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Ausgabe:

Mai/2012

Spalte:

556–559

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Saint Cyprien

Titel/Untertitel:

Lettres 1–20. Introduction, texte, traduction et commentaire par S. Deléani.

Verlag:

Paris: Institut d’Études Augustiniennes 2007. 483 S. gr.8° = Collection des Études Augustiniennes. Série Antiquité, 182. Kart. EUR 36,00. ISBN 978-2-85121-217-7.

Rezensent:

Rolf Noormann

Neben dem angegebenen Titel in dieser Rezension besprochen:

Bakker, Henk, Geest, Paul van, and Hans van Loon [Eds.]: Cyp­rian of Carthage. Studies in His Life, Language, and Thought. Leuven/Paris/Walpole: Peeters 2010. XX, 307 S. 24,1 x 16,5 cm = Late Antique History and Religion, 3. Lw. EUR 65,00. ISBN 978-90-429-2397-3.


Nachdem die Briefe Cyprians trotz ihrer außerordentlichen Bedeutung als Zeugnisse für das nordafrikanische Christentum im 3. Jh., für die decische Verfolgung und ihre Folgen sowie für die Entwick­lung kirchlicher Institutionen und liturgischer Vollzüge lange Zeit eher vernachlässigt worden waren, hat sich die Situation inzwischen grundlegend gewandelt. Mit der 1984–1989 er­schienenen englischen Übersetzung der cyprianischen Briefsammlung mit ausführlichen Einführungen zu jedem Brief und zahllosen kommentierenden Anmerkungen von Graeme W. Clarke (An­cient Christian Writers 43–44.46–47) und der von Gerard F. Diercks veranstalteten kritischen Edition (CChr.SL 3B–D, 1994–1999) ist die Cyprianforschung auf eine neue Grundlage gestellt worden.
Angesichts dieser Forschungslage kann es zunächst verwundern, dass nun Simone Deléani, eine durch zahlreiche Forschungsbeiträge sowie die langjährige Betreuung des Cyprianteils der Chronica Tertullianea et Cyprianea ausgewiesene Kennerin der Schriften Cyprians und ihrer Erforschung, eine französische Übersetzung mit ausführlicher Kommentierung der ersten 20 Briefe der cyprianischen Briefsammlung vorlegt. In der »Introduction« (9–13) gibt die Vfn. Auskunft über Beweggründe und Reichweite ihres Unternehmens: Die Übersetzung setzt sich zum Ziel, »à traduire avec exactitude et à épouser, autant que la langue française le permet, l’ordre et le rythme de la phrase latine, si longue soit-elle«, und unterscheidet sich damit sowohl von der weithin relativ freien Übersetzung Bayards als auch von Clarkes Versuch, den Text durch Wiedergabe in einem »anglais courant« zugänglicher zu machen (12). Daneben sollen vor allem die größeren Zusammenhänge, in denen die jeweiligen Briefe oder Briefgruppen stehen, deutlicher hervortreten, als dies bei Clarke der Fall ist. Diesem Zweck dienen ausführliche »notices«, die den Briefen bzw. Briefgruppen vorangestellt sind, über die jeweilige historische Situation informieren und auch zu aktuellen Forschungsdiskussionen Stellung nehmen; sie machen insgesamt etwa ein Drittel des Buches aus (27–38.49–53.63–75 und 91–100 zu ep 1–4; 123–134 zu ep 7, 5 und 6; 163–177 ep 13 f.; 205–229 zu ep 11, 10 und 12; 283–303 zu ep 15–17; 337–349 zu ep 18–19; 365–385 zu ep 8, 9 und 20).
Die Anordnung der Briefe richtet sich, abgesehen von den schwer datierbaren Briefen 1–4, nach ihrer wahrscheinlichen chronologischen Folge und ihrer sachlichen Zusammengehörigkeit. Jeder Brief ist zudem mit einer »annotation au fil du texte« versehen, die sich vor allem auf philologische Fragen konzentriert. Die Vfn. übernimmt den von Diercks hergestellten Text, weicht aber gelegentlich von dessen textkritischen Entscheidungen ab und begründet dies jeweils im philologischen Kommentar. Lediglich bei ep 8 weicht sie grundsätzlich von