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Ausgabe:

Februar/1999

Spalte:

233

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Jongeneel, Jan A. B.

Titel/Untertitel:

Philosophy, Science, and Theology of Mission in the 19th and 20th Centuries. A Missiological Encyclopedia. II: Missionary Theology.

Verlag:

Frankfurt/M.-Berlin-Bern-New York-Paris-Wien: Lang 1997. XXII, 428 S. 8 = Studien zur Interkulturellen Geschichte des Christentums, 106. Lw. DM 118,-. ISBN 3-631-48313-9.

Rezensent:

Klauspeter Blaser

Die Besprechung des 1. Bandes der vorliegenden Enzyklopädie in der ThLZ (121, 1996, 896) hat möglicherweise kritischere Akzente gesetzt, als es die enthusiastischen Urteile, die auf der Rückseite des Buchdeckels des anzuzeigenden 2. Bandes zitiert werden (vgl. auch Vorwort S. VIII), es eigentlich zulassen. Vielleicht fehlte dem Rez. damals die nötige Einsicht in die Wichtigkeit des Unternehmens. Heute ist er geneigt, J.s Fleißarbeit positiver als damals zu würdigen und damit seinen gelehrten Kollegen zu folgen. Eigentlich hätte die Besprechung für beide Bände gleichzeitig erfolgen sollen, ist doch Band II einfach die Fortsetzung von I und das Vorgehen des Autors exakt dasselbe; es läßt sich daher nichts wesentlich Neues sagen.

Von der Einteilung des Stoffs her ergibt sich allerdings für diesen Band eine größere thematische Geschlossenheit, weil das große 5. Kapitel, das er als einziges enthält, ausschließlich der "Missionary Theology" gewidmet ist. Diese zerfällt in Missionstheologie bzw. missionarische Theologie, missionarische Spiritualität, Dogmatik, Ethik, Kybernetik, Katechetik, Liturgik, Homiletik, Poimenik, Diakonik und Apologetik. Jeder Abschnitt beginnt mit einer Einleitung und einem geschichtlichen Teil; hierauf werden die wesentlichen Probleme aufgelistet und zum Schluß eine kurze Folgerung aus dem Inventar gezogen. Wie schon im 1. Band sind die Texte zu jedem Unterparagraphen sehr kurz gehalten und fassen oft die Literatur zusammen. Am ausführlichsten sind die Literaturverzeichnisse, die für jeden Punkt erstellt worden sind und die dem Forscher in der Tat einen hervorragenden Dienst leisten, auch wenn der eine oder andere Aufsatz dennoch fehlen dürfte. Darin ist denn auch der Hauptzweck dieser Systematisierung zu sehen und man wird sich einfach noch daran gewöhnen müssen, die Bände für diesen Zweck zu konsultieren. Obige Aufzählung gibt im übrigen nur den groben Raster. Um z. B. den Teil "Missionary Cybernetics (government)" etwas aufzuschlüsseln, so ist da nacheinander von den Führern (leaders), Laien, Frauen, Pfarrern, Missionaren und Missionsverantwortlichen die Rede; dann kommen die Gemeinschaften (Gesellschaften, Gemeinden, Kirchen, Unabhängige Kirchen) an die Reihe, weiter die Zusammenarbeit in der Mission (d. h. Mission und Einheit), die Missionsgesetze, die Führungsaufgaben (Politik, Strategie, Organisation, Unternehmen, Geld sowie Administration). Missionarische Motive, Methoden, Aktivitäten, Disziplin und Massenmedien bilden den Abschluß dieses Unterkapitels.

Die Arbeit J.s beruht auf einer persönlichen und wissenschaftlichen Haltung, die eigentlich unter "Missionary Ascetics" eine ausführliche Erwähnung verdient hätte! Das ist nicht etwa ironisch gemeint, sondern als Anerkennung für den Autor, der in jahrelanger Arbeit dies alles zusammengetragen und systematisiert hat. Um das Werk richtig einzuordnen und würdigen zu können, muß man sich über den Zweck der beiden Bände im klaren sein. Ich selbst bin mir noch nicht schlüssig, ob wir es mit einer großartigen Zusammenfassung und Abschluß dessen, was in der Vergangenheit Missionswissenschaft hieß, zu tun haben, oder ob damit ein Neuaufbruch signalisiert ist, der die Reflexion über Mission heute, die seit dreißig Jahren so ganz andere Wege als J. gegangen ist, in klassischere Bahnen zurücklenkt.