Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Juli/August/2013

Spalte:

761–788

Kategorie:

Kirchengeschichte: 20. Jahrhundert, Zeitgeschichte

Autor/Hrsg.:

Thomas Martin Schneider/Jörg Seiler

Titel/Untertitel:

Aspekte zur Erforschung der kirchlichen Zeitgeschichte nach 1989*

1. Die Kirchen in der DDR

Unmittelbar nach dem Mauerfall und der Wiedervereinigung Deutschlands griff die zeitgeschichtliche Kirchengeschichtsforschung1 die Frage nach der Rolle der beiden großen Kirchen in der DDR auf.2 Sie profitierte davon, dass im Laufe der Jahre kirchliche und staatliche Behörden ihre Aktenbestände zugänglich machten und so neben historiographischen Werken3 auch eine Vielzahl von Akteneditionen vorgelegt werden konnten.4 Während bis in die 1990er Jahre das Staat-Kirchen-Verhältnis zentraler Untersuchungsgegenstand war und insbesondere die Probleme des Verhältnisses zur Staatssicherheit und der (mentalen und strukturellen) Verortung der Kirchen im sozialistischen Staat thematisiert wurden, erweiterte sich diese Perspektive seither um mentalitätsgeschichtliche und mikroanalytische Forschungen.

Seit 1991 trat der bis 1992 an der Kirchlichen Hochschule Berlin (West) und anschließend (bis 2003) an der Universität Heidelberg lehrende Kirchenhistoriker Gerhard Besier mit gleich mehreren voluminösen Quellen- und Darstellungsbänden zum Verhältnis des SED-Staates bzw. der Stasi-Behörden zu den Kirchen an die Öffentlichkeit.5 Diese Bände sorgten nicht nur wegen ihrer aktuellen Thematik und ihres raschen Erscheinens für einiges Aufsehen, sondern vor allem wegen der deutlich vorgetragenen Hauptthese der kirchlichen Anpassung, Kollaboration und »Kumpanei« mit der DDR-Diktatur. Besier konstatierte für die DDR u. a. die Herausbildung einer (evangelischen) »Staatskirche neuen Typs«, in der »kaum noch eine wichtige Sach- und Personalentscheidung« ohne vorherige Abstimmung mit »SED-Staatsfunktionären« getroffen worden sei. 6 Während etwa das Magazin »Der Spiegel« die »Enthüllungen« Besiers dankbar aufgriff und als Munition für seine ohnehin kirchenkritische Haltung nutzte,7 wehrten sich kirchliche Kreise in Ost und West gegen Pauschalisierungen, einseitige Sichtweisen und auch sachliche Fehler. Besier musste solche Fehler und Einseitigkeiten zwar einräumen,8 verteidigte im Übrigen aber vehement seine These, sah sich als Opfer einer Kampagne9 und versuchte, die »Irrationalismen« seiner Kritiker sozialpsychologisch zu erklären: Im Osten empfänden selbst solche »Theologen, die in Opposition zum DDR-Regime standen, […] die Beschäftigung von Westdeutschen mit ihrer Vergangenheit als Raub«, im Westen gebe es »Frustrierte«, deren »komfortable Sozialismus-Koketterien vorerst aus der Mode gekommen« seien. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass Besier als Mitglied und sächsischer Landtagsabgeordneter der SED-Nachfolgepartei inzwischen offenbar selbst mit dem Sozialismus »kokettiert«.

Anders als in der evangelischen Kirche verlief die Diskussion um die Verstrickung in das Stasi-System innerhalb der katholischen Kirche moderater. Dies hängt mit der diesbezüglich weitgehenden Abstinenz ihrer Amtsträger zusammen, die alle Kontakte zur Stasi ihrem Vorgesetzten zu melden hatten und ggf. von diesem die Be­auftragung zu Gesprächskontakten erhielten. Entsprechende Be­ziehungen kompensierten dann u. a. das Fehlen einer direkten Gesprächsebene zur SED, zu der man katholischerseits aus weltanschaulichen Gründen keinen Kontakt pflegte. Es gelang den Staatsorganen kaum, über die Mitarbeit katholischer Amtsträger bei der Stasi Einfluss auf kirchliche Entscheidungsprozesse und auf die caritative Arbeit zu nehmen.10

In den 1990er Jahren hatte sich in der Kirchengeschichtsschreibung beider großen Konfessionen ein je eigener Forschungskonsens über die »Verstrickung« der Kirche mit der SED-Diktatur herausgebildet. Für die evangelische Kirche skizzierte der damalige Tübinger Kirchenhistoriker und Vorsitzende der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte Joachim Mehlhausen diesen wie folgt: »Die polemische Zuspitzung der öffentlichen Diskussionen über die Rolle der evangelischen Kirchen in der DDR rührt zum größten Teil daher, daß die mit sensationellen Thesen auftretenden Erstveröffentlichungen ihr Material nahezu ausschließlich den staatlichen Archiven – und hier insbesondere den erhalten gebliebenen Beständen des Ministeriums für Staats­-sicherheit – entnommen haben.« 11 Auf Initiative und im Auftrag des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland begann die Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte im Frühjahr 1993 ein Forschungsprojekt »Kirche und Staat in der DDR«, das eine Reihe von gründlichen Spezialuntersuchungen und Dokumentationen hervorbrachte, die in der Reihe der »Arbeiten zur Kirchlichen Zeitgeschichte« (AKiZ) veröffentlicht wurden und ein sehr viel differenzierteres Bild zeichneten.12 Mehlhausen erläuterte und begründete die mikroanalytische Vorgehensweise und Zielsetzung des Projektes: »Die Beziehungen zwischen Kirche und Staat in der DDR können beim derzeitigen Forschungsstand eben noch nicht im großen Überblick nachgezeichnet werden. Notwendig sind Einzeluntersuchungen, die in einer gegebenenfalls mikroskopischen Detailanalyse den Verästelungen dieser Beziehungen nachgehen und sichtbar machen, wie der SED-Staat auf allen Ebenen seiner sorgfältig durchorganisierten Herrschaftsstruktur be­müht war, das den politisch Verantwortlichen grundsätzlich fremde Phänomen einer in sich selbständigen Glaubensgemeinschaft so in den Griff zu bekommen, daß diese möglichst nicht zum gesellschaftlichen Störfaktor werden konnte.« 13

Die weitgehende politische Abstinenz der katholischen Amtsträger, die stark hierarchische Ausprägung einer Minderheitenkirche und die hiervon abhängige mentale Prägung der Gläubigen ermöglichten hingegen katholischerseits profunde Überblickswerke, die bis zum Untersuchungszeitraum 1961 als durchaus umfassende Gesamtdarstellungen gelten können.14 Hinzu kommt die Dominanz des Berliner Bischofsstuhls, auf den markante Persönlichkeiten berufen wurden (Konrad von Preysing 1935–1950; Wilhelm Weskamm 1951–1956; Julius Döpfner 1957–1961; Alfred Bengsch 1961–1979; Joachim Meisner 1980–1988). Der Berliner Bischof gab, kontinuierlich seit 1961 als Vorsitzender der Berliner Ordinarienkonferenz (seit 1976: Berliner Bischofskonferenz), die Leitlinien der Kirchenpolitik vor. Wie erwähnt, galt hierbei seit 1947 der Grundsatz, dass Kleriker sich zu »Zeitfragen im Namen der katholischen Kirche« nicht äußern durften und entsprechende Nachfragen von übergeordneter Stelle zu beantworten seien. Von daher konnte die katholische Kirche als weitaus geschlossener wahrgenommen werden und agieren als die evangelische Kirche.

Binnendifferenzielle Forschungen – über Regionalstudien hinaus – kennzeichnen seit Ende der 1990er Jahre erst die zweite Phase der katholischen Kirchengeschichtsschreibung zu Kirche und Katholizismus in der DDR. Hierbei kommt der »Forschungsstelle für Kirchliche Zeitgeschichte Erfurt« (FKZE) eine prägende Rolle zu. Diese am Lehrstuhl für Kirchengeschichte des Mittelalters und der Neuzeit an der Theologischen Fakultät der Universität Erfurt (Prof. Dr. Josef Pilvousek) angesiedelte Institution untersucht seit 1993/2007 die kirchliche Zeitgeschichte »zum Zwecke einer effizienten Aufarbeitung der Geschichte der katholischen Kirche in der SBZ und in der DDR«. Ausdrücklich wird die »Pluralität der Perspektiven« eingefordert, die bislang jedoch noch stärker inhaltlich denn methodisch akzentuiert ist. Diese Multiperspektivität schlägt sich in den bisherigen Dissertationsprojekten mit ihren biogra­phischen 15, caritativen16, theologiegeschichtlichen17 und mentalitätsgeschichtlichen18 Schwerpunkten ebenso nieder wie in den laufenden Projekten (Schwerpunkt: katholische Handlungsfelder im sozialistischen Staat19). Die Forschungen der FKZE und ihres Umfeldes beginnen, ein wichtiges Forschungsdesiderat einzulösen, nämlich die »Geschichte der Katholiken als Bestandteil der sozialistischen Gesellschaft«20 – trotz aller ideologischen Gegensätzlichkeit – beschreibbar zu machen. Hierfür standen etwa die beiden monographisch erforschten Bischöfe Otto Spülbeck (1904–1970) und Hugo Aufderbeck (1909–1981) mit ihrem gemeindetheologischen Grundansatz, in deren Zentrum gerade nicht die Frontstellung Kirche-Staat stand. Im Staat-Kirchen-Verhältnis galt es, den jahrzehntelang umkämpften Status quo nicht zu verändern. Die katholische Kirche vollzog seit der »Ära Bengsch« eine schwie rige Gratwanderung »zwischen gewollter Distanz zum sozialis­tischen System und einem ebenso gewollten und notwendigen Engagement für das Gemeinwesen, in dem man lebte und sich darum mühte, der christlichen Weltverantwortung gerecht zu werden. Grundsätzlich mußte sich die Kirche in ihrem Seelsorge-alltag der Realität des sozialistischen Staates stellen, wenn sie der […] Forderung des Zweiten Vatikanischen Konzils nach ›Verantwortung und Beteiligung‹ an den gemeinsamen Werken und der ›Mitarbeit aller am öffentlichen Leben‹ [GS 75] gerecht werden wollte.«21

Die Bedeutung des 2. Vatikanums für den angedeuteten Paradigmenwechsel ist zu beachten.22 Grundsätzlich gleichen viele im Gefolge des Konzils einsetzende Entwicklungen jenen in der Bundesrepublik. »Phänomene wie Demokratisierungstendenzen, Basisgruppen und Friedensbewegung sind zu finden. […] Phasen von Aufbruch und Überschwang über enttäuschte Hoffnungen hin zu einer Neuorientierung und Neubesinnung waren in der Kirche der alten Bundesrepublik wie auch in der Kirche der DDR zu finden.«

Problematisch war die propagandistische Instrumentalisierung des Konzils durch die Ost-CDU, die nach Bischof Bengsch »die Geschlossenheit in der katholischen Kirche der DDR« gefährdete. Der Berliner Bischof fürchtete die staatliche und parteiliche Einflussnahme auf den Katholizismus in der DDR und letztlich die Gleichschaltung der Kirche. Zudem machte er neue theologische Reflexionen aus dem Westen, die durch jüngere Ostkleriker unzureichend rezipiert würden, für die »nicht zu heilende Krankheit der Kirche«, nämlich ihre Autoritätskrise, verantwortlich. 23 Von daher unterband Bengsch die gesellschaftsoptimistischen Aufbruchsbewegungen, die sich auf der Pastoralsynode in Dresden (1973–75) Gehör verschafften und von Studenten- und Akademikerkreisen getragen waren. Zuvor hatte sich Bengsch, der auf dem 2. Vatikanum gegen »Gaudium et spes« gestimmt hatte, bereits gegenüber den Vorlagen und Beschlüssen der Meißner Diözesansynode (1969–1971) außerordentlich kritisch gezeigt. Die »partielle Nichtrezeption« einzelner Konzilsaussagen in der DDR (J. Pilvousek) aufgrund kirchenpolitischer Erwägungen (Angst vor der Wirksamkeit der staatlichen Differenzierungspolitik) darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Paradigmenwechsel der 1980er Jahre maßgeblich durch die pastoralen Aufbrüche des 2. Vatikanums und ihre synodale Aufnahme in der DDR bewirkt wurde. Am Ende dieser synodalen Wegmarken stand die »Ökumenische Versammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung« (1988/89) in Dresden/Magdeburg, deren Programmatik sich in der Wendezeit beim »Demokratischen Aufbruch« und beim »Neuen Forum« in Teilen wieder findet. 24 Diese Entwicklungen wurden ermöglicht bzw. parallel begleitet durch die gravierenden Wandlungen der Ost-Politik unter Willy Brandt und durch eine Neuausrichtung der vatikanischen Diplomatie.25

Ähnliche Prozesse bezüglich der Verortung der Kirche im sozialistischen Staat (Kooperationsneigung bzw. -verweigerung) sind für die evangelische Kirche in dem oben erwähnten Forschungsprojekt »Kirche und Staat in der DDR« untersucht worden. Schon die erste Arbeit ist ein Musterbeispiel für die mikroanalytische Vorgehensweise. Anke Silomon zeichnete die Vorgeschichte, den Verlauf und die unmittelbare Wirkung der fünftägigen Tagung der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR in Görlitz im September 1987 unter Heranziehung aller verfügbaren kirchlichen und staatlichen, offiziellen und privaten Quellen sowie aufgrund von Zeitzeugenbefragungen auf über 400 Seiten (einschließlich Dokumentenanhang) minutiös nach. 26

Man hatte das Jahr 1987 ausgewählt, weil damals noch »kein einziger Zeitgenosse das doch schon recht nahe Ende der SED-Herrschaft vorausgesagt oder auch nur vorausgeahnt hat«, das DDR-Regime im Gegenteil noch recht gefestigt zu sein schien.27 Mehlhausen würdigte das Ergebnis dieser ersten Studie: »Erst aus der Summe aller […] Einzelteile ergibt sich ein Bild davon, wie Kirche und Staat in der DDR im Herbst 1987 miteinander bzw. gegeneinander agiert haben. Und erst innerhalb dieses ganz kleinen, aber bis in die Tiefe scharfen Bildes wird es möglich, individuelle Verhaltensmuster differenziert wahrnehmen zu können. Griffe man aus dem Ganzen […] bestimmte einzelne Teile heraus, so wäre es leicht möglich, das Bild einer Kirche zu zeichnen, die in Anpassung und Gehorsam vor einer fordernden Obrigkeit ihre eigene Identität und ihren Auftrag preisgab. Ebensogut wäre es aber auch möglich, durch eine andere Auswahl von Einzelheiten die These zu belegen, der ostdeutsche Protestantismus habe bereits im Jahre 1987 durch sein vom Evangelium gebotenes widerständiges Verhalten gegen das SED-Regime die ›Wende‹ des Jahres 1989 eingeleitet und eine ›protestantische Revolution‹ in Gang gebracht.« 28 Die zweite Studie des Projektes29 war eine gründliche – den Zeitraum von 35 Jahren umfassende – längsschnittartige Untersuchung der materiellen Vergünstigungen, die das SED-Regime einzelnen Pfarrerinnen und Pfarrern gewährte. Peter Beier konnte aufzeigen, dass die ganz überwiegende Mehrheit (über 90 Prozent) der Pfarrerschaft keinerlei nennenswerte Zuwendungen erhielt, dass ferner Motive und Handeln der Machthaber zeitlich und regional durchaus unterschiedlich waren, so dass man nicht von einer zentral gelenkten DDR-Kirchenpolitik sprechen kann, und dass schließlich die Er­wartungen, man könne die Pfarrerinnen und Pfarrer im Sinne der Staatsdoktrin beeinflussen, nur teilweise erfüllt wurden. Beiers Arbeit deckt »typische Verhaltensmuster, charakteristische Mentalitäten und modellhafte Stufungen der Kooperationsneigung und der Kooperationsverweigerung in Teilen der evangelischen Pfarrerschaft auf, die das Bild dieses Berufsstandes unter den Lebensbedingungen des real existierenden Sozialismus in einem kleinen Sektor schärfer und deutlicher als bisher möglich erkennen lassen«30. Ob die Studien des EKD-Forschungsprojektes freilich über Fachkreise hinaus wahrgenommen wurden bzw. werden und das öffentliche Bewusstsein beeinflussen können, bleibt fraglich.

Einen bemerkenswerten neuen Ansatz in gleich doppelter Hinsicht bot die Dissertation von Georg Wilhelm über die Reaktionen der evangelischen Kirche in Leipzig auf die Vorgaben der staatlichen Kirchenpolitik. Da Wilhelms Untersuchungszeitraum sich über die Jahre 1933 bis 1958 erstreckte, kam zum einen die Vorgeschichte der Kirche in der DDR in den Blick, zum anderen wurde ein »Diktaturenvergleich« möglich. In solchen lokalgeschichtlich fokussierten Studien gelingt der Diktaturenvergleich weitaus bes ser als in Sammelbänden, die sich seit den 1990er Jahren der Thematik angenommen haben. Diese bleiben vielfach einen dezi-dierten Vergleich auf gesicherter theoretischer und methodischer Grundlage schuldig.31 Ende 1996 erfuhr das skizzierte EKD-Forschungsprojekt eine sinnvolle Ausweitung.32 Unter dem Titel »Die Rolle der Evangelischen Kirche im geteilten Deutschland« wurde nunmehr die Geschichte des Protestantismus in Ost- und Westdeutschland vergleichend betrachtet, und insbesondere wurden die Beziehungen zwischen west- und ostdeutschen Protestanten untersucht.33 Auch die bereits vorher begonnene sorgfältige Edition der Protokolle des bis 1969 ja noch gesamtdeutschen Rates der EKD34 sowie die Edition der Protokolle aus der Nachkriegszeit des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands,35 aus dem 1948 die VELKD hervorging, sind in diesem Zusammenhang zu nennen.

