Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Juli/August/2012

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Martin Leiner

Titel/Untertitel:

Systematische Theologie im französischen Protestantismus*

1. Institutionelle Situation und Gesprächspartner der französischsprachigen Systematischen Theologie
Die institutionelle Situation der französischsprachigen evangelischen Theologie ist schnell umrissen: Es gibt in Frankreich eine staatliche lutherisch geprägte Fakultät in Straßburg und zwei von der reformierten und lutherischen Kirche gemeinsam getragene Fakultäten, Montpellier und Paris, die institutionell zum Institut protestant de théologie (IPT) zusammengeschlossen sind. Ihre Abschlüsse werden staatlich anerkannt, wobei die Promotion mit Professoren an diesen Fakultäten in aller Regel nur in Kooperation mit anderen Institutionen möglich ist. Hinzu kommen drei staatliche reformierte theologische Fakultäten in der frankophonen Schweiz (Genf mit autonomem Sonderstatus, Lausanne und Neuchâtel), die seit 2004 in einer Föderation (aktueller Titel: »partenariat«) zusammenarbeiten, wobei in Neuchâtel nicht mehr alle Fächer vertreten sind und Lausanne 2006 eine Fakultät für Theologie und Religionswissenschaften geworden ist. Und es gibt eine reformierte Fakultät in Brüssel mit einer flämischen und einer frankophonen Sektion, die zur Freien Universität Brüssel gehört.
Zudem gibt es zwei baptistisch bzw. neocalvinistisch geprägte größere freikirchliche Fakultäten in Vaux-sur-Seine und Aix-en-Provence sowie weitere größere und kleinere Fakultäten evangelischer Freikirchen, wie beispielsweise die adventistische Fakultät in Collonges-sous-Salève. Eine kaum zu übersehende Vielzahl von protestantischen Fakultäten im französischsprachigen Afrika und Ozeanien, unter denen vor allem Yaoundé in Kamerun, aber auch Atananarivo auf Madagaskar, Porto Nuovo in Benin, Kinshasa in Kongo (Ex-Zaire), Nouméa und Papété in Ozeanien eine größere Bedeutung haben.
Die Systematische Theologie im frankophonen Protestantismus ist gut zu überschauen. Das liegt daran, dass Doppeltbesetzung zwar die Regel, Einfachbesetzung aber auch möglich ist, weshalb an vielen Fakultäten nur ein oder zwei Dogmatiker und zumeist nur ein Ethiker das Fach vertreten, dass nicht wenige Professoren 25 Jahre und länger ihre Stelle innehaben und der soziale Austausch eng ist.1 In Frankreich und Belgien fehlt zudem der akademische Mittelbau. Dass es trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen ein anregendes systematisch-theologisches Gespräch gibt, ist das große Verdienst der beteiligten Personen, wobei außer Professoren auch der Beitrag theologisch engagierter Pfarrer zu nennen ist.
Ausgesprochen glücklich und hilfreich ist für die frankophone Theologie der Umstand, dass mit Paul Ricœur ein sich zu seinem Protestantismus bekennender Philosoph in den Diskussionen präsent ist. Ebenso förderlich ist, dass mit den großen katholischen Fakultäten in Belgien, Frankreich, Québec und der Schweiz (Fribourg) offene und interessante Kooperationspartner zur Verfügung stehen. Ergänzt wird dies durch die außergewöhnlich starke Präsenz der Orthodoxen Theologie in der französischsprachigen Welt.
An dem 1925 als erstes Institut für Orthodoxe Theologie im Westen gegründeten Institut St. Serge in Paris lehrten früher so berühmte Theologen wie Sergej Bulgakow und Georges Florovskij. Lange Jahre hat das Institut der Dogmatiker Boris Bobrinskoij geleitet; über hermeneutische und ethische Fragen arbeiten und publizieren unter anderem der Patristiker Jean Breck und der Moraltheologe Olivier Clément. Die Tradition des Institutes steht für eine Orthodoxe Theologie, die sich in intensivem Austausch mit katholischer und evangelischer Theologie neuen Gedanken und Methoden öffnet. In der Schweiz ist die Orthodoxie durch das ökumenische Studienzentrum Chambésy (lange Jahre von Metropolit Damaskinos, gegenwärtig von Vlassios Pheidas geleitet, mit Konstantin Delikanstantis und Gary Vachicouras als bekanntesten Professoren) und den Verlag L’Age d’homme in Lausanne präsent;2 in Belgien sind u. a. die katholischen Benediktiner von Chevetogne an Orthodoxer Liturgie und ökumenischen Fragen (vor allem in der Zeitschrift »Irénikon«) interessiert.
Inhaltlich ist die frankophone protestantische Theologie nach wie vor vorwiegend von den großen deutschsprachigen Autoren des 20. Jh.s Barth, Tillich, Bultmann und Troeltsch geprägt. Außer für Barth und Tillich ist die Quellengrundlage in französischer Übersetzung lückenhaft. So fehlt bis heute eine exakte Übersetzung von Schleiermachers »Der christliche Glaube«3 ebenso wie eine Übersetzung der »Soziallehren« von Troeltsch, der »Theologie des Neuen Testaments« von Bultmann oder der »Dogmatik des christlichen Glaubens« von Ebeling.4 Nach mehreren Anläufen5 kommt es erst jetzt zu einer systematischeren Rezeption von Wolfhart Pannenberg. Der katholischen Kirche angehörende Theologen haben sich um die Rezeption deutschsprachiger evangelischer Theologen verdient gemacht: Bei Karl Barth sind vor allem die umfangreichen und tiefgehenden Rezeptionen von Henri Bouillard (Karl Barth, 3 Bde., Paris 1957) und in der Gegenwart das Buch »L’herméneutique théologique de Karl Barth« des in Louvain-la-Neuve lehrenden Benoît Bourgine zu nennen. Die Erforschung und Übersetzung von Paul Tillich hat neben dem Protestanten André Gounelle auch den katholischen Frankokanadiern Jean Richard und Marc Dumas viel zu verdanken. Die seit Kurzem beginnende Rezeption von Wolfhart Pannenbergs Systematischer Theologie wird vor allem von dem Dominikaner Olivier Riaudel vorangebracht.6 Eine zunehmende Akzentverschiebung hin zu nordamerikanischen Entwürfen wie der Prozesstheologie, afroamerikanischer Theologie, postliberaler Theologie und zu einer vorsichtigen Rezeption nordamerikanischer postmoderner und feministischer Theologie ist seit einigen Jahrzehnten unübersehbar.

2. Kirchlicher und religiöser Kontext
Systematische Theologie findet im Kontext bestimmter kirchlicher und religiöser Lebenswelten statt. Am ähnlichsten mit der kirchlichen Lage in Westdeutschland sind das Elsass, die traditionell protestantischen Kantone der Schweiz und einige wenige Orte in den Cevennen. In den ländlichen Gebieten ist hier eine mehr oder weniger volkskirchliche Situation gegeben. In den Städten dagegen sind die Kirchenmitglieder in diesen Gebieten zunehmend in der Minderheit. Eine Stadt wie Genf teilt das Schicksal großer protestantisch geprägter Städte im Norden Europas. In der Stadt Calvins sind die Protestanten nach der Erhebung aus dem Jahr 2000 mit 13,7 % seit einigen Jahrzehnten in der Minderheit und nach den Katholiken (37,4 %) und den Konfessionslosen (23,4 %) nur die dritte Gruppe. Für die frankophone Schweiz wurde, nicht viel anders als für Deutschland, in soziologischen Studien als ein hervortretender Zug eine große inhaltliche Zustimmung zu einem eigenen, manchmal auch durch nichtchristliche Elemente »bereicherten« Glauben bei gleichzeitig geringem und weiter schwindendem Interesse am Gottesdienstbesuch festgestellt.7 Der Praktische Theologe Félix Moser hat für dieses Phänomen das etwas katholisch klingende Stichwort der »nicht-praktizierenden Glaubenden (croyants non-pratiquants)« geprägt, das neben dem Konzept einer »Rekomposition des Religiösen« die Diskussionen in der Suisse romande prägt.8
Dieser eher an westdeutsche Verhältnisse erinnernden volkskirchlichen Lage gegenüber steht die Situation im größten Teil Frankreichs, in Belgien, in den mehrheitlich katholischen frankophonen Schweizer Kantonen (Fribourg, Jura, Wallis) und in Québec. Mit 398.000 Reformierten, 258.000 Lutheranern und ca. 18.000 Baptisten sind die Protestanten in Frankreich mit Ausnahme der bereits genannten Gegenden in einer Diasporasituation.9 Dasselbe gilt für Belgien mit seinen ca. 100.000 Protestanten (= 1 % der Bevölkerung) und für das französischsprachige Kanada, wo bei der Volkszählung von 2001 4,7 % der Wohnbevölkerung sich als Protestanten einstuften, wobei Zuwanderer aus Afrika und Mitglieder der englischsprachigen Minderheit höhere Anteile von Protestanten aufweisen.10 Obwohl bei dieser Volkszählung sich über 90 % als Christinnen und Christen bezeichneten, hat der Staat Québec seither eine radikale Säkularisierung mit einer Abschaffung des Religionsunterrichts in staatlichen Schulen durchgeführt. Die theologische Reflexion dieser Situation hat zunächst in Frankreich begonnen. Dort steht die Wirklichkeit sehr großer, oft ein ganzes Departement umfassender Parochien einem Modell reisender Dienste, (noch) stärkerer Aktivierung der Laien und der Nutzung neuer Kommunikationsmittel gegenüber. Eine flexible Kombination beider Modelle dürfte das Modell der Zukunft sein.11
Eine wiederum ganz andere Situation besteht in den Kirchen des französischsprachigen Afrika und Ozeanien. Dort gibt es, in Deutschland oft unbekannt, sehr mitgliederstarke protestantische Kirchen. Die Église du Christ au Congo, ein durch den Diktator Mobutu herbeigeführter Zusammenschluss von ca. 70 evangelischen Kirchen, ist mit über 25 Millionen Mitgliedern zusammen mit der EKD die größte evangelische Kirche weltweit, deren Mitgliederzahl ständig wächst.12 Auf Madagaskar sind gut 6 Millionen Einwohner (= ca. 40 % der Bevölkerung) Protestanten, davon etwa 2 Millionen Lutheraner. Ähnliche Prozentsätze gelten für das frankophone Ozeanien und, mit etwas geringeren Anteilen, in den anderen Ländern Afrikas. Diese relativ hohen Zahlen sind zu erklären durch intensive, vor allem von den USA ausgehende Missionsarbeit, eine gewisse Abkehr von dem oft mit der Kolonialmacht verbundenen Katholizismus und durch die christliche »Erweckung« in vielen englischsprachigen wie französischsprachigen Ländern Afrikas. In einer Stadt wie Kinshasa besuchen nach einer aktuellen Zählung der Église du Christ au Congo weit über 70 % der Bevölkerung einen sonntäglichen Gottesdienst. Die Teilnahme an den Gebetsversammlungen der zahlreichen unabhängigen afrikanischen Kleinkirchen kommt oft noch zum Gottesdienst hinzu. Neue christliche Kirchen, die durch Migration und neue Kommunikationsmittel weltweit vernetzt sind, gehen von diesen Ländern aus. Der Neuendettelsauer Privatdozent Moritz Fischer hat einer dieser Gruppierungen, die auch in deutschen Kleinstädten Gottesdienste feiern, seine Habilitationsschrift gewidmet.13 Wegen der Schwäche der staatlichen Institutionen übernehmen in afrikanischen Ländern die Kirchen viele soziale Dienste und Bildungsaufgaben. Theologen stehen in diesen Ländern vielfach in öffentlicher Verantwortung und sehen sich gleichzeitig mit aktuellen theologischen Problemen konfrontiert, etwa der Frage, wie sie sich zu selbsternannten Predigern, Wunderheilern oder Mischformen von Christentum und traditioneller Kultur und Religion verhalten sollen. Für die Ausbildung der Theologen in Afrika engagieren sich alle französischsprachigen theologischen Fakultäten, wobei sowohl die Anregungen, die von den afrikanischen Studierenden ausgehen, als auch der Betreuungsaufwand groß sind.14

