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Ausgabe:

Juli/August/2012

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Michael Beintker

Titel/Untertitel:

Das Calvin-Jahr 2009
Versuch einer Bilanz

1. Aufmerksamkeit für Calvin


Der 500. Geburtstag Johannes Calvins am 10. Juli 2009 hatte sich lange vorher als ein besonderes Datum angekündigt. Wer sich mit dem Denken und der Wirkungsgeschichte des Genfer Reformators befasst hatte und wem die orientierende Rolle seiner Theologie für die Gestaltung des Christseins und des kirchlichen Lebens in vielen Teilen der Welt bewusst war, konnte ahnen, dass Calvin die Konkurrenz mit anderen Jubiläen des Jahres 2009 – so etwa mit dem 200. Geburtstag von Charles Darwin und Abraham Lincoln, dem 200. Todestag von Joseph Haydn oder gar der 2000-Jahrfeier der Schlacht im Teutoburger Wald – ganz gut bestehen würde. In einer an Gedenkfeiern und Kampagnen des Erinnerns nicht eben armen Zeit kann auch der 500. Geburtstag eines Reformators zu einem herausragenden Ereignis werden und weit über die Grenzen der Fachwelt hinaus die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Für Calvin, die wohl sprödeste Gestalt unter den Reformatoren, kann im Blick auf das Jahr 2009 ein außerordentlicher Gewinn an Aufmerksamkeit verzeichnet werden.

Es spielte durchaus eine Rolle, dass vielen, die mit der Vorbereitung des Calvin-Jahrs befasst gewesen sind, noch die Erinnerung an den 500. Geburtstag Martin Luthers im Jahr 1983 vor Augen stand. Jenes Luther-Jubiläum hatte unter deutlich anderen äußeren Bedingungen stattgefunden – man denke nur an die damalige politische Polarisierung der Welt oder an das noch nicht geschaltete Internet –, aber im Blick auf die modernen Leitaspekte protes­tantischer Gedenkkultur einige Maßstäbe gesetzt, die nun auch die Vorbereitungen auf das Calvin-Jubiläum bestimmten. Das hieß:

1. Tendenzen zur Hagiographie und zum Personenkult müssen kritisch durchschaut und nach Möglichkeit unterbunden werden.

2. Reformatoren sollen »Personen zum Anfassen« sein.

3. Forschungsdebatten sollen durch das Jubiläum belebt werden und neue Ak­zentsetzungen erfahren.

4. Grundeinsichten reformatorischer Theologie sind so zu elementarisieren und didaktisch aufzubereiten, dass sie im heutigen Alltag der christlichen Gemeinde als bedeutsam und lebenstragend wahrgenommen werden.

5. Die Präsenz im öffentlichen Raum und in den Medien muss entschlossen genutzt werden, denn sie bestimmt die Ausstrahlung in die gesamtgesellschaftliche Meinungsbildung. Und:

6. Strategien dessen, was man inzwischen als Eventkultur und Eventmarketing bezeichnet, sind legitim.

Unmittelbar vor dem Calvin-Jahr waren die Uhren der evange­lischen Öffentlichkeitsarbeit freilich auf den 31. Oktober 2017 eingestellt worden, jedenfalls in Deutschland, wo die Reformation des 16. Jh.s ihren Anfang nahm, aber auch in vielen (nicht in allen!) Teilen der protestantischen Welt. Im Bereich der EKD ist im Jahr 2008 die Luther- bzw. Reformationsdekade ausgerufen worden, die für jedes Jahr bis 2017 die Beschäftigung mit einem evangelischen Leitthema vorsieht. Das erste Themenjahr stand unter dem Leitthema »Reformation und Bekenntnis«. Das zielte unmittelbar auf die Würdigung des Genfer Reformators und der Barmer Theologischen Erklärung, deren Verabschiedung sich 2009 zum 75. Mal jährte. In der Durchführung geriet die Erinnerung an Barmen allerdings zwangsläufig in den Schatten des Calvin-Jubiläums, obwohl es Versuche gegeben hat, beide Jubiläen aufeinander zu beziehen.1 Die Würdigung Calvins im Kernland der Reformation Luthers hat aber davon profitiert, dass mit ihr die thematische Arbeit der Luther- bzw. Reformationsdekade eröffnet wurde und dass sie sich schon deshalb einer größeren Beachtung sicher sein konnte.

Hier haben EKD, Reformierter Bund und verschiedene Mitgliedskirchen der Union Evangelischer Kirchen (UEK) gemeinsam die Gestaltung des Calvin-Jahrs geplant und realisiert. Große Verbreitung fand ein sehr ansprechend gestaltetes »Magazin zum Calvin-Jahr 2009«2, das sich bewusst an ein breites Publikum richtete und seine Leserschaft mit einer gelungenen Mischung aus Information, Festkalender, Humor und spielerischer Erschließung in Calvin und sein Werk einführte. Darüber hinaus wurden zwei Wanderausstellungen eingerichtet. Die eine beschäftigte sich mit dem Leben und Werk Calvins, die andere galt seiner Wirkungsgeschichte in Mitteldeutschland.3 Die Ausstellungen sollten »möglichst viele Menschen in Kirchengemeinden, Schulen und darüber hinaus für den eher unbekannten Reformator aus Genf, seine Botschaft und Wirkungsgeschichte […] interessieren«.4 Die in jeweils 15 Exemplaren hergestellten Ausstellungen wanderten durchmehr als 150 Gemeinden, Schulen und Institutionen in Deutschland und durch etwa 30 deutschsprachige Auslandsgemeinden.5

Aber auch bedeutende Museen nahmen sich der Calvin-Wür­digung an. In Berlin zeigte das Deutsche Historische Museum in Verbindung mit der Johannes a Lasco Bibliothek Emden von April bis Juli 2009 die Ausstellung »Calvinismus. Die Reformierten in Deutschland und Europa«.6 Hier blieb Calvin freilich hinter seiner vor allem in Bezug auf die französischen Glaubensflüchtlinge und die antispanische Opposition in den Niederlanden sich zeigenden Wirkungsgeschichte zurück. Demgegenüber war die Ausstellung im Musée international de la Réforme in Genf ausschließlich auf Calvin und sein Leben konzentriert: Sie vergegenwärtigte an­hand des Ablaufs eines Tages, an dem die Besucher den Reformator dank modernster musealer Präsentationsmethoden virtuell begleiten konnten, acht Stationen aus dessen Leben. 7 Die Ausstellung in der Universitätsbibliothek Strasbourg beschäftigte sich mit Calvins Strasbourger Exil – ein Zeitabschnitt, dessen Bedeutung für den Weg des Reformators häufig unterschätzt wird.8 In der Großen Kirche in Dordrecht wurde in einer reichhaltig dokumentierten Gesamtschau Calvins Einfluss auf die Niederlande vergegenwärtigt. Die vielbeachtete Ausstellung »Calvin & Wij«9 war am 7. Mai 2009 in Anwesenheit von Königin Beatrix eröffnet worden.

Auf der Linie solcher Ausstellungen bewegten sich auch die zahllosen Veröffentlichungen, die auf Calvin aufmerksam machten und sich an ein allgemeines, für historische und theologische Fragen aufgeschlossenes Publikum wandten. Hier ergoss sich, für viele unerwartet, eine regelrechte Literaturflut, von der nur ausgewählte Beispiele genannt werden können. Es erschienen zahlreiche allgemeinverständliche Einführungen in seine Theologie10 und in sein Leben und Wirken11. Der als Bestsellerautor angekündigte Klaas Huizing erzählte erwartungsgemäß witzig und einfallsreich, »was vom Reformator übrig bleibt«.12 Die Rundfunkjournalistin und Autorin Elke Endraß suchte und fand bei Calvin Lebensberatung für heutige Menschen.13 Natürlich sind ein Calvin-Lesebuch und ein Calvin-Brevier erschienen.14 Es war erstaunlich, wie viele Autoren sich plötzlich zu Calvin äußerten, unter ihnen auch solche, die zuvor noch nicht als Calvin-Sympathisanten oder gar als Calvin-Forscher hervorgetreten waren. Man darf annehmen, dass das Calvin-Jahr für sie eine willkommene Herausforderung darstellte, sich eingehend und intensiv mit Calvin zu beschäftigen und von dieser Beschäftigung auch ihre Leserschaft profitieren zu lassen.

