als einen homogenen Block wahrzunehmen. Sie ermöglicht einen differenzierten Blick, indem sie nicht nur die in der westlichen Öffentlichkeit zu­gänglichen Berichte und Beurteilungen wiederholt, sondern durch eigene Recherche und Kontakte das Spektrum für die Wahrnehmung kirchlicher und gesellschaftlicher Tendenzen entscheidend erweitert.

2.2 Die interkulturellen und interkonfessionellen Beziehungen zwischen Protestantismus und Orthodoxie


Die Ostkirchenkunde widmet sich nicht einer isolierten Betrachtung der orthodoxen Kirchen, sondern nimmt ihre vielfältigen Beziehungen zu anderen Kirchen und Konfessionen in Geschichte und Gegenwart in den Blick. Sie schafft damit ein Bewusstsein für das oft nicht wahrgenommene Faktum konfessioneller Interdependenz und zeigt Anknüpfungspunkte für das gegenwärtige Gespräch zwischen den Kirchen auf. So kann sie beispielsweise der Erschließung jener vorrevolutionären russisch-orthodoxen theologischen Tradition (»Historische Schule«, »Laientheologie«, russische Religionsphilosophie) dienen, die den Dialog mit der westlichen Tradition be­wusst gesucht hat und auf die heute gerne wieder zurückgegriffen wird.

Die Erforschung der interkonfessionellen Beziehungen ist zu­gleich in kultureller Hinsicht von Relevanz. Indem die Ostkirchenkunde beispielsweise die in Jahrhunderten gewachsenen wechselseitigen Einflüsse zwischen der deutschen protestantischen Tradition und der russischen Kultur zum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung erhebt, trägt sie zu einem anscheinend immer wieder erneuerungsbedürftigen Bewusstsein bei, dass der osteuropäische Kulturraum ein Bestandteil der gemeinsamen europäischen Kultur ist.

2.3 Katholizität


Für die evangelische Theologie als Ganze ist eine eigenständig betriebene Konfessionskunde orthodoxer Kirchen deshalb unverzichtbar, weil sie das theoretische Wissen, dass das Christentum in seinen Wurzeln eine östliche, ja orientalische Religion ist, zu einer lebendigen Erfahrung macht. Mitnichten handelt es sich hier also um eine – bei Bedarf auch verzichtbare – »Liebhaberei« einiger Spezialisten. Vielmehr weitet die Ostkirchenkunde den ökumenischen Horizont evangelischer Theologie. Sie lässt in der Auseinander­setzung mit der orthodoxen theologischen, liturgischen und geistlichen Tradition die theologischen Gegensätze innerhalb der abendländischen Kirchenspaltung in einem neuen Licht erscheinen. Sie führt über die Alternative »katholisch« – »protestantisch« hinaus und schützt vor Tendenzen konfessioneller Selbstabschließung, indem sie das reformatorische Erbe in seinem Anspruch auf »Katholizität« in der konkreten Begegnung mit der dritten großen christlichen Konfessionsfamilie einlöst. Man kann sie geradezu als »Begegnungswissenschaft« definieren. 43

2.4 Ökumene


Vor dem Hintergrund der Gefahr erlahmenden ökumenischen Engagements hätte die völlige Aufgabe konfessionskundlicher Kompetenz an evangelisch-theologischen Fakultäten fatale Konsequenzen. Denn die Ostkirchenkunde ist auskunftsfähig über die Gründe für das nachlassende ökumenische Interesse auf orthodoxer Seite. Sie kann dort vorhandene Vorbehalte historisch und theologisch einordnen und so auf evangelischer Seite zwischen den unergiebigen Extremen kritikloser Schwärmerei und ressentimentgeladener Ra­dikalkritik zu einer realistischen Einordnung der Orthodoxie hinführen. Sie kann auch neue Ansatzpunkte für die ökumenische Begegnung aufzeigen. Die akademische Theologie kann hier ein nüchterner Gesprächspartner im ökumenischen Dialog sein, wie an der fruchtbaren Kooperation der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität mit der St. Tichon-Universität deutlich wird. Gerade nach der politischen Öffnung am Ende des vergangenen Jahrhunderts bestehen hier neue Möglichkeiten der wissenschaftlichen Kooperation, die nicht ungenutzt bleiben dürfen.

