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Ausgabe:

März/2012

Spalte:

329–330

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Park, Sey Jong

Titel/Untertitel:

Die Bedeutung der Kulturtheologie von Paul Tillich im gegenwärtigen Kontext.

Verlag:

Hamburg: Kovač 2011. XI, 207 S. 20,5 x 14,5 cm = Theos, 98. Kart. EUR 75,00. ISBN 978-3-8300-5383-5.

Rezensent:

Erdmann Sturm

Der Autor dieser von der Evangelisch-Theologischen Fakultät Mainz als Dissertation angenommenen Studie ist ein aus Südkorea stammender Theologe. Sein theologisches Anliegen ist die Überwindung des Dualismus von Religion und Kultur in der Gegenwart. Nachdem die Industriegesellschaft zur Trennung von Kirche und Kultur geführt habe, sollten beide wieder zusammenkommen. »Die Religion und das Leben, nämlich die Kirche und die Kultur, sollten sich gegenseitig annehmen.« (3) Dieses Postulat ist der rote Faden, der sich durch die ganze Arbeit hindurchzieht.
Der Vf. greift auf die Kulturtheologie Paul Tillichs zurück, ge­nauer gesagt, auf die Idee einer letzten Einheit von Religion und Kultur, und erhebt diese unvermittelt zur Aufgabe des Christentums in der Gegenwart. Die besonderen Voraussetzungen, Bestimmungen und Probleme der Tillichschen Idee einer Theologie der Kultur werden nicht reflektiert. Tillich liefert lediglich einige Stichworte zur Begründung des eigenen theologisch-missiona­rischen Anliegens. Manche Behauptungen des Vf.s lassen daran zweifeln, dass er Tillichs Kulturtheologie auch nur annähernd verstanden hat.
Gesellschaft und Kultur der Gegenwart stehen für ihn im Zeichen eines ungehemmten Individualismus, Materialismus, Hedonismus, »Konsumsozialismus« (116), eines »freien Auslebens der Begierden« (134) und einer »säkularen sinnlichen Selbstzufriedenheit« (ebd.). Sie kennen kein letztes Anliegen, sondern nur vorläufige Anliegen. Der Vf. sieht das Christentum der Gegenwart darum vor einer »doppelten Pflicht«: »Die eine Seite ist das Dilemma zwischen der Macht des christlichen Evangeliums und der Erforschung der säkularen Zeit mit ihrem Zweifel an der Wahrheit, und die andere Seite ist die Wiederherstellung der Identität des Chris­tentums selbst.« (134) Das Christentum soll »vor allem den Menschen, die es hören wollen, den wichtigen Dienst erweisen, ihnen das christliche Evangelium zu erklären« (134 f.). Diese »Wiederherstellung der verlorenen Religiosität« soll aber nicht so sehr durch das theologische Wort oder das religiöse Symbol zum Ausdruck gebracht werden, sondern »viel überzeugender in den Kunstwerken einer lebendigen Kultur«, d. h. »an den vielfältigen Bereichen der Kunst wie Bildende Kunst, Dichtung, Theaterspiel, Literatur usw. teilnehmen« und »auf dieser Grundlage« den Menschen von heute »die richtige Erkenntnis des letzten Anliegens des Menschen geben« (135).
Leider hat der Verlag auf eine gründliche sprachliche und stilistische Überarbeitung des oft unverständlichen deutschen Textes verzichtet.