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Ausgabe:

Februar/2012

Spalte:

139–152

Kategorie:

Aufsätze

Autor/Hrsg.:

Wilhelm Pratscher

Titel/Untertitel:

Die Rezeption des Neuen Testaments
bei den Apostolischen Vätern

Die früheste Rezeption des Neuen Testaments liegt in den Schriften der Apostolischen Väter vor. Deren Bedeutung wird in letzter Zeit immer besser gewürdigt, was allein schon in diversen neueren Kommentaren zum Ausdruck kommt.1

1. Methodologische Vorbemerkungen


Wenn vom Neuen Testament und den Apostolischen Vätern ge­sprochen wird, ergibt sich sofort eine Reihe von Problemen.

1.1

Zunächst schon das der Gesamtcorpora: Selbstverständlich gab es zur Zeit der Apostolischen Väter noch kein Neues Testament als Sammlung. Das Syntagma bezeichnet somit nur abbreviativ die Schriften, die später das Neue Testament bildeten. Ist die Frage nach dem Gesamtcorpus beim Neuen Testament aber prinzipiell seit der Kanonbildung gelöst, ist das bei den Apostolischen Vätern nicht der Fall. Sie bilden in thematischer und gattungsmäßiger Hinsicht keine Einheit und stammen aus der Zeit vom Ende des 1. bis zum Ende des 2. Jh.s. Mitunter wird die Sinnhaftigkeit einer solchen Sammlung überhaupt negiert. 2 Die traditionelle Bezeichnung erfreut sich jedoch weiterhin großer Beliebtheit. Zwar hat die Abgrenzung im Laufe der Zeit stark geschwankt,3 in neuerer Zeit gibt es jedoch mehrere Publikationen, die insgesamt elf Schriften bzw. Autoren dazuzählen: Didache, Barnabasbrief, 1. und 2. Clemensbrief, Ignatiusbriefe, Polykarpbrief, Martyrium des Polykarp, Papiasfragmente, Quadratus, Diognetbrief und Hirt des Hermas.4

1.2

Ein weiteres Problem stellen die Entstehungszeiten der einzelnen Schriften des Neuen Testaments und der Apostolischen Väter dar. Nur dort, wo Erstere älter sind als Letztere, kann überhaupt von einer Rezeption des Neuen Testaments bei den Apostolischen Vä­tern gesprochen werden, oder präziser: der Rezeption einzelner (später) neutestamentlicher Schriften bei einzelnen Apostolischen Vätern.

1.3

Ein nicht unbedeutendes Problem ergibt sich auch in der Frage der jeweils ältesten Textform. Weder beim Neuen Testament und schon gar nicht bei den Apostolischen Vätern haben wir den Urtext vor uns. Auch kann ein gegebenenfalls identer Text erst im Laufe des handschriftlichen Überlieferungsprozesses durch Angleichung des Textes der Apostolischen Väter an den des Neuen Testaments zustande gekommen sein. Mit dem Fortschreiten des Kanonisierungsprozesses des Neuen Testaments erhöhte sich die Wahrscheinlichkeit einer solchen Beeinflussung des Textes der Aposto­lischen Väter ohne Zweifel.

1.4

Was die Klassifikation der zitierten Texte betrifft, empfiehlt sich die Differenzierung zwischen Zitaten, (beabsichtigten) Anspielungen und (unbeabsichtigten) Reminiszenzen. Bei Zitaten muss ein signifikanter Grad an wörtlicher Übereinstimmung5 vorhanden sein. Nach unten gibt es sicher eine Grenze; eine bestimmte Wortsequenz muss wohl angenommen werden. Dabei ist zu berücksichtigen, dass antike Autoren nicht die heute übliche Genauigkeit in der Zitation pflegten. Als Erkennungszeichen kommt bei Zitaten oft eine Einleitungsformel dazu. Bei einer Anspielung6 (oder einer Reminiszenz) ist der Grad an Identität jedenfalls niedriger, auch liegt eine Einleitungsformel weniger oft vor, die terminologische und sachliche Identität muss aber noch erkennbar sein.

1.5

Die Identifikation von Zitaten oder Anspielungen (bzw. Reminis­zenzen) ist in der Briefliteratur (inklusive Apg und Apk) wesentlich einfacher als in den (synoptischen) Evangelien. Das (vielleicht sogar mehrfache) Auftauchen spezifischer Terminologie eines neutestamentlichen Autors ist ein wichtiges Indiz für die Bekanntschaft mit ihm, vor allem, wenn zusätzlich der betreffende Autor oder ein oder mehrere Briefe von ihm genannt werden.7 Immerhin muss gesehen werden, dass eine spezifische Terminologie auch durch eine Schreibtradition vermittelt sein kann.

Besonders schwierig ist die Frage nach der Identifikation von Texten der Synoptiker, da hier die mündliche Tradition berück­sichtigt werden muss, sei es die ältere, gleichzeitige oder von den Synoptikern abhängige. Die Arbeit fokussierte sich dabei auf Mt.8 Massaux nimmt einen sehr weitgehenden Gebrauch des Mt an: Was matthäisch klingt, ist auch matthäisch. Die entgegengesetzte Position vertritt Köster: Sicher matthäisch ist nur, was der Redaktion des Evangelisten angehört. Nach Köhler liegt eine wahrscheinliche Abhängigkeit von Mt vor, wenn die terminologische Nähe klar und die Nähe zu anderen Evangelisten geringer ist sowie Gemeinsamkeiten und Differenzen von Mt her erklärbar sind. Die Frage der Abhängigkeit von einem bestimmten Evangelisten (bzw. einem sonstigen neutestamentlichen Autor) bleibt gleichwohl sehr schwierig. Die Differenzierung der Urteile in: (praktisch) sicher, sehr wahrscheinlich, wahrscheinlich und unwahrscheinlich, wie sie schon das Oxford Committee vornahm,9 bewährt sich durchaus.

1.6

In der Frage einer literarischen Abhängigkeit gibt es aufgrund der jeweiligen hermeneutischen Voraussetzungen unterschiedliche Bewertungen. Generell könnte man von einem Trend hin zu größerer Vorsicht in der Annahme einer solchen Abhängigkeit reden. Hier sollte aber kein zu großer Skeptizismus Platz greifen.

1.7

Was den sachlichen Bezug der Zitate und Anspielungen betrifft, sind die klassischen Themenbereiche von Gotteslehre, Christologie, Pneumatologie und Ekklesiologie bis hin zur Ethik vertreten.

2. Das Neue Testament


bei den einzelnen Apostolischen Vätern


2.1 Didache

Eine sehr weit verbreitete Kenntnis der synoptischen Tradition kann die Didache aufweisen,10 eine gegen Ende des 1. Jh.s vermutlich in Syrien entstandene Gemeindeordnung.11 Besonders auffällig ist dabei die sog. sectio evangelica 1,3b–2,1, eine Einfügung in den traditionellen Zwei Wege-Traktat 1,1–6,2. Der Text von 1,3 ist nahe an Mt 5,44 und Lk 6,27 f. Wie es scheint, sind Texte der Synoptiker, die der Redaktion zuzurechnen sein dürften, vorausgesetzt: z. B. der Hinweis auf Verfolgung bei Mt oder die Verwendung von εὐλογεῖν bei Lk. Steht der Didachist 1,3 Lk näher, so 1,4 f. eindeutig Mt 5,39.48 (gegenüber Lk 6,29.36). Die Bezeichnung der Wange, auf die man sich schlagen lassen sollte, findet sich ebenso nur hier wie die Termini ῥάπισμα (Schlag) und στρέφειν (Hinhalten) sowie das Motiv, dem Fordernden eine Meile lang als Träger zu dienen. Vor allem ist das τέλειος-Motiv auffällig. Hier dürfte sicher mt Redaktion vorliegen. Auch 1,5 könnte das der Fall sein, denn nur Mt bietet das Logion im Konnex von Feindesliebe und Vergeltungs­verzicht.12 Das Motiv vom Mantel und Untergewand (1,4) dürfte wiederum stärker mit Lk 6,29 zusammengehören als mit Mt 5,40, denn Did und Lk setzen offenbar einen Raub, nicht eine Gerichtssituation wie Mt voraus.

