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Ausgabe:

Februar/1996

Spalte:

171 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Honorat de Marseille

Titel/Untertitel:

La vie d’´Hilaire d’´Arles. Texte Latin de Samuel Cavallin, Introduction, Traduction et Notes par P.-A. Jacob.

Verlag:

Paris: Cerf 1995. 182 S. 8o = Sources Chrétiennes, 404. fFr 157.-. ISBN 2-204-05119-5.

Rezensent:

Gert Haendler

Das Vorwort stellt fest, Hilarius von Arles sei wenig bekannt; er werde mit Hilarius von Poitiers verwechselt, ihm sei keine Kirche oder Kapelle geweiht. Von seinen Werken ist nur die Lebensbeschreibung über seinen Amtsvorgänger Honoratus von Arles erhalten (9). Auch die Vita S. Hilarii episcopi Arelatensis bietet Probleme: Es bedarf einiger Erklärungen, um als ihren Verfasser den Bischof Honoratus von Marseille zu erweisen, der rund 40 Jahre nach dem Tode des Hilarius dessen Vita in den Jahren 475-480 verfaßt habe (13). Die Überlieferung des Textes hatte Samuel Cavallin erarbeitet. Die Erstedition lag 1613 in Lyon vor (25). Die Vita kam in die Werke Papst Leos I., da Hilarius mit ihm eine spannungsvolle Begegnung hatte, durch Paschasius Quesnel 1675, dann durch die Brüder Ballerini 1756 ediert, deren Text folgte Migne in PL 50, 1219-1246. Die jetzige Ausgabe folgt weithin dem Text von Samuel Cavallin: Vitae Sanctorum Honorati et Hilarii episcoporum arelatensium. Skrifter Utgivna av Vetenskaps Societeten I Lund 40, Lund 1952.

Hilarius lebte 401-449, er wurde 428 Nachfolger des Honoratus im Bischofsamt von Arles: Die Zustände in Gallien werden beschrieben (27-36). Ausführlich wird das Verhältnis zur Gnadenlehre Augustins untersucht: Die Worte "humanum arbitrium divina gratia praecedens" (Vita 6.8 = 100) sowie später "gratia praecedente et industria subsequente" (Vita 26,22 = 150) liegen nahe bei Äußerungen des Prosper von Aquitanien; es lassen sich auch gewisse Ähnlichkeiten zu Augustin zeigen (40). Der Zusammenstoß mit einem Präfekten (Kap.13) steht in der Übersetzung unter der Überschrift »Courage politique« (119); er wird verglichen mit der Begegnung zwischen Ambrosius und Kaiser Theodosius sowie zwischen Nathan und David. Den Konflikt mit Papst Leo I. untersucht Kap. II,IV: »Hilaire et pape Léon« (46-66). Kapitel 21 und 22 beschreiben die berühmte Romreise des Hilarius 444/45 (l36-143). Hilarius fühlte sich als Bischof der südgallischen Hauptstadt Arles in einer besonderen Verantwortung, er erstrebte einen Primat über die von der Völkerwanderung bedrohte Kirche von Gallien; Papst Leo I. wies dieses Ansinnen zurück. Ansprüche mehrerer gallischer Bischöfe boten ihm willkommene Gelegenheit, von Rom aus in die Ordnung der gallischen Kirche einzugreifen. Im Gegensatz zu anderen Quellen lobt die Vita die Verdienste des Hilarius und verteidigt sein Andenken (53). Papst Leo wurde von Kaiser Valentinian III. unterstützt, der in einem Reskript vom 8. Juli 445 den Primat des Petrus und den Prinzipat der Bischöfe von Rom betonte (63).

Kapitel 3 erörtert hagiographische Themen: Hilarius als Bischof (68-72), Hilarius als Heiliger (72-81). Der Text (88-167) bringt vor dem Ende des Hilarius eindrückliche Visionen (148-154). Indices und Karten (169-182) beschließen den gelungenen Band.