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Ausgabe:

Juni/2013

Spalte:

696–697

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Heid, Stefan, u. Martin Dennert[Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Personenlexikon zurChristlichen Archäologie. Forscher und Persönlichkeiten vom 16. bis 21. Jahrhundert. 2 Bde.

Verlag:

Regensburg: Schnell & Steiner 2012. 1422 S. m. 680 Abb. Geb. EUR 129,00. ISBN 978-3-7954- 2620-0.

Rezensent:

Hans Georg Thümmel

Stefan Heid hat ein Lexikon geplant und Martin Dennert ist bald in diese Arbeit eingestiegen; beide haben nun ein umfangreiches Lexikon von mehr als 1500 Personen vorgelegt. 166 Verfasser von Artikeln sind genannt, doch ist eine sehr große Anzahl der Artikel von den beiden Herausgebern selbst erstellt worden. Man kann über die geleistete Arbeit nur staunen.
Alle auch nur irgendwie marginal seit dem 16. Jh. mit der Christlichen Archäologie Befassten sind berücksichtigt. Sachlich ist zur Profangeschichte, zur Kirchen- und Liturgiegeschichte, zur Klassischen Archäologie, Kunstgeschichte, Orientalistik, Koptologie, Byzantinistik, zur Denkmalpflege etc. das Fenster weit offen. Auch geographisch ist keine Grenze gezogen, so dass die Wirkungsorte von Armenien bis Salt Lake City reichen.
Besonders zu begrüßen ist, dass auch keine konfessionellen Grenzen gezogen sind. Nicht nur die starke evangelische Forschung kommt zur Geltung, auch die russische Forschung ist voll gewürdigt, ebenso der konfessionell gemischte Balkan. Man trifft aber auch auf Personen, die man nicht in einem solchen Lexikon erwartet hätte. Beklagen mag man, dass nur Verstorbene aufgenommen sind. Doch musste eine Grenze gezogen werden. Freilich ist dadurch das Bild der letzten 100 Jahre in unserem Zeitalter der Langlebigkeit etwas verzerrt, insofern Wichtiges fehlt, weil ihre betagten Erforscher noch leben.
Die vorgelegten Artikel sind sehr sorgfältig gearbeitet und materialreich. Auch über Personen, die man gut zu kennen glaubt, erfährt man viel Neues. Die Artikel sind in der Regel kritisch, aber nicht unfreundlich. Auch in Rom nicht sehr beliebte Forscher haben eine ausführliche Würdigung erfahren. Manches Vorurteil, das auf nur grober Kenntnis und Einordnung beruhte, verflüchtigt sich angesichts der detaillierten Angaben zur Person. Etwas seltsam mutet an, dass Parteizugehörigkeiten sehr genau vermerkt sind, Ehrenpromotionen in der Regel nicht. Jedem Artikel sind Angaben beigefügt, aufgeschlüsselt nach »Archivalien«, wo Nachlässe und Ähnliches verzeichnet sind, was sehr zu begrüßen ist, »Bibliographien«, wo diese aufgeführt werden, »Veröffentlichungen« in Auswahl und »Literatur« über die betreffende Person. Allein die hier gesammelten Angaben sind ein wertvoller Fundus für jede Weiterarbeit.
Natürlich sind drei oder mehr Spalten dichtgereihter Publikationen auch unübersichtlich. Die Gefahr besteht dabei vor allem darin, dass in der Fülle der Informationen die Leistungen untergehen, mit denen bestimmte Autoren wissenschaftsgeschichtlich be­sonders wirksam geworden sind. Aber das ist dann wohl mehr das Thema für eine Geschichte der Disziplin, für die in diesem Lexikon überreichlich Material zur Verfügung steht. Die vielfältigen Auseinandersetzungen und Feindschaften kommen nur am Rande vor.
Einer großen Zahl von Artikeln sind Porträts beigegeben. Es verwundert etwas, manchmal Personen, die man als ältere Herrschaften kennengelernt hat, in eher jugendlichen Bildnissen zu begegnen.
Das Lexikon beschließen 33 Seiten Abkürzungsverzeichnisse, wo­durch allein schon der umfassende Gesichtskreis bezeichnet ist. Die Zahl der leicht zu korrigierenden Druckfehler ist gering. Auf S. 1403 scheint Richard Dawkins falsch eingeordnet.
Insgesamt ist Herausgebern und Verfassern für eine Geschichte der Christlichen Archäologie, aufgeschlüsselt nach Personen, zu danken.