2. Die Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland


Der Historisierung der Geschichte der beiden Großkirchen in der Bundesrepublik standen jahrzehntelange (teilweise hausgemachte) Probleme und Widerstände entgegen. Evangelischerseits wurde Kirchengeschichte vornehmlich als Theologiegeschichte verstanden. Projekte, die sozialwissenschaftliche Perspektiven berücksichtigen, begegnen noch immer selten.36 Ähnliches galt für die katholische Kirchengeschichtsschreibung, obgleich Urs Altermatt für die Schweiz bereits 1989 diesbezüglich Maßstäbe gesetzt hatte.37 Im Fokus der zeitgeschichtlichen Forschung standen zunächst die Kirchengeschichte der DDR, die immer wieder aufflackernden, angesichts sorgsam gepflegter Frontstellungen zunehmend unbefrie­digenden Diskussionen um Papst und katholische Kirche in der NS-Zeit und schließlich die historische Annäherung an das 2.Vatikanum.38 Hinzu kamen die »Eigentümlichkeiten des deutschen Wissenschaftsbetriebs […], der offenbar Schwierigkeiten« hatte, »das in der Bundesrepublik veränderte Beziehungsgefüge von Religion, Kirche und Gesellschaft zu seinem Gegenstand zu machen«, was zur Folge hatte, dass die großen Sozialmilieus ihre eigenen Diskurse ausbildeten. Nachdem seit den 1960er Jahren diese Milieus ihre Präge- und Integrationskraft verloren hatten, unterlag die Zuordnung von Kirche, Religion und Gesellschaft einem radikalen Wandel, der auch einen Methodenzuwachs unter Berücksichtigung sozial- und kulturwissenschaftlicher Theorien notwendig machte und ertragreich werden ließ. 39 Als Forschungsgegenstand wurde die Geschichte der Kirchen in der Bundesrepublik, abgesehen von einem kurzen Aufschwung um 1990,40 erst nach Ablauf des 20. Jh.s durch Kirchenhis­toriker in größerem Umfang untersucht.41

In der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung wandte man sich, abgesehen von der unmittelbaren Nachkriegszeit,42 schwerpunktmäßig zunächst den 1960er und 1970er Jahren zu.43 Diese waren einerseits geprägt von einem enormen, bis dahin unbekannten materiellen Wohlstand der Kirche. Wolf-Dieter Hau-schild bezeichnete die Zeit seit 1961 als die »›dagobertinische Phase‹ der westdeutsch-protestantischen Kirchengeschichte«. Das Kirchensteueraufkommen erhöhte sich in Folge des sogenannten »Wirtschaftswunders« allein in dem einen Jahr von 1960 auf 1961 um fast 30 Prozent, und von 1960 bis 1972 vervierfachte es sich nahezu.44 Das Geld wurde insbesondere für den Neubau funktionaler – mittlerweile teilweise schon wieder geschlossener – Gemeindezentren und für die Einrichtung zahlreicher Funktionspfarrstellen sowie Gemeindepädagogen- und Sozialarbeiterstellen ausgegeben. Jan Hermelink wies auf die problematischen Folgen der »›dago-bertinischen‹ Finanzverhältnisse« und des neuen Kriteriums der »Funktionalität« hin. Zum einen sei eine Transformation bzw. eine den neuen Anforderungen gemäße Anpassung der herkömmlichen – parochialen – Arbeitsformen, Berufsbilder und Organisationsstrukturen verhindert worden, zum anderen sei die kirchliche Arbeit »mit innerer Notwendigkeit verwechselbar« geworden: »Denn auch andere Organisationen bieten ähnliche Funktionserfüllung an: Bildungsarbeit und soziale Beratung, Geselligkeit und religiöse Begleitung, etwa im Trauerprozess – das alles sind schon längst keine kirchlichen ›Monopole‹ mehr.«45 Solche Analysen helfen, das auf den ersten Blick paradoxe Phänomen mit zu erklären, dass andererseits seit den 1960er Jahren der Protestantismus in Deutschland massiv an gesellschaftlicher Bedeutung verlor und die ohnehin schwach ausgeprägte Kirchlichkeit weiter zurückging. Parallel dazu verschärfte sich das latent immer schon vorhandene unbewältigte Pluralisierungsproblem, das zu einer wachsenden Polarisierung zwischen sogenannten »Progressiven« und sogenannten »Konservativen« führte, zwischen deren zunehmend verhärteten Positionen es vermittelnde Stimmen schwer hatten.46 Augenfällig wurde die innerkirchliche Pluralisierung etwa bei Diskussionen um Problemfelder aus dem Bereich der Sexualethik.47

Diese »innere Pluralisierung« seit Ende der 1950er Jahre charakterisiert auch den Katholizismus: »Binnenkirchlich konnte […] keineswegs von einer bloßen Restauration [in den Jahren 1945–1960] die Rede sein, sondern eher von dem Bemühen um eine Mobilisierung der Christen und Kirchen in der Gesellschaft und auf die ›christliche Gesellschaft‹ hin. Die Ergebnisse der Bemühungen ließen jedoch nach maßgeblicher Selbsteinschätzung vieler Katholiken schon am Ende der 1950er Jahre sowohl politisch als auch religiös zu wünschen übrig, was auf der Suche nach Alternativen zugleich mit einer inneren Pluralisierung Hand in Hand ging.« 48 Die Kirchenleitung selbst wollte diese »innere Pluralisierung« seit Beginn des 20. Jh.s in sozialwissenschaftlichen Projekten zu den Einstellungen der Gläubigen erforschen.49 Im Hintergrund stand– zumindest seit Ende der 1940er Jahre – keine restaurative Rückbesinnung, sondern der Wunsch nach einer (modernen) Kirche in ihrer Zeit. Die einsetzende »Verwissenschaftlichung der katholischen Kirche« wurde jedoch zur »gefährlichen Modernität«, wie Benjamin Ziemann eindrucksvoll dargelegt hat. Statistische Zählungen und Aggregierungen (1900 bis Ende der 1940er Jahre) dienten, so Ziemann, zunächst der konfessionellen Abgrenzung, »indem sie die Außengrenze des kirchlichen Feldes klar markierte[n] und Kohärenz und Sichtbarkeit der katholischen Frömmigkeit steigerte[n]«. Die Anwendung statistischer Methoden ließ jedoch seit Ende der 1940er Jahre die Krise der Kirche sichtbar werden und führte zu einer »selbstproduzierten Enttäuschung«. Nun wandelte sich die Anwendung sozialwissenschaftlicher Methoden hin zur Soziographie, galt es doch zu erfahren, wen konkret man noch (bzw. nicht mehr) erreichte. So wurde seit Ende der 1960er Jahre unmissverständlich klar, »dass die religiöse Sphäre nur noch als ein spezifischer, von anderen Handlungsfeldern der Gesellschaft motivational abgekoppelter und auf sich gestellter Bereich exis­tierte.« Innerkirchlich bewirkte die Soziographie den »zügigen Ab­schied von korporativen Sozialordnungsvorstellungen und ro­mantischen Gemeinschaftsideen« und sie »modernisierte zu­gleich die Selbstbeschreibung der katholischen Kirche, indem sie das Wissen um funktionale Differenzierungen auf die Agenda setzte«. Eine Antwort auf die Frage nach der Ursache für das Fernbleiben der Katholiken von der Kirche erhoffte man sich durch demoskopische Umfragen. Gleichzeitig entschärften solche Selbsterkundungsinstrumentarien die Brisanz eines nach dem Konzil (und in geringerem Maße auch im Gefolge der 1968er Bewegung) sich innerkatholisch artikulierenden Partizipationsbegehrens.

Die »Diskrepanz zwischen dem Glauben der vielen und den Dogmen und Strukturen der Kirche« blieb jedoch unvermittelt bestehen. Der seit etwa 1965 zu beobachtende Einzug der Organisationssoziologie zur Reform kirchlicher Strukturen, Entscheidungsabläufe und Rollenmuster scheiterte weitgehend. »Dies lag jedoch [exemplarisch aufgezeigt am Bistum Münster] nicht nur an der Ablehnung der Dechanten, die mit einer Umsetzung des Planes [i. e. des sogenannten Strukturplanes] zu Verwaltern einer Großpfarrei degradiert worden wären, sondern noch mehr an der rasch erkennbaren Abwehrhaltung in den Kreisen der kirchlich aktiven Laien. Bei diesen bestimmten organizistische Selbstbilder der Pfarrei als einer harmonischen ›Familie‹ die kirchliche Problemwahrnehmung«. Die vorprogrammierten Konflikte wurden pastoralpsychologisch und personalpolitisch (Laien als Seelsorger/Seelsorgerinnen) abgefedert. Die hier skizzierte Verwissenschaftlichung kirchlicher Selbstbeschreibung ist nicht einfach Ausdruck von Mo­dernität, die in Kirche Einzug hält bzw. derer sich Kirche bedient. Sie ist zugleich eine »gefährliche Modernität«, da die »Risiken der Inkulturation des Glaubens« stiegen. »So machte etwa die Umfrageforschung Responsivität möglich und entschärfte einen innerkirchlichen Konflikt. Aber die Übertragung einer politischen [bzw. soziografischen] Semantik in den religiösen Bereich war zugleich hochproblematisch, da sie das Proprium der Kirche, den Glauben und die Kommunikation mit Gott, vielleicht nicht verdunkelte, aber doch zumindest zeitweilig zur Nebensache zu degradieren schien.« 50 Bedeutsam an Ziemanns Arbeit ist, so in einer Besprechung Klaus Große Kracht, dass sie nicht nur das bekannte Absterben des katholischen Milieus beschreibt, vielmehr werden »Überlebenstechniken und Anpassungsexperimente einer Großorganisation sichtbar, die es trotz Entkirchlichung und allgemeiner Säkularisierung in der zweiten Hälfte des 20. Jh.s geschafft hat, sich zumindest in Westdeutschland gesellschaftlich präsent und handlungsfähig zu halten.« 51

Eine binnenkirchliche Selbstbeschäftigung angesichts des Zusammenbruchs überkommener Kirchenmodelle, die nicht nur auf gesellschaftliche Entwicklungen reagierte, sondern genuin theologisch und pastoral motiviert war, ist gleichermaßen für die evangelische Kirche zu konstatieren. Als Beispiel mag die Erforschung der Politisierung des westdeutschen Protestantismus gelten, genauer der Wechsel von einer mehrheitlich »rechten« Orientierung um 1960 hin zu einer allmählich anwachsenden »linken« Orientierung ab Ende der 1960er Jahre, zunächst in der Pfarrerschaft und dann auch auf der Ebene der Kirchenleitungen. 52

Hauschild konstatierte in diesem Zusammenhang einen »Mentalitätswandel« in der Kirche, der nur partiell mit der »68er-Bewegung« verbunden gewesen sei, sich vielmehr weitgehend unabhängig-parallel zu ihr vollzogen habe: »auch in der Kirche [sollte] der Gesellschaftsbezug allen Denkens und Handelns die erstrebte Relevanz von Religion erweisen. […] Politische Probleme wurden somit zu einer das Christentum unmittelbar betreffenden Sache. […] Die grundsätzliche Bedeutung zeigte sich daran, dass seitdem innerhalb der evangelischen Kirche auf breiter Basis und intensiv die politischen Lebensprobleme durch eine religiöse Qualifizierung gewissermaßen als Glaubensfragen behandelt wurden. […] Es ist deutlich geworden, dass ethisch-politische Fragen im Bewusstsein von Gemeinden und Pfarrerschaft die traditionellen dogma-tischen Probleme fast völlig überlagert haben. […] Die zunehmende Politisierung der kirchlichen Arbeit […] wirkte sich langfristig darin aus, dass seit etwa 1980 solche politischen Themen, welche Le­bensfragen der Menschen betreffen, als Aufgabe für die Chris­tenheit vehement wahrgenommen wurden – teilweise mit der Konsequenz, dass das christliche Proprium nicht mehr oder kaum noch erkennbar war.«53

Auch hier begegnet wieder das problematische Phänomen der Verwechselbarkeit, das Ziemann auch für die katholische Kirche und Hannig für die Akzeptanz kirchlicher Positionen in der Medienwelt (vgl. unten) nachweisen. Ähnliches konstatierte etwa Thomas Schlag für die Absicht maßgeblicher Religionspädagogen in den 1970er Jahren, »den staatlichen Religionsunterricht aus seiner konfessionellen Bindung zu lösen und ihn mithilfe eines allgemeinen Religionsbegriffs nahe an den Politik- bzw. Sozialkundeunterricht zu rücken.«54 Die politische Dimension des Religionsunterrichtes sei aber »offenbar an den Schülern weitgehend vorbeigegangen und nicht selten als Form weltfremder religiöser Ethikvermittlung wahrgenommen worden«. Es stelle sich die Frage, ob die »Politisierungstendenzen nicht vielleicht […] sogar zu erheblichen Irritationen und damit auch zur Delegitimierung des Faches beigetragen haben.«55 In der politisch stark aufgeheizten Stimmung in den Jahren des RAF-Terrorismus wurden auch verschiedene Vertreter der evangelischen Kirche, insbesondere im Umfeld bestimmter Studentengemeinden, des RAF-»Sympathi-santentums« verdächtigt. In der kirchlichen »Linken« wurde Theologie offenbar politischen Zielen angepasst, während im rechten Spektrum eine bisweilen hysterische Skandalisierung der gegnerischen Positionen und eine konservative Reformverweigerungshaltung dominierten, die sich oft unpolitisch gab, tatsächlich aber den politischen Status quo zu affirmieren suchte. Die um Versachlichung und Differenzierung bemühten westdeutschen Kirchenleitungen drangen in der polarisierten Stimmung oft kaum durch und agierten mitunter auch hilflos. 56

Einen besonderen Innovationsschub erhielt die Erforschung der Kirchen in der Bundesrepublik durch die DFG-Forschergruppe »Transformation der Religion in der Moderne. Religion und Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts« an der Universität Bochum (seit 2005). In drei Forschungsbereichen (Religiöse Sozialisation/Sozialformen des Religiösen/Mediale Repräsentation und Semantik) wird untersucht, »wie sich die christlichen Großkirchen als religiöse Organisationsformen und Religiosität als Mo­dus individuellen und kollektiven Verhaltens« im Untersuchungszeitraum verändert haben. Thematisch beschäftigen sich die Sammelbände und Monographien der Forschergruppe mit der (me­dialen) Präsenz von Religion in der Moderne und den Bildern und der Semantik von Kirche und Religion,57 mit der Öffentlichkeit als Raum des Religiösen,58 mit sozialen Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft im Wechselspiel mit sozialpolitischen Entwicklungen59 und mit (neuen) Formen des religiösen Lebens und religiöser Sozialisation.60 Hinzu kommen Forschungen mit transnationaler Perspektive.61 In den Untersuchungen wird deutlich, dass die institutionell verfassten Kirchen und die in ihnen zum Ausdruck kommende Gläubigkeit der Gläubigen auf die dis­paraten Angebote der Moderne konstruktiv reagierten. Es ist wohl eine der wichtigsten Erkenntnisse, dass der Gegensatz reaktionär/ traditionell versus fortschrittlich/modern zur motivationalen Cha­rakterisierung der kirchlichen Akteure nicht greift. Forschungsgeschichtlich gewendet: Die Alternative »Säkularisierung oder Revi talisierung des Religiösen« – wohl gemerkt: eine als Dichotomie gedachte Alternative! – wird als überholt gelten müssen.62 Die kirchlich gebundenen Akteure (Gläubige, Amtsträger, Funktionäre und Arbeitnehmer in caritativen Einrichtungen) brachten vielmehr in einer sich fortlaufend modernisierenden Gesellschaft ihre (kirchlich teilweise zunehmend gelockerte) Gläubigkeit als Dis­kursdispositiv im öffentlichen Raum ein, ungeachtet normativer Erwartungen, jedoch mit ihren genormten Prägungen. Hierdurch entstand im kommunikativen Prozess63 ein neuartiges Amalgam von Religion und Moderne.64 Dies hatte entsprechende Rückwirkungen auf die institutionellen Kirchen, ihre Strukturen, ihre pastorale und caritative Arbeit und ihre theologische Selbstreflexion (die Forschergruppe spricht von Fremd- und Selbstverortung [Hannig] bzw. Selbst- und Fremdnormierung [Jähnichen u. a.]). Die an diskursanalytischen Perspektiven interessierten Untersuchungen zu kirchlichen Institutionen, die keine reine Institutionengeschichte sein wollen, sondern beispielsweise Netzwerke oder se­mantische Verschiebungen untersuchen, haben hier für die bisherigen Theoriedebatten der Kirchengeschichtsschreibung wichtige Ergebnisse geliefert. Ähnliches gilt für den Themenkomplex »Na­-tion und Religion«.65

Diskursanalytische und semantische Ansätze, wie sie in den er­wähnten Forschungen zum Tragen kommen, bieten einen innovativen kirchengeschichtlichen Beitrag für die allgemeine Ge­schichtswissenschaft und die Sozialwissenschaften. Kirche lässt sich so – auch binnentheologisch – in ihrer Wechselwirkung mit ihrem nichtkirchlichen Umfeld beschreiben. Die genannten Ansätze führen damit einen Impuls fort, den auf ähnliche Weise die Frömmigkeitsforschung der vergangenen Jahre den theologischen und allgemeinhistorischen Disziplinen gegeben hat.66 So verstanden kann man Kirchengeschichte als Kulturwissenschaft betreiben. Es geht hier keineswegs (nur) um die kulturelle Prägekraft von Kirche und Glaube, sondern um das »wie« und »wodurch« dieser Prägekraft. Theologisch ist dies relevant, da damit auch ein Aspekt theologischer Urteilsbildung beschrieben wird – in Auseinandersetzung mit der Vielfalt dessen, was man an Geglaubtem entdeckt und analysiert, wenn man die Geschichte des geglaubten Gottes67 untersucht, anders formuliert: wenn man die »Gestalt, Geltung und Wirksamkeit von Religion, Glaube und Christentum in Gesellschaft, Kirche und im Leben der Menschen«68 historisch erfassen möchte. Friedrich Wilhelm Graf hat wiederholt darauf hingewiesen, dass die Theologie hierbei für den (sozialwissenschaftlichen, diskursanalytischen, religionsgeschichtlichen) Religionsforscher eine notwendige Ge­sprächs- und Reflexionspartnerin darstellt.69 Aufgrund ihrer Theorieoffenheit und als eine methodisch historisch arbeitende Wissenschaft ist die kulturwissenschaftlich sensible Kirchengeschichte in der Theologie beheimatet, jedoch ist ihr Wissenschaftsgebäude mit Ein- und Ausgangstüren nach beiden Seiten hin ausgestattet: In die Welt theologischer Erkenntnisbildung ebenso wie in die Welt »profan«-wissenschaftlicher Diskurse hinein.70

