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Ausgabe:

Juli/August/2013

Spalte:

892–904

Kategorie:

Literatur- und Forschungsberichte

Autor/Hrsg.:

Jörg Frey

Titel/Untertitel:

Der »Neue Wettstein« auf der Zielgeraden
Reflexionen zu religionsgeschichtlicher Arbeit und ihren Hilfsmitteln

Der »Neue Wettstein« (NW) biegt auf die Zielgerade ein.1 Das ist be­merkenswert, denn dieses Werk ist eines jener geisteswissenschaftlichen Langzeitprojekte, wie sie in der kurzatmigen, von Effizienzkriterien und controlling geprägten Forschungsförderungslandschaft der Gegenwart ungern gesehen und oft als Auslaufmodell betrachtet werden. Der durch die energische Projektorganisation von Udo Schnelle in Halle und durch den langjährigen Einsatz kompetenter Mitarbeiter (vor allem Gerald Seelig, Manfred Lang und Michael Labahn) erreichte Erfolg ist hoch zu würdigen und zeigt zugleich, dass der Trend zur blinden Ökonomisierung für die Geisteswissenschaften unangemessen und schädlich ist, zu­mal solche Langzeitprojekte an einem Ort zur lokalen Profilbildung beitragen und viele weitere Früchte zeitigen, in begleitenden Qualifikationsarbeiten und im Kompetenzstand der hier einbezogenen Nachwuchswissenschaftler. Mit dem NW kommt ein seit fast 100 Jahren konzipiertes Projekt nun nach gut 25 Jahren intensiver Arbeit in die letzte Phase. Die Bearbeitung der Synoptiker und der Acta bildet die letzte große Etappe. Nach dem 2008 erschienenen Markus-Band ist auch die Bearbeitung zu Matthäus im Druck, das lukanische Werk soll den krönenden Abschluss bilden, wenngleich auch dies noch einmal einige Jahre dauern wird. Doch lässt sich eine vorläufige Bilanz ziehen, mehr mit Blick auf das Ganze der religionsgeschichtlichen Arbeit als auf die Details der Einzeltexte und ihrer Bearbeitung.

»Wettstein« – dieser Name steht für den großen schweize-rischen, aber zuletzt in Amsterdam wirkenden Gelehrten Johann Jakob Wettstein, der 1751/2 mit seinem »Novum Testamentum Graecum«2 nicht nur eine textkritische Rekonstruktion des griechischen Neuen Testaments, sondern zugleich einen Kommentar mit der Ansammlung von über 30.000 Parallelstellen aus der griechisch-römischen Literatur, der Patristik und den Rabbinica vorlegte. Die immense Gelehrsamkeit, angeeignet in Zeiten ohne Datenbanken und elektronische Hilfsmittel, nötigt heute zu desto größerer Hochachtung. Freilich ist der Wettstein, ganz in Latein geschrieben und ohne Übersetzung der zum Teil umfangreichen griechischen Zitate, heute kaum mehr benutzbar – nicht nur wegen der bei heutigen Forschenden und erst recht bei Studierenden weithin fehlenden philologischen Kompetenz, sondern auch, weil die von Wettstein benutzten Ausgaben praktisch nicht mehr verfügbar und fast durchgehend durch neuere, verbesserte Editionen der Texte ersetzt sind. Ganz abgesehen davon hat seit Mitte des 18. Jh.s die Zahl der verfügbaren Quellen enorm zugenommen, nicht nur durch ganz neu erschlossene Corpora, die die Forschung in Schüben inspirierten, wie die Mandaica, die Qumran-Funde oder die Nag-Hammadi Texte, sondern auch durch eine Vielzahl von Einzelschriften, angefangen beim Henochbuch zu Anfang des 19. Jh.s bis zum zuletzt bekannt gewordenen Judasevangelium. All dies hat die Arbeit der neutestamentlichen Zeit-, Begriffs- und Motivgeschichte und die Suche nach den angemessenen religionsgeschichtlichen ›Hintergründen‹ oder Kontexten der neutestamentlichen Texte, als deren ›Vater‹ Wettstein in gewisser Weise gelten kann,3 enorm komplex und vielschichtig werden lassen. So impliziert das Projekt des NW zugleich eine Reflexion der Irrungen und Wirrungen der neutestamentlichen Forschungsgeschichte und der Rahmenbedingungen einer angemessenen religionsgeschicht­lichen Kontextualisierung der neutestamentlichen Texte, die der langjährige, leider viel zu früh verstorbene Mitarbeiter an dem Hallenser Projekt, Gerald Seelig, in seiner Dissertation präsentiert hat.4 Seelig bietet darin nicht nur eine sorgfältige Analyse von Wettsteins Werk und Methode (23–121), sondern beschreibt auch die auf den Leipziger Neutestamentler Georg Heinrici (1844–1915) zurückgehenden Versuche, die Wettsteinsche Sammlung als »Corpus Hellenisticum« zum Neuen Testament zu aktualisieren (122–131). Der instruktive Vergleich der dogmatischen und methodologischen Vorgaben der Vertreter der Religionsgeschichtlichen Schule auf der einen und von Heinrici auf der anderen Seite zeigt, dass in diesem Projekt ein alternativer (und aus heutiger Sicht deutlich sachgemäßerer) Ansatz angelegt war. Dieser verzichtet in der An­führung von Parallelen darauf, die neutestamentlichen Vorstellungen stets aus diesen Parallelen ›genealogisch‹ zu erklären, und zielt interpretatorisch darauf, die Texte selbst durch eine angemessene Kontextualisierung in ihrem Sachgehalt und ihrer Aussage-intention besser zu verstehen.

Seelig hat dieses methodologische Programm auch in seiner Einführung zum NW skizziert:5 Grundsätzlich ist zwischen dem Textvergleich und seiner Auswertung zu unterscheiden. Bei jedem Vergleich ist näher zu erläutern, in welcher Hinsicht Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten vorliegen. Dabei sind die literarische Form, der weitere Zusammenhang sowie die Stellung des Sachverhalts im Denken des jeweiligen Autors mit einzubeziehen. Erst dann lassen sich die Bezüge versuchsweise erklären. Dabei sind nicht nur ge­-nealogische Beziehungen, sondern auch Analogien interessant. Es muss also auch bei Ähnlichkeiten nicht immer eine genealogische ›Abhängigkeit‹ postuliert werden, wie das in der Forschung insbesondere der Religionsgeschichtlichen Schule üblich war, und vorliegende Analogien lassen sich auf unterschiedliche Weise erklären. Dieses Programm bietet in seinem Verzicht auf die verengte Frage nach ›Abhängigkeiten‹ und in seiner Freiheit von vorgegebenen hermeneutischen Konstruktionen eine bessere Voraussetzung, Texte auf dem Hintergrund (oder besser inmitten) ihrer pluralen Kontexte zu verstehen. Dass dabei sachlich keine Beschränkung auf die Texte des ›Hellenismus‹ möglich ist, versteht sich von selbst – was dies für das Projekt einer auf diesen spezifischen Textbereich fokussierten Quellensammlung und deren Benutzung wie auch für die religionsgeschichtliche Arbeit im Ganzen bedeutet, bedarf allerdings der Reflexion.

