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Ausgabe:

April/2012

Spalte:

457–458

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Fuchs, Ottmar

Titel/Untertitel:

Im Raum der Poesie. Theologie auf den Wegen der Literatur.

Verlag:

Ostfildern: Matthias-Grünewald-Verlag 2011. 355 S. 22,0 x 14,0 cm = Theologie und Literatur, 23. Geb. EUR 22,90. ISBN 978-3-7867-2816-0.

Rezensent:

Norbert Mette

Ihre Beschäftigung mit Texten führt Theologen und Theologinnen immer wieder zur Literatur – in den letzten Jahren übrigens verstärkt –, sei es, dass sie zur Abwechslung mehr oder weniger an­spruchsvolle Romane, Erzählungen, Gedichte etc. aus Vergangenheit oder Gegenwart lesen, sei es, dass sie sich von der Lektüre für die eigene theologische Arbeit anregen lassen, sei es – was auch vorkommt –, dass sie selbst literarische Texte produzieren.
In diesem Band stellt der katholische Tübinger Pastoraltheologe Ottmar Fuchs seine Weise der Begegnung mit der Literatur und die dabei gewonnenen Erträge vor. In den ersten drei Kapiteln, die ein Drittel des Buches umfassen, geht er allgemein auf das Verhältnis von Theologie und Literatur ein – bewusst nicht in Form einer geschlossenen Abhandlung, sondern eher intuitiv-blitzlichtartig. So gelingt es ihm sehr einfühlsam, unter Einbeziehung von vielen Beispielen aus der Literatur die Spannung zwischen Fremdheit zur und Verwandtschaft mit der Theologie facettenreich einzufangen und auf sie einzugehen. Es schließen sich Auseinandersetzungen mit vier Schriftstellern bzw. deren Werken an, unter ihnen neben Johann Wolfgang von Goethe, Stefan George und Werner Bergengruen interessanterweise auch Karl May, dessen Bücher F. als Jugendlicher wie viele andere mit ihm »verschlungen« hat. Bei Karl May richtet F. seine Aufmerksamkeit insbesondere auf dessen Darstellung des Islam im Verhältnis zu seiner Sichtweise des Christentums. Auch bei seinen Abhandlungen zu den anderen Schriftstellern setzt er Schwerpunkte. Die beiden folgenden Kapitel sind jeweils thematisch ausgerichtet. Unter dem Titel »Kleinere Stücke« unternimmt F. von der Literatur inspirierte Annäherungen an die Topoi »Geheimnis«, »Himmel«, »Ruhe« und »Toleranz« vor. Bei den weiteren Texten, die unter dem Titel »An-Sprachen« zusammengestellt sind, handelt es sich um gelungene eigene literarisch gehaltene Annäherungen an die Stichworte »Feuer«, »Gastfreundschaft«, »Heruntergekommen« und »Veränderung«.
Wie von F. gewohnt, ist das Buch anspruchsvoll abgefasst. Eindrucksvoll ist der weite geistige Raum, in dem er sich bewegt. Es empfiehlt sich, das Buch nicht nacheinander Kapitel für Kapitel durchzuarbeiten, sondern sich – von den eigenen Neugier geleitet– mal diesen und mal jenen Abschnitt vorzunehmen.