Die sectio evangelica bietet matthäisches und lukanisches Ge­dankengut. Ob dabei nur unabhängige Tradition vorauszusetzen ist13 oder eine weiterführende Benutzung des Mt und Lk,14 ist angesichts der Kenntnis redaktioneller Passagen eher im letzteren Sinn zu entscheiden.

Parallelen zu den Synoptikern gibt es auch sonst in der gesamten Didache. Die wichtigsten: 1,2 findet sich zunächst das Doppelgebot der Liebe. Soweit der Text ident ist, ist er es bei allen drei Synoptikern (Mt 22,37–39; Mk 12,30 f.; Lk 10,27), die Differenzierung zwischen erstem und zweitem Gebot findet sich allerdings nur bei Mt und Mk. Eine signifikante Nähe zu Mt 5,48 liegt 6,2 vor. In paränetischem Kontext taucht beide Male das Stichwort τέλειος auf (Lk 6,36 liest das wohl ursprünglichere οἰκτιρμός). Eine literarische Abhängigkeit zu erweisen, ist trotz Verwendung desselben signifikanten Wortes aber auch hier nicht stringent möglich, es könnte auch Sprache der matthäischen Gemeinde vorliegen: Letzteres könnte insbesondere der Fall sein bei der Taufformel (7,1; vgl. Mt 28,19), der Mahnung, in der Fastenpraxis nicht wie die Heuchler zu handeln (8,1; vgl. Mt 6,16), oder der sehr nahen Fassung des Va­terunsers (8,2; vgl. Mt 6,9–13). Je öfter solche signifikanten Gemeinsamkeiten auftauchen, desto stärker weisen sie auf die Kenntnis des Mt. Das gilt besonders auch für 11,7 (Mt 12,31 f.), 13,1 (Mt 10,10) oder 16,6.8 (Mt 24,30).15 Dass die Did deshalb Mt kennt,16 ist gut möglich. Auffällig ist auch, dass sie mehrmals von εὐαγγέλιον spricht (8,2; 11,3; 15,3.4). Falls hier tatsächlich bereits die Bedeutung »Evangelienschrift« vorliegt, ist der Gedanke an Mt jedenfalls naheliegend. Es ist somit gut denkbar, dass Did Mt kannte (und vielleicht auch Lk).

Zwischen Did und Joh besteht keine direkte Verbindung. Im liturgischen Teil sind einige gemeinsame Termini bzw. Motive zu finden, z. B. Erkennen (9,2 f.; 10,2; vgl. Joh 17,8) oder Einswerden (9,4; vgl. Joh 17,11).

Auch von der sonstigen neutestamentlichen Literatur ist keine Abhängigkeit zu erkennen. Das Teilen mit dem Nächsten (4,8) hat zwar in Apg 4,32 eine Parallele, Ähnliches gilt auch für andere Mo­tive der Briefliteratur, sie rechtfertigen aber nicht die Annahme einer literarischen Abhängigkeit, sondern zeigen nur die Abhängigkeit von der gemeinsamen frühchristlichen Tradition, z. B. das Sündenbekenntnis vor der Eucharistiefeier (10,6; vgl. 1Kor 16,22), der Segen über die Verfolger (1,3; vgl. Röm 12,14) oder die Enthaltung von den fleischlichen Begierden (1,4; vgl. 1Petr 2,11).

2.2 Barnabasbrief

Der Barnabasbrief ist ein ca. 130–132 n. Chr. vermutlich in Alexandria17 verfasster Traktat, der die Christen als die wahren Erben des Alten Israel zu erweisen sucht. An einigen Stellen liegen frappante Ähnlichkeiten zum Neuen Testament vor.

Das gilt vor allem für die Synoptiker. Die auffälligste Stelle ist 4,14: »wie geschrieben steht: viele (sind) berufen, wenige aber (sind) auserwählt.« Hier ist zum einen der Wortbestand auffallend übereinstimmend mit Mt 22,14. Freilich ist der Text so prägnant sprichwörtlich, dass eine literarische Herkunft nicht notwendigerweise angenommen werden muss. Zum anderen ist die Zitationsformel ὡς γέγραπται signifikant. Nur an dieser Stelle wird ein Text, der eine Parallele im Neuen Testament hat, mit einer förmlichen Zitationsformel eingeleitet. Als Quelle kommen Mt, eine schriftliche Fassung des matthäischen Sondergutes oder eine Testimoniensammlung infrage. Da die Existenz der Letzteren aber nur eine hypothetische ist, hat die Möglichkeit einer Abhängigkeit von Mt doch einige Plausibilität für sich.18

Ähnlich liegt es 5,9. Danach sei Jesus nicht gekommen, Gerechte zu berufen, sondern Sünder. Mk ist geringfügig näher an Barn als Mt,19 ein Bezug auf Mk ist aber angesichts des gesamten Textes des Barn nicht angezeigt. Die Abhängigkeit von Mt ist freilich auch alles andere als sicher.

Ein Reflex neutestamentlicher Aussagen findet sich mehrmals in Ausführungen, die die Passion und Auferstehung Jesu thematisieren. So erinnert das Motiv der Zerstreuung der Schafe nach der Tötung des Hirten 5,12 an Mk 14,27par Mt 26,31, die Verabreichung von Essig und Galle an den Gekreuzigten 7,3–5 an Mt 27,34.48, der Purpurmantel 7,9 an Mt 27,28, das Durchbohren an Joh 19,34, die Kombination von Auferstehung, Erscheinungen und Himmelfahrt 15,9 an Lk 24,50 f. Von den Synoptikern scheint Mt am stärksten in den Vordergrund zu treten.

An einer ganzen Reihe von Stellen zeigt Barn auch Kenntnis der paulinischen Tradition. 13,7 ist von Abraham im Rahmen des Mo­tivs der Glaubensgerechtigkeit die Rede, auch wird er als Vater der Völker bezeichnet. Weitere für Paulus typische Termini bzw. Mo­-tive sind z. B: rechtfertigen (4,10), das neue Gesetz Jesu (2,6; vgl. Gal 6,2 u. ö.) oder die Berufung der Sünder (5,9; vgl. 1Kor 15,8 f. u. ö.). Auch deuteropaulinische Tradition scheint dem Verfasser nicht unbekannt zu sein (3,6; vgl. Eph 1,4–6; Barn 5,9; vgl. 1Tim 1,15; Barn 5,6; vgl. 2Tim 1,10 u. ö.). Gemeinsame Motive finden sich schließlich auch in der sonstigen neutestamentlichen Literatur, insbesondere im Hebräerbrief (z. B. die rote Kuh 8,1; vgl. Hebr 9,13 oder überhaupt die Betonung der Inferiorität des Alten Bundes).

2.3 Erster Clemensbrief

In dem ca. 96 n. Chr. verfassten Brief der römischen an die korinthische Gemeinde finden sich an mehreren Stellen Bezüge zu den Synoptikern:20 Vers 13,2 zitiert Texte, die mit Mt 5,7; 6,14; 7,1.2.12par Lk 6,31.36–38 verwandt sind (Themen: Barmherzigkeit, Vergebung, Almosen, Richten, Maß anlegen). 46,8 liegt das Motiv vor, auch nicht die Geringsten zum Abfall zu verführen (vgl. Mk 9,42par). Eine literarische Abhängigkeit von Mt21 ist infolge der geringen Übereinstimmungen auszuschließen, so dass sich Gedächtniszitate oder Rückgriffe auf die mündliche Tradition nahelegen.

