Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Juni/2011

Spalte:

595-610

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Tilman Matthias Schröder

Titel/Untertitel:

Bekenntnis und Aufklärung
Die Kinder des Winterkönigs1

Vier Episoden sollen ein erstes Schlaglicht auf die historischen Personen und ihre Themen werfen:

Amsterdam, August 1644. René Descartes veröffentlicht seine Schrift »Principia philosophiae«. Er widmet dieses Werk Prinzessin Elisabeth von Böhmen. Über Elisabeth schreibt Descartes, sie sei der einzige Mensch, »der alles, was in meinen bisher veröffentlichten Schriften enthalten ist, so vollkommen verstanden hat«.2

London, Juli 1662. Ein königliches Patent begründet die »Royal Society« als Gesellschaft, später Akademie zur Förderung der experimentell arbeitenden Wissenschaften. Zu den zwölf Mitgliedern des Gründungsrates gehört auch der angesehene Chemiker Rupert, Herzog von Cumberland und Vize-Admiral der Flotte.

Mannheim, Juni 1680. In Anwesenheit des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz wird die »Konkordienkirche« eingeweiht. In ihrer vom Kurfürsten selbst entworfenen Stiftungsurkunde heißt es, dass »einem jeden wahren Christen seinem Herrn und Gott mit andacht darinnen zu dienen erlaubt und wegen eines sich in glaubenssachen noch findenden unterschiedts niemand in seiner Gewißensfreyheit angefochten, betrübet noch beschweret« werden solle.3 Dementsprechend kommen im Gottesdienst zur Einweihung der Kirche nacheinander ein reformierter, ein lutherischer und ein katholischer Geistlicher zu Wort.4

Hannover, Januar 1690. Herzogin Sophie antwortet ihrem engsten Berater, dem Philosophen Gottfried Wilhelm Leibniz auf dessen Neujahrsgruß: »Sie geben den guten Wünschen, die sie mir zu diesem neuen Jahr darboten, eine so angenehme und verbindliche Wendung, dass ich sie deshalb denen vorziehe, die ich von Königen und Fürsten erhalten habe. … Ich wünsche Ihnen meine Erkenntlichkeit durch die Tat zu erweisen, und ihnen zu zeigen, wie hoch ich ihre Freundschaft schätze.« 5

Vier zugegebenermaßen willkürlich ausgewählte Situationen, von denen aber jede ein Schlagwort dessen aufnimmt, was wir der Aufklärung zurechnen: auf Empirie und Experiment sich stützende Naturwissenschaft, religiöse Toleranz, Auseinandersetzung mit phi­losophischem Rationalismus und philosophischer Logik. Was diese Situationen aber auch miteinander verbindet: die in ihnen handelnden Personen: Elisabeth, Rupert, Karl Ludwig und Sophie waren Geschwister, Kinder Friedrichs V. (1596–1632), des so dra-matisch gescheiterten Königs von Böhmen und pfälzischen Kurfürsten, sowie seiner Gattin Elisabeth Stuart (1596–1662), Tochter König Jakobs I. von England und Enkelin Maria Stuarts.

Dass sich in einer hochadligen Familie des 17. Jh.s gleich vier Ge­schwister den Einflüssen eines modernen Denkens geöffnet haben und es auch förderten, ist wohl einmalig. Dennoch wurde dies in der Geschichtswissenschaft bislang kaum zur Kenntnis genommen, sondern es wurden, wenn überhaupt, die Geschwister immer nur als Einzelpersönlichkeiten gewürdigt.6 Dabei ist gerade in den letzten Jahren die Rolle des Adels in der Aufklärung wieder stärker in den Blick der Forschung geraten.7 Gestellt werden vor allem Fragen nach der höfischen Erziehung und dem sich verändernden Bildungsverhalten des Adels.8 Dabei kommt vornehmlich nur die zweite Hälfte des 18. Jh.s in den Blick. Für das 17. Jh. überwiegen Untersuchungen über die höfischen Bildungstouren und Kavaliersreisen einzelner adliger Söhne, die freilich noch in die Tradition der herkömmlichen höfischen Standeserziehung gehörten und bei denen Begegnungen mit modernem Denken nicht gezielt gesucht wurden, sondern eher zufällig zustande kamen.9 Aber auch hier fällt der Pfälzer Nachwuchs durch alle Raster, da, bedingt durch die besonderen politischen Ereignisse, sich der Lebensweg und da­mit auch die Gedankenwelt der vier Geschwister sehr individuell entwickelte. Im Folgenden sollen daher nun kurz ihre Biographien vorgestellt werden, verbunden mit der Frage, wie die einzelnen zu frühaufklärerischen Gedanken fanden, aber auch, welche Rolle da­bei ihr religiöses – und in diesem Fall: reformiertes – Be­kenntnis spielte.

Ursprünglich waren es 13 Geschwister gewesen.10 Nach den damals fast unausweichlichen Todesfällen im Kindes- und Jugendalter erreichten immerhin neun Kinder das Erwachsenenalter. Sie alle waren von früh an in das politische Debakel ihres Vaters involviert. Im September 1619 hatte Kurfürst Friedrich V. die Wahl der böhmischen Stände zum König von Böhmen, allen Warnungen zum Trotz, angenommen.11 Er sah sich als Vorkämpfer des Protestantismus gegen die katholischen Habsburger und gegen die eigenen wittelsbachischen Verwandten in München. Bereits am 8. No­vember 1620, also nur reichlich ein Jahr später, beendete die Nie­-der­-lage in der Schlacht am Weißen Berg das politische Abenteuer Friedrichs. Von seinen triumphierenden Gegnern als »Winterkönig« verspottet, von den eigenen Verbündeten aufgrund der gegen ihn verhängten Reichsacht verlassen, blieb ihm und seiner Familie nur noch die Flucht ins niederländische Exil. 12 1622 wurde die Kurpfalz von kaiserlichen Truppen erobert und kurz darauf die Pfälzer Kurwürde auf den bayerischen Herzog Maximilian übertragen.13 Damit war der unglückliche »Winterkönig« endgültig entmachtet. Zwar bildete er in Den Haag und später auf Schloss Rhenen eine Art Exilsregierung, aber ohne eigene wirtschaftliche Grundlage lebten er und seine Familie fortan von der Unterstützung Englands und der Niederlande.14 Als Schwiegersohn König Jakobs von England und Enkel Wilhelm von Oraniens genoss er zwar weiterhin hohes Ansehen, pflegte auch weiterhin seinen »königlichen Rang«, aber im Grunde war er zur Untätigkeit verdammt. Innerlich zerbrochen starb der erst 36-Jährige 1632. Noch auf dem Sterbebett beschwor er seine Familie, beim reformierten Glauben zu bleiben.15

Friedrichs Kinder waren beim Tod des Vaters wenige Monate bis 15 Jahre alt. Ihr Halt wäre jetzt die Mutter gewesen, aber Elisabeth Stuart liebte ihre Kinder auf eine Weise, die eher Schwierigkeiten erzeugte, als gegenseitige Wärme und Herzlichkeit aufkommen ließ.16 Sophie, ihre jüngste Tochter, lästerte später, die Mutter habe ihre Tiere mehr geliebt als ihre Kinder, aber der Briefwechsel mit ihren Kindern zeigt Elisabeth als eine durchaus anteilnehmende Mutter.17 Umgekehrt entwickelten sich aber auch ihre Kinder zu derartigen Individualisten, dass ein gemeinsames Zusammenleben zunehmend schwieriger wurde, zumal nun jeder Angehörige der Familie um das eigene Überleben und seinen Rangerhalt kämpfen musste.

Nach dem Unfalltod des erst 15-jährigen Kurprinzen Heinrich Friedrich, er ertrank bei einem Schiffsunglück, richteten sich alle Erwartungen auf den nächsten Bruder, den zwölfjährigen Karl Ludwig. Nach dem Tod des Vaters lagen alle Pflichten zur Rückgewinnung der Pfalz und zum Unterhalt der verwitweten Mutter und der unversorgten Geschwister auf seinen Schultern.18 Wie seine Geschwister auch, war Karl Ludwig auf traditionelle Weise erzogen worden, das heißt: weitgehend getrennt von seinen Eltern und durch eigene Erzieher. Für Karl Ludwig und seine Geschwister wurde dafür in der Universitätsstadt Leiden ein eigenes Haus er­worben, der »Prinzenhof«, das genau gegenüber der Universität lag.19 Den Lehrplan hatte der Vater selbst aufgestellt, wobei im Mittelpunkt die religiöse Erziehung stand.20 Den Heidelberger Katechismus mussten alle Geschwister auswendig lernen.21 »The linchpin of the children’s instruction was the need to become ›Jesuit-proof‹«.22 Die Kinder sollten Versuchen, sie vom protestantischen Glauben abzubringen, innerlich wie argumentativ widerstehen können. Unterrichtet wurden die Jungen und Mädchen gleichermaßen in Religion, Geschichte, Mathematik, Recht und Sprachen.23 Alle Kinder konnten sich später in sechs Sprachen verständigen, darunter auch in Italienisch, Tschechisch und natürlich Holländisch.24 Nach dieser Grundausbildung wurden Karl Ludwig und sein Bruder Rupert zum weiteren Studium gleich gegenüber an die Leidener Universität geschickt. Was sie dort und von wem im Einzelnen zu hören bekamen, ist nicht bekannt. Das 17. Jh. war jedoch die Blütezeit der Leidener Universität. Nach dem Ende des Arminianischen Streits 1619 gab dort zwar noch nominell die calvinistische Orthodoxie den Ton an, aber in diesen Jahren setzte sich in den ganzen Niederlanden eine durchaus mit einem ausgeprägten reformierten Konfessionsbewusstsein einhergehende religiöse Toleranz durch, in der die Gewissensfreiheit eine zentrale Rolle spielte. 25 Bedeutsam wirkte sich daher in Leiden die Verbindung von Calvinismus und Neustoizismus aus, die auch viele deutsche Studenten anzog.26 Zwar gehört der vor allem von dem bedeutenden Leidener Humanisten Justus Lipsius (1547–1606) geprägte Neustoizismus noch nicht zur Frühaufklärung, aber er entfaltete »auf der Basis einer pragmatischen Philosophie an Stelle der Theologie ein umfassendes und gleichzeitig überkonfessionelles Weltbild«, das auf dem »Gedanken einer vernunftgemäßen Ordnung [aufbaute], die Gott in der Menschheit angelegt hatte und woraufhin diese dementsprechend zielte.« 27

