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Ausgabe:

Mai/2012

Spalte:

530–532

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Auld, A. Graeme, and Erik Eynikel[Eds.]

Titel/Untertitel:

For and Against Da­vid. Story and History in the Books of Samuel.

Verlag:

Leuven/Paris/ Walpole: Peeters 2010. X, 397 S. 24,1 x 16,0 cm = Bibliotheca Ephemeridum Theologicarum Lovaniensium, 232. Kart. EUR 76,00. ISBN 978-90-429-2284-6.

Rezensent:

Barbara Schmitz

Neben dem angegebenen Titel in dieser Rezension besprochen:

Krauss, Heinrich, u. Max Küchler: Saul. Der tragische König. Erzählungen der Bibel IV. Das erste Buch Samuel in literarischer Perspektive. Freiburg (Schweiz): Paulusverlag; Stuttgart: Kohlhammer 2010. IV, 260 S. m. 11 Karten u. 15 Abb. 23,0 x 15,8 cm. Geb. EUR 25,00. ISBN 978-3-7228-0703-4 (Paulusverlag); 978-3-17-021150-6 (Kohlhammer).


Zwei sehr unterschiedliche Bände sind zu den Samuelbüchern er­schienen: ein für ein breiteres Publikum gedachter Kommentar zum gesamten Ersten Samuelbuch und ein Sammelband mit Beiträgen aus fachexegetischer Sicht.
Der erste Band zu Saul und dem Ersten Buch Samuel ist als vierter Band in der Reihe »Erzählungen zur Bibel« erschienen und wurde wieder in Kooperation von Heinrich Krauss und Max Küchler erarbeitet. Konzeptionell zeichnet er sich, wie auch die gesamte Reihe, durch eine methodologische Vorentscheidung aus: Narra­tive Auslegungsmethoden in der Tradition von Robert Alters »The Art of Biblical Narrative« sind die methodisch-hermeneutische Grundlage der Textkommentierung, wobei »auf die Wahl der Worte und die Auswahl der berichteten Details, auf den Wechsel im Erzähltempo, um Spannung oder Entspannung zu bewirken, auf Untertöne in Reden und Dialogen, auf verdeckte Anspielungen und thematische Bezüge oder auch auf die Komik und Ironie mancher Szenen« (5) besondere Aufmerksamkeit gelenkt wird. Ergebnisse der historisch-kritischen Forschung werden hingegen nur insoweit integriert, als sie für »die Darlegung der biblischen Er­zähltechniken« interessant seien (5).
Für ein breites Lesepublikum ist der Kommentar zu den manchmal sperrigen Texten des Ersten Samuelbuchs durchgehend in einer auch für den Nichtfachmann verständlichen Sprache gehalten. Die Sachverhalte sind auch für Laien nachvollziehbar dargelegt. Dabei ist die Kommentierung so gestaltet, dass zunächst der biblische Text nach der Einheitsübersetzung abgedruckt ist, der sodann abschnittsweise kommentiert wird. Dabei sind die erklärungsbedürftigen Passagen des biblischen Textes im Kommentar fett gedruckt, so dass der Leserschaft eine schnelle Orientierung ermöglicht wird. Der Kommentar selbst ist textnah gestaltet, ohne nacherzählend zu sein. In ihm finden sich in erster Linie Beobachtungen zur Struktur und Semantik.
Auffallend ist die Gestaltung der einzelnen Seite: Die Kommentierung des Textes geht nie über eine Buchseite bzw. eine Doppelbuchseite hinaus – möglicherweise war hier im Blick, dass sich durch diese Gestaltung leicht Kopiervorlagen, beispielsweise für die Schule, erstellen lassen.
Dem Kommentarteil (33–260) vorangestellt ist eine Einführung (9–29), in der in drei Abschnitten in das Erste Samuelbuch eingeführt wird: Das Kapitel »Die biblische Vorlage« informiert über den kanonischen Kontext der Samuelbücher sowie über die Arbeit der Redaktoren, die Frage nach der Historizität sowie über stilistische Besonderheiten. Die geographischen Gegebenheiten, die Bewohner des Landes und der Name »Palästina« werden im zweiten Kapitel (»Das Land Kanaan«) kurz, aber präzise erläutert. Zentrale Aspekte des Ersten Samuelbuches, vor allem jene, die für das intendierte Publikum unvertraut sein dürften, kommen im dritten Kapitel »Israel vor der Zeit der Könige« zur Sprache: Jahwe und die anderen Götter, Priester und Opfer, die Heiligtümer Israels, Bundeslade, Richter, Propheten, Jahwes Kriege und der Bann, Freiheit, Stellung der Frau. Ikonographisches Material und Karten sowie Einzelinformationen zu bestimmten Aspekten bereichern den für eine breite Leserschaft hilfreichen und weiterführenden Kommentar.
