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Ausgabe:

April/2011

Spalte:

468-469

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Yrigoyen Jr., Charles [Ed.]

Titel/Untertitel:

T & T Clark Companion to Methodism.

Verlag:

London-New York: T & T Clark International (Continuum) 2010. X, 602 S. gr.8°. Lw. £ 85,00. ISBN 978-0-567-03293-5.

Rezensent:

Walter Klaiber

Bei den angelsächsischen Verlagen scheinen zurzeit Handbücher Konjunktur zu haben. Nachdem 2009 Oxford University Press einen voluminösen Band The Oxford Handbook of Methodist Studies (ed. W. J. Abraham und J. E. Kirby) herausgebracht hat (vgl. die Rezension von Christoph Raedel in ThLZ 135 [2010], 1286–88), er­schien jetzt auch der T & T Clark Companion to Methodism. Beide Bände bearbeiteten ähnliche Themen, neun Autoren schreiben in beiden (allerdings meist nicht über die gleichen Themen), aber sie haben ein unterschiedliches Profil. Der Companion versteht sich vor allem als Hilfsmittel für die Forschung zu Themen der Ge­schichte und der Theologie des Methodismus. Manche der Beiträge sind Forschungsberichte, und viele von ihnen schließen mit einem Ausblick auf Desiderate künftiger Forschung.
Aufgrund dieser Ausrichtung sind die Themen der Beiträge klarer umrissen, aber auch breiter angelegt als die des Handbook. Es ist dem Herausgeber Charles Yrigoyen, Jr., dem langjährigen früheren Generalsekretär der General Commission on Ar­chives and History der United Methodist Church, gelungen, für die meisten Themen die Personen zu gewinnen, die als »Stimmführer« im Chor der Forschung gelten können. Das beginnt mit Richard P. Heitzenrater und seinem Artikel John and Charles Wesley: Life, Ministry, and Legacy (3–20). H., der wohl beste Kenner der Geschichte der Entstehung des Methodismus, gibt einen profunden Bericht über die Lage der Forschung auf diesem Gebiet. Von Randy L. Maddox stammt der Artikel Theology of John and Charles Wesley (20–35); er stellt die Theologie der beiden Brüder im Kontext ihrer Zeit dar und berück­sichtigt dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Der Artikel Hymnody of Charles Wesley (36–60) von S. T. Kimbrough, Jr. bietet eine sorgfältige Darstellung von zeitgeschichtlichem Um­feld, Quellen und Inhalten der Dichtungen Charles Wesleys, deren Be­deutung für den Methodismus mehr und mehr erkannt wird. Ein viel verhandeltes Thema in der jüngeren Methodismusforschung, Authority and the ›Wesleyan Quadrilateral‹, wird von Ted A. Campell (61–72) aufgegriffen, der selbst wesentliche Beiträge zur Debatte über das Verhältnis von Schrift, Tradition, Erfahrung und Vernunft als Grundlagen methodistischer Lehrbildung ge­liefert hat.
Nachdem Herkunft und Quellen methodistischer Theologie be­dacht sind, folgen Artikel, die sich der Ausbreitung der metho­­-dis­tischen Bewegung widmen. Es beginnt mit den »Mutterländern« des Methodismus: Martin Wellings nennt in Methodism in the UK and Ireland (73–88) die methodischen Herausforderungen künftiger Forschung, während Russel E. Richey in Methodism in North America (89–111) einen kritischen Überblick über die innere Entwicklung der Bewegung auf diesem Kontinent liefert. Dagegen bietet Norman E. Thomas zum Thema Methodist Missions/Missiology (112–132) im Wesentlichen die Fakten zur methodistischen Missionsgeschichte, aber leider keine kritische Auseinandersetzung mit der/den methodistischen Missionstheologie(n). Es folgen Artikel zu den einzelnen Erdteilen: John Wesley Z. Kurewa erzählt in Methodism in Africa (133–151) knapp, aber instruktiv die Ge­schichte methodistischer Missionierung der einzelnen afrikanischen Länder und zeigt in einer konzisen Zusammenfassung sowohl Grundzüge dieser Geschichte als auch wichtige Desiderate künftiger Forschung auf. Der philippinische Theologe Luther J. Oconer verbindet in Methodism in Asia and the Pacific (152–165) einen Bericht über missionarische Unternehmungen mit Überlegungen