3. Die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen
Die Arbeitsbedingungen von Theologen sind stark durch das jeweilige Verhältnis von Staat und Kirche geprägt. Die staatskirchenrechtliche Situation in der französischsprachigen Welt ist ähnlich wie die kirchliche Situation sehr differenziert: Laizismus und die strikte Trennung von Kirche und Staat bestehen in Frankreich seit 1905 und in Belgien seit 1831 (teilweise zurückgenommen 1884).
Das Elsass und Teile Lothringens, die 1905 zum Deutschen Reich gehörten, haben demgegenüber ein dem deutschen System vergleichbares Kirchensteuerrecht und eine theologische Fakultät an der staatlichen Universität in Straßburg. Die reformierten Kirchen in den Schweizer Kantonen Waadtland und Bern (mit seiner starken protestantisch-frankophonen Minderheit [nord-]westlich des Bielersees) sind Staatskirchen, während die reformierten Kantonskirchen in Genf und Neuchâtel in einem Konkordatsverhältnis zum Staat leben. Auch hier kam es zu einer teilweisen Rücknahme laizistischer Ansätze. In Neuchâtel führte eine Volksabstimmung im Jahr 1983 dazu, dass der Staat die Kosten für die Theologische Fakultät zu 100 % übernommen hat. In Genf finanziert der Staat derzeit ca. 80 % der Kosten für die theologische Fakultät, was der Kirche ein besonderes Mitspracherecht sichert.
Im französischsprachigen Afrika und Ozeanien wird Theologie meistens an kirchlichen Instituten, kirchlichen Universitäten (z. B. die Université protestante au Congo), in einigen Ländern aber auch an staatlichen Universitäten gelehrt.
Ein Religionsunterricht an staatlichen Schulen, für den theologische Fakultäten ausbilden könnten, fehlt weitgehend; Schulen und Universitäten in protestantischer kirchlicher Trägerschaft gibt es in einigen Ländern, wobei der Schwerpunkt eindeutig in der Dritten Welt liegt.

4. Große ökumenische Institutionen und Perspektiven
Sowohl institutionell als auch inhaltlich ist die frankophone Theologie durch eine besonders intensive Beschäftigung mit ökumenischen Fragen gekennzeichnet. Die enge Zusammenarbeit mit den katholischen Fakultäten führt dazu, dass in den Arbeiten evangelischer Dogmatiker und Ethiker immer wieder Bezugnahmen auf katholische Autoren zu finden sind. Dasselbe gilt umgekehrt für die katholischen Theologen. Es besteht eine Arbeits- und Forschungsgemeinschaft, die enger ist als in Deutschland. Die theologischen Gesellschaften, wie die frankophone Paul-Tillich-Gesellschaft (APTEF) oder die ATEM (Association des théologiens pour l’étude de la morale) verbinden evangelische und katholische Theologen; die Redaktionskomitees theologischer Zeitschriften sind in einigen Fällen konfessionell gemischt. Die Gemeinschaft ist freilich nur an den protestantischen Fakultäten in Genf und Lausanne so eng, dass ordentliche Professoren römisch-katholischer Konfession dort angestellt sind.
Intentionale und auf den Fortschritt der Ökumene abzielende Arbeit leisten die mit den ortsansässigen Fakultäten eng verbundenen ökumenischen Institutionen in Genf (ÖRK, LWB, RWB, Ökumenisches Institut Bossey) und in Straßburg (das lutherische Institut für ökumenische Forschung: Theodor Dieter, Sarah Hinlicky Wilson, André Birmelé, Élisabeth Parmentier). Eine besondere frankophone Organisation ist auch die Groupe des Dombes. 1937 in Lyon gegründet und nach dem Trappistenkloster des Dombes benannt, wo sich die Gruppe aus Katholiken und Protestanten aus Frankreich und der Schweiz bis 1997 traf, tritt die Gruppe durch Dokumente hervor, die bewusst mutige Vorschläge zur Weiterentwicklung der Ökumene machen. Unter den protestantischen Theologieprofessoren gehören Hans-Christoph Askani (Genf), Gottfried Hammann (Neuchâtel), Élisabeth Parmentier (Straßburg) und Anne-Marie Rejinen (Brüssel) zur Gruppe. Grundansatz ist, dass die Ökumene eine Konversion der Kirchen verlangt. Inzwischen liegen wegweisende Texte zu vielen Themen vor: Eucharistie 1971 und 1985, Ämter 1972, 1976, 1985 und 2005 zur Lehrautorität in der Kirche, Maria 1998/9 usw. Aus dem westschweizer Protestantismus ist auch die 1949 von Roger Schütz gegründete ökumenische Kommunität in Taizé entstanden. Sie verbindet katholische, evangelische und anglikanische Ordensbrüder. Der Ökumene verbunden sind auch die Schwestern der Communauté de Grandchamps in der Nähe von Neuchâtel.
Von dem gesamten ökumenisch äußerst aktiven Umfeld ausgehend hat sich vor allem an der Straßburger Fakultät eine sehr ökumenisch engagierte Theologie herausgebildet. Der Straßburger Dogmatiker André Birmelé hat in zahlreichen Publikationen vor allem zur Soteriologie und zur Ekklesiologie15 versucht, Einsichten aus dem ökumenischen Dialog und traditionelle lutherische Dogmatik zu verbinden.
Sein 1997 emeritierter Straßburger Kollege Gerard Siegwalt hat das ökumenische Anliegen in einer zehnbändigen Dogmatik »Dogmatique pour la catholicité évangélique. Système mystagogique de la foi chrétienne« (1986–2007)16 durchgeführt. Das Werk dürfte die umfangreichste evangelische Dogmatik seit Karl Barths Kirchlicher Dogmatik sein. Es zeichnet sich durch große synthetische Kraft und die kreative Verarbeitung vieler Traditionen aus. Das Gesamtwerk besteht aus drei Hauptteilen: I. Begründung des Glaubens (Offenbarung) – II. Verwirklichung des Glaubens (Ekklesiologie) und Behauptung des Glaubens (III. Kosmologie – IV. Anthropologie – V. Gotteslehre). Jeder der Hauptteile ist in zwei Bände gegliedert, von denen der erste jeweils den Beitrag von Philosophie, Natur- und Kulturwissenschaften sichtet, während der zweite Band die mit zahlreichen biblischen Belegen entwickelte christliche Sicht der Thematik entfaltet. Die Zeitschrift der Universität Laval in Québec hat die Vorträge einer Tagung zum Abschluss der Dogmatik von Siegwalt veröffentlicht (Laval théologique 66/2, 2010; hrsg. von Marc Dumas). Siegwalt macht in seinem Beitrag deutlich, dass die (ökologischen, ökonomischen, sozialen oder kirchlichen) Krisen der Gegenwart eine Einheit bilden, die auf einer falschen Epistemologie beruht. Diese beschreibt Siegwalt ähnlich wie Bruno Latour als Trennung von Naturwissenschaften und Kulturwissenschaften, die dadurch zu spiegelbildlichen Gegensätzen werden: eine sinn- und wertlose Natur und eine unnatürliche Kultur. Siegwalt hofft diesen Dualismus dadurch zu überwinden, dass er den von der Neuzeit »gesperrten« (Latour) Gott, wieder ins Spiel bringt. Er schlägt dabei sogar eine theonome Methodik vor. In Band V 1. macht Siegwalt deutlich, dass es sich nicht um eine Repristinierung vormodernen Denkens handeln soll, sondern um eine langwierige und von Gott ausgehende »Wiederzusammensetzung« und »Geburt des Göttlichen« (124 ff.) nach der Zeit der Gottesfinsternis. Siegwalts Verständnis von Ökumene und Katholizität geht damit weit über die Gespräche zwischen Kirchen hinaus.
Eine besondere, mit Ökumene verbundene Erscheinung ist auch die Schule von Neuchâtel. Der Systematiker Jean-Louis Leuba (1912–2005), der Praktische Theologe Jean-Jacques von Allmen (1917–1994) und der Neutestamentler Philippe Menoud (1905–1973) entwickelten eine ökumenisch engagierte, in vielem von Karl Barth angeregte eigene Theologie. Wichtige Motive von Allmens fassen sich in dem Titel »Sakramentaler Prophetismus« (Prophétisme sacramentel, Neuchâtel 1964) zusammen. Jean-Louis Leubas Hauptwerk »Institution und Ereignis« (fr. Neuchâtel 1950; dt. Göttingen 1957) unterscheidet Kirche, die, wie oft im Protestantismus üblich, als Ereignis verstanden wird, von Kirche als Institution, was dem römisch-katholischen Kirchenverständnis mehr entspricht. Leuba verfolgt diesen »ekklesiologischen Dualismus« über die Gegensätze zwischen Judenchristen als Vertreter institutioneller Kontinuität und Heidenchristen als Vertreter der Freiheit des Heiligen Geistes und den »Dualismus im Apostolat« (Die Zwölf versus Paulus) bis in den »christologischen Dualismus« zwischen institutionellen, auf Israel bezogenen Hoheitstiteln (wie Davidssohn) und ereignishaften, universalen Hoheitstiteln (wie Menschensohn) hinein. Sowohl der Dualismus als auch die Einheit des Christus, der Apostel und der Kirche sind von bleibendem Wert.
Mit der Schule von Neuchâtel befinden wir uns bereits in einer besonderen Entwicklung aus der Strömung des frankophonen Barthisme.