2009 wurde auch zum Jahr der Calvin-Biographien aus der Feder bekannter Calvin-Forscher. Peter Opitz, der bisher vor allem als Kenner von Calvins Schrifthermeneutik hervorgetreten war, und Christoph Strohm, der sich vor allem durch seine Forschungen zur reformierten Rechtsgeschichte einen Namen gemacht hatte, legten ihre Einführungen in Person und Werk Calvins vor.15 Wulfert de Greefs erstmals 1989 erschienene Einführung in Calvins Leben und seine Schriften, die in den Niederlanden zu einem wichtigen Leitfaden der Calvin-Lektüre geworden war, erschien nun zum Calvin-Jahr in der neuen und erweiterten Bearbeitung von 2005 auch in deutscher Übersetzung,16 ebenso die fast schon klassische amerikanische Calvin-Biographie von Thomas Parker.17 Eine Lebensgeschichte Calvins, die vornehmlich auf der Grundlage der in Calvins Schriften anzutreffenden biographischen Äußerungen und An­spielungen rekonstruiert war und durch ihre erfrischende Darstellung auffällt, lieferte Herman Selderhuis.18 Und Wilhelm Neusers letzte große Arbeit bestand in einer umfangreichen biographischen Untersuchung, die Schritt für Schritt den Lebensweg Calvins von seiner Geburt bis zu seiner Rückkehr nach Genf 1541 verfolgt, die Quellen prüft, dabei sehr genau hinschaut, viele Einzelheiten in eine neue Beleuchtung rückt und Einsichten gewinnt, die, wenn sie sich in der Forschung durchsetzen, an nicht wenigen Punkten zur Revision vertrauter Deutungen nötigen werden.19

Dass der Reformator zum Gegenstand eines Films20 wurde und sich ihm in erfreulicher Aufgeschlossenheit und Unbefangenheit auch die verschiedensten Hörfunkstudios zuwendeten, kann heute als normal gelten. Dass ein Schweizer Chocolatier den Auftrag erhielt, eine Calvin-Schokolade und spezielle Calvin-Pralinés zu kreieren, um – wie es hieß – auch ›das Geschmacksempfinden zu reformieren‹, und diverse Calvin-Weine und sogar ein Calvin-Bier zu haben waren, mag den obwaltenden Gesetzmäßigkeiten des zeitgenössischen Jubiläumstourismus geschuldet sein und mit einem verständnisvollen Augenzwinkern quittiert werden. Die Präsentation Calvins im Internet verdient indessen eine besondere Würdigung.

Für den deutschen Sprachraum hatten die EKD, der Reformierte Bund in Deutschland und der Schweizerische Evangelische Kirchenbund (SEK) jeweils interaktive Webseiten geschaltet,21 auf denen man sich durch die Genfer Reformation, die Geschichte des Calvinismus, Texte wie die komplette Institutio Christianae religionis, Vorträge und Artikel zu Calvin und zur reformierten Theologie, die aktuellen Veranstaltungskalender und Ausstellungen navigieren und fast alles in Erfahrung bringen konnte, was man über Calvin und sein Jubiläum wissen wollte. Die eingerichteten Portale sind bis heute aktiv und werden zum Teil auch weiter gepflegt. Sie erfreuten sich vor allem 2009 eines großen Zuspruchs und gewannen einen beträchtlichen, nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Publizität des Calvin-Jubiläums. Calvin dürfte den Probelauf eines Reformators durch die Welt der neuen Medien sehr erfolgreich absolviert haben. Die dabei gewonnenen Erfahrungen sollten im Blick auf die nächsten Jubiläumsprojekte 22 sorgfältig ausgewertet werden.

2. Neue Unbefangenheit gegenüber Calvin


Gewiss, sie schimmerten auch 2009 nicht selten durch: die alten Klischees vom Genfer Theokraten mit seiner freudlos reformierten Lebensart, seiner hartherzigen Erwählungsdoktrin und seinem un­erbittlichen Kirchenregiment. Calvins Anhänger sind dann rasch versucht, apologetische Töne anzuschlagen und den Reformator gegen seine Kritiker temperamentvoll zu verteidigen. Natürlich können Fehlurteile nicht stehen bleiben. Andererseits hat eine of­fensive Calvin-Apologetik etwas Verstimmendes. Das beste Mittel zur Befreiung von Vorurteilen und zur Gewinnung von Verständnis ist immer die unvoreingenommene Beschäftigung mit Calvin selbst, das Studium der Quellen und der Fakten. Dass Calvin auch Fehler unterlaufen sind, muss man gerade dann nicht bestreiten, aber man wird auch die großen Leistungen Calvins nicht in den Negativklischees untergehen lassen.

Als ein in dieser Hinsicht gutes Beispiel kann das erste große Symposion zum Calvin-Jahr gelten, das vom 31. Oktober bis zum 2. November 2008 im niederländischen Putten zum Thema »Calvin– Saint or Sinner?« stattfand.23 Es befasste sich mit der aus der gespaltenen Sicht auf Calvin erwachsenen Schwierigkeit, »that for a long time Calvin has been seen as a great reformer, theologian, preacher and exegete by some, while others could only see him as a rigid dogmatist, the intolerant leader of the City of Geneva, and the one who burdened the reformed tradition with a joyless life­-style«.24 Die einzelnen Beiträge, die von einschlägig ausgewiesenen und international anerkannten Autorinnen und Autoren verfasst worden waren, gruppierten sich um die Themenfelder Biographie, Bibel, Theologie und Kirche – also um klassische Schwerpunkte, die auch sonst auf den wissenschaftlichen Veranstaltungen des Calvin-Jahrs häufig diskutiert worden sind. Obwohl man über die Gründe für die ambivalenten Urteile über Calvin gerne mehr erfahren hätte und eine resümierende Gesamtbetrachtung dem Buch und seiner Titelfrage »Saint or Sinner?« wohl angestanden hätte, ist das gesteckte Ziel, »to get a better and more objective perspective on John Calvin« 25, zweifellos erreicht worden.

Wie man es hingegen lieber nicht machen sollte, zeigt das Buch von Volker Reinhardt über Calvin und die Genfer Reformation.26 Es war von vielen mit Spannung erwartet worden, weil es sich um die Arbeit eines Historikers handelte, dem man die Fähigkeit zu­traute, einen der wissenschaftlichen Glanzpunkte des Calvin-Jahrs zu setzen. Und tatsächlich: Reinhardt kann seine Leser fesseln, in­dem er mit narrativem Einsatz die Konfliktgeschichten erzählt, die sich zwischen den Genfern und Calvin, zwischen Calvin und den Genfern entwickelten. Man versteht diese Konfliktgeschichten besser, wenn man sich mit Reinhardts Darstellung klar macht, dass sich die Genfer Patrizier, die die Reformation vor allem politisch-pragmatisch und kirchlich-pragmatisch gehandhabt wissen wollten, mit Calvin einen Reformator geholt hatten, dem die Erneuerung der Kirche an Haupt und Gliedern im Sinne apostolischer Ursprünglichkeit und Einfachheit am Herzen lag und der sich nun nolens volens gegen das Genfer Missverständnis von Reformation herausgefordert sah. Dass Reinhardt jedoch unter dem auf eine revolutionskritische Formulierung Hegels anspielenden Titel »Die Tyrannei der Tugend« weiter die alten Vorurteile kolportieren würde, war fast programmiert: »… die unsäglichen Wertungen … und die nachlässige Recherche machen das Buch insgesamt zu einer ambivalenten Lektüre«27, heißt es zu Recht in der Besprechung von Achim Detmers, der dem Buch erhebliche Mängel im Umgang mit den Quellen, ihrer Analyse und Zuordnung nachwies und die von einem Fachmann zu erwartende historische Genauigkeit vermisste.28

Für die Diskurse des Calvin-Jahres war freilich ein Buch wie dieses nicht charakteristisch. Es blieb, obwohl gerne zitiert, ein Außenseiter. Für wirkliche Überraschungen sorgte etwas anderes: eine bis dahin außerhalb der reformierten Kirchen so gut wie unbekannte Aufgeschlossenheit gegenüber Calvin und dem reformierten Protestantismus. Für Deutschland und die EKD lässt sich das jedenfalls sagen. Anderswo wird das anders gewesen sein – dort, wo man sich schon immer an Calvin als maßgeblichem Lehrer der Kirche orientiert hat, dient ein Jubiläum eher der Vergewisserung und Bestätigung als der Entdeckungsfreude. Es gehörte zu den augenfälligsten Erscheinungen des Calvin-Jahrs, dass die ihm gewidmeten Vorträge, Vortragsreihen, Ringvorlesungen und Gemeindeveranstaltungen fast ausnahmslos gut besucht waren und immer auf ein reges Interesse stießen.

Im Kernland des von Luthers Reformation geprägten Protestantismus war es anscheinend gerade die Fremdheit Calvins, die ihn interessant werden ließ. Die Klischees und Stereotypen spielten beim großen Publikum so gut wie keine Rolle. Man wollte vor allem etwas wissen, und man war durchaus davon fasziniert, dass es außer Wittenberg noch andere Zentren der Reformation gegeben hat und dass Genf für die Weltgeschichte des Protestantismus offensichtlich eine viel größere Bedeutung besaß, als man bisher angenommen hatte. Von daher erklärt sich auch das starke Interesse an den Fragen der Wirkungen Calvins, seiner Bedeutung für die westeuropäische und transatlantische Kultur-, Politik- und Wirtschaftsgeschichte. Aber auch die Beschäftigung mit seinen theologischen Themen und seinen Schriften wurde ganz überwiegend als anregend erfahren. Wenn man mit Gemeindegliedern oder auch mit Pfarrerinnen und Pfarrern ausgewählte Abschnitte aus Calvins »Institutio« las und besprach, erwies sich Calvin erneut als Lehrer der Kirche. Der biblische Bezug seiner Darlegungen, die Systematik und Klarheit seiner Gedankenführung und der direkte Zugriff auf die Grundfragen des Glaubens haben auch für heutige Leser etwas Bestechendes.

