Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

April/2011

Spalte:

434-435

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Peng-Keller, Simon

Titel/Untertitel:

Einführung in die Theologie der Spiritualität.

Verlag:

Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2010. 167 S. gr.8° = Einführung Theologie. Kart. EUR 14,90. ISBN 978-3-534-23048-8.

Rezensent:

Karl-Friedrich Wiggermann

Simon Peng-Keller ist Dozent für Theologie des geistlichen Lebens an der Theologischen Hochschule Chur und Privatdozent für Fundamentaltheologie und Theologie der Spiritualität an der Theologischen Fakultät der Universität Freiburg/Schweiz. Das Buch bietet keine konkreten Anregungen zur spirituellen Methodik, ist also keine Praxisanleitung bzw. Anleitung im mystagogischen Sinne. Es geht vielmehr um eine wissenschaftliche Praxisreflexion, also um eine Theorie. Dabei kann das Buch so gelesen werden, dass die Disziplin des Denkens selbst als geistliche Übung vollzogen werden kann. Das gilt m. E. vor allem für Theologinnen und Theologen, deren Reflexion der geistlichen Übung vorangeht. Sie werden natürlich praktische Anregungen in ihre eigene Praxis hineinnehmen, die sich als Askese gegen einen Asketismus richtet. Theorie klärt also geistliche Praxis.
Im ersten Teil wird der Begriff der Spiritualität dargestellt. Die Theologie der Spiritualität hat eine Geschichte von 400 Jahren. Der Vf. legt hier eine »theologische Hermeneutik des geistbestimmten Lebens« vor_ »Einer theologischen Hermeneutik des geistlichen Lebens kommt u. a. die Aufgabe zu, die lebensweltlichen Deutungskonflikte reflexiv zu durchdringen und zu klären.« (28)
Im zweiten Teil wird die Geistgegenwart als Quelle christlicher Spiritualität erörtert – im Rahmen einer pneumatischen Aktualität und des Christwerdens in Umkehr und Taufe. Nebeneinander stehen der Indikativ der Geistesgabe und Imperative des geistlichen Lebens. Sehr gut gelungen ist der kleine Abschnitt über die Nachfolge Christi. »Während die Spannung zwischen Charisma und Institution als gegenseitige Herausforderung fruchtbar gestaltet werden kann, mutiert christliches Leben zu einer äußerlichen Konvention, wo es den Sinn für die Radikalität der Nachfolge verliert und ihm der Geschmack an der herben Frucht christlicher Askese vergeht.« (53) Christliche Askese äußert sich als Übung und Kampf. »Als Passion teilt sie den Schmerz Gottes an seiner Schöpfung und leidet mit ihm die Folgen menschlicher Verfehlung aus.« (59) Dieser Passus hätte noch näher diskutiert werden können.
Der dritte und der vierte Teil legen u. a. spirituelle Lebensformen aus in Ehe und in evangelischen Räten, in kommunitärem Leben sowie in Grundformen des (liturgischen) Betens, der Meditation und schließlich der Kontemplation und mystischen Erfahrung. Der letzte Teil widmet sich lebens- und glaubensgeschichtlichen Dimensionen in theologischen anthropologischen Modellen. Hier weist der Vf. besonders auf Wolfhart Pannenberg hin.
Der Vf. will die »Ökumene der Gaben« ernst nehmen und verschiedene konfessionelle Traditionen zu Wort kommen lassen. Das ist ihm zumeist gelungen. Die Ambiguität der Erfahrungsbegriffe wird nicht genügend erörtert. Im Ganzen aber bietet der Vf. eine klar akzentuierte und gegliederte Einführung in die Theologie der Spiritualität, die noch zu erweitern wäre.