5. Der Barthisme
Die Geschichte der frankophonen Systematischen Theologie im 20. Jh. ist stark geprägt durch den Einfluss Karl Barths. Um die Mitte des 20. Jh.s bis hinein in die 1980er Jahre bestimmte der Barthisme weite Teile der Pfarrerschaft und der akademischen Theologie. Barth selbst schrieb auf Französisch, hielt während des Krieges Seminare im unbesetzten Frankreich, bot über viele Jahre eine französischsprachige Doktorandensozietät in Basel an und war häufig in der Westschweiz. Über sein Französisch äußerte eine Familienangehörige das zweifelhafte Lob, er spreche Französisch wie kein anderer. Dennoch konnte Barth sich verständlich machen und fand Anhänger seiner Theologie.
Der Barthisme war eine vielfältige Bewegung. Ihre differenzierte Darstellung leistet eine bei Michael Beintker von Detlev Schneider verfasste Dissertation, die möglicherweise 2012 erscheinen wird.17 Die Hauptgestalten des Barthisme im engeren Sinne waren in Frankreich und in der Suisse romande in einer ersten Generation sehr treue, Barth nahestehende Schüler wie Pierre Maury in Paris und Jacques de Senarclens in Genf. Im Bezug auf Maury betonte Barth dessen Unabhängigkeit und seine Rolle als Anreger wichtiger Gedanken in Barths Erwählungslehre. Unter Leitung von Jacques de Senarclens übersetzte Fernand Ryser die »Kirchliche Dogmatik« auf Französisch. Die Übersetzung erschien im evangelischen Verlag Labor et Fides in den Jahren 1953–1969. Es handelt sich um eine eindrucksvolle Arbeit, die allerdings eine Reihe von Übersetzungsfehlern enthält und zahlreiche philosophische Konnotationen kappt. Durch Originallektüre wurde eine Reihe junger frankophoner philosophisch interessierter Intellektueller im 2. Weltkrieg und in den Nachkriegsjahren nachhaltig von Barth geprägt. Paul Ricœur, Denis de Rougemont und der Professor für Institutionenkunde in Bordeaux Jacques Ellul (1912–1994) sind die Exponenten dieser auch weitere Kreise erfassenden spezifisch frankophonen Barth-Rezeption. Ihr Bezug auf Barth äußert sich auch in späteren Arbeiten wie in Paul Ricœurs Traktat: »Le mal – un défi à la théologie et à la philosophie«. Eigene, philosophisch inspirierte theologische Ansätze unter dem Einfluss Barths entwickelten Roger Mehl und Gabriel Vahanian. Vahanian ist das seltene Beispiel eines Theologen, der aus barthschen Wurzeln herkommend eine Rede vom Tod Gottes entwickelt hat.
Mit einem gewissen Recht kann man unter den Barthianern im französischen Sprachbereich auch von einer politisch wirksamen Unterscheidung in Rechts- und Linksbarthianer sprechen. Der Linksbarthianismus ist in gewisser Weise die Fortsetzung des »Christianisme social« mit streng offenbarungstheologischen Mitteln.18 Georges Casalis (1917–1987), der Schwiegersohn Eduard Thurneysens und Professor in Paris, war bis hin zu seinem Tod im revolutionären Nicaragua die emblematische Gestalt des Linksbarthianismus.
Den Aufstieg des Barthisme lässt sich mit Detlev Schneider aus dem Bedürfnis nach einer bibelorientierten, theozentrischen, die Verkündigung stärkenden Theologie verstehen. Bestätigt wurde der Barthisme im Widerstand gegen die nationalsozialistische Okkupation 1940–44. In den 1950er und 1960er Jahren zerfiel der Barthisme zunehmend in eine Barthorthodoxie und einen weiterhin starken Linksbarthianismus, aber beide konnten nicht mehr die intellektuelle Anregungskraft entfalten, die der Barthisme in den 1940er Jahren in beeindruckender Weise hatte. Die Entkirchlichung und Rekomposition von Religion konnte mit den Mitteln des Barthisme allein nicht zureichend gedeutet werden. In dieser Situation kam es zu einer gleitenden Verschiebung barthianisch geprägter Theologen zu einer auch durch Bonhoeffer (Henry Mottu19), durch Bultmann (Jean-Louis Leuba in seinen späteren Jahren) oder von der Missiologie, der Ökumene und dem religiösen Sozialismus geprägten post-barthianschen Theologie (Klauspeter Blaser). Der Genfer Systematiker Gabriel Widmer hatte sich seit seiner Dissertation über die theologische Interpretation der Werte20 immer für eine Ausweitung des an Barth orientierten Denkens interessiert. Er betreute auch die Dissertation von Pierre Gisel über Ernst Käsemann.21 Barths Theologie wird demgegenüber zunehmend zu einem Gegenstand historischer Forschung. Dieser Wandel wird markiert durch ein Ereignis, das im Jahr 2002 stattfand. In diesem Jahr wurde Christophe Chalamet von der Fakultät Genf mit einer Arbeit mit dem Titel »Dialektische Theologen. Wilhelm Herrmann, Karl Barth und Rudolf Bultmann« im Fach Kirchengeschichte promoviert. Sie erschien 2005 unter dem Titel »Dialectical Theologians: Wilhelm Herrmann, Karl Barth and Rudolf Bultmann« im TVZ-Verlag in Zürich. Die herausragende Arbeit führte dazu, dass Chalamet einen Ruf an die Fordham Universität in New York erhielt, von der der Experte für deutsche Theologiegeschichte zwischen Ritschl und Bultmann 2011 wieder auf eine Stelle in Genf zurückgekehrt ist. Während Barth auf diese Weise langsam historisiert wurde, baute sich als eigentliche Gegenposition zum Barthisme eine bis heute sehr aktive und lebendige Tillich-Rezeption auf.