Es dürfte auch eine erhebliche Rolle gespielt haben, dass die traditionellen antikonfessionellen Ressentiments gegenüber Calvin und den Reformierten weithin erloschen sind. Im Zeitalter der Leuenberger Konkordie (1973) haben sich in Europa die innerevange­lischen Gegensätze und Differenzen weithin zu erträglichen und tragbaren Differenzen der theologischen Schule gewandelt. Reformierte, die Calvin als größten Schüler Luthers betrachteten, konnten schon immer von Luther lernen. Im Gegenzug wird seit einigen Jahrzehnten auch in konstruktiver Absicht die Frage nach Calvins Bedeutung für das Luthertum gestellt. So war es fraglos selbstverständlich, dass auch am unmittelbaren Wirkungsort Luthers eine vielbeachtete Vortragsreihe zur Bedeutung Calvins angesetzt wurde. 29 Es hat sich herumgesprochen, dass es den einen Idealtypus der Reformation, an dem alle anderen reformatorischen Entwicklungen gemessen werden können, nicht gibt.

Das Bewusstsein für die Legitimität gewachsener Vielfalt und der Reiz, das Andere konstruktiv als Medium für eine neue Wahrnehmung seiner selbst zu begreifen, ist ein Merkmal bejahter und gelebter Pluralität. Es bestimmt heute auch das Verhältnis der Konfessionen zueinander. Das Calvin-Jubiläum hat einmal mehr verdeutlicht, dass die Denkmuster konfessionalistisch verengter Ab­grenzungs- und Überbietungsstrategien ausgedient haben. Calvin ist kein reformiertes Sondergut und gehört nicht nur den Reformierten. Als Reformator der zweiten Generation, der bereits bestimmte kirchliche Fehlentwicklungen der Reformation kritisch reflektiert hat und sie zu korrigieren suchte, beanspruchen seine Einsichten auch die Aufmerksamkeit derer, die nicht unmittelbar zur reformierten Konfessionsfamilie gehören.

So haben sich auch aus dem Blickwinkel der ökumenischen Gespräche mit der römisch-katholischen Kirche neue Sichtweisen auf Calvin ergeben. Es war schon länger eine bemerkenswerte Hinwendung einzelner katholischer Theologen zu Calvin zu beobachten.30 Das Calvin-Jahr hat dem jetzt einen kräftigen Schub gegeben. Michael Weinrich beschreibt die mit Calvin verbundene ökumenische Herausforderung so: »Calvin wollte entschieden und konsequent ›katholischer Theologe‹ sein. Er war allerdings der Meinung, dass er dies nur dann wirklich sein könne, wenn der eigentliche Sinn des Verständnisses von Katholizität wieder zur Geltung gebracht würde. Insbesondere durch die Bindung an den Papst sei der Kirche ihre universale Dimension verloren gegangen, sodass sie als solche nicht mehr als Anwältin der recht verstandenen Katholizität angesehen werden könne.« 31 Calvin schwebte keine reformierte Sonderkirche vor. Sein reformatorisches Bemühen galt der una sancta catholica ecclesia. Das Reformatorische ist der Grundimpuls, der der ganzen Kirche Jesu Christi zugutekommen will. Es steht für die Hinwendung der Kirche zu Jesus Christus. In dieser Hinwendung wird die getrennte Christenheit zusammengeführt. Damit ist das Reformatorische eine ökumenische Kategorie, die man nicht partikular verengen kann.

Calvins Ekklesiologie mit der ihr eigenen hohen Wertschätzung der Kirche, sein Verständnis der kirchlichen Ämter und die beachtliche theologische Rückkopplung und Fundierung von kirchlichen Ordnungsfragen bieten bemerkenswerte ökumenische Potenziale, die bisher viel zu wenig genutzt worden sind.32 Auch seine Chris­tologie und seine Lehre von den Sakramenten haben für die rö­misch-katholischen Gesprächspartner Gewicht.33 Ebenso die Soteriologie: Wer weiß, wie die »Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre« von 1999 ausgefallen wäre, wenn dabei auch Calvins Zuordnung von Rechtfertigung und Heiligung im Blickfeld gewesen wäre? Im Sinne der Einsichten Luthers hat Calvin die Rechtfertigung als Voraussetzung der Heiligung betrachtet, aber er hat mit der Heiligung sehr viel stärker das Ziel des Weges Gottes mit dem sündigen Menschen intoniert, der nun auch in seiner Bestimmung als Geschöpf und Ebenbild Gottes erkennbar werden sollte. 34 Heiligung ist für Calvin kein Geschehen, das am menschlichen Engagement vorbeiläuft, sondern ein Geschehen, das dieses Engagement gerade einschließt und so regelrecht inspiriert. Hier ist der Mensch nicht nur Empfangender, sondern tätig Beteiligter. Die Aktivität des Glaubenden wird von der Aktivität des Geistes Gottes gleichsam umfasst und bewegt.

Das neu erwachte ökumenische Interesse an Calvin hat das In­stitut für Ökumenische Forschung in Strasbourg und das Johann-Adam-Möhler Institut in Paderborn dazu bewogen, auf einer Ar­beitstagung im Sommer 2010 in Strasbourg den ökumenischen Ertrag des Calvin-Jahres zu sichten und mit der Absicht zur Wei­-terarbeit zu fokussieren. Im Gespräch zwischen römisch-katho­lischen, lutherischen und reformierten Theologen wurden die Themenfelder Rechtfertigung und Heiligung, Christologie und Sakramentsverständnis, Ämterlehre und Ekklesiologie35 erörtert. Dabei hat sich der Eindruck vertieft, dass Calvins Theologie nur zum Nachteil der Ökumene ignoriert werden kann und deshalb in den zukünftigen ökumenischen Dialogen Beachtung finden muss.

3. Calvin lesen und studieren


Christoph Strohm eröffnet seinen wichtigen, zum Ende des Calvin-Jahrs publizierten Forschungsbericht über 25 Jahre Calvinforschung mit einer Retrospektive auf die Ausgaben und Übersetzungen der Werke Calvins.36 In der Tat: In diesem Bereich werden Forschungsschneisen geschlagen, vollzieht sich die eigentliche Kärrnerarbeit. Hier ist in jüngerer Zeit viel geleistet worden, und es sieht so aus, als habe der Blick auf 2009 manchen Editor und manche Editorin bei ihrer Arbeit noch beflügelt. Im Rahmen der seit 1994 beim Verlag Droz in Genf erscheinenden neuen historisch-kritischen Gesamtausgabe, den Joannis Calvini opera omnia denuo re­cognita, sind 2009 immerhin gleich drei Bände herausgekommen: Calvins Verteidigungsschrift gegen Servet37, sein Kommentar zu den katholischen Briefen38 und die »Epistolae duae« aus dem Jahr 1536.39 Die in sieben Abteilungen gegliederte große Ausgabe wird eines Tages die Opera quae supersunt omnia im Corpus reformatorum ersetzen, aber bis dahin ist noch ein recht weiter Weg zurück­zulegen.

In den Jahren 1994 bis 2011 ist die achtbändige Calvin-Studienausgabe40 erschienen, die in einer repräsentativen Auswahl die wichtigsten Texte Calvins außerhalb seiner Institutio in der jeweiligen Originalsprache und in deutscher Übersetzung darbietet und sich inzwischen als handliche Quellenbasis für das Calvin-Studium im deutschen Sprachraum etabliert hat. Zum Jahr 2009 präsentierte die Studienausgabe mit Band 7 Calvins Predigten über das Deuteronomium und den 1. Timotheusbrief41 und brachte auf diese Weise den Exegeten und Prediger Calvin zur Geltung. Es ist inzwischen ein forschungslogisches Axiom, dass sich die Interpretation der Theologie Calvins nicht auf die Institutio beschränken kann. Bei der Rekonstruktion seiner vielschichtigen Gedankenwelt spielt auf jeden Fall seine Schriftauslegung eine zentrale Rolle. Genauigkeit und Differenziertheit können beträchtlich gesteigert werden, wenn man Calvins Interpretationen biblischer Texte heranzieht. So erhellen zum Beispiel die Predigten über das Deuteronomium die ethischen und sozialethischen Entscheidungen Calvins sehr viel detaillierter als die analogen Kapitel in der Institutio. Und in der Beschäftigung mit Calvins Auslegung der Pastoral­briefe gewinnen auch Ekklesiologie und Ämterlehre eine neue Tiefenschärfe. Der die Ausgabe abschließende 8. Band über Calvins ökumenische Korrespondenz42 (wie Band 7 ebenfalls nur in Deutsch) vergegenwärtigt anschaulich das europäische Spektrum des Wirkens des Reformators. Mit ihren durchweg neuen Übersetzungen ins Deutsche, ihren sorgfältig gearbeiteten Einführungen und kommentierenden Fußnoten konnte sich diese Auswahledition einen festen Platz in der deutschsprachigen Leserschaft erobern.