Aus den genannten Gründen stellt sich unseres Erachtens für die nächsten Jahre die Aufgabe, die mit den in den vergangenen Jahren vollzogenen radikalen Reduzierungen und Streichungen von eigenständigen Lehrstühlen der Konfessionskunde orthodoxer Kirchen drohende völlige Aufgabe dieses Faches im Rahmen der evangelischen Theologie zu verhindern. An den evangelisch-theologischen Fakultäten in Deutschland sollte langfristig ein Minimum eigenständiger Lehrstühle dieses Faches gesichert werden. Die Tradition der altorientalischen orthodoxen Kirchen und der orthodoxen Kirchen byzantinischer Tradition wäre dabei eigenständig in den Blick zu nehmen.

Angesichts bereits seit Langem bestehender Schwerpunkte in Forschung und Lehre und etablierter Auslandskontakte bieten sich dafür folgende Standorte an: Nachdem sich an der Göttinger Universität in Fortführung der dort bereits vorhandenen orientalistischen Forschungen mit den vielfältigen Aktivitäten des jetzigen Lehrstuhlinhabers ein in Deutschland singuläres Zentrum für das Studium des christlichen Orients herausgebildet hat, sollte hier auch weiterhin die Erforschung der altorientalischen Kirchen gesichert werden. Insofern seit mehr als einem halben Jahrhundert an der Berliner Theologischen Fakultät das Fach schwerpunktmäßig in Richtung Russische Orthodoxe Kirche mit einer eigenständigen Professur betrieben wird und die Internationalität der Humboldt-Universität gemäß ihrem Leitbild nach Osteuropa und insbesondere nach Russland ausgerichtet ist, wäre hier dafür der richtige Ort.

Summary


In the past decade, there have been considerable cutbacks in a par-t­icular discipline of Protestant Theology, a discipline which up until recently has contributed to the unique profile of many de­partments of Pro­tes­tant Theology: Confessional Studies of Orthodox Churches. First, the paper takes stock of the current situation of the dis­cipline in Germany; it outlines the past and present locations of research and teaching on the subject of Orthodox Churches and its specific areas in the form of theses. Thereafter the most of important aspects are identified which from the perspective of the authors make necessary the preservation of the discipline. This includes concrete perspectives regard­ing the two locations in Germany where Confessional Studies of Orthodox Churches should be done in the future.

Fussnoten:

1) Vgl. dazu: http://www.uni-goettingen.de/de/56131.html.
2) Vgl. K. Onasch, Einführung in die Konfessionskunde der orthodoxen Kirchen, Berlin 1962; ders., Altrussische Heiligenleben, Berlin 1977; ders., Grundzüge der russischen Kirchengeschichte (KiG M1,3), Göttingen 1967; ders., Groß-Nowgorod: Aufstieg und Niedergang einer russischen Stadtrepublik, Wien u. a. 1969; ders., Die Ikonenmalerei: Grundzüge einer systematischen Darstellung, Leipzig 1968; ders., Dostojewski als Verführer: Christentum und Kunst in der Dichtung Dostojewski, Zürich 1961; ders., Der verschwiegene Christus: Versuch über die Poetisierung des Christentums in der Dichtung F. M. Dostojewskis, Berlin 1976; ders., Liturgie und Kunst der Ostkirche in Stichworten unter Berück­sichtigung der Alten Kirche; Leipzig 1981; ders., Die alternative Orthodoxie: Utopie und Wirklichkeit im russischen Laienchristentum des 19. und 20. Jahrhunderts (14 Essays), Paderborn u. a. 1993.
3) Vgl. H. Goltz, Akathistos. Hymnen der Ostkirche, Leipzig 1988; ders., Tausend Jahre Taufe Russlands. Russland in Europa, Leipzig 1993; ders., Alles von Zarin und Teufel. Europäische Russlandbilder aus vier Jahrhunderten. Die gesamten Rovinskij-Materialien für eine Russische Ikonographie I–II. Mit einem Vorwort von Fritz Pleitgen, Köln 2006; ders., Der gerettete Schatz der Armenier aus Kilikien, Wiesbaden 2000; s. auch Anm. 5 und das Werkverzeichnis in: A. Briskina-Müller u. a. (Hrsg.), LOGOS im DIALOGOS. Auf der Suche nach der Orthodoxie, Gedenkschrift für Hermann Goltz (1946–2010), Berlin 2011, 605–614.
4) Vgl. H. Goltz (Hrsg.), Deutschland, Armenien und die Türkei 1895–1925. Dokumente und Zeitschriften aus dem Dr. Johannes-Lepsius-Archiv an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg I–III, München 1998–2004.
5) Vgl. ders., Das armenische Hymnarium Scharaknotz, armenischer Text und dt. Übersetzung, übers. u. kommentiert von A. Drost-Abgarjan u. H. Goltz (Patrologia Orientalis), Rom 2013 (im Druck).
6) Das Corpus des Dionysios Areiopagites in der slavischen Übersetzung von Starec Isaija (14. Jh.) = Dionisij Areopagit v slavjanskom perevode starca Isaii (in Zusammenarbeit mit der Russischen Nationalbibliothek St. Petersburg) I–V, unter der Leitung v. H. Goltz u. G. M. Prochorov hrsg. v. S. Fahl u. a., Freiburg i. Br. 2010 ff.
7) Zu F. v. Lilienfeld vgl. z. B.: Dies., Glaube und Tat. Nikolai Leskow. Ein russischer Dichter christlicher Nächstenliebe, Berlin 1956; dies., Nil Sorskij und seine Schriften. Die Krise der Tradition im Russland Ivans III, Berlin 1963; dies., Russisch-orthodoxe Kirche, in: Konfessionskunde, hrsg. v. F. Heyer, Berlin u. a. 1977, 44–66; dies., Die Göttliche Liturgie des Hl. Johannes Chrysostomus mit den besonderen Gebeten der Basilius-Liturgie, Heft A, B, C (Einführung in den Gottesdienst der orthodoxen Kirche mit besonderer Berücksichtigung des eucharis­tischen Gottesdienstes) (Oikonomia 2), Erlangen 1979; dies., Spiritualität des frühen Wüstenmönchtums. Gesammelte Aufsätze 1962–1971, hrsg. v. R. Al­-b­recht u. F. Müller (Oikonomia 18), Erlangen 1983; dies., Das Herz zum Verstand neigen. Altrussische Heilige des Beginns, Freiburg i. Br. 1989; dies., Sophia, die Weisheit Gottes. Gesammelte Aufsätze 1983–1995 (Oikonomia 36), hrsg. v. K. Ch. Felmy u. a., Erlangen 1997 (a. a. O., 511–525: das gesamte Publikationsverzeichnis bis 1997). – Zu K. Ch. Felmy vgl. z. B.: Ders., Predigt im orthodoxen Russland. Untersuchungen zu Inhalt und Eigenart der russischen