1. Die Programmatik und die Auswahlprinzipien des »Neuen Wettstein« und ihre ›Entwicklung‹


Dass die immense Materialsammlung des Wettstein heute längst nicht mehr verwendbar ist und dass eine adäquate Sammlung sprachlicher und religionsgeschichtlicher Materialien zum Neuen Testament, vor allem aus der griechisch-römischen Welt, sonst fehlt, hat vor fast 100 Jahren bereits zu den Plänen einer Neubearbeitung des Wettstein geführt. Die Anläufe eines neuen und möglichst vollständigen Corpus Hellenisticum zum Neuen Testament gehen auf Georg Heinrici und bis zum Jahr 1914 zurück.6 Das Projekt schloss in seiner frühen Phase Gelehrte wie Adolf Deißmann, Hans Lietzmann, Ernst von Dobschütz und Hans Windisch, aber auch Walter Bauer und Wilhelm Heitmüller ein, und die Forschungsarbeit strahlte (und wanderte, infolge der Umstände der Zeit) in Teilen nach Uppsala (Anton Fridrichsen), Utrecht (Willem Cornelis van Unnik) und Chicago (Hans-Dieter Betz) aus und hatte an all diesen Orten eine breite und fruchtbare Wirkung auf die neutestamentliche Forschung. Dies betraf vor allem den pagan-hellenistischen Teil, während der jüdisch-hellenistische Textbereich in der DDR-Zeit in Halle unter Gerhard Delling und Nikolaus Walter weiterbearbeitet wurde. Aus diesem Zweig ist in den letzten 10 bis 15 Jahren unter Karl-Wilhelm Niebuhr in Jena das Projekt des ›Corpus Judaeo-Hellenisticum Novi Testamenti‹ (CJHNT) entwi-ckelt worden, das konzentriert die hellenistisch-jüdischen Texte (LXX, Philo, Josephus, griechische Apokryphen und Pseudepigraphen und hellenistisch-jüdische Inschriften) sichten und sammeln soll, um so – mit knappen Erläuterungen der Bezüge – den Beitrag des hellenistischen Judentums zur Entwicklung der Sprache und Vorstellungswelt der neutestamentlichen Texte herauszuarbeiten und in Faszikeln kompendienhaft bereitzustellen.7

Die Differenz zwischen beiden Projekten besteht zum einen in der schon in den 1930er-Jahren vorgenommenen ›Aufteilung‹ der Textbereiche zwischen der paganen griechisch-römischen Welt einerseits (Corpus Hellenisticum) und dem hellenistischen Ju­dentum (CJHNT) andererseits – eine Aufteilung, die sachlich nicht unproblematisch ist und vor allem in den letzten Bänden des NW durch die stärkere Einbeziehung z. B. von Texten Philos immer weniger konsequent durchgehalten wird. Zum anderen besteht ein wesentlicher Unterschied darin, dass der NW (anders als die vielen aus dem Projekt hervorgegangenen Monographien und Aufsätze) auf eine präzisere Bestimmung der jeweiligen Bezüge zwischen den gebotenen Paralleltexten und dem neutestamentlichen Text verzichtet, während das CJHNT diese unter seinem bestimmten Frageinteresse zu explizieren beabsichtigt. Im Folgenden soll der Blick auf Konzept, Entwicklung und Präsentation des NW gerichtet werden, wobei die Anlage und Durchführung anderer religionsgeschichtlicher Parallelprojekte stets mit vor Augen steht.

Der NW unterscheidet sich vom ›alten‹ Wettstein zunächst darin, dass er keine neutestamentliche Textausgabe mehr ist. Solche liegen heute in unterschiedlicher Gestalt vor, und die Textforschung wird in eigenen Projekten (so in Münster mit der Editio Critica Maior) weiterentwickelt. Die Pionierarbeit Wettsteins auf diesem Feld, in der Infragestellung des damals noch führenden textus receptus, ist hoch zu würdigen, doch die heutigen Desiderate sind andere. Die Neubearbeitung dreht sich daher allein um den ›Kommentar‹, der beim ›alten‹ Wettstein in kurzen lateinischen Hinweisen und dann einer Fülle von griechischen und lateinischen Textzitaten bestand – die rabbinischen Texte wurden (gemäß der Sprache des Wettstein) in lateinischer Übersetzung geboten.

Der NW ist somit ausschließlich Parallelen-Sammlung (fokussiert auf ein bestimmtes, relativ weites Quellensegment). Die Sammlung von Parallelen wurde in der Zeit nach Wettstein insbesondere in der Religionsgeschichtlichen Schule betrieben und seitdem mit dem stetigen Anwachsen des Quellenmaterials aus immer neuen Bereichen fortgesetzt. Ein solches auf ›Wissensvermehrung‹ und Vollständigkeit angelegtes Unterfangen ist in einer Zeit, in der Texte in großen Datenbanken wie dem TLG elektronisch zugänglich sind und durchsucht werden können, immer weniger sinnvoll. Die »Gigantomanie«8 früherer Projektphasen war nicht zuletzt ein Grund dafür, dass die Arbeit am Corpus Hellenisticum nicht zum Abschluss kommen konnte. Hinzu kommt der seit Samuel Sandmel sprichwörtliche Vorwurf der »Parallelomanie«,9 der vor allem auf die (auch in Kommentaren oft gespiegelte) Fehlauffassung zielt, mit der bloßen Anführung von Parallelen sei schon etwas erklärt. Demgegenüber wird heute immer deutlicher, dass nicht das Sammeln an sich, sondern das verständige Sichten und die kompetente Reduktion und Ordnung des Materials (nach gewissen, offenzulegenden Grundsätzen) notwendig ist, während die Materialfülle an sich nur dem ›Störungsrauschen‹ im Rundfunk gleicht und für die Forschung wenig fruchtbar und für die Lehre völlig un­brauchbar ist. Es kommt also alles auf die Auswahl und die dafür zugrunde gelegten Prinzipien und Kriterien an. Wie geht der NW hier vor? Und wie stellt sich dies in ausgewählten Kapiteln dar?

Der NW führt zunächst die Parallelen in deutscher Übersetzung (mit kurzen originalsprachlichen Zitaten) an, und er bietet sehr sachgemäß größere Textstücke als der ›alte‹ Wettstein, so dass der Kontext der jeweils relevanten Phrase besser zu erkennen ist. Dieser ist zugleich, soweit erforderlich, in knappster Form vorab erläutert, so dass den Benutzern die Einordnung der jeweiligen Texte möglich ist. Dazu und zum Auffinden der aktuellen Editionen hilft auch das am Ende (zunächst von NW II/2, 1673–1771) beigefügte und dann in den später erschienenen Bänden (erst NW I/2, 863–899, dann NW I/1, 777–800) jeweils ergänzte Verzeichnis der griechischen und lateinischen Autoren und Werke sowie der Abkürzun gen, dessen Benutzung in der Zerstückelung allerdings etwas mühsam ist.

