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Ausgabe:

März/2013

Spalte:

299

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Hörner, Petra [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Catena aurea deutsch. Die ostmitteldeutsche Übersetzung des Katenenkommentars des Thomas von Aquin. Bd. 2: Markusevangelium. Text m. e. bairischen Fragment.

Verlag:

Berlin u. a.: de Gruyter 2012. VII, 532 S. m. Abb. Lw. EUR 169,95. ISBN 978-3-11-028088-3.

Rezensent:

Jens Haustein

Zu den bedeutendsten Catenen des Mittelalters gehört diejenige von Thomas von Aquin zu allen vier Evangelien: Catena aurea in quatuor evangelia. Der Matthäuskommentar war schon vor 1264 fertiggestellt, die drei anderen Kommentare entstanden in den Jahren bis 1267/68. Alle vier Teile wurden im 14. Jh. ins Deutsche übertragen. Im 19. Jh. in der alten Königsberger Universitätsbibliothek entdeckt (Cod. 885–887), galten sie nach dem Zweiten Weltkrieg als verschollen. Seit 1982 ist bekannt, dass sich die Lukas- und die Matthäus-Übersetzung in Torun´ (Thorn) befinden. Bereits 2008 sind die acht erhaltenen Lukaskapitel erschienen, nun hat die Herausgeberin das fast vollständige Markusevangelium vorgelegt. Die Überlieferungssituation hat sich insofern verändert, als sie Fragmente einer bairischen Übersetzung (von Mt 26,1–27,66 u. Mk 14,1–13) entdeckt hat, die sich erkennbar von der ostmitteldeutschen Übertragung unterscheiden (Abdruck 513–522).
Die Einleitung von nur acht Seiten hätte Gelegenheit geboten, den Übersetzer zu charakterisieren oder wenigstens das zusam­menzuführen, was man über Thomas’ Quellen weiß, oder wenigstens die erwähnten Handschriften wie einige weitere Fragmente zu beschreiben. Immerhin erfährt man ein wenig Statistisches: Beda steht – wie schon in der Lukas-Catene – an der Spitze der zitierten Autoritäten, gefolgt von Theophylactus und Hieronymus, am Ende der Liste sind Gregor der Große, Ambrosius oder Euseb platziert. Immerhin kann man nun eine nicht unelegante ostmitteldeutsche Übersetzung der Thomas-Catene zum Markusevangelium lesen und bequem die Anstrengungen der Kommentatoren studieren, ihren Lesern wie im Fall von Mk 1,2–3 erklären zu wollen, warum der Evangelist auf jüdische Prophezeiungen zurückgegriffen hat und dass er sich leider dabei auch noch geirrt hat: »Disir spruch en steht nicht in Ysaia geschreben sundir in Malachia in dem letsten vndir den zwelf propheten« – so Hieronymus zur Stelle. Der Edition ist ein Namenregister beigegeben.