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Ausgabe:

Juni/2012

Spalte:

705

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Calvin-Studienausgabe. Hrsg. v. E. Busch, M. Freudenberg, A. Heron, Ch. Link, P. Opitz, E. Saxer, H. Scholl. Bd. 8

Titel/Untertitel:

Ökumenische Korrespondenz. Eine Auswahl aus Calvins Briefen.

Verlag:

Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Theologie 2011. X, 345 S. 22,0 x 14,5 cm. Kart. EUR 22,60. ISBN 978-3-7887-2535-8.

Rezensent:

Helmut Feld

Die bisher vollständigste Sammlung der Korrespondenz Calvins ist die des Corpus Reformatorum (CO) aus dem 19. Jh., die etwa 4200 Briefe enthält. Die von Cornelis Augustijn und Frans Pieter van Stam initiierte kritische Ausgabe in den Ioannis Calvini Opera omnia denuo recognita (COR VI/1) ist leider über den ersten Band noch nicht hinausgelangt; er enthält die Briefe von 1530 bis September 1538. Die vorliegende Auswahl erschließt, zusammen mit den vorzüglichen Einleitungen der Herausgeber, einen Zugang zu Calvins Persönlichkeit und zu seiner Theologie, vor allem aber fällt auch Licht auf seine politische Tätigkeit im Rahmen der Auseinandersetzungen im Europa des 16. Jh.s.
Die Ausgabe ist nach zehn sachlichen Gesichtspunkten gegliedert: 1. Calvin – ein reformatorisches Profil; 2. Turbulenzen in Genf; 3. Deutschland und die Schweizer Reformation; 4. Calvin und die Reformation in Frankreich; 5. Calvin und die Reformation in England; 6. Kontakte zu Schottland; 7. Calvins Einfluss in den Niederlanden; 8. Calvins Beziehungen zu Italien; 9. die Reformationsbemühungen in Osteuropa (Polen, Böhmen, Ungarn und Russland); 10. die Korrespondenz mit den Flüchtlingsgemeinden.
Es tritt damit Calvins überragende Bedeutung für die europäische Religionsgeschichte hervor: Er war eine geistige Weltmacht und der eigentliche und gefährlichste Gegner des Papsttums. Für den modernen Leser erstaunlich sind seine (prophetische) Gewissheit, die Sache Gottes zu vertreten, und die damit einhergehende Überzeugung, dass Gott auf seiner Seite, nicht auf der der anderen (Katholiken, Lutheraner) steht. Die Geschichte der Genfer Kirche und seinen eigenen mit ihr eng verknüpften Lebenslauf führt Calvin auf das unmittelbare Wirken Gottes zurück, wie er es an einer berühmten Stelle seines Testaments vom 25. April 1564 zum Ausdruck gebracht hat: »An erster Stelle sage ich Gott Dank, dass er nicht nur Mitleid mit mir, seiner armen Kreatur, gehabt hat, dass er mich aus dem Abgrund des Götzendienstes herausgezogen hat, in dem ich versunken war, um mich zur Klarheit seines Evangeliums zu bringen und mich an seiner Heilslehre teilhaben zu lassen, deren ich nur zu unwürdig war« (44).