Selbstverständlich hat sich die editorische Arbeit auch mit der Institutio Christianae religionis beschäftigt, dem wirkungsträchtigsten und meistgelesenen dogmatischen Werk des Protestantismus. 2008 hat Oliver Millet die erste historisch-kritische Ausgabe der französischen Erstausgabe des Werkes von 154143 veröffentlicht, mit deren Hilfe auch die Entwicklung der Theologie Calvins in den wichtigen Jahren zwischen 1536 und 1541 minutiös erschlossen werden kann. Angesichts der enormen Wirkung dieses Werkes in Frankreich kann diese Edition als eine kleine Sensation gelten. Nur wenig später erschien im Jubiläumsjahr ihre englische Übersetzung44.

In Deutschland steht es um eine den heutigen Erfordernissen gerecht werdende Übersetzung der Institutio nicht so gut. Als Ba­-sis­text gilt immer noch die von Otto Weber nach der Ausgabe von 1559 besorgte Übersetzung, die zwischen 1936 und 1938 entstanden ist und bis 1997 sechs Neuauflagen erreichte. In ihrer Sprachgestalt erscheint diese Übersetzung nach über 70 Jahren als revisionsbedürftig, zudem verrät sie nur wenig von der sprachlichen Eleganz des Originals. Deshalb ist seit acht Jahren eine komplette deutsche Neuübersetzung der Institutio von 1559 im Gespräch, die – das ist allen mit der Frage Befassten klar – nur im Team gelingen kann. Außerdem sollte sich eine komplette Neuausgabe an den Standards orientieren, die anderen Übersetzungen der Institutio zugrunde liegen, d. h. sie sollte den Text übersichtlicher gliedern und seine Veränderungen innerhalb der einzelnen Auflagen sowie die von Calvin zitierten Quellen genau ausweisen.

Immerhin ist mit der von Matthias Freudenberg besorgten Bearbeitung der Weberschen Ausgabe pünktlich zum Calvin-Jahr eine respektable Zwischenlösung geschaffen worden. Freudenberg hat den Text durchgesehen und im äußeren Satz- und Erscheinungsbild wohltuend modernisiert.45 Viele werden es allerdings bedauern, dass er die Weberschen Zwischenüberschriften zu den einzelnen Unterabschnitten getilgt hat, denn immerhin waren diese als Orientierungshilfe ganz brauchbar, trotz ihres zuweilen altväterlichen Stils. Auch die sehr umfangreichen Register wurden nicht übernommen, vermutlich aus Zeit- und Kostengründen. Aber da man über die Internetausgabe der Weberschen Ausgabe46 gut in den Registern recherchieren kann, ist ihr Fehlen in der neuen Printfassung zu verschmerzen.

Pünktlich zum Calvin-Jahr erschien ein weiteres, inzwischen unentbehrliches Hilfsmittel für das Calvin-Studium: das vom niederländischen Calvin-Spezialisten Herman J. Selderhuis betreute und herausgegebene Calvin Handbuch in der Reihe der Theologen-Handbücher im Verlag Mohr Siebeck.47 Anlage und Konzeption dieses Werkes entsprechen jener, die der Herausgeber der Handbuchreihe, Albrecht Beutel, seinem 2005 erschienenen Luther Handbuch48 zugrunde gelegt hatte: Auf eine einführende Orientierung zum Studium Calvins folgen insgesamt 61 Artikel zu seiner Person, zu seinem Werk und zu seiner Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte. Selderhuis hat es geschafft, in diesem Werk die inter­-nationale Calvinforschung, insbesondere aus den USA und Europa, zu einer Autorengemeinschaft zusammenzuführen. Damit dürfte das Calvin Handbuch zu einer wichtigen geistigen Brücke zwischen den Kontinenten werden. Die Qualität der einzelnen Beiträge ist allerdings recht unterschiedlich. Es gibt solche, die den aktuellen Stand der Forschung auf ihrem Gebiet repräsentieren, und solche, die dazu neigen, bevorzugt die Texte der Institutio zu reproduzieren, also recht konventionell gearbeitet sind.

Am Beispiel dieses Handbuches und der zuvor genannten Editionen kann man sehen, dass das Calvin-Jubiläum 2009 auf jeden Fall die Arbeit an den Grundlagen der Forschung erkennbar stimuliert und intensiviert hat.

4. Viele Sammelbände: Wirkungsgeschichte(n) und Impulse für die Gegenwart


2009 war auch ein Jahr der Calvin-Symposien und der intensiven Reisetätigkeit all derjenigen, denen die Veranstalter zutrauten, etwas Klärendes zu Calvin zu sagen. Sehr häufig sahen sich Referenten und Referentinnen wieder. An vielen Orten in Asien, Amerika, Afrika und Europa wurde zu Calvin-Themen getagt und vorgetragen. Das wissenschaftliche Interesse am Genfer Reformator erwies sich als weltumspannend, und es ist kaum möglich, auch nur einigermaßen den Überblick zu behalten.49 Karin Maag hat in ihrer 2010 auf dem Internationalen Kongress für Calvin-Forschung in Bloemfontein vorgetragenen Retrospektive auf 2009 nicht übertrieben: »By far the biggest and probably most long-lasting out­-come of the Calvin anniversary year, however, is the number of Calvin-related books that have appeared in the last year. The wave of publications in book form connected to Calvin’s 500th birthday is impressive both in its size and spread.«50

Die weitaus meisten Sammelbände, die im Zusammenhang mit dem Calvin-Jahr erschienen sind, verdanken ihre Entstehung der Gattung der wissenschaftlichen Fachtagung. Daneben haben aber auch manche Autoren ihre früher verfassten, oft schon an anderen Orten veröffentlichten Abhandlungen aus Anlass des Calvin-Jahrs zusammengestellt und in Buchform neu publiziert. So hat etwa Christian Link seine Arbeiten zu Calvins Erwählungslehre, Schöpfungslehre, Christologie und Ekklesiologie zu einem ponderablen Buch vereinigt. 51 Für David C. Steinmetz war das Calvin-Jahr ein Anlass, seine Calvin-Studien von 1995 durchzusehen und in einer zweiten, um einige Beiträge erweiterten Auflage zu veröffentlichen.52

Auch Vortragsreihen zu Calvin waren recht beliebt. Parallel zu einer Ringvorlesung an der Universität Bern »Johannes Calvin 1509–2009. Würdigung aus Berner Perspektive« fand dort im Sommersemester 2009 eine Seminarveranstaltung statt, in der sowohl die theologischen Resonanzen auf thematische Impulse Calvins als auch sein Einfluss auf die geistesgeschichtlichen Strömungen der Neuzeit untersucht wurden.53 Das Spektrum reichte hier von den nach Calvins Tod einsetzenden Widerstandsdebatten über seinen Einfluss auf Puritanismus und Pietismus bis hin zu Abraham Kuyper und dem modernen Verständnis von Demokratie. Zur gleichen Zeit lief an der Universität Zürich eine Ringvorlesung über »Johannes Calvin und die Prägekraft des Protestantismus«.54 Eine Dortmunder Ringvorlesung thematisierte ebenfalls die theologie- und wirkungsgeschichtlichen Aspekte. Während man sich in Bern und Zürich einen erheblichen Teil der Referenten von außen holte, bestritten die Dortmunder ihre Ringvorlesung fast durchweg mit dem eigenen, bisher keineswegs auf Calvin spezialisierten Personal und boten ein nachahmenswertes Beispiel dafür, dass man sich auch mit erheblichem Gewinn für die Hörer und nun Leser in Calvin und die Themen der reformierten Theologie einarbeiten kann. 55

Sodann gibt es den Sammelband, der mit Absicht unmittelbar vor dem Calvin-Jahr publiziert worden war und der Vorbereitung darauf, insbesondere in den Kirchen, dienen sollte. Martin Hirzel und Martin Sallmann hatten im Auftrag des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes zwölf international geschätzte und mit Calvin vertraute Autoren um Essays zur Reformation in Genf, zur Person Calvins, seiner Theologie und seinen Wirkungen gebeten,56 um damit zur lebendigen Auseinandersetzung mit Calvins Werk einzuladen, neue Impulse für die Zukunft zu gewinnen und die Verbundenheit unter den reformierten Kirchen weltweit zu stärken.57 Und es gibt den Sammelband, der bewusst nach dem Calvin-Jahr erschienen ist und offenbar die Funktion hat, an wichtige Beiträge zur Calvin-Forschung zu erinnern, die lange vor dem Calvin-Jahr veröffentlicht wurden und denen die Fähigkeit zugetraut wird, auch weiterhin die Forschung anzuregen. Vielleicht hatte den Herausgeber Herman Selderhuis auch der Gedanke be­schäftigt, dass es noch ältere Ideen gibt, die es wert sind, die Literaturfülle des Calvin-Jahrs zu überstehen. So hat er für die Forschungsdokumentationen der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft elf Beiträge aus den Jahren 1964 bis 2004 ausgewählt, 58 mit denen er die von ihm als zentral erachteten thematischen Schwerpunkte der Calvin-Forschung im engeren Sinne ins Blickfeld rückt: die Struktur des Denkens Calvins, seine Bibelinterpretation (exemplarisch verdeutlicht an Untersuchungen zu den Psalmen), seine Lehre mit den profilgebenden Stichworten Menschenbild, Erwählung und Christologie, seine Ekklesiologie und seine sozialethischen Optionen. Unter anderen kommen hier auch Cornelis Augustijn, Hans-Joachim Kraus, Willem Nijenhuis, Jan Weerda und Erik Wolf wieder zu Wort.

