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Ausgabe:

Juli/August/2011

Spalte:

758-759

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Migsch, Herbert

Titel/Untertitel:

Studien zum Jeremiabuch und andere Beiträge zum Alten Testament.

Verlag:

Frankfurt a. M.-Berlin-Bern-Bruxelles-New York-Oxford-Wien: Lang 2010. 355 S. m. Tab. gr.8° = Österreichische Biblische Studien, 37. Geb. EUR 51,80. ISBN 978-3-631-60171-6.

Rezensent:

Georg Fischer

Herbert Migsch, pensionierter Religionslehrer, hat sich vor allem durch seine Forschungen zu Jeremia einen Namen gemacht: In »Gottes Wort über das Ende Jerusalems« (ÖBS 2, Klosterneuburg 1981) untersuchte er Jer 32,2–5; 34,1–7 und 37,3–38,28 literar-, stil- und gattungskritisch. 15 Jahre später erschien seine Studie »Jeremias Ackerkauf: eine Untersuchung von Jeremia 32« (ÖBS 15, Frankfurt 1996). Und in den letzten Jahren erschienen wiederholt Aufsätze in Zeitschriften wie Biblica, Biblische Notizen und Vetus Testamentum, die sich vor allem auf Jer 35 fokussierten.
Nun hat M. diese und andere Beiträge in einem Sammelband zusammengefasst. Insgesamt sind es 27 meist kleinere Artikel, von denen ein Drittel bisher nicht publiziert wurde. Sie sind untergliedert in fünf Blöcke; der erste behandelt Jer 35, der zweite Jeremia-Übersetzungen, der dritte andere alttestamentliche Texte. Letzterer schließt mit einem Beitrag zur Nova Vulgata (von Ps 111,6), was gleichzeitig eine Art Überleitung zum vierten Block »Der modal-explikative Pseudokonsekutivsatz in der Vulgata« bildet; diese Begrifflichkeit geht auf Thomas Burkards Überarbeitung der lateinischen Grammatik von H. Menge (2000) zurück und umfasst fünf Studien. Den Abschluss bilden drei Aufsätze zu »verschollenen« Bibeln; die ersten zwei weisen aufgrund der Namensform »Achdiel« in Jer 36,26 und einer anderen fehlerhaften Stelle (in Jer 39,12) nach, dass H. Zwingli eine Quart-Ausgabe der ersten Rabbinerbibel be­nutzte, also ihre zweite Auflage, die vermutlich bereits zuvor ge­braucht worden war und eine korrigierende Randbemerkung in Jer 36 enthielt.
Die neun Beiträge zu Jer 35 kreisen, abgesehen vom ersten, der sich mit der Redestruktur dieses Kapitels beschäftigt, meist um Spezialprobleme der Übersetzung bzw. Deutung von einzelnen Worten oder Versen. Sie betreffen die Verse 3 (einmal), 8 bis 9 (fünfmal, dabei auch die Wiedergaben von LXX, Targum und Vulgata) sowie 14 (zweimal). M. plädiert dafür, Jer 35 als »Rede« zu verstehen und klassifiziert Erzählerbemerkungen wie Vers 12 oder 18a deswegen als »Perikopenverfasser-Redesätze« (17). Bei Jer 35,3 ergänzt er (hier, wie bei ihm, kursiv) zum besseren Verständnis »und auch das ganze übrige Haus der Rechabiter« (28). Die Schwierigkeit der Syntax in Jer 35,8 f. – betroffen ist der Anschluss mit dem verneinten Infinitiv »nicht zu trinken« – deutet M. als »modale Verhältnisbeziehung«, und er lehnt eine Interpretation als »indirekte Rede ab« (34; doch im nächsten Artikel, 52, auch als möglich erachtet). Bei der Übersetzung von Jer 35,8 f. in der LXX ortet er eine »unvereinbare zielsprachliche Kohärenzstörung« (35); in diesem vierten Beitrag wäre zu ergänzen, dass die deutsche Übersetzung von Jeremia in der »Septuaginta Deutsch« nicht nur meinen Namen trägt, sondern auch den von Andreas Vonach, der sie – als sein Habilprojekt – sogar wesentlich bestimmt hat (41, Anm. 40 u. ö.).
Der zweite Block beginnt mit Jer 17,27 in der Fassung der LXX; dort fehlt ein Äquivalent für die am Anfang von 27c im Hebräischen stehende Konjunktion ־ו. Nach M. sei MT an dieser Stelle fehlerhaft (111 f.). Dann folgen drei Untersuchungen zu den Jeremia-Texten in Bibeldrucken des 15. und 16. Jh.s, nämlich die vorlutherische deutsche Eggesteinbibel, die Ruremundebibel und die Delfter Bibel, sowie zwei Beiträge zum Jirmjobuch von Moses Särtels (Prag 1602).
Im dritten Block setzen die ersten beiden Aufsätze einen Akzent. M. lehnt eine »unpersönliche« Deutung von Passivsätzen im Hebräischen, die dabei mit der Akkusativpartikel תא das »Subjekt« einführen, ab, weil in neun von 41 Fällen dabei im Kontext entweder direkt oder indirekt eine Agens-Angabe geboten wird. Insgesamt vereint der Sammelband eine Reihe sehr spezialisierter Un­tersuchungen, die vor allem für an Übersetzungen Forschende interessant sein könnte.