Die Zeit in Leiden endete, als 1635 beide Prinzen ins Feld zogen. Als potentieller Nachfolger seines Vaters geriet Karl Ludwig mitten in die politischen und militärischen Auseinandersetzungen zwischen England, wo mittlerweile sein Onkel Karl I. regierte, Schweden, Frankreich, Spanien und Kaiser Ferdinand II. Längere Zeit musste er in französischer Gefangenschaft zubringen. Vor allem Schweden setzte sich damals für seine Freilassung ein, wobei der schwedische Gesandte in Paris, Hugo Grotius, die entsprechenden Verhandlungen mit Kardinal Richelieu führte. 28 Grotius war als Arminianer in den Niederlanden zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden, aber 1621 auf spektakuläre Art und Weise entflohen.29 Noch während der Haftzeit hatte er seine Abhandlung über ein tolerantes Christentum geschrieben und später ein rationales Naturrecht mitbegründet, das auch religiöse Parteien einband und zügelte.30 Entsprechend seinen völkerrechtlichen Anschauungen trat er daher nun bei Richelieu für die Freilassung Karl Ludwigs ein. Karl Ludwig hatte also allen Grund, die Schriften des Grotius aufmerksam zu lesen, zumal es bereits zuvor freundschaftliche Verbindungen zwischen Grotius und Elisabeth, der Witwe des Winterkönigs, gegeben hatte.31

Der von den meisten Politikern damals unterschätzte Prinz erlernte mittlerweile auch selbst das diplomatische Taktieren, da er ja sonst über keine eigenen Machtmittel verfügte. Dabei ging es ihm im Grunde nur um ein Ziel: die Restitution der Kurpfalz. Eine Konversion zum Katholizismus hätte dafür sehr wahrscheinlich seine Chancen beim Kaiser verbessert. Aber Karl Ludwig blieb beim reformierten Bekenntnis, denn nur durch dessen Festhalten konnte er das Andenken an seinen Vater und damit den moralischen Anspruch auf eine Rückkehr in die Pfalz aufrechterhalten. So gelang es Karl Ludwig dann im Friedensschluss von 1648, eine territorial zwar erheblich verkleinerte, aber immerhin souveräne Kurpfalz zurückbekommen. An Stelle der an Bayern verlorenen Kurwürde erhielt er eine neue, achte Kur verliehen. Umgeben von katholischen Nachbarn, Fürst eines vom Krieg wirtschaftlich völlig ruinierten und entvölkerten Landes, politisch weitgehend vom kaiserlichen Wohlwollen abhängig, hat Karl Ludwig aus sicherlich pragmatischen Gründen, aber auch wohl aufgrund der am eigenen Leib gemachten Erfahrungen mit religiösen Auseinandersetzungen in seinem Land einen sehr toleranten Um­gang mit den Konfessionen einschließlich Mennoniten, aber auch mit seinen jü­-dischen Untertanen gepflegt. 32 Auf seine Untertanen färbte das freilich nicht so sehr ab, denn immer wieder musste der Kurfürst schlichtend und mahnend in konfessionelle Querelen eingreifen. Kein Wunder, dass Karl Ludwig schließlich streitende Pfarrer, Ärzte und Advokaten für die schlimmsten Scharlatane der Menschheit hielt und grundsätzlich im Sinne des Staatswohls entschied.33 In ebendiesem Sinn bemühte sich Karl Ludwig auch um eine reichsweite Union von Reformierten und Lutheranern, knüpfte dafür Verbindungen nach Württemberg, Sachsen und in die Schweiz, ohne dabei auf viel Gegenliebe zu stoßen.34 Wenigstens in der Pfalz sollte dann ein Nebeneinander der Konfessionen gelingen. Dazu dienten der 1677 begonnene und eingangs erwähnte Bau der Mannheimer Konkordienkirche und die Erarbeitung einer Unions­agende.35 Schon bald aber verlor der Kurfürst auch hier jede Hoffnung. Drei Jahre später schrieb er entmutigt an seine Schwes­ter Sophie, dass er der Eintracht zwar eine Kirche geweiht habe, dass man am Rhein aber weder glücklich noch vernünftig genug sei, um in Frieden und Glaubenseinigkeit zu leben.36

Vergebens auch hatte der Kurfürst gehofft, durch die Wiedereröffnung der Universität Heidelberg 1651 die geistige Landschaft in der Kurpfalz in dieser Richtung beeinflussen zu können. Berufen wurden sowohl reformierte wie lutherische Professoren. Es fehlte jedoch schlicht an finanziellen Mitteln, um entsprechende Gelehrte nach Heidelberg zu bekommen und sie vor allem auch dort zu halten. So vermochte Karl Ludwig zwar 1661 Samuel von Pufendorf für den eigens für diesen eingerichteten ersten deutschen Lehrstuhl für Natur- und Völkerrecht zu gewinnen, aber nicht auf Dauer zum Bleiben zu bewegen. 37 Der schwedische König zahlte besser. Die in der Tat sensationelle Berufung Spinozas nach Heidelberg 1673, verbunden mit der Zusicherung voller Lehrfreiheit, scheiterte schließlich an der Ablehnung Spinozas selbst, der wohl zu Recht befürchtete, mit seiner Lehre den labilen religiösen Frieden in der Pfalz zu gefährden.38 Dafür aber hatte Spinoza in dem alternden Karl Ludwig einen überzeugten Befürworter seiner Schriften gewonnen.39 1680 starb der Kurfürst, ohne im Grunde seine irenischen Ideen von Gedanken- und Religionsfreiheit verwirklichen zu können. Seine der Zeit weit vorauseilenden Ansätze einer konfessionellen Union überlebten ihn nicht, denn schon sein Sohn und Nachfolger Karl besaß weder den Mut noch die Kraft, die Pläne des Vaters weiter zu verfolgen. Nur fünf Jahre nach Karls Tod ging die Herrschaft dann auf die katholische Linie Pfalz-Neuburg über, die ihre Regierung mit einer massiven Katholisierung des Landes begann. 40 Trotz aller politischen Fehlschläge vertrat Karl Ludwig jedoch als einer der ersten deutschen Fürsten den Typus des aufgeklärten Absolutisten41 – aufgeklärter Absolutismus hier nicht in erster Linie auf die Aufklärungsphilosophie bezogen, sondern be­schrieben als eine Regierungsweise, wie es Volker Sellin definiert, »bei der aus beschränkten Mitteln durch rationellste Wirtschaftsführung und durch Anspannung aller Kräfte dennoch politische Macht von unverhältnismäßigem Gewicht gebildet wird, wobei zugleich eine große Zahl überlieferter Vorstellungen, selbst Rechtsgrundsätze, die diesem Ziel widerstrebten, über Bord geworfen werden«.42 Zu diesem Programm gehörte dann neben Instrumenten einer liberalen Handels- und Gewerbefreiheit eben auch die überaus tolerante Konfessionspolitik, die mit einem streng zentralistisch ausgerichteten Kirchenregiment einherging. Ebenso verbanden der Verzicht auf höfischen Luxus und dafür ein Leben in persönlicher Anspruchslosigkeit Karl Ludwig mit aufgeklärten Herrschern des 18. Jh.s, wobei bei ihm das väterliche, in den Niederlanden geprägte calvinistische Erbe und die Aufnahme der neustoizistischen Moral eine wichtige Rolle spielten. Damit ergibt sich eine bislang eher unbeachtet gebliebene Parallele zwischen Karl Ludwig und dem fast gleichaltrigen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg, dem »Großen Kurfürsten«, mit dem die Kinder des Winterkönigs einige Zeit lang zusammen in Leiden studiert haben; 43 und lassen sich Elemente der klassischen These Gerd Oestreichs vom Zusammenhang von Calvinismus, Neu­stoizismus und dem Aufstieg Brandenburg-Preußens zum modernen Staat durchaus auch auf die Kurpfalz zur Zeit Karl Ludwigs übertragen.44