dem von Diercks gewählten, letztlich auf Hartel zurückgehenden Verfahren ab, in diesem in der Regel einem ungebildeten Verfasser zugeschriebenen Brief Vulgarismen beizubehalten, die in anderen, auf Cyprian oder Novatian zurückgehenden Briefen selbstverständlich korrigiert werden. Ihre Ausführungen dazu (444–448) sind ein Musterbeispiel für die ebenso gründliche wie sachliche und überzeugende Argumentation der Vfn. Instruktiv ist auch ihre ausführliche Einführung zu ep 8 (365–372), die allerdings die Frage unbeantwortet lässt, weshalb Angaben zu Absender und Empfänger fehlen. Eine Liste der textkritischen Abweichungen von Diercks findet sich auf S. 14. »Notes complémentaires« (415–448) verhandeln übergreifende Fragen wie das cyprianische Briefformular (415–418), gottesdienstliche Feiern für Verstorbene (422–426), den Unterhalt der Kleriker (426–430) oder die vieldiskutierte Bußfrage (435–443), aber auch sprachliche Phänomene wie die Wendung »Qui praesentes aderant« (418–420), den Ausdruck »Compresbyter« (420–422) sowie sprachliche und stilistische Besonderheiten (430–435). Es finden sich gelungene Begriffs­paraphrasen wie etwa auf S. 129 zu dem schwierig wiederzugebenden Begriff disciplina (»le respect des règles divines édictées dans les Écritures et appliquées dans l’Église«), eine interessante Deutung des Selbstverständnisses der Konfessoren in der Ausstellung der libelli pacis (285; vgl. auch 325), wichtige Hinweise zum cyprianischen Umgang mit diesem Problem (285–295) und vieles mehr.
»Notices«, philologischer Kommentar und »Notes complémentaires« machen den Band zu einer Fundgrube, auf die die künftige Cyprianforschung mit Gewinn zurückgreifen wird.
Das zweite hier zu besprechende Buch geht zurück auf ein Symposium des Centrum voor Patristisch Onderzoek der Freien Universität von Amsterdam und der Universität von Tilburg, das am 12. September 2008 aus Anlass des 1750. Jahrestages des Martyriums Cyprians gehalten wurde (2). Neben einem Vorwort von Angelo di Berardino enthält der Band eine ausführliche Einführung der Herausgeber, acht Beiträge zu Cyprian und vier Beiträge zu seiner Wirkungsgeschichte. Eine ausführliche Bibliographie sowie Stellen-, Sach- und Personenregister runden den Band ab.
Die Einführung (1–27) bietet außer Hinweisen zum Anlass des Bandes (1 f.) und Zusammenfassungen der einzelnen Beiträge (22–27) einen Überblick über die Forschungsgeschichte (2–22), der anhand der Schwerpunktthemen »Shepherd and Martyr«, »Writings and Editions«, »Penance and Baptism« und »Ecclesiology« über die großen Forschungsdebatten der letzten 100 Jahre informiert.
Eine kurze, auswahlweise Zusammenstellung der Schriften Cy­prians auf S. 3 überrascht mit einer Reihe von Titeln, die seit Langem als pseudocyprianisch eingestuft werden (De laude martyrii, De bono pudicitiae, De spectaculis); auf welcher Grundlage die Herausgeber diese Werke Cyprian zuschreiben, bleibt unklar. Die Testimoniensammlung Ad Quirinum wird unter dem handschriftlich nicht belegten, sachlich unzutreffenden Titel Testimoniorum libri tres adversus Iudaeos angeführt (2 f.; vgl. auch 246 mit Anm. 13 und 248, wo von Ad Quirinum zu »Testimonies against the Jews« gewechselt wird). Ad Fortunatum und Quod idola dii non sint werden unter den unüblichen bzw. nicht belegten Titeln De exhortatione martyrii bzw. De idolorum vanitate angeführt. Van Geest, einer der Herausgeber, führt in seinem Beitrag Tertullians Schrift De paenitentia als Werk Cyprians an (218 mit Anm. 77).