Predigt in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, Göttingen 1972; ders., Die Deutung der Göttlichen Liturgie in der russischen Theologie. Wege und Wandlungen russischer Liturgie-Auslegung, Berlin u. a. 1984; ders., Die orthodoxe Theologie der Gegenwart. Eine Einführung, Darmstadt 1990; ders., Vom urchristlichen Herrenmahl zur göttlichen Liturgie der orthodoxen Kirche. Ein historischer Kommentar (Oikonomia 39), Erlangen 2000; ders., Diskos. Glaube, Erfahrung und Kirche in der neueren orthodoxen Theologie. Gesammelte Aufsätze, hrsg. v. H. Ohme u. J. Schneider (Oikonomia 41), Erlangen 2003 (Schriftenverzeichnis: a. a. O., 348–361); ders., Das Buch der Christus-Ikonen, Freiburg u. a. 2004.
8) H. Chr. Brennecke, Art. Erlangen, Universität, in: 4RGG (1999), 1418–1420, hier 1419.
9) Vgl. W. Hage, Die syrisch-jakobitische Kirche in frühislamischer Zeit nach orientalischen Quellen, Wiesbaden 1966; ders., Untersuchungen zum Leben der Christen Zentralasiens im Mittelalter, Marburg 1970; ders., Das Christentum im frühen Mittelalter (476–1054). Vom Ende des weströmischen Reiches bis zum west-östlichen Schisma (Zugänge zur Kirchengeschichte 4), Göttingen 1993; ders., Das orientalische Christentum (Die Religionen der Menschheit 29/2), Stuttgart 2007.
10) Vgl. z. B.: E. Benz, Wittenberg und Byzanz. Zur Begegnung und Auseinandersetzung der Reformation und der östlich-orthodoxen Kirche, Marburg 1949; ders., Die Ostkirche im Lichte der protestantischen Geschichtsschreibung von der Reformation bis zur Gegenwart (Orbis academicus III/1), Freiburg u. a. 1952; ders., Russische Heiligenlegenden, Zürich 1953; ders., Geist und Leben der Ostkirche (Hamburg 1957) München 1988; ders., Die russische Kirche und das abendländische Christentum, München 1966.
11) Vgl. z. B.: P. Kawerau, Die Jakobitische Kirche im Zeitalter der Syrischen Renaissance, Berlin 1955; ders., Amerika und die orientalischen Kirchen (AKG 31), Berlin 1958; ders., Arabische Quellen zur Christianisierung Rußlands, Wiesbaden 1967; ders., Das Christentum des Ostens, Stuttgart u. a. 1972; ders., Christlich-arabische Chrestomathie aus historischen Schriftstellern des Mittelalters I–III, Louvain 1976–1977; ders., Ostkirchengeschichte I–III, Louvain 1982–1983; ders., Einführung in das Studium der Ostkirchengeschichte, Marburg 1984.
12) Vgl. z. B. F. Heiler, Urkirche und Ostkirche, München 1937; ders., Die Ostkirchen, München 1971; ders., Altkirchliche Autonomie und Päpstlicher Zentralismus, München 1941.
13) Vgl. H. Schneider, Art. Marburg, Universität, in: TRE 22 (1992), 68–75.
14) Vgl. z. B. R. Stupperich, Staatsgedanken und Religionspolitik Peters des Großen, Berlin 1934; ders., Die Anfänge der Bauernbefreiung in Russland, Berlin 1940.
15) Vgl. z. B.: P. Hauptmann, Die Katechismen der russisch-orthodoxen Kirche (KO.M 9), Göttingen 1971; ders. u. G. Stricker (Hrsg.), Die Orthodoxe Kirche in Rußland. Dokumente ihrer Geschichte (860–1980), Göttingen 1988; ders., Rußlands Altgläubige, Göttingen 2005.
16) Vgl. P. Hauptmann, 25 Jahre Ostkircheninstitut, in: KO 26 (1983), 180–191.
17) Vgl. G. Schulz, Das Landeskonzil der Orthodoxen Kirche in Rußland 1917/18: ein unbekanntes und ungenutztes Reformpotential; Archivbestände und Editionen, Struktur und Arbeitsweise, Einberufung und Verlauf, Verabschiedung der neuen Gemeindeordnung (KO.M 23), Göttingen 1995.
18) J. Kampmann, Art. Münster, in: 4RGG (2002), 1582–1584, hier 1584.