Rupert, eigentlich getauft auf den Namen Ruprecht, war nur zwei Jahre jünger als Karl Ludwig, hatte aber als nachgeborener Prinz natürlich eine ganz andere Lebensplanung.45 Er durchlief zunächst das gleiche Erziehungsprogramm wie Karl Ludwig, kam 1630 mit neun Jahren an die Leidener Universität und begann als 14-Jähriger seine militärische Laufbahn. Nach wechselhaftem Kriegsglück, einschließlich einer dreijährigen Gefangenschaft in kaiserlichem Gewahrsam, ging Rupert 1642 nach England. Sein königlicher Onkel Karl übertrug dem 23-Jährigen im beginnenden Bürgerkrieg das Oberkommando über die königliche Kavallerie. Rupert, bereits auf diversen Schlachtfeldern des 30-Jährigen Krieges erprobt, erwies sich als ein guter Taktiker und Reiterführer. Auf Dauer konnte er aber nicht gegenüber Cromwells disziplinierten Truppen bestehen. Nach der endgültigen Niederlage des Königs wechselte Rupert jedoch das Metier. Im Auftrag seines Vetters, des Thronfolgers Karl, übernahm Rupert das Kommando über eine Reihe von Schiffen, die aus der Parlamentsflotte desertiert waren, und begann eine erfolgreiche Karriere als »Lord High Admiral«. Seine »Flotte« von wenigen Schiffen figurierte stolz als »Royal Navy«, das Parlament nannte sie schlicht »Piraten«. Fünf Jahre lang machte Rupert die irische Küste, den Atlantik und die Karibik unsicher. Ohne Rückhalt in einem sicheren Hafen und daher ohne Reparaturmöglichkeiten wurde die Flotte immer kleiner. Die letzten Schiffe übergab Rupert 1653 in Frankreich dem dort exilierten Karl II. 46 Nach der Restitution der Monarchie in England kehrte Rupert wieder dorthin zurück. König Karl II. empfing Rupert mit offenen Armen und übertrug ihm erneut das Amt eines Admirals in der königlichen Flotte.

Derart vom König geschätzt, nahm Ru­pert als zugleich einer der engsten Verwandten des Königs am englischen Hof eine besondere Rolle ein. Dennoch blieb er dort, nicht zuletzt aufgrund seiner konfessionellen Haltung, ein Außenseiter. Während der Hof zwar offiziell anglikanisch ausgerichtet war, Karl aber durch seine Familientradition und die Königin als portugiesische Prinzessin katholische Prägungen besaßen, hielt Rupert unbeirrt am reformierten Bekenntnis fest. Konversionsangebote hat Rupert zeitlebens im­mer wieder erhalten. Bereits der Kaiser hatte während seiner Ge­fangenschaft für den Fall eines Wechsels zum Katholizismus den Generalsrang und ein Fürstentum angeboten. Aber Rupert hatte das genauso abgelehnt wie entsprechende Bitten seines Onkels Karls I. 47 Jetzt am Hofe Karls II. bekam Ruperts Bekenntnis politische Bedeutung, denn er, seit 1644 Duke of Cumberland, war der höchste calvinistische weltliche Würdenträger Englands, was ihm die Sympathien nicht nur puritanischer Kreise einbrachte, sondern auch die vieler Anglikaner, die der immer stärker erkennbaren Zuwendung der königlichen Familie zum Katholizismus mit Miss­trauen begegneten. Obwohl Ruperts freundschaftliches Verhältnis zu Karl II. bis zum Ende hielt, kritisierte der Pfälzer diese Katholisierungstendenzen ebenfalls. Als 1672 Karls Bruder und Thronfolger Jakob offen zum Katholizismus konvertierte, ging Rupert zu seinem ehemaligen Waffengefährten auf klare Distanz. Noch schärfer protestierte er bei seinem Bruder Karl Ludwig gegen dessen Absicht, durch die Konversion von dessen Tochter Elisabeth Charlotte (Liselotte von der Pfalz) die Eheschließung mit Herzog Philipp von Orléans zu ermöglichen. Als 1673/74 schließlich der Krieg mit den Niederlanden, nicht zuletzt aufgrund erheblicher Dissonanzen zwischen Rupert und dem verbündeten französischen Oberbefehlshaber d’Estrées, mit einem Patt endete, wurde Rupert zu einem klaren Befürworter eines antifranzösischen Kurswechsels der englischen Politik. Er stellte sich damit gegen das königliche Kabinett und auf die Seite der Mehrheit des Parlaments. Natürlich standen dort hinter diesem Politikwechsel vor allem macht- und handelspolitische Interessen, jedoch kamen bei Rupert klare konfessionelle Motive hinzu. Und so wurde es auch in der Öffentlichkeit aufgefasst. »Der Kalvinist Rupert, der von den papis-tischen Franzosen verraten wurde, stieg zum Nationalheld der Seekriege auf.« 48 Ruperts Popularität als integrer Calvinist er­reichte in England ihren absoluten Höhepunkt.

In den drei vorhergehenden englisch-holländischen Seekriegen hat Rupert als einer der Flottenbefehlshaber einen wichtigen Grundstein für die beginnende englische Seegeltung gelegt. Ausschlaggebend dafür waren weniger die eher beschränkten militä­rischen Erfolge, sondern die Tatsache, dass Rupert sich bewusst der zunehmenden Rationalisierung der Kriegsführung verschrieb. Die­sem Rationalisierungsprozess, den Rudolf Vierhaus als ein wichtiges Element der Aufklärungsepoche beschrieben hat, kam natürlich das stark auf Technik beruhende Instrument der Marineführung, aber auch des Schiffsbaus sehr entgegen.49 Bei Rupert zeigte es sich darin, dass er taktische Situationen sehr genau analysierte und entsprechende Verbesserungen einleitete. Auf militä­rischem Gebiet bedeutete dies beispielsweise die Einrichtung funktionaler Befehls- und Nachrichtenübermittlungen zwischen einzelnen Schiffen und den Kommandeuren.50 Ruperts Gefechtsanleitungen für die Kapitäne blieben in der englischen Flotte die nächsten 100 Jahre in Kraft. Rupert beschränkte sich aber nicht nur auf taktische Aufgaben in der Marineführung. Er entfachte auf vielen Gebieten geradezu ein Feuerwerk des Experimentierens und Entwickelns, aber auch des planmäßigen Vorgehens im Bereich der Naturwissenschaften. Dazu baute er kurzerhand eine Reihe von Räumen in Windsor Castle zu gut ausgestatteten Laboratorien um.51 Viele seiner Erfindungen waren natürlich militärischen In­halts. Das reichte von einem Torpedo bis hin zu hocheffizienten Sprengstoffen. Er entwickelte neue metallurgische Verbindungen, eine Messinglegierung heißt heute noch nach ihm »Prince’s metal«, verbesserte die Positionsbestimmung von Schiffen auf hoher See, baute medizinische Geräte für Operationen und erforschte Medikamente gegen Mangelkrankheiten bei Matrosen.52

Auch künstlerische Ambitionen zeichneten diesen Berufssol-daten aus, der als einer der Väter der Mezzotintotechnik in der Druck­graphik gilt, eines dem Kupferstich verwandten Tiefdruck­verfahrens, das er auch selbst in England einführte und durchaus talentiert anwendete.53 In die Geschichte der geographischen Entdeckungen ist Rupert als Erforscher des Gambia in Afrika eingegangen und als Förderer von Expeditionen in Kanada.54 Er wurde erster Gouverneur der Hudson-Bay-Company, für deren Gründung er sich persönlich im Königlichen Rat eingesetzt hatte. Der Rupert River, die Stadt Fort Rupert an der Ruperts Bay erinnern noch heute an ihn. So nannten bereits Zeitgenossen Rupert bewundernd »Philosophic warrior«, und es war daher selbstverständlich, dass Rupert, zu dessen engerem Kreis Wissenschaftler wie Robert Boyle und John Lo­cke gehörten, nicht nur einer der königlichen Gründungsmitglieder der »Royal Society« war, sondern sie auch in ihren ersten Jahren als aktiver Ratgeber begleitete. 55

Woraus resultierte nun Ruperts wissenschaftlicher Tatendrang? Auf militärischem Sektor war sein großes Vorbild, eigenen Angaben nach, der Schwedenkönig Gustav Adolf, dessen Reformen das Militärwesen des 17. Jh.s revolutionierten und maßgeblich für die modernen stehenden Heere der absolutistischen Zeit wurden. Rupert hat Gustav Adolfs Ideen teilweise eins zu eins in seiner eigenen Heeres- und Flottenführung umgesetzt.56 Mit seinem ausgeprägten allgemeinen Interesse für die Wissenschaften stand Rupert aber nicht alleine da. Er war vielmehr – so sein Biograph Charles Spencer – ein durchaus typisches »product of a questioning age«.57 Festzumachen ist der Beginn dieser alles befragenden und hinterfragenden Epoche in England an der Person des Francis Bacon (1561–1626), der bereits unter der Regierung Jakobs I. mit seinen wissenschaftstheoretischen Schriften und Anregungen dem englischen Empirismus den Weg bereitet hatte.58 Mit der Restauration der Monarchie setzte sich die von Bacon angestoßene Entwicklung einer modernen Naturwissenschaft in England endgültig durch. Rupert war während seines ersten Englandaufenthaltes mit Bacons Arbeiten vertraut und von ihnen eingenommen geworden. Als Seemann und Admiral lag es dann nahe, die berufsbedingten praktischen Beobachtungen der Natur mit Bacons experimenteller Methode und den eigenen mathematischen Vorlieben zusammenzubringen. Rupert wurde deswegen kein Newton, auch wenn er dessen Aufnahme in die Royal Society 1671 noch erlebte, aber mit den eigenen Forschungen und vor allem seinen Anregungen für die Arbeit der Royal Society und anderer wissenschaftlicher Gesellschaften spielte er für die weitere Entwicklung der Wissenschaften in England eine wichtige Rolle. 59