6. Die Association Paul Tillich d’expression française und der frankophone Liberalismus
Eine liberalere existentielle Theologie, eine theologische Deutung der Kultur, eine größere Offenheit für das Phänomen der Religion – dies bot einer neuen Generation von Theologen, die seit den 1960er Jahren an die Öffentlichkeit traten, vor allem Paul Tillich. Die Systematiker der Fakultäten Montpellier (André Gounelle, Marc Boss), Brüssel (Jean Gabus, Anne-Marie Rejinen, Bernard Hort), Straßburg (Gérard Siegwalt), Lausanne (Bernard Reymond, Pierre Gisel) und Genf (Denis Müller) bildeten und bilden gemeinsam mit den katholischen Kollegen aus Québec (Jean Richard) und Sherbrooke (Marc Dumas) eine im Bezug auf die kleine Welt, die der frankophone Protestantismus darstellt, sehr starke theologische Bewegung, die durch ihre alle zwei Jahre stattfindenden Tagungen, durch die Übersetzung zahlreicher Bände von Paul Tillich auch die Pfarrerschaft und die Kreise liberaler Intellektueller erreicht. Auch in der Theologie der französischsprachigen Länder Afrikas findet sich ein zunehmendes Interesse an Tillichs Theologie, das sich in Dissertationen niederschlägt. Elisée Musemakweli (Kigali/Brüssel), Crépin Acapovi (Trier/Djimè-Benin) oder Willy Khal-Tambwe Nunga (Sherbrooke/Kinshasa) sind Protagonisten der gegenwärtigen Tillich-Rezeption im frankophonen Afrika.
Zahlreiche Tillichianer haben neben der Beschäftigung mit dem deutschen Theologen auch wertvolle Arbeit in der Vermittlung amerikanischer Theologie geleistet. Insbesondere André Gounelle hat die Prozesstheologie (heute weitergeführt durch Raphaël Picon), den Postliberalismus George Lindbecks und die Theologie nach dem Tode Gottes in Frankreich bekannt gemacht. Die derzeitige Präsidentin der Gesellschaft, Anne-Marie Rejinen, hat sich um eine Annäherung an Schwarze Theologie (James Cone) und an barthianische Theologie im Gespräch mit dem Judentum (Marquardt, Moltmann) verdient gemacht. Die Pariser Tagung der APTEF von 2009 zum Verhältnis von Barth und Tillich hat dazu beigetragen, den Gegensatz von Barth und Tillich zu relativieren und auch die zahlreichen Gemeinsamkeiten zwischen beiden zu sehen. Nicht historisierend, aber durch die begriffsgeschichtliche Detailarbeit erreicht die Dissertation des Dogmatikers aus Montpellier Marc Boss, die wahrscheinlich 2012 erscheinen wird, ein neues Niveau. Die Arbeit behandelt Tillichs Rede von Theonomie und ihre Vorgeschichte im 18. und 19. Jh.
In zahlreichen Personen verbindet sich das Engagement in der Tillich-Gesellschaft mit einer nach wie vor sozial verankerten und argumentativ stark vertretenen liberalen Theologie. Die Zeitschrift des liberalen Protestantismus ist »Evangile et liberté« in Frankreich und war in der Westschweiz immerhin bis 2009 »Le Protestant«. In einem aus Beiträgen zu »Evangile et liberté« zusammengestellten Buch mit dem Titel »Penser la foi, Pour un libéralisme évangélique« (Paris 2006) hat André Gounelle sein Programm einer Liberalen Theologie für heute formuliert. Er erinnert daran, dass »libéral« in der klassischen Sprache »großzügig« bedeutete. Theologischer Liberalismus ist eher eine Strömung als eine Bewegung. Sie versteht sich nicht als »laisser faire«, sondern als engagierte Parteinahme für die Würde des Menschen und seine Freiheit. Liberale Theologie bestimmt sich durch sechs Themen, die ihr in der Regel am Herzen liegen: Glaube und Verstehen, kritische Bibelauslegung, die Botschaft Jesu, Öffnung zu anderen Religionen, ein offener Individualismus und die Relativität der Dogmen und theologischen Lehren (29–38). Gegenüber fundamentalistischen und säkularistischen Haltungen ist, so Gounelle, der theologische Liberalismus heute wichtiger als je.

7. Hermeneutik oder Religionstheorie? – Die »Ricœurianer« oder Pierre Gisel? Ein zentraler Gegensatz in der Systematischen Theologie der Gegenwart
Parallel zur Tillich-Rezeption bildeten sich vor allem in der Westschweiz zwei theologische Orientierungen, die in der Erfassung der gegenwärtigen religiösen Situation bzw. im Verstehen der biblischen Aussagen über Tillich hinaus Präzisionsgewinne erzielen. Nach der Auffassung zahlreicher Beobachter ist der Gegensatz zwischen Religionstheorie und Hermeneutik die zurzeit beherrschende Alternative, die die Entwicklung der frankophonen Theologie vorantreibt. Diese Diskussion soll deshalb etwas eingehender dargestellt werden:
Das Programm einer Theologie als Religionstheorie wird von dem in Lausanne lehrenden Systematiker Pierre Gisel in zahlreichen Publikationen ausformuliert.22 Gisel hat sich auch um die Übersetzung und Rezeption der Schriften von Ernst Troeltsch im frankophonen Raum verdient gemacht. Im Gegensatz zu einer Theologie, die sich als Funktion von Kirche versteht, sucht Gisel Anschluss an den weiten Sinn von Theologie, wie er die philosophische und theologische Tradition von Antike und Mittelalter bestimmte. Theologie soll die Universalität Gottes in einer sich wandelnden religiösen Kultur reflektieren. Wie erscheint Gott in den neuen religiösen Lebensformen unserer Zeitgenossen? Wie verschieben sich religiöse Thematiken, etwa vom jüdischen Messianismus zur politischen Philosophie der Gegenwart? Wie lassen sich individuelle Gotteserfahrungen in Mystik, Literatur und Kunst deuten? Solche und ähnliche Fragen behandelt Gisel unter Einbeziehung soziologischer, interreligiöser und kulturwissenschaftlicher Kenntnisse, aber auch unter Rückgriff auf in der traditionellen Theologie bereitstehende Kategorien, etwa aus der Ekklesiologie. Gisel, der in seinen frühen Schriften als Schüler von Widmer eine kirchlich und christozentrisch ausgerichtete Theologie unter dem Einfluss Ernst Käsemanns vertrat, entwickelte zunehmend eine Theologie, die nach der Relevanz von Theologie für die heutige Gesellschaft fragt. Seine Antwort heißt: »Der Pertinenzort für das Verständnis des Religiösen und der Religionen« soll »der Ort der soziokulturellen Dispositive sein, die unseren Lebensraum organisieren und seine Kontexte, Beziehungen und Regulierungsinstanzen gestalten. Es ist der Ort des Imaginären und der Institutionalität in Verbindung mit diversen Praktiken«23. Dieser Ansatz weist Parallelen zu der von München ausgehenden Troeltsch-Rezeption in Deutschland auf, bis hinein in den grundsätzlich vertretenen Konstruktivismus. Das Reflexionsniveau ist dem von T. Rendtorff vergleichbar, wobei allerdings der Bereich der ethischen Lebensführung weitgehend fehlt. Durch die Wahrnehmung des Gegensatzes zwischen nachchristlicher multireligiöser Szene und liberalem, am 19. Jh. orientierten Protestantismus geht Pierre Gisels »postliberale Theologie« über die Münchener hinaus. »Der Verlust eines persönlichen, transzendenten Gottes zugunsten von kosmischen Kräften und das Verdunsten einer an den Glauben als ureigenes Engagement des Subjekts gebundenen Einstellung zugunsten der Validierung von alten Weisheiten oder andren Wissensformen«24 verlangt von der Theologie ein neues kritisches Durchdenken ihrer Themen. Dieses Durchdenken soll im Dienste der Menschen der Gegenwart und nicht bloß der Kirche oder einer Tradition stehen.25
Trotz und zugleich wegen dieser starken Orientierung an der Moderne entfaltet Gisel immer wieder genealogisch-archäologische Analysen zur Vorgeschichte der heutigen religiösen Szene. Dabei hat er sich immer wieder um die Einbeziehung von Erkenntnissen aus der biblischen26 und der klassischen Theologie27 bemüht. Er hat eine Reihe hilfreicher Formeln geprägt wie »Rekapitulation der Schöpfung« und »Rekapitulation des Menschen als Person«28 als Beschreibungsrahmen für das, was das Christentum Neues gebracht hat. Die Reformation versteht er aus einer Akzentuierung der Transzendenz, die die Frage der Vermittlung radikaler stellt und zu neuen Lösungen in Protestantismus und im Katholizismus geführt hat. Andere Formeln von Gisel weiß man nur zu schätzen, wenn man französische Filme mag. Seine Rede vom Glauben als »excès«29 (als positiv zu bewertendes Übermaß) kann ein Echo der Bearbeitung dieses Themas in einer Reihe von Filmen von François Truffaut sein, die Personen, die ein Übermaß an Liebe, an Trauer, an Freundschaft usw. leben, zum Thema haben. Auch philosophische Stichworte aus der amerikanischen und deutschen Diskussion finden ihren Widerhall bei dem universell gebildeten Theologen. »Dezentrierung des Christentums«30 erinnert an Richard Rorty, Gott als »nicht normalisierbar heterogen«31 an Bernhard Waldenfels. Die Beziehung zwischen Gott und Mensch ist eher die einer »décalage« (eines Abstands) als eines Gegenübers.
Auswirkungen hat das Programm von Gisel außer auf die Lausanner Fakultät mehr auf die katholische als auf die evangelische Theologie. So verdankt der in Sherbrooke angebotene Studiengang »Études du religieux contemporain« dem Lausanner Theologen wichtige Anregungen. In der evangelischen Theologie ist die Tillich-Rezeption einerseits und die hermeneutische Theologie andererseits zu stark, als dass es bislang zu einer weitergehenden Rezeption kommen konnte.
Die hermeneutische Ausrichtung der frankophonen Theologie verdankt sich neben philosophischen Anregungen (Paul Ricœur, Jean Greisch, Jean Grondin) und der tiefgehenden Rezeption der Hermeneutik in der katholischen Fundamentaltheologie32, auch den Aktivitäten eines Philosophielehrers an Gymnasien in Neuchâtel, Biel und Lausanne. Pierre-André Stucki las mit Schülern Texte von Bultmann und entwickelte einen hermeneutisch und phänomenologisch arbeitenden christlichen Existentialismus. Bücher wie »Herméneutique et dialectique« (Genf 1970), »L’existentialisme chrétien. A-t-il une logique?« (Paris 1992) und »La clarté des intentions. Savoir, devoir, croire« (Paris 1996) wurden veröffentlicht von einem Lehrer, der Schüler wie Pierre Bühler, Jean Zumstein und Pierre-Luigi Dubied anregte, sich selbständig mit hermeneutischer Theologie zu beschäftigen. In den 1980er und 1990er Jahren prägten diese Theologen die theologische Fakultät in Neuchâtel mit ihrem hermeneutischen Institut. Bühler wurde als Assistent von Gerhard Ebeling auch von Luthers Einsichten beeinflusst. Die Gruppe der Stuckisten hat den Boden dafür mitbereitet, dass eine hermeneutische Orientierung von größerer Bedeutung in der frankophonen Theologie ist. Die traditionell systematisierende Aufgabe der Dogmatik wird hier zwar nicht aufgegeben, aber ähnlich wie bei Gisel tendenziell zurückgestellt. Diesmal aber nicht zugunsten einer Interpretation der religiösen Szene der Gegenwart, sondern zugunsten einer hermeneutischen Verbindung von biblischem Text und existentieller Situation.
Auch Paul Ricœur (1913–2005), der Philosoph des Protestantismus, war ähnlich orientiert. Er hielt eine systematische Erfassung des Ganzen von Welt und Gott im Bereich der Theologie für kaum vollziehbar, weil dies an der Nichtintegrierbarkeit des Übels scheitere. Anders als etwa bei Gisel, der zahlreiche Themen, die zur Religionsphilosophie und -soziologie gehören, in die Theologie einbezieht, wird von Ricœur und der hermeneutischen Richtung die klare Unterschiedenheit von Philosophie und Theologie betont. Diese Trennung schließt aber nicht aus, dass Ricœur sich der Interpretation von Bibeltexten zuwenden konnte.33 Von der Auslegung der Sündenfallerzählung im zweiten Band der »Philosophie de la volonté« (Paris 1960) bis hin zu »Penser la Bible« (mit dem Exegeten André La Coque; Paris 1998) gab Ricœur der Bibelauslegung immer eine große Bedeutung. Die von dem katholischen Pfarrer François-Xavier Amherdt gesammelten und aus dem Englischen übersetzten Texte in dem Band »L’herméneutique biblique« (Paris 2001) zeigen eine intensive Beschäftigung des Philosophen mit methodischen Fragen der Bibelauslegung. Paul Ricœur war besonders mit der Theologischen Fakultät in Paris verbunden, der er auch seinen wissenschaftlichen Nachlass vermacht hat. Der dort Ethik und Philosophie lehrende Olivier Abel ist der wohl beste Kenner von Werk und Person Paul Ricœurs im französischen Protestantismus. An der Pariser Fakultät ist auch das Projekt einer Herausgabe der Manuskripte Ricœurs beheimatet, an dem sich unter anderen auch die seit 2006 dort unterrichtende, aus Deutschland stammende Dogmatikerin Nicola Stricker beteiligt.
Der eigentliche Vertreter der hermeneutischen Konzeption, im Gegensatz zum Programm von Gisel, ist der in der französischsprachigen Welt nach wie vor sehr präsente, seit 1997 in Zürich lehrende, mit Luther, Kierkegaard, Bultmann, Ebeling und Ricœur sich hervorragend auskennende Pierre Bühler. In dem der Konzeption von Gisel gewidmeten Dossier der »Revue de théologie et de philosophie« (140. Jg./2008, IV) ist es denn auch Bühler, der Gisel antwortet. Bühler vermisst in Gisels neuesten Schriften eine Reflexion auf die Einheit der Theologie, die er mit Schleiermacher in der Einheit der theologischen Einzeldisziplinen und in der praktischen Aufgabe der Leitung einer konfessionell verfassten Kirche sieht, stattdessen solle die Theologie ein viel zu ambitioniertes und von anderen Disziplinen bereits abgestecktes Themenspektrum behandeln. Theologie riskiere eine Wissenschaft »von allem … und nichts zu werden« (362). Unklar sei ebenfalls, wie die so massiv anthropologisch verstandene Theologie sich als Reflexion der Gegebenheiten dieser Welt »vor Gott« konstituieren will. Wie lässt sich dieses »vor Gott« in einem nachvollziehbaren Denkweg formulieren, wenn Theologie die Reflexion heutiger Menschen für die heutige Situation sein will? Da hierin die Besonderheit der Theologie gegenüber nichttheologischer Behandlung von Institutionen und Vorstellungswelten liege, wäre es zentral, darüber Rechenschaft abzulegen. Eine solche Rechenschaft hat Gisel freilich schon gegeben, indem er die Andersheit Gottes so radikal fasst, dass aus ihr kein über Verstehensvorgänge assimilierbares Wissen, sondern eher eine in allem Wissen geltend zu machende Beschränkung hervorgeht. Dies ist freilich eine Antwort, die Anhänger der hermeneutischen Richtung schwerlich zufrieden stellt.

