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Ausgabe:

Januar/2011

Spalte:

23-24

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Bremmer, Jan N.

Titel/Untertitel:

Greek Religion and Culture, the Bible and the Ancient Near East.

Verlag:

Leiden-Boston: Brill 2008. XVIII, 424 S. gr.8° = Jerusalem Studies in Religion and Culture, 8. Geb. EUR 140,00. ISBN 978-90-04-16473-4.

Rezensent:

Bernd Janowski

Jan N. Bremmer, der besonders durch sein Überblickswerk Götter, Mythen und Heiligtümer im antiken Griechenland, Darmstadt 1996 (Greek Religion, 1994) bekannt geworden ist, war bis 2009 Professor für Religionswissenschaft an der Universität Groningen. Er hat zahlreiche Arbeiten zur griechischen und römischen Re­ligion so­wie zum Frühen Christentum und zur europäischen Religionsgeschichte vorgelegt. Von dieser Breite seiner Forschungs­in­teressen zeugt auch der vorliegende Sammelband, der 15 ausführliche Beiträge und drei kurze Anhänge (zum möglichen alt­persischen Hin­tergrund von Gen 1,1: 339–345, zum Verständnis der Begriffe »Ma­-gie« und »Religion«: 347–352; zur Aussprache und Be­deutung des Namens Megabyxos: 353–356) enthält.
Dabei liegt das Hauptinteresse – gemäß einer seit geraumer Zeit zu beobachtenden Tendenz (vgl. M. L. West, The East Face of Helikon. West Asiatic Elements in Greek Poetry and Myth, Oxford 2.Aufl. 2003; W. Burkert, Die Griechen und der Orient, München 2003 u. a.) – auf dem Verhältnis von griechischer Religion und Kultur auf der einen und altorientalisch-biblischer Religion und Kultur auf der anderen Seite.
Im Einzelnen enthält der Band folgende Beiträge: 1. Canonical and Alternative Creation Myths (1–18); 2. Pandora or the Creation of a Greek Eve (19–34); 3. The Birth of Paradise (35–55); 4. The First Crime: Brothers and Fracticide in the Ancient Mediterranean (57–72); 5. Greek Fallen Angels: Kronos and the Titans (73–99); 6. Near Eastern and Native Traditions in Apollodorus’ Account of the Flood (101–116); 7. Don’t Look Back: From the Wife of Lot to Orpheus and Eurydice (117–132); 8. Balaam, Mopsus and Melampous: Tales of Travelling Seers (133–151); 9. Hebrew Lishkah and Greek Lesché (153–167); 10. The Scapegoat between Northern Syria, Hittites, Israelites, Greeks and Early Christians (169–214); 11. Close Encounters of the Third Kind: Heliodorus in the Temple and Paul on the Road to Damascus (215–233); 12. Persian Magoi and the Birth of the Term ›Magic‹ (235–247); 13. Anaphe, Apollo Aiglêtês and the Origin of Asclepius (249–265); 14. Attis: A Greek God in Anatolian Pessious and Catullian Rome (267–302) und 15. The Myth of the Golden Fleece (303–338).
Als Beispiel für die komparatistische Methode des Vf.s mag der Beitrag zum »Sündenbock« (vgl. Lev 16,21 f.) dienen, in dem nordsyrische (Ebla, Ugarit), hethitische, alttestamentliche, griechische (am ausführlichsten: 175–196) und frühchristliche Traditionen (Neues Testament, AssMos, 2Makk 6 f. u. a.) herangezogen werden. Interessant, wenn auch diskussionsbedürftig ist dabei m. E. die Schlussvermutung, dass »an influence, directly or indirectly, from Euripides is also more than likely upon the Jew(s) who first interpreted Jesus’ execution a vicarious death« (214); s. dazu jetzt Chr. Eschner, Gestorben und hingegeben »für« die Sünder, Bd. 2 (WMANT 122), Neukirchen-Vluyn 2010, 11–81 u. ö. Auch andere Studien des Bandes gehen dem Zusammenhang von alttestamentlichen mit außeralttestamentlichen Traditionen nach, so die Beiträge zu den Schöpfungsmythen (Nr. 1), zur Ersterschaffung der Frau (Nr. 2), zum Paradiesgarten (Nr. 3), zum Brudermord (Nr. 4), zu den Engelehen (Nr. 5), zur Fluterzählung (Nr. 6) zur Bileam-Überlieferung (Nr. 7) oder zu hebräisch lishkah »Gemach, Kammer, Zelle (am Jerusalemer Tempel)« (Nr. 8), und belegen damit deren intensive Einbindung in die Kultur und Religion des alten Orients und des antiken Mittelmeerraums. So ist ein Band entstanden, der die umfassende Gelehrsamkeit seines Vf.s belegt, dessen Manko allerdings der exorbitant hohe Preis ist.