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Ausgabe:

Januar/2007

Spalte:

3-16

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Beutel, Albrecht:

Titel/Untertitel:

Otto Dibelius

Ein Promemoria zum 40. Todestag des preußischen Kirchenfürsten1

I.

»Kirchenfürst« hat ihn Klaus Scholder respektvoll genannt.2 Tatsächlich trifft dieser Ehrentitel auf Otto Dibelius zu, nicht unbedingt zwar in Schleiermachers, aber doch fraglos im landläufigen Sinn. Landläufig war er übrigens auch: kein staubtrockener, weltfremder Verwaltungsfunktionär, sondern lebensnaher Freund der Menschen und auratischer Repräsentant einer Kirche vor Ort.

60 Jahre lang stand Dibelius im Dienst der evangelischen Kirche: als Hilfsprediger und Seelsorger im Wilhelminischen Kaiserreich, als Berliner Gemeindepfarrer und kurmärkischer Generalsuperintendent in der Weimarer Republik, als ein führendes Mitglied der Bekennenden Kirche im Nationalsozialismus und schließlich, nach dem Zusammenbruch, als Bischof von Berlin-Brandenburg, erster Ratsvorsitzender der EKD und erstes deutsches Präsidiumsmitglied im Ökumenischen Weltrat der Kirchen.

Seine Arbeitskraft war stupend und schien unerschöpflich. Manche Zeitgenossen blickten mit Sorge auf die Fülle der Funktionen und Ämter, die in seinen Händen vereint war. Doch mag sich die Kraft seiner Persönlichkeit vielleicht noch besser an denjenigen Ämtern ablesen lassen, die andere ihm vergeblich zugedacht hatten. 1914 hätte er Berliner Hof- und Domprediger werden sollen ­ allein Dibelius entzog sich der Probepredigt hier im Dom durch diplomatische Krankheit. 1932 kam er als Reichskanzler in der Nachfolge von Brüning ins Gespräch ­ allein Dibelius machte keinen Hehl daraus, dass er weiterhin in der Kirche, die seine Heimat war, dem Staat zu dienen gedenke. Im Sommer 1949 bat man ihn, für das erstmals zu besetzende Amt des Bundespräsidenten der Bundesrepublik Deutschland zu kandidieren ­ allein Dibelius winkte ab, weil er die Kirche im Osten nicht im Stich lassen wollte.3

Otto Dibelius war ein evangelischer Preuße im guten, ja im allerbesten Sinn: Aus dem »Erbe der Väter«4, dem er verpflichtet war, zog er Kraft für die Nöte der Zeit. Zugleich war er ein lutherischer Unierter par excellence: Nicht in gradualistischer Geschmeidigkeit, sondern in lutherischer Antithetik klärte er seiner Kirche der altpreußischen Union die vielfältigen Fronten. Und in beidem war er ein freier und dienstbarer Christenmensch, der sich gewissenhaft der Arbeit, die auf ihn einströmte, stellte und zugleich in der humorvollen Sturheit, die ihm eigen war, zu erkennen gab, dass der Auftrag der Kirche jederzeit ein Letztes im Vorletzten ist. »In den ungeheuren Umbrüchen der Zeit, die den deutschen Protestantismus tief erschütterten und veränderten, repräsentierte er mehr als irgendein anderer die Dauer, die Festigkeit und den Selbstbehauptungswillen der evangelischen Kirche in Deutschland«5.

Die geschichtlichen Zäsuren, die er durchlebte, gliedern sein kirchliches Wirken zwanglos in vier Etappen. Dabei mag es sachdienlich sein, für jede Etappe zunächst knapp die Hauptlinien zu umreißen (a), um dann anhand einer einzelnen Verlautbarung ­ ob Vortrag, Monographie oder Predigtreihe ­ kurz und pointiert in die Tiefe zu gehen (b).

II.

a) Am 15. Mai 1880 kam Otto Dibelius als Sohn eines Berliner Reichspostbeamten und Enkel eines Religionspädagogen zur Welt. Aus welchen Tiefen der Geschichte er stammte, kann die kleine Szene anschaulich machen, als er 1891 am Brandenburger Tor den greisen Bismarck auf dem Weg zum Kaiser unmittelbar an sich vorbeifahren sah. »Zweimal in meinem Leben«, erinnerte er sich später, »habe ich im Anblick eines Menschen etwas von der Größe eines geschichtlichen Augenblicks gespürt. Zweimal bin ich in der Tiefe ergriffen gewesen von der geheiligten Gestalt eines großen Mannes. Das eine Mal bei Bismarcks Einzug. Das andere Mal am 21. März 1933, als der alte Hindenburg am Sarge Friedrichs des Großen stand«.6

Neben der Mutter und dem Dresdner Oberhofprediger und Onkel Franz Dibelius hat namentlich Max Stolte, der Gemeindepfarrer von Lichterfelde, wohin die Familie 1892 gezogen war, die religiöse Entwicklung des Knaben geprägt. Nach der Schulzeit schien es die ökonomische Bedrängtheit nahezulegen, dass Dibelius, dessen zwei ältere Brüder ein kostspieliges Universitätsstudium absolvierten, den Berufsweg des Vaters einschlagen sollte. Jedoch eine überraschend verhängte Laufbahnsperre im Postdienst ließ das Vorhaben misslingen. So öffnete sich die Bahn zur Theologie. In seiner Berliner Studienzeit (1899­1904) sind ihm vor allem zwei akademische Lehrer bedeutsam geworden: Hermann Gunkel und Adolf von Harnack. Rückblickend urteilte er über beide ganz analog: Er würdigte sie als bedeutende Fachwissenschaftler, attestierte ihnen aber zugleich einen Mangel an Theologie. Die Urteile waren ungerecht, doch sie zeigen, was der Student seinerzeit vergebens ersehnte: den inneren Ausgleich, wie er selbst sagte, zwischen wissenschaftlichem Interesse, nationalem Wollen und kirchlicher Haltung.7

Im April 1904 bezog er für zwei Jahre das Predigerseminar in Wittenberg. Die Verbundenheit blieb bestehen: Zur Jahrhundertfeier 1917 legte Dibelius eine umfangreiche, solide aus den Quellen erarbeitete Geschichte des Predigerseminars vor.8 Nach bestandenem zweiten Examen verbrachte er, ausgestattet mit einem großzügigen Stipendium der Schleiermacher-Stiftung, einen mehrmonatigen Studienaufenthalt in Schottland. Die Eigenständigkeit und Initiativkraft der dortigen Kirche, übrigens auch das ausgeprägte kirchliche Interesse der schottischen Theologieprofessoren, beeindruckten ihn sehr. Das territorialkirchenkundliche Spezialistentum, mit dem er nach Deutschland zurückkehrte, trug etliche Früchte: Neben einer Monographie über »Das kirchliche Leben Schottlands«9verfasste Dibelius die einschlägigen Artikel in der 1. Auflage der RGG10 sowie in Gotthilf Schenkels monumentalem Sammelband »Der Protestantismus der Gegenwart«11.