8. Die reformierte Tradition
Eine Aufgabe, die zahlreiche Theologen im frankophonen Bereich von der Tradition ihrer meist reformierten Kirche zugespielt bekommen, ist die Pflege und die Arbeit an den auf Calvin, Bucer und Zwingli zurückgehenden idées-forces. Kaum einer der bisher genannten Theologen hat sich nicht zu dieser Thematik geäußert. Die Rolle Pierre Maurys und des französischen Protestantismus bei der kritischen Weiterentwicklung der Prädestinationslehre dürfte durch Karl Barths Ausführungen in KD II/2 auch deutschen Lesern bekannt sein. In einer weit verbreiteten Einführung in den Protestantismus hat André Gounelle das heutige, weitgehend liberale reformierte Selbstverständnis pointiert zum Ausdruck gebracht. Protestantismus heißt Protest für Gott gegen alles Nichtgöttliche, das göttliche Würde beansprucht (Heilige, Maria, Papsttum, Königtum, Sakramentalismus usw.), und Protestantismus heißt Protest für den Menschen gegen alles, was seine Würde und Freiheit im Namen einer angemaßten Würde unterdrückt (Protestantisme. Les grands principes, Lyon 2007, 10–13).
Traditionell ist die Universität Genf der Ort, an dem die Beschäftigung mit dem reformierten Erbe besonders gepflegt wird. Der emeritierte Systematiker dieser Fakultät, Bernard Rordorf, ist von dem von Binswanger beeinflussten Philosophen Henri Maldiney geprägt. Unter seinen Publikationen ragt eine Arbeit zur Aktualisierung des typisch reformierten Bilderverbots heraus. Sein Buch »Tu ne te feras pas d’image. Prolégomènes à une ›théologie de l’amour de Dieu‹« (Paris 1992) geht von der Beobachtung Max Frischs aus, dass lieben und sich ein Bild von jemandem machen im Gegensatz zueinander stehen.
Reformierte Themen behandeln die Genfer Ethiker Eric Fuchs und François Dermange. Das »Institut de l’histoire de la Reformation« unter Leitung von Maria Cristina Pitassi und das 2005 von ihrem Vorgänger Olivier Fatio gegründete und inzwischen von Isabelle Graesslé geleitete »Musée international de la Réforme (maison Mallet)« bieten einen ansprechenden Rahmen für akademische Forschung zu den Anfängen des Calvinismus und für die Verbreitung von Ergebnissen aus der Forschung. Das Calvinjubiläum wurde im Mai 2009 durch eine große internationale Tagung »Calvin et son influence 1509–2009« begangen. Zum Calvinjubiläum ist auch eine schöne, theologisch orientierte Einführung des Genfer Kirchenhistorikers Marc Vial (Jean Calvin. Introduction à sa pensée théologique, Genf 2008) erschienen.
Calvins Bibelverständnis wird von der evangelikal-reformierten Fakultät in Aix-en-Provence als vorbildlich angesehen. Die 1974 gegründete »Faculté libre de théologie reformée« hat sich 2010 umbenannt in »Faculté Jean Calvin«.
In der frankophonen Theologie ist Calvin aber keineswegs der einzige reformatorische Bezugspunkt. Erstaunlich zahlreiche Theologen versuchen lutherische Kontrapunkte zu setzen, so neben den Straßburgern auch Pierre Bühler und der aus Württemberg stammende Hans-Christoph Askani, der bis 2004 in Paris lehrte und seither in Genf als Nachfolger von Rordorf lehrt. Seine Dissertation »Das Problem der Übersetzung – dargestellt an Franz Rosenzweig. Die Methoden und Prinzipien der Rosenzweigschen und Buber-Rosenzweigschen Übersetzungen« (Tübingen 1997) und Habilitation »Schöpfung als Bekenntnis« (Tübingen 2006), Themen wie das »Zwischen« (vgl. Buber) und die »Gabe« und überhaupt die Rezeption der jüdischen Philosophie spielen bei ihm eine größere Rolle. Auch der emeritierte Professor für Ethik und Seelsorge in Montpellier Jean Ansaldi ist von Luther geprägt.