Verschiedene – nicht minder relevante – Themenkomplexe der kirchlichen Zeitgeschichtsforschung können hier nur kurz be­nannt werden. Die sukzessive Einführung der Frauenordination in den evangelischen Kirchen seit den 1960er Jahren und die mit einiger Verzögerung erfolgte völlige dienstrechtliche Gleichstellung der Pfarrerinnen mit ihren männlichen Kollegen waren epochale, unumkehrbare Strukturveränderungen, angestoßen vor allem durch die allgemeine gesellschaftliche und rechtliche Statusveränderung und Gleichstellung der Frauen. Katholischerseits werden neben dem Dauerthema »Diakonat der Frau« mittlerweile auch Frauenbilder in der Geschichte von Theologie und Kirche wissenschaftlich erforscht.71

Die Katastrophe der Shoa, die für die Christenheit in Deutschland zugleich eine moralische Katastrophe war, führte zu einer nicht weniger epochalen grundlegenden Neubestimmung des Verhältnisses zum Judentum, um dessen Ausmaß und Gestalt theologisch heftig gerungen wurde und angesichts aktueller Probleme vor allem katholischerseits erneut gerungen wird.72 Der Versuch, dem Traditionsabbruch im Bereich von Kirche und Christentum durch Massenevents wie den Kirchen-/Katholikentagen – mit zu­nehmenden Anleihen an die moderne Popkultur – zu begegnen, wurde von Anfang an auch skeptisch beurteilt, wie das dem ehemaligen Kirchentagspräsidenten Heinz Zahrnt zugeschriebene Bonmot zeigt, man könne sich das Reich Gottes letztlich nicht »ertanzen«73. Das Phänomen, das zugleich mit religiösem, kulturellem und äs­thetischem Synkretismus sowie Individualisierung und subjek­tiver »Selbstermächtigung« einhergeht, ist längst auch Gegenstand religionssoziologischer Studien.74 Offenbar lange Zeit unterschätzt wurde die Bedeutung der kirchlich-konfes­-sionellen Implikationen der Eingliederung der ca. 12 Millionen Flüchtlinge und Vertriebenen aus den deutschen Siedlungsgebieten in Ost- und Südosteuropa. Die seit Jahrhunderten weitgehend stabile konfessionelle Landschaft geriet außerordentlich stark in Bewegung, was sowohl bei Einheimischen wie bei Fremden zu Verlustängsten im Hinblick auf ihre konfessionelle Identität und ihre vertraute Frömmigkeitspraxis führte.75 Die katholische Kirchengeschichtsschreibung hat sich besonders intensiv mit den Integrationsprozessen und ihren Auswirkungen auf katholische Mentalitäten beschäftigt.76

Während zur Kirchengeschichte in der Zeit unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg bereits detaillierte Studien vorliegen, stehen für die 1950er Jahre, die »Adenauer-Ära«, solche Spezialuntersuchungen im evangelischen Raum noch weitgehend aus.77 Auch die Geschichte der ökumenischen Beziehungen bedarf einer weiteren Vertiefung.78 Die als historisches Ereignis inszenierte Unterzeichnung der »Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre« – genauer: der »Gemeinsamen Offiziellen Feststellung« samt Annex – in der Stadt der Confessio Augustana und des Religionsfriedens am letzten Reformationstag des alten Jahrtausends (1999) stieß insbesondere auch bei vielen evangelischen Kirchenhistorikern auf Kritik, die nach der von dem Präfekten der päpstlichen Glaubenskongregation und späteren Papst Benedikt XVI. verantworteten Erklärung »Dominus Jesus« aus dem Jahre 2000, in der das exklusive römisch-katholische Kirchenverständnis stark betont wird, noch zunahm. 79

Abschließend sei summarisch auf jüngst erschienene Werke zu den christlichen Friedensbewegungen hingewiesen, aus denen die Relevanz friedenstheologischer Reflexion und Praxis für den gesellschaftlichen Diskurs über entsprechende Probleme zur Zeit des Kalten Krieges ersichtlich wird.80

3. Die Kirchen im Nationalsozialismus


Die hochspezialisierte Forschung zur Geschichte der Kirchen im Nationalsozialismus wurde nach 1989 fortgesetzt. In der evangelischen Kirchengeschichtsschreibung ergab sich ein Paradigmenwechsel, indem der bis dahin dominierende mehrdeutige und deshalb missverständliche Begriff des »Kirchenkampfes« durch neutralere Bezeichnungen wie »Nationalsozialismus und Kirchen« er­setzt wurde.81 Nachdem hier thematisch und perspektivisch der sogenannte »dahlemitische Flügel« der Bekennenden Kirche im Mittelpunkt des Interesses gestanden hatte,82 wurden jetzt verstärkt auch andere Aspekte in den Blick genommen: so etwa die Vorgeschichte der Glaubensbewegung »Deutsche Christen« (DC)83 und die Biographien einiger ihrer führenden Vertreter bzw. des Reichskirchenregiments84, das Verhältnis der Pfarrerschaft allgemein (also auch außerhalb der DC-Bewegung) zum Nationalsozialismus85, das Reichskirchenministerium86, die Biographien einzelner Vertreter sowie die Organisationsformen des lutherischen Flügels der Bekennenden Kirche87 und die Entnazifizierung bzw. kirchliche Selbstreinigung.88 Zunehmend fanden auch einzelne Frauen in der Forschung Berücksichtigung,89 ferner – insbesondere im Zusammenhang mit den Themenbereichen »Euthanasie« und Zwangsarbeit – das große Feld der schon damals stark von Frauen – nicht freilich auf der Leitungsebene – mitgeprägten diakonischen Arbeit90 und schließlich die noch völlig von Männern dominierte Universitätstheologie.91 Nach wie vor besteht im evangelischen Raum Forschungsbedarf u. a. in den Bereichen der sogenannten »Mitte« bzw. der »Neutralen«, der größten kirchlichen Gruppe,92 sowie für die Kirchen- und Christentumsgeschichte während des Zweiten Weltkrieges.93

Thematisch sind hiermit auch Themenfelder beschrieben, die in den Forschungen zur katholischen Kirche, zum größten Teil noch immer kontrovers, verhandelt werden.94 In der institutionen­geschichtlichen Forschung sind hierbei mittlerweile bedeutende Forschungen vorgelegt worden. Sie betreffen etwa die Bischofskonferenz95, die Görres-Gesellschaft96, das Päpstliche Werk der Glaubensverbreitung97 oder den »Klostersturm« bzw. die Ordensgemeinschaften.98

Außerordentlich innovativ waren die konfessionsübergreifenden Anstöße aus dem Tübinger Sonderforschungsbereich »Kriegserfahrungen – Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit«99. Als wegweisende Forschungsergebnisse verdienen die theoretische Fundierung des Begriffes »Kriegserfahrung« und die Analyse von Re­ligionskriegen und der ihnen zugrundeliegenden theologischen Implikationen in ihrer Differenz zum »Gerechten Krieg« und »Heiligen Krieg« hervorgehoben zu werden.100 Hier sei lediglich auf den ersten Bereich näher eingegangen. Bezüglich der Kriegserfahrung wird ein Analyseinstrumentarium zur Verfügung gestellt, um u. a. religiöse Implikationen etwa der Massenquelle »Feldpostbriefe« in ihrer Relevanz für die Gläubigen und die Akteure in Kirche und Theologie zu erfassen.101 Die Qualität dieses Instrumentariums in seiner Anwendung auf den Zweiten Weltkrieg wird sich in Auseinandersetzung mit komplementären Modellen, die jüngst vorgelegt wurden, erweisen können.102 Immerhin steht hier ja auch zur Debatte, wie genau die Kirchen in Hitlers Krieg involviert waren. Um diese Debatte voranzubringen, bedarf es exakter semantischer und textpragmatischer Analysen des u. a. in Feldpostbriefen transportierten »sozialen Wissens«, »mit dessen Hilfe die Soldaten den Krieg und ihren eigenen Ort darin verstanden.«103 Entsprechende Forschungen stellen wichtige Ergänzungen zu theologie- und diplomatiegeschichtlichen Studien und zu Werken zur Militärseelsorge dar.104 Über den im Tübinger Sonderforschungsbereich nur relativ schwach vertretenen Zweiten Weltkrieg wurden zudem wichtige Sammelbände vorgelegt. Der 2007 erschienene Forschungsüberblick »Kirchen im Krieg« zeigt die gravierenden Forschungsdesiderate unter theologiegeschichtlicher, erfahrungsgeschichtlicher und alltagsgeschichtlicher Hinsicht auf. Dankbar muss man den Herausgebern sein, dass durchaus kontroverse Positionen Raum fanden.105

Aus dem Würzburger Forschungsprojekt über die »Katholische Theologie im Nationalsozialismus« wurde jüngst ein konziser Überblick über die katholisch-theologischen Ausbildungsstätten vorgelegt, der gerade für die bislang unerforschten kleineren Fa­kultäten und kirchlichen Ausbildungsstätten Pionierarbeit geleis­tet hat.106 In den folgenden Jahren sind Sammelbände über die theologischen Disziplinen angekündigt (2013 erscheint jener über die katholische Moraltheologie/Sozialethik). Auf deren Grundlage wird man in Zusammenschau mit der jüngsten Forschung zu Theologen in der NS-Zeit107 das Problem der ideologischen Teil-habe am NS-Staat neu bewerten können und müssen. Eine solche Neubewertung wurde auf der Ebene der Priester von Kevin P. Spicer vorgelegt.108 Dessen bedeutenden Forschungen be­dürfen einer vertiefenden Auswertung und Kontextualisierung auf der Ebene der einzelnen Diözesen – Spicer nimmt sie für das Bistum Berlin vor –, da sich durchaus einige wenige weitere »braune« Priester be­nennen ließen. Inwiefern diese Teilhabe als eine späte Folge der Modernismuskrise zu Beginn des 20. Jh.s zu werten ist, ist weiterhin strittig, wenngleich sich ein Konsens abzeichnet, hier keine Zwangsläufigkeit anzunehmen. 109

Nach dem Bändchen zur evangelischen Kirche im »Dritten Reich« von Kurt Meier, das seine große dreibändige Gesamtdarstellung zusammenfasst,110 hat mittlerweile auch der Heidelberger Kirchenhistoriker Christoph Strohm eine gut lesbare, kompakte Überblicksdarstellung, unter Berücksichtigung beider Großkirchen, vorgelegt.111 Ebenfalls an ein breites Publikum wendet sich die seit November 2011 freigeschaltete Online-Ausstellung »Widerstand!? Evangelische Christinnen und Christen im Nationalsozialismus«, die von zahlreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unter der Federführung der Evangelischen Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte erarbeitet wurde.112 Gerade am Konzept des »Widerstandes« entzünden sich katholischerseits noch immer heftige Debatten.113 In der erwähnten Ausstellung finden u. a. auch Begriffsklärungen, die Vorgeschichte, der allgemeine historische Kontext, der »Mehrheitsprotestantismus«, ambivalente Haltungen, wie z. B. antisemitische Tendenzen in der Bekennenden Kirche, so­wie die Rezeptionsgeschichte nach 1945 breiten Raum.

Die Rezeption der Kirchengeschichte im Nationalsozialismus nach 1945 ist inzwischen selbst Gegenstand der kirchlichen Zeitgeschichtsforschung. Dabei ist vor allem ein Zusammenhang mit der Diskussion um die deutsche Erinnerungskultur114 und insbesondere um ein evangelisches Märtyrergedenken115 erkennbar. Auf eine Phase der Sehnsucht nach Vorbildern, nach Vertretern eines besseren Deutschlands, in der es Tendenzen zu unkritischer Verklärung und Hagiographie sowie zu Vereinnahmungen für ganz unterschiedliche, zum Teil sogar gegensätzliche Zwecke gab, folgte eine Phase, die sich durch bisweilen hyperkritische Moralisierung nach anachronistischen Maßstäben auszeichnete.

Mit dem Anspruch, die NS-Vergangenheit gründlich und schonungslos kritisch aufzuarbeiten bzw. zu »bewältigen«, wurde vor dem Hintergrund bestimmter Faschismustheorien nicht selten eine bestimmte geschichtsteleologische Weltsicht vertreten, wo­nach nur die politischen Aktionen liberaler, vor allem aber linker Kreise als legitimer Widerstand akzeptiert wurden. Traditionale, nationalkonservative und christlich-kirchliche Kreise wurden dagegen oft recht pauschal als naiv oder gar als Wegbereiter und Bündnispartner der Nationalsozialisten diskreditiert. Aus Enttäuschung darüber, dass sie bestimmten aktuellen Idealen von politischem Widerstand nicht entsprachen, wurde die tatsächliche Bedeutung be­stimmter historischer Persönlichkeiten dann relativiert. 116 Ein gewisses Maß an Entmythologisierung kann freilich der Suche nach der historischen Wahrheit dienlich sein. So hat etwa Sabine Dramm mit guten Gründen dafür plädiert, den zunehmend zum Heiligen stilisierten und politisch und theologisch instrumentalisierten Dietrich Bonhoeffer um seiner selbst willen von der »Patina der Ikonisierung« zu befreien; er sei eher der Seelsorger einiger Widerständler als selbst ein Widerständler gewesen. 117

Gerade die Biographieforschung im Bereich beider Großkirchen erweist immer wieder auch die geschichtspolitische Strittigkeit der handelnden Personen. Für öffentliche Erregung sorgte etwa der 1956 verstorbene bayerische Landesbischof Hans Meiser. Lange Zeit hoch geachtet und viel geehrt, wurden in den vergangenen Jahren ein nach ihm benanntes Gebäude der von ihm mit begründeten kirchlichen Hochschule Neuendettelsau sowie nach ihm benannte Straßen in Nürnberg und München ab- bzw. umbenannt. Dem wichtigsten Vertreter des lutherischen Flügels der Bekennenden Kirche, der u. a. die Ulmer Erklärung zur Gründung der Bekennenden Kirche verlesen und die Barmer Theologische Erklärung mit verabschiedet hatte, der von den Nationalsozialisten zeitweise abgesetzt und unter Hausarrest gestellt worden war und Hilfsstel-len für christliche »Nichtarier« 118 eingerichtet hatte, wurden ins-besondere angeblich antisemitische Äußerungen aus dem Jahre 1926 zur Last gelegt. In anderen Fällen wurden Ehrungen für Meiser in Bayern dagegen ausdrücklich bestätigt, ja es kamen sogar einzelne neue hinzu. Ein Enkel Meisers prangerte in einem Buch die »Kreuzigung« seines Großvaters an119 und versuchte vergeb­lich, die Straßenumbenennung in München mit juristischen Mitteln zu verhindern. Angesichts des auf beiden Seiten emotional-moralistisch hoch aufgeladenen Streits vermochten es nüchterne wissenschaftliche Analysen kaum, die Wogen zu glätten.120 Auch der Hinweis von Friedrich Wilhelm Graf, dass Katharina von Bora, nach der die Münchner Meiserstraße jetzt benannt ist, massiv judenfeindlich gesinnt gewesen sei,121 blieb folgenlos. Dazu passt, dass eine Umbenennung etwa der nach Richard Wagner oder anderen Personen mit schroff antijüdischer Haltung benannten Straßen in Nürnberg und München offenbar nicht erwogen worden ist. Katholischerseits werden weiterhin – oftmals im Kontext von Selig- oder Heiligsprechungen – die politische Grundausrichtung und handlungsleitenden Interessen herausragender Kirchenführer strittig debattiert, ohne dass ein allgemeiner Konsens zu erwarten wäre. 122 Jenseits dieser Debatten liegen mittlerweile weitere Forschungen zu einzelnen Bischöfen123 während der NS-Zeit vor.

Eine bedeutende Erweiterung der Forschungsperspektiven stellt die Öffnung vatikanischer Archive für das Pontifikat von Pius XI. (1922–1939) im Jahr 2003 und die Öffnung des Hudal-Archivs an der Santa Maria dell’Anima (2006) dar. Die deutschsprachigen Veröffentlichungen nach der ersten Sichtung der Quellen kreisten vornehmlich um zwei Fragekomplexe: Wie gestaltete sich und welche Personen prägten das Bild der römischen Kurie auf die kirchlichen und politischen Prozesse in Deutschland? Und: Welche Positionen nahmen die verschiedenen Kongregationen und Papst Pius XI. in Bezug auf die modernen Häresien (Kommunismus, Faschismus, Nazismus, Rassismus) und ggf. ihre Verurteilung ein? 124 Bezüglich beider Fragekomplexe haben die bisherigen Forschungen die Kenntnis über Eugenio Pacelli wesentlich vertieft. Von einer ausdrücklichen Verurteilung des Nationalsozialismus als häretischer Ideologie oder von einer Indizierung von Hitlers »Mein Kampf« wurde aus übergeordneten staatspolitischen Gründen abgesehen.125

Auch die bisherigen Forschungen zur »unterschlagenen Enzyklika« Pius’ XI. gegen den Nationalismus und Rassismus,126 deren Veröffentlichung wohl von Pacelli für inopportun angesehen wurde, können nun in die kontroversen innerkurialen Debatten neu eingeordnet werden. Zwei Aspekte werden bei der – durchaus kon-troversen – Debatte um die Interpretation der neu zugänglichen Quellen sichtbar: Zum einen standen sich innerkurial die Vertreter eines schärferen Kurses gegen die neuen Häresien und eine politisch zurückhaltendere Fraktion gegenüber, so dass sich die spek takuläre Enzyklika »Mit brennender Sorge« (1937) heute als ein Kompromissdokument aus einer differenzierten und schärferen theologischen Debatte innerhalb der römischen Kurie interpretieren lässt. Zum anderen wird die bekannte Tatsache bestätigt, dass der Heilige Stuhl einen härteren Oppositionskurs gegen die Na-tionalsozialisten seitens der deutschen Kirche gefördert und un-terstützt hätte. Eine Auswertung der neu zugänglichen Quellen für die Geschichte einzelner Bistümer befindet sich erst in den Anfängen.127

Im Hinblick auf die immer noch etwas vernachlässigte Kirchengeschichte in der Zeit der »Weimarer Republik«, auf die hier nicht mehr näher eingegangen werden kann, ist insofern ein Perspektivwechsel zu konstatieren, als diese Zeit nicht mehr nur als eine Art Inkubationszeit des »Dritten Reiches« bzw. als Vorgeschichte des »Kirchenkampfes« wahrgenommen wird, sondern auch als eine eigenständige Epoche, deren katastrophales Ende keineswegs von vornherein abzusehen war.

