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Ausgabe:

Februar/2012

Spalte:

203

Kategorie:

Kirchengeschichte: 20. Jahrhundert, Zeitgeschichte

Autor/Hrsg.:

Hein, Markus, u. Helmar Junghans † [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Franz Lau (1907–1973). Pfarrer, Landessuperintendent und Kirchenhistoriker. Kolloquium zu Leben und Werk am 22. Juni 2007 in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.

Verlag:

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2011. 130 S. m. Abb. 24,0 x 16,7 cm = Herbergen der Christenheit, Sonderbd. 17. Kart. EUR 16,80. ISBN 978-3-374-02730-9.

Rezensent:

Gert Haendler

Nach einem Grußwort von Jochen Bohl und dem Vorwort von Markus Hein stellt Helmar Junghans »Franz Lau als Kirchenhistoriker« dar: Laus international anerkannte Werke, seine Auseinandersetzung mit Iserloh um den Anschlag der 95 Thesen und mit Smirin um die These von der »Volksreformation«. Lau wies nach, dass Luthers Einfluss nach dem Bauernkrieg 1525 keineswegs nachgelassen hatte. Laus Verständnis von Luthers Zweireichelehre ge­wann »erheblichen Einfluß auf die Diskussion um die politische Verantwortung der Kirche in der DDR – und nicht nur dort« (24). Markus Hein schildert »Franz Lau und seine sächsische Landeskirche«. 1932 wurde Lau ordiniert und im Gebiet Borna 1933 Vertrauensmann der entstehenden Bekennenden Kirche (BK). In der Zeit der Kirchenausschüsse 1936/37 leitete er das Predigerseminar Lü­-ckendorf. Seinen Vikaren wollte er einen Zugang zu Pfarrstellen offen halten, das brachte Spannungen zur BK. Lau bekam Ende 1939 eine Pfarrstelle ohne das DC-Landeskirchenamt – »aber entgegen dem Rat des Landesbruderrates« (35). 1940 trennte sich Lau von der BK. Im Krieg und zumal nach den Luftangriffen wurde er in Dresden die führende Gestalt, im Mai 1945 geistlicher Leiter im Landeskirchenamt. Im Herbst 1947 kehrte Bischof Hugo Hahn heim, Lau wurde in Leipzig Professor für Kirchengeschichte, er fühlte sich »abgeschoben« (38).
Holger Berwinkel bietet Dokumente unter der Überschrift »Franz Lau und der Neubeginn der kirchlichen Arbeit in Dresden 1945«. Wilhelm Hüffmeier erfasst Lau als Präsidenten des Gustav-Adolf-Werkes mit dem Thema »Um Diaspora und Katholizität«. Dieter Auerbach erinnert an »Franz Lau als Domdechant des Hochstifts Meißen« 1956–1972. Detlef Döring stellt Laus Arbeit in der Sächsischen Akademie der Wissenschaften 1965–1973 dar, die den Briefeditionen der sächsischen Herzöge Moritz und Georg sowie dem Handschriftenbestand der Franckeschen Stiftungen galt. Klaus Fitschen informiert über Laus Handbuch zu »Freikirchen und Sekten« (1966). Michael Beyer stützt sich bei dem Thema Franz Lau als Schriftausleger auf vier Jahrgänge Homiletische Monatshefte und Laus Matthäuskommentar. Zuletzt hielt Günther Wartenberg noch den Vortrag »Franz Lau als Professor an der Universität Leipzig«, dessen Druck Markus Hein abschloss. Wartenberg bezeichnete Laus Berufung 1947 als »Glücksfall für die Leipziger Fakultät« (101). Der Band ist eine gelungene Würdigung, er sollte auch zu weiteren Forschungen anregen.