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Ausgabe:

April/2013

Spalte:

502–503

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Hrsg. u. kommentiert v. K. Freudenberg.

Titel/Untertitel:

Kloster Volkenroda als Ort evangelischer Bildung.

Verlag:

Jena: Garamond (Edition Paideia) 2012. 148 S. = Pädagogische Reform in Quellen, 20. Kart. EUR 14,90. ISBN 978-3-941854-83-3.

Rezensent:

Anne Stiebritz

Wie konstituiert sich das Kloster Volkenroda als Ort evangelischer Bildung? Dieser Frage geht die Theologin Katharina Freudenberg in ihrer Edition von 21 Quellentexten nach. Die Vielfalt an Textgattungen (bspw. Konzeptionen, Predigten, Seminarmaterialien) vermag dabei ein differenziertes Bild der konkreten Bildungsarbeit zu vermitteln. Die Edition entstand im Rahmen des Kollegs »Protes­tantische Bildungstraditionen in Mitteldeutschland« und ist ein eigenständiger Beitrag zu der Frage nach dem Zusammenhang von Protestantismus und Bildung.
In Vorwort und Einleitung (5–21) führt Freudenberg zunächst in die Geschichte des Klosters, die Neubelebung durch die Jesus-Bruderschaft Gnadenthal und die Etablierung als eine der Ökumene verpflichtete Bildungsstätte ein. Die Fokussierung auf evangelische Bildung entfaltet sie unter Rückgriff auf die Schrift »Kirche bildet« (2006), die sie konsequent auf die vorliegende Quellenauswahl bezieht. Die folgende Textsammlung gliedert sich in die Ab­schnitte »Bildung durch Jugendarbeit« (23–61), »Bildung durch Übung« (63–98), »Bildung durch Predigt« (99–110), »Bildung durch Gemeinschaft« (111–122) sowie »Bildung durch Ästhetik« (123–141), die jeweils von Freudenberg ausführlich eingeleitet und kommentiert werden. Im Abschnitt zu »Bildung durch Gemeinschaft« fin det sich ein anregendes Referat (Quelle 16, 113–119) zu einem in pädagogischen Diskussionen oft vergessenen, jedoch zentralen Zusammenhang: dem von Bildung und Gemeinschaft. Darin heißt es: »In unserer Unterschiedlichkeit und Vielfalt versöhnte Beziehungen zu leben, trotz unserer Gegensätze in Einheit miteinander zu leben, das will gelernt und trainiert werden!« (115). Abgerundet wird die Edition durch ein Verzeichnis der verwendeten Publikationen und Quellen sowie Transkriptionshinweise.
Mit ihrem Quellenband führt Freudenberg überzeugend nicht nur konzeptions- wie praxisbezogen in die ganz unterschiedlichen Zugänge zu Bildung im Kloster Volkenroda, sondern auch exemplarisch in den Themenbereich evangelischer Bildung ein. Bereichert wird die Auswahl durch die persönliche Färbung einer Reihe von Dokumenten, die einen authentischen Einblick in Leben, Lernen und Wirken im Kloster erlauben. Wünschenswert für die re­-ligionspädagogische Rezeption wäre eine stärkere bildungstheoretische Rückbindung der sehr unterschiedlichen Lernarrangements. Die Gestaltung der Edition besticht durch eine weitgehend am Original orientierte Transkription (bis in Schriftart und Formatierung des Textes). Hervorzuheben ist auch, dass Begriffe wie Beruf(ung) (46 f.) oder Exerzitium (63 f.) und deren zentrale Ideen erläutert werden, wodurch die Edition auch für theologische Laien interessant wird. Vordergründig ist der Band sowohl für die Praxis als auch für die Forschung im Bereich der Religionspädagogik von Interesse.