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Ausgabe:

Januar/1996

Spalte:

37 f

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Crown, Alan D., Pummer, Reinhard, and Abraham Tal [Ed.]

Titel/Untertitel:

A Companion to Samaritan Studies.

Verlag:

Tübingen: Mohr 1994. X, 244 S. gr.8o. Lw. DM 158,­. ISBN 3-16-145666-1.

Rezensent:

Roland Bergmeier

Das anzuzeigende Wörterbuch für samaritanische Studien versteht sich als Begleitband zu dem grundlegenden Werk "The Samaritans", ed. A. D. Crown (1988), soll aber als Handbuch auch für sich selbst stehen. Häufig kann man von denselben Vff. eine ausgearbeitete Studie in jenem und eine allgemeiner gehaltene Kurzfassung in diesem Band lesen. 46 Fachleute verdeutlichen in ihren Artikeln und bibliographischen Angaben den aktuellen Stand der Forschung zu Fragen samaritanischer Religion und Geschichte, Sprachen und Literatur, Kunst und Volkskunde, Namen und Realien. Sie informieren auch (nicht immer vervollständigt bzw. zuverlässig) in 67 Kurzbiographien über Forscher und Persönlichkeiten, die in der Vergangenheit wesentlich die Kenntnis des Samaritanischen gefördert haben.

Hervorzuheben ist das Novum, daß samaritanische Namen und Sachwörter nicht nur in ihrer herkömmlichen Schreibweise, sondern auch in genuin samaritanischer Aussprache dargeboten werden. In Sachen "Theologie der Samaritaner" ist die Zeit der oft ungeschichtlichen Betrachtungsweise vorbei, mit der Folge freilich, daß heute noch kaum jemand in der Lage sein dürfte, Epochen samaritanischer Geschichte, Literatur und Theologie miteinander zu einem theologiegeschichtlichen Gesamtbild zu verknüpfen. B. Hall hat sich daher auf einige Aspekte samaritanischer Theologie, wie sie uns heute bekannt ist, konzentriert (233-235). Die Zeit scheint gekommen zu sein, daß mit alten Klischees und Vorurteilen aufgeräumt werden kann. Man muß lernen, zwischen Samariern ("Samarians") im Sinne von Bewohnern Samariens uns Samaritanern im religiösen Sinn sorgfältig zu unterscheiden (123, 169, 209). Samaritaner sind Israeliten, deren Erwählungszentrum nicht der Zion, sondern der Garizim ist. Allenfalls sind sie seit der Hasmonäerepoche als jüdische Sondergemeinschaft ("a Jewish sect", 123) anzusprechen. Die (nicht mehr datierbare) Trennung der religiösen Gemeinschaft ist das Ergebnis einer Geschichte der Entfremdung, nicht eines Schismas im eigentlichen Sinn (231). Diese Sicht der Dinge korrespondiert dem heutigen Kenntnisstand über die Textgeschichte des Pentateuchs, die nach samaritanischer ("proto-Samaritan", 180 ff.) Textform und samaritanischer Rezension ("sectarian changes", 181 f.) zu differenzieren ist. Gemeinsames israelitisches Glaubensgut und gemeinsame Texttraditionen müssen demgemäß von Vorstellungen, die erst im 4. Jh. n. Chr. oder noch später literarisch greifbar sind (89), sorgfältig unterschieden werden.

Den skizzierten Erkenntnisstand teilen naturgemäß nicht alle Beiträge, zumal nicht die von J. Fossum, dessen Hand alle Artikel anvertraut wurden, die es von nah oder fern mit Sektentum zu tun haben. Qumran wird hier als antipriesterliche ("opposed to the old priesthood") jüdische Sekte mit einem Taufinitiationsritus (!) eingeführt (215 f.), der gnostische Dualismus Gott vs. Demiurg sei samaritanischen bzw. jüdischen Ursprungs (104), Simon Magus repräsentiere wie Dositheus den wundertätigen "Propheten wie Mose" und habe einen jüdischen wie samaritanischen Weisheitsmythus gnostisiert. Dessen samaritanische Grundlage ist freilich historisch philologisch nicht nachweisbar.

Die redaktionelle Betreuung des Handbuchs weist Mängel auf, die in einer Besprechung genannt werden müssen. Gelegentlich ist die alphabetische Reihenfolge nicht in Ordnung (187 f., 199). Verschiedene Sachverhalte werden ohne wechselseitigen Bezug und Verweis mehrfach, z.T. natürlich auch gegenläufig behandelt. Der Artikel "History" (123-128) bespricht die gleichen samaritanischen Aufstände, die dann unter "Rebellions of Samaritans in Palestine in the Romano-Byzantine Period" (199-201) noch einmal abgehandelt werden (Pilatus ist bekanntlich als praefectus, nicht mehr als procurator zu bezeichnen). Inhalte von Jo 4 werden 5mal direkt angesprochen, 4mal immer nur deskriptiv (20, 101, 135, 137), einmal in Form gründlicher Analyse (169 f.). Die beiden Weiheinschriften aus Delos, die Samaritaner definieren als "Israeliten, die ihre Erstlingsgaben zum heiligen Garizim schicken", werden in vielfachen Zusammenhängen angesprochen, wiederum ohne daß der Leser auf diese Zusammenhänge aufmerksam gemacht würde: "Delos" (69), "Diaspora" (73), "Israelites and Samritans" (135), "Synagogue" (221 f.), "Temple" (230). Gleichzeitig stellt man bei dieser Gelegenheit fest, daß über Opfer, Gottesdienst u.ä. nicht eigens informiert wird. Bei Passah und dgl. muß man wissen, daß man unter "Feasts and Festivals" (91-94) nachschlagen muß.