Ende 1906 wurde Dibelius ordiniert. Sein pastoraler Dienst begann in verschiedenen Provinzialkirchen der altpreußischen Landeskirche. Zunächst amtierte er als Hilfsprediger in Guben (1906/ 07), dann als Archidiakonus in Crossen/Oder (1907­1910), ferner als Pfarrer in der reformierten Gemeinde in Danzig (1910/11) und schließlich als Oberpfarrer im pommerschen Lauenburg (1911­1915). Als Pfarrer an der Schöneberger Kirche »Zum Heilsbronnen« kehrte Dibelius 1915 in seine Geburtsstadt zurück.

Von Anfang an regten sich dabei die Begabungen und Interessen, die ihn dann zeitlebens auszeichnen sollten: sein Organisationstalent, die Förderung der Jugend- und Kindergottesdienstarbeit oder die engagierte Bautätigkeit und autonome, von kirchlichen Gremien unabhängige Baufinanzierung. Bereits in Guben hatte er davon geträumt, aus Raiffeisenüberschüssen dezentrale Gemeindehäuser errichten zu lassen.

b) Während seiner Pfarrzeit in Danzig hielt Dibelius einen viel beachteten Vortrag. Noch im selben Jahr 1910 wurde er, versehen mit einem Geleitwort des westpreußischen Generalsuperintendenten Adolf Doeblin, publiziert. Der zupackende Pragmatismus, den der Text ausstrahlte, prägte bereits seinen Titel: »Unsere Großstadtgemeinden[,] ihre Not und deren Überwindung«12.

Die Not sah Dibelius in der dramatisch fortschreitenden Entkirchlichung breiter Bevölkerungsteile. Schuld daran trügen die »allgemeinen geistigen Strömungen unserer Zeit«, die allerdings erst in der Großstadt »ihre verderbliche Wucht« (6) zur Entfaltung brächten. Dadurch werde die Absicht Gottes, der »unser ganzes Volk und alle seine Glieder zu christlichen Charakteren, zu einem christlichen Leben und einer christlichen Gesellschaftsordnung bestimmt hat« (6), konterkariert. Noch vertrat Dibelius ungebrochen den Standpunkt, dass sich die Gemeinde Jesu Christi als Volkskirche »in einem christlichen Staat« (6) zu verwirklichen habe. Gegen alle freikirchlichen Neigungen zeigte er sich von der Zuversicht durchdrungen, dass »auf Generationen hinaus« die Not allein »innerhalb unserer Kirche« (9) zielführend zu bewältigen sei.

In holzschnittartiger Elementarisierung erinnerte Dibelius an das Doppelerbe der Reformation. Während Luther und die ihm folgende Tradition die Predigt des Evangeliums als den Königsweg der Volksmission entdeckt und verfolgt hätten, sei im Calvinismus, durchaus komplementär dazu, eine engmaschige Gemeindeorganisation ausgebildet worden, innerhalb derer die Predigt erst »bleibende Frucht schaffen« (13) konnte. Analog dazu sei im englischen Methodismus die von George Whitefield ausgelöste Predigtbewegung erst durch das Organisationstalent John Wesleys zu einer wirksamen »Volksmission« (13) strukturiert worden. Respektvoll würdigte Dibelius die zeitgenössischen deutschen Revitalisierungsprogramme, allen voran dasjenige des Dresdner Pfarrers und Kirchenreformers Emil Sulze. Deren relative Erfolglosigkeit meinte er mit den Erfahrungen, die er in der Kirche von Schottland gemacht hatte, überwinden zu können.

Zwar wollte Dibelius »unsere deutsche Eigenart nicht durch fremde Einrichtungen vergewaltigen lassen« (18). Gleichwohl sei am schottischen Beispiel zu lernen, dass auch hierzulande »kleine, lebendige Gemeinden in der Großstadt nicht x unmöglich, sondern möglich sind« (18). Demgemäß entwarf Dibelius einen »für deutsche Verhältnisse« (19) tauglichen Zweistufenplan. Zunächst komme es darauf an, diejenigen Gemeindeglieder, die schon jetzt am kirchlichen Leben teilnehmen, »zu einer lebendigen Gemeinde zusammenzufassen« und als »die engere Gemeinde [zu] organisieren« (19). Wenn man den aktiven Kern über das, was in der Gemeinde geschieht, regelmäßig und eingehend informiere sowie in einen regen Meinungsaustausch, insbesondere mit dem Gemeindepfarrer, einbinde, werde es auch an dem »Wille[n] zur Mitarbeit« (21) und am »Bewußtsein der Selbstverantwortlichkeit in unseren Gemeinden« (22) nicht fehlen. Auf dieser Basis meinte Dibelius in einer zweiten Phase dann auch die große Gruppe der Randständigen für das kirchliche Leben und für »ein Christentum der Tat« (23) gewinnen zu können: »Ist nun aber die Gemeinde der Kirchlichen so zusammengefaßt zu einer Gemeinde, die sich kennt, die sich verbunden weiß durch gemeinsame Arbeit, gemeinsame Verantwortlichkeit, gemeinsame Liebe, gemeinsamen Glauben x, dann wird die Zeit gekommen sein, das Missionsfeld zu betreten und die große Gemeinde der Unkirchlichen zu erobern« (22 f.).

Dieser frühe Vortrag präludierte gleichsam das Lebensthema des nachmaligen Generalsuperintendenten und Bischofs. Bemerkenswert ist dabei zumal, dass Dibelius bereits 1910, als ihm der Rahmen des landesherrlichen Kirchenregiments noch fraglos gegeben war, in einer am schottisch-calvinistischen Gemeindeprinzip orientierten Aktivierung der Kerngemeinde und des ortskirchlichen Kommunikationsgeschehens die entscheidende Voraussetzung sah, um die Gemeinde Jesu Christi eine Kirche des Volkes bleiben und werden zu lassen. In erstaunlicher Flexibilität und zugleich Prinzipientreue hat er wenige Jahre später dieselben Motive an die durch das Ende des Kaiserreichs tiefgreifend veränderte Situation zu adaptieren vermocht.

