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Ausgabe:

Juni/2011

Spalte:

642-643

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Lee, Sang Meyung

Titel/Untertitel:

The Cosmic Drama of Salvation. A Study of Paul’s Undisputed Writings from Anthropological and Cosmol­ogical Perspectives.

Verlag:

Tübingen: Mohr Siebeck 2010. XVII, 371 S. gr.8° = Wissenschaftliche Untersuchungen zum Neuen Testament. 2. Reihe, 276. Kart. EUR 74,00. ISBN 978-3-16-150316-0.

Rezensent:

K.-W. N.

Das Buch ist die überarbeitete Fassung einer Dissertation in Claremont 2008. Ihr Thema war die viel diskutierte, für die paulinische Theologie zentrale Frage nach dem Verhältnis zwischen Christus und dem jüdischen Gesetz. Für die vorgelegte These ist wesentlich, dass der Vf. diese Frage im Zusammenhang der paulinischen Kosmologie und Anthropologie beantworten möchte. Dazu geht er zunächst ausführlich auf die Hintergründe des paulinischen Denkens im Alten Testament und im Frühjudentum, besonders bei Philon und in der weisheitlichen und apokalyptischen Literatur, sowie in der griechischen Philosophie ein. Gegenüber einer ein­- seitigen Einordnung des paulinischen Denkens in die biblisch-frühjüdische Überlieferung möchte er stärker den griechisch-hellenis­tischen Horizont berücksichtigen, der natürlich über das hellenis­tische Judentum an Paulus vermittelt wurde.
Auf diesem Hintergrund entwirft der Vf. ein vierstufiges »kosmisches Drama«, in dem sich das Heilsgeschehen und mit ihm das Geschehen zwischen Christus und Gesetz vollziehe. Es besteht aus vier Akten: der gesetzlosen Periode von Adam bis Mose, der Gesetzesperiode von Mose bis Christus, dem Zeitalter der Kirche, zu dem als »Interludium« zwischen dem zweiten und dritten Akt das Chris­tusgeschehen gehört, und der Parusie. Dieses ganze Drama wird auf dem Hintergrund antiker Pädagogik interpretiert als Konzept einer konsekutiven, spezifisch christlich ausgeprägten Bildung ( παι­-δεία). Entsprechend dem zweistufigen hellenistischen Bildungsmodell, das auf die enzyklische Bildung die philosophische folgen lässt, wird die an der Tora orientierte, auf Gerechtigkeit ausgerichtete Bildung letztlich durch Christus und sein Gesetz obsolet. Im Kommen Christi kann sich somit nach Paulus eine neue kosmische Familie bilden – die Kirche als Leib Christi aus Juden und Heiden, die als geistliche Realität im Römischen Reich weiterleben konnte.