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Ausgabe:

März/1996

Spalte:

309

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Baltruweit, Fritz u. Günter Ruddat

Titel/Untertitel:

Gemeinde gestaltet Gottesdienst. Arbeitsbuch zur Erneuerten Agende.

Verlag:

Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 1994. 271 S. m. Abb. gr. 8o. Kart. DM 38,­. ISBN 3-579-02920-7.

Rezensent:

Christian Grethlein

Das Buch, das wesentlich die beim Kirchentag gemachten Erfahrungen mit "Lebendiger Liturgie" für die gottesdienstliche Praxis in Gemeinde fruchtbar machen will, enthält drei Teile:

­ "Die Erneuerte Agende beim Wort nehmen" (23-39). Hier werden die fünf Kriterien, die der Vorentwurf der Erneuerten Agende nennt, entfaltet und kritisch befragt. Daß die Vorschläge der Erneuerten Agende selbst mehrfach hinter diesen Kriterien zurückbleiben, wird deutlich, ebenso die Chance, die diese Kriterien für eine an der Lebendigkeit des Gottesdienstes interessierte Reformpraxis bergen.

­ "Ein Gang durch die Liturgie" (43-219). Dieser umfangreichste Teil des Buches erklärt die Stücke des Gottesdienstes (ohne daß aber deutlich wird, warum sich die Autoren jeweils bestimmten Vorschlägen der Erneuerten Agende anschließen und andere übergehen). Knapp wird jeweils die historische Herkunft der einzelnen liturgischen Stücke angedeutet, danach werden ­ in der Praxis erprobte ­ Anregungen zur Gestaltung gegeben, wobei sich ein Blick in die Erneuerte Agende als hilfreich erweist; Hinweise aus der Ökumene runden die Darstellung ab. Dieser Teil dürfte zum einen für interessierte Gemeindeglieder hilfreich sein, die sich über einzelne Teile und Elemente des Gottesdienstes näher informieren wollen, ohne sich in die liturgische Fachdiskussion hinein zu begeben. Zum anderen finden Pfarrer und Pfarrerinnen zahlreiche interessante Anregungen für die gottesdienstliche Praxis. Allerdings setzen diese meist Verhältnisse voraus, wie sie für westdeutsche Großstadtgemeinden typisch sind. Ostdeutsche Diasporapfarrer und -pfarrerinnen werden mit ihren besonderen Problemen nicht berücksichtigt.

­ "Gemeinde gestaltet Gottesdienst" (223-248). Holzschnittartig wird die gemeindepädagogische Forderung nach "Vernetzung" des Gottesdienstes mit der Gemeindearbeit vorgetragen.

Insgesamt stößt man in dem Buch immer wieder auf Interessantes: Das anregende Potential des Kindergottesdienstes für die liturgische Entwicklung wird mehrfach betont; wenige Male blitzen die besonderen Chancen der Integration von behinderten Menschen in den Gottesdienst auf. Je nach Gemeinde wird man auch ansprechende Lieder, Gebete oder andere Texte entdecken. Für eine weitere Auflage möchte ich anregen, sich wenigstens kurz ausdrücklich mit den biblischen Perspektiven zum Gottesdienst auseinanderzusetzen. Die vorherrschende Identifizierung von "Gottesdienst" mit der sonntäglichen Vormittagsveranstaltung dürfte zukünftig immer problematischer werden und ist in manchen Teilen der Gemeindepädagogik bereits überwunden. Auch die Bedeutung der Taufe für den Gottesdienst träte dabei deutlicher hervor. Schließlich gewännen die Autoren dadurch Kriterien, um die jeweiligen Chancen, aber auch Grenzen ihrer Vorschläge deutlicher zu markieren.