III.

a) Die Niederlage im Ersten Weltkrieg kam für ihn unerwartet. Wie alle nationalkonservativ gesinnten Kirchenmänner sah Dibelius darin eine tiefe Demütigung und ein »Gebeugtwerden unter das Joch der Schmach«13. Doch anders als die meisten seiner politischen Gesinnungsgenossen sah er zugleich die mit der Niederlage geschenkte Chance eines grundstürzenden Neuanfangs: Nun könne, schrieb er, »aus dem unvolkstümlichen Bau der früheren Tage endlich, endlich eine wahre, freie, kraftvolle Volkskirche entstehen«14. Und in Anwandlung eines Bismarck-Worts rief er zur Tat: »Gott ist vorübergegangen! Sein Schritt geht der Volkskirche zu. Wir springen vor und greifen nach dem Saum seines Gewandes!«15

Ende November 1918 wurde Dibelius zum Geschäftsführer des Vertrauensrates der altpreußischen Landeskirche berufen. Nach dem Ende des landesherrlichen Kirchenregiments war die strukturelle Neuordnung und insbesondere eine preußische Kirchenverfassung vorzubereiten. Unmittelbar nach Dienstantritt begann er, »Mitteilungen aus der Arbeit der dem E[vangelischen] O[ber]K[irchenrat] und dem Generalsynodalvorstand beigeordneten Vertrauensmänner der Evangelischen Landeskirche« ausgehen zu lassen. Bis September 1919 erschienen davon in loser Folge zwölf Nummern. Für die Bedeutung kirchlicher Öffentlichkeitsarbeit hatte Dibelius schon immer ein waches Gespür. In zwei Zeitungen publizierte er allwöchentlich eine Kolumne, zudem erwarb er sich eine regelrechte Rundfunkgemeinde. Neben der Frage des aktuellen kirchlichen Selbstverständnisses beherrschte ihn dabei zunehmend die Auseinandersetzung mit dem Freidenkertum.

Nicht nur in Preußen, auch auf Reichsebene bedurfte die Kirche in Weimarer Zeiten einer neuen Gestalt. Für Dibelius war es bewegend, am Himmelfahrtstag 1922 in Wittenberg hautnah miterleben zu können, wie sich die 28 deutschen Landeskirchen feierlich und unter synchronem Glockengeläut im gesamten evangelischen Deutschland zum Deutschen Kirchenbund zusammenschlossen.

1921 hatte ihn die Kirchenleitung zum nebenamtlichen Oberkonsistorialrat berufen. Vor allem das preußische Schulwesen oblag ihm dabei. Mit Überzeugung und Leidenschaft machte sich Dibelius für den evangelischen Religionsunterricht stark, wobei er, um innerkirchlichen Konsens ringend, ein weitgehendes staatliches Aufsichtsrecht festschreiben wollte. Besorgt um die künftige Lehrerbildung, gründete er 1923, unter aktiver Beteiligung Eduard Sprangers, das Berliner Religionspädagogische Institut, das er später sogar zur Akademie ausbauen wollte. Die Nationalsozialisten haben das Institut und die mit ihm verbundenen Pläne 1934 zerschlagen.

Mitte der 20er Jahre drohte seine Arbeitslast untragbar zu werden. Als Pfarrer der Gemeinde »Zum Heilsbronnen« war er zugleich mit immer weitreichenderen übergemeindlichen Aufgaben beschwert. Insofern empfand es Dibelius als eine nicht nur ehrende, sondern auch befreiende Herausforderung, als man ihn 1925 zum Generalsuperintendenten der Kurmark berief. Die kirchenleitenden Qualitäten, die ihn auszeichneten, bekamen seine 45 Superintendenten umgehend zu spüren. In der für Dibelius typischen Kombination ekklesiologischer und pragmatischer Motive teilte er ihnen viererlei mit. Erstens: Er wolle nicht Bischof [!] einer ecclesia invisibilis, sondern einer ecclesia visibilis sein. Zweitens: Eben darum habe er im Sinn, alle Gemeinden, die ihm anvertraut waren, sogleich zu besuchen. Drittens: Für diesen Intensivreiseplan sei ein Auto ganz unerlässlich. Viertens: Da er den Oberkirchenrat darum nicht bitten wolle, mögen die Superintendenten die Finanzierung der bischöflichen Automobilität übernehmen. Der Plan ging auf, erstaunlicherweise: Zwischen Ostern und Pfingsten 1925 legte Dibelius im eigenen Wagen an die 4000 Kilometer zurück. Das sei, erklärte er anschließend stolz seinen Geldgebern, »so weit wie die Entfernung von Berlin nach Messina und wieder zurück«1.

Engagiert und ideenreich setzte sich der mit 44 Jahren jüngste preußische Generalsuperintendent dafür ein, das aktive kirchliche Bewusstsein der Gemeinden zu stärken. Regelmäßige Rundbriefe an seine Pfarrer erzeugten eine Atmosphäre vertraulicher Loyalität. Die kurmärkischen Kirchentage, von Dibelius erfunden und organisiert, führten jeweils mehrere tausend Menschen zusammen; sie sollten und konnten das Gemeindeleben nachhaltig inspirieren, indem sie die Gemeinde Jesu Christi vor Ort erfahrbar und anschaulich machten. Hinzu kam das Interesse an einer offensiven Sozialarbeit. Das Martin-Luther-Krankenhaus in Berlin-Grunewald, 1931 eingeweiht, war schon bald eines der besten Hospitäler der Stadt.

Neben diese und andere amtliche Aktivitäten ­ auch die Arbeit der Volksmission hat Dibelius aktiv unterstützt ­ trat das ökumenische Engagement. Zumal die Bekanntschaft mit dem schwedischen Erzbischof Nathan Söderblom, die sich mit den Jahren zur Freundschaft vertiefte, war für Dibelius dabei ein tragender Pfeiler. Positiver als andere deutsche Delegierte beurteilte er die von Söderblom initiierte Weltkonferenz für Praktisches Christentum, die 1925 in Stockholm zusammengetreten war. Ihrer Strahlkraft maß er gerade für den in Deutschland durch den Umbruch von 1918 erzeugten Orientierungsbedarf klärende Wirkungen zu: »Erst im Licht von Stockholm«, urteilte er später, »hat der deutsche Protestantismus die ganze ungeheure Verantwortung begriffen, die ihm durch die Trennung von Staat und Kirche auf die Schultern gelegt worden war«17.

(b) Im Sommerurlaub 1926 schrieb Dibelius das Buch, das sein Hauptwerk geworden ist: »Das Jahrhundert der Kirche«. Es hat außergewöhnliches Aufsehen erregt ­ bereits nach 18 Monaten erschien es in 6. Auflage ­, gerade weil es keine fachwissenschaftliche Abhandlung war, sondern eine von überbordender Emphase getragene apologetische Werbeschrift für die Kirche.