Die beiden ersten Beiträge des Bandes befassen sich mit der Darstellung der Person Cyprians in der Vita Cypriani und den Acta Cypriani. Vincent Hunnink »St Cyprian, a Christian and Roman Gentleman« (29–41) will exemplarisch verschiedene personae Cyprians herausarbeiten. Er bleibe auch als Bischof römischer Aristokrat und verhalte sich entsprechend. Dies zeigen beide Texte in der Tat, ist aber keineswegs neu und (entgegen dem anders lautenden Hinweis: 4, Anm. 44) in der jüngeren Forschung intensiv debattiert worden (vgl. die einschlägigen Arbeiten von Rist, Wischmeyer u. a.). Für den Vf. kollidiert dies mit der – geforderten – Rolle eines demütigen christlichen Bischofs und der kri­-tischen Sicht der Welt in einigen Schriften Cyprians. Die in der Forschung intensiv debattierte Frage, wie Cyprian als römischer Aristokrat das Bischofsamt wahrnimmt, tritt ebenso wenig ins Blickfeld wie der Umstand, dass auch andere vornehme Römer wie zum Beispiel Seneca eine sehr kritische Sicht der Dinge dieser Welt äußern konnten. Henk Bakker, »›Instigator and Standard-Bearer‹ of Christianity (Acta Proconsularia 4.2). A Reconstruction of Early Impressions of Cyprian’s Image as a Bishop« (43–64), sucht mithilfe eines »rhetorical approach« zu zeigen, »what image the Acta and the Vita … paint of the person of bishop Cyprian«. Der rhetorische Ansatz führt zu einer sorgfältigen, im Wesentlichen überzeugenden Lektüre beider Texte; einzelne Interpretationen mögen überzogen sein (vgl. etwa 58 zu Acta 1.3). Sehr schön wird auf S. 62f. die Doppelbödigkeit der Texte herausgearbeitet. Im Ergebnis hält der Vf. Acta und Vita für historisch zuverlässiger, als Reitzenstein wollte, aber doch für sehr viel apologetischer, als Corssen annahm.
Wichtige Impulse für die Cyprianforschung bieten zwei Be­griffsuntersuchungen. Liuwe H. Westra, »Cyprian, the Mystery Religions and the Apostles’ Creed – An Unexpected Link« (115–125), informiert zunächst kurz und instruktiv über die Schwierigkeit, die Verwendung des Begriffs symbolum als Terminus für christliche Glaubensbekenntnisse zu erklären, und untersucht dann die Belege zu symbolum in der cyprianischen Briefsammlung (ep 69,7,1 f.; ep 75,11,1). Diese sind, so der Vf., nicht im Sinne einer »credal formula« (so die Übersetzung Clarkes), sondern als gleichbedeutend mit der interrogatio zu verstehen: »they both refer to the same formula – the baptismal declaration, that is, the questions that the catechumen must answer in the affirmative« (121). Zwei Belege in christlichen Darstellungen paganer Mysterienkulte lassen erkennen, »that symbolum in secular Latin could not only mean ›password‹ or ›declaration‹ in general, but also specifically ›liturgical password‹ or ›litur­gical admission declaration‹« (123). In diesem Sinne verwende auch Cyprian den Begriff, und zwar als Erster in christlichem Kontext. Alexander W. H. Evers, »Post populi suffragium. Cyprian of Carthage and the Vote of the People in Episcopal Elections« (165–180), wendet sich gegen eine Tendenz der Cyprianforschung, die Rolle des ›Volkes‹, also der Gemeinde, bei Bischofswahlen (und anderen kirchlichen Entscheidungen) für unwesentlich zu halten. Das ›suffragium‹ im Sinne von Akklamation beinhalte zur Zeit Cyprians keineswegs bloß unvermeidliche Zustimmung, sondern echte Einflussnahme auf die Wahl oder Ablehnung eines Kandidaten (vgl. dazu die auf S. 166, Anm. 1 genannte Monographie des Vf.s). Cyprianische Äußerungen, wonach die Zustimmung der Gemeinde ein unverzichtbarer und entscheidender Bestandteil von Bi­schofswahlen ist, seien daher ernst zu nehmen.