Summary


Presenting a number of sensational theses, the first publications on the role of the churches in the GDR emphasized the conformance particularly of the Protestant church. Only gradually did micro-analytical studies lead to a more balanced assessment. The hierarchically structured Catholic minority church was to a large degree politically abstinent. This facilitated the rapid appearance of well-researched, comprehensive accounts at least for the period until the construction of the wall. Later this was followed by complex views from within. The church history of the Federal Republic was ex­-plored more thoroughly only after the turn of the century, resort­ ing to of methods adopted from sociology and cultural history, among others. Topics of particular interest included the loss of social significance and the interior pluralization. The highly spe­-cialized research on the history of the churches under the National Socialist regime was continued, particular emphasis being given to hitherto neglected aspects. In this context the reception – which is always also politically motivated – of church history in the Nation­al Socialist era became itself the controversially discussed focus of church historical research.

Summary


Presenting a number of sensational theses, the first publications on the role of the churches in the GDR emphasized the conformance particularly of the Protestant church. Only gradually did micro-analytical studies lead to a more balanced assessment. The hierarchically structured Catholic minority church was to a large degree politically abstinent. This facilitated the rapid appearance of well-researched, comprehensive accounts at least for the period until the construction of the wall. Later this was followed by complex views from within. The church history of the Federal Republic was ex­-plored more thoroughly only after the turn of the century, resort­ ing to of methods adopted from sociology and cultural history, among others. Topics of particular interest included the loss of social significance and the interior pluralization. The highly spe­-cialized research on the history of the churches under the National Socialist regime was continued, particular emphasis being given to hitherto neglected aspects. In this context the reception – which is always also politically motivated – of church history in the Nation­al Socialist era became itself the controversially discussed focus of church historical research.