Im Gegensatz zu den Brüdern waren natürlich die Entwick­lungsmöglichkeiten der Schwestern wesentlich eingeschränkter, aber zumindest erhielten auch sie die gleiche umfassende Erziehung wie die Brüder, wobei die militärischen Elemente durch mu­sisch-künstlerischen Unterricht ersetzt wurden.60 Dennoch fiel bei Elisabeth, von der als der Dritten der genannten Geschwister nun die Rede ist, ihr Interesse für die griechische Sprache doch so aus dem Rahmen, dass ihre Geschwister sie freundlich-spöttisch »La Greque«, die Griechin, nannten.61 Als mittellose Prinzessin eines vertriebenen Herrscherhauses hatte Elisabeth kaum Chancen auf eine ebenbürtige Heirat. Eine der wenigen Möglichkeiten, die Werbung des polnischen Königs Wladislaw IV. Wasa, scheiterte daran, dass Elisabeth der dafür nötigen Konversion zum Katholizismus nicht zustimmte. In den Berichten der auswärtigen Diplomaten heißt es ein wenig kopfschüttelnd, dass die Prinzessin »in ihrem Stolz mit einem solchen Eifer auf der Religion bestehe, dass sie sie einer Krone vorziehe.« 62

So blieb Elisabeth lange am Hof ihrer Mutter. In dieser Zeit entwickelten sich zwei wichtige Freundschaften. Zum einen zu Anna Maria van Schurman (1607–1678). Die galt wegen ihrer vielfältigen Begabungen als Dichterin, Künstlerin und Gelehrte als eine der herausragendsten Frauengestalten der Niederlande und wurde gefeiert als das »Wunder des Jahrhunderts«.63 Gleichzeitig lernte Elisabeth den Philosophen René Descartes kennen, der zeitgleich im niederländischen Exil lebte und nach einflussreichen Gönnern suchte. 1646 musste Elisabeth ihre Mutter nach einer dubiosen Verwicklung in einen Mord im Unfrieden verlassen.64 15 Jahre lang tingelte sie nun, als hochangesehener Gast zwar, aber eben heimatlos durch verschiedene Verwandtenhöfe. Erst 1661 erbarmte sich Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg seiner Lieblingskusine und verschaffte ihr im evangelischen Reichsstift Herford das Amt der Koadjutorin der Äbtissin mit dem Recht auf deren Nachfolge. Dieser Fall trat 1667 ein. Elisabeth wurde Fürstäbtissin in Herford und regierte nun ein kleines Territorium. Als Briefpartnerin von Descartes, Huygens, Malbranche und Leibniz wurde Elisabeth schon bald wegen ihrer Gelehrsamkeit gerühmt. In den letzten Jahren haben wiederholt feministisch orientierte Philosophiehistorikerinnen auf Elisabeth als Philosophin und eine der frühen Aufklärerinnen hingewiesen. 65 Tatsächlich aber hat Elisabeth

keine eigenen philosophischen Texte hinterlassen. Sie las Descartes’ Schriften und kommentierte oder kritisierte in ihren Briefen an ihn seine Thesen.66 Bekannt wurden vor allem ihre Einwendungen gegen Descartes’ Formulierung eines Dualismus von Leib und Seele, die von Descartes in seiner 1649 veröffentlichten Schrift »Les passions de l’âme« (Von den Leidenschaften der Seele) diskutiert und aufgenommen wurden.67 Ebenso engagiert forderte sie Descartes zu Stellungnahmen im Bereich der praktischen Moral auf. Ob man daher so weit gehen kann wie Gerd van den Heuvel, der in diesem Briefwechsel vor allem den Versuch einer übersensiblen, hoch­-gebildeten, aber intellektuell völlig unterforderten Frau sieht, wenigsten einen Menschen zu haben, der ihren Wunsch nach geis­tiger Unabhängigkeit verstand und förderte, sei dahingestellt. »Im Grunde«, so schreibt Heuvel, »korrespondiert Elisabeth nicht mit dem Philosophen, sondern mit ihrem Therapeuten.«68 Gegen solche schroffe Sicht der Dinge spricht freilich, dass Elisabeth sich trotz der Freundschaft zu Descartes eben nicht zur glühenden Cartesianerin entwickelte, sondern sich auch später die Optionen für andere Konzeptionen der Weltsicht offen hielt, ohne sich jedoch endgültig für einen Weg zu entscheiden.69

Zu diesen späteren Begegnungen gehört vor allem die mit Jean de Labadie und seiner aus Amsterdam ausgewiesenen Gemeinde, der sie 1670 Aufnahme in ihr kleines Territorium gewährte.70 Ausschlaggebend für diesen Schritt war die Freundschaft mit Anna Maria van Schurman, die sich seit 1668 unter dem entsetzten Aufschrei vieler niederländischer Gelehrter und Künstler dem Sepa­-ratisten und Mystiker Labadie angeschlossen hatte.71 Elisabeth wuss­te also, worauf sie sich mit ihrer Einladung eingelassen hatte. Diese bedeutete zwar eine Begegnung mit einer extremen Form des reformierten Spiritualismus, es bedeutete aber nicht, dass sich Elisabeth theologische Positionen Labadies zu eigen ge­macht hätte. Sie stellte klare Kriterien auf, wie sie dieser Gemeinde begegnen wollte. Wichtig war für sie vor allem aber der Grundsatz, dass man auch Christen anderer Überzeugungen gegenüber Offenheit zu bezeugen habe. Nach einem Ausweisungsurteil des Reichskam­mergerichts verließ Labadie 1672 das Herforder Reichsstift. Jedoch blieb Elisabeth mit Spiritualisten wie Friedrich Breckling und Theosophen wie Johann Georg Gichtel und Mercurius van Helmont in Kontakt. Wie bei Descartes, so bat Elisabeth auch hier um Antworten auf Fragen nach deren Lehre, vor allem bezüglich der Weltverantwortung eines Christen. Sie machte Einwendungen von ihrer reformierten Position aus und forderte Erläuterungen.

Ebenfalls auf die Toleranz der Äbtissin konnten die Quäker zählen, die sie mehrmals in Herford aufsuchten. Dass 1677 fast die gesamte Führungsspitze der Quäkerbewegung, nämlich Robert Barclay, William Penn und George Keith, Elisabeth ihre Aufwartung machten, geschah auch deswegen, um ihre Unterstützung für die in England verfolgte »Society of Friends« zu erhalten. Tatsächlich gelang es Elisabeth, ihren Lieblingsbruder Rupert zum Eingreifen zugunsten verhafteter Quäker zu gewinnen. Auch Karl Ludwig bewog sie zur Aufnahme von Quäkern in der Pfalz. Den intensiven Versuchen Penns, sie gänzlich vom Quäkertum zu überzeugen, begegnete Elisabeth freilich mit charmanter, aber klarer Ablehnung. Sie verwies auf die von Barclay und Penn ja selbst vorgetragene Überzeugung, dass Gott nur akzeptiere, was er selbst bewirke. 72 Penn nahm ihr die Ablehnung nicht übel. Im Gegenteil. In der zweiten Auflage seiner Schrift »No Cross, No Crown«, die nach dem Tode Elisabeths erschien, brachte er Dank und Anerkennung für die Toleranz und den Mut der Äbtissin zum Ausdruck, sich für Glaubensflüchtlinge wie Labadisten und Quäker eingesetzt zu ha­ben. So ist Elisabeth wohl nicht als Philosophin der Aufklärung zu würdigen, sondern als eine Frau, die umgekehrt bei denen um Aufklärung über Gott und die Welt nachfragte, die von sich behaupteten, entsprechende Antworten und Deutungen zu haben. Die Suche nach zeitgemäßen Wahrheiten schloss dabei den philosophischen Diskurs und das theologische Gespräch mit ein. Berührungsängste hatte die Fürstäbtissin nicht, religiöse Verbohrtheit war ihr fremd.

Sophie, die jüngste Tochter des Winterkönigs, war beim Tod des Vaters erst zwei Jahre alt gewesen. Sie absolvierte dennoch das gleiche weitgefächerte Erziehungsprogramm wie ihre Geschwister. Eine weitere geistige Prägung erhielt sie durch ihren älteren Bruder Karl Ludwig, an dessen Hof sie acht Jahre verbrachte und zu dem sie auch nach ihrer Verheiratung engen Kontakt hielt. Noch in späteren Jahren redete sie ihn in ihren Briefen liebevoll mit »mon cher papa« an.73 Bei Sophie liegen nun die Verbindungen zur Aufklärung am deutlichsten auf der Hand.74 Das hängt schon damit zusammen, dass sie als Gattin Ernst Augusts von Braunschweig-Lüneburg, der zunächst als evangelischer Bischofsadministrator in Osnabrück regierte, dann aber seinen älteren Bruder als Herzog von Calenberg beerbte, in ihrer Residenz Hannover auch einen dort in Dienst stehenden, etwas verschrobenen Hofrat namens Leibniz mit übernahm.

