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Ausgabe:

April/2012

Spalte:

479–480

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Autor/Hrsg.:

Düwell, Marcus, Hübenthal, Christoph, u. Micha H. Werner [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Handbuch Ethik. 3., aktualisierte Aufl.

Verlag:

Stuttgart/Weimar: Metzler 2011. XI, 599 S. 24,0 x 17,0 cm. Geb. EUR 49,95. ISBN 978-3-476-02388-9.

Rezensent:

Wolfgang Erich Müller

Das Handbuch Ethik bietet seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 2002 ein gut fundiertes Hintergrundwissen für alle, die sich über Fragen ethischer Theorien oder Debatten informieren wollen. Dazu trägt der bewährte Aufbau des Buches hervorragend bei, indem zunächst die Grundtypen ethischer Theorien systematisch dargelegt werden: Metaethik und deskriptive Ethik, teleologische und deontologische Ansätze sowie schwach normative und kontextualistische Ansätze. Sodann werden zehn Ausprägungen be­reichsspezifischer Ethik ebenfalls systematisch vorgestellt, von der Bioethik bis zur Wirtschaftsethik. Schließlich folgen, lexikalisch geordnet, 50 zentrale Begriffe der Ethik. Ein Anhang mit Bibliographie und Registern beschließt den Band.
In der zweiten Auflage von 2006 sind ein Artikel über den Bereich der »Forschungsethik« und drei Beiträge zu den Begriffen »Islamische Theologie und Ethik«, »Jüdische Theologie und Ethik« sowie »Toleranz« hinzugekommen, wie auch der Anhang erweitert wurde. Die jetzt erschienene dritte, aktualisierte Auflage umfasst ge­genüber der ersten Auflage die Vorworte der zweiten und dritten Auflage sowie einen um 23 Seiten erweiterten Textkorpus. Im neuen Vorwort (XI) wird sehr feinsinnig die Entwicklung der Ethik seit der vorhergehenden Auflage notiert: wie an Tugendethik, philosophischer Anthropologie, Bioethik, Metaethik ein großes Interesse bestehe. Außerdem seien innerhalb der Beiträge und der Bibliographie die nötigen Aktualisierungen und Ergänzungen vorgenommen worden.
Auf diese Aussagen hin habe ich die entsprechenden Beiträge überprüft und bin weitgehend zu einem enttäuschenden Ergebnis gelangt: Beim Artikel Metaethik (25–35) ist lediglich das Literaturverzeichnis gegenüber 2002 leicht überarbeitet, was auch für das Stichwort Evolutionäre Ethik (347–352) gilt. Unverändert sind die Artikel Gentechnik (259–264), Anthropologie (307–311), Glück/ Wohlergehen (381–386), gut/das Gute/das Böse (387–391), während der Artikel Bioethik (247–253) überarbeitet ist und, wenn ich recht gesehen habe, sogar als einziger eine Internetadresse für weitere Informationen nennt. Auch die allgemeine Bibliographie (567–571) hätte, gerade weil sich das Handbuch an ein umfassendes Publikum richtet, umfangreicher sein können. Häufig fehlt auch die Nennung der aktuellen Auflage. Bei den fremdsprachigen Literaturangaben überhaupt fällt mir auf, dass oft die deutschen Übersetzungen nicht aufgeführt worden sind. Ich benenne diese Punkte, weil es bedauerlich ist, wenn zu Recht auf bestimmte innerphilosophische Entwicklungen hingewiesen wird, diese dann aber in der aktuellen Auflage des Handbuchs nicht nachvollzogen werden können. Gleichwohl bemerke ich ausdrücklich, um keinen einseitig negativen Eindruck zu vermitteln, dass ich selbstverständlich in anderen Teilen des Werkes auf überarbeitete Beiträge gestoßen bin, von denen ich exemplarisch nenne: Medienethik (269–274), Medizinethik (274–279), Technikethik (283–287), Tierethik (288–292), Wirtschaftsethik (297–302), Deontische Logik (325–331), Konsens (420–426), Moralischer Status (434–439), Pflicht (464–470), Prinzip/Maxime/Norm/Regel (474–480), Rationalität (480–486), Sozialethik (517–529).
Ich weiß um die verlegerischen Schwierigkeiten von Handbüchern und Lexika. Deshalb ist auch die dritte Auflage dieses Werkes grundsätzlich zu begrüßen, dessen umfassendere Überarbeitung – gerade wegen seiner großartigen zugrunde liegenden Idee – dann als Desiderat für eine vierte Auflage bestehen bleibt.