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Ausgabe:

Mai/2011

Spalte:

541-542

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Pod red. O. Ė. Duschina

Titel/Untertitel:

Dispozicii srednevekov’ja v istorii mirovoj kul’tury (Dispositionen des Mittelalters in der Geschichte der Weltkultur).

Verlag:

Sankt-Peterburg: Universitet 2010. 215 S. gr. 8° = Verbum. Vyspuk, 12. Kart. Rubel 380,00. ISBN 978-5-288-05086-2.

Rezensent:

Stefan Reichelt

Ende vergangenen Jahres erschien der zwölfte Band der durch die Philosophische Gesellschaft am Zentrum für Studien mittelalterlicher Kultur an der Philosophischen Fakultät der St. Petersburger staatlichen Universität herausgegebenen Reihe »Verbum«.
Nach einem Vorwort des Redaktionskollegiums gliedert er sich in die Kapitel 1. Dispositionen des Mittelalters in der Geschichte der Weltkultur (5–103), 2. Reformation und Gegenreformation im soziokulturellen Kontext, 3. Studia philologica classica (160–180) und 4. Übersetzungen und Kommentare. Beigegeben ist eine Annotation O[leg] Ė. Duschinas zum von Robert Pasnau herausgegebenen Werk »The Cambridge History of Medieval Philosophy« (2 vols., Cambridge 2010).
Besonderes Interesse zieht das zweite Kapitel auf sich, welches die Vorträge des Leipziger Ordinarius für Spätmittelalter und Reformation Armin KohnleImperija i religioznyj raskol. Germanija v ėpochu Reformacii – Reich und Glaubensspaltung. Deutschland in der Reformationszeit – (1517–1555), 104–127, und Filipp Melanchton i Jugo-Zapadnaja Germanija (Philipp Melanchthon und Südwestdeutschland), 128–143, enthält sowie den Artikel von Helmar Junghans Reformacija (Reformation), 144–159.
In ersterem Aufsatz behandelt Kohnle nach Schilderung der Ausgangssituation Reich und Kirche zwischen dem XV. und XVI. Jahrhundert, Luther, Die Jahre 1521, 1532, 1548 und 1555 sowie Ergebnisse der Untersuchung und schließt mit einem Aufruf zu »Ökumene statt konfessionellem Streit, Toleranz statt Ausgrenzung« (127), im zweiten folgt auf die Einführung Herkunft und Studium sowie ein Unterkapitel zu den Verbindungen zu Südwestdeutschland nach 1518. Zusammenfassend verweist Kohnle auf Melanchthons Verdienste – besonders in den letzten Jahren – seiner südwestdeutschen Heimat gegenüber. Am Ende eines erfüllten, von schwer überschätzbarem Werk gekrönten Lebens empfand der Praeceptor Germaniae keine Todesfurcht nicht zuletzt wegen der Befreiung »a rabie Theologorum«.
Helmar Junghans’ Artikel Reformacija bietet nach inhaltlicher Bestimmung einen exzellenten Überblick über deren Wirkung in europäischen Ländern sowie Ausführungen zur Fortwirkung.
Liegen Kohnles Aufsätze als Erstveröffentlichungen vor, handelt es sich bei Junghans’ Artikel um eine Übersetzung aus dem dritten Band des Evangelischen Kirchenlexikons (3. Aufl., Göttingen 1992, Sp. 1470–1492).
Die Übersetzung ist ein Gemeinschaftswerk. Erstere Aufsätze interpretierten K. V. Loščevskij, Anna Briskina-Müller sowie der Rezensent, die anderen E. V. Alymovaja.
Bisher erschienen in der Reihe »Verbum« – in russischer Sprache – die Bände:
1. Francisco Suárez und die europäische Philosophie XVI–XVII Jahrhunderts. 1999; 2. Das Erbe des Mittelalters und die gegenwärtige Kultur. 2000; 3. Byzantinische Theologie und Traditionen des religiös-philosophischen Denkens in Russland. 2000; 4. Die Philosophie Wilhelm von Ockhams: Traditionen und Gegenwart. 2001; 5. Bilder der Kultur und Stile des Denkens: iberische Erfahrung. 2001; 6. Aristoteles und die mittelalterliche Metaphysik. 2002; 7. Zwischen Mittelalter und Neuzeit: Martin Luther und die europäische Kultur. 2004; 8. Medievalia: Ideen und Bilder mittelalterlicher Kultur. 2005; 9. Das Erbe Nikolaus von Kues und die Traditionen europäischen Philosophierens. 2006; 10. Religiös-sittliche Transformationen europäischer Kultur: Vom Mittelalter zur Neuzeit. 2008; 11. Vom Gastmahl zum Fasten: Transformationen kultureller Praktiken von der Antike zum Mittelalter. 2009.