Ihrem Mann Ernst August intellektuell überlegen, erkannte Sophie als eine der wenigen am hannoveranischen Hof die Bedeutung von Leibniz, seine Fähigkeiten und Begabungen, und machte ihn zu ihrem lebenslangen persönlichen Vertrauten.75 Da­bei profitierten beide von dieser Beziehung. Leibniz beriet So­phie bei ju­-ristischen und politischen Problemen, er war ihr prägender Ge­sprächspartner in philosophischen, theologischen und religiösen Fragen. Umgekehrt setzte sie sich für ihn ein, wenn sich Leibniz wieder einmal durch Eigenmächtigkeiten die allerhöchste Ungnade Ernst Augusts zugezogen hatte. Sophie öffnete Leibniz zudem viele Kontaktmöglichkeiten, beispielsweise zum Berliner Hof, wo ihre Tochter, Königin Sophie Charlotte, zur bekennenden Leibnizschülerin wurde. 76 Auch Wege nach Frankreich, wie zum theologischen Wortführer der französischen Katholiken, Bischof Jacques Bossuet, wurden von Sophie vermittelt. Die damit verbundene Debatte über eine mögliche Wiedervereinigung der Konfessionen verfolgte sie engagiert und kritisch, verstand sie aber wohl eher als eine intellektuelle Herausforderung, als dass sie entsprechende Hoffnungen hegte.77 Und ein Konfessionswechsel stand schon aus politischen Gründen nie zur Debatte, denn er hätte den Welfen sowohl den Griff nach der Kurwürde wie auch die englische Thronfolge unmöglich gemacht.78 Aber auch privat blieb das reformierte Bekenntnis für Sophie maßgebend, selbst wenn sie ihren reformierten Hofprediger mit den ihr eigenen sarkastischen Kommentaren bedachte.79 So weit es ihr möglich war, unterstützte sie die französische und deutsche reformierte Gemeinde im ansonsten lutherischen Hannover und besuchte immer wieder deren Gottesdienste.80 Ebenso aufmerksam verfolgte Sophie die religiöse Toleranzpolitik ihres Bruders Karl Ludwig, die sie unterstützte, aber auch Elisabeths Eingehen auf Labadie.81 Sie reiste schließlich im Mai 1671 selbst nach Herford, um sich ein eigenes Bild von Labadie und seiner Gemeinde zu machen.82 Das hinderte Sophie aber umgekehrt nicht, mit Leibniz alle christentumskritischen Schriften zu diskutieren, die nun mehr und mehr auf den Markt kamen. Den irischen Freidenker John Toland empfing sie gleich mehrmals persönlich. Sophie – Leibniz nannte sie die »klügste Frau« seiner Zeit – erwies sich hier als überzeugte Rationalistin, was Leibniz als Rationalist und Metaphysiker oft etwas zu weit gegangen ist.83

Es waren, wie zu Beginn gesagt, neun Kinder des Winterkönigs, die das Erwachsenenalter erreicht haben. Drei von diesen starben dennoch recht jung, zwei weitere konvertierten aus sehr persönlichen Gründen, nämlich Geldnöten und Liebesschmerz, zum Katholizismus, die übrigen vier wurden hier vorgestellt.84 Was waren die Faktoren, die diese vier Kinder des Winterkönigs so ungewohnte Wege gehen ließ?

Ins Auge fällt zunächst ihre räumliche Entgrenzung. Die Tragik des Vaters führte dazu, dass sie schon früh ihre regionalen Herkunftsräume verlassen mussten. Dadurch sammelten sie Erfahrungen in einer ganzen Reihe europäischer Kulturzentren und lernten deren Gelehrtenkreise kennen.

Dass sie sich aber überhaupt für neue Denkrichtungen inter­-essierten, lag zweitens wesentlich in dem sehr breit angelegten und umfangreichen Bildungsprogramm gegründet, das ihnen ihr Va­ter vorgeschrieben hatte und das gleichermaßen sowohl den männ­lichen als auch den weiblichen Mitgliedern der Familie galt.85 Zudem förderte die niederländische Umgebung den Um­stand, dass die Kinder des Winterkönigs im Grunde bereits mit den bürgerlichen Bildungsidealen aufwuchsen, denen sich der deutsche Adel, wenn überhaupt, weitgehend erst im 18. Jh. angeschlossen hat.

Drittens führte der vielfache Ortswechsel der Geschwister dazu, dass sie untereinander einen sehr regen Briefwechsel unterhielten.86 Der schloss neben dem obligatorischen Familientratsch auch politische, religiöse und philosophische Fragestellungen mit ein. Unter Beteiligung ihrer Kinder und anderer Verwandter ergab sich ein über Ländergrenzen hinausreichendes Diskussions- und Informationsnetzwerk, mit welchem man sich intensiv über das jeweils eigene Denken austauschte.87

Ein viertes Moment bildete schließlich die religiöse Ausrichtung. Allen Anfechtungen zum Trotz, und die klangen oftmals sehr verlockend, hielten die vier vorgestellten Kinder des Winterkönigs am Calvinismus fest. Das Vermächtnis des Vaters spielte hier sicherlich eine wichtige Rolle, aber auch die religiöse Erziehung in den Niederlanden, wo sie, wie später auch in England, die Vielfalt reformierter Anschauungen intensiv kennen gelernt haben. Dabei re­flektierten sie ihre Konfession, nicht zuletzt angeregt durch ihre philosophisch-theologischen Gesprächspartner, durchaus kritisch, was sie in kreative Spannungen führte, die sowohl den inneren Glauben wie das äußere Verhalten berührten. Orthodoxen An-­sichten standen sie, auch aufgrund eigener biographischer Erfahrungen, ablehnend gegenüber. Dadurch gelangten alle vier zur religiösen Toleranz gegenüber Andersdenkenden. Das eigene Be­kenntnis diente als persönliches Identifikationsmerkmal, aber es war kein Grund zur Abgrenzung gegenüber Andersgläubigen. 88 Für sich selbst hielten die vier Geschwister dabei an wesentlichen Merkmalen calvinistischer Lebensführung fest, vor allem, was Le­bensstil, Arbeitsethos und Bildungsbereitschaft betraf. Diese Einstellung führte, wie es Leibniz in seinem berühmten Leitfaden zur Prinzenerziehung deutlich gemacht hat, fast bruchlos zum Bild des aufgeklärten Fürsten als eines »homme de bien«, eines Mannes von edler Gesinnung, der stets seine Pflicht tut und der als »homme de cœur« in jeder Situation beherzt seine Geistesfreiheit bewahrt.89 Mit ihrer Bereitschaft, neuen geistigen Herausforderungen der Zeit offen zu begegnen und sie zu fördern, hoben sich die vier Kinder des Winterkönigs, vor allem Karl Ludwig, über die Mehrheit des deutschen Hochadels dieser Zeit hinaus. Dass sie darin philosophische, theologische, ja auch naturwissenschaftliche und staatsrechtliche Ansätze miteinander verbunden haben, dass sie über konfessionelle Grenzen hinaus dachten, das zusammen mag es rechtfertigen, sie zur Frühgeschichte einer neuen Epoche zu zählen.

Summary


Researchers on the history of the early enlightenment in the 17th century generally assume that, first, the nobility played only a minor role in this context, and, second, that among the social elite the religious denomination was not particularly important any more. Four children of the »Winter King« – Frederick V, the Elector Palatine who in 1620 failed so dramatically as King of Bohemia – and his wife Elisabeth Stuart, paint a different picture, however. Grow­-ing up and educated in the Dutch exile, Calvinism for them was a central legacy of their father, which also carried part of their pol­itical legitimation and was a mark of their personal identity.

Personal experiences and their exposure to neo-stoicism (which was dominant at the University of Leiden), however, induced them to adopt a reflective attitude towards their Calvinist denomination, fostering a tolerant stance towards dissenters. Their individual biog­raphies varied greatly. Charles Louis became Elector Palatine and reconstructed the devastated Palatinate in the spirit of en­- light­ened absolutism. His brother Rupert, an admiral serving un­der the English crown, was renowned as a talented natural scientist and member of the Royal Society. Elisabeth, Princess-Abbess of Herford Abbey, is well known for having been a philosophical correspondent of Descartes, Huygens, Malbranche and Leibniz. At the same time she was open to separatist Reformed currents and the Quaker movement. And finally, Sophia cultivated a long and in­tensive friendship with Leibniz. During their entire lives the sib­lings kept up their close personal contact and correspondence, demonstrating how open-minded they were in reacting to the new spiritual challenges of their time, which they fostered across regional and denominational barriers.

Fussnoten:

