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Ausgabe:

Oktober/2011

Spalte:

1023-1024

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Powell, Barry B.

Titel/Untertitel:

Einführung in die klassische Mythologie. Übers. u. bearb. v. B. Reitz unter Mitarbeit v. A. Behrendt.

Verlag:

Stuttgart-Weimar: Metzler 2009. IX, 236 S. m. Abb. u. Ktn. gr.8°. Kart. EUR 24,95. ISBN 978-3-476-02324-7.

Rezensent:

Ilinca Tanaseanu-Döbler

Der Band von Barry B. Powell setzt sich zum Ziel, einen Zugang zur klassischen Mythologie zu schaffen und »Schülern, Studenten und dem interessierten Leser« (Einleitung) den Ursprung und die Semantik des Begriffes »Mythos«, seine Inhalte, den historischen Kontext sowie literaturhistorische Aspekte des Themas nahezubringen. Die deutsche Übersetzung ist gegenüber der englischen Originalfassung an ein deutsches Publikum hinsichtlich der Übersetzungen antiker Texte und der weiterführenden Literaturvorschläge angepasst worden.
Drei Fragestellungen gliedern das Buch. Zum einen geht P. der »Definition und Theorie des Mythos« nach, sodann seiner »Entstehung«, um dann ausgewählte »Themen des Mythos« aufzugreifen. Ein Anhang mit Darstellungen des griechisch-römischen Pantheons, mythologischen Stammbäumen, Karten und einer Auswahlbibliographie rundet den Band ab.
Im ersten Teil beleuchtet P. die Ursprünge des Begriffes und skizziert seine Geschichte und Interpretationsgeschichte von der Antike bis zu den modernen theoretischen Ansätzen. Der Bogen ist weit gespannt, aber die wichtigsten Ansätze werden deutlich benannt und dargestellt. Die gewählte Darstellungsmethode der modernen Mythenforschung als Teil einer polyphonen Tradition der Auseinandersetzung mit und Auslegung von Mythen, die von der Antike selbst bis in die Gegenwart reicht, hat den unschätzbaren Vorteil, dass die Kontinuität zwischen den verschiedenen Epochen europäischer Geistesgeschichte hervorgehoben wird. Im zweiten Hauptabschnitt, der sich zum Teil mit dem ersten überlappt, liegt der Fokus auf der Entstehung der Mythen und ihrem sozialhistorischen Kontext. Der dritte Abschnitt ist der umfassendste; er behandelt ausgewählte Themen des Mythos und Relationen zu weiteren Teilbereichen seiner Umwelt und Kultur (z. B. zur Religion oder Kunst) an ausgewählten Beispielen. Die zahlreichen Quellenzitate lassen die Antike selbst ausgiebig zu Wort kommen und geben dem Leser auch einen Eindruck von der Verschiedenheit der Textgattungen bzw. von der Eigenart orientalischer, griechischer und lateinischer Texte und Mythen. Der gewählte Zugang bietet zwar nicht eine erschöpfende Darstellung der griechisch-römischen Mythologie, aber doch Informationen über viele wichtige Mythen und einen ersten Einblick in mögliche Forschungsfragen und Zusammenhänge. Die Karten und Skizzen im Anhang dürften ebenfalls für eine erste Orientierung hilfreich sein.
Insgesamt lässt sich festhalten, dass mit der Powell-Übersetzung eine brauchbare Einführung in die klassische Mythologie deutschen Schülern und Studenten erschlossen wird. Erstere dürften den Band mit dem meisten Gewinn lesen, da das Format (Verzicht auf Anmerkungen, Angabe einer knappen Auswahlbibliographie mit weiterführender Literatur nach jedem Kapitel und am Schluss des Bandes) für Studierende im Einzelnen enttäuschend sein dürfte. Aber auch diese können ihm einige interessante Fragen entnehmen.