Die eigentliche Schwierigkeit eines solchen Werks, das ja auf einen gigantischen Quellenbestand rekurriert, besteht in der Aus-wahl der relevanten Texte. Hier gibt es natürlich nicht ›richtig‹ oder ›falsch‹, vielmehr sind Entscheidungen zu treffen, die dann entweder konsequent durchgehalten oder – wie im vorliegenden Fall – im Lauf der Projektarbeit begründet modifiziert werden können. Nicht zuletzt ist mit gewissen ›Zufälligkeiten‹ zu rechnen, zu denen auch der Bestand der im ›alten‹ Wettstein aufgeführten Texte zählt. Die Prinzipien für die Neugestaltung wurden in der Einführung zu den 1996 erschienenen, noch unter der Ägide von Georg Strecker geplanten Bänden II/1–2 erläutert, die den 2. Band des ›alten‹ Wettstein, d. h. die Texte von Röm bis Apk, abdecken.10

Klar war seit Beginn des Corpus Hellenisticum-Projekts, dass die von Wettstein noch berücksichtigten rabbinischen Belege ausgeschlossen bleiben sollten (zumal seit den 1920er-Jahren die Textsammlung von Billerbeck vorlag); dasselbe musste für die Qumran-Schriften gelten, deren Publikation ja auch erst ab 1990 Fahrt aufnahm und erst in den letzten Jahren abgeschlossen wurde. Vielmehr sollten »Griechentum und Hellenismus«, d. h. die archaische und klassische Epoche und dann die hellenistische Epoche (von Alexander bis zum Beginn der römischen Zeit 30 v. Chr.) der griechischen Geschichte berücksichtigt werden. Da der »Hellenismus« als »zivilisatorische(r) Prozess« (H.-J. Gehrke) sich in der römischen Kaiserzeit fortsetzt, wird auch die griechische und lateinische kaiserzeitliche Literatur einbezogen.11 Damit nicht genug, will der NW auch »die im Original in Griechisch verfassten jüdischen Schriften« berücksichtigen,12 dazu auch 1Makk sowie Sir mit seiner Übersetzung. D. h. die Grenze zwischen pagan- und jüdisch-hellenistischen Texten wird hier nicht gezogen, was dann freilich bei einzelnen Schriften angesichts der Überlieferungslage schwer be­gründbare Entscheidungen erfordert. Dass die Apokalypsen der hellenistisch-römischen Zeit (außer den Oracula Sibyllina) nur unter Vorbehalt berücksichtigt werden sollten, entspricht noch dem von Georg Strecker13 vertretenen, mittlerweile deutlich veralteten Verständnis der Apokalyptik als einer wesentlich in Abschottung gegenüber dem Hellenismus gründenden Bewegung.14 Hier ist die neuere Forschung, die vor allem aufgrund der Qumran-Funde die Ursprünge der Apokalyptik im deutlich vormakkabäischen Wächterbuch sieht,15 zu anderen Schlüssen gelangt: Zwischen dem Wächtermythos 1Hen 6–8 oder auch der Vorstellung von den Seelenkammern 1Hen 22 und griechischer Mythologie bestehen größere Analogien, so dass die genannte Abgrenzung bzw. ihre Be­gründung problematisch ist.

Was soll aus dieser gigantischen Stoffmenge geboten werden? G. Seelig nennt in seiner Einführung zunächst »Belege, die als Dokumentierung des historischen Umfelds des Neuen Testaments gewertet werden können«16 (wobei alle Texte, die selbst bereits einen Reflex auf das Neue Testament darstellen, also etwa Kirchenväterzitate, ausgeschieden werden). Auch im Blick auf pagane Autoren, die sich mit dem Christentum auseinandersetzten, ist nur aufzunehmen, was nicht aus christlichem Einfluss zu erklären ist. Es geht also nach wie vor dezidiert um den Hintergrund, die ›Folie‹ des frühen Christentums, nicht um dessen Wirkung. Ob sich eine solche Unterscheidung im Horizont einer letztlich nicht auf die genetische Erklärung, sondern auf die Kontextualisierung zielenden religionsgeschichtlichen Hermeneutik ganz durchführen lässt, sei dahingestellt. Hier ist Seeligs eigene, in seiner Dissertation entwickelte Position ›moderner‹ als die von ihm in der Einführung zum NW vertretene Kriteriologie.

Noch schwieriger ist die Auswahl, welche Art von ›Parallelen‹ geboten werden sollen. Wettstein hatte natürlich in der Mehrheit lexikalische und grammatisch-stilistische Parallelen geboten, die sich heute in Lexika und Grammatiken finden. Diese werden in der Neugestaltung (mit wenigen Ausnahmen, s. Punkt 3 und 5) nicht geboten. Aufgenommen werden: »1. Inhaltliche Parallelen zum Neuen Testament …; 2. Texte … zur Klärung von Realien …; 3. Texte, durch die wichtige Begriffe oder seltene Vokabeln beleuchtet werden; 4. Texte, die den Rezeptionshorizont des antiken Hörers/Lesers … beleuchten; 5. Fest geprägte Wortverbindungen …«. 17 Gewisse Unebenheiten in der Darbietung werden durch den von Georg Strecker vorgegebenen »konservative[n] Umgang mit dem Vorgegebenen« erklärt, der für die Bearbeitung des 2. Bandes leitend war. Dies ändert sich in den von Schnelle und seinen Mitarbeitern verantworteten Teilbänden des 1. Bandes.

Diese Änderungen sind nur auf der Website des Projekts (wohl federführend durch Manfred Lang) dokumentiert. NW I/2 (zum Johannesevangelium) enthält keine ›revidierte‹ Einführung, ebenso wenig der in der Bandzählung am Anfang stehende Bd. I/1 (zum Markusevangelium). In der Weiterarbeit am Projekt wurden offenbar die Parallelen zu Vokabular und Phraseologie stärker reduziert. Die Suche nach Parallelen zu vergleichbaren »Riten und Institutionen«, die die Religionsgeschichtliche Schule noch intensiv betrieben hatte, trat zurück, hingegen wird die Frage nach Hinweisen auf die mögliche Rezeption von neutestamentlichen Texten durch Griechen und Römer intensiviert, was eine deutlich modernere, für das Verständnis der frühchristlichen Theologiegeschichte fruchtbarere Ausrichtung bedeutet. Freilich sind damit deutliche Inkohärenzen zwischen dem noch von Georg Strecker geprägten Bd. II/1–2 und den nach seinem Tod erarbeiteten Bänden I/1–2 (mit Teilbänden) festzustellen. Insgesamt scheint sich auch ab dem Johannes-Band eine Veränderung der textlichen Selektionskriterien zu zeigen, insofern nun die jüdisch-hellenistische Literatur deutlich stärker einbezogen wird als in Bd. II/1–2.

Hatten im Stellenregister von Bd. II/1–2 von 44,5 Seiten Josephus mit eineinhalb Seiten und Philo mit etwas mehr als drei Seiten noch einen be­grenzten Anteil von ca. 10 %, so ändert sich das Verhältnis im Johannes-Band beträchtlich. Von den 29 Seiten des Stellenregisters nimmt Josephus fast drei Seiten ein, Philo als der mit Abstand am häufigsten zitierte Autor mehr als vier Seiten, d. h. der Anteil dieser hellenistisch-jüdischen Autoren – hinzu kommen Ps.-Philo, die Makkabäerbücher und andere Schriften – be­trägt nun gut ein Viertel. Im Markus-Band (Josephus knapp eine, Philo zweieinhalb von 24 Seiten) reduziert sich dies etwas auf ca. 15 %, doch ist die Verlagerung der Gewichte deutlich, im Matthäus-Band ist laut An­kün­digung ein sehr starker Bezug auf Philo ge­geben, und für Lk-Apg ist Ähnliches zu erwarten. Sachlich ist eine solche Verschiebung schwerlich begründet, denn der hellenistisch-jü-dische Kontext ist bei den paulinischen und den übrigen Briefen des Neuen Testaments und in gewisser Weise auch bei der Apk von ähnlich hoher Bedeutung. Im Hintergrund scheint vielmehr der Eindruck zu stehen, trotz der ›Aufteilung‹ der Textbereiche zwischen dem pagan-hellenistischen und dem jüdisch-hellenis­tischen Bereich aus sachlichen Gründen z. B. auf Philo nicht verzichten zu können. So richtig dies ist, so sehr stellt es dann die Grundent­schei­dung, sich auf einen Textbereich zu fokussieren, in Frage.

