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Ausgabe:

Februar/2011

Spalte:

158-159

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Spangenberg, Volker, u. André Heinze [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Der historische Jesus im Spannungsfeld von Glaube und Geschichte.

Verlag:

Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2010. 211 S. 8°. Kart. EUR 28,00. ISBN 978-3-374-02759-0.

Rezensent:

K.-W. N.

Der kleine Sammelband gibt die Vorträge und Korreferate eines Symposiums am freikirchlichen Theologischen Seminar Elstal im Jahr 2007 wieder. Zwei einführende Referate stellen die Geschichte der neuzeitlichen Jesusforschung in den Mittelpunkt: Uwe Swarat aus systematisch-theologischer (Die historische Jesusforschung und ihre dogmatischen Implikationen, 11–33), André Heinze aus exegetischer Perspektive (Die Jesusforschung seit Bultmann und ihre methodischen Probleme, 41–64). Drei Beiträge widmen sich »alternativen« Jesusbildern: Roman Heiligenthal sog. »modernen« (Zwischen Phantasie und Fälschung: moderne Jesusbilder, 73–86), Jens Schröter solchen in »apokryphen Evangelien« (Die apokryphen Evangelien und ihre Bedeutung für die Frage nach dem histo­-rischen Jesus, 93–131) und Andreas Feldtkeller jüdischen und islamischen (Das Jesusbild im Judentum und Islam – eine Anfrage an das christliche Dogma?, 153–166). Am Ende steht eine systematisch-theologische Reflexion von Johannes von Lüpke, der auch Anfragen an die historischen Methoden der Exegeten bei der Frage nach Jesus artikuliert (Die Bedeutung des historischen Jesus für das christ­-liche Bekenntnis heute, 173–193); auch die voranstehenden Beiträge hatten immer wieder solche Aspekte berührt. Die Korreferate von Markus Iff, Roland Gebauer, Volker Spangenberg, Matthias Walter, Hans Guderian und Oliver Pilnei bleiben weitgehend in den Bahnen der Referate und artikulieren in diesem Rahmen weiterführende Fragen.
Der besondere Wert der Publikation liegt weniger in neuen Er­gebnissen zur Jesusforschung als in der Dokumentation der konstruktiven Auseinandersetzung einer freikirchlichen wissenschaftlich-theologischen Ausbildungsstätte mit dem Zentralge­genstand neuzeitlicher bzw. gegenwärtiger historisch-kritischer Exegese des Neuen Testaments. Vier der Referenten lehren an staatlichen oder kirchlichen Theologischen Fakultäten bzw. Universitätsinstituten, zwei sowie alle Korreferenten gehören zu freikirchlichen Institutionen. Die wissenschaftliche Qualität sämtlicher Aufsätze und ihre konzentrierte Zuwendung zu den historischen, theologischen und hermeneutischen Kernfragen des Themas zeigen über alle hochschul- und kirchenpolitischen Berührungsängste hinaus, wie fruchtbar der Austausch zwischen theologischen Ausbildungsstätten unterschiedlicher Organisationsform und kirchlicher Anbindung sein kann.