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Ausgabe:

April/1996

Spalte:

343–345

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

[Schneider, Wolfgang]

Titel/Untertitel:

Narrative and Comment. Contributions to Discourse Grammar and Biblical Hebrew presented to W. Schneider on the occasion of his retirement as a lecturer of Biblical Hebrew at the Theologische Hochschule in Wuppertal. Ed. by E. Talstra, with H. Blok, K. Deurloo, P. van Midden.

Verlag:

Amsterdam: Societas Hebraica Amstelodamensis 1995. VIII, 214 S., 1 Abb. 8o. Hfl. 35,­. ISBN 90-390-0117-0.

Rezensent:

Karl-Martin Beyse

Die mit dem Titel "Narrative and Comment. ContributionsŠ presented to Wolfgang Schneider" versehene Festschrift wird von der "Societas Hebraica Amstelodamensis" aus Anlaß seines 65. Geburtstages herausgebracht. Wolfgang Schneider, seit 1967 als Dozent für Hebräisch an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal tätig, ist vor allem durch seine neue Wege beschreitende "Grammatik des biblischen Hebräisch" (1974; 81994) bekannt, hat sich aber auch wie kein anderer um die didaktische Seite des Hebräisch-Unterrichts bemüht. Das zeigen die in diesem Bande veröffentlichten Vorträge "Erfolg und Mißerfolg im Sprachunterricht an der Hochschule " (7-18) und "Randbemerkungen zur Didaktik des Hebräischunterrichts" (30-42) sowie die Bibliographie (211-212); vgl. auch W. Schneider/ H.-Chr. Goßmann (Hg.), Alles Qatal ­ oder was? Beiträge zur Didaktik des Hebräisch-Unterrichts. Münster-New York 1993, s. a. ThLZ 120, 1995, 128-129. Vor allem wurde er als Initiator der "Internationalen Ökumenischen Konferenz der Hebräisch-LehrerInnen" bekannt, die der fachlichen Weiterbildung und dem praktischen Erfahrungsaustausch dieses Personenkreises an den Theologischen Fakultäten, Kirchlichen Hochschulen, Seminaren und Gymnasien dient.

Diesem Spektrum entspricht auch der Inhalt der Festschrift, die Beiträge von Freunden, Kollegen und Schülern aus Belgien, Deutschland, den Niederlanden, Tschechien und den USA (vgl. IV. Contributors [213-214]) enthält und damit die Anregungen und Wirkungen dokumentiert, die in Wort und Schrift von Wolfgang Schneider ausgegangen sind. Ihnen vorangestellt sind nach der "Introduction" des Hg.-Gremiuns (1-3) "Papers by Wolfgang Schneider" (7-42), zu denen neben den oben bereits genannten Vorträgen die "Anmerkungen zur Determination hebräischer Nomina" (19-23) und "Syntaktische oder exegetische force majeure?" (24-29) gehören.

In alphabetischer Reihenfolge angeordnet, spiegeln die Beiträge "the topics that have always dominated Schneider’s work" (3) wider:

1. "Didactics of teaching Biblical Hebrew": H. Blok, Alef Beet, Hebräischunterricht in den Niederlanden (64-70). P. J. van Midden, Grammatik ist zu etwas gut. Gespräch mit Richtsje Abma über Wolfgang Schneiders Grammatik (104-107). Ders., Die beste Didaktik ist die eigene Freude und Begeisterung. Interview mit Prof. Ernst-Axel Knauf-Belleri (108-110). M. Prudky, Der pädagogische Überschuß des Grammatikentwurfs von Wolfgang Schneider (137-145). J. Sailhamer, Reading the Bible as a Text (162-165).

2. "Discoursive Grammar": B. L. Bandstra, Marking turns in Poetic Text. Waw in the Psalms (45-52). R. E. Longacre, A Proposal for a discourse-modular grammar of Biblical Hebrew (99-103). A. Niccacci, Essential Hebrew Syntax (111-125). L. J. de Regt, Domains and Subdomains in Biblical Hebrew Discourse (147-161). E. Talstra, Clause Types and Textual Structure. An experiment in narrative syntax (166-180). M. Vervenne, Topic and Comment. The Case of an Initial Subordinate Clause in Exodus 14:13 (187-198).

3. "Textual interpretation and linguistic analysis": U. F. W. Bauer, Eine synchrone Lesart von Ri 18,13-18 (53-63). K. A. Deurloo, Gen 37,2-11 als thematischer Auftakt zum Josef-Juda-Zyklus (71-81). H. Leene, Unripe fruit and dull teeth (Jer 31,29; Ez 18,2) (82-98). F. A. Polak, Bottom-Up Structuring and Top-Down Analysis: Narratology and Computer Analysis of Biblical Texts (126-136). N. A. van Uchelen, Die aramäischen Sprüche Hillels. Avot I 13 und II 16 als literarische Kunstform (181-186). J. W. Wesselius, The Aramaic Decree about Fugitives Reconsidered (199-209).