zur Ausbreitung des Methodismus im Gefolge der kolonialistischen Expansion, zum Methodismus in Asien als social religion und zu den Versuchen, am »eigentlichen« Ziel, der Veränderung der Herzen, festzuhalten. Ulrike Schuler behandelt anschaulich (u. a. mit hilfreichen Tabellen) die komplexe Materie des Methodism in Northern and Continental Europe (166–187) und gibt Hinweise auf Archivmaterial und offene Fragen der Forschung. Rüdiger R. Minor steuert in dem Artikel Methodism in Russia and the Baltics: Old and New Beginnings (188–203) geschichtliche Fakten zu einem umstrittenen Thema bei. Eine sehr reflektierte Darstellung von Missionsgeschichte und heutiger Situation des Methodism in Latin America and the Caribean bietet Paulo Ayres Mattos (204–210).
Eine dritte Gruppe von Aufsätzen behandelt einzelne Themen methodistischer Theologie und Praxis. Paul Chilcote gibt in Evangelism in the Methodist Tradition (221–239) einen sehr guten Überblick über die Grundlagen methodistischer Evangelisation, aber auch über problematische Entwicklungen, Karen B. Westerfield Tucker geht in Methodist Worship (240–256) der Geschichte der Gestaltung des Gottesdienstes nach und diskutiert neue Methoden ihrer Erforschung, während Laurence Hull Stockey sich in Methodists on the Sacraments (257–274) darauf beschränkt, das traditionelle Verständnis zu entfalten, und wenig auf neuere Entwicklungen eingeht. Das ziemlich amorphe Thema Spirituality in the Methodist Tradition wird von Thomas R. Albin (275–291) strukturiert und übersichtlich sowie mit Anregungen für künftige Forschung und einer pointierten Zusammenfassung behandelt. Manfred Marquardt zeigt in seinem Artikel Social Ethics in the Methodist Tradition (292–308), dass Wesley nicht nur sozial gehandelt, sondern auch Grundsätze für das soziale Handeln aufgestellt hat, die in den methodistischen Kirchen (insbesondere durch die social principles) weiterentwickelt wurden. Sehr engagiert setzt sich Thomas Edward Frank in dem Artikel Methodism’s Polity: History and Contemporary Questions (309–328) mit den Bemühungen in einigen methodistischen Kirchen (besonders der UMC) auseinander, die Strukturen kirchlichen Arbeitens (»Polity«) zu reformieren; er sieht in ihnen weithin eine Abkehr von grundlegenden methodistischen Prinzipien. Geoffrey Wainwright beschreibt in Methodism and the Ecumenical Movement (329–349) nicht nur das intensive Engagement methodistischer Kirchen in den multi- und bilateralen Dialogen und Zusammenschlüssen der ökumenischen Bewegung des 20. Jh.s, sondern analysiert auch das ambivalente ekklesiologische Erbe, das zur denominationellen Zersplitterung des Methodismus im 19. Jh. geführt hat. Ein ungewöhnliches Thema greift Peter Forsaith in seinem Artikel Methodism and Its Images (350–368) auf, während Gareth Lloyd mit seinen detaillierten Ausführungen zu Methodist Printed and Archival Research Collections: A Survey of Materials in UK/USA Repositories (369–386) wichtige Hinweise für künftige Forschung bietet.
In einem zweiten Hauptteil haben John G. McEllhenney und Charles Yrigoyen unter dem Titel Methodism A to Z (389–512) ein kleines Lexikon zu methodistischen Begriffen und Personen zu­sammengestellt; die Artikel sind knapp und zuverlässig, aber die Auswahl bleibt naturgemäß beschränkt. Sehr hilfreich dürfte der dritte Hauptteil sein, eine thematisch gegliederte Bibliographie von Susan E. Warrick (515–532), die die bibliographischen Angaben zu den einzelnen Artikeln zusammenfasst und ergänzt. Ein Register ist beigegeben.
Das Werk bietet nicht nur eine Fülle von Informationen über den weltweiten Methodismus und seine theologische Ausprägung, sondern auch wichtige Impulse für die weitere Forschung. Für alle Leser, die sich damit beschäftigen, ist der Companion ein unverzichtbares Hilfsmittel, darüber hinaus aber für alle, die sich für me­thodis­tische Theologie interessieren, eine verlässliche Informationsquelle.