Auch mit Joh gibt es keine genauen Übereinstimmungen, wohl aber eine Reihe von Aussagen, die eine große Nähe zeigen: so z. B. die Rede vom Blut Christi 21,6 (Joh 6,53 u. ö.), von seiner Herde 54,2 (Joh 10,2–16), seinen Geboten 49,1 (Joh 14,15 u. ö.) oder der Heiligung in der Wahrheit Gottes 60,2 (Joh 17,17). Eine literarische Abhängigkeit kommt auch hier nicht infrage.22

Eine große Bedeutung haben in einem in Rom verfassten und nach Korinth adressierten Schreiben die Paulusbriefe. Dass Clemens den Römerbrief kennt, ist selbstverständlich. Ein Zitat bietet er gleichwohl nicht, wohl aber einige deutliche Anspielungen: 35,5f. liegt ein Lasterkatalog vor, der Röm 1,29–32 voraussetzt.23 Ein enger Bezug liegt auch 32,4–33,1 vor (Rechtfertigung aus Glauben). Schließlich ist die Rede vom κύριος ’Ιησοῦς κατὰ σάρκα (32,2) ohne Röm 9,5 schlecht denkbar.24 Direkte Kenntnis verrät Clemens vom 1. Korintherbrief, auch wenn er ihn nicht wörtlich zitiert. Der Brief ist eines seiner wichtigsten Argumentationsmittel für sein Hauptthema, die Forderung, die in Korinth abgesetzten Presbyter wieder in ihr Amt einzusetzen: 47,1–4 verweist Clemens auf den (1.) Korintherbrief und die dort 1,12 beschriebenen Parteistreitigkeiten. Eine ganze Reihe weiterer Motive bestätigt das: 37,5–38,2: Leib-Glieder-Thematik (1Kor 12,12–28; Röm 12,4 f.), 49,5: Reminiszenz an das sog. Hohelied der Liebe (1Kor 13,4–7), 24,1: Christus als der Erstling der Entschlafenen (1Kor 15,20.23), 24,4 f.: Saat-Ernte-Metaphorik im Konnex der Auferstehungsvorstellung (1Kor 15,36). Insgesamt sind allein diese Parallelen so auffallend, dass Clemens 1Kor »direkt vor sich«25 gehabt haben dürfte.26

Clemens könnte auch noch eine Reihe anderer Paulusbriefe gekannt haben. Für 2Kor, Gal, Eph, Phil, Kol, 1.2Tim und Tit gibt es gewisse Hinweise: So erinnert das Motiv des Schauens Gottes in einem Spiegel 36,2 an 2Kor 3,18; die vor Augen gemalten Leiden Christi 2,1 finden sich auch Gal 3,1; die geöffneten Augen für die Erkenntnis von Gottes liebendem Handeln 59,3 haben eine nahe Parallele in Eph 1,18, um nur einige zu nennen.

Auffällig ist auch die Kenntnis von Hebr 1,3; 4,14 u. ö. in 36,1–5 (Jesus als Hoherpriester und Abglanz der Majestät Gottes u. a.); ge­legentlich finden wir auch andere Übereinstimmungen (1,3; vgl. Hebr 13,7 u. ö.; 17,1, vgl. Hebr 11,37). Dazu kommen 22 hapax legomena des Hebr, die sich auch 1Clem finden.27 Eine gemeinsame Tradition liegt auf jeden Fall vor,28 wenn man nicht mehr annehmen will.29 Ähnliche Berührungspunkte gibt es auch mit 1Petr (z. B. ἀγαθοποιΐα 2,2; vgl. 1Petr 4,19) und mit Jak (z. B. Abraham als Freund Gottes 10,1 f.; vgl. Jak 2,23).30 Die judenchristliche paräne­tische Tradition liegt allen diesen Schriften zugrunde.

2.4 Zweiter Clemensbrief

Einen besonderen Stellenwert nehmen in der gegen 150 n. Chr. entstandenen Mahnschrift die Verweise auf die neutestamentliche Tradition ein.31 Die sieben Zitate mit engen Parallelen in der Je­sus­tradition (2,4; 3,2; 4,2; 6,1.2; 9,11; 13,4) werden (mit der kontextbedingten Ausnahme von 6,2) stets mit Zitationsformeln eingeleitet, außer 9,11 (εἶπεν) stets mit λέγει. Die Rede von der γραφή (2,4) verweist auf eine schriftliche Vorlage, eventuell das 8,5 zitierte apokryphe Evangelium.

2,4 ist wörtlich ident mit Mk 2,17. Da aber Mk sonst nirgends sicher als Vorlage vorauszusetzen ist, wird man vorsichtig sein müssen. Zu Lk 5,32 bestehen größere Differenzen als zu Mt 9,13. Als schriftliche Vorlagen (vgl. γραφή) kommen Mt32, das 8,5 zitierte apokryphe Evangelium oder eine Zitatenkollektion33 infrage. Für die Abhängigkeit von Mt spricht die Kombination mit dem Motiv der Barmherzigkeit (1,7; 3,1; Mt 9,13).

Das Logion vom Bekenntnis zu Jesus zitiert 3,2, wobei die größte Nähe zu Mt 10,32 (par Lk 12,8) besteht. Gleiches gilt für das Logion vom Herr-Herr-Sagen 4,2 (Mt 7,21par Lk 6,46). Mit Lk 16,13 näher verwandt (als Mt 6,24) ist 6,1, das Logion vom Dienst zweier Herren. Fast wörtlich mit Mt 16,26 ident ist 6,2, das Wort vom Verlieren der Seele. 9,11 (die familia dei) setzt Mk 3,35par Mt 12,50; Lk 8,21 voraus. Strukturell besteht die größte Nähe zu Lk, inhaltlich zu Mt. Schließlich zeigt das Zitat 13,4 von der Feindesliebe eine (freilich nur bedingte) Nähe zu Lk 6,27.32 und Mt 5,44.46. Bei all diesen Zitaten ist die Nähe jeweils unverkennbar, die Differenzen sind aber so groß, dass eine freie Wiedergabe ebenso möglich ist wie der Bezug auf die mündliche Tradition, eine Zitatenkollektion oder ein apokryphes Evangelium.

Wie sehr eine Grenze zwischen der neutestamentlichen und außerneutestamentlichen Jesustradition noch fehlt, zeigt das Lo­gion 4,5 (vgl. Mt 7,23par Lk 13,27; Joh 13,2334), die Ausgestaltung von Lk 10,3par Mt 10,16 zu einer Chrie in 5,2–4 und insbesondere das Zitat aus einem unbekannten Evangelium 8,5 (mit Parallele in Lk 16,10 f.) sowie das aus der apokryphen Tradition 12,2 (Parallelen: EvThom 22; EvÄg bei Clem Al Strom III 92,2).

Erwähnenswert sind ebenso die Parallelen zur sonstigen neutes­tamentlichen Literatur. Einige Motive: Schöpfung aus dem Nichts (1,8; vgl. Röm 4,17); das christliche Leben als Wettkampf (7,1; vgl. 1Kor 9,24 f.; Hebr 12,1); die Gemeinde als Tempel Gottes (9,3; vgl. 1Kor 3,16) bzw. als Braut/Frau Christi (14,2; vgl. Eph 5,22–33 u. ö.).

Die Intention der Zitate und Anspielungen ist (mit Ausnahme der christologischen Ausrichtung von 2,4) stets eine paränetische, entsprechend der Grundausrichtung der Predigt als Bußrede.

2.5 Ignatiusbriefe

Ein umfangreiches und theologisch höchst wichtiges Œuvre hat der Bischof von Antiochien, Ignatius, hinterlassen. Auf dem Weg zum Martyrium in Rom verfasste er (nach der mittleren Rezension) sieben Briefe an kleinasiatische Gemeinden bzw. an die Gemeinde in Rom und an Bischof Polykarp von Smyrna.35 Da nicht anzunehmen ist, dass er auf dieser Reise neutestamentliche Schriften mit sich führen konnte, sind die mannigfachen Bezugnahmen auf diese mit großer Wahrscheinlichkeit aus dem Gedächtnis erfolgt.