• Das Manuskript wurde im Februar 2012 abgeschlossen.
1) Zur kontroversen Methodendiskussion um die kirchliche Zeitgeschichte vgl. insbesondere A. Doering-Manteuffel/K. Nowak (Hrsg.), Kirchliche Zeitgeschichte. Urteilsbildung und Methoden (KoGe 8), Stuttgart 1996; K. Nowak, Kirchliche Zeitgeschichte interdisziplinär. Beiträge 1984–2001, hrsg. v. J.-C. Kaiser (KoGe 25), Stuttgart 2002; W.-D. Hauschild, Grundprobleme der Kirchlichen Zeitgeschichte, in: Ders., Konfliktgemeinschaft Kirche. Aufsätze zur Geschichte der Evangelischen Kirche in Deutschland (AKiZ.B 40), Göttingen 2004, 15–72; Ders., Art.: Zeitgeschichte, Kirchliche, in: TRE 36 (2004), 554–561. Einen Überblick über den Stand der Forschung im evangelischen Bereich bis 2005 bietet: S. Hermle, Tendenzen Kirchlicher Zeitgeschichte, in: VuF 50/2005, Heft 1/2, 69–88. Vgl. auch K. Meier, Kirchliche Zeitgeschichte, in: ThR N.F. 64 (1999), 38–83.153–196 u. 241–276; M. Loos, Auswahlbibliographie: Kirchengeschichtsschreibung nach 1945 (1990–2007), in: MKiZ 1 (2007), 123–138; A. Doering-Manteuffel/L. Raffelt, Nach dem Boom. Perspektiven auf die Zeitgeschichte seit 1970, Göttingen 2008; J. Wischmeyer, Kirchliche Zeitgeschichte im Kontext historischer Europaforschung. Methodische und thematische Überlegungen, in: MKiZ 5 (2011), 9–31; G. Besier, Kirche, Politik und Gesellschaft im 20. Jahrhundert (EDG 56), München 2000. Für die katholische Kirche vgl.: O. Weiß, Religiöse Geschichte oder Kirchengeschichte? Zu neuen Ansätzen in der deutschen Kirchengeschichtsschreibung und Katholizismusforschung. Ein Forschungsbericht, in: RJKG 17 (1998), 289–312; K.-J. Hummel (Hrsg.), Zeitgeschichtliche Katholizismusforschung. Tatsachen, Deutungen, Fragen. Eine Zwischenbilanz (VKZG.B 100), Paderborn u. a. 2004 ( 22006), 131–149.
2) Forschungsüberblicke: H. Dähn/J. Heise (Hrsg.), Staat und Kirchen in der DDR. Zum Stand der zeithistorischen und sozialwissenschaftlichen Forschung, Frankfurt 2003. Für die evangelische Kirche: C. Lepp, Ausgeforscht? Überlegungen zu Stand und Perspektiven der Forschung zur Kirchengeschichte der DDR, in: Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte. Mitteilungen 24 (2006), 93–101. Für die katholische Kirche: C. Kösters, Katholische Kirche und Katholizismus in der SBZ/DDR. Eine Bilanz neuerer Forschungen, in: HJB 121 (2001), 532–580; Ders./W. Tischner (Hrsg.), Katholische Kirche in der SBZ und DDR, Paderborn u. a. 2005, 13–34; C. Kösters, Sozialistische Gesellschaft und konfessionelle Minderheit in der DDR, in: Hummel (Hrsg.), Katholizismusforschung, 131–149; J. Pilvousek, Katholizismus und katholische Kirche in der DDR seit 1985, in: KZG 20 (2007), 47–65 (weitere Beiträge Pilvouseks zum Thema der katholischen Kirche in den Neuen Bundesländern finden sich in KZG 2/2009 und 2/2010).
3) Gesamtdarstellung (evangelisch): R. Mau, Der Protestantismus im Osten Deutschlands (1945–1990) (KGE IV/3), Leipzig 2005. Gesamtdarstellungen (katholisch): J. Pilvousek, »Innenansichten«. Von der »Flüchtlingskirche« zur »katholischen Kirche in der DDR«, in: Deutscher Bundestag (Hrsg.), Materialien der Enquete Kommission »Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland«, IV/2: Rolle und Selbstverständnis der Kirchen in den verschiedenen Phasen der SED-Diktatur, Frankfurt 1995, 1134–1163; B. Schäfer, Staat und katholische Kirche in der DDR (Schriften des Hannah-Arendt-Instituts für Totalitarismusforschung 8), Köln u. a. 1998 ( 21999); U. Haese, Katholische Kirche in der DDR. Geschichte einer politischen Abstinenz, Düsseldorf 1998; J. Pilvousek, Die katholische Kirche in der DDR, in: E. Gatz (Hrsg.), Kirche und Katholizismus seit 1945, Bd. 1: Mittel-, West- und Nordeuropa, Paderborn 1998, 132–150; C. Kösters/W. Tischner (Hrsg.), Katholische Kirche. Ein konfessionsübergreifender, politikwissenschaftlicher Versuch: H. Heinecke, Konfession und Politik in der DDR. Das Wechselverhältnis von Kirche und Staat im Vergleich von evangelischer und katholischer Kirche, Leipzig 2002.
4) Evangelische Kirche: G. Besier/S. Wolf (Hrsg.), »Pfarrer, Christen und Katholiken«. Das Ministerium für Staatssicherheit der ehemaligen DDR und die Kirchen (Historisch-Theologische Studien zum 19. und 20. Jahrhundert 1), Neukirchen-Vluyn 1991 (2., durchgesehene und um weitere Dokumente vermehrte Auflage 1992); F. Hartweg, SED und Kirche. Eine Dokumentation ihrer Beziehungen, Bd. 1: 1946–1967, bearb. v. J. Heise (Historisch-Theologische Studien zum 19. und 20. Jahrhundert 2/1), Neukirchen-Vluyn 1995; M. Kühne (Bearb.), Die Protokolle der Konferenz der evangelischen Landeskirchen in der Sowjetischen Besatzungszone 1945–1949 (AKiZ.A 9), Göttingen 2005; H. Schultze (Bearb.), Berichte der Magdeburger Kirchenleitung zu den Tagungen der Provinzialsynode 1946–1989 (AKiZ.A 10), Göttingen 2005. Katholische Kirche: G. Lange (Hrsg.), Katholische Kirche – sozialistischer Staat DDR. Dokumente und öffentliche Äußerungen 1945–1990, Leipzig 1992 ( 21993); J. Pilvousek (Hrsg.), Kirchliches Leben im totalitären Staat. Seelsorge in der SBZ/DDR 1945–1976, Leipzig 1994; M. Höllen, Loyale Distanz? Katholizismus und Kirchenpolitik in der SBZ und DDR. Ein historischer Überblick in Dokumenten, 3 Bde. (in 4 Teilbänden), Berlin 1994–2000; G. Lange/U. Pruss (Hrsg.), An der Nahtstelle der Systeme. Dokumente und Texte aus dem Bistum Berlin 1945–1990, 2 Bde., Leipzig 1996; T. Schulte-Umberg, Akten deutscher Bischöfe seit 1945. DDR 1957–1961 (VKZG.A 49), Paderborn 2006.
5) Zur Quellenedition vgl. Anm. 4. G. Besier, Der SED-Staat und die Kirche [Bd. 1:] 1945–1969. Der Weg in die Anpassung, München 1993; [Bd. 2:] 1969–1990. Die Vision vom »dritten Weg«, Berlin 1995; [Bd. 3:] 1983–1991. Höhenflug und Absturz, Berlin 1995.
6) G. Besier, SED-Staat [Bd. 1], 17 f.
7) Vgl. Art.: Kirche. Grauzone Gott. Die Kirchen in der ehemaligen DDR bekennen sich nur zögerlich zu ihren Verstrickungen im Stasi-Staat, in: Der Spiegel, 3. Februar 1992, 40–45; Art.: Zeitgeschichte. Ehrlicher Freund. Einer der einflußreichsten DDR-Kirchenführer, der Greifswalder Bischof Krummacher, war Agent des sowjetischen Geheimdienstes, in: Der Spiegel, 26. Juli 1993, 58. Zur Kirchenberichterstattung im Spiegel vgl. U. Beck, Kirche im SPIEGEL – Spiegel der Kirche? Ein leidenschaftliches Verhältnis, Ostfildern 1994.
8) Vgl. das Vorwort zur zweiten Auflage von G. Besier/S. Wolf, Pfarrer, VIII (»Voller Eifer suchte man nach Fehlern, ward fündig …«) u. X (»Sie [sc. die vorgelegte Arbeit] untersucht und veröffentlicht – und dies noch auf den Staatssicherheitsdienst beschränkt – in erster Linie staatliche unveröffentlichte Dokumente, die Untersuchung, Darstellung und Veröffentlichung der entsprechenden kirchlichen Quellen war zum jetzigen Zeitpunkt aus mannigfachen Gründen nicht möglich und steht deshalb noch aus […]«).
9) Vgl. ebd., VIII: »Die Reaktionen auf das Buch haben die schlimmsten Befürchtungen übertroffen.«
10) C. Vollnhals (Hrsg.), Die Kirchenpolitik von SED und Staatssicherheit. Eine Zwischenbilanz, Berlin 1996 (21997); D. Grande/B. Schäfer, Kirche im Visier. SED, Staatssicherheit und Katholische Kirche in der DDR, Leipzig 1998; B. Schäfer, Staat; C. Kösters, Staatssicherheit und Caritas 1950–1989, Paderborn u. a. 2001. In seiner Besprechung zu Kösters Werk hebt Bernd Schäfer jedoch die Notwendigkeit einer Untersuchung der »eigentlichen kirchlichen Machtträger zwischen 1974 und 1989« hervor: »Das Ausmaß einer gewissen Korrumpierung be­stimmter kirchlicher Funktionäre in den beiden letzten Dekaden der DDR bleibt damit ausgespart«; Rezension in: sehepunkte 2 (2002), Nr. 6 [15.06.2002], URL: http://www.sehepunkte.de/2002/06/3407.html.
11) G. Mehlhausen, Einführung in das Forschungsprojekt, in: A. Silomon, Synode und SED-Staat. Die Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR in Görlitz vom 18. bis 22. September 1987 (AKiZ.B 24), Göttingen 1997, IX–XVII, hier: XII.
12) Vgl. A. Silomon, Synode; P. Beier, Die »Sonderkonten Kirchenfragen«. Sachleistungen und Geldzuwendungen an Pfarrer und kirchliche Mitarbeiter als Mittel der DDR-Kirchenpolitik (1955–1989/90) (AKiZ.B 25), Göttingen 1997; Ders., Missionarische Gemeinde in sozialistischer Umwelt. Die Kirchentagskongreßarbeit in Sachsen im Kontext der SED-Kirchenpolitik (1968–1975) (AKiZ.B 32), Göttingen 1999; A. Silomon, »Schwerter zu Pflugscharen« und die DDR. Die Friedensarbeit der evangelischen Kirchen in der DDR im Rahmen der Friedensdekaden 1980 bis 1982 (AKiZ.B 33), Göttingen 1999; J. Bulisch, Evangelische Presse in der DDR. »Die Zeichen der Zeit« (1947–1990) (AKiZ.B 43), Göttingen 2006.
13) G. Mehlhausen, Einführung, XIV f.
14) T. Raabe, SED-Staat und katholische Kirche. Politische Beziehungen 1949–1961 (VKZG.B 70), Paderborn u. a. 1995; B. Schäfer, Staat; W. Tischner, Katholische Kirche in der SBZ/DDR 1945–1951. Die Formierung einer Subgesellschaft im entstehenden sozialistischen Staat (VKZG.B 90), Paderborn u. a. 2000. Das Jahr 1961 (Mauerbau) bildet insofern eine Zäsur, als mit Alfred Bengsch eine Persönlichkeit Berliner Bischof wurde, die das »Bleiben« in der DDR aus pastoralen Gründen als »sittliche Pflicht« bezeichnete (vgl. T. Schulte-Umberg, Akten, Nr. 335). Wie gravierend der damit verbundene Paradigmenwechsel war, sieht man an der Kritik innerhalb der Ordinarienkonferenz (ebd., Nr. 336). Staatlicherseits begann nun die Phase einer »pragmatischeren Kirchenpolitik« (B. Schäfer, Staat, 454).
15) C. Brodkorb, Bruder und Gefährte in der Bedrängnis. Hugo Aufderbeck als Seelsorgeamtsleiter in Magdeburg. Zur Pastoralen Grundlegung einer »Kirche in der SBZ/DDR« (Veröffentlichungen zur Geschichte der Mitteldeutschen Kirchenprovinz 18), Paderborn 2002; T. Thorak, Wilhelm Weskamm. Diasporaseelsorger in der SBZ/DDR (EThS 96), Würzburg 2009; C. März, Otto Spülbeck. Ein Leben für die Diaspora, Leipzig 2010.
16) S. Kroll, Kirchlich-caritative Ausbildung in der DDR. Entwicklung im Aufgabenbereich Kinder- und Jugendhilfe, Freiburg 1998; C. Ropers, Katholische Krankenpflegeausbildung in der SBZ/DDR und im Transformationsprozess (Studien zur kirchlichen Zeitgeschichte 4), Berlin u. a. 2010.
17) R. Schumacher, Kirche und sozialistische Welt. Eine Untersuchung zur Frage der Rezeption von »Gaudium et spes« durch die Pastoralsynode der katholischen Kirche in der DDR (EThS 76), Leipzig 1998; K. Seifert, Glaube und Politik. Die Ökumenische Versammlung in der DDR 1988/89 (EThS 78), Leipzig 2000; B. Thériault, The »Conservative Revolutionaries«. The Protestant and Catholic Churches in East Germany after Radical Political Change (Monographs in German History 14), Erfurt 2004.
18) R. Grütz, Katholizismus in der DDR-Gesellschaft 1960–1990. Kirchliche Leitbilder, theologische Deutungen und lebensweltliche Praxis im Wandel (VKZG.B 99), Paderborn u. a. 2004; S. George, Bestattung und katholische Begräbnisliturgie in der SBZ/DDR. Eine Untersuchung unter Berücksichtigung präskriptiver und deskriptiver Quellen (EThS 89), Würzburg 2006.
19) Geschichte der Ehe-, Familien- und Lebensberatung in der DDR (M. Fischer); Der Aktionskreis Halle (S. Holzbrecher); Katholische Flüchtlinge und Vertriebene zwischen Ankunft und Integration. Theologische, jurisdiktionelle, soziale und territoriale Beheimatungskonzepte im östlichen Teil des Bistums Fulda (T. Müller); Geschichte und Bedeutung der Religiösen Kinderwochen der katholischen Kirche in der DDR (T. Niesing); Wallfahrten in der DDR. Ausdruck resistenten Verhaltens (E. Preuß).
20) Kösters/Tischner (Hrsg.), Die katholische Kirche, 33.
21) C. Brodkorb, Die Beziehungen zwischen Staat und Kirche im Bischöflichen Amt Erfurt-Meiningen unter Bischof Hugo Aufderbeck, in: AmrhKG 51 (1999), 263–320, hier: 319 f.
22) D. Grande/B. Schäfer, Zur Kirchenpolitik der SED. Auseinandersetzungen um das Katholikentreffen 1983–1987, Leipzig 1994; J. Selke, Katholische Kirche im Sozialismus? Der Hirtenbrief der katholischen Bischöfe in der DDR zum Weltfriedenstag 1983 und seine Bedeutung für das Verhältnis von Katholischer Kirche und Staat DDR (MThA 38), Altenberge 1995; R. Schumacher, Kirche; J. Pilvousek, Kirche und Diaspora. Die katholische Kirche in der DDR und das Zweite Vatikanische Konzil, in: H. Wolf/C. Arnold (Hrsg.), Die deutschsprachigen Länder und das Zweite Vaticanum (Programm und Wirkungsgeschichte des II. Vatikanums 4), Paderborn u. a. 2004, 149–167; D. Grande/P.-P. Straube, Die Synode des Bistums Meißen 1969–1971. Die Antwort einer Ortskirche auf das Zweite Vatikanische Konzil, Leipzig 2005; J. Pilvousek, Die Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils in der katholischen Kirche der DDR, in: RJKG 26 (2007), 107–120.
23) Ebd., 107 f.111. Im Hintergrund stand ein bleibendes hierarchisch-zentralistisches Kirchenbild; vgl. J. Pilvousek: Die katholischen Bischöfe in der SBZ/DDR. Zentralisierte Kirchenführung im Horizont totalitärer Macht, in: HJB 126 (2006), 439–463. Zur Berliner Bistumsgeschichte unter Bengsch vgl. R. Jung, Ungeteilt im geteilten Berlin? Das Bistum Berlin nach dem Mauerbau, Berlin 2003.
24) K. Seifert, Glaube, 288–319. Vgl. J. Pilvousek, 1968–1988: Schwellenjahre des Katholizismus in der DDR, in: Zur Debatte 1 (2009), 35–37.
25) Zu Letzterem: K.-J. Hummel (Hrsg.), Vatikanische Ostpolitik unter Jo­hannes XXIII. und Paul VI. 1958–1978, Paderborn u. a. 1999; A: Melloni (Hrsg.), Il filo sottile. L’Ostpolitik vaticana di Agostino Casaroli, Bologna 2006; R. Cerny-Werner, Vatikanische Ostpolitik und die DDR, Göttingen 2011.
26) A. Silomon, Synode.
27) G. Mehlhausen, Einführung, XV.
28) Ebd. Im März 1992 hatte Trutz Rendtorff bereits in München unter der Fragestellung »Protestantische Revolution?« ein interdisziplinäres, internationales Kolloquium zum Thema »Kirche und Theologie in der DDR« organisiert, dessen Vorträge und Diskussionen – auch Besier hielt einen Vortrag und stellte sich der Diskussion – ebenfalls in der AKiZ-Reihe dokumentiert worden waren: T. Rendtorff (Hrsg.), Protestantische Revolution? Kirche und Theologie in der DDR: Ekklesiologische Voraussetzungen, politischer Kontext, theologische und historische Kriterien (AKiZ.B 20), Göttingen 1993.
29) P. Beier, Sonderkonten. Vgl. zum Thema der Finanzen der Kirchen in der DDR: H.-G. Binder, Die Bedeutung der finanziellen Transfers und der humanitären Hilfe zwischen den Kirchen im geteilten Deutschland, in: Deutscher Bundestag (Hrsg.), Materialien der Enquete Kommission »Aufarbeitung von Geschichte und Folgen der SED-Diktatur in Deutschland«, Bd. VI: Kirchen in der SED-Diktatur, Frankfurt 1995, 555–582; A. Boyens, Den Gegner irgendwo festhalten. Transfergeschäfte der Evangelischen Kirche in Deutschland mit der DDR-Regierung 1957–1990, in: KZG 6 (1993), 379–390; A. Kötter, Die Hilfen des Bonifa-tiuswerkes, in: U. von Hehl/H. G. Hockerts (Hrsg.), Der Katholizismus – gesamtdeutsche Klammer in den Jahrzehnten der Teilung? Erinnerungen und Berichte, Paderborn u. a. 1996, 83–126; H. Puschmann, Zur Brückenfunktion des Deutschen Caritasverbandes, in: Ebd., 127–137; T. Schmitz, Die Kirchenfinanzierung in der SBZ/DDR 1945–1989, in: E. Gatz (Hrsg.), Die Kirchenfinanzen (GKL 6), Freiburg u. a. 2000, 327–340; C. Kösters, Staatssicherheit.
30) P. Beier, Sonderkonten, XIII. Dass die »Stasi« nicht nur ein Thema der ostdeutschen, sondern auch der westdeutschen Kirchen war, zeigen zwei laufende Forschungsprojekte: Zu dem seit September 2007 laufenden Projekt des Zentralarchivs der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau in Darmstadt vgl. A. Neff/H. Bogs, Die EKHN im Fokus der DDR-Staatssicherheitsbehörden, 1949–1990, Synode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Drucksache Nr. 62/2009; das im November 2010 begonnene Projekt: »Die Evangelische Kirche im Rheinland im Focus der Stasi« ist am Institut für Evangelische Theologie der Universität Koblenz-Landau, Campus Koblenz angesiedelt.
31) G. Heydemann/L. Kettenacker (Hrsg.), Kirchen in der Diktatur: Drittes Reich und SED-Staat. 15 Beiträge, Göttingen 1993; Themenhefte KZG 1/1996: Widerstand im Deutschland der Diktaturen; 2/1995: Theologie und Ideologie. Die beiden Großkirchen und die Diktaturen; H.-J. Karp/J. Köhler (Hrsg.), Katholische Kirche unter nationalsozialistischer und kommunistischer Diktatur. Deutschland und Polen 1939–1989 (FQKGO 32), Köln 2001; D. Klenke, Das Eichsfeld unter den deutschen Diktaturen. Widerspenstiger Katholizismus in Heiligenstadt, Duderstadt 2003; G. Wilhelm, Die Diktaturen und die evangelische Kirche. Totaler Machtanspruch und kirchliche Antwort am Beispiel Leipzigs 1933–1958 (AKiZ.B 39), Göttingen 2004; B. Mitzscherlich, Diktaturen und Diaspora. Das Bistum Meißen 1932–1951 (VKZG.B 101), Paderborn 2004. Hilfreich sind die Überblicksdarstellungen zu den katholischen Bistümern und Pfarreien bei: E. Gatz (Hrsg.), Die Bistümer und ihre Pfarreien (GKL 1), Freiburg u. a. 1991; Ders., Die Bistümer der deutschsprachigen Länder von der Säkularisation bis zur Gegenwart, Freiburg u. a. 2005.
32) Vgl. hierzu S. Hermle, Tendenzen, 83.
33) Vgl. D. Palm, »Wir sind doch Brüder«. Der evangelische Kirchentag und die deutsche Frage 1949–1961 (AKiZ.B 36), Göttingen 2002; P. Beier, »Kirchwerdung« im Zeichen der deutschen Teilung. Die Verfassungsreform von EKD und BEK als Anfrage an ihre »besondere Gemeinschaft« (AKiZ.B 37), Göttingen 2004; C. Lepp, Tabu der Einheit? Die Ost-West-Gemeinschaft der evangelischen Chris­ten und die deutsche Teilung (1945–1969) (AKiZ.B 42), Göttingen 2005; K. Rittberger-Klas, Kirchenpartnerschaft im geteilten Deutschland. Am Beispiel der Landeskirchen Württemberg und Thüringen (AKiZ.B 44), Göttingen 2006; A. Silomon, Anspruch und Wirklichkeit der »besonderen Gemeinschaft«. Der Ost-West-Dialog der deutschen evangelischen Kirchen 1969–1991 (AKiZ.B 45), Göttingen 2006; K. Kunter, Erfüllte Hoffnungen und zerbrochene Träume. Evangelische Kirche in Deutschland im Spannungsfeld von Demokratie und So­zialismus (1980–1993) (AKiZ B 46), Göttingen 2006. Darüber hinaus: J. Mehlhausen/L. Siegele-Wenschkewitz (Hrsg.), Zwei Staaten – zwei Kirchen? Evangelische Kirche im geteilten Deutschland. Ergebnisse und Tendenzen der Forschung, Leipzig 2000; C. Lepp/K. Nowak (Hrsg.), Evangelische Kirche im geteilten Deutschland (1945–1989/90), Göttingen 2001; katholisch: Hehl/Hockerts (Hrsg.), Katholizismus.
34) Es liegen vor: Die Protokolle des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Bde. 1–7: 1945–1955, bearb. von C. Nicolaisen, N. A. Schulze, D. Pöpping, K.-H. Fix, A. Silomon, P. Beier (AKiZ.A 5; 6; 8; 11; 13; 14; 16; 19), Göttingen 2012.
35) Die Protokolle des Rates der Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands 1945–1948, bearb. von T. M. Schneider (AKiZ.A 15), Göttingen 2008. Ebd., 496–509, auch Protokolle gesonderter ostzonaler Sitzungen.
36) Ein überzeugendes Gegenbeispiel ist etwa W. Beck, Westfälische Protes­tanten auf dem Weg in die Moderne. Die evangelischen Gemeinden des Kirchenkreises Lübbecke zwischen Kaiserreich und Bundesrepublik (Forschungen zur Regionalgeschichte 42), Paderborn u. a. 2002.
37) U. Altermatt, Katholizismus und Moderne. Zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte der Schweizer Katholiken im 19. und 20. Jahrhundert, Zürich 1989.
38) Die deutsche Kirchengeschichtsschreibung bemühte sich im Kontext des 40-jährigen Jubiläums um die historiographische und theologiegeschichtliche Aufarbeitung des 2. Vatikanums. Eine Selbstvergewisserung angesichts der umstrittenen Rezeptionsprozesse? Aus der Fülle der Forschungen seien die wichtigsten historiographischen genannt: O. H. Pesch, Das Zweite Vatikanische Konzil. Vorgeschichte – Verlauf – Ergebnisse – Wirkungsgeschichte, Würzburg 1993 (Neuausgabe 2001, 32011); K. Wenzel, Kleine Geschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils, Freiburg u. a. 2005; F. X. Bischof/S. Leimgruber (Hrsg.), Vierzig Jahre II. Vatikanum. Zur Wirkungsgeschichte der Konzilstexte, Würzburg 2004; P. Pfister (Hrsg.), Julius Kardinal Döpfner und das Zweite Vatikanische Konzil. Vorträge des wissenschaftlichen Kolloquiums anläßlich der Öffnung des Kardinal-Döpfner-Konzilsarchivs am 16. November 2001 (Schriften des Archivs des Erzbistums München und Freising 4), Regensburg 2002; G. Treffler/P. Pfister (Bearb.), Erzbischöfliches Archiv München. Julius Kardinal Döpfner. Archiv­inventare der Dokumente zum Zweiten Vatikanischen Konzil (Schriften des Archivs des Erzbistums München und Freising 6), Regensburg 2004; G. Treffler (Bearb.), Julius Kardinal Döpfner. Konzilstagebücher, Briefe und Notizen zum Zweiten Vatikanischen Konzil (Schriften des Archivs des Erzbistums München und Freising 9), Regensburg 2006; H. Wolf/C. Arnold (Hrsg.), Die deutschsprachigen Länder; H. Wolf (Hrsg.), Antimodernismus und Modernismus in der katholischen Kirche. Beiträge zum theologiegeschichtlichen Vorfeld des II. Vatikanums (Programm und Wirkungsgeschichte des II. Vatikanums 2), Paderborn u. a. 1998; P. Hünermann, Das II. Vatikanum – christlicher Glaube im Horizont globaler Modernisierung (Programm und Wirkungsgeschichte des II. Vatikanums 1), Paderborn u. a. 1998; G. Alberigo/K. Wittstadt, Geschichte des Zweiten Vatikanischen Konzils (1959–1965), 5 Bde., Mainz 1997–2008.