Dibelius proklamierte darin den 9. November 1918 als den »Geburtstag der freien, selbständigen evangelischen Kirche in Deutschland«18. Zwar habe die Reformation im Streit gegen die katholische Kirche das Evangelium wiederentdeckt. Da sie jedoch die Ausbildung eines eigenen Kirchenbegriffs und einer evangelischen Kirchenstruktur verabsäumt habe, sei sie notgedrungen in die Gefangenschaft des landesherrlichen Kirchenregiments und damit der staatlichen Machtstrukturen geraten. Dibelius urteilte denn auch hart und klar: »Es gab seit Luthers Tagen im evangelischen Deutschland keine Kirche mehr!«19 Erst 400 Jahre später habe sich die Spannung zwischen kirchlichem Freiheitsgeist und obrigkeitstreuer Loyalität in dem befreienden Gewitter der Novemberrevolution zu entladen vermocht. Waren dabei auch die »Dämonen der Finsternis« und die »Mächte der Zerstörung« am Werk, so wirkten sie doch unbeabsichtigten Segen: »Es geschah, woran niemand gedacht hatte: aus den Wirren jener Tage stieg selbständig und frei eine evangelische Kirche empor!«20

Bei allem Jubel über die endlich wiedergewonnene Identität wollte Dibelius keine ecclesia triumphans ausrufen. Hatte doch für ihn das kirchliche Selbstbewusstsein sogleich »in das Bewußtsein einer neuen Verantwortung«21 einzumünden. Die Trennung von Staat und Kirche, die er mit dem Ende des landesherrlichen Summepiskopats grundsätzlich vollzogen sah, stellte die evangelische Kirche auf eigene Beine und die Weimarer Republik auf den Boden religiöser Neutralität. Damit aber sei der Staat zu einer Institution ohne Herz und Gewissen mutiert, weshalb nun die Kirche das »Gewissen der Nation« werden müsse. Die unabhängige evangelische Kirche sei dem Staat ein autonomes Gegenüber und damit »konkordatsfähig« geworden. Sofern der Staat davon absieht, sich als omnipotent zu gebärden, sei gerade die vom Staat getrennte Kirche dazu berufen, staatstragende Funktionen zu übernehmen: als »Mauer« und »Bollwerk« gegen die Angriffe eines ebenso gemeinschafts- wie religionswidrigen Säkularismus.

Das Jahrhundert der Kirche manifestierte sich für Dibelius vornehmlich in drei Konkretionen. Zum einen in der »Tatsache«, dass Staatsgrenzen nun keine Kirchengrenzen mehr sind. Dieser Gesichtspunkt war im Blick auf die östlichen, an den neuen polnischen Staat abgetretenen Provinzen von höchster Brisanz. In abenteuerlicher Geschichtskonstruktion stilisierte Dibelius die Novemberrevolution zur weltgeschichtlichen Wasserscheide: Mit ihr sei die Zeit »von Chlodwig bis 1918«22 ans Ende gelangt und die gebundene Staatskirche zur staatsunabhängigen Volkskirche befreit. Die andere nota ecclesiae erkannte Dibelius in der episkopalen Leitungsfunktion: »Kirche kann nicht sein ohne das bischöfliche Amt!« (93) In ihm repräsentiere sich die Unabhängigkeit und Selbständigkeit der evangelischen Kirche. Schließlich machte Dibelius der Kirche das Eintreten für den »Weltwillen Gottes« (225) zur Pflicht: Sie dürfe sich nicht sektengleich separieren, sondern habe mit ihrem Kulturauftrag alle Bereiche des Lebens zu umfassen und zu durchdringen.»Das Jahrhundert der Kirche« stieß auf vielfältigen Widerspruch. Nicht selten war er konfessionell motiviert. Die Kritik der reformierten Seite konzentrierte sich, auch aus aktuellem Anlass, weithin auf die Bischofsfrage. Im Vorjahr wäre es auf der ersten Generalsynode neuer Ordnung beinahe zum »Bruch der preußischen Union«23 gekommen, als der Antrag, die geplante Einführung des Bischofstitels zu vertagen, bei Stimmengleichheit gescheitert war. Auf diesem Hintergrund konnte es in der Tat scheinen, als habe Dibelius in der synodalen Patt-Situation einen kirchenamtlichen Vorgriff auf die im April 1927 anstehende endgültige Entscheidung vollzogen.

Die lutherische Kritik witterte hingegen eine Aufweichung der Bekenntnisbindung. »Mit einigem Staunen« habe er »Das Jahrhundert der Kirche« gelesen, schrieb Theodor Kaftan in der »Allgemeinen Evangelisch-Lutherischen Kirchenzeitung«. Ihm hatte sich der Verdacht aufgedrängt, dass hier ein Kirchenbeamter, an den Bekenntnisschriften vorbei, den Weg von der preußischen Union (1817) über den Kirchenbund (1922) zu einer »von den Unionsleuten in der Stille gewünschte[n], vielleicht auch propagierte[n] Reichskirche«24 fortsetzen wolle.

Konfessionelle Motive standen auch hinter dem Vorwurf, mit der Volltönigkeit seines Kirchenverständnisses nähere sich Dibelius der machtpolitisch grundierten katholischen Ekklesiologie. Genüsslich hatten denn auch katholische Rezensenten in dieselbe Kerbe geschlagen. So stellte Hans Rost in der »Kölnischen Volkszeitung« fest: »Das dem Herrn Generalsuperintendenten Dibelius vorschwebende Kirchenideal ist in der katholischen Kirche längst verwirklicht«25. In negativer ökumenischer Übereinstimmung konstatierte auf reformierter Seite Wilhelm Kolfhaus: »So freudig sich Dibelius überall zum Evangelium und zur evangelischen Kirche bekennt, ­ die Baupläne dieser Kirche sind dennoch nicht in Wittenberg und Genf zu suchen, um vom Neuen Testament ganz zu schweigen, sondern in Rom«26.

Die fachtheologische Kritik hielt ebenfalls nicht hinter dem Berg. Exegeten sahen das von Dibelius entwickelte Kirchenverständnis in schärfstem Gegensatz zum Neuen Testament, Kirchenhistoriker monierten den in Dibelius¹ Geschichtsgliederung waltenden haarsträubenden Schematismus, Dogmatiker vermissten jede reflektierte Besinnung auf den Begriff und das Wesen der Kirche.