Nienke Vos, »A Universe of Meaning: Cyprian’s Use of Scripture in Letter 58« (65–93), bietet eine ebenso ausführliche wie sorgsame Interpretation dieses für die Martyriumstheologie Cyprians wichtigen Briefes an die Gemeinde von Thibaris, in der es keineswegs nur um die Verwendung von Bibelzitaten, sondern ebenso um literarische Techniken geht. Inhaltlich macht die Vfn. vor al­lem auf »the fusion of his personal horizon and that of Scripture« aufmerksam, die in ihren Augen »Cyprian’s universe of meaning« repräsentiert. Mit Recht deutet die Vfn. an, dass die einschlägige Untersuchung von Michael Fahey, Cyprian and the Bible (1971), der Korrektur und Weiterführung bedarf. Arnold Smeets, »Traces of Care and Involvement. A Semiotic Reading of Cyprian’s De Vnitate« (95–113), sucht am Beispiel der genannten Schrift exemplarisch den Nutzen eines »semiotic reading« für die Interpretation cyprianischer Texte zu erweisen. Seine Ausführungen kleiden freilich lediglich Altbekanntes in ein neues terminologisches Gewand. Ob »a full semiotic analysis« (113) mehr erbrächte, muss offen bleiben; der Kurzdurchgang durch diesen komplexen, intensiv erforschten Text erweist sich jedenfalls als unbefriedigend.
Hans van Loon, »Cyprian’s Christology and the Authenticity of Quod idola dii non sint« (127–142), bietet im ersten Teil im Wesentlichen eine erneute Zurückweisung der Argumente Dillers und Axelsons für eine Abhängigkeit der Schrift von Laktanz (130–135), die freilich neuere Literatur zur Thematik, insbesondere die Beiträge Hecks, übergeht, und plädiert im Anschluss an die – m. E. keineswegs überzeugenden – Argumente Kochs erneut für die Echtheit. Inwiefern die literarische Abhängigkeit eines Abschnitts in idol 7 von Don 5 die Verfasserschaft Cyprians erweisen soll, wie der Vf. meint, erschließt sich nicht. Im zweiten Teil weist der Vf. nach, dass sich in idol 10–15 christologisch-soteriologische Aussagen finden, die nicht aus der Vorlage Tertullian Apol 21 stammen; diese erweisen, so Vf., die theologische Eigenständigkeit der Schrift (135–139). Dass sich auch in der unbestritten echten Schrift Ad Quirinum christologisch-soteriologische Aspekte finden – allerdings andere! –, »confirms rather than refutes that Quod idola … is a work of Cyprian’s« (141)! Die Frage, ob sich die soteriologischen Aussagen von idol mit unbestritten echten Aussagen Cyprians inhaltlich berühren, wird ebenso wenig gestellt wie die Frage, ob in idol 10–15 weitere Quellen aufgenommen sein könnten; der eigentümliche, von Cyprians Arbeitsweise abweichende Charakter der Schrift besteht aber gerade in der mosaikartigen Kompilation verschiedener Quellen.
Abraham van de Beek, »Cyprian on Baptism« (143–164), untersucht nicht nur Cyprians Tauftheologie, sondern bietet daneben – im Interesse einer vertie-fenden Interpretation – eine ausführliche Würdigung der Cyprian-Deutung Augustins. Im Zentrum stehen eindringliche Überlegungen zur Haltung Cyprians und seiner nordafrikanischen Bischofskollegen zur Frage der Häre-tikertaufe, die neben den Briefen Cyprians auch die Sententiae episcoporum berücksichtigen. Der Vf. zeigt, wie Cyprians Verständnis der Kirchengemeinschaft ihn in ein Dilemma führt: eine außerhalb der communio vollzogene Taufe ist nicht zu akzeptieren, ein Bruch der communio mit Stephan von Rom und anderen Bischöfen, die genau das tun, aber auch nicht. Eine kritische Würdigung der Cyprian-Deutung Augustins und seiner eigenen Tauflehre im Gegenüber zu den cyprianischen Anschauungen schließt den Beitrag ab (155–163).