1) Der Beitrag geht zurück auf ein Referat, das ich auf der zehnten Tagung des Arbeitskreises »Religion und Aufklärung« gehalten habe. Die Tagung stand unter dem Thema »Die theologische Frühaufklärung« und hat vom 3.–5. Dezember 2010 unter der Leitung von Prof. Dr. Albrecht Beutel, Prof. Dr. Udo Sträter und Prof. Dr. Markus Wriedt in der Stiftung Leucorea (Wittenberg) stattgefunden. Für den Druck wurde der Text an einigen Stellen erweitert und um die Anmerkungen ergänzt.
2) Zitiert nach U. Schultz, Descartes. Hamburg 2001, 235.
3) Zitiert nach G. A. Benrath, Die konfessionellen Unionsbestrebungen des Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz († 1680), in: ZGO 116 (1968), 187–252 (246).
4) J. Müller, Karl Ludwig und die Wiedervereinigung der christlichen Konfessionen, in: BPfKG 29 (1962), 130–179 (174). – Benrath, Die konfessionellen Unionsbestrebungen, 247.
5) Zitiert nach E. C. Hirsch, Der berühmte Herr Leibniz. Eine Biographie. München 2000, 241.
6) A. Dove, Die Kinder des Winterkönigs, in: Ders., Ausgewählte Schriftchen (!) vornehmlich historischen Inhalts. Leipzig 1898, 62–82, ist die einzige ältere Abhandlung, die alle Kinder in den Blick nimmt, eine Reihe von historischen Details liefert, sich aber weitgehend in Anekdoten erschöpft. In jüngerer Zeit gab einen Überblick über die ganze Familie die Bayerische Landesausstellung 2003 in Amberg. Vgl. den dazu erschienenen Ausstellungsband: P. Wolf, M. Henker, E. Brockhoff, B. Steinherr, S. Lippold (Hrsg.), Der Winterkönig Friedrich von der Pfalz. Bayern und Europa im Zeitalter des Dreißigjährigen Krieges. Augsburg 2003.
7) Vgl. u. a. R. Vierhaus (Hrsg.), Der Adel vor der Revolution. Zur sozialen und politischen Funktion des Adels im vorrevolutionären Europa. Göttingen 1971. – E. Le Roy Ladurie, La noblesse au XVIIIe siècle. De la féodalité aux Lumières. Brüssel 1984. – V. Bauer, Die höfische Gesellschaft in Deutschland von der Mitte des 17. bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. Tübingen 1993. – P. Serna, Der Adlige, in: M. Vovelle (Hrsg.), Der Mensch der Aufklärung. Frankfurt-New York-Paris 1996, 42–97.
8) Es seien hier nur beispielhaft genannt: C. Kollbach, Aufwachsen bei Hof. Aufklärung und fürstliche Erziehung in Hessen und Baden (Campus Historische Studien 48). Frankfurt a. M. 2009. – I. Cerman, Habsburgischer Adel und Aufklärung. Bildungsverhalten des Wiener Hofadels im 18. Jahrhundert (Contubernium. Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 72). Stuttgart 2010. – Vgl. auch: Ders., L. Velek (Hrsg.), Adelige Ausbildung. Die Herausforderung der Aufklärung und die Folgen (Studien zum mitteleuropäischen Adel 1). München 2006.
9) A. Stannek, Telemachs Brüder. Die höfische Bildungsreise des 17. Jahrhunderts. Frankfurt a. M. 2001. – Dies., Exempla & Imitatio. Medien und Methoden höfischer Standeserziehung im 17. Jahrhundert (mit weiterführenden Literaturangaben), in: W. Paravicini, J. Wettlaufer (Hrsg.), Erziehung und Bildung am Hofe. 7. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften in Göttingen (2000). Stuttgart 2002, 107–123.
10) Die Kinder in der Reihenfolge ihrer Geburt: Heinrich Friedrich (1614–1629), der ursprüngliche Kurprinz, bei einem Unfall ertrunken; Karl I. Ludwig (1617–1680), Kurfürst von der Pfalz; Elisabeth (1619–1680), Äbtissin des Reichsstiftes Herford; Ruprecht/Rupert (1619–1682), Herzog von Cumberland, Lord High Admiral; Moritz (1621–1652), Schiffskommandant unter seinem Bruder Rupert, in der Karibik verschollen; Louise Hollandine (1622–1709), Äbtissin des Klosters Maubuisson/Frankreich; Ludwig (*1623); Eduard (1624–1663); Henriette Marie (1626–1651); Philipp (1627–1650), als lothringischer Offizier gefallen; Charlotte (1628–1631); Sophie (1630–1714), Gemahlin von Ernst August, Kurfürst von Hannover; Gustav Adolf (1632–1641).
11) J. Arndt, Der Dreißigjährige Krieg. Stuttgart 2009, 64–67. – J. Burkhardt, Der Dreißigjährige Krieg. Frankfurt a. M. 1992, 74–90. – Ders., Die böhmische Erhebung – Kriegsbeginn 1618, in: P. C. Hartmann, F. Schuller (Hrsg.), Der Dreissigjährige Krieg. Facetten einer folgenreichen Epoche. Regensburg 2010, 47–57. – Zur Königswahl Friedrichs vgl. M. Ritter, Die pfälzische Politik und die böhmische Königswahl 1619, in: HZ 79 (1897), 239–283.
12) Dazu ausführlich P. Bilhöfer, »Außer Zweifel ein hoch verständiger Herr und tapferer Kavalier«. Friedrich V. von der Pfalz – Eine biographische Skizze, in: Wolf, Henker, Brockhoff, Steinherr, Lippold (Hrsg.), Der Winterkönig Friedrich von der Pfalz, 19–32.
13) Vgl. A. Egler, Die Spanier in der linksrheinischen Pfalz 1620–1632. Invasion, Verwaltung, Rekatholisierung (QMRKG 13). Mainz 1971. – F. Maier, Die bayerische Unterpfalz im Dreißigjährigen Krieg. Besetzung, Verwaltung und Rekatholisierung der rechtsrheinischen Pfalz durch Bayern 1621–1649. Frankfurt a. M. 1990.
14) N. Mout, Der Winterkönig im Exil. Friedrich V. von der Pfalz und die niederländischen Generalstaaten 1621–1632, in: ZHF 15 (1988), 257–272.
15) Bilhöfer, »Außer Zweifel ...«, 30. – Vor allem seine Witwe Elisabeth hielt dieses Versprechen hoch. Zu den beiden Kindern, die dennoch konvertierten, Louise Hollandine und Eduard, brach sie die Kontakte ab. Den Ratschlag ihres Bruders, des englischen Königs Karl I., ihren Sohn Rupert konvertieren zu lassen, um dessen Zukunftschancen zu verbessern, lehnte sie mit den Worten ab: »I would rather strangle my children with my own hand.« E. Warburton, Memoirs of Prince Rupert and the Cavaliers. 3 Bde., London 1849. Hier: Bd. 1, 91.
16) R. K. Marshall, Elizabeth Stuart – die Winterkönigin, in: Wolf, Henker, Brockhoff, Steinherr, Lippold (Hrsg.), Der Winterkönig Friedrich von der Pfalz, 34–45.
17) Sophie de Hannovre, Mémoires et lettres de voyage, hrsg. von D. van der Cruysse. Paris 1990, 114. – K. Hauck, Elisabeth – Königin von Böhmen, Kurfürstin von der Pfalz in ihren letzten Lebensjahren (Kleine Schriften zur Geschichte der Pfalz 1). Heidelberg 1905, 34–48. – A. Wendland (Hrsg.), Briefe der Elisabeth Stuart, Königin von Böhmen, an ihren Sohn, den Kurfürsten Karl Ludwig v. d. Pfalz. Stuttgart 1902.
18) K. Hauck, Karl Ludwig, Kurfürst von der Pfalz (1617–1680). Heidelberg 1903. – P. Fuchs, Karl (I.) Ludwig, in: NDB 11, Berlin 1977, 246–249.
19) Dove, Die Kinder des Winterkönigs, 66 f.
20) F. Kitson, Prince Rupert. Portrait of a Soldier. London 1994, 30: »The re­-gime at the Prinzenhof was designed to be one of spartan formality based on the procedures of the Heidelberg court underpinned by firm adherence to the Calvinist religion.«
21) Sophie de Hannovre, Mémoires et lettres de voyage, 115.
22) C. Spencer, Prince Rupert. The Last Cavalier. London 2007, 21.
23) F. Schmidt, Geschichte der Erziehung der Pfälzischen Wittelsbacher. Urkunden nebst geschichtlichem Überblick (MGP XIX). Berlin 1899, LV f.
24) Das Erlernen des »Böhmischen« erfolgte auf ausdrücklichen Wunsch des Vaters, der damit seinen fortdauernden Anspruch auf die böhmische Krone dokumentieren wollte. Hauck, Karl Ludwig, 7.
25) C. Strohm, Art.: Leiden, Universität, in: RGG4 5, 249. – H. Lademacher, Die Niederlande. Politische Kultur zwischen Individualität und Anpassung. Berlin 1993, 312–329. – V. Press, Kriege und Krisen. Deutschland 1600–1715. München 1991, 356.
26) Dazu ausführlich G. Oestreich, Politischer Neustoizismus und Niederländische Bewegung in Europa und besonders in Brandenburg-Preußen, in: Ders., Geist und Gestalt des frühmodernen Staates. Ausgewählte Aufsätze. Berlin 1969, 101–156.
27) M. Greschat, Die Aufklärung. Einleitung, in: Ders. (Hrsg.), Gestalten der Kirchengeschichte. Bd. 8 »Aufklärung«. Stuttgart-Berlin-Köln 1984, 7–41 (18). – C. Strohm, Art. Neustoizismus, in: TRE 32 (2001), 193.
28) Hauck, Karl Ludwig, 41–44.
29) C. Link, Art.: Grotius, Hugo, in: RGG4 3, 1303 f. – M. Schneider, Das Weltbild des 17. Jahrhunderts. Philosophisches Denken zwischen Reformation und Aufklärung. Darmstadt 2004, 286–290.
