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Ausgabe:

Juli/August/2011

Spalte:

741-742

Kategorie:

Altertumswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Gzella, Holger [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Sprachen aus der Welt des Alten Testaments.

Verlag:

Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2009. 204 S. m. Tab. 8°. Geb. EUR 49,90. ISBN 978-3-534-21621-5.

Rezensent:

Johannes Friedrich Diehl

Der Band füllt eine Lücke in der deutschsprachigen Wissenschaftslandschaft, insofern er eine (kurze) Einführung in die verschiedenen »Sprachen aus der Welt des Alten Testaments« ausgehend von der Entstehung des Alphabets bis hin zu Darstellungen der einzelnen Sprachen enthält und sehr gelungen ist. Einen Vorläufer im deutschsprachigen Bereich stellt z. B. Gotthelf Bergsträsser, Einführung in die semitischen Sprachen. Sprachproben und grammatische Skizzen, Darmstadt 41989, Erstauflage Ismaning 1928, dar, eine über 80 Jahre alte einführende Darstellung der semitischen Sprachen.
Der Band umfasst Artikel zu folgenden Themen: Geschichte der Alphabetschrift (Alan Millard, Liverpool); Ugaritisch (Agustinus Gianto, Rom); Phönizisch (Holger Gzella, Leiden); Althebräisch (Holger Gzella, Leiden); Die Sprachen Transjordaniens – Moabitisch, Ammonitisch, Edomitisch (Klaus Beyer, Heidelberg); Alt- und Reichsaramäisch (Margaretha Folmer, Leiden); Altsüdarabisch (Rebecca Hasselbach, Chicago); Altpersisch (Michiel de Vaan und Alexander Lubotsky, Leiden) und Griechisch (Andreas Willi, Oxford).
Der Beitrag zum Altnordarabischen ging leider nicht rechtzeitig bei dem Herausgeber ein, auf eine Einführung ins Ägyptische und in die Keilschriftsprachen musste aus Platzgründen verzichtet werden (vgl. Vorwort).
Obwohl sie aus unterschiedlichen Forschungstraditionen kommen, was unter anderem an den Transkriptionsgewohnheiten der Autorinnen und Autoren deutlich wird, haben alle Beiträge bis auf wenige Abweichungen denselben Aufbau. Zunächst wird in die Sprache und die jeweiligen geschichtlichen Zusammenhänge kurz eingeführt, bevor auf die Schrift- und Lautlehre eingegangen wird (Ers­tere wird beim Phönizischen und den Sprachen Transjordaniens nicht eigens behandelt, hierbei sei auf den allgemeinen Teil zur Schriftentwicklung verwiesen). Den breitesten Raum nimmt jeweils die Formenlehre und Morphosyntax (in der Regel werden Personalpronomina, Demonstrativa, Artikel, Interrogativpronomina, Determinativ-Relativpronomen, Indefinitpronomina, Nomina und Verben behandelt) ein. Im Falle des Phönizischen, des Aramäischen und des Altsüdarabischen wird auch auf Wortschatz bzw. Lexikon eingegangen, im Falle des Altsüdarabischen, des Altpersischen und des Griechischen auch auf die Syntax der Sprachen, die in diesem Band aber eine eher untergeordnete Rolle spielt. Jeder Beitrag schließt mit einer (kurz gehaltenen) Bibliographie zur Weiterarbeit.
Nicht im Verantwortungsbereich des Herausgebers liegt die auf dem Kopf stehende Abbildung auf der Titelseite, die die Vorderseite der aramäischen Inschrift KAI 227 zeigt. – Insgesamt handelt es sich um einen sehr gelungenen Band, der die Forschungslage sehr gut darstellt und seinem Anspruch, als ›möglicher Einstieg‹ (vgl. Vorwort) in das Studium der Sprachen aus der Umwelt des Alten Testaments zu dienen, mehr als gerecht wird, weshalb die folgenden kurzen Anmerkungen eher marginal sind: Schön wäre gerade für den Einstieg beim Beitrag zur Geschichte des Alphabets die eine oder andere Abbildung desselben gewesen, um die einzelnen Entwicklungen leichter nachvollziehen zu können. Die Kenntnis einer semitischen Sprache erleichtert die Lektüre der einzelnen Artikel gerade im Blick auf die Formenlehre und Morphosyntax.