Die Publikationsfolge spiegelt gleichfalls eine Entwicklung des Projektes. Während die Parallelen zu den gut 300 Nestle-Seiten der gesamten Briefliteratur und der Apokalypse 1996 in zwei Bänden mit knapp 2000 Seiten erschienen,18 wurde für die Parallelen zu den 85 Nestle-Seiten des Johannesevangeliums ein ganzer Teilband mit ebenfalls fast 1000 Seiten benötigt,19 der 2008 erschienene Band zum Markusevangelium (879 Seiten für 75 Nestle-Seiten) bewegt sich auf demselben Standard,20 die Bände zum Matthäusevangelium (geplant zwei Bände mit je wohl 1000 Seiten), zum Lukasevangelium und dann zur Apostelgeschichte dürften diesen noch einmal übertreffen. Es zeigt sich hier das Schicksal mancher Wörterbücher und Kommentarreihen (vom ThWNT bis zu TRE und EKK) und das Problem, dass Forscher im Wissenschaftsbetrieb eher der Tendenz zu einem höheren Grad an Vollständigkeit als der zu sachgerechter Reduktion folgen, da letztere viel anfälliger für Kritik und Beckmesserei ist. Solche Tendenzen sind schwer zu vermeiden, wenn faszikelweise publiziert wird und am Ende einer Projekt­arbeit natürlich mehr Material erschlossen ist als am Anfang. Ein unangenehmer Nebeneffekt solcher Entwicklungen ist, dass die Reihen dann immer weniger bezahlbar werden – was den Kreis der Nutzer von vornherein stark einschränkt.

2. Einige ›Probebohrungen‹ – was ›bringt‹ der »Neue Wettstein«?

Ich möchte den Wert, aber auch die Grenzen der vorliegenden Textsammlung an einigen Passagen vorführen, die ich relativ zufällig und natürlich auch nach meinen eigenen Interessen ausgewählt habe. Die ›Probebohrungen‹ bieten viele Einsichten und Denkanstöße, doch hinterlassen sie den Benutzer auch hier und dort ratlos und angewiesen auf eine aus anderer Quelle gespeiste Sach- und Textkenntnis, exegetischen Überblick und religionsgeschicht­liche Kom­petenz, die zumindest bei Studierenden und auch oft bei Nachwuchswissenschaftlern nicht mehr vorauszusetzen sind. Die folgenden Bemerkungen sollen daher vor allem zur Reflexion beitragen, wie religionsgeschichtliche Arbeit sinnvoll betrieben und wie mit derartigen ›Tools‹ umgegangen werden kann bzw. welchen Wert sie tatsächlich für die religionsgeschichtliche Forschung und Lehre zum Neuen Testament haben.

Zur paulinischen ›Obrigkeits‹-Passage Röm 13,1–7 bietet NW II/1, 199–206, Stellen zu V. 1, 3, 4 und 5: Acht Belege beziehen sich auf V. 1, vor allem auf die Aussage, dass die Obrigkeiten von Gott eingesetzt sind. Von den drei eingangs präsentierten Josephus-Belegen dürfte sich der erste aus dem Essener-Referat Jos. Bell. II 139 f. (gegen Michel/Bauernfeind, denen NW hier folgt) nicht auf die staatliche Obrigkeit beziehen, sondern auf die Autoritäten der Gemeinschaft,21 so dass nur die Maxime »denn ohne Gott kommt niemandem das Herrschen zu« in allgemeiner Form auf die (Auffassung des Josephus zu) staatlichen Gewalten bezogen werden kann. Ant. VI 131 bietet hingegen ein schönes Beispiel der jüdischen Vorstellung von der Einsetzung der Könige durch Gott, Bell. I 390 ein Pendant im Blick auf Augustus, wobei zu beachten ist, dass hier nur die Auffassung des Josephus (und seine Loyalität zum flavischen Kaiserhaus) gespiegelt ist. Die analoge Auffassung im Griechentum wird durch Stellen aus Homer, Hesiod und eine Homer-Scholie belegt, das angefügte Beispiel von Ovid zur göttlichen Erwählung des Augustus erschließt sich in seiner Tragweite nur schwer, und auch der Sueton-Beleg aus Caesars Rede auf Julia bietet zum Thema von V. 1 nichts. Von den zwei Belegen zu V. 3 erschließt sich der Libanios-Beleg, der die Aufgabe der Obrigkeit formuliert, von selbst, während der Verweis auf Josephus’ Bellum zwar den Terminus der ἐξουσίαι (in Bezug auf die römischen Statthalter Judäas) belegt, inhaltlich aber andere Akzente setzt, so dass die Tragweite für Röm 13 zumindest zu erklären wäre.

Die Belege zu V. 4 erläutern den Gedanken, dass (nur) gute Könige göttlich legitimiert sind, was aber nur einen Teilaspekt des Verses trifft, nicht die darin vorliegende Sicht der Zweckbestimmung und Normbindung der Herrschaft. Die Verhaltensmaxime in V. 5 ist durch fünf Belege schön illustriert. Zu V. 2, 6 und 7 finden sich keine Parallelen, wohl auch deshalb, weil schon Wettstein zu V. 2 nur einen rabbinischen Beleg und zu V. 7 nichts angeführt hatte. Der exegetische Ertrag der Belege ist deutlich, freilich schöpft er das, was in (zugegebenermaßen neueren) Untersuchungen zum hellenistisch-römischen Bezugsrahmen der Verse herausgearbeitet werden konnte, längst nicht aus. Die Verbreitung der Auffassung einer göttlichen Einsetzung der Herrschaft bei Juden (Josephus, Herodes?, Essener?) und Griechen, die Normbindung der Herrschaft und die Rede von Gehorsam aus Überzeugung statt aus Furcht werden veranschaulicht. Doch die zum Teil weit entfernten Quellen (Hesiod, Aristoteles) lassen nicht klar erkennen, inwiefern die paulinische Passage auf den politischen Diskurs der eigenen (frühneronischen) Gegenwart bezogen ist. 22 In jedem Fall wäre es für die Benutzung hilfreich gewesen, die Art und Tragweite der je angeführten Parallelen kurz zu erläutern – ohne dies wird das Material für viele nicht leicht auszuwerten sein.

Aus dem 1. Korintherbrief habe ich das bildreiche Kapitel 3 ausgewählt (NW II/1, 251–259). Hier bieten die ersten Belege zu V. 1–4 vor allem eine Veranschaulichung der Rede von Milch und fester Speise (so die beiden Philo-Belege zu V. 2), die zeigt, wie mit dieser Terminologie auch Reife- und Bildungsstufen bezeichnet werden können.23 Der Beleg aus Artemidoros erscheint hingegen eher irreführend, weil hier der Wortstamm ἀσθεν- nicht verwendet wird und tatsächlich Krankheit thematisiert ist, nicht der bei Paulus wie bei seinen Adressaten wohl gemeinte Aspekt der ›Schwachheit‹ in der Antithese zur ›Stärke‹. Der neue Kommentar von Dieter Zeller bietet hier deutlich reichhaltigeres hellenistisches (und philonisches) Material.24 Interessanterweise bietet der NW dann noch einen Beleg zu V. 6 und dann erst wieder Parallelen zu V. 16, vor allem im Blick auf die Einwohnung der Götter im Menschen, hingegen fehlen Einträge zu V. 7–15. Es wäre freilich falsch, daraus zu schließen, dass es zu diesen Versen keine hellenistischen Parallelen gibt; selbst der ›alte‹ Wettstein ist hier nicht völlig stumm, und der Aspekt der ›Feuerprobe‹ ist wohl zu Unrecht in der Linie Streckers als ein apokalyptisches (und daher nicht aus dem Hellenismus zu erläuterndes) Element angesehen.