Mit fast allen Einwänden setzte sich Dibelius auseinander, erklärte sich den Kritikern eingehend, kam in Einzelfragen durchaus auch entgegen, hielt aber an der Hauptsache, die er vertreten hatte, unbeirrt fest. Ohnehin hatte er mit dem Buch nicht eine gelehrte Monographie, sondern den mitreißenden Appell geben wollen, dass die evangelische Kirche das, was sie ist, nun auch aktiv in Besitz und Gebrauch nehmen soll. Die Resonanz, die das Buch in kirchlichen Kreisen fand, war gewaltig, nicht selten begeistert. Für 1929 hatte Dibelius eine siebente, erstmals gründlich überarbeitete Auflage geplant. Dazu kam es nicht mehr. Doch der Impuls, den das Buch gab, wirkte fort: nicht nur in Gestalt seines programmatischen Titels, der schon bald als ein Schlagwort in aller Munde war, sondern vor allem in Dibelius selbst, dessen gesamte Lebensarbeit darauf gerichtet blieb, dem »Jahrhundert der Kirche« Gestalt zu verleihen.

IV.

a) Hätte Dibelius tatsächlich jenen triumphalistischen Kirchenbegriff vertreten, den ihm seine Kritiker ­ bis hin zu Karl Barth! ­ unterstellten, so wäre er 1933 gewiss den Weg der deutsch-christlichen Reichskirche gegangen. Dass es ganz anders kam, lag nicht an einer prinzipiellen Ablehnung der Nationalsozialisten. Im Herbst 1930 hatte sich Dibelius durchaus davon beeindruckt gezeigt, dass die neue NS-Regierung in Braunschweig eine dezidiert kirchenfreundliche Politik verfolgte. Auch die Machtergreifung im Januar 1933 hatte sich für ihn zunächst mit großen Hoffnungen verbunden. Aber schon bald blies ihm der Ungeist der neuen Zeit ins Gesicht. Als Mann der Kirche duldete er keinen staatlichen Übergriff in die Hoheit seines Amtes, weder vom nationalsozialistischen Gauleiter und neuen kurmärkischen Oberpräsidenten Wilhelm Kube noch vom preußischen Kirchenkommissar August Jäger.

Rasch galt er als Wortführer des Widerstands in der preußischen Kirche. Bereits am 25. Juni 1933 wurde er seines Amtes enthoben. In einem offenen Brief an den staatlichen Kirchenkommissar erteilte er ekklesiologischen Nachhilfeunterricht. Der Staat könne ihn zwar von seinen Verwaltungsgeschäften, nicht aber von der Gemeindeleitung entbinden: »Bischöfliche und priesterliche Funktionen x können nur von der Kirche übertragen und von der Kirche zurückgenommen werden x Darauf beruht die Unabhängigkeit und die Autorität des geistlichen Amtes. Aus diesen innersten Pflichten meines Amtes kann ich mich daher von keinem Staatskommissar beurlauben lassen«27.

Einige Monate arbeitete Dibelius als Kurprediger in San Remo. Im Herbst 1934 berief ihn Kurt Scharf in den Bruderrat der Bekennenden Kirche der Kirchenprovinz Brandenburg. Bereitwillig machte sich der amtsenthobene Generalsuperintendent auf den Weg der »Kirche von unten«. Im Bruderrat war er mit Abstand der Älteste, auch verfügte er als einziger über eine umfassende kirchliche Verwaltungserfahrung. 1938 berief man ihn, übrigens erst nach einigem Zögern, in den altpreußischen Bruderrat, das Leitungsgremium der Bekennenden Kirche in Preußen.

Justiz-Erfahrungen machte er reichlich. Der evangelische Freimut, den er vor Gericht mehrfach bewies, war ein Muster an christlicher Zivilcourage. 1935 reichte er gegen den Neuruppiner Pfarrer und glühenden Nationalsozialisten Julius Falkenberg, der ihn des Landesverrats bezichtigt hatte, Zivilklage ein. Als sich die Verhandlung gegen Dibelius zu wenden begann, machte er sich ein klassisches Verteidigungswort variierend zu eigen: »Und wenn es Ziegelsteine vom Himmel regnete und auf jedem ein nationalsozialistischer Gauleiter oder gar Reichsleiter säße, ich würde nicht widerrufen«28. 1937 wurde Dibelius verhaftet. Er hatte sich in einem offenen Brief, der zehntausendfach verbreitet wurde, gegen Hitlers Kirchenminister Hanns Kerrl gewandt und sich jede staatliche Einmischung in die Lehre der Kirche verbeten. Überraschenderweise endete der Prozess, in dem Kerrl persönlich als Zeuge aufgetreten war, mit einem Freispruch. Der gerechte Richter am Kriminalgericht Moabit, Landesgerichtsdirektor Wesenberg, hatte den beklagten Kirchendiener gegen den Reichsminister ins Recht gesetzt. Die psychische Bedrängnis, in die er dadurch geriet, überstieg seine Kräfte. Wesenberg erlitt einen Nervenzusammenbruch, verlor sein Amt und starb bald darauf. ­ Trotz aller Erfahrungen mit dem Regime, trotz mehrfacher Haussuchungen, Verhöre und Redeverbote: Den vollständigen inneren Bruch mit dem nationalsozialistischen Staat konnte Dibelius erst zum Ende der 30er Jahre vollziehen. Angesichts der Nachrichten und Gerüchte über Euthanasie und Judenmord wurde ihm endgültig klar, dass die Gehorsamspflicht, die Paulus in Röm 13 einschärfte, für die NS-Diktatur nicht mehr gelten konnte. Zwei seiner Söhne fielen im Krieg.b) Im Herbst 1934 hielt Dibelius eine Vortragsreihe in der Berliner Stadtmissionskirche. Er sprach über die aktuellen Fragen der Kirche, und dies in einer so grundsätzlichen und zugleich allgemeinverständlichen Weise, dass er damit eine ungeheure Breitenwirkung erzielte und die zwischen 1934 und 1936 in der Schriftenreihe »Christus und die Deutschen« jeweils separat veröffentlichten Beiträge binnen weniger Monate bis zu zehn Auflagen erlebten. Der vierte Vortrag, der eine erstaunliche Lagebeurteilung bot, trug den Titel »Die große Wendung im Kirchenkampf«29.