39) W. Damberg, Katholizismus und pluralistische Gesellschaft in der Bundesrepublik Deutschland, in: Hummel (Hrsg.), Katholizismusforschung, 115–129, hier: 121 f.
40) Hinweise bei W. Damberg, Das Milieu ist tot – es lebe die Dienstleistung?, in: ThQ 184 (2004), 277–286, hier: 280 f.
41) Gesamtdarstellung: M. Greschat, Der Protestantismus in der Bundesrepublik Deutschland (1945–2005) (KGE IV/2), Leipzig 2010.
42) KZG 2 (1989), Heft 1: Die Kirchen Europas in der Nachkriegszeit (1944–1948). Nationaler kirchlicher Neuanfang im internationalen Vergleich; J.-C. Kaiser/A. Doering-Manteuffel (Hrsg.), Christentum und politische Verantwortung. Kirchen im Nachkriegsdeutschland (KoGe 2), Stuttgart 1990. Katholische Forschungen: D. van Melis/H. Köhler (Hrsg.), Siegerin in Trümmern. Die Rolle der katholischen Kirche in der deutschen Nachkriegsgesellschaft (KoGe 15), Stuttgart 1998. Darüber hinaus: T. Sauer, Katholiken und Protestanten in den Aufbaujahren der Bundesrepublik (KoGe 21), Stuttgart 2000; M. Greschat, Die evangelische Christenheit und die deutsche Geschichte nach 1945. Weichenstellungen in der Nachkriegszeit, Stuttgart 2002; J. Kornacker/P. Stockmann (Hrsg.), Katholische Kirche im Deutschland der Nachkriegszeit (Theos 59), Hamburg 2004; C. Holzapfel/A. Holzem (Hrsg.), Zwischen Kriegs- und Diktaturerfahrung. Katholizismus und Protestantismus in der Nachkriegszeit (KoGe 34), Stuttgart 2005. Zur Entnazifizierung in der evangelischen Kirche: C. Vollnhals, Evangelische Kirche und Entnazifizierung 1945–1949. Die Last der nationalsozialistischen Vergangenheit, München 1989; Ders. (Hrsg.), Entnazifizierung und Selbstreinigung im Urteil der evangelischen Kirche, München 1989.
43) Ausnahmen bilden etwa die beiden Themenhefte der KZG 1990, die den 1950er Jahren gewidmet waren.
44) W.-D. Hauschild, Evangelische Kirche in der Bundesrepublik Deutschland zwischen 1961 und 1979, in: S. Hermle/C. Lepp/H. Oelke (Hrsg.), Umbrüche. Der deutsche Protestantismus und die sozialen Bewegungen in den 1960er und 70er Jahren (AKiZ.B 47), Göttingen 2007, 51–90, hier: 64.
45) J. Hermelink, Einige Dimensionen der Strukturveränderung der deutschen evangelischen Landeskirchen in den 1960er und 70er Jahren, in: Hermle/Lepp/Oelke (Hrsg.), Umbrüche, 285–302, hier: 300.
46) Vgl. A. Hager, Westdeutscher Protestantismus und Studentenbewegung, in: Hermle/Lepp/Oelke (Hrsg.), Umbrüche, 111–130; C. Lepp, Helmut Gollwitzer als Dialogpartner der sozialen Bewegungen, in: Ebd., 226–246; N. Friedrich, Helmut Thielicke als Antipode der sozialen Bewegungen, in: Ebd., 247–261; P. Cornehl, Dorothee Sölle, das »Politische Nachtgebet« und die Folgen, in: Ebd., 265–284; S. Hermle, Die Evangelikalen als Gegenbewegung, in: Ebd., 325–351.
47) J. Reiter (Hrsg.), Der Schein des Anstoßes: Schwangerschaftskonfliktberatung nach dem Papstbrief. Fakten – Dokumente – Perspektiven, Freiburg 1999; M. Spieker, Kirche und Abtreibung in Deutschland. Ursachen und Verlauf eines Konfliktes, Paderborn u. a. 2001 (22008); S. Mantei, Nein und Ja zur Abtreibung. Die evangelische Kirche in der Reformdebatte um § 218 StGB (1970–1976) (AKiZ.B 38), Göttingen 2004. Zur deutschen Diskussion um Casti conubii (1930): K. Unterburger, Phänomenologie der ehelichen Liebe gegen neuscholastisches Naturrecht? Die Kontroverse um Laros’ Aufsatz »Die Revolutionierung der Ehe« vor dem Hintergrund der Enzyklika »Casti conubii« und der Entwicklung der katholischen Ehe- und Sexualmoral, in: J. Seiler (Hrsg.), Matthias Laros 1882–1965. Kirchenreform aus dem Geiste Newmans (Quellen und Studien zur neueren Theologiegeschichte 8), Regensburg 2009, 131–187. Informativ zum Wandel des katholischen Familienverständnisses: L. Rölli-Alkemper, Familie im Wiederaufbau. Katholizismus und bürgerliches Familienideal in der Bundesrepublik Deutschland 1945–1965 (VKZG.B 89), Paderborn 2000.
48) Damberg, Katholizismus, 124 f.
49) Einen Überblick über die Ergebnisse und theoretischen Grundlagen der neueren religionssoziologischen Forschung bietet: B. Krause, Religiosität und Kirchlichkeit im Spiegel soziologischer Theorie und Empirie. Studie im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz, Berlin u. a. 2009; vgl. J. Eikenbusch, Unsichtbares Christentum? Studien zu religionssoziologischen und theologischen Bewältigungsstrategien der Entkirchlichungserfahrung im 19. und 20. Jahrhundert (Theos 47), Hamburg 2001.
50) B. Ziemann, Katholische Kirche und Sozialwissenschaften 1945–1975 (KSGW 175), Göttingen 2007, 337–348; vgl. Ders., Säkularisierung und Neuformierung des Religiösen. Religion und Gesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: AfS 51 (2011), 3–36.
51) K. Große Kracht, in: http://hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/rezensionen/2007-3-186.
52) Vgl. K. Fitschen/S. Hermle/K. Kunter/C. Lepp/A. Roggenkamp-Kaufmann (Hrsg.), Die Politisierung des Protestantismus. Entwicklungen in der Bundesrepublik Deutschland während der 1960er und 70er Jahre (AKiZ.B 52), Göttingen 2011. Zum Verhältnis der Kirchen zu den Parteien vgl.: T. Brehm, SPD und Katholizismus – 1957 bis 1966. Jahre der Annäherung (Erlanger Historische Studien 14), Frankfurt u. a. 1989; T. M. Gauly, Kirche und Politik in der Bundesrepublik Deutschland 1945–1976, Bonn 1990 (behandelt die katholische Kirche); M. Scholz, Streit um die Freiheit in der Moderne. Kirche, Katholiken und FDP (1948–1976), Diss. Münster 1994; S. Ummenhofer, Hin zum Schreiten Seit’ an Seit’? SPD und katholische Kirche seit 1957, Berlin 2000; R. Schmeer, Volkskirchliche Hoffnungen und der Aufbau der Union. Evangelische Kirche und CDU/CSU in den ersten Nachkriegsjahren (SVRKG 150), Bonn 2001; F. Bösch, Die Adenauer-CDU. Gründung, Aufstieg und Krise der Erfolgspartei 1945–1969, Stuttgart 2001; M. Klein, Westdeutscher Protestantismus und politische Parteien. Anti-Parteien-Mentalität und parteipolitisches Engagement von 1945 bis 1963, Tübingen 2005; R. Hering, Die Kirchen als Schlüssel zur politischen Macht? Katholizismus, Protestantismus und Sozialdemokratie in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, in: AfS 51 (2011), 237–266; T. M. Esch, »Freie Kirche im freien Staat«. Das Kirchenpapier der FDP im kirchenpolitischen Kontext der Jahre 1966 bis 1974 (BHTh 157), Tübingen 2011; vgl. auch J. Hohlhauer, Lobbyismus der Kirchen in der Bundesrepublik, in: T. Leif/R. Speth (Hrsg.), Die fünfte Gewalt. Lobbyismus in Deutschland, Wiesbaden 2006, 259–271.
53) W.-D. Hauschild, Kontinuität im Wandel. Die Evangelische Kirche in Deutschland und die sog. 68er Bewegung, in: B. Hey/V. Wittmütz (Hrsg.), 1968 und die Kirchen, Bielefeld 2008, 35–54, hier: 40–42. Zur Thematik vgl. C. Lepp, »1968« – ein Thema der religions- und kirchengeschichtlichen Forschung?, in: MKiZ 2 (2008), 57–66 (Themenheft zur 68er Bewegung).
54) T. Schlag, Formen der Politisierung des Religionsunterrichts in den 1960er und 70er Jahren im bundesrepublikanischen Kontext, in: Fitschen/ Hermle/Kunter/Lepp/Roggenkamp-Kaufmann (Hrsg.), Politisierung, 90–110, hier: 102.
55) Ebd., 107 f.
56) Vgl. A. C. Widmann, Vom Gespräch zur Aktion? Der »christlich-marxis-tische Dialog« und die Politisierung des Protestantismus in den 1960er und 70er Jahren, in: Fitschen/Hermle/Kunter/Lepp/Roggenkamp-Kaufmann (Hrsg.), Po­litisierung, 121–149. Vgl. auch: Ders., Wandel mit Gewalt? Der deutsche Protes­tantismus und die politisch motivierte Gewaltanwendung in den 1960er und 1970er Jahren (AKiZ.B 56), Göttingen 2013.
57) L. Hölscher (Hrsg.), Baupläne der sichtbaren Kirche. Sprachliche Konzepte religiöser Vergemeinschaftung in Europa (Bausteine zu einer europäischen Religionsgeschichte im Zeitalter der Säkularisierung 10), Göttingen 2007; F. Bösch/L. Hölscher (Hrsg.), Kirche – Medien – Öffentlichkeit. Transformationen kirchlicher Selbst- und Fremddeutungen seit 1945 (Geschichte der Religionen in der Neuzeit 2), Göttingen 2009; N. Hannig, Die Religion der Öffentlichkeit. Medien, Religion und Kirche in der Bundesrepublik 1945–1980, Göttingen 2010; T. Mittmann, Kirchliche Akademien in der Bundesrepublik Deutschland. Ge­sellschaftliche, politische und religiöse Selbstverortungen. Göttingen 2011 (vgl. zu den Akademien: O. M. Schütz, Begegnung von Kirche und Welt. Die Gründung katholischer Akademien in der Bundesrepublik Deutschland 1945–1975 [VKZG.B 96], Paderborn 2004; R. J. Treidel, Evangelische Akademien im Nachkriegsdeutschland. Gesellschaftspolitisches Engagement in kirchlicher Öf­fentlichkeitsverantwortung, Stuttgart 2001).
58) Vor allem innovative Aspekte bei Hannig, Religion; U. Kaminsky, Kirche in der Öffentlichkeit. Die Transformation der Evangelischen Kirche im Rheinland (1948–1989), Bonn 2008.
59) T. Jähnichen/N. Friedrich/A. Witte-Karp (Hrsg.), Auf dem Weg in »dynamische Zeiten«. Transformationen der sozialen Arbeit der Konfessionen im Übergang von den 1950er zu den 1960er Jahren, Berlin 2007; W. Damberg u. a. (Hrsg.), Mutter Kirche – Vater Staat? Geschichte, Praxis und Debatten der konfessionellen Heimerziehung seit 1945, Münster 2010; T. Jähnichen u. a. (Hrsg.), Caritas und Diakonie im »goldenen Zeitalter« des bundesdeutschen Sozialstaats. Transformationen der konfessionellen Wohlfahrtsverbände in den 1960er Jahren, Stuttgart 2010; H. Berth/F. Ballck/C. Klein (Hrsg.), Die Bedeutung von Religion für die Gesundheit. Konzepte – Befunde – Erklärungsansätze, Weinheim 2010.
60) L. Hölscher/M. Geyer (Hrsg.), Die Gegenwart Gottes in der modernen Gesellschaft. Transzendenz und religiöse Vergemeinschaftung in Deutschland (Bausteine zu einer europäischen Religionsgeschichte im Zeitalter der Säkularisierung 8), Göttingen 2006; M. Hero/V. Krech/H. Zander (Hrsg.), Religiöse Vielfalt in Nordrhein-Westfalen. Empirische Befunde und Perspektiven der Globalisierung vor Ort, Paderborn 2008; P. Boden/D. Müller (Hrsg.), Populäres Wissen im medialen Wandel seit 1850, Berlin 2009; K. Tenfelde (Hrsg.), Religiöse Sozialisationen im 20. Jahrhundert. Historische und vergleichende Perspektiven, Essen 2010; M. Hero, Die neuen Formen des religiösen Lebens. Eine institutionentheoretische Analyse neuer Religiosität, Würzburg 2010; R. E. Mormann (Hrsg.), Alternative Spiritualität heute, Münster u. a. 2010; G. Pickel/K. Sammet (Hrsg.), Religion und Religiosität im vereinigten Deutschland: Zwanzig Jahre nach dem Umbruch, Wiesbaden 2011.
61) W. Damberg/S. Hellemans (Hrsg.), Die neue Mitte der Kirche. Der Aufstieg der intermediären Instanzen in den europäischen Großkirchen seit 1945, Stuttgart 2010. Zu den transnationalen Perspektiven in der Kirchengeschichtsforschung vgl. darüber hinaus die Beiträge in KZG 22 (2009): M. Friedrich, Europa als Gegenstand und Horizont der Kirchengeschichte; G. Budde, Warum Globalgeschichte? Chancen und Grenzen einer »Modewelle« in der Geschichtswissenschaft; K. Koschorke, Veränderte Landschaften der globalen Christentumsgeschichte. Zudem: K. Koschorke (Hrsg.), Falling Walls. The Year 1989/90 as a Turning Point in the History of World Christianity. Einstürzende Mauern. Das Jahr 1989/90 als Epochenjahr der Geschichte des Weltchristentums, Wiesbaden 2006; Ders./F. Ludwig/M. Delgado (Hrsg.), Außereuropäische Christentumsgeschichte (Asien, Afrika, Lateinamerika) 1450–1990 (KTGQ VI), Neukirchen-Vluyn 2006; K. Kunter/J. H. Schjørring (Hrsg.), Europäisches und Globales Christentum. European and Global Christianity. Herausforderungen und Transformationen im 20. Jahrhundert. Challenges and Transformations in the 20th Century (AKiZ.B 54), Göttingen 2011.
62) Forschungsüberblick bei: F. W. Graf/K. Große Kracht (Hrsg.), Einleitung, in: Religion und Gesellschaft. Europa im 20. Jahrhundert, Köln u. a. 2007, 1–41.
63) Vgl. H. Tyrell/V. Krech/H. Knoblauch (Hrsg.), Religion als Kommunikation, Würzburg 1998.
64) Institutionell gewendet: »Sie [religiöse Institutionen und Organisationen] verhielten sich [in den Modernisierungsprozessen] nicht passiv, sondern entwickelten teils sehr effiziente Strategien der Mitgestaltung kultureller Modernisierung, teils eine modern-antimoderne Kritik an den neuen Verhältnissen, die sie als religiös illegitim erachteten. […] Den ›Linien des Realen‹ (M. Bloch) wird erst gerecht, wer die religiösen Institutionen als starke Akteure modernitätsspezifischen religiösen wie kulturellen Wandels sieht«; F. W. Graf, Die Wiederkehr der Götter. Religion in der modernen Kultur, Neuausgabe München 2007 ( 1–32004), 41.
65) Vgl. etwa Mittmann, Akademien, oder: A. Henkelmann, Caritasgeschichte zwischen katholischem Milieu und Wohlfahrtsstaat. Das Seraphische Liebeswerk (VKZG.B 113), Paderborn 2008, der im Ergebnis seiner Arbeit an der Milieutheorie festhält, jedoch das Milieu als »Diskurs- und Kommunikationsgemeinschaft« verstanden und erforscht sehen möchte. Zum Verhältnis Nationalismus/Religion: F. Metzger, Religion, Geschichte, Nation, katholische Geschichtsschreibung in der Schweiz im 19. und 20. Jahrhundert (Religionsforum 6), Stuttgart 2009. Den bis zu Metzgers Werk relevanten Forschungsstand bilden ab: G. Krum-eich/H. Lehmann (Hrsg.), »Gott mit uns«. Nation, Religion und Gewalt im 19. und frühen 20. Jahrhundert (VMPIG 162), Göttingen 2000; M. Geyer/H. Lehmann (Hrsg.), Religion und Nation – Nation und Religion. Beiträge zu einer unbewältigten Geschichte (Bausteine zu einer europäischen Religionsgeschichte im Zeitalter der Säkularisierung 3), Göttingen 2004.
66) Neuere Beispiele etwa: B. Stambolis, Religiöse Festkultur. Tradition und Neuformierung katholischer Frömmigkeit im 19. und 20. Jahrhundert. Das Liborifest in Paderborn und das Kilianifest in Würzburg im Vergleich (Forschungen zur Regionalgeschichte 38), Paderborn 2002; N. Priesching, Maria von Mörl (1812–1868). Leben und Bedeutung einer »stigmatisierten Jungfrau« aus Tirol im Kontext ultramontaner Frömmigkeit, Brixen 2004; G. Korff (Hrsg.), Alliierte im Himmel. Populare Religiosität und Kriegserfahrung, Tübingen 2006; M. Scheer, Rosenkranz und Kriegsvisionen. Marienerscheinungskulte im 20. Jahrhundert, Tübingen 2006.
67) A. Holzem, Die Geschichte des »geglaubten Gottes«. Kirchengeschichte zwischen »Memoria« und »Historie«, in: A. Leinhäupl-Wilke/M. Striet (Hrsg.), Katholische Theologie studieren. Themenfelder und Disziplinen, Münster 2000, 73–103.
68) H. Wolf/J. Seiler, Kirchen- und Religionsgeschichte, in: M. Maurer (Hrsg.), Aufriß der historischen Wissenschaften 3: Sektoren, Stuttgart 2004, 271–338, hier: 272. Bereits hier eine kurze Diskussion um die Kirchengeschichte als Kulturwissenschaft (326–329).
69) F. W. Graf, Wiederkehr.
70) Zur aktuellen Diskussionslage vgl. neben ebd. und Wolf/Seiler, Kirchen- und Religionsgeschichte, auch die unterschiedlichen Positionen von: F. Metzger, Die kulturgeschichtliche Wende in der zeitgeschichtlichen Freiburger Katholizismusforschung, in: ZSKG 96 (2002), 145–170; H. G. Ulrich, Kirchengeschichte und Kulturgeschichte, in: KZG 22 (2009), 243–271; ThQ 184 (2004), Heft 4: Situation und Trends der deutschsprachigen kirchenhistorischen Forschung; U. Altermatt, Plädoyer für eine Kulturgeschichte des Katholizismus, in: Hummel (Hrsg.), Katholizismusforschung, 169–187; Positionspapier des Erfurter Forschungskollegs »Theologie und Kulturwissenschaften«: http://www.uni-erfurt. de/ fileadmin/user-docs/Theologisches_Forschungskolleg/Kulturwissenschaf-tenTheologie.pdf; F. Bösch, Die Religion der Öffentlichkeit. Plädoyer für einen Perspektivwechsel in der Kirchen- und Religionsgeschichte, in: Zeithistorische Forschungen 7 (2010), 447–453. Ein Konsens über die diesbezüglichen Perspektiven ist noch nicht in Sicht.
71) A. Funke, »Kanzelstürmerinnen«. Die Geschichte der Frauenordination in der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens (Leipziger theologische Beiträge 5), Berlin 2011; H. Kuhlmann, Protestantismus, Frauenbewegung und Frauenordination, in: Hermle/Lepp/Oelke (Hrsg.), Umbrüche, 147–162. Zur Vorgeschichte vgl. u. a. A. Bieler/H. Erhart/I. Härter, »Darum wagt es, Schwestern …« Zur Geschichte evangelischer Theologinnen in Deutschland (Historisch-theologische Studien zum 19. und 20. Jahrhundert 7), Neukirchen-Vluyn 1994 ( 21994); H. Erhart/I. Härter/D. Herbrecht (Hrsg.), Der Streit um die Frauenordination in der Bekennenden Kirche. Quellentexte zu ihrer Geschichte im Zweiten Weltkrieg, Neu-kirchen-Vluyn 1997; D. Herbrecht, Emanzipation oder Anpassung. Argumen-tationswege der Theologinnen im Streit um die Frauenordination in der Be­kennenden Kirche, Neukirchen-Vluyn 2000. Zur kirchen- bzw. theologiegeschichtlichen Dimension des Streites um das Diakonat der Frau vgl.: P. Hünermann u. a. (Hrsg.), Diakonat: Ein Amt für Frauen in der Kirche – ein frauen-gerechtes Amt?, Ostfildern 1997; G. L. Müller (Hrsg.), Frauen in der Kirche. Eigensein und Mitverantwortung, Würzburg 1999; D. W. Winkler, Diakonat der Frau. Befunde aus biblischer, patristischer, ostkirchlicher, liturgischer und systematisch-theologischer Perspektive (Orientalia – patristica – oecumenica 2), Wien u. a. 2010. Zum katholischen Frauenbild aus historischer Perspektive: U. Altherr, Sachwalterinnen der Vormoderne oder Förderinnen der Mündigkeit? Katholische Frauenorganisationen der Diözese Rottenburg-Stuttgart von Kriegs­ende bis zur Würzburger Synode, Frankfurt u. a. 2000; E. Schießleder (Hrsg.), Das Ehrenamt von Frauen im Wandel (Studien zur Theologie und Praxis der Caritas und sozialen Pastoral 23), Würzburg 2006; L. Bendel-Maidl (Hrsg.), Katholikinnen im 20. Jahrhundert. Bilder, Rollen, Aufgaben (Beiträge zu Theologie, Kirche und Gesellschaft im 20. Jahrhundert), Berlin u. a. 2007. Ob mittlerweile ein überzeugender methodischer Entwurf zur Verbindung der Aspekte »gender« und »Zeitgeschichte« gefunden wurde, mag bezweifelt werden; vgl. W. Tischner, Neue Wege in der Katholizismusforschung. Von der Sozialgeschichte einer Konfession zur Kulturgeschichte des Katholizismus in Deutschland?, in: Hummel, Katholizismusforschung, 197–213, hier: 206. Zur Genderforschung im Bereich der katholischen Kirchengeschichtswissenschaft: G. Muschiol, Kirchenhistorische Marginalien? Mittelalter, Genderdifferenzierung und ihre Forschungsperspektiven, in: ThQ 184 (2004), 243–253.
72) Vgl. u. a. S. Hermle, Evangelische Kirche und Judentum – Stationen nach 1945 (AKiZ.B 16), Göttingen 1990; H. H. Henrix/W. Kraus (Hrsg.), Die Kirchen und das Judentum. Dokumente von 1986–2000, Paderborn u. a. 2001 (der von R. Rendtorff/H. H. Henrix hrsg. erste Band: Dokumente von 1945–1985 erschien bereits 1988, 32001); K. Kriener/J. M. Schmidt (Hrsg.), … um Seines Namens willen. Chris­ten und Juden vor dem Einen Gott Israels – 25 Jahre Synodalbeschluss der Evangelischen Kirche im Rheinland »Zur Erneuerung des Verhältnisses von Christen und Juden«, Neukirchen-Vluyn 2005. Katholische Perspektiven: W. Damberg, Christen und Juden in der Kirchengeschichte. Methoden, Perspektiven, Probleme, in: P. Hünermann/T. Söding (Hrsg.), Methodische Erneuerung der Theologie. Konsequenzen der wieder entdeckten jüdisch-christlichen Gemeinsamkeiten (QD 200), Freiburg 2003, 93–115; H. Wolf, »Pro perfidis Judaeis«. Die Amici Israel und ihr Antrag auf eine Reform der Karfreitagsfürbitte für die Juden (1928). Oder Bemerkungen zum Thema katholische Kirche und Antisemitismus, in: HZ 279 (2004), 611–658; T. Brechenmacher, Der Vatikan und die Juden. Ge­schichte einer unheiligen Beziehung vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart, München 2005; H. Wolf, Liturgischer Antisemitismus? Die Karfreitagsbitte für die Juden und die Römische Kurie (1928–1975), in: F. Schuller/G. Veltri/H. Wolf (Hrsg.), Katholizismus und Judentum. Gemeinsamkeiten und Verwerfungen vom 16. bis zum 20. Jahrhundert, Regensburg 2005, 253–269; H. H. Henrix, Von der Konzilserklärung »Nostra aetate« zum Pontifikat Benedikts XVI. Entwick­lungen im Verhältnis der katholischen Kirche zu Judentum und zum Staat Israel, in: KZG 21 (2008), 39–65; H. Frankemölle/J. Wohlmuth (Hrsg.), Das Heil der Anderen. Problemfeld »Judenmission« (QD 238), Freiburg 2010. Den neuesten Forschungsstand unter Einbeziehung der zugänglichen vatikanischen Quellen referiert: D. Burkard, Pius XII. – der »schweigende Papst«? Plädoyer für eine differenzierte Betrachtung, in: D. Burkard/E. Garhammer (Hrsg.), Christlich-jü-disches Gespräch – erneut in der Krise? (Würzburger Theologie 5), Würzburg 2011, 11–75.
73) H. Schroeter-Wittke, Der Deutsche Evangelische Kirchentag in den 1960er und 70er Jahren – eine soziale Bewegung?, in: Hermle/Lepp/Oelke (Hrsg.), Umbrüche, 213–225, hier: 220. Vgl. u. a. auch K. Fechtner/G. Fermor/U. Pohl-Patalong/H. Schroeter-Wittke (Hrsg.), Handbuch Religion und Populäre Kultur, Stuttgart 2005.

