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Ausgabe:

April/1996

Spalte:

348 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Deissler, Alfons

Titel/Untertitel:

Die Grundbotschaft des Alten Testaments. Ein theologischer Durchblick. Völlig überarb. u. erw. Neuausgabe.

Verlag:

Freiburg-Basel-Wien: Herder 1995. 205 S. 8o. Kart. DM 29,80. ISBN 3-451-23618-4.

Rezensent:

Joachim Conrad

Die erste Auflage des hier anzuzeigenden Werkes ist 1972 erschienen und in ThLZ 99, 1974, 251 f., besprochen worden. Ihr schlossen sich in der Folgezeit zehn weitere und im ganzen unveränderte Auflagen an. Für die Neuausgabe hat der Vf. nun eine gründliche Überarbeitung vorgenommen und dabei insbesondere dem Fortgang der Forschung in den beiden letzten Jahrzehnten Rechnung getragen. So ist der ursprüngliche Text an vielen Stellen verändert und ergänzt worden, wofür hier nur auf die Behandlung des Dekalogs (87-97) verwiesen sei. Bei der Behandlung der Prophetie ist ein neues Teilkapitel über Jahweh als mütterlichen Gott hinzugekommen (120 f.). Dies entspricht Intentionen feministischer Theologie, mit der sich der Vf. an anderer Stelle freilich auch kritisch auseinandersetzt (51 f.).

Durchgreifend überarbeitet und weithin neu formuliert sind die einleitenden Kapitel, in denen generell auf den gegenwärtigen Forschungsstand und theologische Richtungen, wie beispielsweise die Befreiungstheologie, eingegangen wird. Wesentlich erweitert ist das Buch durch ein den Hauptteil abschließendes Kapitel über Aussagen und Themen des Alten Testaments, die mit dem Gottesbild des Neuen Testaments nicht oder doch schwer vereinbar zu sein scheinen und daher für christliche Vorstellungen problematisch sind, so über die Aussagen vom Zorn Gottes, die Kriegsschilderungen des Josuabuches, die Fluchpsalmen und das Theodizeeproblem (V. Die dunklen Aspekte im "Gottesbild" Israels, 168-184). Der Vf. geht hier im einzelnen sehr vorsichtig und differenziert vor, macht aber deutlich, daß auch dem Gott des Neuen Testaments dunkle Züge inhärent sind und daß doch im Alten wie im Neuen Testament das eigentliche Gewicht auf dessen heilvollem Wirken liegt.

Dem Vf. ist sehr zu danken, daß er sich der Mühe einer Neubearbeitung dieses Werkes unterzogen hat. Es hat sich seit langem bewährt und ist auch in der jetzt vorliegenden Fassung trotz aller Veränderungen im ganzen das gleiche geblieben und bezeugt damit die Kontinuität und die Gültigkeit der von dem Vf. geleisteten Arbeit. Es wird auch in Zukunft die ihm gebührende Beachtung finden.

Die Problematik der Rolle des Kanaanäertums bei der Entstehung Israels wird durch die Bezeichnung "proletarische Kanaanäer" (35) angedeutet. Für Leser ohne spezifische Vorkenntnisse ist diese (nicht unbedenkliche) Bezeichnung jedoch kaum verständlich.