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Ausgabe:

Mai/2013

Spalte:

615–617

Kategorie:

Kirchenrecht

Autor/Hrsg.:

Hallermann, Heribert

Titel/Untertitel:

Katholische Theologie im Bologna-Prozess. Gesetze, Dokumente, Berichte.

Verlag:

Paderborn u. a.: Ferdinand Schöningh 2011. 573 S. = Kirchen- und Staatskirchenrecht, 13. Kart. EUR 69,00. ISBN 978-3-506-77123-0.

Rezensent:

Lisa J. Krengel

Heribert Hallermann, Lehrstuhlinhaber für Kirchenrecht an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Würzburg, legt mit diesem Werk eine umfangreiche Dokumentensammlung rund um das Thema »Katholische Theologie im Bologna-Prozess« vor. Ziel sei es dabei nicht, »Begeisterung für den Bologna-Prozess we-cken zu wollen«, vielmehr wolle der Reader »informieren«: »Er will Lehrenden und Studierenden, Fakultätsleitungen und Universitätsverwaltungen, Gutachterinnen und Gutachtern in Akkreditierungsvorgängen, politisch Verantwortlichen und allen Interessierten Informationen ebenso zur Verfügung stellen wie methodische Hilfen, um diese Informationen auswerten und mit ihnen arbeiten zu können.« (8)
In vier Hauptteilen werden zunächst die Informationen zusam­mengestellt: Unter dem Aspekt »Grundlegende Dokumente« versammelt H. einerseits ebensolche zum kirchlich-katholischen Hochschulrecht, andererseits solche zum Verfassungs- und Staatskirchenrecht. H. trägt bereits auf diese Weise der Tatsache Rechnung, dass die »Theologischen Fakultäten und das Studium der Katholischen Theologie an staatlichen Universitäten […] in Deutsch­land […] zu den so genannten res mixtae, d.h. zu den ge­meinsamen Angelegenheiten von Staat und Kirche« (11) gehören. Ungeschmälerte Wirkung kommt dabei auch im Bologna-Prozess der Apostolischen Konstitution »Sapientia Christiana« zu, die be­reits 1979 von Johannes Paul II erlassen wurde, sowie den »Ordinationes«, die seitens der vatikanischen Kongregation für das katholische Bildungswesen zur »richtigen Anwendung der Apostolischen Konstitution ›Sapientia Christiana‹« (37) verfasst wurden. Für den rechtsstaatlichen Bereich führt H. relevante Auszüge des Grundgesetzes, des Reichskonkordats sowie der einzelnen Länderkonkordate an.
In einem zweiten Hauptteil (»Basisdokumente zum Bologna-Prozess«, 109–176) stellt H. nach einer gelungenen kurzen thematischen Einführung sowohl die Dokumente zusammen, die zeitlich und inhaltlich die Bologna-Erklärung (139–141) vorbereiten, als auch die Kommuniqués der Folgekonferenzen, die »nicht nur eine Dokumentation über den bisherigen Verlauf des Bologna-Prozesses« darstellen, sondern zugleich »auch ein wichtiges Mittel [sind], um diesen Prozess in gegenseitiger Verbindlichkeit und Verlässlichkeit der Vertragspartner voranzubringen« (110).
Der dritte und inhaltlich zugleich umfassendste Teil des Bandes ist dem »Apostolische[n] Stuhl im Bologna-Prozess« (189–345) ge­widmet, der auf der Basis eines Antrags vom 31. Mai 2003 auf der Bologna-Folgekonferenz in Berlin im September des gleichen Jahres als »eigenständige ›nationale Autorität‹« (189) in den Bologna-Prozess aufgenommen wurde. Gerade der Status als »nationale Autorität«, den der Heilige Stuhl – im Europäischen Hochschulprozess durch die Kongregation für das katholische Bildungswesen vertreten – mit allen anderen Signatarstaaten teilt, unterscheidet ihn jedoch auch von ebendiesen. Denn die Hochschuleinrichtungen, die vom Heiligen Stuhl vertreten werden, beschränken sich keineswegs auf ein nationales Territorium, sondern sind über die ganze Welt verteilt. Die kirchenrechtliche Unterscheidung zwischen Katholischen Universitäten einerseits und Kirchlichen Fa­kultäten bzw. Universitäten andererseits, in die H. an dieser Stelle gut nachvollziehbar einführt, zieht nach sich, dass lediglich Letztere – sowohl die innerhalb des Europäischen Hochschulraums als auch diejenigen weltweit – unmittelbar vom Bologna-Prozess be­troffen sind.
Anhand des Aufnahmeantrags des Apostolischen Stuhls, des Stocktaking-Reports sowie des Rundschreiben desselben aus den folgenden Jahren kann der Leser die Entwicklung der Katholischen Theologie innerhalb des Bologna-Prozesses gut nachvollziehen. Kurz vor dem Abschluss des ersten Abschnitts des Bo­logna-Pro­zesses im Jahr 2010 bewertet der Heilige Stuhl selbst »die Ergebnisse von mehr als fünf Jahren der Teilnahme an diesem Prozess« im Rahmen eines Rundschreibens als grundsätzlich positiv, es hätten nämlich »viele Grundsätze und Ziele des Bologna-Prozesses schon lange vor dessen Anfang im Bereich kirchlicher Studien zur be­währten Praxis« (315 f.) gehört.
Der vierte und letzte Hauptteil (»Die Umsetzung des Bologna-Prozesses im Bereich der DBK«, 347–484) versammelt sowohl die kirchlichen (349–418) als auch die staatlichen Dokumente (419–447), »die sich ganz konkret auf die Neugestaltung der theologischen Studiengänge« (9) wie etwa die Religionslehrerausbildung und die Priesterbildung auswirken. Einen weiteren inhaltlichen Aspekt stellen in diesem Zusammenhang die Dokumente der »Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung kanonischer Studien­gänge in Deutschland (AKAST)« dar, neben denen das einzige Do­kument des Katholisch-Theologischen Fakultätentages, eine »Hand­reichung für die Anerkennung von Studien- und Prüfungsleistungen«, verloren erscheint.
Abgesehen von der beschriebenen umfassenden und umsichtigen Bereitstellung von Informationen überzeugt das Buch H.s ebenfalls durch die angebotenen methodischen Hilfen. Neben den inhaltlichen Einleitungen zu den einzelnen thematischen Teilen des Buches besticht insbesondere ein umfangreiches Glossar (485–529). Dieses ordnet sowohl Begrifflichkeiten aus dem hochschul­politischen Kontext des Bologna-Prozesses als auch aus der katho­-lischen Hochschulpolitik historisch ein und erläutert ihre gegen wärtige rechtliche und hochschulpolitische Relevanz. Darüber hinaus ermöglicht ein ausführlicher Index (531–566) dem Leser das schnelle Finden von Themenbereichen in den einzelnen aufgeführten Dokumenten nach dem Stichwortprinzip.
Alles in allem legt H. mit seinem »Reader« (8) eine inhaltlich beeindruckende Dokumentensammlung vor, die neben der Informationsfülle vor allem durch die bereitgestellten methodischen Hilfen wie das Glossar und den Index überzeugt und dem Leser das eigenständige Arbeiten an und mit den Texten rund um das aktu­elle Thema des Bologna-Prozesses im Zusammenhang mit der Ka­tholischen Theologie erleichtert.