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Ausgabe:

März/1996

Spalte:

272 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Korn, Manfred

Titel/Untertitel:

Die Geschichte Jesu in veränderter Zeit. Studien zur bleibenden Bedeutung Jesu im lukanischen Doppelwerk.

Verlag:

Tübingen: Mohr 1993. IX, 319 S. gr. 8o = Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament, 2. Reihe, 51. Kart. DM 99,­. ISBN 3-16- 145893-1.

Rezensent:

Martin Rese

Das vorliegende Buch ist die überarbeitete Fassung einer im WS 1988/89 von der Theologischen Fakultät in Bern angenommenen Dissertation. Sie entstand in langjähriger Arbeit neben den üblichen Aufgaben des Pfarramtes und wurde von U. Luz (Göttingen: 1972-1980; Bern 1980) als Doktorvater betreut.

K. will mit seiner Untersuchung die Frage beantworten, "welches... die bleibende Bedeutung der im Lukasevangelium beschriebenen Verkündigung und Geschichte Jesu für die christliche Verkündung der Gegenwart angesichts der von Lukas bewußt reflektierten Differenz der Zeiten" (1) ist, er will also noch einmal die These widerlegen, die schon in der Lukas-Diskussion der fünfziger und sechziger Jahre heftig umstritten war, nämlich, Lukas habe Leben und Lehre Jesu historisiert, und zwar schon in seinem Evangelium und dann vor allem durch die Abfassung der Apostelgeschichte. Inhaltlich stellt K. seine Untersuchung unter "die doppelte Leitfrage: Inwiefern macht Lukas in seinem Doppelwerk deutlich, daß das Jesusgeschehen von bleibender Bedeutung für die Zeit der Apg und der Kirche ist? Zweitens: Welche Bedeutung hat das in der Apg geschilderte Geschehen für den Glauben an Jesus und die Aneignung seiner Geschichte in der Kirche?" (3)

Formal besteht K.s Untersuchung aus zwei Arbeitsgängen: Im ersten fragt er nach den "Grundlagen für die Apostelgeschichte im Lukasevengelium" (6-172), im zweiten, ob und wie in der Apg das LkEv weiterwirkt ("Die bleibende Bedeutung der Geschichte Jesu nach der Apostelgeschichte", 173-269). Dabei will K. sich beim LkEv auf Schlüsseltexte und -szenen konzentrieren und bei der Apg thematische Querschnitte bevorzugen. Im einzelnen geht es im ersten Arbeitsgang um "Das Verhältnis von Lukasevangelium und Apostelgeschichte nach Lk 1,1-4" (6-32); "Die Kindheitsgeschichten (Lk 1+2)" (33-55); "Jesu Antrittspredigt in Nazareth als Programm des lukanischen Doppelwerkes (Lk 4,16-30)" (56-85); "Die bleibende Bedeutung der im ’Reisebericht’ erzählten Geschichte und Verkündigung Jesu" (86-128); "Das Ostergeschehen als Vollendung des Weges Jesu und Grundlegung der Kirche" (129-170). Im zweiten Arbeitsgang wird behandelt: "Die Bedeutung der Geschichte Jesu für die Kirche nach Apg 1,1-14" (175-192); "Jesus, seine vergangene Geschichte, die Zeugen und die Kirche" (193-213); "Die Geschichte Jesu in den Missionsreden" (214-225); "Die Bedeutung der Einzelmotive der Geschichte Jesu in der Apostelgeschichte" (226-269).

Im sehr knappen Schluß (270-273) faßt K. die Ergebnisse seiner Untersuchung in fünfzehn Thesen zusammen. Dabei wird wiederholt, was durch die Ausgangsfrage und die doppelte Leitfrage bereits nahegelegt und durch die Überschriften der Einzelkapitel jedem aufmerksamen Leser längst klargemacht worden war, nämlich, daß für K. "Jesus und seine vergangene Geschichte ... auch das Thema der Apg" sind, und daß für ihn "gegenüber der Kirche... Lk(Ev) und Apg gemeinsam die Offenbarung" bilden (270). Ersteres ist nicht gerade neu ­ und nur bedingt richtig; denn zur Apg gehören eben auch die Mission der Apostel und des Paulus, die Gottes Handeln in Israel, in Jesu und in der Kirche verkündigen. Letzteres ist eine Überspitzung, wie K. selbst einräumt, wenn er unter Verweis auf Apg 28,31 betont, es sei "auch von der Offenheit der Apg zu reden" (270).