30) H. Grotius, De veritate religionis christianae. Paris 1627. – Ders., De jure belli ac pacis libri tres, in quibus ius naturae et gentium, item iuris publici praecipua explicantur. Hrsg. von P. C. Molhuysen. Leiden 1919. – W. Moog, Die Philosophie der Neuzeit bis zum Ende des XVIII. Jahrhunderts. Tübingen 195313, 113–118.
31) G. J. Hoenderdaal, Hugo Grotius, in: M. Greschat (Hrsg.), Gestalten der Kirchengeschichte. Bd. 8 »Aufklärung«. Stuttgart-Berlin-Köln 1984, 43–59 (56).
32) Hauck, Karl Ludwig, 184–206. – V. Press, Zwischen Versailles und Wien. Die Pfälzer Kurfürsten in der deutschen Geschichte der Barockzeit, in: ZGO 130 (1982), 207–262, hier bes. 222–230.
33) So zitiert Hauck, Karl Ludwig, 197, aus einem Brief seiner Tochter Elisabeth Charlotte.
34) Benrath, Die konfessionellen Unionsbestrebungen, 205–224.
35) Hauck, Karl Ludwig, 204 f.
36) Briefwechsel der Herzogin Sophie von Hannover mit ihrem Bruder, dem Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz. Hrsg. von E. Bodemann (Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven 26). Leipzig 1885, 400, Nr. 404 (3/13. Januar 1680).
37) H. Denzer, Art. Pufendorf, Samuel von, in: TRE 28 (1997), 3–6, mit weiterführenden Literaturangaben. – E. Klein, Samuel Pufendorf und die Anfänge der Naturrechtslehre, in: W. Doerr (Hrsg.), Semper apertus. Sechshundert Jahre Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1386–1986. Bd. 1. Berlin-Heidelberg-New York-Tokyo 1985, 414–439, hier zu den Heidelberger Jahren Pufendorfs: 417–419.
38) Benrath, Die konfessionellen Unionsbestrebungen, 236.
39) Hauck, Karl Ludwig, 207. – Schultz, Descartes, 232.
40) Immerhin gelang es den vereinten Anstrengungen Brandenburgs und Hannovers, den pfälzischen Kurfürsten Johann Wilhelm 1705 zu einer »Religionsdeklaration« zu bewegen, die – auch wenn es in der Praxis immer wieder Rückschläge gab – allen drei Konfessionen Gewissens- und Kultfreiheit zusicherte, womit dann doch wieder an Karl Ludwigs altes Anliegen angeknüpft wurde. Vgl. A. Hans, Die kurpfälzische Religionsdeklaration von 1705. Ihre Entstehung und Bedeutung für das Zusammenleben der drei im Reich tolerierten Konfessionen (QMRKG 18). Mainz 1973.
41) In der bisherigen Aufklärungsforschung zur Kurpfalz wird Karl Ludwig nicht beachtet. Vgl. beispielhaft W. Kreutz, Aufklärung in der Kurpfalz. Beiträge zu Institutionen, Sozietäten und Personen. Ubstadt-Weiher 2008.
42) V. Sellin, Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz. Versuch eines historischen Urteils (Schriften der Gesellschaft der Freunde Mannheims und der ehemaligen Kurpfalz. Mannheimer Altertumsverein 1859. Heft 15). Mannheim 1980, 23.
43) Friedrich Wilhelm von Brandenburg studierte mit Unterbrechungen von 1634 bis 1638 in Leiden. Zeitweise war er auch Gast Königin Elisabeths auf Schloss Rhenen und teilte sich mit Karl Ludwig und Rupert deren Privatlehrer. Vgl. K. von Raumer, Friedrich Wilhelm des Großen Kurfürsten von Brandenburg Jugendjahre. Mit dessen Originalbriefen aus dem Königl. Hausarchiv. Erster Abschnitt: Aufenthalt in Holland 1634 und 1635. Berlin 1853, 11–38 mit den Briefen aus Rhenen.
44) G. Oestreich, Calvinismus, Neustoizismus und Preußentum (1955). Abgedruckt in O. Büsch, W. Neugebauer (Hrsg.), Moderne preußische Geschichte 1648–1947. Eine Anthologie. Bd. 3. Berlin-New York 1981, 1268–1293. – Ders., Politischer Neustoizismus und Niederländische Bewegung in Europa und be­son­ders in Brandenburg-Preußen, in: W. Hubatsch (Hrsg.), Absolutismus. Darmstadt 1973, 361–436. – Press, Kriege und Krisen, 306–308.
45) Aufgrund seiner umfangreichen militärischen Aktivitäten im Dienste der englischen Krone hat Rupert in der angelsächsischen Forschung bis heute sehr viel Aufmerksamkeit erlangt. Ich beschränke mich daher im Folgenden auf die jüngeren Arbeiten: M. Ashley, Rupert of the Rhine. London 1976. – B. E. Fergusson, Rupert of the Rhine. London 1952. – C. Hibbert, Cavaliers and Round­-heads. The English at War 1642–1649. London 1994. – F. Kitson, Prince Rupert. Portrait of a Soldier. London 1994. – Ders., Prince Rupert. Admiral and General-at-Sea. London 1998. – P. Morrah, Prince Rupert of the Rhine. London 1979. – R. Rebitsch, Rupert von der Pfalz (1619–1682). Ein deutscher Fürstensohn im Dienste der Stuarts (Innsbrucker Historische Studien. Beiheft 1). Innsbruck-Wien-Bozen 2005. – C. Spencer, Prince Rupert. The Last Cavalier. London 2008. – M. G. Thomson, Warrior Prince. Prince Rupert of the Rhine. London 1976. – H. R. Trevor-Roper, Ruprecht der »Cavalier«, in: ZBLG 44 (1981), 241–256.
46) Dazu ausführlich Kitson, Prince Rupert. Admiral and General-at-Sea, 35–108. Während eines Sturmes vor den kleinen Antillen im September 1652 verlor Rupert seinen Bruder Moritz, der stets loyal an seiner Seite gestanden hatte. Es war wohl der Tod des Bruders, der Rupert das mittlerweile sinnlos gewordene Unternehmen abbrechen und nach Europa zurückkehren ließ. – Über die Herausforderung, die Ruperts Aktivitäten für den Aufbau einer Parlamentsflotte bedeuteten, die den Beginn der weiteren englischen Seegeltung markierte, vgl. H.-C. Junge, Flottenpolitik und Revolution. Die Entstehung der englischen Seemacht während der Herrschaft Cromwells (Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts London 6). Stuttgart 1980, 129–132. – J. Barratt, Cromwell’s Wars at Sea. Barnsley 2006, 42–93.
47) Ruperts »Glaubensfestigkeit« wurde auch von seinen Geschwistern immer wieder gerühmt. So zitiert Hauck, Karl Ludwig, 303, einen Ausruf seiner Schwester Sophie von Hannover, als man die Bekenntnistreue eines ihrer Söhne bezweifelte: »… mon second fils [d. i. Friedrich August] … a trop de son oncle, le prince Rupert, pour n’être pas ferme dans sa réligion.«
48) Rebitsch, Rupert von der Pfalz, 136.
49) R. Vierhaus, Aufklärung als Lernprozess, in: Ders., Deutschland im 18. Jahrhundert. Politische Verfassung, soziales Gefüge, geistige Bewegungen. Göttingen 1987, 84–95 (85).
50) Rebitsch, Rupert von der Pfalz, 108 und 123. Das Amt eines »Lord of the Admirality«, das vor allem organisatorische Aufgaben zu bewältigen hatte, kam Rupert dabei sehr entgegen.
51) Rupert war seit 1668 Governor and Constable of Windsor, konnte also in diesem königlichen Schloss ziemlich frei schalten und walten. Vgl. Rebitsch, Rupert von der Pfalz, 146.
52) K. Dewhurst, ›Prince Rupert as a Scientist‹, in: British Journal for the History of Science 1 (1963), 365–373.
53) C. Wax, The Mezzotint. History and Technique. London 1990, 15–24.
54) Die Royal African Company, der Rupert als Aktionär angehörte, war freilich ein menschenverachtendes Unternehmen, gehörte doch von Anfang an auch der Sklavenhandel zu den Haupteinnahmequellen des Unternehmens. Vgl. Rebitsch, Rupert von der Pfalz, 150.
55) Spencer, Prince Rupert, 265.
56) Kitson, Prince Rupert. Portrait of a Soldier, 35–41.
57) Spencer, Prince Rupert, 265.
58) S. F. Mason, Geschichte der Naturwissenschaft. Stuttgart 1974, 166–178. – M. Purver, The Royal Society: Concept and Creation. London 1976, 20–62.
59) 100 Jahre später erkannte man das dann auch in Ruperts Stammlanden. 1784 bat die Kurpfälzische Akademie den Präsidenten der Royal Society, Sir Joseph Banks, um Materialen über Rupert. Darauf aufbauend hielt kurze Zeit später der Heidelberger Chemiker und Pharmazeut, Prof. Dr. med. Daniel Wilhelm Nebel (1735–1805), einen öffentlichen Vortrag »de Ruperto Principe, Friderici V filio natu minore, multis artibus inventis clarissimo«. Vgl. dazu P. Fuchs, Palatinatus Illustratus. Die historische Forschung an der kurpfälzischen Akademie der Wissenschaften. Mannheim 1963, 309 f.
60) Schmidt, Geschichte der Erziehung der Pfälzischen Wittelsbacher, LXII.
