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Ausgabe:

April/2011

Spalte:

467

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Weinrich, Michael, and John P. Burgess [Eds.]

Titel/Untertitel:

What Is Justification About? Reformed Contributions to an Ecumenical Theme.

Verlag:

Grand Rapids-Cambridge: Eerdmans 2009. XIII, 268 S. gr.8°. Kart. EUR 30,00. ISBN 978-0-8028-6249-5.

Rezensent:

F. N.

»What is justification about?« Diese Frage wird in dem angezeigten Band mit einem doppelten Ziel gestellt. Zum einen geht es darum, die Bedeutung der Rechtfertigungslehre unter gegenwärtigen Be­dingungen neu zu erschließen. Damit wird eine Aufgabe in Angriff genommen, die im ökumenischen Diskurs der letzten Jahrzehnte immer deutlicher als Desiderat benannt wurde. Zum anderen soll die Diskussion über die Rechtfertigungslehre ökumenisch verbreitert werden über den Kreis derer hinaus, die die »Gemeinsame Erklärung zur Rechtfertigungslehre« von 1999 unterzeichnet ha­ben. Wie die pointierte und hilfreiche Einleitung zeigt, verstehen die Autoren die Rechtfertigungslehre als »interpretive key to all other doctrines« (3), aber dezidiert nicht als »super-doctrine that determines the meaning of all other doctrines« (3). Dieser Einstufung liegt wiederum das Interesse an der Unterscheidung zwischen der Rechtfertigungsbotschaft als »the irreplaceable and primary focus of the church and theology« (IX) und der Lehre von der Rechtfertigung als »secondary and derived« (ebd.) zugrunde.
Die ersten beiden Beiträge von Michael Weinrich und John Webster widmen sich der Frage nach der Bedeutung der Rechtfertigungslehre für das Ganze der Theologie und ihrem Stellenwert für die anderen Lehrstücke. John P. Burgess reflektiert die Implikationen der Verhältnisbestimmung von Rechtfertigung und Heiligung für heutiges Leben der Kirche. Dirkie Smit fragt nach dem Verhältnis von Rechtfertigung und göttlicher Gerechtigkeit. Ka­therine Sonderegger eruiert das Verhältnis von Rechtfertigung und Prädestination. In den Beiträgen von Laura Smit, Martien E. Brinkman und Christiaan Mostert wird die Reflexion des Verhältnisses der Rechtfertigungslehre zu anderen dogmatischen Topoi ausgedehnt auf den Gedanken des Opfers, die Ekklesiologie und die Eschatologie. George Hunsinger sucht sodann zu zeigen, dass Lu­thers Rechtfertigungslehre mehr als die Calvins »the most useful bridge to the theme of justification and justice« (207) bildet, wie es dann später Karl Barth entwickelt. Wie sich das Verhältnis von Rechtfertigung und Versöhnung aus der Perspektive der Kirchen in Ost- und Mitteleuropa darstellt, reflektiert Sándor Fazakas. Hendrik M. Vroom untersucht die Konsequenzen der Säkularisierung und Pluralisierung für die Rechtfertigungslehre. In Auseinandersetzung mit Tillich macht er geltend, es lasse sich nicht behaupten, dass die Rechtfertigungslehre heute durch die Sinnthematik er­setzt sei. Diese Überlegungen beschließen den Band.
Eine Liste der Autoren und ihrer Affiliation sowie ein Register zu Sachen und Personen sind als Hilfsmittel beigegeben.