Die zweite Publikation »For and Against David« enthält 19 interessante und weiterführende Beiträge von Fachkollegen. Sie werden in der Einleitung von Erik Eynikel in der Diskussion verortet, die auf der IOSOT-Konferenz »The Hebrew Bible and History« (1998) stattgefunden hat und die durch die Monographie von H. Barstadt »History and Hebrew Bible: Studies in Ancient Israelite and Ancient Near Eastern Historiography« (FAT 61) von 2008 erfolgt ist. Der Untertitel des vorliegenden Sammelbandes, »Story and History in the Book of Samuel« deutet einen Arbeitsschwerpunkt an, der auf der Frage nach dem Verhältnis von literarischer Konzeption und historischer Rückfrage liegt; diesem begegnen die einzelnen Beiträge in unterschiedlicher Weise. Dies liegt wohl auch daran, dass in diesem Band die Vorträge von zwei unterschiedlichen Tagungen zusammengebunden werden.
So stammen die Beiträge von Erik Eynikel [Das Lied der Hanna (1Sam 2,1–11) und das Lied Davids (2Sam 22): Ein Vergleich, 57–72]; Klaus-Peter Adam [Saul as a Tragic Hero: Greek Drama and Its Influence on Hebrew Scripture in 1Samuel 14,24–46 (10,8; 3,7–13a; 10,17–27), 123–183], Calum Carmichael [David at the Nob Sanctuary, 201–212], Robert Rezetko [David over Saul in MT 2Samuel 6,1–5: An Exercise in Textual and Literary Criticism, 255–271], Steven McKenzie [Ledavid (for David)! »Except in the Matter of Uriah the Hittite«, 307–313] und David T. Lamb [The »Eternal« Curse: Seven Deuteronomistic Judgment Oracles against the House of David, 315–325] von der 2006 in Nijmegen gehaltenen Tagung »Story and History in the Book of Samuel«.
Die Beiträge von Jan Fokkelman [The Samuel Composition as a Book of Life and Death: Structural, Generic and Numerical Forms of Perfection, 15–46], Shimon Bar-Efrat [From History to Story: The Development of the Figure of David in Biblical and Post-Biblical Literature, 47–56], Christa Schäfer-Lichtenberger [ELLA, ARES und die Samuel-Überlieferung, 73–90], Johannes Klein [Für und wider das Königtum (1Sam 8–15): Figurenperspektiven und Erzählsystem, 91–112], Baruch Halpern [The Historiography of Samuel, 113–122], Georg Hentschel [Die Verantwortung für den Mord an den Priestern von Nob, 185–199], Ina Willi-Plein [Keine Eroberung Jerusalems: Zu Stellung und Bedeutung von 2Sam 5 in der Davidshausgeschichte der Samuelbücher, 213–233], Walter Diet­rich [Die Überführung der Lade nach Jerusalem (2Sam 6): Geschichten und Geschichte, 235–253], Thilo Alexander Rudnig [»Außer in der Sache mit Uria, dem Hethiter« (1Kön 15,5): Jahwes und Davids Gerechtigkeit in 2Sam 10–12, 273–292], Siegfried Kreuzer [Literarkritik – Tendenzkritik – Theodizeebearbeitung: Zur exegetischen Methodik in den Samuelbüchern, 293–305], Jacques Vermeylen [La révolte d’Absalom comme événement historique, 327–345], Antony F. Campbell [2Samuel 21–24: The Enigma Factor, 347–358] und A. Graeme Auld [A Factored Response to an Enigma, 359–366] hingegen stammen aus dem International Meeting der Society of Biblical Literature an der Universität in Edinburgh, ebenfalls aus dem Jahr 2006.
Trotz der unterschiedlichen Herkunft ergeben die Aufsätze zusammen ein Panorama der derzeit diskutierten Einsichten in die mit unterschiedlichen Methoden analysierten Texte des Ersten und Zweiten Samuelbuchs.