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Ausgabe:

Juni/2012

Spalte:

739–740

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Avis, Paul [Ed.]

Titel/Untertitel:

The Journey of Christian Initiation. Theological and Pastoral Perspectives. Authors: J. Hind (Foreword), P. Avis, M. Davie, H. Harris, Ch. Hill. S. Platten. The Faith and Order Commission of the General Synod of the Church of England.

Verlag:

London: Church House Publishing 2011. VIII, 125 S. 23,3 x 15,3 cm. Kart. £ 16,99. ISBN 978-0-7151-4237-0.

Rezensent:

Martin Hailer

Mit diesem Band verabschiedet sich die Faith and Order Advisory Group der Church of England (CoE). Sie geht nach 40-jähriger Exis-tenz zusammen mit zwei anderen Studiengruppen in der Faith and Order Commission der CoE auf. Die Beiträge widmen sich in ökumenischer Perspektive einem klassischen Problem: Wie kann man behaupten, dass die Taufe unwiederholbar und zum Heil hinreichend ist, aber zugleich sagen, dass es ein volleres Hineinwachsen in die Gnade gibt?
Das einleitende Statement von Paul Avis, Canon Theologian of Exeter, spitzt die Frage so zu: Die CoE anerkennt Taufe und Herrenmahl in einer Reihe anderer Kirchen, so z. B. seit der Meißener Erklärung in den Kirchen der EKD. Zugleich erkennt sie etwa Konfirmationen in der EKD nicht an, weil die Konfirmation anglikanisch nur bischöflich vollzogen wird (5). Seine folgenden eigenen Überlegungen bieten keine Lösung für dieses Dilemma, sondern zielen auf christliche Initiation als Prozess, der um die Taufe zentriert, in ihr aber nicht abgeschlossen ist.
Harriet Harris, Chaplain der Universität Edinburgh, unterscheidet zwischen »entry« in die christliche Gemeinschaft und »initiation«, wobei letztere ein weitergehender Prozess ist, der nicht mit einem punktuell gedachten Taufsakrament zusammenfällt (57 u. ö.). Das zeigt sich u. a. darin, dass es wechselseitige Taufanerkenntnisse und Zulassungen zur Eucharistie gibt, die aber nicht mit der wechselseitigen vollen Anerkennung als Kirche zusam­menfallen (75 f.).
Martin Davie ist Theologischer Berater des House of Bishops der CoE. Sein zweiter Beitrag – der erste erinnert an die Geschichte von Taufe und Konfirmation bis zur englischen Reformation – befasst sich direkt mit der bischöflichen Konfirmation. Im Blick auf gelegentlich stattfindende gemeinsame Konfirmationen mit anderen Kirchen wird dies der Aufmerksamkeit in naher Zukunft empfohlen (95), wobei Davie sich einer Position enthält. An diesem Punkt geht Christopher Hill, Bischof von Guildford, weiter. Er argumentiert, dass die Frage der bischöflichen Konfirmation nicht kirchentrennend sein müsse, und verweist dafür – mit Blick auf Meißen und Porvoo – auf bedeutende liturgische Ähnlichkeiten (105).
Stephen Platten, Bischof von Wakefield, plädiert wie die anderen Beiträger für ein prozessuales Verständnis christlicher Initiation und versteht sie trinitarisch als Teilgewährung an der perichoretischen Gemeinschaft Gottes selbst (123).
Der theologische Neuerungswert des Bandes ist nicht recht erkennbar. Er kann als Bestandsaufnahme dienen und ist für nicht-anglikanische Leser darüber hinaus interessant, weil das Selbstverständnis der Anglikanischen Gemeinschaft, gänzlich in Kontinuität der einen Kirche zu stehen und dies durch die litur­-gische Ordnung auszudrücken, die theologische Hermeneutik aller Beiträge prägt.