Doch kommen wir auf die Sammelbände zurück, die aus den Tagungen zu Calvin erwuchsen. Wie schon bei den Ringvorlesungen spielte auch hier der wirkungsgeschichtliche Aspekt eine auffällige Rolle. Er scheint 2009 eine der bevorzugten Fragerichtungen motiviert zu haben. Der Vorteil liegt auf der Hand: Wirkungsgeschichtlich orientierte Rekonstruktionen – man denke nur an die schier unausrottbare Calvinismus-Kapitalismus-Konnektion – bieten reichlich Gelegenheit zur anregenden Hypothesenbildung; sie sind sehr offen für Interdisziplinarität, der Aktualitätsbezug ist fast garantiert. Sie leben von der kulturgeschichtlich ambitionierten Spurenlese und verlangen auch nicht in jedem Fall den Calvin-Spezialisten.

Auch hier können lediglich Beispiele genannt werden: Die im Mai 2009 in Genf am Wirkungsort Calvins vom Institut d’histoire de la Réformation und der Genfer Universität durchgeführte Konferenz fragte programmatisch nach Calvins Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte in den letzten fünf Jahrhunderten und nach den Gründen für das kontinuierliche Fortwirken seiner Ideen.59 Ähnlich umfassend war das Programm der großen internationalen Tagung angelegt, die das Institut für Europäische Geschichte in Mainz und das Institut für Reformationsgeschichte der Theolo­gischen Universität Apeldoorn im Juni 2009 zur Ausstrahlung Calvins und des Calvinismus auf Europa veranstalteten.60 Hier wurden die von Calvin und vom Calvinismus ausgehenden transnational wirksamen Gestaltungsfaktoren in Politik, Gesellschaft, Recht und Kultur und ihre Auswirkungen auf die Entstehung des modernen Europas untersucht. Calvins Wirkungen in West- und Osteuropa, sodann die Rolle von Vertreibung, Exil und Neuaufbau und schließlich die spirituelle und geistige Kraft, die vom Calvinismus ausging, bildeten die drei Schwerpunkte dieser anregenden und mit fast allen einschlägig ausgewiesenen Fachleuten besetzten Konferenz.

Der europäische Blickwinkel ließ sich auf einzelne europäische Regionen fokussieren, so etwa auf der ebenfalls im Juni 2009 in Dordrecht veranstalteten Internationalen Konferenz »The Reception of Calvin and his Theology in Reformed Orthodoxy«, auf der vor allem die theologiegeschichtliche Perspektive im Vordergrund stand.61 Schon im November 2008 waren Calvins Einflüsse auf den hungarophonen Raum thematisiert worden. Eine von Márta Fata und Anton Schindling in Tübingen organisierte Tagung führte die Forschungen zusammen, die der Wirkungsgeschichte Calvins und der Reformierten in Ungarn und Siebenbürgen beschieden waren. Die Beiträge, die in einem ansehnlichen Sammelband erschienen sind,62 erhellen bis in die Einzelheiten ein wichtiges und im Wes­-ten oft übersehenes Feld. Sie sind ein hervorragendes Beispiel dafür, wie ein Jubiläum die Forschungsdiskurse befruchten kann. Die Internationalität des Calvinismus, in der er in der frühen Neuzeit mit dem Katholizismus konkurrierte, die ihn leitenden Bildungs- und Kulturideale und das ihm eigene Freiheitsstreben machten ihn in Ungarn und Siebenbürgen besonders attraktiv. Aber auch die Ausstrahlung Calvins in andere Kontinente wie Asien und Afrika war natürlich im Calvin-Jahr im Blick. 63

Neben diesen wirkungs- und rezeptionsgeschichtlich dominierten Fragehorizonten war natürlich auch ein hohes Interesse an den aktuellen Wirkungen Calvins zu beobachten – vor allem bei solchen Tagungen, die stärker theologisch als historisch orientiert gewesen sind und gezielt das Gespräch mit der Theologie Calvins gesucht haben. Ulrich Möller und Michael Weinrich haben dieses Anliegen für das internationale Calvin-Symposion der Evangelischen Kirche von Westfalen (März 2009), das unter dem Thema »Calvin heute. Impulse der reformierten Theologie für die Zukunft der Kirche« stand, so umschrieben: »Die Beschäftigung mit seiner Theologie wirkt auch heute noch überaus inspirierend und konzentrierend. Immer wieder überrascht Calvins konsequente Theologie mit einer klärenden Stringenz und bisweilen sogar mit einer befreienden Aktualität und Moderne. Insofern entschlossen: Cal­vin heute!« 64 Anhand der Themenbereiche »Glaube«, »Ökumene« und »Öffentliche Verantwortung« wurde die Aktualität der Theologie Calvins für die Zukunft der Kirche erprobt. Ein weiteres Beispiel für eine stärker theologisch ambitionierte Calvin-Interpretation mit erkennbarem Bezug auf die Gegenwart bot das von Georg Plasger organisierte Siegener Calvin-Symposion, auf dem so gut wie alle strukturbildenden Themen der Theologie Calvins in Vorträgen und Debatten bearbeitet worden sind. 65 Auch hier wurde unter Beweis gestellt, dass die heutige Theologie auf die Einsichten Calvins nicht verzichten kann.

Der Internationale Kongress für Calvin-Forschung, der als das renommierteste Forum der zeitgenössischen Calvin-Forschung gelten kann, tagte turnusgemäß im August 2010 im südafrikanischen Bloemfontein.66 Es war gut, dass sich das Kongresspräsidium dafür entschieden hatte, den Kongress aus dem Tagungsmarathon des Jubiläumsjahres herauszuhalten. So bot er die Möglichkeit, die Forschungen zu Calvin und seiner Wirkungsgeschichte, die auch ohne die Motivation eines Calvin-Jahrs kontinuierlich betrieben worden waren, vorzustellen. Das ursprünglich für die Hauptvorträge gewählte Rahmenthema war »Versöhnung« gewesen, was bei der Wahl des Kongressortes sehr nahe lag: 67 Versöhnung in der Perspektive der Theologie Calvins, ihrer Soteriologie, ihrer Sozialethik und der davon ausgehenden Impulse näher zu untersuchen. Doch im vorliegenden Kongressband ist diese thematische Leitlinie kaum noch erkennbar; das nun zum Titel gewählte steile Motto Calvinus clarissimus theologus passt entweder immer oder gar nicht. Auf die Leserschaft dürfte der Kongressband vermutlich wie ein bunter Teppich wirken. Beiträge wie der von Irene Dingel über Calvin im Spannungsfeld der Konsolidierung des Luthertums68 oder von Wim Janse (dem heute besten Kenner von Calvins Abendmahlslehre und ihrer Entwicklung) über die Kontroverse zwischen Calvin und Westphal über das Krankenabendmahl69 oder die Analysen von Judith Becker über Migration und Konfession70 geben dem Buch sein Gewicht.

Auch im Calvin-Jahr sind Dissertationen zu Calvin abgeschlossen oder veröffentlicht worden. Sie stehen für die Kontinuität der zeitgenössischen Calvin-Forschung und verdeutlichen ein stabiles Interesse, das zu seiner Entfaltung keinen Anstoß durch ein Jubiläum benötigt. Exemplarisch und stellvertretend für andere sei in diesem Bericht auf drei Arbeiten hingewiesen, die sich für die theologische Beschäftigung mit Calvin und seinen theologiegeschichtlichen Kontexten als besonders hilfreich erweisen werden. Julie Canlis spannt in »Calvin’s Ladder«71 den Bogen von Irenäus über Augustinus und Thomas zu Calvin, bei dem sie die göttlichen Bewegungen des Abstiegs und des Aufstiegs in christologischer, pneumatologischer und spiritueller Hinsicht analysiert und damit den Horizont der Theologie Calvins gleichsam umschreitet. Jason Van Vliet liefert in »Children of God«72 eine umfassende Studie zur Frage der Gottebenbildlichkeit bei Calvin. Indem er dessen imago-Lehre aus den Perspektiven ihrer langen Vorgeschichte, ihrer Entwicklung bei Calvin selbst und ihrer humanistischen und reformatorischen Parallelen beleuchtet, bringt er eine bemerkenswerte Ausrichtung der Anthropologie Calvins auf humanitas, Mitmenschlichkeit zum Vorschein. Arnold Huijgen untersucht den hermeneutisch wie inkarnationstheologisch bedeutsamen Aspekt der Akkommodation, der bei Calvin eine auffällige Rolle spielt.73 Er betrachtet die als accomodatio verstandene Bewegung des göttlichen Handelns und Redens in das Sein des Menschen, indem er diese Bewegung von ihrer christologischen Zentrierung aus deutet. Canlie, Van Vliet und Huijgen verdeutlichen je auf ihre Weise den denkerischen Rang der Theologie Calvins und die beeindruckende Qualität der Calvin-Forschung in der jungen Generation.