Diese »Wendung« sah Dibelius in der Barmer Bekenntnissynode vom Mai 1934. Mit ihr sei der zwischen Deutschen Christen und Bekennender Kirche geführte Streit um die Frage, ob wir die Offenbarung Gottes allein in der Bibel haben oder daneben auch noch in besonderen Ereignissen der Volksgeschichte, zur Entscheidung gelangt. Dass dieser Streit keineswegs bloß theologisch-abstrakten Charakter trug, erläuterte Dibelius an den Forderungen, den Arierparagraphen für die Kirche zu übernehmen, die kanonische Dignität des Alten Testaments aufzuheben, und anderen Gegenständen der aktuellen Tagesdebatte. Übrigens zeigte er, das Zweite betreffend, an dem nicht ohne Süffisanz eingebrachten Beispiel des von den Deutschen Christen hochgeschätzten jüngeren Ernst Moritz Arndt, dass ein Christentum, das völkisch sein will, geradezu zwingend auch alttestamentlich sein müsse (14). Mit Barmen ist »der Kampf zwischen den Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche zwar nicht beendet, aber er ist entschieden« (24). Mit Barmen »beginnt der Zerfall der Deutschen Christen, innerlich und äußerlich. Dieser Zerfall ist unaufhaltsam« (25 f.).

Nachdem die Deutschen Christen an dem Versuch, zwischen christlichem Glauben und völkischer Zivilreligion einen Kompromiss zu schließen, gescheitert seien, trete der eigentliche Gegner des Christentums erst unverstellt auf den Plan. Ob Jakob Wilhelm Hauers »Deutsche Glaubensbewegung« oder Erich Ludendorffs »Tannenbergbund«, ob Arthur Dinters »Deutsche Volkskirche«, Reinhold Krauses »Deutsche Glaubensfront« oder Alfred Rosenbergs »Mythus des 20. Jahrhunderts«: In aller Vielfalt sei dies doch eine gemeinsame Front, die, in ihrem Wesen antichristlich und antireligiös, »die Herrschaft des biblischen Christus über das deutsche Volk nicht will« (30).Die »Tragweite der Entscheidung« lag für Dibelius darin, dass die Kirche nun nicht mehr nur zum Kampf um die eigene Substanz, sondern zum »Kampf um die Seele des deutschen Volkes« (33) gerufen sei. Und weil die deutsche Geschichte von Anfang an einen Teil der Christentumsgeschichte darstellte, würde ein Sieg des neuen Heidentums nicht nur »unserer gesamten Moral die Basis« (36) nehmen, sondern zugleich »das deutsche Volk zerreißen und einen größten Teil dieses Volkes wurzellos machen« (39), wie umgekehrt das Christentum für »den Mutterboden deutscher Sittlichkeit« (39), ja für die nationale Identität überhaupt ­ »dafür , daß das deutsche Volk deutsch bleibe« (39) ­ die einzige Bestandsgarantie biete.

Die materiale Differenz sah Dibelius darin, dass das neue Heidentum der Deutschgläubigen eine Religion »von unten her« (41) darstelle, die in »entschlossene[r] Diesseitigkeit« (47) den Menschen, wenigstens den »nordischen Menschen« (50), groß machen wolle, das Christentum hingegen, als »Religion von oben her« (40), »von einem Hohenlied auf den Menschen« (53) nichts wisse und darum auch Christus nicht als »die höchste Blüte menschlichen Wesens« (45), sondern als den Sohn Gottes verehre. Weil aber die Kirche die »letzte Autorität« ­ nämlich »Christus als Gottes lebendige Heilige Schrift« ­ über sich wisse (60), sei sie auch der eigentliche Gegner der neuheidnischen Aggressivität, der alle Spielarten der Deutschgläubigen auf sich vereine in deren Kampf gegen den gemeinsamen Feind (57).

Dass diese letzte, entscheidende Front nun eröffnet war, darin lag für Dibelius die »große Wendung im Kirchenkampf«. Bereits im Herbst 1934 hatte er in aller Klarsicht die vom Nationalsozialismus ausgehende fundamentale Gefährdung des Christentums erkannt und benannt. Erneut wies er der Kirche die Funktion des letzten und einzig sicheren Bollwerkes zu: nun gegen das alle Tradition, Sitte und Religion zerstörende völkische Neuheidentum. So führt diese kleine Gelegenheitsäußerung eindrücklich vor Augen, wie konsequent Dibelius dem in ganz anderen geschichtlichen Umständen konzipierten Ansatz seines Hauptwerkes treu blieb und wie realistisch er zugleich die Botschaft, die »Das Jahrhundert der Kirche« formuliert hatte, in einer dramatisch veränderten Notlage zu konkretisieren vermochte.

V.

a) Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Dibelius vom Evangelischen Oberkirchenrat in Berlin als Generalsuperintendent der Kurmark bestätigt. Zugleich erhielt er das Recht, den Bischofstitel zu führen. Bis zu seinem Rücktritt am 31. März 1966 lag die Leitung der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg in seinen erfahrenen Händen. Von der ersten Stunde an spielte Dibelius im kirchlichen Wiederaufbau der Nachkriegszeit eine entscheidende Rolle. Die »Stuttgarter Schulderklärung« vom Oktober 1945 stammte im Wesentlichen aus seiner Feder. 1949 wurde er zum ersten Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland gewählt und 1955 in diesem Amt noch einmal für sechs Jahre bestätigt.

Sein theologisches Lebensthema ­ also die Klärung der Frage, welche gesellschaftliche Aufgabe die Kirche zu erfüllen und wie sie das Verhältnis zum jeweiligen Staat zu gestalten habe ­ begleitete ihn auch in die Zeit der deutschen Zweistaatlichkeit. Das zeigte bereits seine 1949 erschienene Schrift »Grenzen des Staates«. Er diagnostizierte darin eine unaufhaltsame Entwicklung der modernen Staaten hin zum Totalitären. Dabei fürchtete er die zunehmende staatliche Machtfülle im westlichen »Materialismus« kaum weniger als im östlichen Kommunismus. Gleichwohl gab es für ihn keinen Zweifel, aus welcher Richtung die eigentlich menschheitsbedrohende Gefahr zu erwarten sei. Und abermals war es die Kirche, die er dagegen als das einzig sichere Bollwerk ins Feld führte. Im Juli 1949 schrieb er dem Präsidenten des amerikanischen Kirchenrats: »Der große Abwehrkampf, den die Zivilisation des Westens gegenwärtig gegen das Vordringen des Bolschewismus führt, ist x der entscheidende Inhalt des gegenwärtigen Weltgeschehens. x Wenn ihm nicht andere geistige Mächte siegreich entgegentreten, dann wird Europa x eines Tages der unterirdischen bolschewistischen Propaganda unterliegen. Es gibt aber nur eine einzige Macht, der diese überwindende Kraft geschenkt werden kann: das ist die christliche Kirche«.30