Bei den Synoptikern ist die Kenntnis von Mk nicht nachzuweisen. Auch eine Kenntnis des Lk ist eher unwahrscheinlich. Die zwei nächstliegenden Parallelen stammen aus Q (Ign Eph 11,1; vgl. Mt 3,7par Lk 3,7: der zukünftige Zorn; Ign Eph 14,2; vgl. Mt 12,33par Lk 6,44: Erkennen eines Baumes an seiner Frucht). Im ers­ten Fall sind der matthäische und lukanische Text ident, im zweiten liegt Mt näher. Abhängigkeit von Q (oder der mündlichen Tradition) ist bei dem Bekanntheitsgrad ebenso gut möglich wie die von Mt. Zu Letzterem gibt es freilich weitere Parallelen. Die matthäische Redaktion greift Ign Sm 1,1 auf (Mt 3,15): Das Syntagma »alle Gerechtigkeit erfüllen« ist vokabelmäßig ident. Offen ist nur, ob es direkt von Mt stammt oder indirekt.36 Da Mt in Antiochien bekannt gewesen sein dürfte, ist eine direkte Kenntnis die wahrscheinlichere Lösung. Auch einige weitere Stellen lassen eine Kenntnis des Mt als möglich bzw. sogar wahrscheinlich erscheinen (bes. Ign Sm 6,1 vgl. Mt 19,12; Ign Pol 2,2 vgl. Mt 10,16).

Der stärkste Beleg für eine mögliche Kenntnis des Johannesevangeliums (3,8) liegt Ign Philad 7,1 vor: Beide Male finden wir die Termini εἰδέναι und πνεῦμα in Kombination mit der Wendung πόθεν ἔρχεται καὶ ποῦ ὑπάγει. Eine Nähe zu Joh 4,10; 7,38 hat auch Ign Röm 7,2 mit dem Motiv des ὕδωρ ζῶν.37 Eine Vertrautheit mit spezifisch johanneischer Diktion ist jedenfalls erkennbar.

Praktisch sichere Kenntnis hat Ignatius von einigen Paulusbriefen.38 Am sichersten trifft diese Annahme für 1Kor zu. Im Detail: Ign Eph 18,1 bezeichnet das Kreuz als σκάνδαλον für die Ungläubigen, als σωτηρία und ζωὴ αἰώνιος jedoch für die Glaubenden (vgl. 1Kor 1,18–25). Ign Eph 16,1 betont, die Häuserverwüster würden das Reich Gottes nicht erben (vgl. 1Kor 6,9 f.; 15,50). Die terminologische und sachliche Nähe ist frappant. Das gilt auch für Ign Magn 10,2 (vgl. 1Kor 5,7 f). Wenig Zweifel39 besteht im Gedächtniszitat von 1Kor 4,4 in Ign Röm 5,1, und Gleiches gilt auch für die überaus auffällige Parallelität in der Beschreibung seiner Person Ign Röm 9,2 mit der des Paulus 1Kor 15,8–10.

Kein Zweifel besteht für die Kenntnis von Eph. Ign Eph inscr ist terminologisch und sachlich eine Analogie zu Eph 1,3–14. Die Liebe zur Ehefrau in Parallele zur Liebe zur Kirche verbindet Ign Pol 5,1 eng mit Eph 5,25. Mehrere terminologische Übereinstimmungen verbinden Ign Eph 14,1; 20,1; Magn 8,1 mit 1Tim 1,3–5, so dass auch hier eine Kenntnis mit hoher Wahrscheinlichkeit vorauszusetzen ist. Enge Beziehungen bestehen auch zwischen Ign Sm 10,2 und 2Tim 1,16 und zwischen Ign Pol 6,2 und 2Tim 2,3.

Eine Kenntnis der genannten Briefe (1Kor, Eph, 1Tim, 2Tim) wird auch von der Bemerkung Ign Eph 12,2 unterstützt, wonach Paulus in jedem seiner Briefe der Epheser gedenke. Das trifft nur für diese vier Briefe zu. Bei anderen Paulusbriefen (besonders Röm, 2Kor, Gal, Phil) ist eine Kenntnis durch Ignatius immerhin möglich.40

2.6 Polykarpbrief

Eine umfassende Kenntnis neutestamentlicher Schriften zeigt der ca. 135 n. Ch. entstandene Polykarpbrief,41 allerdings weniger in förmlichen Zitaten als in der Verwendung einer neutestamentlich geprägten Sprache, hauptsächlich paulinischer Herkunft.42

Bei den Synoptikern ist die Evidenz für Mt besser als die für Lk (und Mk): Die Motive Verurteilung, Vergebung, Barmherzigkeit und Vergeltung in 2,3a finden sich auch Mt 7,1.2a; 6,14; 5,7; 7,2b (par Lk 6,37 f., ohne das Motiv der Barmherzigkeit). Die Reihenfolge der Motive ist ident mit 1Clem 13,2, Abhängigkeit von 1Clem43 oder eine gemeinsame Tradition mit 1Clem44 ist somit am ehesten an­zunehmen, allerdings auf der Basis von Mt. Matthäische Redaktion zeigt 2,3b: die Seligpreisung der um der Gerechtigkeit willen Verfolgten (Mt 5,10). Matthäische Präferenz gegenüber Lk liegt auch 7,2 vor: Die Aussage, der Geist sei willig, das Fleisch aber schwach, findet sich nur Mk 14,38par Mt 26,41. Die wörtliche Identität kann auf Abhängigkeit von Mt45 deuten, die sprichwortartige Wendung könnte aber auch der Tradition46 entstammen. Schließlich wird das Gebet (u. a.) für Verfolger 12,3 mit dem Motiv der Vollkommenheit begründet wie Mt 5,43–48. Insgesamt ist eine direkte Bekanntschaft mit Mt wahrscheinlich, zumindest aber eine indirekte.

Beim Johannesevangelium ist diese Möglichkeit eher eine besser begründete. Polyk 5,2 spricht von der Auferweckung der Toten durch Jesus, wozu es nur johanneische Parallelen gibt: 5,21; 6,39.40. 44.54. Die Evidenz von 1Joh (und vielleicht auch 2Joh) ist noch höher. 7,1: »Wer Jesus Christus nicht als im Fleisch gekommenen bekennt, ist der Antichrist«, ist terminologisch sehr nah an 1Joh 4,2 f.; 2Joh 7, zumal sich auch die Wendung »aus dem Teufel sein« 1Joh 3,8; Joh 8,44 findet. Eine direkte Beeinflussung von 1Joh (bzw. auch 2Joh) ist sehr wahrscheinlich.

Eng mit Apg 2,24 berührt sich der Hinweis 1,2, Gott habe Jesus Christus von den Toten auferweckt und die Fesseln des Hades ge­löst. Wegen der Differenzen dürfte es sich aber nur um eine Reminiszenz handeln.

Eine besondere Nähe hat Polykarp zur paulinischen und deuteropaulinischen Literatur. 6,2 hat das Stehen aller vor dem Richterstuhl Christi eine terminologisch sehr enge Parallele in Röm 14,10.12 (etwas weiter entfernt 2Kor 5,10)47. Eine Abhängigkeit von Röm ist sehr wahrscheinlich. Praktisch sicher ist der Gebrauch von 1Kor. Polyk 5,3 tauchen drei der 1Kor 6,9 f. genannten Laster in derselben Reihenfolge auf, dazu der Hinweis auf das Erben der Gottesherrschaft. Über die Abhängigkeit besteht hier große Übereinstimmung.48 Gleiches gilt für 11,2: Die Aussage, die Heiligen würden die Welt richten, wie Paulus lehre, ist ein sicherer Hinweis auf 1Kor 6,2, zumal auch nescimus das paulinische οὐκ οἴδατε direkt aufnimmt. Zumindest wahrscheinlich ist auch, dass 3,2 f. mit der Nennung der Trias Glaube-Hoffnung-Liebe und der Hervorhebung der Letzteren an 1Kor 13,13 anknüpft. Als sicher anzunehmen ist auch die Benützung des Epheserbriefes. Polyk 12,1 setzt Eph 4,26 voraus. Aufgrund der Einleitungsformel und der großen terminologischen Übereinstimmung ist der Zitatcharakter unstrittig. Nicht ein förmliches Zitat, aber paulinische Tradition mit besonderem Be­zug zu Eph 2,5.8 f. liegt 1,3 vor (Rettung aus Gnade, nicht aus Werken). Eine recht hohe Wahrscheinlichkeit der Benutzung liegt noch bei 1Tim und bei 1Petr vor49 (vgl. 4,1 mit 1Tim 6,7.10 und 1,3 mit 1Petr 1,8.12 u. a). Einigermaßen deutlich ist auch die Bekanntschaft von 2Tim (5,2; vgl. 2 Tim 2,11 f; 9,2 u. a.), weniger deutlich ist sie bei Phil (9,2; vgl. Phil 2,16) und bei 2Thess (11,3; vgl. 2Thess 1,4 u. ö.), bei den restlichen Paulusbriefen ist eine Bekanntschaft nicht auszumachen. Möglich ist schließlich auch die Kenntnis von Hebr, die Evidenz ist aber gering (6,3; vgl. Hebr 12,28). Insgesamt ist die Kenntnis neutestamentlicher Schriften bei Polykarp als beachtlich einzustufen, auch wenn im Detail verständlicherweise Abweichungen bestehen.50