61) H. bei der Wieden, Elisabeth in ihrer Zeit, in: Ders. (Hrsg.), Elisabeth von der Pfalz. Äbtissin von Herford, 1618–1680. Eine Biographie in Einzeldarstellungen. Hannover 2008, 37–58 (45). – Zu Elisabeth insgesamt vgl. auch P. Fuchs, Art.: Elisabeth, Pfalzgräfin bei Rhein, in: NDB 4, 1959, 447 f.
62) Zitiert nach Schultz, Descartes, 232.
63) M. Rullmann, Anna Maria von Schurmann, in: Dies. (Hrsg.), Philosophinnen. Bd. 1. Frankfurt a. M. 1998, 166–171 (166). – Ausführlich M. Spang, Wenn sie ein Mann wäre. Leben und Werk der Anna Maria van Schurmann (1607–1678). Darmstadt 2009.
64) Schultz, Descartes, 279–284. Elisabeths Bruder Philipp war an der Ermordung eines Adligen beteiligt, dem nachgesagt wurde, sowohl Liebhaber ihrer beider Schwester Louise Hollandine wie auch von ihrer Mutter Elisabeth Stuart gewesen zu sein. Prinzessin Elisabeth wurde der Mitwisserschaft an dem Mord bezichtigt.
65) So beispielsweise R. G. Montealegre, Elisabeth von Böhmen/von der Pfalz, in: U. I. Meyer, H. Bennent-Vahle (Hrsg.), Philosophinnen-Lexikon. Leipzig 1997, 197–200. – U. I. Meyer, Aufklärerinnen. Aachen 2009, 30–35. – Dazu kritisch G. van den Heuvel, Elisabeth und die Philosophen, in: Bei der Wieden (Hrsg.), Elisabeth von der Pfalz (s. Anm. 61), 59–75, hier: 61 f.
66) Der Briefwechsel ist mittlerweile gut zugänglich: Princess Elisabeth of Bohemia and René Descartes. The Correspondence between Princess Elisabeth of Bohemia and René Descartes. Edited and translated by L. Shapiro. Chicago-London 2007.
67) Spang, Wenn sie ein Mann wäre, 115.
68) Heuvel, Elisabeth und die Philosophen, 64.
69) Schultz, Descartes, 234, betont, dass sich Descartes natürlich auch vor dem hohen Rang Elisabeths verneigte. »Aber vollendet wurde die aristokratische und geistesaristokratische Freundschaft durch die unmittelbare Menschlichkeit, die Elisabeth von der Pfalz ihrerseits in Descartes ihren Ratgeber sowohl für ihre unmittelbaren Gesundheitsprobleme wie ihre politischen Interessen finden ließ. Der Philosoph seinerseits konnte stets ihrer kundig-wachsamen Aufmerksamkeit für seine durch Querelen bestimmten späten Jahre gewiss sein – bis zu seinem Tode.«
70) D. Blaufuß, Elisabeth von Herford und die Spiritualisten, in: Bei der Wieden (Hrsg.), Elisabeth von der Pfalz (s. Anm. 61), 77–96.
71) Spang, Wenn sie ein Mann wäre, 186–193.
72) L. Blanke, Elisabeth und die Quäker, in: Bei der Wieden (Hrsg.), Elisabeth von der Pfalz (s. Anm. 61), 97–119 (115).
73) Schmidt, Geschichte der Erziehung der Pfälzischen Wittelsbacher, LXIII.
74) Zur Gesamtbiographie vgl. H. Siller, Art.: Sophie, Kurfürstin von Hannover, in: NDB 24, 2010, 588 f. (mit Lit.). – M. Knoop, Kurfürstin Sophie von Hannover (Niedersächsische Biographien 1). Hildesheim 1964. – K. Feuerstein-Praßer, Sophie von Hannover (1630–1714). »Wenn es die Frau Kurfürstin nicht gäbe ...«. Regensburg 2004. – S. Heilemann, Das Leben und politische Wirken der Fürstin Sophie von Hannover (1630–1714), in: H. Barmeyer (Hrsg.), Hannover und die englische Thronfolge. Bielefeld 2005, 113–139.
75) Das Verhältnis beider zueinander zeigt vor allem der gemeinsame Briefwechsel. Vgl. O. Klopp (Hrsg.), Die Werke von G. W. Leibniz. Reihe 1, Bd. VII–X. Hannover 1873 ff.
76) D. Döring, Berlin als ein Zentrum intellektuellen Lebens um 1700, in: J. Bahlcke, B. Dybas, H. Rudolph (Hrsg.), Brückenschläge. Daniel Ernst Jablonski im Europa der Frühaufklärung. Dößel 2010, 86–101 (89 f.).
77) »Die Reunionsverhandlungen erhielten den Charakter wissenschaftlicher Gespräche, bei denen zeitweilig ohne Rücksicht auf politische Interessen verhandelt werden konnte.« H. Otte, Glaubenswechsel, Reichspolitik und Wie­dervereinigung der Kirchen. Der Beginn der Reunionsverhandlungen in Hannover und die Interessen der welfischen Herzöge, in: Ders., R. Schenk (Hrsg.), Die Reunionsgespräche im Niedersachsen des 17. Jahrhunderts. Rojas y Spinola – Molan – Leibniz (SKGNS 37). Göttingen 1999, 56–84 (84). – Hirsch, Der berühmte Herr Leibniz, 255. – Knoop, Kurfürstin Sophie, 145. – Zum Gesamtkomplex vgl. K. Masser, Christobal de Gentil de Rojas y Spinola O. F. M. und der lutherische Abt Gerardus Wolterius Molanus. Ein Beitrag zur Geschichte der Unionsbestrebungen der katholischen und evangelischen Kirche im 17. Jahrhundert (RGST 140). Münster 2002.
78) Angesichts des klaren katholischen Übergewichts im Kurfürstenkollegium, wo nach der Konversion des sächsischen Kurfürsten August und dem dynastischen Wechsel von Pfalz-Simmern zu Pfalz-Zweibrücken im Grunde nur noch Brandenburg die evangelischen Interessen vertrat, war schon aus reichsrechtlichen Erwägungen, aber auch aufgrund der Notwendigkeit, die evangelischen Stände in die kaiserliche Politik einzubinden, nur eine zusätzliche evangelische Kur sinnvoll.
79) Zu Sophies Festhalten am Prädestinationsglauben vgl. Otte, Glaubenswechsel, Reichspolitik und Wiedervereinigung der Kirchen, 76.
80) Knoop, Kurfürstin Sophie, 231.
81) Sophie an Karl Ludwig, Osnabrück, 29. Juli 1677, in: Briefwechsel der Herzogin Sophie von Hannover mit ihrem Bruder, dem Kurfürsten Karl Ludwig von der Pfalz, und des Letzteren mit seiner Schwägerin, der Pfalzgräfin Anna (Gonzaga) (Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven 26). Hrsg. von E. Bodemann. Leipzig 1885, 297.
82) Knoop, Kurfürstin Sophie, 81 f. – Spang, Wenn sie ein Mann wäre, 196–198.
83) Hirsch, Der berühmte Herr Leibniz, 306 und 447–451. – So schieden sich beider Geister beispielsweise auch an der Einstellung zu Spinoza, dessen Werk Sophie genauso wie ihr Bruder Karl Ludwig sehr schätzte, während Leibniz sich von Spinoza, den er 1676 in Amsterdam persönlich aufgesucht hatte, trotz vieler Gemeinsamkeiten vor allem dann aber in der Gottesfrage energisch distanzierte. Vgl. Hirsch, Der berühmte Herr Leibniz, 102 f. – Schultz, Descartes, 232.
84) Zu den beiden konvertierten Kindern vgl. R. Pillorget, Die Kinder Friedrichs V. von der Pfalz in Frankreich. Philipp, Eduard und Luise-Hollandine, Äbtissin von Maubuisson, in: ZBLG 44, 1981, 257–268.
85) Feuerstein-Praßer, Sophie von Hannover, 32. – Dass die Einbeziehung der Töchter in das Bildungsprogramm für die damalige Zeit nicht üblich war, konstatiert S. C. Pils, Identität und Kontinuität. Erziehung für den Hofdienst am Beispiel der Familie Harrach im 17. Jahrhundert, in: W. Paravicini, J. Wettlaufer (Hrsg.), Erziehung und Bildung bei Hofe. 7. Symposium der Residenzen-Kommission der Akademie der Wissenschaften in Göttingen (Residenzenforschung Bd. 13). Stuttgart 2002, 89–105 (101): »Für die Töchter des katholischen Adels des 17. Jahrhunderts war ›Bildung‹ und ›Erziehung‹, verstanden im bürgerlichen Sinn, nicht vorgesehen. Sie sollten vielmehr im Interesse des Standes sozialisiert werden.«
86) Die Briefwechsel liegen zu großen Teilen ediert vor. Neben den bereits erwähnten Editionen vgl. auch K. Hauck (Hrsg.), Die Briefe der Kinder des Winterkönigs (Neue Heidelberger Jahrbücher 15). Heidelberg 1908.
87) Zur Bedeutung solcher Netzwerke in der Frühaufklärung vgl. J. Bahlcke, Briefe, Bücher, Bildungsreise, in: Bahlcke|/Dybas/Rudolph u. a. (Hrsg.), Brückenschläge, 288–305.
88) Die in der Forschung zur Geschichte der Frühaufklärung oftmals vertretene These, dass bei ihren Vertretern die konfessionelle Bindung sehr in den Hintergrund getreten sei, muss im Falle dieser vier Kinder des Winterkönigs relativiert werden. Die Bindung blieb, es wandelte sich aber das Verständnis der eigenen Konfession und ließ damit religiöse Toleranz zu. Vgl. zu diesem Aspekt der Forschung K. J. Whitmer, Mehr Licht. Frühaufklärung in Deutschland und Europa als Kultur des Sehens, in: Bahlcke, Dybas, Rudolph (Hrsg.), Brückenschläge, 236–249 (240–242).
89) Leibniz schrieb den »Miroir de prince« als eine Art Fürstenspiegel für Sophie Charlotte von Preußen für die Erziehung ihre Sohnes Friedrich Wilhelm. Dazu ausführlich R. A. Müller, Die deutschen Fürstenspiegel des 17. Jahrhunderts. Regierungslehren und politische Pädagogik, in: HZ 240, 1985, 571–597 (588–590).