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Ausgabe:

Januar/2011

Spalte:

24-25

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Fürlinger, Ernst [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

»Der Dialog muss weitergehen«. Ausgewählte vatikanische Dokumente zum interreligiösen Dialog (1964–2008). Hrsg. u. eingeleitet v. E. Fürlinger. M. e. Vorwort v. K. Kardinal Lehmann.

Verlag:

Freiburg-Basel-Wien: Herder 2009. 591 S. m. Abb. gr.8°. Geb. EUR 39,95. ISBN 978-3-451-29573-7.

Rezensent:

Jutta Sperber

Über 550 Seiten ausgewählter vatikanischer Dokumente zum in­terreligiösen Dialog – warum und für wen könnte diese neue Textsammlung von Ernst Fürlinger, Professor an der Universität Krems, interessant sein, obwohl sie nicht die Erste und nicht die Einzige zu diesem Thema ist? Das erste Argument ist sicherlich ihre Aktualität: Sie umfasst nicht nur die wichtigen Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils, der römischen Kurie und der Päpste Paul VI und Johannes Paul II, sondern reicht bis zu Benedikt XVI. Unter der Überschrift »Akzentverschiebung in der Haltung zu den Religionen« finden sich hier die Texte und Entwicklungen, die spätestens seit der Regensburger Rede im Herbst 2006 alle beschäftigten, denen der interreligiöse Dialog der römisch-katholischen Kirche in irgendeiner Form am Herzen lag und liegt. Dieses inzwischen doch recht umfängliche Material (über 50 Seiten) für jeden leicht zugänglich zu machen, ist ohne Zweifel ein großes Verdienst dieses Buches.
Zugänglich zu machen, bedeutet aber in diesem Fall mehr als nur ein Zusammenstellen und Abdrucken aller wichtigen Texte der letzten immerhin fast 50 Jahre. Es bedeutet auch, dass diese Texte so aufbereitet werden, dass sie sich auch dem weniger fachkundigen Leser erschließen. Dies zeigt sich beispielsweise daran, dass das umfängliche Material aus dem Pontifikat Johannes Pauls II. nicht einfach chronologisch geordnet wird, wie das sonst meist der Fall ist, sondern thematisch, also vor allem nach einzelnen Religionen. Das erleichtert die Benutzung der Textsammlung ungemein, er­spart es doch dem nur an Teilaspekten interessierten Leser viel vergebliches Suchen. Zugänglich bedeutet aber auch, dass die Originaltexte von ausführlichen Einleitungen und teilweise noch zu­sätzlichen Erklärungen im Text selbst begleitet sind, die den zeit- und theologiegeschichtlichen Kontext aufzeigen. Noch deutlicher als bei der Textauswahl fließt hier die Fachkenntnis des Herausgebers ein und auch manche im positiven Sinne kritische Haltung gegenüber den Texten, die er vorstellt. Der Leser wird in das Ringen um den interreligiösen Dialog hineingenommen, kirchenpolitisch wie theologiegeschichtlich, und merkt spätestens an dieser Stelle, dass der Buchtitel »Der Dialog muss weitergehen« letztendlich ein Bekenntnis des Herausgebers ist. Der interreligiöse Dialog liegt ihm ganz offensichtlich am Herzen und er möchte dieses Anliegen anderen nahebringen, auch wenn diese wenige Vorkenntnisse mitbringen. Doch auch der Leser mit mehr Vorkenntnissen profitiert von der Fleißarbeit des Herausgebers, die sich in umfänglichen Anmerkungen und Literaturhinweisen gerade zu den besonders diskutierten Texten niederschlägt und so Vertiefung und Weiterarbeit erleichtert.
Last but not least: Das Buch besteht nicht nur aus Texten, sondern auch aus den Bildern, die dazugehören und die anschaulich machen, dass interreligiöser Dialog immer mit Menschen zu tun hat, die sich begegnen. So sind sie auch nicht nur einfach Verzierung und schön zum Anschauen, sondern sie sind in ihrer eigenen Sprache eine Bestätigung dessen, was die Texte vom Dialog dieser Menschen verschiedener Religionen sagen. Es trifft also rundum zu, was Kardinal Karl Lehmann in seiner Einleitung zu dem Buch sagt, dass es »eine Art Einführung in den interreligiösen Dialog der römisch-katholischen Kirche seit dem Zweiten Vatikanum« sei, und als solche kann es auch einem weiten Publikum nur empfohlen werden.