Als Bischof von Berlin-Brandenburg war Dibelius oft im Gebiet der neu entstandenen DDR unterwegs. Die ihm eigentümliche Haar- und Barttracht brachte es mit sich, dass er dort bisweilen mit Walter Ulbricht verwechselt wurde. Seit Mitte der 50er Jahre waren diese Reisen dann untersagt. Verstärkt geriet er seit dem Mauerbau 1961 in den sich zuspitzenden Ost-West-Konflikt. Sein unerbittlicher Antikommunismus schuf ihm nicht nur im Osten zahlreiche Gegner und Feinde. Besonderes Aufsehen erregte Dibelius mit der These, dass es gegenüber einer totalitären Regierung, beispielsweise derjenigen der DDR, keine christliche Gehorsamspflicht gebe, weil es sich dabei um das radikale Gegenteil derjenigen Obrigkeit handle, der die Christen nach Röm 13 untertan zu sein hätten. Der heftige Widerspruch, den er damit einfuhr, entzündete sich nicht nur an dem provozierenden Bild, das er heranzog: Selbst ein Verkehrsschild in der DDR, so Dibelius, habe »keinerlei verpflichtende Kraft«, weil alle »Anordnungen im Bereich eines totalitären Staates x unter bewußter Ausschaltung von allem, was ich als Christ sittlich zu nennen imstande bin, lediglich aus dem Machtwillen des totalitären Regimes heraus erlassen sind«31.

Die Fülle und Vielfalt der kirchenleitenden Aufgaben, welche Dibelius in den ersten beiden Jahrzehnten der Bundesrepublik wahrnahm ­ ob als Seelsorger oder Prediger, im Wiederaufbau des Religionsunterrichts oder im Kampf gegen die Jugendweihe, als Vorsitzender der Lutherbibel-Revisionskommission oder im Streit um den Militärseelsorgevertrag ­ erheischen größten Respekt und zeugen ebenso von preußischer Selbstdisziplin wie von christlichem Verantwortungsbewusstsein. Beides hat Dibelius in ungewöhnlichem Maße besessen. »Ein Christ«, überschrieb er sein Erinnerungsbuch, »ist immer im Dienst«32. Als Mensch mochte er bisweilen einsam erscheinen. Private Geselligkeit gab es kaum, für die »Recreation des Gemüths« (J. S. Bach) bevorzugte er die Musik: Bis ins hohe Alter hinein saß er allabendlich, wenn es sich irgend einrichten ließ, eine Stunde lang am Klavier.

Eine kleine Momentaufnahme mag illustrieren, dass der konservative Kirchenmann und eingespielte Verwaltungsroutinier durchaus an ungewöhnlichen Aktionen Sinn und Geschmack finden konnte. Einer Anregung von Dibelius folgend, wurde 1963 an alle evangelischen Haushalte Westberlins ein Faltblatt verteilt, das den Titel trug »Unsere Kirche dankt«. Die vielen unbekannten und unerreichten Kirchensteuerzahler sollten auf diese Weise erfahren, wie unentbehrlich ihr Beitrag ist, damit die Kirche ihren irdischen Auftrag erfüllen kann.33

Als einen substanziellen Teil seines Dienstes verstand Dibelius zeitlebens die Mitarbeit am ökumenischen Einigungswerk. Schon 1910 besuchte er die Weltmissionskonferenz in Edinburgh, 11 Jahre später die Evangelisch-reformierte Synode im US-amerikanischen Ohio, desgleichen die Weltkirchenkonferenzen 1925 in Stockholm, 1927 in Lausanne und 1948 in Amsterdam. Bereits 1948 saß Dibelius im Zentralausschuss des Ökumenischen Rates, 1954 wurde er zu einem der sechs Präsidenten gewählt. Als deutscher und ökumenischer Kirchenführer besuchte Dibelius fast alle Kontinente und einmal, 1956, sogar den Papst (Pius XII.). Achtfach wurde ihm ­ in Deutschland, Kanada, Japan und den USA ­ die Würde des Ehrendoktors verliehen,34 seit 1958 war er zudem ­ worüber sich Dibelius womöglich am meisten gefreut hat ­ Ehrenbürger der Stadt Berlin. Am 31. Januar 1967 verstarb er nach längerer, schmerzhafter Krankheit im 87. Jahr.

b) Mit dem Bau der Berliner Mauer erreichte der Ost-West-Konflikt einen dramatischen Höhepunkt. Die Geschehnisse des 13. August 1961 zerteilten nicht nur Stadt und Nation, sondern auch die Evangelische Kirche in Deutschland. Am 31. August wurde der Ratsvorsitzende Präses Kurt Scharf von der Ost-Berliner Regierung, obschon er die DDR-Staatsbürgerschaft hatte, des Landes verwiesen. Mit der Gründung des DDR-Kirchenbundes 1969 war die Kircheneinheit in der EKD definitiv verloren. Bereits eine Woche nach dem Mauerbau, am 21. August 1961, schrieb Dibelius an Hermann Kunst: »Für jeden, der sehen kann, ist die Situation hoffnungslos«. In dieser die Berliner tief verstörenden Situation plane er »eine Art Evangelisation«35. Wohl aus Rücksicht auf die Ferienzeit begann er damit erst am 28. August. An fünf aufeinander folgenden Abenden hielt er in der Evangelischen Kirche am Südstern seine kurz darauf publizierten »Reden an eine gespaltene Stadt«36.

Die erste Rede trug den Titel »Wie es kam«. In tiefem Ernst benannte Dibelius die Gefahr: ein neuer Weltkrieg droht, »die Zukunft der gesamten Menschheit [steht] auf dem Spiele« (3). In groben Zügen, beginnend mit dem Jahr 1944, erinnerte er die Vorgeschichte der jetzt »vom Osten her« (12) vollzogenen Spaltung. In dieser dramatischen Situation habe Gott der Kirche »eine Aufgabe gestellt, und diese Aufgabe wollen wir erfüllen!« (15) Angesichts des aggressiven kommunistischen Atheismus, »der alles Menschliche in den Menschen zerstört« (16), sei der evangelischen Kirche die unvertretbare Verpflichtung erwachsen, das »Land zusammenzuhalten«, also »die Einheitlichkeit unserer Kirche und damit [!] auch die Einheit unseres Volkes über ganz Deutschland hinweg zu exerzieren« (12).