Zwei Beiträge beschäftigen sich allein mit Augustins Verwendung cyprianischer Schriften in seiner Auseinandersetzung mit den Donatisten. Matthew Alan Gaumer, »Dealing With the Donatist Church. Augustine of Hippo’s Nuanced Claim to the Authority of Cyprian of Carthage« (181–201), untersucht, wie es Augustin gelingt, die unbestrittene Autorität Cyprians, der sachlich die Positionen seiner Gegner zu unterstützen scheint, den Donatisten zu entwinden: »by (1) changing the emphasis away from rebaptism, and (2) accentuating Cyprian’s condemnation of schism« (192). Entscheidend sei die Berufung auf die entschiedene Ablehnung jedweden Schismas als Hauptanliegen Cyprians. Dies habe, in Verbindung mit einer anpassungsfähigeren »sacramentology« und einer zeitgemäßeren Ekklesiologie, »the fire power to render the Donatist Church infecund intellecutally and theologically« geliefert. »With the arrival of enhanced state-sponsored religious coercion, Donatism as a mass-movement virtually ended …« (200 f.). Welches dieser Momente entscheidend war, bleibt da­hingestellt. Paul van Geest, »Pectus ardet Evangelica pietate, et pectori re­spondet oratio. Augustine’s Neglect of Cyprian’s Striving for Sincerity«, kommt damit weitgehend überein, lenkt aber zusätzlich den Fokus auf die Frage der »sincerity« im Sinne persönlicher Heiligkeit. Die Frage, weshalb sich Augustin allein auf Cyprians Ablehnung jedweden Schismas beruft, ihn je­doch nicht für seine Forderung persönlicher Heiligkeit der Christen im Ge­genüber zu bloßer ritueller Reinheit der Kirche in Anspruch nimmt, obgleich sich diese Linie auch bei jenem findet, bleibt unbeantwortet. Möglicherweise habe Augustin den Hauptpunkt nicht durch ein zweites Thema abschwächen wollen. Dass Cyprian ebenso wie Augustin »the need for unity in the Church under the primacy of the Bishop of Rome« betont habe (205), dürfte ebenso mit einem Fragezeichen zu versehen sein wie die These, Cyprian habe anfangs »a rigorist policy« gegenüber den lapsi verfolgt, dann aber aufgrund seiner Überzeugung, »that unity with the successor of Peter legitimately elected was of the highest importance«, eine moderatere Linie eingeschlagen (207).
Aza Goudriaan, »Cyprian’s De ecclesiae catholicae unitate. Why Did Reformed Theologians Consider It a Useful Book (1559–1655)?« (225–241), untersucht die Rezeption der genannten Schrift in der frühen reformierten Theologie. Den Ton setzt Calvin, der sich vor allem zur Begründung der Gleichberechtigung aller Bischöfe und damit der Ablehnung eines römischen Primates auf De unitate beruft. Daneben spielen die – umgedeutete – ekklesiologische Me­taphorik sowie die Frage der Zugehörigkeit zu der einen Kirche bzw. der schismatischen Trennung von ihr eine zentrale Rolle. Dass es außerhalb der einen wahren Kirche kein Heil gibt, vertreten, so der Vf., auch reformierte Theologen und Bekenntnisse mit Entschiedenheit.
Der Schlussbeitrag »Cyprian and the Tolerance of our Mother the Church. A Heritage between Identity and Exclusion« (243–269) von Marcel Poorthuis stellt sich der Frage, wie sich katholische Theologie heute auf Cyprian berufen könne, auch wenn anzuerkennen sei, dass einige seiner Lehren eine höchst unerfreuliche Wirkungsgeschichte hatten. Seine differenzierten Überlegungen zum Kirchenbegriff Cyprians, der sich für ihn in der Formel extra ecclesiam nulla salus und der Aussage, niemand könne die Kirche zur Mutter habe, der nicht Gott als Vater habe, verdichtet (252–265), sind anregend für jeden, der das Erbe der Tradition für die Gegenwart fruchtbar zu machen sucht. Die richtigen und wichtigen Ausführungen des Vf.s zur Adversus Iudaeos-Thematik (245–252) kranken daran, dass Cyprian für diese Thematik kaum von Gewicht ist.