Fussnoten:

74) Vgl. etwa W. Gebhardt, Die Eventisierung der Kultur. Strategien der kulturellen Verdummung, in: Revue d’Allemagne et des pays de la langue allemande, 42 (2010), 291–306; Ders., Experte seiner selbst. Über die Selbstermächtigung des religiösen Subjekts, in: M. N. Ebertz/R. Schützeichel (Hrsg.), Sinnstiftung als Beruf, Wiesbaden 2010, 33–41; A. Hepp/V. Krönert, Medien, Event und Religion. Die Mediatisierung des Religiösen, Wiesbaden 2009.
75) Vgl. hierzu etwa: U. Rieske (Hrsg.), Migration und Konfession. Konfessionelle Identitäten in der Flüchtlingsbewegung nach 1945 (LKGG 27), Gütersloh 2010. Schon 1984/85 erschien die grundlegende Studie: H. Rudolph, Evangelische Kirche und Vertriebene 1945 bis 1972. Bd. I: Kirchen ohne Land. Die Aufnahme von Pfarrern und Gemeindegliedern aus dem Osten im westlichen Nachkriegsdeutschland: Nothilfe – Seelsorge – kirchliche Eingliederung; Bd. II: Kirche in der neuen Heimat. Vertriebenenseelsorge – politische Diakonie – das Erbe der Ostkirchen (AKiZ.B 11–12), Göttingen 1984–1985.
76) D. Meder, Integration oder Assimilation? Eine Feldstudie über den Beitrag der Kirche zur Integration der Heimatvertriebenen vor Ort in der Diözese Rottenburg (Arbeiten zur schlesischen Kirchengeschichte 11), Sigmaringen u. a. 2000; M. Lempart, Der Breslauer Domvikar und Jugendseelsorger Gerhard Moschner als Organisator der vertriebenen katholischen Schlesier (Arbeiten zur schlesischen Kirchengeschichte 12), Sigmaringen u. a. 2001; M. Hirschfeld, Katholisches Milieu und Vertriebene. Eine Fallstudie am Beispiel des Oldenburger Landes 1945–1965 (FQKGO 33), Köln u. a. 2002; C. Holzapfel/G. Vogt, Durch den gemeinsamen Glauben eine neue Heimat finden (Arbeiten zur schlesischen Kirchengeschichte 13), Münster 2002; R. Bendel, Aufbruch aus dem Glauben? Katholische Heimatvertriebene in den gesellschaftlichen Transformationen der Nachkriegsjahre 1945–1965 (FQKGO 34), Köln u. a. 2003; S. Voßkamp, Katholische Kirche und Vertriebene in Westdeutschland. Integration, Identität und ostpolitischer Diskurs 1945–1972 (KoGe 40), Stuttgart 2007; R. Bendel (Hrsg.), Vertriebene finden Heimat in der Kirche. Integrationsprozesse im geteilten Deutschland nach 1945 (FQKGO 38), Köln u. a.; Ders. (Hrsg.), Die Fremde wird zur Heimat. Integration der Vertriebenen in der Diözese Rottenburg (Beiträge zu Theologie, Kirche und Gesellschaft im 20. Jahrhundert 14), Berlin u. a. 2008; Ders., Vertriebene – Katholische Kirche – Gesellschaft in Bayern 1945–1975 (Die Entwicklung Bayerns durch die Integration der Vertriebenen und Flüchtlinge 12), München 2009; Ders./A. Kustermann (Hrsg.), Die kirchliche Integration der Vertriebenen im Südwesten nach 1945 (Beiträge zu Theologie, Kirche und Gesellschaft im 20. Jahrhundert 19), Berlin u. a. 2010.
77) Vgl. aber: M. Greschat, Protestantismus im Kalten Krieg. Kirche, Politik und Gesellschaft im geteilten Deutschland 1945–1963, Paderborn 2010.
78) E. Gatz (Hrsg.), Katholiken in der Minderheit: Diaspora – ökumenische Bewegung – Missionsgedanke (GKL 3), Freiburg 1994, 145–213; G. Besier u. a. (Hrsg.), Nationaler Protestantismus und ökumenische Bewegung. Kirchliches Handeln im Kalten Krieg (1945–1990) (Zeitgeschichtliche Forschungen 3), Berlin 1999; J. Garstecki (Hrsg.), Die Ökumene und der Widerstand gegen Diktaturen. Nationalsozialismus und Kommunismus als Herausforderung an die Kirchen (KoG 39), Stuttgart 2007; J. Ernesti, Kleine Geschichte der Ökumene, Freiburg 2007; Ders., Ökumene im Dritten Reich (KKTS 77), Paderborn 2007; Ders./W. Thönissen (Hrsg.), Die Entdeckung der Ökumene. Zur Beteiligung der katholischen Kirche an der ökumenischen Bewegung (KKSMI 24), Paderborn 2008.
79) Vgl. dazu: J. Wallmann, Kirchengeschichte Deutschlands seit der Reformation, Tübingen 62006, 320–324; B. Kleinschwärzer-Meister, In allem auf Christus hin. Zur theologischen Funktion der Rechtfertigungslehre, Freiburg u. a. 2007.
80) H. Stadtland (Hrsg.), »Friede auf Erden«. Religiöse Semantiken und Konzepte des Friedens im 20. Jahrhundert (Frieden und Krieg 12), Essen 2009; D. Gerster, »Das süße Gift des Pazifismus«? Die westdeutschen Katholiken und das Ringen um ein neues Friedensverständnis, 1979–1983, in: MGZ 69 (2010), 275–294; J. Seiler, Friedensbund Deutscher Katholiken oder Pax Christi? Das friedenspolitische Engagement von Franziskus Maria Stratmann (1947–1951), in: D. Bald/W. Wette (Hrsg.), Friedensinitiativen in der Frühzeit des Kalten Krieges (Frieden und Krieg 17), Essen 2010, 87–105; F. Boll/J. Oboth, »Wir waren vereint in der großen Familie der Weltkirche.« Die Entstehung der Pax-Christi-Bewegung in Frankreich und Deutschland (1944–1950), in: Ebd., 107–131; W. Wette, Seiner Zeit voraus. Martin Niemöllers Friedensinitiativen (1945–1955), in: Ebd., 227–241; D. Gerster, Von Pilgerfahrten zu Protestmärschen? Zum Wandel des katholischen Friedensengagements in den USA und der Bundesrepublik Deutschland, 1945–1990, in: AfS 51 (2011), 311–342; J.-O. Wiechmann, Der Streit um die Bergpredigt. Säkulare Vernunft und religiöser Glaube in der christlichen Friedensbewegung der Bundesrepublik Deutschland (1977–1984), in: Ebd., 343–374; D. Gerster, Friedensdialoge im Kalten Krieg. Eine Geschichte der Katholiken in der Bundesrepublik 1957–1983 (Campus, Historische Studien 65), Frankfurt a. M. u. a. 2912. Zur soziologischen Einordnung der Friedensbewegung vgl. B. Ziemann, Situating Peace Movements in the Political Culture of the Cold War. Introduction, in: Ders. (Hrsg.), Peace Movements in Western Europe, Japan and the USA during the Cold War (Frieden und Krieg 8), Essen 2008, 11–38.
81) Vgl. J. Mehlhausen, Art.: Nationalsozialismus und Kirchen, in: TRE 24 (1994), 43–78. Für den Band TRE 28 (1989) war noch ein Lemma »Kirchenkampf« vorgesehen gewesen. Ebd., 599, findet sich jetzt lediglich ein Verweis auf den Artikel von Mehlhausen. Bereits 1970 war die Kirchenkampfkommission der EKD in »Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte« um-benannt worden. Hinter dieser Umbenennung stand jedoch kein ausdrück­liches Konzept. Man folgte vielmehr der allgemein-historischen Begrifflichkeit sowie der Bezeichnung der entsprechenden Kommission der katholischen Kirche und intendierte eine Ausweitung des Forschungsgegenstandes auf die Zeit vor 1933 und nach 1945; W.-D. Hauschild, Art.: Zeitgeschichte, 558. Zur Geschichte der Kommission: J.-C. Kaiser, Wissenschaftspolitik in der Kirche. Zur Entstehung der Kommission für die Geschichte des Kirchenkampfes in der nationalsozialistischen Zeit, in: Doering-Manteuffel/Nowak (Hrsg.), Kirchliche Zeitgeschichte, 125–163. Zum katholischen Pendant, der »Kommission für Zeitgeschichte«, vgl. R. Morsey, Gründung und Gründer der Kommission für Zeitgeschichte 1960–1962, in: Hist. Jb. 115 (1995), 453–485; C. Kösters, NS-Vergangenheit und Katholizismusforschung. Ein Beitrag zur Erinnerungskultur und Zeitgeschichtsschreibung nach 1945, in: ZKG 120 (2009), 27–57; vgl. K.-J. Hummel, Gedeutete Fakten: Geschichtsbilder im deutschen Katholizismus 1945–2000, in: K.-J. Hummel/C. Kösters (Hrsg.), Kirchen im Krieg, Europa 1939–1945, Paderborn u. a. 2007 ( 22010), 507–567; O. Blaschke, Geschichtsdeutung und Vergangenheitspolitik. Die Kommission für Zeitgeschichte und das Netzwerk kirchenloyaler Katholizismusforscher 1945–2000, in: T. Pittrof/W. Schmitz (Hrsg.), »Freie Anerkennung übergeschichtlicher Bindungen«. Katholische Geschichtswahrnehmung im deutschsprachigen Raum des 20. Jahrhunderts, Freiburg 2010, 479–521.
82) Vgl. auch die Einschätzung von K. Meier, Kirchenkampfgeschichtsschreibung, in: ThR N.F. 46 (1981), 19–57.101–148 u. 237–275, hier: 29.
83) C. Weiling, Die »Christlich-deutsche Bewegung«. Eine Studie zum konservativen Protestantismus in der Weimarer Republik (AKiZ.B 28), Göttingen 1998.
84) Vgl. u. a. H. Faulenbach, Ein Weg durch die Kirche. Heinrich Josef Oberheid (SVRKG 105), Köln 1992; T. M. Schneider, Reichsbischof Ludwig Müller. Eine Untersuchung zu Leben, Werk und Persönlichkeit (AKiZ.B 19), Göttingen 1993; A. Rinnen, Kirchenmann und Nationalsozialist. Siegfried Lefflers ideelle Verschmelzung von Kirche und Drittem Reich (FPDR 9), Weinheim 1995; R. Hering, Die Bischöfe Simon Schöffel, Franz Tügel (Hamburgische Lebensbilder 10), Hamburg 1995; V. von Bülow, Otto Weber (1902–1966). Reformierter Theologe und Kirchenpolitiker (AKiZ.B 34), Göttingen 1999. Während man etwa noch in der 1977 begonnenen TRE Artikel zu führenden Vertretern der »Deutschen Chris­ten« vergeblich sucht, ist dies in der RGG4 , 1998 ff. anders. Dort finden sich u. a. Artikel zu Joachim Hossenfelder, Ludwig Müller und Heinrich Oberheid.
85) B. Mensing, Pfarrer und Nationalsozialismus. Geschichte einer Verstri-ckung am Beispiel der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Bayern, Göttingen 1998. Einen überzeugenden konfessionsübergreifenden Vergleich bietet R. Fandel, Konfession und Nationalsozialismus. Evangelische und katholische Pfarrer in der Pfalz 1930–1939 (VKZG.B 76), Paderborn u. a. 1997.
86) H. Kreutzer, Das Reichskirchenministerium im Gefüge der nationalsozialistischen Herrschaft (Schriften des Bundesarchivs 56), Düsseldorf 2000. Zudem: W. Dierker, Himmlers Glaubenskrieger. Der Sicherheitsdienst der SS und seine Religionspolitik 1933–1941 (VKZG.B 92), Paderborn u. a. 2002 (22003).
87) Vgl. u. a. W. Maaser, Theologische Ethik und politische Identität. Das Beispiel des Theologen Walter Künneth, Bochum 1990; M. M. Lichtenfeld, Georg Merz – Pastoraltheologe zwischen den Zeiten. Leben und Werk in Weimarer Republik und Kirchenkampf als theologischer Beitrag zur Praxis der Kirche (LKGG 18), Gütersloh 1997; H. Oelke, Hanns Lilje. Ein Lutheraner in der Weimarer Republik und im Kirchenkampf, Stuttgart 1999; T. M. Schneider, Gegen den Zeitgeist. Der Weg zur VELKD als lutherischer Bekenntniskirche (AKiZ.B 49), Göttingen 2008.
88) C. Vollnhals, Evangelische Kirche und Entnazifizierung. Vgl. auch Ders. (Hrsg.), Entnazifizierung. Politische Säuberung und Rehabilitierung in den vier Besatzungszonen 1945–1949, München 1991. Katholische Kirche: D. van Melis, Der katholische Episkopat und die Entnazifizierung, in: Köhler/van Melis (Hrsg.), Siegerin, 42–69; C. Holzhauer, »Insbesondere hat sie die religiösen Pflichten regelmässig erfüllt«. Religiös-ethische Deutungsmuster in den Persilscheinen des Entnazifizierungsverfahrens, in: RJKG 28 (2009), 261–268.
89) Vgl. u. a. G. Schneider-Ludorff, Magdalene von Tiling. Ordnungstheologie und Geschlechterbeziehungen. Ein Beitrag zum Gesellschaftsverständnis des Protestantismus in der Weimarer Republik (AKiZ.B 35), Göttingen 2001; H. Erhart/I. Meseberg-Haubold/D. Meyer (Hrsg.), Katharina Staritz 1903–1953. Dokumentation I: 1903–1942, Neukirchen-Vluyn 22002; H. Köhler, Deutsch, Evangelisch, Frau. Meta Eyl – eine Theologin im Spannungsfeld zwischen nationalsozialistischer Reichskirche und evangelischer Frauenbewegung, Neukirchen-Vluyn 2003.
90) Vgl. u. a. T. Strohm/J. Thierfelder (Hrsg.), Diakonie im »Dritten Reich«. Neuere Ergebnisse zeitgeschichtlicher Forschung, Heidelberg 1990; U. Kaminsky, Zwangssterilisation und »Euthanasie« im Rheinland, Köln 1995; M. Benad/R. Mentner (Hrsg.), Zwangsverpflichtet. Kriegsgefangene und zivile Zwangsarbeiter(-innen) in Bethel und Lobetal 1939–1945, Bielefeld 2002; U. Kaminsky, Dienen unter Zwang. Studien zu ausländischen Arbeitskräften in Evangelischer Kirche und Diakonie im Rheinland während des Zweiten Weltkriegs (SVRKG 155), Bonn 22002; J.-C. Kaiser (Hrsg.), Zwangsarbeit in Kirche und Diakonie 1939–45 (KoGe 32), Stuttgart 2005. Katholische Kirche: I. Richter, Katholizismus und Eugenik in der Weimarer Republik und im Dritten Reich. Zwischen Sittlichkeitsreform und Rassenhygiene (VKZG.B 88), Paderborn u. a. 2001; K.-J. Hummel/C. Kösters (Hrsg.), Zwangsarbeit und katholische Kirche 1939–1945. Geschichte und Erinnerung, Entschädigung und Versöhnung. Eine Dokumentation (VKZG.B 110), Paderborn u. a. 2008.
91) Vgl. u. a. L. Siegele-Wenschkewitz/C. Nicolaisen (Hrsg.), Theologische Fakultäten im Nationalsozialismus, Göttingen 1993; K. Meier, Die Theologischen Fakultäten im Dritten Reich, Berlin u. a. 1996; K. Raschzok (Hrsg.), Zwischen Volk und Bekenntnis. Praktische Theologie im Dritten Reich, Leipzig 2000; T. Kaufmann/H. Oelke (Hrsg.), Evangelische Kirchenhistoriker im »Dritten Reich« (Veröffentlichungen der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Theologie 21), Gütersloh 2002; A. Lippmann, Marburger Theologie im Nationalsozialismus (Academia Marburgensis 9), München 2003; R. Deines/V. Leppin/K.-W. Niebuhr (Hrsg.), Walter Grundmann. Ein Neutestamentler im Dritten Reich (Arbeiten zur Kirchen- und Theologiegeschichte 21), Leipzig 2007; H. Junginger, Die Verwissenschaftlichung der »Judenfrage« im Nationalsozialismus, Darmstadt 2011.
92) Vgl. aber etwa zu dem Auslandsbischof der Deutschen Evangelischen Kirche, der weder zu den »Deutschen Christen« gehörte noch sich der Bekennenden Kirche anschloss: R.-U. Kunze, Theodor Heckel 1894–1967. Eine Biographie (KoGe 13), Stuttgart 1997.
93) H. Düringer/J.-C. Kaiser (Hrsg.), Kirchliches Leben im Zweiten Weltkrieg, Frankfurt 2005; G. van Norden/V. Wittmütz (Hrsg.), Evangelische Kirche im Zweiten Weltkrieg (SVRKG 104), Köln 1991.
94) Auf die Kontroversen kann im Rahmen dieses allgemeinen Überblicks nicht eingegangen werden. Überblicke neben Hummel, Gedeutete Fakten, und Ders., Katholizismusforschung, auch: Ders./M. Kißener (Hrsg.), Die Katholiken und das Dritte Reich. Kontroversen und Debatten, Paderborn u. a. 2009; noch immer wichtig: K. Gotto/K. Repgen, Die Katholiken und das Dritte Reich, erw. und überarb. 3. Auflage Mainz 1990.
95) A. Leugers, Gegen eine Mauer bischöflichen Schweigens. Der Ausschuß für Ordensangelegenheiten und seine Widerstandskonzeption 1941 bis 1945, Frankfurt 1996; B. Heim, Braune Bischöfe für’s Reich? Das Verhältnis von katholischer Kirche und totalitärem Staat dargestellt anhand der Bischofsernennungen im nationalsozialistischen Deutschland, Bad Langensalza 2007; K.-J. Hummel, Die deutschen Bischöfe: Seelsorge und Politik, in: Hummel/Kießener (Hrsg.), Katholiken, 101–124.