9. Evangelische Ethik im frankophonen Bereich
Evangelische Ethik hat traditionell ihre stärksten Zentren in Genf, Lausanne, Montpellier und Straßburg. Die Art, wie Ethik in Genf betrieben wird, wurde über viele Jahrzehnte von Eric Fuchs geprägt. Seine Bücher, wie »La morale selon Calvin« (Paris 1986) und vor allem »L’éthique protestante, Histoire et enjeux« (Genf 1990) und »Comment faire pour bien faire?« (Genf 1996), waren die Lehrbücher, mit denen ein großer Teil der Theologiestudierenden in die Ethik eingeführt wurde. Fuchs nimmt in diesen Büchern einen entschieden theologischen Standpunkt ein. Anders als Luther, der zu Recht die Ethik als Heilsweg widerlegt hat, ohne einen dritten Gebrauch des Gesetzes anzunehmen, habe Calvin den Menschen im Handeln nicht ohne Orientierung zurückgelassen. Das Gesetz wird ganz positiv als Orientierungshilfe für das Handeln des Menschen gewürdigt. Auch hier begegnet ein für die französische Geisteswelt typischer Zug. Das Finden eines Gesetzes wird in der französischen Geisteswelt außer von den Reformierten auch von jüdischen Denkern und von (Post)strukturalisten wie Lacan oder Foucault als positive Überwindung der Unbestimmbarkeit gewertet. Das republikanische und menschenrechtliche Engagement der Puritaner, die protestantische Arbeitsethik und die neue Wahrnehmung der Sexualität werden als besondere Stärken reformierter Ethik in Vergangenheit und Gegenwart wahrgenommen. Fuchs widmet diesen Fragen Kapitel in seinen Büchern, aber auch eigene Publikationen (z. B. mit Pierre-André Stucki, Au Nom de l’Autre. Essai sur les fondements des droits de l’homme, Genf 1985). Zahlreiche Auflagen fand eines dieser Bücher: »Le désir et la tendresse. Sources et histoire d’une éthique chrétienne de la sexualité et de mariage« (1. Aufl. Genf 1979). Fuchs betont in dem mit viel Einfühlungsgabe geschriebenen Buch, dass die Anerkennung der Andersheit des Ehepartners der Anerkennung der Alterität Gottes entspreche. Trotz Andersheit wird ein Bundesverhältnis eingegangen. Homosexualität wird dabei als Ablehnung der Andersheit abgelehnt. Diese Position erwies sich kirchlich als unhaltbar.34 Einen lutherischen Kontrapunkt zur Sexualethik von Fuchs lieferte der westschweizer Pfarrer Robert Grimm, der mit seinem Buch »Luther et l’expérience sexuelle. Sexe, célibat et mariage chez le Réformateur« (Genf 1999) eine Darstellung der tiefgreifenden Umorientierung der Sexualethik durch Luther gab, die auch in der deutschen Literatur ihresgleichen sucht.
Nachfolger in der Leitung des Genfer Ethikinstituts und auf dem Lehrstuhl für evangelische Ethik ist François Dermange. Neben seiner theologischen hat er auch eine wirtschaftswissenschaftliche Ausbildung. Seine Dissertation »Le Dieu du marché. Éthique, économie et théologie dans l’œuvre d’Adam Smith« (Genf 2003) ist eine umfassende kritische Behandlung des schottischen Philosophen aus theologischer Sicht. Insbesondere seine Lehre von der »unsichtbaren Hand« wird als säkularisierte Version der Vorsehungslehre kritisch beurteilt. Neben Wirtschaftsethik sind die anderen großen Themen der reformierten Tradition sowie die Ethik Paul Ricœurs die Forschungsthemen von Dermange.
Mit viel Energie hat lange Jahre in Lausanne (seit 1988) und seit 2009 in Genf Denis Müller die Ethik in praktisch allen ihren Anwendungsbereichen vorangetrieben.35 Auch zu Calvins Ethik hat Müller eine prägnante Darstellung geliefert: »Jean Calvin. Puissance de la Loi et limite du Pouvoir« (Paris 2001). Das Hauptwerk Denis Müllers ist sein Buch »L’éthique protestante dans la crise de la modernité. Généalogie, critique, reconstruction« (Paris/Genf 1999). Das Projekt einer Archäologie-Genealogie mit seinen methodischen Anleihen bei Foucault bemüht sich, die gegenwärtige Diskussionslage in der Ethik in ihrem Gewordensein zu verstehen. Diese Methodik unterscheidet sich von der auf vollständige Berichterstattung über vergangene Positionen ausgerichtete Theologiegeschichtsschreibung ebenso wie von der Methodik einer Problemgeschichte. Die Ethik der Dialektischen Theologie erscheint dabei beispielsweise, je nachdem, wie sie in gegenwärtigen Diskursen eingebracht wird, als typisch moderne, als postmoderne oder als neo-orthodoxe Ethik. Müller entwickelt eine Verantwortungsethik in Anlehnung und in kritischer Absetzung von Ricœur. Der Transzendenzbezug impliziert eine kritische Destabilisierung der philosophischen Ethik. Theologische Ethik hat daneben auch die Aufgabe, auf das Böse zu antworten und dem Unrecht zu widerstehen. Dieser spezifisch theologische Charakter einer Ethik, die nicht auf eine christliche Gemeinschaft begrenzt ist, kommt auch in den zahlreichen Beiträgen in der von Denis Müller zusammen mit Jean-Daniel Causse herausgegebenen »Introduction à l’éthique. Penser, croire, agir« (Genf 2009) zum Ausdruck.
Seit 2001 ist der lange Jahre in Zürich und in Luzern lehrende Alberto Bondolfi Professor für Ethik in Lausanne. Seine Arbeiten zu zahlreichen Themen der angewandten Ethik und seine Vorarbeiten für Schweizer Gesetzgebungen sind kaum zu überschätzen. Seine Publikationen sind meist auf Deutsch oder Italienisch erschienen. Neben kleineren Arbeiten hat er einen Abschnitt über »Recht und Gerechtigkeit« im genannten von Causse und Müller herausgegebenen Werk auf Französisch verfasst.
In Montpellier hat sich durch Jean Ansaldi (1934–2010)36 und seinen Nachfolger und Schüler Jean-Daniel Causse eine Ethik im Dialog mit der französischen Psychoanalyse (Lacan) herausgebildet. Vergötzung innerweltlicher Größen und Hass gegen Gott werden als menschliche Grundhaltungen thematisiert, die nicht einfach durch ethische Handlungsanweisungen überwunden werden können. Sie werden überwunden, wenn der Mensch annimmt, sola gratia von Gott gerechtfertigt zu sein. Dadurch entsteht Liebe zu Gott.37
In Straßburg hat der aus Deutschland stammende Karsten Lehmkühler in Zusammenarbeit mit und unter organisatorischer Leitung der Ethikerin der katholischen Fakultät, Marie-Jo Thiel, im »Centre Européen d’Education et de Recherche en Éthique« (CEERE) am Aufbau der größten Forschungsstelle für Ethik im französischsprachigen Raum mitgewirkt. Das CEERE hat ein Graduiertenprogramm mit Doktoranden aus aller Welt, Publikationen und Veranstaltungen zu grundlegenden und aktuellen Themen der Ethik und eine Webseite (www.ethique-alsace.fr) mit zahlreichen Dokumenten und Videos (»Canal éthique«) sowie ein Newslettersystem aufgebaut, welches es ermöglicht, sich ohne großen Aufwand über ethische Diskussionen zu informieren. Lehmkühler selbst hat eine Habilitation mit dem Titel »Inhabitatio. Die Einwohnung Gottes im Menschen« (Göttingen 2004) verfasst. In seiner Ethik ist er außer von dieser Lehre, in ihrer lutherischen Ausprägung, auch beeinflusst von Bernard Williams, Wahrheit und Wahrhaftigkeit (Frankfurt a. M. 2003). Lehmkühler denkt die evangelische Ethik von der Pneumatologie aus.

10. Mystik und Religionspsychologie: die Interessen einer jüngeren Generation
Die heftigen Diskussionen um die Umstrukturierung der theologischen Fakultäten und »zu große Gegensätze mit einigen … Kollegen«38 sowie der Eindruck, ausgeschlossen zu sein von der Möglichkeit, die eigene Konzeption von Theologie relevant einbringen zu können, führten den in der Föderation der welschschweizerischen Fakultäten lehrenden Professor für Ökumene und interreligiöse Theologie Shafique Keshavjee dazu, im fünften Jahr seiner Professorentätigkeit seine Kündigung einzureichen. Um seine Konzeption von Theologie deutlich zu machen, veröffentlichte er das Buch »Une théologie pour temps de crise. Au carrefour de la raison et de la conviction« (Genf 2010). Darin spricht er sich für eine von Religionswissenschaft deutlich unterschiedene, von Überzeugungen getragene Theologie aus. Drei Veränderungen der gegenwärtigen Welt sollten seiner Auffassung nach die Theologie zu einer neuen Konzeption anregen: 1. die Tatsache, dass die meisten Christen nicht in Europa, sondern in Amerika, Afrika und (in wenigen Jahren auch) in Asien leben, 2. die Zunahme des evangelikalen und pfingstlerischen Protestantismus und 3. die Wiedergewinnung der Innerlichkeit und der Spiritualität als viertem Ort der Theologie. Eine eigene spirituelle Theologie soll neben der kirchlichen, der öffentlichen und der akademischen Theologie entwickelt werden.39
Mit der Rede von Spiritualität und Mystik trifft Keshavjee zweifellos ein Hauptinteresse zahlreicher, auch jüngerer Theologen. Michel Cornuz in seinem Buch »Le ciel est en toi. Introduction à la mystique chrétienne« (Genf 2001) und Gilles Bourquin in »Théologie de la spiritualité, Une approche protestante de la culture religieuse en postmodernité« (Genf 2011) haben jeweils einen gehaltvollen Beitrag zu dieser Thematik geliefert. Cornuz geht thematisch vor und stellt Aussagen christlicher Mystiker und Mystikerinnen zu Themen wie vormystische Erfahrungen, Gebet, Abgeschiedenheit, unio mystica, Ekstase usw. zusammen. Bourquin bezieht soziologische Arbeiten ausgehend von Georg Simmel mit ein. Auch Mystiker des 20. Jh.s wie Etty Hillesum oder St. Siluan vom Berg Athos sind in der frankophonen Diskussion weitaus präsenter als etwa in Deutschland.
Die Fakultät in Genf hat 2005 mit Ghislain Waterlot einen Experten für Voltaire, Rousseau, Bergson und die Mystik als Professor im Bereich der Systematischen Theologie ernannt. Seit 2008 ist er der Leiter des »Institut romand de Systématique et d’éthique« (IRSE) in Genf.
Das Interesse an Mystik in der Westschweiz ist allerdings schon länger intensiv. Auch Pierre Gisel und besonders der vom Alten Testament zur Religionswissenschaft gewechselte große Mystikforscher Carl A. Keller (1920–2008) haben sich in Lausanne dieser Thematik angenommen. Keller legt eine Gesamtdarstellung der Mystik in den unterschiedlichen Religionen vor und deutete sogar Calvin als Mystiker.40 Auch die Religionspsychologie war in der frankophonen Welt immer stark vertreten. Einer der Gründerväter der modernen Religionspsychologie war der Neuchâteler James Henry Leuba, an den Kirsten Huxel in ihrer Dissertation erinnert.41 Pierre-Yves Brandt42, der aktuell als Professor für Religionspsychologie in der Westschweiz ist, und Jean-Daniel Causse in Montpellier treiben die Forschung auf diesem Gebiet innerhalb der Theologie weiter.
Verglichen mit dem Interesse an Spiritualität und Mystik hat die Postmoderne eine relativ zögerliche Rezeption im frankophonen Protestantismus erlebt. Selbstverständlich kennt man Lacan, Foucault, Lévinas oder Derrida gut und nimmt immer wieder Bezug auf sie, selbstverständlich gibt es auch Affinitäten wie die der Ethiker in Montpellier zu Lacan, und selbstverständlich sind einige Doktorarbeiten über die Denker der Postmoderne begonnen worden. Eine postmoderne Theologie hat sich im französischsprachigen Protestantismus, anders als in den USA, nicht entwickelt.