2.7 Martyrium des Polykarp

Das Martyrium des Bischofs von Smyrna, Polykarp, erfolgte nach der »mehrheitlich anerkannten Frühdatierung«51 ca. 155/156 n. Chr. Innerhalb eines Jahres (18,3) entstand mit dem MartPol der erste als selbstständige Schrift überlieferte Martyriumsbericht. Er knüpft unmittelbar an die neutestamentliche Darstellung der Passion Jesu an, wie allgemeine Hinweise und spezielle inhaltliche Parallelen zeigen.52

Zu Ersteren: 1,1 wird das Martyrium des Polykarp als κατὰ τὸ εὐαγγέλιον μαρτύριον beschrieben, ähnlich 19,1. Mart Pol 4 wird mit dem Hinweis auf das Evangelium das freiwillige Streben nach dem Martyrium getadelt. Direkten Bezug auf die Passion Jesu hat 1,2 mit dem Hinweis, Polykarp erwarte seine Passion ὡς καὶ ὁ κύριος. Dementsprechend wird er 6,2 als Χριστοῦ κοινωνός be­zeichnet. Sein Martyrium vollzieht sich also insgesamt in Analogie zu dem Jesu.53

Dazu kommen spezielle inhaltliche Berührungen: 6,2 zieht zwischen den Dienern, die Polykarp verraten, und Judas eine explizite Parallele, ebenso zwischen dem Polizeioffizier Herodes und Herodes Antipas (Lk 23,6–12). Daneben gibt es eine Fülle anderer Parallelen, z. B.: Suche nach Polykarp bzw. Jesus (3,2; 6,1); Einzug in die Stadt auf einem Esel (8,1); Gebet vor der Gefangennahme (5,2); Verhaftung wie bei einem Verbrecher (7,1); Tötungswunsch des Pöbels (12,2); anfängliches Schweigen beim Verhör (8,2); Gespräch mit dem Statthalter (9,2–12,1). Die Übereinstimmungen in Terminologie und Inhalt sind frappant und offensichtlich beabsichtigt.

2.8 Papias von Hierapolis

Man kann mit Recht annehmen, dass in den ca. 110 n. Chr. verfass­ten54 λογίων κυριακῶν ἐξηγήσεως συγγράμματα πέντε des Bischofs von Hierapolis, Papias, auch Texte aus den später kanonischen Evangelien (bzw. neutestamentlichen Schriften überhaupt) vorhanden waren. In den erhaltenen Fragmenten55 finden sich allerdings keine förmlichen Zitate, wohl aber werden von den verschiedenen Tradenten Aussagen des Papias über neutestamentliche Schriften bzw. in ihnen vorkommende Personen mitgeteilt, so dass wir die Kenntnis mancher dieser Schriften durch Papias bezeugt haben oder sie erschließen können.

Der wichtigste Text ist Fragm 5 (Eus HE III 39,1–17). Nach 39,15 f. habe Markus als Dolmetscher des Petrus (vgl. auch Fragm 3, Eus HE II 15,1) alle Reden und Taten Jesu aufgezeichnet, an die er sich erinnerte. 39,16 zitiert Euseb Papias’ Notiz, Matthäus habe die Logien in hebräischer Sprache zusammengestellt. Anschließend (39,17) erwähnt Euseb noch, Papias habe auch 1Joh und (1) Petr benützt. Die Kenntnis von Lk und Joh durch Papias erwähnt Euseb weder hier noch sonst wo. Dass Papias sie nicht kannte (bzw. er­wähnte), ist unwahrscheinlich: Man denke nur an den Hinweis auf die von Jesus Auferweckten (Fragm 10). Nach Fragm 7 könnte Papias 2 und 3 Joh gekannt haben. Papias dürfte nicht zuletzt Apk gekannt haben, wie seine mehrfach geäußerten chiliastischen Anschauungen nahezulegen scheinen (Fragm 5 und 7).

2.9 Quadratus

In dem nur einige Zeilen langen Fragment aus der vermutlich 125/ 126 n. Chr. Kaiser Hadrian in Athen übergebenen Apologie berichtet Quadratus, einige der vom irdischen Jesus Geheilten und Auferweckten hätten bis in seine eigene Zeit hinein gelebt (Eus HE IV 3,2).56 Das gilt ihm als Beweis für die andauernde Wirklichkeit der Macht des Erlösers. Man könnte eine Kenntnis aller vier Evangelien annehmen, allerdings muss dieses Urteil wegen der bruchstück­haften Textevidenz unsicher bleiben.

2.10 Der Diognetbrief

Der in den letzten Jahrzehnten des 2. Jh.s entstandene sog. Diognetbrief ist das jüngste, traditionell zu den Apostolischen Vätern gerechnete Dokument.57 Eine umfassende Kenntnis neutestamentlicher Schriften ist schon aufgrund der Entstehungszeit an­zunehmen. Ein direktes Zitat findet sich freilich nur 12,5, dazu kommen wörtlich idente Syntagmen (2,1; 5,8; 6,3; 9,1; 10,2; 11,1) sowie sachliche Übereinstimmungen mit mehr (4,5; 5,12–16; 9,2) oder weniger (6,6; 8,5; 12,6) wörtlicher Übereinstimmung.

Im Detail58: Evangelien: 6,6 setzt das Logion von der Feindesliebe voraus, wobei zu Lk 6,27 eine größere Nähe59 besteht als zu Mt 5,44. Deutlich ist auch die Evidenz von Joh: 9,1 bietet wörtlich Joh 3,5. 6,3 nimmt ebenso wörtlich Joh 17,11.14.16 auf. Eine sachliche Parallele mit nur teilweiser wörtlicher Übereinstimmung finden wir 8,5 und Joh 1,18.

Stark ist die paulinische Literatur vertreten. Von den unumstrittenen Briefen sind die vier Hauptbriefe vertreten: 9,2 hat eine sachliche Nähe zu Röm 8,32 mit größerer Übereinstimmung im Wortbestand. Öfters vertreten ist 1Kor: 12,5 bietet als einziges wörtliches Zitat 1Kor 8,1: ἡ γνῶσις φυσιοῖ, ἡ δὲ ἀγάπη οἰκοδομεῖ. Der Kontext des Paulus ist freilich nicht aufgenommen. 12,6 spielt der Verfasser mit dem Thema der richtigen Erkenntnis auf 1Kor 8,2 an. 5,15.13 setzt in der Beschreibung des Verhaltens bei Verfolgungen 1Kor 4,12 und 2Kor 6,10 voraus. Auffällig ist auch die Gegenüberstellung von ἐν σαρκί und οὐ κατὰ σάρκα 5,8 und 2Kor 10,3. Diogn 4,5 dürfte Gal 4,10 vorausgesetzt sein. An die Deuteropau­linen gibt es ebenfalls einige deutliche Anspielungen: 2,1 nimmt Eph 2,15; 4,24 auf, ebenso 11,1 1Tim 2,7. In 9,1 ist sehr klar Tit 3,3 f. vorausgesetzt. Von der übrigen neutestamentlichen Literatur werden (wie auch sonst häufig) 1Petr und 1Joh aufgenommen. 9,2 greift 1Petr 3,18 auf, ebenso 10,2 1Joh 4,9.