96) R. Morsey, Görres-Gesellschaft und NS-Diktatur. Die Geschichte der Görres-Gesellschaft bis zum Verbot 1941, Paderborn u. a. 2002; Ders., Anton Baumstark und Georg Schreiber 1933–1948. Zwei gegensätzliche politische Positionen innerhalb der Görres-Gesellschaft, in: JTGG 2003, 103–129.
97) S. Höller, Das Päpstliche Werk der Glaubensverbreitung in Deutschland 1933–1045 (VKZG.B 114), Paderborn u. a. 2009.
98) B. Lob, Albert Schmitt OSB, Abt in Grüssau und Wimpfen. Sein kirchenpolitisches Handeln in der Weimarer Republik und im Dritten Reich (FQKGO 31), Köln 2000; R. M. Groothuis, Im Dienste einer überstaatlichen Macht. Die deutschen Dominikaner unter der NS-Diktatur, Münster 2002; M. Albert, Die Benediktinerabtei Maria Laach und der Nationalsozialismus (VKZG.B 97), Paderborn u. a. 2004; A. Mertens, Himmlers Klostersturm. Der Angriff auf katholische Einrichtungen im Zweiten Weltkrieg und die Wiedergutmachung nach 1945 (VKZG.B 108), Paderborn u. a. 2006.
99) Vgl. den abschließenden Sammelband: G. Schild/A. Schindling (Hrsg.), Kriegserfahrungen. Krieg und Gesellschaft in der Neuzeit. Neue Horizonte der Forschung (KRiG 55), Paderborn u. a. 2009 (303–342: Gesamtbibliographie des SFB).
100) N. Buschmann/H. Carl (Hrsg.), Die Erfahrung des Krieges. Erfahrungsgeschichtliche Perspektiven von der Französischen Revolution bis zum Zweiten Weltkrieg (KRiG 9), Paderborn u. a. 2001; A. Holzem (Hrsg.), Krieg und Christentum. Religiöse Gewalttheorien in der Kriegserfahrung des Westens (KRiG 50), Paderborn u. a. 2009. Holzems Forschungen besitzen vor allem für die mediävistischen Forschungen zu den Kreuzzügen (und natürlich auch für deren Trivialisierung) erhebliche Relevanz und bedürfen hier einer sorgfältigen Rezeption.
101) A. Leugers, Jesuiten in Hitlers Wehrmacht. Kriegslegitimation und Kriegserfahrung (KRiG 53), Paderborn u. a. 2009; J. Seiler, Kameradschaft als Widerstand? Der Bamberger Regens Johann Schmitt und priesterliche Identität im Krieg, in: F. Brendle/A. Schindling (Hrsg.), Geistliche im Krieg, Münster 2009, 313–342; A. Jantzen, Priester im Krieg. Elsässische und französisch-lothringische Geistliche im Ersten Weltkrieg (VKZG.B 116), Paderborn u. a. 2010. Demgegenüber etwa völlig unkritisch: K.-T. Schleicher/H. Walle (Hrsg.), Aus Feldpostbriefen junger Christen 1939–1945. Ein Beitrag zur Geschichte der Katholischen Jugend im Felde (HMRG 60), Stuttgart 2005.
102) U. Herrmann/R.-D. Müller (Hrsg.), Junge Soldaten im Zweiten Weltkrieg. Kriegserfahrungen als Lebenserfahrungen, München 2010; S. Neitzel/H. Welzer, Soldaten. Protokolle vom Kämpfen, Töten und Sterben, Frankfurt 2011 (32011).
103) K. Latzel, Deutsche Soldaten – nationalsozialistischer Krieg? Kriegserlebnis – Kriegserfahrung 1939–1945 (KRiG 1), Paderborn u. a. 1998 (21998), 16.
104) H. J. Brandt (Hrsg.), … und auch Soldaten fragten. Zu Aufgabe und Problematik der Militärseelsorge in drei Generationen, Paderborn 1992; Ders. (Hrsg.), Priester in Uniform. Seelsorger, Ordensleute und Theologen als Soldaten im Zweiten Weltkrieg, Augsburg 1994; H. Missalla, Wie der Krieg zur Schule Gottes wurde. Hitlers Feldbischof Rarkowski – eine notwendige Erinnerung, Oberursel 1997; Ders., Für Gott, Führer und Vaterland. Die Verstrickung der katholischen Seelsorge in Hitlers Krieg, München 1999; P. Blet, Papst Pius XII. und der Zweite Weltkrieg. Aus den Akten des Vatikans, Paderborn u. a. 2000.
105) Hummel/Kösters (Hrsg.), Kirchen im Krieg; Düringer/Kaiser (Hrsg.), Kirchliches Leben.
106) D. Burkard/W. Weiß (Hrsg.), Katholische Theologie im Nationalsozialismus, Bd. 1/1–2: Institutionen und Strukturen, Würzburg 2007–2011.
107) Vgl. R. Bucher, Kirchenbildung in der Moderne. Eine Untersuchung der Konstitutionsprinzipien der deutschen katholischen Kirche in der Moderne (PTHe 37), Stuttgart 1998; R. A. Krieg, Catholic Theologians in Nazi Germany, New York u. a. 2004. Zu Karl Adam: L. Scherzberg, Kirchenreform mit Hilfe des Nationalsozialismus. Karl Adam als kontextueller Theologe, Darmstadt 2001; dies., Karl Adam und der Nationalsozialismus (theologie.geschichte Beiheft 3), Saarbrücken 2011. Zu Karl Eschweiler: T. Marschler, Karl Eschweiler 1886–1936. Theologische Erkenntnislehre und nationalsozialistische Ideologie (Quellen und Studien zur neueren Theologiegeschichte 9), Regensburg 2011. Zu Hans Barion: T. Marschler, Kirchenrecht im Bannkreis Carl Schmitts. Hans Barion vor und nach 1945, Bonn 2004. Zu Joseph Mayer: I. Richter, Katholizismus. Zu Joseph Sauer: C. Arnold, Katholizismus als Kulturmacht. Der Freiburger Theologe Joseph Sauer (1872–1949) (VKZG.B 86), Paderborn u. a. 1999. Zu Michael Schmaus: E. Gössmann, Katholische Theologie unter der Anklage des Nationalsozialismus. Zum zehnten Todestag von Michael Schmaus – aus Anlass einiger jüngerer Veröffentlichungen, in: MThZ 55 (2004), 151–167. Zu Matthias Laros: Seiler (Hrsg.), Matthias Laros.
108) K. P. Spicer, Resisting the Third Reich. The Catholic Clergy in Hitler’s Berlin, DeKalb/Illinois 2004; Ders., Hitler’s Priests. Catholic Clergy and National Socialism, DeKalb/Illinois 2008.
109) C. Arnold, Nachwirkungen der Modernismuskrise zur Zeit des Nationalsozialismus?, in: RJKG 28 (2009), 249–258: »Wer es wollte, konnte seine jeweilige Brücke zum Nationalsozialismus bauen, sei es von modernistischen, postmodernistischen oder von antimodernistischen Positionen her. Niemand musste aber über diese Brücken gehen. Am gravierendsten bleiben insgesamt wohl die moralischen Folgen des Antimodernismus hinsichtlich der daraus folgenden kirchlichen Entsolidarisierung einzelner Theologen und ihrer Verirrung in den Nationalsozialismus hinein« (259).
110) K. Meier, Kreuz und Hakenkreuz. Die evangelische Kirche im Dritten Reich, München 1992 (2. Auflage der überarbeiteten Neuausgabe 2008).
111) C. Strohm, Die Kirchen im Dritten Reich, München 2011; für die katholische Kirche: C. Kösters/M. E. Ruff (Hrsg.), Die katholische Kirche im Dritten Reich. Eine Einführung, Freiburg 2011.
112) http://evangelischer-widerstand.de.
113) G. Denzler, Widerstand ist nicht das richtige Wort. Katholische Priester, Bischöfe und Theologen im Dritten Reich, Zürich 2003; W. Becker, Christen und der Widerstand. Forschungsstand und Forschungsperspektiven, in: Hummel/ Kösters (Hrsg.), Kirchen, 473–491; H. Hürten, Widerstehen aus christlichem Glauben, in: P. Steinbach/J. Tuchel (Hrsg.), Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur 1933–1945 (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung 438), Berlin 2004, 130–147; M. Huttner, Milieukonzept und Widerstandsdebatte in der deutschen zeitgeschichtlichen Katholizismusforschung. Ein kritischer Kommentar, in: Ders., Gesammelte Studien zur Zeit- und Universitätsgeschichte, Münster 2007, 168–186; G. van Norden, Widerstehen aus christlicher Motivation – ein heuristisches Problem, in: KZG 20 (2007), 181–187; M. Kißener, Ist »Widerstand« das richtige Wort?, in: Hummel/Kißener (Hrsg.), Katholiken, 167–178; O. Blaschke, Stufen des Widerstandes – Stufen der Kollaboration, in: theologie.geschichte Beihefte 2 (2010), 63–88. Einen konstruktiven Beitrag zur Debatte aus diskursanalytischer Perspektive bietet: H. Arning, Die Macht des Heils und das Unheil der Macht. Diskurse von Katholizismus und Nationalsozialismus im Jahr 1934 – eine exemplarische Zeitschriftenanalyse (Politik- und Kommunikationswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft 28), Paderborn u. a. 2008.
114) Vgl. hierzu etwa die kritische Arbeit von U. Jureit/C. Schneider, Gefühlte Opfer. Illusionen der Vergangenheitsbewältigung, Stuttgart 2010. Zur kirchlichen Erinnerungskultur vgl. H. Oelke, Wir erinnern uns: Dietrich Bonhoeffer. Anmerkungen zur kirchlichen Erinnerungskultur in Deutschland nach 1945, in: Evangelische Arbeitsgemeinschaft für Kirchliche Zeitgeschichte. Mitteilungen 24 (2006), 71–91.
115) Vgl. »Ihr Ende schaut an …« Evangelische Märtyrer des 20. Jahrhunderts, hrsg. v. H. Schultze/A. Kurschat unter Mitarbeit von C. Bendick, Leipzig 2006 (22008). Zur katholische Kirche: H. Moll (Hrsg.), Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, 2 Bde., Paderborn u. a. 1999 (52010); vgl. U. von Hehl (Bearb.), Priester unter Hitlers Terror. Eine biographische und statistische Erhebung (VKZG.A 37), 2 Bde., Paderborn u. a. 1984 (31996).
116) Zum Fallbeispiel Paul Schneider vgl. T. M. Schneider, Märtyrer oder Fanatiker? Zur Rezeptionsgeschichte Paul Schneiders, in: MKiZ 3 (2009), 81–94.
117) S. Dramm, V-Mann Gottes und der Abwehr? Dietrich Bonhoeffer und der Widerstand, Gütersloh 2005; vgl. auch dies., Bonhoeffer ohne Heiligenschein, in: Zeitzeichen 2/2006, 12–14.
118) Vgl. hierzu K.-H. Fix, Glaubensgenossen in Not. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern und die Hilfe für aus rassischen Gründen verfolgte Protestanten. Eine Dokumentation (LKGG 28), Gütersloh 2011. Katholische Forschungen zum Themenfeld: J. Leichsenring, Die Katholische Kirche und »ihre Juden«. Das »Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin« 1938–1945, Berlin 2007; A. Leugers (Hrsg.), Berlin: Rosenstraße 2–4. Protest in der NS-Diktatur. Neue Forschungen zum Frauenprotest in der Rosenstraße 1943, Annweiler 2005; H. Herzberg, Dienst am Höheren Gesetz: Dr. Margarete Sommer und das »Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin«, Berlin 2000.
119) H. C. Meiser, Der gekreuzigte Bischof. Kirche, Drittes Reich und Gegenwart: Eine Spurensuche, München 2008.
120) Vgl. vor allem G. Herold/C. Nicolaisen (Hrsg.), Hans Meiser (1881–1956). Ein lutherischer Bischof im Wandel der politischen Systeme, München 2006; L. Bormann, Der »Stürmer« und das evangelische Nürnberg (1924–1927). Zur Entstehung von Hans Meisers Artikel aus dem Jahr 1926 »Die evangelische Gemeinde und die Judenfrage«, in: ZBKG 78 (2009), 187–212; B. Hamm/H. Oelke/G. Schneider-Ludorff (Hrsg.), Spielräume des Handelns und der Erinnerung. Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern und der Nationalsozialismus (AKiZ.B 50), Göttingen 2010.
121) F. W. Graf, Heikle Umbenennung, in: Süddeutsche Zeitung, 5. März 2010.
122) Zur Diskussion um Clemens August von Galen zwischen Joachim Kuropka und Rudolf Morsey vgl. H. Wolf/T. Flammer/B. Schüler (Hrsg.), Clemens August von Galen. Ein Kirchenfürst im Nationalsozialismus, Darmstadt 2007 (Lit.); vgl. J. Kuropka (Hrsg.), Streitfall Galen. Clemens August Graf von Galen und der Nationalsozialismus. Studien und Dokumente, Münster 2007. Die Forschungskontroversen zu Pius XII. dokumentieren: T. Brechenmacher, Die Kirche und die Juden, in: Hummel/Kißener (Hrsg.), Katholiken, 125–143; Ders., Der Papst und der Zweite Weltkrieg, in: Ebd., 179–195; D. Burkard, Papst Pius XII. und die Juden. Der Stand der Debatte, in: Schuller/Veltri/Wolf (Hrsg.), Katholizismus, 282–296; M. F. Feldkamp, Pius XII. und Deutschland, Göttingen 2000.
123) P. Pfister (Hrsg.), Michael Kardinal Faulhaber (1869–1952). Beiträge zum 50. Todestag und der Öffnung des Kardinal-Faulhaber-Archivs. Predigt und Vorträge, Ansprachen und Berichte (Schriften des Archivs des Erzbistums München und Freising 5), Regensburg 2002; die von Heinz Hürten bearbeiteten Akten Faulhabers (1945–1952) wurden 2002 publiziert (VKZG.A 48). W. Marschall (Bearb.), Adolf Kardinal Bertram: Hirtenbriefe und Hirtenworte (FQKKO 30), Köln u. a. 2000; S. Hinkel, Adolf Kardinal Bertram. Kirchenpolitik im Kaiserreich und in der Weimarer Republik (VKZG.B 117), Paderborn u. a. 2010. Die Forschungen zu Konrad von Preysing verdienten eine Weiterführung; bislang: S. Adam, Die Auseinandersetzung des Bischofs Konrad von Preysing mit dem Nationalsozialismus in den Jahren 1933 bis 1945, St. Ottilien 1996; W. Knauft, Konrad von Preysing – Anwalt des Rechts. Der erste Berliner Kardinal und seine Zeit, Berlin 1998; S. Adam, Konrad Kardinal von Preysing. Ein Lebensbild, Regensburg 2010. H. Wolf, Die Affäre Sproll. Die Rottenburger Bischofswahl von 1926/27 und ihre Hintergründe, Stuttgart 2009; S. Sproll, »Ich bin der Bischof von Rottenburg und bleibe der Bischof von Rottenburg«. Das Leben von Joannes Baptista Sproll, Ostfildern 2009; D. Burkard/M. E. Gründig (Hrsg.), Um seines Gewissens willen. Bischof Joannes Baptista Sproll zum 60. Todestag, Ostfildern 2010; D. Burkard, Joannes Baptista Sproll. Bischof im Widerstand, Stuttgart 2012. H. Gruß, Erzbischof Lorenz Jaeger als Kirchenführer im Dritten Reich (Zeitgeschichte im Erzbistum Paderborn 3), Paderborn 1995. N. Trippen, Joseph Kardinal Frings (1887–1978) (VKZG.B 94, 104), 2 Bde., Paderborn 2003–2005. K.-A. Recker, »Wem wollt ich glauben?« Bischof Berning im Dritten Reich, Paderborn u. a. 1998.
124) G. Besier/F. Piombo, Der Heilige Stuhl und Hitler-Deutschland. Die Faszination des Totalitären, München 2004; differenziertere Wertungen bei: H. Wolf, Papst und Teufel. Die Archive des Vatikan und das Dritte Reich, München 2008 (22009; NA 2012). Zudem die wichtige Quellenedition, die das Handeln und erkenntnisleitende Interesse Eugenio Pacellis erkennen lässt: H. Wolf/K. Unterburger (Bearb.), Eugenio Pacelli. Die Lage der Kirche in Deutschland 1929 (VKZG.A 50), Paderborn u. a. 2006. Zur analytischen Übereinstimmung bei der Beschreibung der kirchlichen Situation in Deutschland zwischen Pacelli und Augustinus Bea vgl. jüngst: K. Unterburger, Gefahren, die der Kirche drohen. Eine Denkschrift des Jesuiten Augustinus Bea aus dem Jahre 1926 über den deutschen Katholizismus (Quellen und Studien zur neueren Theologiegeschichte 10), Regensburg 2011.
125) D. Burkard, Alois Hudal – ein Anti-Pacelli? Zur Diskussion um die Haltung des Vatikans gegenüber dem Nationalsozialismus, in: ZRGG 59 (2007), 61–89; Ders., Häresie und Mythus des 20. Jahrhunderts, Rosenbergs nationalso­zia­listische Weltanschauung vor dem Tribunal der Römischen Inquisition (Rö­mische Inquisition und Indexkongregation 5), Paderborn u. a. 2005.
126) G. Passelecq/B. Suchecky, Die unterschlagene Enzyklika. Der Vatikan und die Judenverfolgung, München u. a. 1997 (frz. Original Paris 1995); A. Rauscher (Hrsg.), Wider den Rassismus. Entwurf einer nicht erschienenen Enzyklika (1938). Texte aus dem Nachlaß von Gustav Gundlach SJ, Paderborn u. a. 2001.
127) A. Hamers, Die Beziehungen zwischen Staat und katholischer Kirche in Württemberg von 1919 bis 1932 nach Lage der Akten in den Vatikanischen Archiven. Ein Beitrag zur Konkordatspolitik Eugenio Pacellis, in: RQ 102 (2007), 70–140.