11. Aufgaben und Versuch einer Bilanz
Die protestantische Theologie in Frankreich hat mit wenigen Personen zahlreiche Aufgaben bewundernswert bewältigt. Mit der von Pierre Gisel herausgegebenen »Encyclopédie du Protestantisme« (1. Aufl. Genf 1995. 2. Aufl. Paris/Genf 2006)43 liegt ein gut 1500 Seiten starkes und aktualisiertes Lexikon vor, an dem so gut wie alle Autoren innerhalb des frankophonen Protestantismus mitgewirkt haben. In Dogmatik und Ethik liegen etwa 600 Seiten umfassende Einführungen vor, bei denen alle Fachvertreter mitgewirkt haben.44 Es gibt ein Lehrbuch zur Geschichte der Theologie im 20. Jh.45 und zahlreiche verdienstvolle Bemühungen, theologische Entwicklungen in anderen Ländern im frankophonen Protestantismus bekannt zu machen. Neben André Gounelle haben Klauspeter Blaser für die Rezeption von Theologien aus Nordamerika46 oder die Straßburger Professorin für Praktische Theologie Élisabeth Parmentier, Anne-Marie Rejinen aus Brüssel und andere für die Diskussion feministischer Theologien viel getan.47 Es gibt traditionsreiche Zeitschriften, die mit Rezensionen und Sondernummern eine Informationsquelle erster Ordnung darstellen. Die älteste unter den akademisch-theologischen Zeitschriften mit einem Schwerpunkt in Systematischer Theologie ist die »Revue de théologie et de philosophie« (gegründet 1868 in Genf, heute Bezug zur Westschweiz), gefolgt von der »Revue d’histoire et de philosophie religieuses« (gegründet 1921, Straßburg) und den »Études théologiques et religieuses« (gegründet 1922, Montpellier/Paris). 1953 wurden in Paris die »Positions luthériennes« gegründet. »La revue réformée« ist seit 1975 Organ der Fakultät Aix-en-Provence. Seit 1996 publiziert die protestantische Fakultät in Brüssel als eigene Zeitschrift die »Analecta Bruxellensia«. Die Lehrkräfte der frankophonen Fakultäten haben, etwa in Genf und Straßburg, Studienprogramme per Internet aufgebaut und ihre Theologie durch zahlreiche Vorträge in die Gemeinden und in die Öffentlichkeit vermittelt.

12. Worin kann die französischsprachige Theologie uns anregen?
Wenn man aus deutscher Perspektive die Entwicklung der frankophonen Theologie betrachtet, dann sieht man eine leicht zeitverzögerte Spiegelung der Theologiegeschichte in Deutschland. Deutschsprachige Theologen dienten als Orientierungspunkte und es zeichnete sich eine ähnliche Abfolge der Hauptinteressen einer Gruppe maßgeblicher Theologen ab: von Barth über Bultmann oder Tillich zu Troeltsch. Wie in der deutschsprachigen Theologie, so ist in der frankophonen Welt die Zukunft offen. Wahrscheinlicher, als dass eine generalisierte Kulturhermeneutik die theologische Welt bestimmt, ist, dass andere Traditionslinien, Reprisen und ganz neue Faktoren die Zukunft diesseits und jenseits des Rheins prägen. Besondere Akzente setzen in der Gegenwart vor allem Pierre Gisel, Denis Müller und manchmal versteckt in der umfangreichen Dogmatik Gérard Siegwalt. Lägen von ihnen mehr Texte in deutscher Übersetzung vor, so würde das die deutsche Diskussion sicherlich bereichern.
Den Bedürfnissen der theologischen Ausbildung für die Länder Afrikas und Ozeaniens und der Diaspora der Protestanten in Frankreich, Belgien und Québec haben sich Fakultäten wie Straßburg und Genf gewidmet. Sie haben Unterrichtsformen per Internet mit abrufbaren Videos von Vorlesungen und als pdf-Dateien zugängliche Textsammlungen geschaffen. Dies könnte eine Anregung für deutsche Fakultäten sein.
Die Zusammenarbeit mit den katholischen Kollegen ist im französischsprachigen Bereich häufiger ein Miteinander-Theologie-Treiben und ein gemeinsames Entwickeln von Gedanken, als dies in Deutschland der Fall ist. Die philosophische Gesprächslage war in Frankreich und Belgien lange Zeit ein Glücksfall für die Theologie. Die Anregungen, die von Philosophen wie Paul Ricœur, Catherine Chalier, Jean-Louis Chrétien, Jacques Derrida, Michel Henry, Jean-Yves Lacoste, Emanuel Lévinas, Henri Maldiney, Jean-Luc Marion, Jean-Luc Nancy und vielen anderen ausgehen, sind noch lange nicht hinreichend für die Theologie fruchtbar gemacht, weder im frankophonen Bereich noch in Deutschland.







Summary
The article discusses the current situation of Protestant theology in the French-speaking world (Europe, Africa, North America, Oceania). It lists the existing Faculties and Seminaries and briefly looks at the diverse ecclesial and social contexts. On the whole, most French-speaking Protestant theologians are still influenced by Barth, Tillich, and Troeltsch. Ecumenical collaboration is more developed than in German-speaking contexts. The contrast between hermeneutic theology (e. g., P. Bühler) and theory of religion (e. g., P. Gisel) plays an important role, and the same is true for the study of Calvin and the classical Reformed tradition. New and inspiring insights can be found particularly in the Dogmatics of Gérard Siegwalt (Strasbourg) and in the field of theological ethics (e. g., D. Müller).

Fussnoten:

* Jean-Louis Leuba (1913–2005) zum Gedenken.