19) Die reichhaltigen Bibliotheksbestände sind nach der Auflösung des Instituts in die Bibliothek des Ökumenischen Instituts der Katholischen Fakultät der Universität Münster übergegangen.
20) Vgl. W. Krötke, Die Theologische Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin 1945–2010, in: H.-E. Tenorth (Hrsg.), Geschichte der Universität unter den Linden 1810–2010, Bd. 6: Selbstbehauptung einer Vision, Berlin 2010, 47–87, hier 47–51.
21) Vgl. F. Lieb, Das westeuropäische Geistesleben im Urteile russischer Religionsphilosophie, Tübingen 1929; ders., Die Selbsterfassung des russischen Menschen im Werke Dostojewskijs und Solowjews, Berlin 1947; ders., Sophia und Historie: Aufsätze zur östlichen und westlichen Geistes- und Theologiegeschichte, hrsg. v. M. Rohkrämer, Zürich 1962.
22) Vgl. E. Benz, Die Ostkirche im Licht des sowjetophilen Geschichtsmythus. Fritz Lieb, in: Ders., Die Ostkirche im Lichte der protestantischen Geschichtsschreibung von der Reformation bis zur Gegenwart, Freiburg u. a. 1952, 351–362.
23) Vgl. F. Lieb, Rußland unterwegs: Der russische Mensch zwischen Chris­tentum und Kommunismus, Bern 1945; ders., Das Evangelium und der revolutionäre Marxismus. Die Kirche angesichts der Diktatur des Proletariats, in: Neue Wege – Zeitschrift des religiösen Sozialismus 42 (1948), 413–418.456–457.526–533.578–587; ders., Wir Christen und der Kommunismus, München 1952.
24) Vgl. H.-D. Döpmann, Die Geschichte des Spezialfaches Kirchenkunde der Orthodoxie, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Humboldt-Universität zu Berlin 34 (1985), 574–576.
25) Vgl. K. Rose, Die Patriarchen Tichon, Sergius und Alexius. Die hochheiligen Patriarchen von Moskau und ganz Rußland, in: G. Gloede (Hrsg.), Ökumenische Profile, Bd. 1, Stuttgart 1961, 332–346; ders., Predigt der russischen Kirche. Wesen – Gestalt – Geschichte, Berlin 1952; ders., Grund und Quellort des russischen Geisteslebens. Von Skythien bis zur Kiewer Rus', Berlin 1965; ders., Christ ist erstanden, Berlin 1965.
26) Vgl. z. B.: H.-D. Döpmann, Das Staats- und Gesellschaftsdenken bei Josif Volockij und Nils Sorskij und ihr Einfluß auf die Entwicklung der moskovitischen Staatsidee, Berlin 1967; ders., Das alte Bulgarien. Ein kulturgeschichtlicher Abriß bis zum Ende der Türkenherrschaft im Jahre 1878, Leipzig 1973; ders., Die Russische Orthodoxe Kirche in Geschichte und Gegenwart, Berlin u. a. 21981; ders., Die Ostkirchen vom Bilderstreit bis zur Kirchenspaltung von 1054 (KiE I/8), Leipzig 1990; ders., Die orthodoxen Kirchen, Berlin 1991.
27) Vgl. z. B.: H. Ohme, Das Concilium Quinisextum und seine Bischofsliste (AKG 56), Berlin u. a. 1990; ders., Zur Diskussion um das kanonische Recht in der neueren orthodoxen Theologie, in: Kerygma und Dogma 37 (1991), 227–256; ders., Kanon ekklesiastikos. Die Bedeutung des altkirchlichen Kanonbegriffes (AKG 67), Berlin u. a. 1998; ders., Art. Kirchenrecht, in: RAC 20 (2005), 1099–1139; ders., Concilium Quinisextum. Das Konzil Quinisextum. Griechisch-Deutsch. Übersetzung und Einleitung (Fontes Christiani 82), Turnhout 2006; ders., Sources of the Greek Canon Law to the Quinisext Council (691/2): Councils and Church Fathers, in: History of Medieval Canon Law. The History of Byzantine and Eastern Canon Law to 1500, hrsg. v. W. Hartmann u. K. Pennington, Washington 2012, 24–114.
28) H. Ohme (Hrsg.), Concilium Constantinopolitanum a. 691/2 in Trullo habitum. Concilium Quinisextum (ACO ser.II 2,4), Berlin u. a. 2013.