2.11 Der Hirt des Hermas

Der in der 1. Hälfte des 2. Jh.s verfasste Hirt des Hermas60 muss aufgrund der Entstehungszeit einzelne neutestamentliche Texte ge­kannt haben, der Verfasser zitiert sie aber nicht.61 Der Grund dürfte im weithin apokalyptischen Charakter der Schrift zu suchen sein, die nicht auf Tradition, sondern auf eigene Offenbarungen setzt. Bei etlichen neutestamentlichen Schriften ist ein literarischer Einfluss zumindest gut möglich, dazu gehören vor allem Mt, 1Kor, Eph und Jak.

Einige Beispiele mögen das illustrieren.62 Eine gewisse Nähe zu Mt 18,15–17 hat Mand IV 1,9, ebenso Sim IX 12,3 zu Joh 10. Eine wesentlich größere Nähe (wohl die größte im Hirten überhaupt) liegt zwischen Mand IV 4,1 f. und 1Kor 7,39 f. vor: Gegenüber der Wiederheirat nach dem Tod des Ehepartners wird der Verzicht höher bewertet. Eine Parallele zu Eph 4,30 finden wir Mand X 2,2 mit dem Motiv der Betrübnis des Heiligen Geistes. Mand X 1 er­innert die Annahme des Glaubens bei gleichzeitigem Verwickeltbleiben in weltliche Verhaltensmuster an Jak 2,14–26.63 »Insgesamt haben diese Berührungen stark beeindruckt, aber zum Nachweis literarischer Abhängigkeit nicht ausgereicht.«64

3. Literarische, historische


und theologische Sachfragen


Abschließend und resümierend sollen einige literarische, historische und theologische Sachfragen kurz angedeutet werden.

3.1 Literarische Fragen

Was allgemeine Fragen betrifft, ist zunächst auf die Abgrenzung der Corpora »Neues Testament« und »Apostolische Väter« zu verwei­sen. Ersteres gab es zur Zeit der Entstehung der einzelnen Schriften der Apostolischen Väter noch nicht als vollständige Sammlung. Bekannt waren (in unterschiedlicher Weise) nur einzelne Schriften bzw. Teilsammlungen (zunächst Paulusbriefe und Evangelien). Letzteres ist überhaupt erst eine neuzeitliche Zusam­menstellung (erstmals 1672 bei J. B. Cotelier) von Schriften aus dem (im Wesentlichen) 2. Jh., die die frühchristliche Tradition (wie sie sich u. a. in den neutestamentlichen Schriften niederschlug) im Sinne der werdenden Großkirche rezipierten und weitertrugen. Infolge des noch lange offenen Kanons wurden auch (später) nicht kanonisierte Texte zitiert.

Im (späteren) Neuen Testament vorliegende Gattungen wur-den auch bei den Apostolischen Vätern weiterverwendet. Was die Großgattungen betrifft, so gibt es eine Sammlung von Jesusworten (Papias) ebenso wie Briefe (1Clem, Ign, Polyk) und eine Apokalypse (Past Herm). Dazu kommen eine Kirchenordnung (Did), ein Traktat (Barn), eine Predigt (2Clem), ein Martyriumsbericht (Mart Pol) sowie Apologien (Quadr, Diogn). Allein dieser literarische Be­fund zeigt das Bemühen der Verfasser, die Tradition der Frühzeit aufzugreifen und in die neue Zeit hineinzutragen.

Beim Bezug Neues Testament – Apostolische Väter ist in literarischer Hinsicht vor allem die Frage der Zitate von Interesse. Zum einen geht es dabei um die Auswahl der Schriften, die aufgenommen wurden. Abgesehen von kleinen oder späteren Schriften (z. B. Phlm, Jud, 2Petr) wurde das gesamte Neue Testament rezipiert, freilich in ganz unterschiedlicher Intensität, ebenso wie es beim Alten Testament der Fall war. Während sich in Bezug auf Letzteres vor allem die Genesis, Jesaja und die Psalmen der größten Beliebtheit erfreuten, waren es in Bezug auf Ersteres vor allem die Evangelien und die Paulusbriefe, speziell Mt, Röm, 1Kor und Eph. Das hing gewiss mit der Länge dieser Dokumente zusammen, aber primär wohl mit der Häufigkeit der kirchlichen Benützung und dem darin zum Ausdruck kommenden hohen Repräsentationswert. Bei den Synoptikern entsteht die Frage nach der Bestimmung des jeweils verwendeten Evangeliums. Der wichtigste Aspekt ist die Feststellung der Benutzung redaktioneller Teile. Wo solche zitiert wurden, kann man auf die Benützung des jeweiligen Evangeliums schließen, Sicherheit ist im Einzelfall freilich schwer erreichbar, Hyperkritizismus scheint allerdings auch nicht angebracht.

Von größter Wichtigkeit ist die Frage nach der Differenzierung zwischen Zitaten und Anspielungen (bzw. Reminiszenzen). Förmliche Zitate können vor allem durch Einleitungswendungen (z. B. γραφή, λέγει oder εἶπεν) diagnostiziert werden. Die Frage bleibt allerdings offen, wo die Zitate herkommen: aus einem bekannten Evangelium, einer Zitatenkollektion (falls es solche wirklich gegeben hat) oder aus einem unbekannten Evangelium. Auch hier ist Sicherheit nicht erreichbar. In der Literatur differieren die Angaben je nach der hermeneutischen Grundausrichtung des Verfassers. Wichtig ist für die Differenzierung weiter die Genauigkeit der Rezeption. Wir kennen die jeweils benutzte Textform der betreffenden neutestamentlichen Schrift nicht, vom heutigen Standardtext darf aber ein Text nicht wesentlich abweichen, will man noch von einem Zitat sprechen. Ebenfalls wichtig ist die Länge. Zumindest ein prägnantes Syntagma muss vorliegen, besser ist natürlich ein Teilsatz oder ein vollständiger Satz (oder gar eine Satzfolge). Förmlich Zitate liegen nur ganz selten vor (bzw. sind nur mit großer Zurückhaltung auszumachen). In der Regel haben die Verfasser der Apostolischen Väter an neutestamentliche Texte nur angespielt. Zitatgenauigkeit ist bei ihnen (wie auch sonst zumeist in der antiken Literatur) ohnehin nicht Ziel. Auch ist die jeweils zur Verfügung stehende Textfassung zu berücksichtigen und insbesondere die oft gegebene Notwendigkeit, aus dem Gedächtnis zu zitieren (ein besonders markantes Beispiel dafür ist Ign).

3.2 Historische Fragen

Für die Rekonstruktion der frühchristlichen Gemeinden vom Ende des 1. bis zum Ende des 2. Jh.s sind die Apostolischen Väter aufgrund ihres allgemeinen Inhalts wie ihres Schriftgebrauches von höchstem Interesse. Auch wenn die in ihnen vorkommenden vielfältigen Aussagen insgesamt nur fragmentarisch sind, zeigen sie doch auch darin die Vielfalt des gemeindlichen Lebens. Wir haben in ihnen lebendige Gemeinden vor uns, die sich (auf der Basis des tradierten Glaubensgutes) in einer fremden und oft feindlichen Welt zurechtfinden mussten. Wir bekommen Einblick in ihr liturgisches Leben, in ihre ökonomischen, sozialen und rechtliche Probleme. Was die Zitate und Anspielungen betrifft, so dienten sie – historisch gesehen – der Lebensbewältigung der Einzelnen wie der Gemeinschaft, indem sie die Basis der Argumentation bildeten. Sie waren nicht einfach nur Ausschmückung des Vorgetragenen, sondern bildeten die Grundlage der gesamten christlichen Existenz. Wer z. B. aus dem Gedächtnis zitiert, zeigt damit, dass er das Zitierte internalisiert hat und es so die Basis des Lebens ist. Das gilt nicht nur für den Vollzug des christlichen Lebens, sondern – als Grundlage dazu – erst recht für die theologische Bewältigung des Lebens.