1) Gelegenheiten zum Austausch sind die alle zwei Jahre zusammen mit der Waldenser-Fakultät in Rom und der Fakultät in Lissabon stattfindenden Treffen der protestantischen Fakultäten der romanischen Länder; Doktorandenfortbildungen wie der 3e Cycle in der Schweiz (gemeinsam mit der frankophonen Sektion der katholischen Theologischen Fakultät in Fribourg); Kolloquien, wie vor allem die alle zwei Jahre stattfindende Tagung der französischsprachigen Paul-Tillich-Gesellschaft (APTEF).
2) Der Verlag L’Age d’homme hat sich um die Herausgabe vieler Schriften aus dem Institut St. Serge sowie um Übersetzungen aus slawischen Sprachen verdient gemacht. Zahlreiche Schriften des auf Deutsch kaum noch im Angebot der Verlage vorhandenen russischen Philosophen Nikolai Berdjajew und die vielbändige Orthodoxe Dogmatik des serbischen Theologen Justin Popovitch mit dem Titel Philosophie orthodoxe de la vérité sind in diesem Verlag in französischer Übersetzung zugänglich.
3) Es gibt lediglich eine paraphrasierende Adaptation von David Tissot, La foi chrétienne d’après les principes de la Réforme. Adaptation par David Tissot. Paris 1920. Die Ausgabe mischt teilweise 1. und 2. Auflage.
4) Vgl. Pierre Bühler: »Une Dogma­tique existentielle. A propos de la Dogmatique de Gerhard Ebeling«, Revue de théologie et de philosophie 113 (1981), 139–153; zu Bultmann vgl. die Schriften von André Malet.
5) Als einer der Ersten nahm Denis Müller in seiner 1989 erschienenen Dissertation »Parole et histoire: Dialogue avec Wolfhart Pannenberg«, Genf 1989, das Gespräch mit dem Münchner Theologen auf; Pannenberg wird auch behandelt in der Straßburger Dissertation des Japaners Ken Yamamoto: »Trinité et salut. Une nouvelle lecture de Karl Barth et Wolfhart Pannenberg«, Wien 2009.
6) Vgl. Riaudel, Olivier: Le monde comme histoire de Dieu. Foi et raison dans l’œuvre de Wolfhart Pannenberg. Paris: Cerf 2007. 429 S. 21,2 x 13,4 cm = Théologie et sciences religieuses. Cogitatio Fidei, 256. Kart. EUR 48,00. ISBN 978-2-204-08272-3.
7) Vgl. dazu die empirische Studie von Roland Campiche, Croire en Suisse(s), Lausanne 1992.
8) Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang auch die empirischen Studien des Observatoire des religions in Lausanne und die Bezugnahmen auf die französische Soziologie, die zunehmend wieder zu einer Vorzeigedisziplin wird. Vgl. die umfangreichen Arbeiten der Religionssoziologin Danièle Hervieu-Lèger (»Exkulturation des Christentums«, Religion und Erinnerungsorte) und die vielfältigen kleineren Beiträge zur Religionssoziologie von auch in Deutschland stärker rezipierten Autoren wie Pierre Bourdieu oder Bruno Latour.
9) Stark wächst in Frankreich die Zahl charismatisch orientierter Gruppen und Gemeinden, die oft (noch?) keine kirchenähnliche Organisationsform angenommen haben. Man schätzt etwa 200.000 Anhänger dieser Bewegung in Frankreich. Auch weit mehr als 10.000 muslimische Migranten haben sich in Frankreich solchen Gruppen und Freikirchen angeschlossen.
10) Die Geschichte der Protestanten in Québec hat in jüngster Zeit größere Aufmerksamkeit gewonnen, wie vor allem zwei Publikationen zeigen: Robert Larin, Brève histoire des protestants en Nouvelle-France et au Québec (XVIe-XIXe siècles), Saint-Alphonse-de-Granby: Les Éditions de la Paix 1998, und Jean-Louis Lalonde, Des loups dans la bergerie. Les protestants de langue francaise au Québec, 1534–2000, Montréal: Fides 2002.
11) Vgl. dazu unter anderem Gérard Delteil/Paul Keller, L’Église disséminée. Itinérance et enracinement, Genf 1995.
12) Vgl. Willi Nunga Khal-Tambwe/Martin Leiner, »Lobgesänge aus zerfallenen Hütten. Christen in der Demokratischen Republik Kongo (DRK)«, MD 01/2009, Konfessionskundliches Institut Bensheim, 9–15.
13) Vgl. Moritz Fischer, Pfingstbewegung zwischen Fragilität und Empowerment. Beobachtungen zur Pfingstkirche »Nzambe Malamu« mit ihren trans­-nationalen Verflechtungen, Göttingen 2011.
14) Den größten Anteil von Studierenden aus Afrika verzeichnen die Fakultäten in Brüssel, wo sie die Mehrheit in der frankophonen Sektion darstellen, und in Montpellier.
15) Vgl. André Birmelé, La communion ecclésiale. Progrès œcuméniques et enjeux méthodologiques, Paris/Genf 2000.
16) Vgl. Siegwalt, Gérard: Dogmatique pour la catholicité évangélique. Système mystagogique de la foi chrétienne. Genève: Labor et Fides. IV: L’affirmation de la foi. Anthropologie théologique: 1. Problématique scientifique et philosophique. 2004. 224 S. 21,2 x 13,2 cm. Kart. EUR 22,30. ISBN 2-8309-1101-6; V: L’affirmation de la foi. Théologie théologique: 1. De la transcendance au Dieu vivant. 2006. 315 S. 21,2 x 13,2 cm. Kart. EUR 24,90. ISBN 978-2-8309-1212-8; V: L’affirmation de la foi. Théologie théologique: 2. L’œuvre continue du Dieu vivant. 2007. 353 S. 21,2 x 13,2 cm. Kart. EUR 24,90. ISBN 978-2-8309-1234-0.
17) Eine erste Kurzfassung findet sich in: Detlev Schneider, »Die Barthisme-Bewegung im frankophonen Raum«, in: Martin Leiner/Michael Trowitzsch (Hrsg.), Karl Barths Theologie als europäisches Ereignis, Göttingen 2008, 48–53.
18) Über die Ende des 19. und Anfang des 20. Jh.s starke Bewegung des Chris­tianisme social informiert übersichtlich und präzise Klauspeter Blaser, Le chris­tianisme social. Une approche théologique et historique, Paris 2004. Die Hauptvertreter dieser Richtung, Elie Gounelle und Wilfred Monod, waren als Pastoren in der in Zolas »Germinal« dargestellten Bergbauregion im Norden Frankreichs tätig.
19) Vgl. Henry Mottu, Un itinéraire théologique. Barth, Bonhoeffer et la théologie africaine-américaine, in: Cahiers de la Revue de théologie et de philosophie.
20) Vgl. Gabriel Philippe Widmer, Les valeurs et leurs signification théologique, Genf 1950.
21) Cf. Pierre Gisel, Vérité et histoire. La théologie dans la modernité. Ernst Käsemann, Genf 1977.
22) Cf. Pierre Gisel, La théologie face aux sciences religieuses. Différences et interactions, Genf 1999, und ders., La Théologie, Paris 2007. Vgl. auch Pierre Gisel et al., »L’exercice théologique aujourd’hui. Autour d’un livre de Pierre Gisel«, Laval théologique et philosophique 64/3 (2008), 745–782. Für eine Darstellung des Werdegangs von Gisel vgl. Lumière et Vie 281 (2009), 5–17.
23) Pierre Gisel, »Religion und zeitgenössische Moderne. Sichtung der Gegebenheiten und Vorschlag zur Orientierung«, in: Mariano Delgado/Ansgar Jödicke/Guido Vergauwen (Hrsg.), Religion und Öffentlichkeit. Probleme und Perspektiven, Stuttgart 2009, 42.
24) A. a. O., 51 f. Vgl. dazu auch Bruno Latour, Jubilieren, Frankfurt a. M. 2011: »Vor allem nicht glauben« (9).
25) So Pierre Gisel besonders in »Place, fonction et forme de la théologie«, Recherches de Science religieuse 96/4 (2008), 503–526, hier: 509, unter Berufung auf Christoph Theobald, Le christianisme comme style. Une manière de faire de la théologie en postmodernité. 2 Bde., Paris 2007.
26) Vgl. seine Dissertation: Vérité et histoire. La théologie dans la modernité de Ernst Käsemann, Genf 1977.
27) Vgl. Pierre Gisel, Le Christ de Calvin. 2. Aufl., Paris 2009.
28) Vgl. Pierre Gisel, La théologie, Paris 2007, 10–13.
29) Vgl. Pierre Gisel, L’excès du croire. Expérience du monde et accès à soi, Paris 1990.
30) »Place, fonction et forme de la théologie«, Recherches de science religieuse 96/4 (2008), 525.
31) Pierre Gisel, La théologie face aux sciences religieuses (Anm. 22), 211.
32) Vgl. Claude Geffré, Le christianisme au risque de l’interprétation, Paris 1983.
33) Zu diesem Sachverhalt vgl. Paul Ricœur/Daniel Frey (dir.), Paul Ricœur: un philosophe lit la Bible. A l’entrecroisement des herméneutiques philosophique et biblique, Genf 2011. Das Buch vereinigt die Beobachtungen von Exegeten und Systematikern zu Ricœurs Bibelexegesen, wie sie bei einer Tagung 2009 in Straßburg vorgetragen wurden.
34) Die intensiven theologischen Diskussionsprozesse um Homosexualität wurden in zwei Büchern festgehalten: François Dermange/Céline Ehrwein/ Denis Müller (Hrsg.), La reconnaissance des couples homosexuels, Genf 2000; Isabelle Graesslé/Pierre Bühler/Christophe Müller (Hrsg.), Qui a peur des homo­-sexuels?, Genf 2001.
35) Seine Publikationen reichen bis hin zu einem sehr bemerkenswerten Buch über ethische Fragen des Fußballs: Le football, ses dieux et ses démons. Menaces et atout d’un jeu déréglé, Genève: Labor et Fides 2008.
36) Vgl. Jean Ansaldi, Le dialogue pastoral, Genf 1986.
37) Vgl. Jean-Daniel Causse, La haine et l’amour de Dieu, Genf 1999.
38) Shafique Keshavjee, Une théologie pour temps de crise. Au carrefour de la raison et de la conviction, Genf 2010, 16.
39) Vgl. dazu Shafique Keshavjee, a. a. O., 148–150.
40) Vgl. Carl A. Keller, Approche de la mystique, Paris 1996, und ders., Calvin mystique. Au cœur de la pensée du réformateur, Genf 2001.
41) Vgl. Kirsten Huxel, Die empirische Psychologie des Glaubens. Historische und systematische Studien zu den Pionieren der Religionspsychologie, Stuttgart 2000, 175–295.
42) Vgl. Brandt, Pierre-Yves, et Claude-Alexandre Fournier[Eds.]: Fonctions psychologiques du religieux. Cent ans après Varieties de William James. Sous la direction de P.-Y. Brandt et C.-A. Fournier. Genève: Labor et Fides 2007. 220 S. 23,0 x 15,2 cm = Actes et Recherches. Kart. EUR 20,30. ISBN 978-2-8309-1221-0.
43) Vgl. Gisel, Pierre, et Lucie Kaennel [Eds.]: Encyclopédie du protes­tan­tisme. Publié sous la direction de P. Gisel et L. Kaennel. 2e édition revue, corrigée et augmentée. Ouvrage publié avec le concours du Centre National du Livre. Genève: Labor et Fides; Paris: Presses Universitaires de France 2006. XLVI, 1632 S. 20,0 x 14,8 cm = Dicos poche – Quadrige. Kart. EUR 49,70. ISBN 978-2-8309-12-18-0 (Labor et Fides); 2-13-055415-6 (PUF).
44) Vgl. André Birmelé/Pierre Bühler/Jean-Daniel Causse/Lucie Kaennel (Eds.), Introduction à la théologie systématique, Genf 2008, und Jean-Daniel Causse/Denis Müller (Hrsg.), Introduction à l’éthique. Penser, croire, agir, Genf 2009. Vgl. auch das im Druck durch die Universität Lausanne verbreitete »Dossier Dogmatique« von Klauspeter Blaser.
45) Klauspeter Blaser, La théologie au XXième siècle. Histoire, Défis, Enjeux, Lausanne 1996.
46) Vgl. Klauspeter Blaser, Les théologies nord-américaines, Genf 1995. Zur nordamerikanischen Ethik vgl. auch zahlreiche Passagen in Denis Müller, L’éthique protestante dans la crise de la modernité. Généalogie, critique, reconstruction, Paris/Genf 1999.
47) Vgl. Élisabeth Parmentier, Les filles prodigues. Défis des théologies féministes, Genf 1998.