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Ausgabe: | März/2011 |
Spalte: | 336-337 |
Kategorie: | Systematische Theologie: Dogmatik |
Autor/Hrsg.: | Mikoski, Gordon S. |
Titel/Untertitel: | Baptism and Christian Identity. Teaching in the Triune Name. |
Verlag: | Grand Rapids-Cambridge: Eerdmans 2009. XXVII, 253 S. gr.8°. Kart. US$ 30,00. ISBN 978-0-8028-2460-8. |
Rezensent: | Martin Hailer |
Der Verfasser, Assistenzprofessor für christliche Erziehung am Princeton Theological Seminary und Präsident der Association of Practical Theology, beabsichtigt, einen Zusammenhang zwischen Trinitätslehre, Taufpraxis und christlicher Erziehung aufzuzeigen, wobei der Taufe die Zentralstellung zukommt. Inspiriert ist die Arbeit u. a. von Jürgen Moltmann (55 f.193 f.) und Catherine LaCugna (42 f., Bezug auf: God for Us. The Trinity and Christian Life, New York 1991).
In Kapitel 1 entwirft der Vf. das Bild der Taufpraxis einer anonym bleibenden presbyterianischen Stadtgemeinde. Hier erschließt sich der Zusammenhang zu den anderen beiden Themen: Der Taufritus »communicates a number of very significant convictional conceptualizations about the mystery of the Triune God« (34). Außerdem geht es bei der Taufe um Wachstum und Veränderung des Menschen: »This line of interpretative probing of the baptismal rite pushes directly into the realm of ecclesial pedagogy.« (35)
Im zweiten Kapitel werden dem theologiegeschichtliche Informationen zur Trinitätslehre und einige Beobachtungen zur gegenwärtigen religionspädagogischen Debatte zur Seite gestellt. Hier fällt ein Spitzensatz zum Stellenwert religiöser Erziehung auf: »the sacramental nature of religious education in mediating the Holy for human sanctification and creation’s good.« (65)
Den Hauptteil der Arbeit (69–190) machen Beobachtungen und Analysen zu »Baptism, Trinity, and Ecclesial Pedagogy« bei Gregor von Nyssa und Johannes Calvin aus. Beide stehen laut Vf. für einen engen Zusammenhang der drei Themen. Das Ergebnis der Analysen zu Gregor ist freilich nicht überraschend: Er beharrt auf dem Zusammenhang von Trinitätslehre und kirchlicher Praxis, er schärft den Geheimnischarakter der Trinität ein und er versteht Gnade als Partizipation an Gott (126 f.). Der Vf. problematisiert die Partizipationsfrage (129f), ohne sie aber weiter zu diskutieren. Einen ähnlichen Eindruck gewinnt man bei der Lektüre des Calvin-Kapitels. Der Zusammenhang der drei Leitthemen wird nachgewiesen, das Ergebnis bringt aber wenig neue Einsichten: Es gibt gute Gründe, den Stellenwert der Trinitätslehre für Calvins Werk hoch zu veranschlagen (185), freilich droht sie zu abstrakt zu werden. Auch sind Calvins Prädestinationslehre und seine gesetzliche Kirchenzucht fraglich (187–190).
Die beiden Schlusskapitel bilanzieren das Erreichte und entwickeln für die genannte anonyme Gemeinde eine pädagogische Strategie. Auch einige der hier genannten Ergebnisse sind nicht eben neu, so die Ausführungen dazu, dass sowohl Gregor als auch Calvin in der Vormoderne gelebt hätten und die Moderne ihrerseits nicht kritiklos hinzunehmen sei (195–203). Als gegenwärtige Bedingung macht der Vf. dann den religiösen Pluralismus und die freiheitliche Demokratie aus. Zum Umgang mit beidem kann eine trinitarisch basierte Taufkatechese erziehen: Das bleibende Geheimnis der Trinität bewahrt vor Hochmut gegenüber anderen Religionen auch dann, wenn man einen inhaltsarmen allgemeinen Monotheismus ablehnt (209) und die Sozialgestalt der Trinität erzieht zur egalitären Demokratie (215). Für Gemeindezwecke ergibt dies folgendes Ziel: »the formation of committed Christian disciples who continually seek to live out the meaning of baptism through joyful praise of the Trinity and creative engagement in a pluralistic democracy« (223).
Der Vf. hat den Zusammenhang zwischen den Themenbereichen Trinitätslehre, Taufe und christliche Erziehung aufgezeigt, der sich kaum wird bestreiten lassen. Zu fragen ist allerdings, wie viel davon wirklich neu ist und ob es sich nicht eher um eine Erinnerung an Selbstverständlichkeiten handelt. Dazu kommt, dass manche der in Stellung gebrachten theologischen Argumente wenig bis keine Stützung erfahren: Die zitierte Idee vom sakramentalen Charakter der Erziehung wird nicht weiter ausgeführt, auch findet sich kaum ein Hinweis auf die großen Debatten zur Theologie der Religionen und auf die Umstrittenheit der sozialen Trinitätslehre, obwohl beides für den Vf. zentral ist. Es ist demnach konsequent, dass der Vf. sein Buch im Epilog als Ouvertüre zu einem größeren Projekt bezeichnet (235 f.).