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Ausgabe:

Juli/August/2011

Spalte:

830-831

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Schumacher, Thomas

Titel/Untertitel:

Bischof – Presbyter – Diakon. Geschichte und Theologie des Amtes im Überblick.

Verlag:

München: Pneuma 2010. 223 S. 8°. Kart. EUR 19,95. ISBN 978-3-942013-01-7.

Rezensent:

Sabine Hermisson

Der Band stellt einen Überblick über das Amt in der römisch-katholischen Kirche dar, der sich an theologisch interessierte Laien richtet. Thomas Schumacher, auf den die Veröffentlichung selbst keinen Hinweis enthält, ist Vorstand eines außeruniversitären »In­stituts zu Förderung der Glaubenslehre« mit Sitz in München. Von ihm, der 1997 mit einer Untersuchung zur Trinität an der Hochschule für Philosophie S. J. in München promovierte, liegen bereits mehrere Darstellungen zu katholischen Grundthemen wie der Eucharistie, der Liturgie und der christlichen Existenz vor.
Ziel der jüngsten Veröffentlichung ist es, theologischen Laien ein Verständnis des Amtes in der römisch-katholischen Kirche zu vermitteln. Der Vf. positioniert sich selbst im Mainstream rö­misch-katholischer Amtstheologie. Er grenzt sich nach zwei Seiten hin ab: nach »links« gegen ein Amtsverständnis, das dessen Funktionalität betont und damit, so die Überzeugung des Vf.s, seine Tiefendimension verfehlt, und nach »rechts« gegen eine Auffassung des Amtes, die sich durch traditionalistisches Festhalten an vorkonziliaren kultischen Kategorien auszeichnet. Die Darstellung ist durch die vom Vf. konstatierte »Krise des Amtes« (10) motiviert. Diese sieht er allerdings weniger im »sog. Priestermangel« (9) gegeben als vielmehr in den von ihm beschriebenen theologischen Fehlkonzeptionen des Amtes.
Programmatischer Charakter kommt der Titelformulierung zu. Anstelle des Terminus »Priester« verwendet der Vf. bereits im Titel und durchgängig in der gesamten Darstellung den Ausdruck »Presbyter«. Er greift damit den Begriff auf, den das II. Vatikanische Konzil einführte, um die einseitige kultisch-sakramentale Engführung des Amtes aufzubrechen. Diese Korrektur des kultischen Amtsverständnisses beschreibt der Vf. als einen Transformationsprozess, der durch das Konzil induziert wurde, der aber immer noch nicht abgeschlossen ist.
Der Band bietet in einem ersten Teil einen Überblick über Phänomene und Theologie des Amtes in historischer Perspektive. Dieser theologiegeschichtliche Überblick nimmt seinen Ausgang bei den Wurzeln des Amtes im 1. Jh. und reicht über das Amtsverständnis von Reformation und Tridentinum bis zu den Erneu­-erungen des II. Vatikanischen Konzils sowie den Ansätzen von Theologen wie Karl Rahner und Joseph Ratzinger, aber auch Ed­ward Schillebeeckx oder Leonardo Boff.
Der zweite Teil des Bandes legt eine Theologie des Amtes vor. Er fokussiert auf den oikonomisch-eschatologischen Kontext des Amtes, auf seine christologische, pneumatologische und ekklesiologische Begründung sowie auf sein spezifisches Profil. Dieses umfasst die Verhältnisbestimmung von Volk Gottes und ministerialem Amt, von dem einen Amt und den vielen Dienern sowie die Spannung zwischen Person und Amt.
Im Vergleich zu sonstigen Darstellungen des Amtes in der römisch-katholischen Kirche bietet der vorliegende Band wenig Neues oder gar Originelles. Das ist freilich auch nicht sein Ziel. Über die deutliche Abgrenzung gegen ein kultisches Amtsverständnis hinaus sind eigene Positionen des Vf.s wenig erkennbar. Dies liegt nicht nur an der auf breiten Konsens zielenden Darstellung, sondern auch am sprachlichen Stil des Vf.s. Gerade da, wo kontroverse Themen wie der Pflichtzölibat thematisiert werden, ist die Sprache in wenig leserfreundlicher Weise so abstrakt und unverständlich, dass die Haltung des Vf.s dahinter verschwindet. Angesichts dessen wie auch der nicht unerheblichen Fehlerdichte hätte der Band von einem guten Lektorat sicher profitiert.