Zum kurzen Judasbrief, der zwar eher eine neutestamentliche Marginalie, aber doch traditions- und religionsgeschichtlich ebenso wie rhetorisch hochinteressant ist, werden im NW nur wenige Parallelen geboten, zu V. 3, 6, 7, 10, 12, 13, 16 und 23. Dabei erstaunt, dass zum Präskript insgesamt Parallelen fehlen, auch zu dem sprachlich interessanten πληθυνθείη. Zu Jud 3 bringt NW eine schöne philonische Sprachparallele zu der Rede von dem »einmal überlieferten Glauben«. Wenn zu Jud 6 (NW II/2, 1447 f.), d. h. zur Erwähnung der Wächterengel (1Hen 6–8), eine Jamblich-Stelle über Tierkadaver als Offenbarungsmedien geboten wird, dann erscheint dies doch recht abwegig, jedenfalls wüsste man gerne, was sich die Autoren des NW hier gedacht haben. Interessant ist die Seneca-Parallele zur Bändigung der Gottlosen mit »ewigen Fesseln« (NW II/2, 1448), wobei die Wendung doch eher aus 1Hen 10,5 und 14,5 hergeleitet sein dürfte. Wichtig ist die Homer-Parallele zum Ausdruck ὑπὸ ζόφον, doch ließe sich für die Übernahme dieser für die Unterwelt in der griechischen Dichtung geläufigeren Formulierung noch auf OrSib 4,43 verweisen. Dass der stärkste Bezugsrahmen dieser Passage des Jud (und des Briefs überhaupt) in der Henochliteratur liegt, erhellt aus dem NW (gemäß der Konzeption desselben) natürlich nicht. Dies könnte – wenn keine weiteren Erläuterungen geboten werden – weniger kundige Benutzer in die falsche Richtung weisen.

Zu θηρίον Apk 13,1 werden eine Reihe instruktiver Belege geboten, die das Bestialische in Herrschern exemplifizieren, wenngleich ein sachgemäßes Verständnis des hier vorliegenden Bildes natürlich nur möglich ist, solange der unmittelbare Bezug auf Dan 7 nicht übersehen wird. Der Satz über die Wehrhaftigkeit des Stachelschweins aus Aelian (NW II/2, 1561) kann diesen Bezug nicht ersetzen, und die Hinweise zur Auslegung von geträumten Tierbildern aus Artemidor (ebd.) bringen ebenfalls wenig. Sachlich zentral sind hingegen der zu V. 4 gebotene »dominus et deus«-Beleg aus Suetons Domitian-Vita und die zu V. 15 ausführlich referierte Plinius-Korrespondenz. Hinzu kommen nützliche Belege zur Gematrie und zum ὁ ἔχων νοῦν in V. 18. Zum »Feuer vom Himmel« (V. 13) werden zwei Belege geboten, doch ließe sich, wie zuletzt insbesondere Franz Tóth gezeigt hat,25 zum Bereich der Mirakel im antiken Kult oder zum antiken Orakelwesen viel mehr Einschlägiges finden.

Gehen wir von der knappen Textauswahl in den ›alten‹ Bänden II/1–2 des NW zu den neueren Bänden mit ihrer ausführlicheren Quellendarbietung über. Das Defizit der fehlenden Erläuterung wird hier zumindest teilweise ausgeglichen, insofern Udo Schnelles Kommentar zum Johannesevangelium natürlich manche der hier angeführten Stellen kurz aufnimmt. Interessant sind zu­nächst die zum Weinwunder in Joh 2,1–11 beigegebenen Texte. Hier werden vorab zwei Belege geboten, in denen eine Weinspende ätiologisch mit Dionysos verbunden wird, wobei natürlich nicht von einer ›Verwandlung‹ von Wasser in Wein die Rede ist (ebenso wenig in den zu V.9 angeführten Belegen). Gerade hier ist angesichts einer langen und an Einseitigkeiten reichen religionsgeschichtlichen Diskussion eine Beurteilung notwendig. Schnelle gibt sie in seinem Kommentar: »Der oft behauptete heidnische (Dionysos-Kult) oder alttestamentliche Hintergrund (Hochzeit als Anbruch der Heilszeit … Wein als Zeichen der Endzeit …) läßt sich am Text nicht verifizieren. Viel naheliegender sind innerjohanneische Sachzusammenhänge.«26 Hier zeigt sich, wie der bloße Blick auf religionsgeschichtliche Parallelen exegetisch in die Irre führen kann. Zu Joh 2,1 werden instruktive Belege zum Hochzeitsfest aus Joseph und Aseneth sowie aus griechisch-römischen Quellen geboten sowie – in der Konzeption des NW vielleicht doch nicht ganz passend – der Beleg des Ortsnamens Kana aus Josephus. Für die Abwehrformel τί ἐμοὶ καὶ σοί V. 4 werden schöne griechische Parallelen genannt, doch führen auch diese in die Irre, wenn die alttestamentlichen (vor allem Ri 11,12) nicht erwähnt werden (was natürlich im NW nicht vorgesehen ist). Dann folgen einige nur sprachliche Parallelen zur Anrede γύναι und eine vermeintliche Parallele zur Rede von der ›Stunde‹ aus Eunapius, die aber exegetisch unfruchtbar ist, weil es ja hier in Jesu ›Stunde‹ nicht um die geeignete Stunde zur Wundertätigkeit geht. Zu V. 5 erläutern zwei Belege das Mahlgeschehen und die Tätigkeit von Tischdienern und einer die sprachliche Wendung ὅ τι ἂν λέγῃ ὑμῖν. Die Parallelen zu Steinkrügen erläutern nur Material und Her-stellung aus der griechischen Welt, aber nicht die Bedeutung, die Steingefäßen im Rahmen einer spezifischen jüdischen Halacha zu­kommt.27 Zu V. 8 finden sich Erläuterungen zur Realie ἀρχιτρίκ-λινος und zu V. 9 dann noch einmal eine Fülle von Belegen, in der irgendwie Wein mit Wasser verglichen oder verwechselt, an Stelle von Wasser gebracht oder einfach vorgefunden wird. Einmal wird bei Philostratos (Vit Ap VI 10) sogar gesagt, Apollos könnte Wasser in Wein verwandeln. Diese 26 Belege zu V. 9 bilden ein reiches Tableau aller möglichen hellenistischen Aussagen zum Thema, deren Auswertung exegetisch jedoch viel Augenmaß erfordert.28 Aus den Parallelen zur sog. ›Weinregel‹ erscheint der Hinweis bei Plinius be­sonders relevant (Nat Hist XIV 91), aus dem sich die Praxis erschließen lässt, dass Gastgeber ihren Gästen überhaupt oder im Lauf des Mahls schlechteren Wein zuschoben. Eine Reihe von Belegen zu unterschiedlichen Arten von ›Zeichen‹ schließt die Sammlung ab, die freilich die komplexe Semantik des johanneischen Gebrauchs σημεῖον nur in sehr begrenztem Maße erhellen kann. Der Rest ist aus dem Alten Testament und der synoptischen Tradition zu erschließen. Blickt man von hier aus auf den Kommentar Schnelles zum Johannesevangelium, so ist dann doch wieder erstaunlich, dass viele Texte hier nicht ausgewertet werden. Offensichtlich wird ihre Erschließungskraft für die Exegese dann doch eher als begrenzt eingeschätzt.