3.3 Theologische Fragen

In theologischer Hinsicht sind die Schriften der Apostolischen Väter in je spezifischer Weise von nicht zu überschätzender Bedeutung. Sie bilden einen außerordentlich wichtigen Teil der Literatur der werdenden Großkirche. Der Einsatz für die großkirchliche, orthodoxe Ausprägung des Christentums ist generell für sie charakteristisch. Dazu gehört auch die Rezeption der frühchristlichen Tradition bzw. Schriften und noch wichtiger: deren implizite oder explizite Interpretation. Sie führten so die Aufgabe der spätneutes­tamentlichen Schriften fort, besonders der deuteropaulinischen und katholischen Briefe, in denen sich der Kampf um das rechte Verständnis und die rechte Weiterentwicklung der Botschaft der Anfänge spiegelt. Das geschah in der Regel nicht so explizit wie z. B. in den Ignatiusbriefen, war aber implizit stets mit im Blick.

Wie wenig man in dieser Zeit aber auch bei den Apostolischen Vätern zu einer weitgehenden Klärung der theologischen Position der werdenden Großkirche gekommen ist, zeigt die noch offene Kanonfrage. Die Trennung von orthodox und heterodox war zwar implizit seit den christlichen Anfängen gesetzt, wurde aber explizit erst langsam realisiert. In der Frage der Rezeption der früh­-christlichen Literatur zeigt sich das insofern, als nicht nur später kanonische Literatur rezipiert wurde, sondern auch apokryphe.

Was die Themen der Zitate betrifft, haben wir eine große Breite vor uns. Die Zitate, Anspielungen und Reminiszenzen betreffen alle wichtigen dogmatischen Themenbereiche von der Gotteslehre über die Christologie und Pneumatologie bis hin zur Ekklesiologie und Ethik. Die Zitate sind dabei beides: Beleg für die vorgetragene theologische Position und gleichzeitig Voraussetzung zur Entwick­lung derselben. Sie haben eine illustrative und erst recht eine kausale Funktion.

Summary


The knowledge of particular texts, which later formed the New Testament, can be presupposed for all Apostolic Fathers. All groups of textsorts, from the gospels to the Apocalypse, are represented. But there are substantial differences in the Apostolic Fathers: some contain explicit quotations of not less than one sentence or at least a longer syntagma; some contain (intentional) allusions and some only an (unintentional) reminiscence.

At the time of the Apostolic Fathers, the New Testament was just in the state of coming into existence. The tradition of the gospels was in progress. Therefore, it is difficult – in most cases – to decide, whether there is a direct literary connection with a New Testament scripture, or with a collection of quotations or with an oral tradition. Wherever we come across redactional parts of a gospel, we can assume that the author was familiar with it.

Occasionally, there are quotations formulas. Frequently common motifs can be recognized. Quotations from memory certainly play an important role. The particular situation is also relevant for the choice of a particular New Testament scripture or part of it. All in all, there is a remarkable number of quotations and allusions. The scriptures, which later became the New Testament, are broadly adapted. This gives us a good impression of the process of canon­-i­zation during the 2nd century.

Fussnoten:

1) Vgl. insbesondere die »Schriften des Urchristentums«, den »Kommentar zu den Apostolischen Vätern«, »Hermeneia« oder die Einzelkommentare in den »Sources Chrétiennes«. Zum vorliegenden Thema vgl. auch die Literaturangaben bei C. Kannengiesser, Handbook of Patristic Exegesis. The Bible in Ancient Christianity, I, Leiden u. a. 2004, 404–426. Besonders hervorzuheben ist weiter: A. F. Gregory/C. M. Tuckett (Hrsg.), The Reception of the New Testament in the Apostolic Fathers, Oxford 2005. Es handelt sich dabei um die Jubiläumspublikation aus Anlass der Hundertjahrfeier von: A Committee of the Oxford So­ciety of Historical Theology (Hrsg.), The New Testament in the Apostolic Fathers, Oxford 1905. Aufs Ganze gesehen sind die Urteile bezüglich einer direkten Abhängigkeit zurückhaltender als 1905.
2) Vgl. H. R. Drobner, Lehrbuch der Patrologie, Freiburg u. a. 1994, 37 f.
3) Vgl. im Detail W. Pratscher, Das Corpus der Apostolischen Väter, in: Ders. (Hrsg.), Die Apostolischen Väter. Eine Einleitung, UTB 3272, Göttingen 2009, 12–14.
4) So die traditionelle, nicht zeitlich oder sachlich motivierte Anordnung in der im deutschen Sprachraum üblichen Edition und Übersetzung von A. Lindemann/H. Paulsen, Die Apostolischen Väter, Tübingen 1992; ebenso Pratscher (Hrsg.), Väter. Denselben Umfang, allerdings in anderer Anordnung, bietet die wichtigste neuere englischsprachige Einleitung von P. Foster (Hrsg.), The Writings of the Apostolic Fathers, London u. a. 2007. Vgl. den Überblick bei Pratscher, Corpus, in: Ders. (Hrsg.), Väter, 12–14.
5) A. F. Gregory/C. M. Tuckett, Reflections on Method: What constitutes the Use of the Writings that later formed the New Testament in the Apostolic Fathers, in: Dies. (Hrsg.), Reception, 64.
6) Die Differenz zwischen »Anspielung« und »Reminiszenz« liegt m. E. primär im Grad der Bewusstheit, sekundär im Grad der Übereinstimmung.
7) A. Lindemann, Paulus im ältesten Christentum, BHTh 58, Tübingen 1979, 17 f.
8) É. Massaux, Influence de l’Évangile de saint Matthieu sur la littérature chrétienne avant saint Irénée, BEThL 75, Leuven 1986 (Nachdr. der Aufl. 1950), XVIII u. ö.; H. Köster, Synoptische Überlieferung bei den Apostolischen Vätern, TU 65, Berlin 1957, 3 u. ö.; W.-D. Köhler, Die Rezeption des Matthäusevange­liums in der Zeit vor Irenäus, WUNT 2.24, Tübingen 1987, 13 u. ö.
9) Oxford Committee (Hrsg.), New Testament, V.
10) Zum Ganzen vgl. C. M. Tuckett, The Didache and the Writings that later formed the New Testament, in: Gregory/Tuckett (Hrsg.), Reception, 83–127.
11) Der derzeit wichtigste Kommentar: K. Niederwimmer, Die Didache, KAV 1, Göttingen 21993.
12) Tuckett, Didache, 125.
13) J. A. Draper, The Jesus Tradition in the Didache, in: Ders. (Hrsg.), The Didache in Modern Research, AGJU 37, Leiden u. a. 1996, 90.
14) Köster, Überlieferung, 238, nimmt bei der sectio evangelica (im Unterschied zum sonstigen Text der Did) Kenntnis von Mt und Lk an.
15) Fast wörtlich ident: φανήσεται τὰ σημεῖα ... ἐν οὐρανῷ ... σάλπιγγος 16,6, jeweils matthäische Redaktion. Insgesamt liegt Did 16,3–5 ein »cluster of … echoes« vor, Tuckett, Didache, 117.
16) Tuckett, Didache, 110.115 f. Die Abhängigkeit wird aber zu Recht nur als indirekte, d. h. mündlich und gedächtnismäßig vermittelte gedacht, 127. Auch eine (indirekte) Kenntnis des Lk ist nicht ausgeschlossen, falls der Hinweis auf Lampen und Lenden 16,1 auf Lk 12,35 zurückgeht und dort lukanische Redaktion vorliegt (ebd., 111.126).
17) F. Prostmeier, Der Barnabasbrief, KAV 8, Göttingen 1999, 118.129.
18) Köhler, Rezeption, 113, spricht von »gut möglich«; zu Recht hält J. Carleton-Paget, The Epistle of Barnabas and the Writings that later formed the New Testament, in: Gregory/Tuckett (Hrsg.), Reflections, 233, dieses Urteil für »not unreasonable«.
19) Barn: οὐκ ἦλθεν; Mk 2,17: οὐκ ἦλθον; Mt 9,13: οὐ γὰρ ἦλθον.
20) Ausführlich zu den neutestamentlichen Bezügen vgl. D. A. Hagner, The Use of the Old and New Testament in Clement of Rome, NT.S 34, Leiden 1973, 135–350; A. F. Gregory, 1 Clement and the Writings that later formed the New Testament, in: Gregory/Tuckett (Hrsg.), Reception, 129–157.
21) Massaux, Influence, 25.
22) H. E. Lona, Der erste Clemensbrief, KAV 2, Göttingen 1998, 52.
23) Für Hagner, Use, 216, ist die Herleitung von Röm 1 die einzige Erklärungsmöglichkeit, für Lindemann, Paulus, 188 f., und Gregory, Clement, 149, immerhin die wahrscheinlichste Lösung (die Differenz in der Beurteilung liegt einzig in der stärkeren oder geringeren Zurückhaltung im Urteil).
24) Vgl. weniger signifikante Parallelen bei Hagner, Use, 217–220.
25) Lindemann, Paulus, 183.
26) Vgl. auch die Kenntnis des Indikativ-Imperativ-Verhältnisses (30,1; vgl. 1Kor 5,7; Gal 5,25 u. ö.).
27) Lona, Clemensbrief, 54.
28) A. a. O., 55.
29) Oxford Committee (Hrsg.), New Testament, 44–46.
30) Lona, Clemensbrief, 56 f.
31) Zu den Zitaten insgesamt vgl. W. Pratscher, Der zweite Clemensbrief, KAV 3, Göttingen 2007, 28–37; detailliert: A. F. Gregory/C. M. Tuckett, 2 Clement and the Writings that later formed the New Testament, in: Dies. (Hrsg.), Reception, 251–292.
32) So die häufigste Annahme, z. B. Köster, Überlieferung, 109.
33) K. Donfried, The Setting of Second Clement in Early Christianity, NT.S 38, Leiden 1974, 80.
34) Mit Joh gibt es nur noch eine weitere signifikante Berührung im Motiv der Inkarnation (9,5; 14,3 vgl. Joh 1,14 u. ö.).
35) Vgl. im Ganzen und im Detail den Kommentar von W. R. Schoedel, Ignatius of Antioch, Hermeneia, Philadelphia 1985 (dt. München 1990). Die Entstehung in trajanischer Zeit (vor 117 n. Chr.) scheint trotz aller Bedenken von Eus HE III 36 her angezeigt; zu späteren Datierungen vgl. H. Löhr, Die Briefe des Ignatius von Antiochien, in: Pratscher (Hrsg.), Väter, 109.
36) Für Letzteres Köster, Überlieferung, 59; vorsichtiger: P. Foster, The Epistles of Ignatius of Antioch and the Writings that later formed the New Testament, in: Gregory/Tuckett (Hrsg.), Reception, 176.
37) Zu weiteren Parallelen vgl. Löhr, Ignatius, 115.
38) Vgl. H. Rathke, Ignatius von Antiochien und die Paulusbriefe, TU 99, Berlin 1967, 23–66.
39) Foster, Ignatius, 166.
40) Ebd., 170.
41) Zur Annahme, Polykarp bestehe aus zwei ursprünglich selbständigen Briefen (Brief A: Kapitel 13; Brief B: Kapitel 1–12.14) vgl. J. B. Bauer, Die Polykarpbriefe, KAV 5, Göttingen 1995, 18–21 u. passim.
42) Im Detail vgl. M. W. Holmes, Polycarp’s Letter to the Philippians and the Writings that later formed the New Testament, in: Gregory/Tuckett (Hrsg.), Reception, 187–227.
43) J. B. Lightfoot, The Apostolic Fathers I, 2: St. Clement of Rome, Hildesheim u. a. 1973 (Nachdr. d. Aufl. 1890), 52.
44) Holmes, Polycarp’s Letter, 193.
45) Massaux, Influence, 170; Köster, Überlieferung, 114 f.: Mt oder Mk (beide haben denselben Text).
46) Hagner, Use, 279; Später ist Hagner zurückhaltender im Urteil: The Sayings of Jesus in the Apostolic Fathers and Justin Martyr, in: D. Wenham (Hrsg.), The Jesus Tradition Outside the Gospels, Gospel Perspectives 5, Sheffield 1985, 240.
47) So in der Gewichtung mit Oxford Committee (Hrsg.), New Testament, 91; Holmes, Polycarp’s Letter, 203; anders Lindemann, Paulus, 225 f.
48) Vgl. Holmes, Polycarp’s Letter, 205.
49) Vgl. im Detail Holmes, Polycarp’s Letter, 220–223.
50) Vgl. B. Dehandschutter, Der Polykarpbrief, in: Pratscher (Hrsg.), Väter, 137–140.
51) G. Buschmann, Das Martyrium des Polykarp, KAV 6, Göttingen 1998, 40.
52) Vgl. J. W. van Henten, Zum Einfluß jüdischer Martyrien auf die Literatur des frühen Christentums. II. Die Apostolischen Väter, ANRW II 27,1, Berlin u. a. 1993, 715 f.; umfassend: B. Dehandschutter, Martyrium Polycarpi, BEThL 52, Leuven 1979, 241–254.
53) Die Bezogenheit auf den Kyrios bzw. das Evangelium als Norm für kirchliches Handeln findet sich auch bei Hegesipp (Eus HE IV 22,4) und Polykrates von Ephesus (Eus HE V 24,6).
54) U. H. J. Körtner, Papiasfragmente, in: Pratscher (Hrsg.), Väter, 189.
55) Die neueste Edition von U. H. J. Körtner, Papiasfragmente, in: Ders./M. Leutzsch (Hrsg.), Papiasfragmente. Hirt des Hermas, SUC III, Darmstadt 1998, 1–103, bietet 22 (zum Teil unechte) Fragmente. Vgl. dazu ders., Papiasfragmente, in: Pratscher (Hrsg.), Väter, 170–191.
56) Zum Isagogischen vgl. P. Foster, The Apology of Quadratus, in: Ders. (Hrsg.), Writings, 52–62, und W. Pratscher, Quadratus, in: Ders. (Hrsg.), Väter, 192–207. Für die Datierung spricht Eusebs Angabe in der Chronik (Ad Ann. Abr. 2141).
57) Vgl. insgesamt H. E. Lona, An Diognet, KfA 8, Freiburg u. a. 2001; ders., Die Schrift »An Diognet«, in: Pratscher (Hrsg.), Väter, 208–225.
58) Vgl. die Übersicht bei Lona, Schrift, 212.
59) P. Foster, The Epistle to Diognetus, in: Ders. (Hrsg.), Writings, 148 f., betont auch zu Recht, der Anfang des Diognetbriefes erinnere an den Prolog des Lukasevangeliums.
60) D. Hellholm, Der Hirt des Hermas, in: Pratscher (Hrsg.), Väter, 250, setzt das Visionenbuch Anfang des 2. Jh.s und das Gesamtwerk Mitte bis Ende des 2. Viertels des 2. Jh.s an.
61) Ein explizites Zitat liegt nur Vis II 3,4 vor (aus der jüdischen Schrift »Eldad und Modad«). Ansonsten wird auch die jüdische Literatur nicht zitiert, von der paganen ganz zu schweigen.
62) Vgl. die ausführliche Darstellung bei J. Verheyden, The Shepherd of Hermas and the Writings that later formed the New Testament, in: Gregory/Tuckett (Hrsg.), Reception, 293–329.
63) Vgl. die Liste bei N. Brox, Der Hirt des Hermas, KAV 7, Göttingen 1991, 46 f., die durchaus erweiterungsfähig ist, vgl. das genannte Beispiel Mand X 1.
64) Brox, Hirt, 47.