5. Ein Fazit


Die große Resonanz auf das Calvin-Jahr hat alle überrascht, die mit seiner Vorbereitung beschäftigt waren. Die Erwartungen, wie die Öffentlichkeit mit diesem keineswegs zu einem Sympathieträger und Publikumsliebling disponierten Reformator umgehen würde, sind deutlich übertroffen worden. Wer seine Vorurteile überwand, war rasch von Calvin angetan und für ihn eingenommen. Das Urteil eines katholischen Autors, der sich zum ersten Mal näher mit Calvin befasste, scheint dafür nicht untypisch zu sein: »Als ich das Thema las, das mir für diese Ringvorlesung zugeteilt worden war, war ich sehr im Zweifel, ob ich es übernehmen könnte. Denn ich hatte mich bisher nicht mit Calvins Exegese beschäftigt. Doch als ich seine ›Auslegung der Evangelien-Harmonie‹ in der Übersetzung von H. Stadtland-Neumann und G. Vogelbusch in die Hand nahm und seine ›Einleitung‹ las, die lediglich dreieinhalb Druck-seiten umfasst – man kann ihn für diese Kürze nur bestaunen –, fiel es mir wie Schuppen von den Augen.« 74

So ist zweifellos eine neue, weit über die Fachwelt hinausgehende Aufmerksamkeit für Calvin, sein Denken und die von ihm ausgehenden Wirkungen entstanden. Die vielen Einführungen, die Lesebücher, die Vorträge, die Ausstellungen sowie die ihm gewidmeten Internetauftritte und CDs haben gute Dienste geleistet. Calvin war aus der geistesgeschichtlichen Gerüchteküche herausgeholt worden und konnte als ein bedeutender Reformator wahrgenommen werden, dessen sich die evangelische Christenheit nicht zu schämen braucht. Es wurde deutlich: Die herkömmlichen konfessionellen Grenzziehungen sind im Zeitalter der Leuenberger Konkordie so zurückgetreten, dass die Pluralität der Reformation des 16. Jh.s als inspirierender Reichtum geschätzt und Calvin als Theologe des ganzen Protestantismus verstanden werden kann. Aber nicht nur das: Zum Ertrag des Calvin-Jahrs gehört auch die neue Aufmerksamkeit, die ihm von Seiten der römisch-katholischen Theologie entgegengebracht wird. Ein ökumenisch gelesener Calvin dürfte das interkonfessionelle Gespräch auf jeden Fall spürbar bereichern.

Das in wissenschaftlicher Absicht formulierte Fazit wird naturgemäß etwas verhaltener ausfallen. Man kann es auf den Satz bringen: Das Calvin-Jahr war zwar in wissenschaftlicher Hinsicht er­folgreich, aber es bleibt noch viel zu tun.

Einführungen und biographische Darstellungen haben wir nun dank des Calvin-Jahrs im Überfluss. Was man jedoch nach wie vor vermissen wird, ist die große Calvin-Biographie, in der die Erkenntnisse der modernen Calvin- und Reformationsforschung zu einem Gesamtbild zusammenfließen, dessen Details in der von Wilhelm Neuser angebahnten Einzelanalyse75 genauso zur Sprache kommen wie die großen Linien und Verknüpfungen. Auffällig ist ebenso das Fehlen einer umfassenden »Theologie Calvins« auf dem heutigen Stand der Forschung. Es gibt zwar eine unübersehbare Fülle von respektablen Einzelstudien und bemerkenswerten Aufsatzbänden. Es gibt solide Einführungen in seine Theologie. Es gibt jetzt auch das Calvin Handbuch. Aber eine Darstellung, die an Kongenialität derjenigen von François Wendel76 nahekommt, wäre erst noch zu schreiben. Auch der Blick der heutigen Calvin-Forschung fällt mehr auf die Einzelfragen, oft dazu noch auf solche exklusiv historisch (und betont nicht theologisch) verstandenen Formats. Die Calvins Denken organisierenden Motive, der es beseelende theologische Impetus, werden dabei zu häufig ausgeblendet.

Mit der Edition der Werke Calvins sind erhebliche Fortschritte gemacht worden. Durch die Calvin-Studienausgabe hat sich auch die Situation in der deutschsprachigen Theologie spürbar verbessert. Jeder neue Band der neuen historisch-kritischen Gesamtausgabe kann nur als Erfolg begrüßt werden. Aber es ist sehr zu wünschen, dass die Arbeit an dieser Ausgabe spürbar beschleunigt wird und mehr Bände in kürzerer Zeit erscheinen.

Besonders auffällig war das große Interesse an wirkungsgeschichtlichen Fragestellungen. Man sieht: Calvins »Erbe« ist keineswegs auf seine Rezeption in Kirche und Theologie zu reduzieren. Die Frage, wie Calvin und die von ihm ausgehenden und sich auf ihn berufenden Denkweisen, Mentalitäten, sozialen und kulturellen Lebenshaltungen auf die Entwicklungen im neuzeitlichen Europa und dann in Amerika eingewirkt haben, welchen Anteil der Calvinismus mit seinen religiösen Grundierungen an der Entwicklung zur Moderne hat und wie er in bildungspolitischer, rechtlicher und ökonomischer Hinsicht ihre Entwicklung vorangetrieben haben könnte, war auf den Tagungen des Calvin-Jahrs so dominant, dass sich nun die Frage nach einer die erkennbaren Tendenzen ordnenden Perspektive stellt. Zumindest lohnt sich eine Diskussion der erkenntnisleitenden Parameter, mit deren Hilfe die Ausstrahlung Calvins und der Reformierten erhoben und gewürdigt wird.

Große Debatten und Forschungskontroversen waren und sind im Umfeld des Jahres 2009 merkwürdigerweise nicht zu verzeichnen. Zur Deutung Calvins und seiner Wirkungsgeschichte gibt es nach meiner Beobachtung zurzeit so gut wie keinen ernsthaft polarisierenden Meinungsstreit. Die Gewöhnung an die Pluralität der Deutungsansätze und Themenfelder führt anscheinend vorschnell zu einem wohltemperierten Umgang mit Kontroverspositionen. Man setzt gemeinsam voraus, dass man an wichtigen Themen ar­beitet, mögen sie in ihren Implikationen und Konsequenzen auch noch so verschieden sein. Das mag in einem Jubiläumsjahr angehen. Für den Fortgang der wissenschaftlichen Erkenntnis ist es aber nicht günstig, wenn die Kontroversen ausbleiben. Ohne Kontroversen käme es vermutlich zum Erliegen des Gesprächs und zum Stillstand. Deshalb sei der künftigen Calvin-Forschung ausdrücklich mehr Meinungsstreit gewünscht!

Noch vor zehn Jahren war die Zahl derer, die sich in Deutschland wissenschaftlich mit Calvin beschäftigten, relativ überschaubar. Das hat sich inzwischen spürbar geändert. Hier hat das Calvin-Jahr als starker Impulsgeber gewirkt. Der Kreis derer, die heute an Calvin-Themen und an Fragen der reformierten Theologie arbeiten, hat sich beträchtlich vergrößert. Wenn man die in den Niederlanden, der Schweiz, in Frankreich und in Ungarn betriebene Calvin-Forschung hinzunimmt, dann lässt sich ein ganz beachtlicher gesamteuropä­ischer Aufwärtstrend verzeichnen. Die Mobilisierung der wissenschaftlichen Nachfrage wäre, sofern ihr Nachhaltigkeit beschieden ist, nicht das schlechteste Ergebnis des Calvin-Jahrs 2009.

Summary


In the year marking the 500th anniversary of his birth, Calvin and the Reformation as it was shaped by him attracted an astonishing degree of attention, which extended far beyond the professional sphere. The wealth of literature and scholarly events dedicated to his work and to the history of its reception is hard to keep track of. Still one can recognize certain characteristic trends. Surprisingly strong was the interest in Calvin’s significance for Western European and transatlantic cultural, political and economic history. From a theological and ecumenical perspective as well new ap­-proaches to the reformer have opened up. There has also been not­able progress regarding new editions of source texts. For specialized Calvin scholarship the anniversary year was indeed successful, but there are still a number of desiderata.