Aus der Fülle dieser informativen und anregenden Beiträge können hier nur einige und damit paradigmatisch gewürdigt werden. Jeder an der textsyntaktischen Arbeitsweise Interessierte wird wohl selber zu diesem Buch greifen.

Zu 1.: M. Prudky bewertet W. Schneiders Grammatik unter dem Gesichtspunkt ihrer pädagogisch gekonnten Anlage, die eine "Hilfestellung zur grammatischen Einsicht der LernendenŠ um hebräische Texte verstehen zu können" sein will (138). Deshalb wird die satzübergreifende Textsyntax zum dominierenden Gesichtspunkt. Die Eigenheiten der hebräischen Sprache treten dabei deutlicher zu Tage, als es ihre Beschreibung in der herkömmlichen Begrifflichkeit vermag. "Die neue Auffassung der Syntax, mit der W. Schneider das übliche Paradigma der ’klassischen’ Grammatik unter dem Einfluß der neueren, synchron und funktional orientierten Sprachwissenschaft überschreitet,Š ist meines Erachtens ein wünschenswertes Novum nicht nur in grammatikalischen, sondern auch in pädagogischer Hinsicht" (142). ­ J. Sailhamer bestätigt die Brauchbarkeit und den Wert der Grammatik W. Schneiders für sich und seine Studenten auf dem Felde der biblischen Theologie, die sich nach seinen Beobachtungen in neuerer Zeit mehr den Texten als ihren historischen Komponenten zuwenden, da diese unmittelbar mit der heutigen Existenz in Beziehung gesetzt werden können. "There isŠ a direct link between the new textually oriented practical needs of the classroom and the kind of grammar which we find represented in the work of Professor Wolfgang Schneider" (164).

Zu 2.: Unzufrieden mit der "tradition in grammar writing to present the tense-aspect-mood system in the verb structure of a language without reference to its textual structure" (99) fordert R. E. Longacre in Anlehnung an H. Weinrichs Werk "Tempus. Besprochene und Erzählte Welt", 1964, eine "grammatical description of a language even more frankly along textual lines" in dieser Weise: "The innovative core of such a grammar would posit a series of discourse types and describe each discourse type in a module of the grammar" (99). Derartige "discourse types" als "Module" stellt er im folgenden vor, wobei er abschließend einräumt, daß es auch "arrangements into series and clusters of types as well as their relating to each other transformationally" geben wird (103). ­ A. Niccacci, Verfasser einer "Syntax of the Verb in Classical Hebrew Prose" (engl. Übers. 1990; it. 1986, 21987), legt mit ausgewählten Beispielen deren prinzipielle Struktur dar (0. General principles; 1. Narrative; 2. Discourse), um dann mit "3. Assessment" fortzufahren: "The following points need further refinement", wozu er "more precise understanding of distinction between narrative and discourse order to recognize the coherence of the Hebrew verbal system" rechnet (121). Abschließend kommt er zu diesem Ergebnis: "From the preceding expositon it appears that both tenses and aspects exist in Biblical Hebrew" (125). Anstoß für diese Überlegungen gab ihm aber Wolfgang Schneider, "the man who first showed me a way out of the tunnel of the Hebrew Verb system" (111).

Zu 3.: U. F. W. Bauer beschäftigt sich mit der Passage Ri 18,13-18, deren Exegese er zunächst forschungsgeschichtlich aufarbeitet, um dann einen neuen Lösungsvorschlag vorzutragen, der auf der Synchronisation der dort geschilderten verschiedenen Handlungsabläufe beruht und Textänderungen unnötig macht. Die von ihm angewandte Methode fußt auf textsyntaktischen Beobachtungen und Regeln, wie sie W. Schneider in seiner Grammatik bietet. "Er hat mich mit dem schönen Satz ’Nur so kann man Texte analysieren’ ermutigt und bestätigt" (63). ­ In ähnlicher Weise kommt H. Leene beim Vergleich der geringfügigen Textunterschiede zwischen Jer 31,29 und Ez 18,2 zu einem überraschenden Ergebnis: "the linguistic data seem to corroborate the view that ’Jeremiah’ has borrowed here from ’Ezekiel’ "(98), während in diachronischer Sicht die umgekehrte Reihenfolge angenommen wird.

Der Rez. möchte dem Hg. Eep Talstra und seinen Mitarbeitern Hanna Blok, Karel Deurloo und Piet von Midden für diese Festschrift in ihrer auf den Jubilar und sein Lebenswerk bezogenen, thematischen Dichte einfach danken!