Noch ein kurzer Blick auf den Eingang des Markusevangeliums: Hier werden zunächst verschiedene nützliche Parallelen zu ἀρχή geboten, dann unterschiedliche Parallelen zu εὐαγγέλιον (wobei hier nicht alle Texte angeführt werden, sondern z. B. auf die Zusam­menstellung zu Röm 1,16 zurückverwiesen wird – was dann voraussetzt, dass Benutzer stets das Gesamtwerk zur Verfügung haben). Auch hier ist natürlich zu beachten, dass die segmentäre Parallelensammlung des NW nicht zu einer einseitigen religionsgeschichtlichen Herleitung des urchristlichen Begriffs verleiten darf. Zu Mk 1,4–8 wird pauschal auf die Texte im (noch nicht erschienenen) Matthäus-Band verwiesen. Zwei philonische Parallelen zur Sündenvergebung erscheinen exegetisch nicht wirklich hinreichend, die Wendung Tiberium fluvium im Lateinischen als sprachliche Parallele zu ἐν τῷ Ἰορδάνῃ ποταμῷ bringt sprachlich wie exegetisch kaum etwas. Ein Beleg aus Diodorus Siculus zu Heuschreckenessern in Äthiopien erscheint gleichfalls recht zufällig angesichts des breiteren antiken Materials,29 der Beleg zum Honigbrot aus Artemidors Traumbuch wirkt im Blick auf den Täufer unpassend.

3. Der »Neue Wettstein« und die religionsgeschichtliche Arbeit

Ich breche hier ab und formuliere einige zusammenfassende Beobachtungen. Die Materialdarbietung in den neuen Bänden des NW, die unter Udo Schnelle in Halle erarbeitet wurden, ist deutlich breiter und gleichmäßiger als in den älteren ›Strecker-Bänden‹; sie beruht offenkundig auf viel mehr eigener Recherche und Textsichtung, während die Vorgaben des ›alten‹ Wettstein immer weniger den Maßstab abgeben. Die meisten Belege erscheinen auch bei näherer Beschäftigung als sinnvoll zur Erläuterung irgendeines Aspektes der neutestamentlichen Texte. Allerdings wäre es durchaus hilfreich, die Autoren würden sich über die Art des Bezuges und evtl. auch über seine vermutete Tragweite nicht nur in weises Schweigen hüllen. Natürlich wären solche Thesen oft auch an­fechtbar und würden den Charakter eines quasi objektiven Werkzeugs verfälschen, doch objektiv ist bei einer solchen Textauswahl nichts, und Benutzer, die für die Texte eine Übersetzung benötigen (und diese sind ja das Zielpublikum des NW), wären mit einem entsprechenden Hinweis wohl eher in der Lage, die gebotenen Texte adäquat auszuwerten.

Beim Johannes-Band scheint dann auch der Eindruck entstanden zu sein, dass gerade Philo und auch andere Texte des helle­nistischen Judentums zum Verständnis unabdingbar und daher auch stärker zu berücksichtigen sind. Exegetisch ist dies zweifellos richtig, wenngleich dann wieder die Grenze zu anderen Textbereichen zur Frage wird. Die offenkundige Verlagerung der Gewichte zwischen Bd. II/1–2 und Bd. I mit seinen Teilbänden macht den NW allerdings in sich uneinheitlich; die Aufteilung zwischen pagan-hellenistischen und jüdisch-hellenistischen Texten war ja schon in der Konzeption der noch von Strecker besorgten Bände aufgegeben.

Der unvermeidlich arbiträre Charakter einer solchen Parallelen-Auswahl – jede Vollständigkeit ist ja unerreichbar und auch nicht erstrebenswert – lässt den Erwägungen, die zur Wahl bestimmter Texte führen, zentrale Bedeutung zukommen. Insofern erscheint es als das größte Manko des NW, dass wir genau darüber nichts erfahren. Die allermeisten Belege bieten bei näherer Erwägung durchaus sinnvolle Gesichtspunkte zur Kontextualisierung des neutestamentlichen Textes, freilich ist bei deren Auswertung (als Hintergrund, als Exemplifizierung von Praktiken oder Realien, als Kontrast oder als Rezeptionsrahmen) viel Sachverstand erforderlich, um die zum Teil weit entfernten Texte von höchst unterschiedlicher Textsorte und Zielrichtung auszuwerten. Eine gewisse Hilfestellung gibt die knappe Einführung zu den gebotenen Textstücken, die jedoch nur etwas zu Stellung und Inhalt des gebotenen Textes, nicht zur möglichen Relevanz für die Exegese sagt.

Für die religionsgeschichtliche Arbeit bilden Textsammlungen, die sich auf ein spezifisches Segment von Texten beziehen, sowohl besondere Chancen als auch besondere Risiken. Am ehesten scheint dies dort zu funktionieren, wo ein Corpus im Blick auf Sprache oder Fundkontext klar abgegrenzt erscheint. Aber schon die Tatsache, dass abgegrenzte Fundkontexte (Qumran, Nag Hammadi etc.) nur ein artifizielles Corpus bilden, die dort überlieferten Texte selbst aber in vielfacher Weise mit anderswo überlieferten Texten inter­- ferieren, macht die Sache komplexer. Eine strikte Scheidewand be­steht weder zwischen Nag Hammadi und den Kirchenvätern noch zwischen Qumran und den Rabbinen oder Qumran und den ›Pseud­epigraphen‹, nicht zwischen pagan-hellenistischen und jüdisch-hellenistischen Texten und auch nicht zwischen jüdischen und frühchristlichen Texten. Alle diese Kategorien sind mehr oder we­niger ›durchlässig‹, und da kaum ein Wissenschaftler oder eine Wissenschaftlerin in all diesen Text- und Sprachbereichen glei­-chermaßen kompetent ist, lässt sich moderne religionsgeschichtliche Arbeit nur noch in einem interdisziplinären Kontext durchführen, in dem Fachleute der unterschiedlichen Textbereiche ge­meinsam darum ringen, wo die angemessenste, nächstliegende, am meisten erhellende Kontextualisierung der frühchristlichen Texte zu finden ist. Die Zeit einseitiger religionsgeschichtlicher Optionen, eines Pangnostizismus, Panhellenismus, Panqumranismus oder Panrabbinismus, ist vorbei, die Zukunft gehört der abgewogenen Verbindung und Vergleichung unterschiedlicher religionsgeschichtlicher Bezugskontexte. Damit aber rückt das Augenmerk noch mehr von der bloßen Sammlung zur kompetenten Einschätzung und Auswertung von Parallelen.