Fussnoten:

1) So war ein Symposion der Kirchlichen Hochschule Wuppertal-Bethel und der Evangelischen Kirche im Rheinland am 19./20. Juni 2009 ausdrücklich der Verbindung beider Jubiläen gewidmet: »Kirche in der Entscheidung. 500 Jahre Johannes Calvin. 75 Jahre Barmer Theologische Erklärung«. Die dort gehaltenen Vorträge sind dokumentiert in KuD 56 (2010), 2–59 (= Heft 1/2010).
2) Kirchenamt der EKD und Reformierter Bund in Deutschland (Hrsg.), Calvin. Das Magazin zum Calvin-Jahr 2009, [Hannover 2008].
3) Die von Achim Detmers, dem kirchlichen Beauftragten für das Calvin-Jahr, konzipierten Wanderausstellungen sind literarisch dokumentiert: A. Detmers, Johannes Calvin. Leben und Werk eines europäischen Reformators; M. Scholz, Die andere Reformation. Johannes Calvin und die Reformierten in Mitteldeutschland, in: Kirchenamt der EKD und Reformierter Bund in Deutschland (Hrsg.), Johannes Calvin. 1509–1564. Person, Werk und Wirkung. Zwei Ausstellungen, [Hannover 2009, ohne Seitenangaben].
4) V. von Bülow/J. Schmidt im Nachwort zu: Kirchenamt der EKD und Reformierter Bund in Deutschland (Hrsg.), Johannes Calvin. 1509–1564 (wie Anm. 3).
5) Vgl. ebd.
6) Vgl. den Katalog: A. Reiss und S. Witt, Calvinismus. Die Reformierten in Deutschland und Europa. Eine Ausstellung des Deutschen Historischen Mu­seums und der Johannes a Lasco Bibliothek in Emden, Dresden [2009]. – Die Perspektive der französischen Glaubensflüchtlinge beleuchtete auch die Ausstellung im Deutschen Hugenotten-Museum (vgl. das Begleitbuch: J. Desel/A. Flick [Hrsg.], Sie hatten Calvin im Gepäck: Calvin und die Hugenotten. Begleitbuch zur Ausstellung im Deutschen Hugenotten-Museum in Bad Karlshafen, 11. Juli bis 31. Oktober 2009, Bad Karlshafen 2009 [= Geschichtsblätter der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft 44]).
7) Katalog: Musée international de la Réforme [Hrsg.], Une journée dans la vie de Calvin: catalogue de l’exposition du Musée international de la Réforme du 24 avril au 1er novembre 2009, Genf 2009.
8) Vgl. den Katalog: Bibliothèque nationale et universitaire de Strasbourg et al. (Hrsg.), Quand Strasbourg accueillait Calvin 1538–1541, Strasbourg 2009.
9) »Calvin & Wij = Calvin und wir«. Vgl. das Begleitbuch: K. Apperloo-Boersma/H. J. Selderhuis (Hrsg.), Calvijn en de Nederlanden, Apeldoorn 2009.
10) Vgl. K. Bröhenhorst/G. Degenhardt, Neugierig auf Calvin. Ein Reformator in 17+4 Kapiteln (Theologische Orientierungen 9), Berlin/Münster 2008, 32010; G. Plasger, Johannes Calvins Theologie. Eine Einführung, Göttingen 2008, 22009.
11) Vgl. U. Birnstein, Der Reformator. Wie Johannes Calvin Zucht und Freiheit lehrte, Berlin 1+22009 (Wichern Porträts); W. R. Godfrey, John Calvin. Pilgrim and Pastor, Wheaton 2009; B. Gordon, Calvin, New Haven 2009; P. Janton, Jean Calvin ministre de la parole, Paris 2009; C. Link, Johannes Calvin. Humanist, Reformator, Lehrer der Kirche, Zürich 2009; C. Meehan, Pursued by God. The Amazing Life and Lasting Influence of John Calvin, Grand Rapids 2009; J.-L. Mouton, Calvin, Paris 2009; M. Kotsch, Johannes Calvin. Reformator und Wegbereiter, Dillenburg 2009 (idea-Dokumentation. Sonderband: Helden des Glaubens); H. U. Reifler, Johannes Calvin – Nichts tröstet mächtiger, Basel/Gießen 2008; R. Rohloff, Calvin kennen lernen, Göttingen 2008, 22009; ders., Johannes Calvin. Leben, Werk, Wirkung, Göttingen u. a. 2011; D. Schneider, Johannes Calvin. Reformator für ein Leben im Glauben, Gießen u. a. 2009.
12) K. Huizing, Calvin … und was vom Reformator übrig bleibt, Frankfurt a. M. 2008.
13) E. Endraß, Erfolgreich mit Calvin. Ein Wegweiser für ein gutes Leben, Stuttgart 2009.
14) M. Freudenberg (Hrsg.), Calvin-Brevier, Neukirchen-Vluyn 2008, 22009. M. Freudenberg/G. Plasger, Calvin-Lesebuch, Neukirchen-Vluyn 2008, 22009; vgl. außerdem: Eine Spur von Gottes Hand und Fuß. Worte von Johannes Calvin, ausgewählt von E. Busch, Göttingen 2008; W. de Greef/M. van Campen (Ed.), Calvijn na 500 jaar: Een lees- en gespreksboek, Zoetermeer 2008.
15) P. Opitz, Leben und Werk Johannes Calvins, Göttingen 2009; C. Strohm, Johannes Calvin. Leben und Werk des Reformators, München 2009.
16) Greef, Wulfert de: Johannes Calvin. Eine Einführung in sein Leben und seine Schriften. Übers. v. R. Laubert. 2. Aufl. 2009. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Theologie 2009. 304 S. 22,0 x 14,5 cm. Geb. EUR 29,90. ISBN 978-3-7887-2307-1.
17) Th. H. L. Parker, Johannes Calvin. Ein großer Reformator, übers. von V. Jordan, Holzgerlingen 2009 (vgl. ders., John Calvin. A Biography, 1975, Reprint, Philadelphia 2007).
18) H. J. Selderhuis, Johannes Calvin. Mensch zwischen Zuversicht und Zweifel. Eine Biographie, übers. von B. Tacke, Gütersloh 2009 (niederländ. Ausgabe: Ders., Calvijn en Mens, Kampen 2008; engl. Ausgabe: John Calvin. A Pilgrim’s Life, Downers Grove 2009).
19) W. H. Neuser, Johann Calvin – Leben und Werk in seiner Frühzeit 1509–1541, Göttingen 2009 (= Reformed Historical Theology 6).
20) W. Köhne/A. Schäfer, Johannes Calvin – Reformator und Reizfigur. Koproduktion der EIKON Media mit Florianfilm Köln, 2009, DVD in der Edition Chrismon, Frankfurt a. M. 2009.
21) EKD: http://www.ekd.de/calvin/; Reformierter Bund in Deutschland: http://www.reformiert-info.de/calvin.php; Schweizerischer Evangelischer Kirchenbund: http://www.johannes-calvin.org/ (in sechs Sprachen!). Das niederländische Portal findet man unter: http://www.calvijn2009.nl/ (Stand 3.1.2012).
22) Im Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 siehe http://www.luther 2017.de/ (Stand 3.1.2012).
23) Vgl. Selderhuis, Herman J. [Ed.]: Calvin – Saint or Sinner? Tübingen: Mohr Siebeck 2010. VII, 330 S. m. Abb. 23,2 x 15,5 cm = Mittelalter, Humanismus, Reformation, 51. Lw. EUR 89,00. ISBN 978-3-16-150339-9.
24) H. J. Selderhuis, a. a. O., 1.
25) Ebd.
26) V. Reinhardt, Die Tyrannei der Tugend. Calvin und die Reformation in Genf, München 2009.
27) A. Detmers, Rezension zu Volker Reinhardt »Tyrannei der Tugend. Calvin und die Reformation in Genf« (2009), URL: http://reformiert-info.de/4172-0-105-16.html (zuletzt abgerufen am 3.1.2012). Printfassung in: Ders., Das Calvin-Jahr 2009 – Vorgeschichte, Ereignisse, Erfolge, Überraschungen, KJ 136, 2009, 141–174.
28) Ebd.
29) H. Kasparick (Hrsg.), »… und alles, was wir erreichet haben, ist immer nur Anfang.« Johannes Calvin. Umstrittener Kirchenreformer und Vater der Moderne. Wittenberger Sonntagsvorlesungen, Wittenberg 2009.
30) Vgl. H. Scholl, Calvinus catholicus. Die katholische Calvinforschung im 20. Jahrhundert, Freiburg im Br. u. a. 1974.
31) M. Weinrich, Ökumene. Zur Einführung, in: Ders./U. Möller, Calvin heute. Impulse der reformierten Theologie für die Zukunft der Kirche, Neukirchen-Vluyn 2009, 99–102, hier: 99.
32) Vgl. A. Birmelé, Calvins Kirchenverständnis und die heutigen ökumenischen Herausforderungen, in: Weinrich/Möller (s. Anm. 31), 103–118; W. Thönissen, Calvinus oecumenicus? Eine katholische Perspektive, Catholica 63 (2009), 175–191.
33) Vgl. J. Rahner, Calvins Theologie der Sakramente. Eine Würdigung aus römisch-katholischer Sicht, in: G. Plasger (Hrsg.), Calvins Theologie – für heute und morgen. Beiträge des Siegener Calvin-Kongresses 2009, Wuppertal 2010, 101–120.
34) Vgl. M. Beintker, Calvins theologisches Denken als ökumenische Herausforderung, Catholica 63 (2009), 161–174, bes. 166 ff.
