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Ausgabe:

April/1996

Spalte:

400 f

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Fliegende Blätter aus dem Rauhen Hause zu Horn bei Hamburg. Hrsg. von J. H. Wichern. Serie 1–7 (1844–1850). Reprintausg. hrsg. vom Diakonischen Werk der EKD.

Verlag:

verbum: Berlin 1994. 8o. Kart. je DM 54,­. ISBN 3-928918-13-3.

Rezensent:

Christian Grethlein

Das Diakonische Werk der EKD plant eine Reprintausgabe der von Johann Wichern hg. "Fliegenden Blätter", die vom ersten Erscheinen 1844/45 bis zum 33. Jahrgang 1876, also dem letzten von Wichern als alleinigem Hg. verantworteten, reicht. Dem Rez. lagen die ersten fünf Bände dieser Ausgabe vor, die die "Fliegenden Blätter" von 1844 bis 1850 umfaßt.

Die vielfältige Zielsetzung der "Fliegenden Blätter", wie sie Wichern im Vorwort zur zweiten Nummer formulierte, machen die Lektüre zu einer in mehrfacher Hinsicht spannenden Angelegenheit. Der an der Geschichte der Diakonie Interessierte erfährt in den Rubriken, die sich an die früheren Zöglinge und die Brüder richten, viel über die Interna des Rauhen Hauses. Dazu kommen zahllose kurze Berichte über Einrichtungen der inneren Mission, wie Rettungshäuser, verschiedenste Vereine, Kindereinrichtungen u. ä. Hier findet auch der religionspädagogisch Arbeitende manch interessante Nachricht etwa zu Sonntagsschulen, Kinderbewahranstalten u.ä. Kirchengeschichtlich ist auf die Berichte über "Kirchliche und Soziale Nothstände" hinzuweisen. Dabei beeindruckt auch den heutigen Leser der von Beginn der "Fliegenden Blätter" an unübersehbare internationale Zuschnitt, der sich in Berichten über diakonische Aktivitäten in den verschiedensten Ländern und Erdteilen äußert. Im Vorwort zum ersten Band wird deshalb zu Recht auf den hohen historischen Wert der "Fliegenden Blätter" hingewiesen, "weil sie eine Fülle von Tatsachenmaterial über die historisch-politischen, die geistigen und die sozialen, die kirchlichen und die diakonischen, ja auch bestimmte ökumenische Gegebenheiten und Zusammenhänge darbieten." Systematisch-theologisch aufschlußreich für die Theologiegeschichte und besonders die Ekklesiologie des 19. Jh.s sind verschiedene Reden, die in den "Fliegenden Blättern" abgedruckt sind.

Da die "Fliegenden Blätter" nur noch in wenigen Bibliotheken vollständig vorhanden und hier meist nur wenigen Spezialisten zugänglich sind, ist ihre Veröffentlichung als Reprint sehr zu begrüßen. Gespannt ist man auf den angekündigten Begleitband, der Beiträge zu Einzelthemen aus der Geschichte der inneren Mission, Sozial- und Kirchengeschichte umfassen soll, wie sie sich aus dem Material der "Fliegenden Blätter" ergeben.