4. Der »Neue Wettstein« im Kontext anderer Textsammlungen und Hilfsmittel

Was also können solche Anthologien und kommentierte Quellensammlungen für das Studium der religionsgeschichtlichen Kontexte des Neuen Testaments leisten? Zunächst einmal bieten sie denen, die die Texte nicht im Original aufsuchen und erst recht nicht ihren Bestand und ihre Probleme fachgerecht überblicken können, einen Zugang und eine Orientierung. Hier ist die Leistung der Hallenser Bearbeiter des NW nicht hoch genug zu schätzen. Sie bieten einen enormen Materialreichtum, der sonst nicht zur Hand wäre, auch wenn die sachgemäße Benutzung ein hohes Maß an Kompetenzen voraussetzt. Sie haben erreicht, was auf anderen Gebieten nicht gelungen ist: Die Versuche, auf der Seite der jüdischen Literatur etwas Vergleichbares zu konzipieren, quasi einen ›Neuen Billerbeck‹, der dann nicht nur die Rabbinica, sondern auch Qumran, die Pseudepigraphen, Josephus und Philo einschlösse, sind nach einigen Sondierungen 30 an den methodologischen Problemen gescheitert. Selbst eine neue Qumran-Katene zum Neuen Testament, die die einst von Herbert Braun zusammengefasste Diskussion auf einen neuen Stand brächte, ist in weiter Ferne.31

Das segmentär klarer eingegrenzte Projekt eines Corpus Judaeo-Hellenisticum Novi Testamenti, dessen erste Faszikel noch auf sich warten lassen, wird wohl weniger als Textsammlung denn als fachwissenschaftliche Argumentation zur formativen Bedeutung des hellenistischen Judentums für die frühchristliche Sprach- und Denkwelt von Bedeutung sein. Gleichwohl sprechen alle diese Arbeiten doch letztlich einen kleinen Kreis von Fachleuten an; für Studierende und auch Doktorierende sind die Probleme weithin zu komplex. Ganz abgesehen davon ist es natürlich auch der astronomische Preis, der der Verbreitung und Benutzung von Werken wie dem NW im Weg steht – hier wäre (wie auch bei anderen Textausgaben und Sammlungen wie etwa den JSHRZ) eine erschwingliche Einspeisung in elektronische Systeme dringend zu wünschen.

Wie auch immer die Sammlung von Texten im NW ausgewertet werden mag – eine rege Benutzung ist ihr sehr zu wünschen, und das hermeneutische Prinzip, das Johann Jakob Wettstein seiner Ausgabe des Neuen Testaments mitgab, ist bis heute eine wertvolle (und oft aufgrund mangelnder Kenntnisse kaum mehr erreichbare) Maxime: »Wenn du die Bücher des Neuen Testaments ganz und gar verstehen willst, versetze dich in die Person derer, denen sie zuerst von den Aposteln zum Lesen gegeben worden sind. Versetze dich im Geiste in jene Zeit und jene Gegend, wo sie zuerst gelesen wurden. Sorge, soweit dies möglich ist, dafür, daß du die Sitten und Gebräuche, Gewohnheiten, Meinungen, überkommenen Vorstellungen, Sprichwörter, Bildersprache, tägliche Ausdrucksweisen jener Männer erkennst und die Art und Weise, wie sie andere zu überzeugen versuchen […] Darauf sei vor allem bedacht, wie du dich einer Stelle zuwendest, wobei du durch kein heutiges System, sei es theologischer, sei es logischer Art, oder durch heutige Meinungen vorankommen kannst.« 32 Das gilt in der Zeit verkürzter Studienpläne und begrenzter altsprachlicher Kenntnisse bis heute: Die sachgemäße Wahrnehmung von Texten erfolgt am ehesten durch die Kenntnis ihrer Zeit, ihrer Sprache und ihrer Konventionen und nicht durch immer neue Moden und Methoden, hermeneutische Aneignung oder kritische Abwehr.

Ganz gleich ob die Parallelen und Kontextualisierungen nun aus diesem Werk, dem ›Neuen Wettstein‹ oder aus anderen Sammlungen oder – was anzunehmen ist – aus mehreren genommen sind: Nur durch solche Kenntnisse wird das Verstehen wirklich vorangebracht. Darum ist die Sammlung und reflektierte exege­tische Wahrnehmung von Parallelen, Hintergrund- und Kontrasttexten zu neutestamentlichen Aussagen von größtem interpretatorischem Wert. Freilich kann dies heute kaum mehr durch eine einzige, auf einen spezifischen Textbereich fokussierte Sammlung bewerkstelligt werden, sondern nur durch ein interdisziplinär verantwortetes Zusammentragen und Ab­wägen von Parallelen aus unterschiedlichen religionsgeschichtlichen Kontexten.



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Fussnoten:

1) Neuer Wettstein. Texte zum Neuen Testament aus Griechentum und Hellenismus. Bd. II: Texte zur Briefliteratur und zur Johannesapokalypse. Hrsg. v. G. Strecker (†) u. U. Schnelle unter Mitarbeit v. G. Seelig. Berlin u. a.: De Gruyter 1996. Teilbd. 1: XXIV, 973 S. Teilbd. 2: 974–1831 S. Lw. EUR 309,00. ISBN 978-3-11-014507-6; Neuer Wettstein. Texte zum Neuen Testament aus Grie- chentum und Hellenismus. Bd. I/2: Texte zum Johannesevangelium. Hrsg. v. U. Schnelle unter Mitarbeit v. M. Labahn u. M. Lang. Berlin u. a.: De Gruyter 2001; VIII, 988 S. Lw. EUR 159,95. ISBN 978-3-11-016807-5; Neuer Wettstein. Texte zum Neuen Testament aus Griechentum und Hellenismus. Bd. I/1.1: Texte zum Markusevangelium. Hrsg. v. U. Schnelle unter Mitarbeit v. M. Labahn u. M. Lang. Berlin u. a.: De Gruyter 2008. VII, 879 S. Lw. EUR 179,95. ISBN 978-3-11-020030-0. Unter den relativ wenigen Rezensionen zum Neuen Wett- stein s. besonders die Besprechungen von Hans-Josef Klauck, Wettstein, alt und neu. Zur Neuausgabe eines Standardwerks, BZ 41 (1997), 89–95; Ders., Rezension Neuer Wettstein Bd. I/2, BZ 47 (2003), 127–128.
2) Johann Jakob Wettstein, Novum Testamentum Graecum, 2 Bde., Amster- dam 1751/2, Nachdruck Graz 1962.
3) Wettsteins Rat am Ende seines zweiten Bandes, a. a. O., II, 878 (übersetzt in W. G. Kümmel, Das Neue Testament. Geschichte der Erforschung seiner Proble- me, Freiburg u. a. 21970, 54) steht der Einführung in den NW voran: G. Seelig, Einführung, in: NW II/1, IX–XXIII, IX.
4) G. Seelig, Religionsgeschichtliche Methode in Vergangenheit und Gegen- wart. Studien zur Geschichte und Methode des religionsgeschichtlichen Ver- gleichs in der neutestamentlichen Wissenschaft, AGB 7, Leipzig 2001.
5) Dazu Seelig, Einführung (s. Anm. 3), XVIII–XXII.
6) S. dazu N. Walter, Zur Chronik des Corpus Hellenisticum von den Anfän- gen bis 1955/58, in: W. Kraus/K.-W. Niebuhr (Hrsg.), Frühjudentum und Neues Testament im Horizont Biblischer Theologie, WUNT 162, Tübingen 2003, 325– 344, 325; s. auch den Instruktionstext für Mitarbeiter am Corpus Hellenisticum Novi Testamenti von 1915, ebd., 303–315. S. weiter K.-W. Niebuhr, Das Corpus Hellenisticum. Anmerkungen zur Geschichte eines Problems, ebd., 361–382.
7) S. dazu Niebuhr, a. a. O., 372–379, weiter die Website http://www.uni-jena. de/CJH.html sowie die Sammelbände R. Deines/K.-W. Niebuhr (Hrsg.), Philo und das Neue Testament. Wechselseitige Wahrnehmungen. I. Internationales Symposium zum Corpus Judaeo-Hellenisticum, WUNT 172, Tübingen 2004; C. Böttrich/J. Herzer (Hrsg., unter Mitarbeit von T. Reiprich), Josephus und das Neue Testament. Wechselseitige Wahrnehmungen. II. Internationales Sympo- sium zum Corpus Judaeo-Hellenisticum, WUNT 209, Tübingen 2007; R. Deines/ J. Herzer/K.-W. Niebuhr (Hrsg.), Neues Testament und hellenistisch-jüdische Alltagskultur. Wechselseitige Wahrnehmungen. III. Internationales Symposium zum Corpus Judaeo-Hellenisticum, WUNT 274, Tübingen 2011.
8) Niebuhr, Corpus Hellenisticum (s. Anm. 6), 366, mit Verweis auf H. D.Betz, Hellenismus, TRE 15, 1986, 19–35, 23.
9) S. Sandmel, Parallelomania, JBL 81 (1962), 1–13.
10) Seelig, Einführung (s. Anm. 3), XII–XVII.
11) Seelig, a. a. O., XIII.
12) Seelig, a. a. O., XIII.
13) Vgl. P. Vielhauer/G. Strecker, Einleitung, in: W. Schneemelcher (Hrsg.),
Neutestamentliche Apokryphen, Bd. II: Apostolisches, Apokalypsen und Ver- wandtes, Tübingen 61997, 491–515; dies., Apokalyptik des Urchristentums. Ein- leitung, ebd., 516–547, wo Strecker den Beitrag von Vielhauer aus dem Jahr 1963 mit nur leichten Modifikationen übernimmt (s. P. Vielhauer, Einleitung, in: E. Hennecke/W. Schneemelcher [Hrsg.], Neutestamentliche Apokryphen, Bd. II: Apostolisches, Apokalypsen und Verwandtes, Tübingen 31963, 407–427; Ders., Apokalyptik des Urchristentums. Einleitung, ebd., 428–454).
14) Seelig, Einführung (s. Anm. 3), XIV.
15) Vgl. dazu J. Frey, Die Bedeutung der Qumran-Funde für das Verständnis der Apokalyptik im Frühjudentum und im Urchristentum, in: Ders./M. Becker (Hrsg.), Apokalyptik und Qumran, Paderborn 2007, 11–62; Ders., Die Apokalyptik als Herausforderung der neutestamentlichen Wissenschaft. Zum Problem: Jesus und die Apokalyptik, in: M. Becker/M. Öhler (Hrsg.), Apokalyptik als Herausfor- derung neutestamentlicher Theologie, WUNT II/214, Tübingen 2006, 23–94.
16) Seelig, Einführung (s. Anm. 3), XIV.
17) Seelig, a. a. O., XV.
18) NW II/1–2 (s. Anm. 1).
19) NW I/2 (s. Anm. 1).
20) NW I/1.1 (s. Anm. 1).
21) So S. Krauter, Studien zu Röm 13,1–7. Paulus und der politische Diskurs
der neronischen Zeit, WUNT 243, Tübingen 2009, 182 f.
22) S. dazu die Studie von Krauter, der eine Vielzahl von weiteren griechi- schen und vor allem römischen Texten exegetisch fruchtbar macht.
23) S. dazu V. Gäckle, Die Starken und die Schwachen in Korinth und in Rom. Zu Herkunft und Funktion der Antithese in 1 Kor 8,1–11,1 und in Röm 14,1– 15,13, WUNT II/200, Tübingen 2004.
24) D. Zeller, Der erste Brief an die Korinther, KEK 5, Göttingen 2010, 151–155.
25) F. Tóth, Das Tier, sein Bild und der falsche Prophet. Untersuchungen zum zeitgeschichtlichen Hintergrund von Johannesoffenbarung 13 unter Ein- beziehung des antiken Orakelwesens, BThSt 126, Neukirchen-Vluyn 2012.
26) U. Schnelle, Das Evangelium nach Johannes, ThHNT 4, Leipzig 1998, 72.
27) Dazu R. Deines, Jüdische Steingefäße und pharisäische Frömmigkeit. Ein archäologisch-historischer Beitrag zum Verständnis von Joh 2,6 und der jüdi- schen Reinheitshalacha zur Zeit Jesu, WUNT II/52, Tübingen 1993.
28) S. dazu Schnelle, Evangelium (s. Anm. 26), 72.29).
29) S. das breit entfaltete Material bei J. A. Kelhoffer, The Diet of John the Baptist. »Locusts and Wild Honey« in Synoptic and Patristic Interpretation, WUNT 176, Tübingen 2005, 60–80 (dort 69 f. zum im NW angegebenen Beleg).
30) S. dazu die Beiträge in dem Band von H.-J. Becker/S. Ruzer (Hrsg.), The Sermon on the Mount and Its Jewish Setting, Cahiers de la Revue Biblique 60, Paris 2005, die Sondierungen aus einer Jerusalemer Konferenz zu diesem Projekt bieten.
31) Vgl. hierzu das von H.-W. Kuhn in zahlreichen Aufsätzen zu einigen der authentischen Paulusbriefe gesammelte Material: Ders., Die Bedeutung der Qumrantexte für das Verständnis des Ersten Thessalonicherbriefes. Vorstellung des Münchener Projekts: Qumran und das Neue Testament, in: J. Trebolle Bar- rera/L. V. Montaner (Hrsg.), The Madrid Qumran Congress. Proceedings of the International Congress on the Dead Sea Scrolls, Madrid 1991, STDJ 11, Leiden u. a. 1992, 340–353; Ders., The Impact of the Qumran Scrolls on the Understand- ing of Paul, in: D. Dimant/U. Rappaport (Hrsg.), The Dead Sea Scrolls. Forty Years of Research, STDJ 10, Leiden u. a. 1992, 327–339; Ders., Die Bedeutung der Qumrantexte für das Verständnis des Galaterbriefes aus dem Münchener Pro- jekt: Qumran und das Neue Testament, in: G. J. Brooke/F. García Martínez (Hrsg.), New Qumran Texts and Studies. Proceedings of the First Meeting of the International Organization for Qumran Studies, Paris 1992, STDJ 15, Leiden u. a. 1994, 169–221; Ders., Qumran und Paulus. Unter traditionsgeschichtlichem Aspekt ausgewählte Parallelen, in: U. Mell/U. B. Müller (Hrsg.), Das Urchristen- tum in seiner literarischen Geschichte, FS J. Becker, BZNW 100, Berlin u. a. 1999, 227–246; Ders., The Qumran Meal and the Lord’s Supper in Paul in the Context of the Graeco-Roman World, in: A. Christophersen etc. (Hrsg.), Paul, Luke and the Graeco-Roman World. FS Alexander Wedderburn (JSNT.S 217), London 2002, 221–248; Ders., »Gemeinde Gottes« in den Qumrantexten und bei Paulus unter Berücksichtigung des Toraverständnisses, in: D. Sänger/M. Konradt (Hrsg.), Das Gesetz im frühen Judentum und im Neuen Testament. FS Christoph Burchard, NTOA 57, Göttingen 2006, 153–169.
32) Wettstein, Novum Testamentum (s. Anm. 2), II, 878 (übersetzt in: Küm- mel, Das Neue Testament [s. Anm. 3], 54 und zitiert in: Seelig, Einführung [s. Anm. 3], IX).