29) Von 1995 bis 2008 war Ohme Mitglied in der Dialogkommission der EKD für den theologischen Dialog mit der Rumänischen Orthodoxen Kirche, von 2000 bis 2006 Moderator des Facharbeitskreises Orthodoxe Kirchen der EKD. Im Jahre 2001 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der Gesellschaft für das Studium des Christlichen Ostens (GSCO) als Arbeitsgemeinschaft deutschsprachiger römisch-katholischer und evangelischer Ostkirchenkundler sowie orthodoxer Theologen. Seit 2010 ist er Vorsitzender der GSCO.
30) Vgl. H. Ohme, Die Bedeutung der Partnerschaft zwischen der Orthodoxen Geisteswissenschaftlichen St. Tichon-Universität/Moskau und der Theologischen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin für die Beziehungen zwischen Russischer Orthodoxer Kirche und Evangelischer Kirche in Deutschland, in: A. Briskina-Müller u. J. Schneider (Hrsg.), Orthodoxie und Reformation – mehr als ein 50-jähriger Dialog, Berlin 2011, 105–111.
31) W. Krötke, Theologische Fakultät der Humboldt-Universität, 83.
32) Vgl. Ch. Barnickel u. T. Beichelt, Netzwerke, Cluster, Einzelkämpfer. Universitäre Osteuropaforschung in Deutschland, in: Osteuropa 61 (2011/7), 25–43.
33) In diesem Sinne ist Reinhard Veser zuzustimmen, der einen den gegenwärtigen Stand der Osteuropaforschung bilanzierenden Artikel mit den Worten schließt: »Die Frage ist nicht, ob sich Deutschland weiter Universitäts- und Forschungsinstitute leisten kann, die sich wissenschaftlich mit Ostmitteleuropa und dem postsowjetischen Raum befassen, sondern ob es sich leisten kann, gesellschaftliche und politische Entwicklungen in diesem Raum nicht mehr zu verstehen« (ders., Mutwillige Vernachlässigung. Deutschland verliert seine Osteuropakompetenz, in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 57 [8. März 2013], 10).
34) Vgl. F. D. E. Schleiermacher, Kurze Darstellung des theologischen Studiums zum Behuf einleitender Vorlesungen (KGA I/6), Berlin 1811, 243–315; ders., Kurze Darstellung des theologischen Studiums zum Behuf einleitender Vorlesungen. Zweite umgearbeitet Ausgabe (KGA I/6), Berlin 1830, 317–446. Im Folgenden abgekürzt KD.
35) Im Unterschied zur heutigen Verwendung meint der Begriff in seiner Grundbedeutung die Staatenkunde als Beschreibung der inneren und äußeren Verhältnisse der Staaten. In diesem Sinne wandte Schleiermacher den Begriff nun auf das Gebiet der Religion an.
36) KD 1811, § 43 (KGA I/6, 294). Vgl. auch S. Gerber, Schleiermacher und die Kirchenkunde des 19. Jahrhunderts, in: Zeitschrift für neuere Theologiegeschichte 11 (2004), 183–214.
37) KD 1811, § 43 (KGA I/6, 294).
38) KD 1830, § 244 (KGA I/6, 411).
39) Im Wintersemester 1826/27, Sommersemester 1827 (hier unter der Bezeichnung »Kirchliche Geographie und Statistik«) und im Wintersemester 1833/34. Vgl. S. Gerber (Hrsg.), F. D. E. Schleiermacher, Vorlesungen über die kirchliche Geographie und Statistik (KGA II/16), Berlin u. a. 2005. Warum er mit dieser von ihm für so wichtig erachteten Disziplin so lange wartete, bleibt unklar. Eine Rolle spielte dabei sicher, dass er sich das hierfür nötige Material erst mühsam aus den Arbeiten anderer erarbeiten musste. Vgl. S. Gerber, Einleitung, a. a. O., XIX.
40) Vgl. S. Gerber, Einleitung, 3–9.30–50.204–244.476–492.
41) Vgl. dazu A. D. Krindatch, The Orthodox Church Today. A National Study of Parishioners and the Realities of Orthodox Church Parish Life in the USA, Berkeley 2006.
42) Vgl. http://www.svots.edu.
43) Vgl. dazu: K. Pinggéra, Konfessionskunde als Begegnungswissenschaft, in: MD 64 (2013), 9–12.