35) Vgl. dazu den Tagungsband: A. Birmelé/W. Thönissen, Johannes Calvin ökumenisch gelesen, Leipzig 2012.
36) C. Strohm, 25 Jahre Calvin-Forschung (1985–2009). Teil I: Ausgaben, Übersetzungen, Hilfsmittel, Biographie, Theologie (allgemein), in: ThR 74 (2009), 442–469, hier: 445–455.
37) J. Calvin, Defensio orthodoxae fidei de sacra Trinitate contra prodigiosos errores Michaelis Serveti Hispani, ed. J. Kleinstuber, Geneva 2009 (Joannis Cal­vini opera omnia denuo recognita IV,5).
38) J. Calvin, In Epistolas Canonicas, sive Catholicas Commentarius, ed. K. Hagen, Geneva 2009 (Joannis Calvini opera omnia denuo recognita II,20).
39) J. Calvin, Epistolae Duae/Deux Discours, ed. E. A. de Boer/F. van Stam, Geneva 2009 (Joannis Calvini opera omnia denuo recognita VI,1).
40) E. Busch/A. Heron/C. Link/P. Opitz/E. Saxer/H. Scholl, Calvin-Studienausgabe. 10 Bde., Neukirchen-Vluyn 1994–2011.
41) E. Busch u. a. (s. Anm. 40), Calvin-Studienausgabe, 7. Predigten über das Deuteronomium und den 1. Timotheusbrief (1555/1556). Eine Auswahl, Neukirchen-Vluyn 2009.
42) E. Busch u. a. (s. Anm. 40), Calvin-Studienausgabe 8. Ökumenische Korrespondenz. Eine Auswahl aus Calvins Briefen, Neukirchen-Vluyn 2011.
43) J. Calvin, Institution de la religion chrétienne, ed. O. Millet, Geneva 2008.
44) J. Calvin, Institutes of the Christian Religion: 1541 French Edition. The First English Version, transl. E. A. McKee, Grand Rapids 2009.
45) Johannes Calvin, Unterricht in der christlichen Religion. Institutio Chris­­tianae Religionis. Nach der letzten Ausgabe von 1559 übersetzt und bearbeitet von Otto Weber. Im Auftrag des Reformierten Bundes bearb. und neu hrsg. von M. Freudenberg, Neukirchen-Vluyn 2008.
46) Siehe etwa unter: http://www.calvin-institutio.de/.
47) H. J. Selderhuis (Hrsg.), Calvin Handbuch, Tübingen 2008; englische Fassung: Ders. (Ed.), The Calvin Handbook, Grand Rapids 2009.
48) Vgl. A. Beutel (Hrsg.), Luther Handbuch, Tübingen 2005, 22010.
49) Vgl. dazu den Bericht aus amerikanischer Perspektive: K. Maag, Calvin 2009 – The Results, in: H. J. Selderhuis, Calvinus clarissimus theologus. Papers of the Tenth International Congress on Calvin Research, Göttingen 2012 (= Reformed Historical Theology 18), 228–241–131, bes. 229 f.
50) A. a. O., 233.
51) Link, Christian: Prädestination und Erwählung. Calvin-Studien. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Theologie 2009. XI, 312 S. 22,0 x 14,5 cm. Kart. EUR 34,90. ISBN 978-3-7887-2351-4.
52) Steinmetz, David C.: Calvin in Context. Second Edition. Oxford-New York: Oxford University Press 2010. XVII, 307 S. 22,9 x 15,2 cm. Kart. £ 17,99. ISBN 978-0-19-973638-6.
53) Hofheinz, Marco, Lienemann, Wolfgang, u. Martin Sallmann [Hrsg.]: Calvins Erbe. Beiträge zur Wirkungsgeschichte Johannes Calvins. Hrsg. unter Mitarbeit v. K. Groß u. H. Jecker. Göttingen/Oakville: Vandenhoeck & Ruprecht 2011. 386 S. 23,2 x 15,5 cm = Reformed Historical Theology, 9. Geb. EUR 79,95. ISBN 978-3-525-56919-1.
54) E. Campi/P. Opitz/K. Schmid (Hrsg.), Johannes Calvin und die kulturelle Prägekraft des Protestantismus, Zürich 2012.
55) Basse, Michael [Hrsg.]: Calvin und seine Wirkungsgeschichte. Berlin/Münster: LIT 2011. IV, 260 S. m. Abb. 21,0 x 14,7 cm = Dortmunder Beiträge zu Theologie und Religionspädagogik, 8. Kart. EUR 24,90. ISBN 978-3-643-10853-1.
56) M. E. Hirzel/M. Sallmann (Hrsg.), 1509 – Johannes Calvin – 2009. Sein Wirken in Kirche und Gesellschaft. Essays zum 500. Geburtstag, Zürich 2008 (= Beiträge zu Theologie, Ethik und Kirche 4) (engl. Ausgabe: Dies., John Calvin’s Impact on Church and Society, 1509–2009, Grand Rapids 2009).
57) Vgl. a. a. O., 7 f.
58) Selderhuis, Herman J. [Hrsg.]: Johannes Calvin. Neue Wege der Forschung. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2010. IV, 252 S. 22,0 x 14,5 cm. Kart. EUR 39,90. ISBN 978-3-534-22808-9.
59) I. Backus/P. Benedict (Eds.), Calvin and His Influence, 1509–2009, Oxford 2011.
60) Dingel, Irene, u. Herman J. Selderhuis [Hrsg.]: Calvin und Calvinis­mus. Europäische Perspektiven. Hrsg. unter Mitarbeit v. Th. Hahn-Bruckart. M. e. Grußwort v. Bischof Karl Kardinal Lehmann. Göttingen/Oakville: Vandenhoeck & Ruprecht 2011. XIII, 526 S. m. Abb. 23,2 x 15,5 cm = Veröffent­lichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Beihefte, 84. Geb. EUR 89,95. ISBN 978-3-525-10106-3.
61) Die Vorträge der Konferenz sind dokumentiert in: Church History and Religious Culture 91, 1–2, 2011. Der umfangreiche Band wurde um weitere wichtige Beiträge zum Thema ergänzt.
62) Fata, Márta, u. Anton Schindling [Hrsg.]: Calvin und Reformiertentum in Ungarn und Siebenbürgen. Helvetisches Bekenntnis, Ethnie und Politik vom 16. Jahrhundert bis 1918. Hrsg. unter Mitarbeit v. K. Drobac, A. Kappelmayer, D. Schmidt. Münster: Aschendorff 2010 (2., unveränd. Aufl. 2011). XX, 603 S. m. Abb. 23,0 x 15,5 cm = Reformationsgeschichtliche Studien und Texte, 155. Geb. EUR 58,00. ISBN 978-3-402-11580-0.
63) Vgl. etwa für Asien: Sou-Young Lee (Ed.), Calvin in Asian Churches. The Ninth and Tenth Asian Congress on Calvin Research in Taiwan, Seoul 2008; für Südafrika: D. F. M. Strauss (Ed.), Johannes Calvyn, Tydskrif vir Geestesweten­skappe – Journal of Humanities, 49/3, 2009. Zur Wirkungsgeschichte vgl. außerdem: M. Freudenberg/M. Lange van Ravenswaay, Calvin und seine Wirkungen. Vorträge der 7. Emder Tagung zur Geschichte des Reformierten Protestantismus, Neukirchen-Vluyn 2009 (= Emder Beiträge zum reformierten Protestantismus 13); T. Jähnichen (Hrsg.), Calvin entdecken. Wirkungsgeschichte – Theologie – Sozialethik. Vorträge zum Calvinjahr 2009, Berlin u. a. 2010 (= Zeitansage 6).
64) M. Weinrich/U. Möller (Hrsg.), Calvin heute. Impulse der reformierten Theologie für die Zukunft der Kirche, Neukirchen-Vluyn 2009; englische Fassung: M. Welker/M. Weinrich/U. Möller, Calvin Today. Reformed Theology and the Future of the Church, London 2011.
65) G. Plasger (Hrsg.), Calvins Theologie – für heute und morgen. Beiträge des Siegener Calvin-Kongresses 2009, Wuppertal 2010.
66) H. J. Selderhuis, Calvinus clarissimus theologus. Papers of the Tenth International Congress on Calvin Research, Göttingen 2012 (= Reformed Historical Theology 18).
67) Vgl. das Vorwort von H. J. Selderhuis, a. a. O., 9.
68) I. Dingel, Calvin im Spannungsfeld der Konsolidierung des Luthertums, a. a. O., 118–140.
69) W. Janse, Controversy and Concordance between Calvin and Westphal on the Communion of the Sick, a. a. O., 158–178.
70) J. Becker, Migration und Konfession bei westeuropäischen Reformierten des 16. Jahrhunderts, a. a. O., 258–274.
71) Canlis, Julie: Calvin’s Ladder. A Spiritual Theology of Ascent and Ascension. Grand Rapids-Cambridge: Eerdmans 2010. XII, 286 S. 22,9 x 15,2 cm. Kart. US$ 32,00. ISBN 978-0-8028-6449-9.
72) J. V. Vliet, Children of God. The Imago Dei in John Calvin and His Context, Göttingen 2009 (Reformed Historical Theology 11).
73) A. Huijgen, Divine Accomodation in John Calvin’s Theology. Analysis and Assessment, Göttingen 2011 (= Reformed Historical Theology 16).
74) D. Dormeyer, Calvin und seine Bedeutung für die römisch-katholische Exegese, in: M. Basse (Hrsg.), Calvin und seine Wirkungsgeschichte (s. Anm. 55), 57–73, hier: 57.
75) Siehe Anm. 19.
76) F. Wendel, Calvin. Ursprung und Entwicklung seiner Theologie, Neukirchen-Vluyn 1968 (französ.: 1950, 21985).