Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Mai/2013

Spalte:

613–614

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Noller, Annette, Eidt, Ellen, u. Heinz Schmidt [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Diakonat – theologische und sozialwissenschaftliche Perspektiven auf ein kirchliches Amt.

Verlag:

Stuttgart: Kohlhammer 2013. 346 S. = Diakonat – Theoriekonzepte und Praxisentwicklung, 3. Kart. EUR 24,90. ISBN 978-3-17-022338-7.

Rezensent:

Christian Grethlein

Der Band dokumentiert die Beiträge zu zwei Tagungen, in denen die bisherige Arbeit des von der Württemberger Landeskirche 2008 initiierten Projektes »Diakonat – neu gedacht, neu gelebt« reflektiert (2010) und grundsätzliche Fragen zu Grundlagen, Entwick­lungen und Gestaltung kirchlicher Ämter (2011) diskutiert wurden. Er will – nach dem einleitenden Vorwort von Annette Noller und Ellen Eidt – die Klärung folgender Fragen fördern: »Welche Aufgaben sollen Diakoninnen und Diakone im Auftrag der Kirche wahrnehmen? Welche Vorstellungen haben Diakoninnen und Diakone selbst von der Gestaltung ihres Auftrages?« (10)
Dazu werden zuerst biblisch-theologisch (H.-J. Eckstein), chris­tentumsgeschichtlich (A. Noller) und praktisch-theologisch (P. Bub­mann) »Theologische Grundlagen des Diakonats« rekonstruiert. Es folgen sozialwissenschaftliche Grundlegung (C. Schulz) und Analysen (E. Eidt) sowie Stimmen aus diakonischem Unternehmertum (H. Gerstlauer) und kommunaler Verwaltung (M. Bauch).
In einem weiteren Teil finden sich Berichte zum Stand des bis 2013 reichenden Württemberger Projektes, das aus 15 Einzelprojekten besteht. Danach öffnen sechs Aufsätze ökumenisch den Blick für Entwicklungen hinsichtlich des Diakonats in anderen Konfessionen (römisch-katholisch, freikirchlich und altkonfessionell) und anderen Ländern (Frankreich, skandinavische Länder). Der Mitherausgeber Heinz Schmidt schließt den Band pointiert mit »Zusammenschau und Ausblicke[n]«.
Hinsichtlich des Diakonats wird dabei immer wieder die Frage ventiliert, wie die Doppelqualifikation der Diakone (theologisch-missionarisch und sozialpädagogisch o. ä.) praktisch werden kann, nicht zuletzt um die Diastase zwischen (or­gani­sierter) Kirche und der Lebenswelt der Menschen zu überbrücken. Dies erweitert die bisher in der deutschen Praktischen Theologie weitgehend auf den Pfarrberuf bezogene und damit innerkirchlich fokussierte ämtertheologische Diskussion in fruchtbarer Weise.
Als Konsequenz werden verschiedene Vorschläge zu einer auch dem Diakonat angemessenen Ämtertheologie vorlegt. Während Peter Bubmann sich differenzierungstheoretisch an fünf gleichrangigen Dimensionen der Kommunikation des Evangeliums orientiert und so fünf »Ämter« vorschlägt (99), plädiert Heinz Schmidt, der von der »dialektische[n] Dynamik von Glaube und Liebe in der Kirche« ausgeht, für ein »zweifache[s] Amt« (344). Da sich beide auf die »Kommunikation des Evangeliums« als grundlegende Aufgabe von Kirche beziehen, legt sich eine inhaltliche Wei­terarbeit an diesem Konzept nahe.