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Ausgabe:

Juli/August/2013

Spalte:

883

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Thiede, Werner

Titel/Untertitel:

Mythos Mobilfunk. Kritik der strahlenden Vernunft.

Verlag:

München: oekom verlag 2012. 299 S. Kart. EUR 19,95. ISBN 978-3-86581-404-3.

Rezensent:

Ch. G.

Werner Thiede, der systematisch durch Beiträge zu neuen religiösen Formen ausgewiesen ist, geht es in dieser Streitschrift um »Aufklärung der ›strahlenden‹ Vernunft«, um »Befreiung aus ihrer selbst verschuldeten Unmündigkeit« (7).
Konkret rekonstruiert der Vf. im ersten Teil den Mobilfunk (und das Internet) als »Mythos«, und zwar in seiner »mystischen«, »kosmologischen«, »gesellschaftlichen« und »psychologischen« Funktion. Der zweite Teil versucht in derselben Vierergliederung, die »notwendige Entmythologisierung« zu leisten (127). Dabei weist der Vf. unter Bezug auf unterschiedlichste Quellen – angefangen von Internet-Beiträgen über amtliche Berichte und SPIEGEL-Artikel bis hin zu wissenschaftlichen Expertisen – auf gesundheitliche Gefährdungen unterschiedlicher Art – nicht nur für Menschen – hin. Die gegenwärtig herrschende Gleichgültigkeit diesen Risiken gegenüber und deren ökonomisch forcierte Ausblendung stellt er in einen weitreichenden kultur- und zivilisationskritischen Kontext. Theologisch gewinnt hier u. a. das Sünden-Konzept Aktualität, philosophisch beruft sich der Vf. beispielsweise nachdrück­lich auf Autoren wie Martin Heidegger, Gernot Böhme oder auch Hartmut von Hentig.
Auf jeden Fall macht die ungeklärte Frage der gesundheitlichen Folgen mobiler Kommunikation nachdenklich. Mit den zivilisations- und kulturkritischen Deutungen wirft die Schrift umfassende Fragen auf, die gewiss noch genauer zu verfolgen sind.