Die zweite Rede wandte sich »Wider die Feigheit«. Hier diagnostizierte Dibelius eine spezifische Deformation: »Der Mangel an Zivilcourage ist die Charakterschwäche der Deutschen« (23). Und eben diese Schwäche sei die Bedingung der Möglichkeit von staatlichem Totalitarismus und Terror. Nun müsse aber »das totalitäre System bei uns überwunden« (24) werden, damit »ein neuer Aufschwung des christlichen Glaubens« (23) statthaben könne. An diesem »neuen Aufschwung« hänge nicht weniger als das Schicksal des deutschen Volkes. Denn »es gibt nur einen Weg, den Menschen herauszuhelfen aus der Feigheit zu tapferer moralischer Widerstandskraft. Das ist der Glaube, dem es um das Ganze geht!« (29)

Am dritten Abend sprach Dibelius »Über die Menschenrechte«. Rückhaltlos bejahten die Christen die in der Atlantik-Charta entworfene »neue Ordnung der menschlichen Gemeinschaft« (35). Die dort proklamierte bürgerliche Freiheit stimme mit dem christlichen Freiheitspostulat nahtlos überein. Denn Paulus habe in Gal 5 nicht nur eine »innerliche« (43), sondern eine »die ganze menschliche Existenz« (36) umfassende Freiheit gemeint. Muss schon diese Exegese theologisch fragwürdig genannt werden, so erst recht das Pauschalurteil, unter einem totalitären Regime hätten weder Jesus noch Paulus geschichtlich wirksam sein können (35). Alles, mahnte Dibelius, sei jetzt daran zu setzen, dass Gott »unsere Kirche nicht x einem neuen Zeitalter der Barbarei« (43) anheimfallen lasse.

»Dürfen wir vertrauen?«, fragte die vierte Rede. Die totalitären Staaten würden das ohnehin ständig gefährdete Vertrauen der Menschen »systematisch in Grund und Boden zerstören« (47). Wer aber an einer Wiedervereinigung des geteilten Deutschland verzweifle, sei nicht nur feige, sondern auch unchristlich, »weil er seinem Gott nichts mehr zutraut« (51). In abenteuerlicher Applikation, bar jeder historisch-kritischen Auslegungsdisziplin, forderte der Bischof seine Zuhörer auf, in dem Text von Hes 37, der die Wiedervereinigung der Stämme Israels prophetisch verkündet, die Namen der getrennten Bruderstaaten Israel und Juda durch »Ostdeutschland« und »Westdeutschland« zu ersetzen (52).

Schließlich, in der fünften Rede, rief Dibelius den Bürgern Ostberlins über die Demarkationslinie hinweg zu: »Wir sind doch Brüder!« Diese beschworene Bruderschaft gründete aber nicht in der gemeinsamen Taufe, sondern in der gemeinsamen Volkszugehörigkeit: Dibelius ernannte die Menschen hinter dem Stacheldraht »zu unseren Brüdern und Schwestern im Namen Jesu Christi, einfach, weil sie unsere Nächsten sind ­ mit anderen Worten: weil sie Deutsche sind!« (65) Selbst wenn die staatliche Teilung 150 Jahre andauern sollte: »Wir« ­ wir! ­ »werden Mittel und Wege finden, x in Gemeinschaft miteinander [zu] bleiben! Richtet soviel Betonmauern und Stacheldrähte auf, wie ihr wollt: uns wird niemand aufspalten!« (64)

Die »Reden an eine gespaltene Stadt« sind ein Schlüsseldokument der kirchlichen Zeitgeschichte. Eindrücklich zeigen sie den Versuch, in akuter politischer Krisensituation den um Fassung ringenden Menschen Trost und Orientierung zu bieten. Ausdrücklich stellte Dibelius klar, er wolle »keine politischen Reden« (3) halten, sondern als Bischof zu christlicher Gegenwartsdeutung verhelfen. Gleichwohl sind die Reden, wie mir scheint, von positioneller Partikularität nicht ganz frei. Auch wenn der Nachgeborene immer leicht reden hat, wird er doch fragen dürfen: Wäre die Grenze zwischen den beiden Reichen, zwischen Deutschtum und Christentum, nicht erheblich schärfer zu ziehen gewesen? Hätte die geschichtliche Herleitung der Ost-West-Spannung nicht weiter ausgreifen, also nicht erst mit der Londoner Alliierten-Konferenz von 1944, sondern mit der verderblichen Großmachtpolitik Hitlers mitsamt deren katastrophaler Konsequenz des Zweiten Weltkriegs einsetzen müssen? Die Unmittelbarkeit, in der Dibelius die nationale Geschichte als eine göttliche Aufgabe interpretierte, wird man jedenfalls schwerlich als zwingend beurteilen wollen.

Vielleicht lässt sich der Unterton eines trotzigen Triumphalismus, der die Reden durchzieht, am besten an dem von Dibelius vertretenen Gebetsverständnis aufweisen. Die Vorträge mündeten jeweils in den triadischen Handlungsappell: »Betet! Betet! Betet!« Dieses Beten galt Dibelius als eine wirklichkeitsverändernde »Waffe« (17). Resignation angesichts der vollzogenen deutschen Teilung ließ er nicht gelten, denn »wer die Wiedervereinigung erbeten hat und noch jeden Tag erbittet x ­ der wird es anders erleben« (51). »Es ist uns verheißen, daß wir nicht vergebens beten werden« (17). »Wenn wir zusammen beten, dann können Wunder geschehen« (29). Während des Ersten Weltkriegs hatte Dibelius auch das andere deutlich benannt: »Wir erleben, daß unser Gebet nicht erhört wird«37. Nun jedoch, im August 1961, trat dieser Aspekt christlicher Gebetserfahrung gänzlich zurück. Vielleicht aber hätte man den Christen selbst in jener akuten Gefahrensituation neben der paulinischen Mahnung »Haltet an am Gebet« (Röm 12,12) durchaus auch das Wort Jesu zumuten dürfen: »Nicht mein, sondern dein Wille geschehe« (Lk 22,42).

VI.

Otto Dibelius ­ ein »Berliner protestantisches Profil« par excellence! Berlin war der Ausgangs- und Endpunkt seines irdischen Weges, der Hauptschauplatz seines Lebens und der Mittelpunkt seiner Heimat, die er gern »unser liebes, altes Preußen«38 genannt hat. Protestantisch war er vom Scheitel ­ pardon! ­ bis zur Sohle, ein waschechter »Lutheraner in der Union«39, von gediegener theologischer Bildung und durchdrungen von kirchlichem Geist. Und Profil zeigte er reichlich ­ mitunter mehr, als seinen Zeitgenossen, zumal in späteren Jahren, lieb und angenehm war. Unter Kaiser Wilhelm I. geboren und gestorben in der Kanzlerschaft Kurt Georg Kiesingers, hat er vier Epochen der jüngeren deutschen Geschichte erlebt und gestaltet. Wer ihn noch persönlich gekannt hat, der kennt ihn aus der letzten Phase seines Wirkens: als markanten Bischof und Kirchenmann, der mit seinem autokratischen Führungsstil, seinem schroffen Antikommunismus und seiner nie verhehlten altpreußischen Prägung viele Menschen, nicht nur Christen, unmittelbar erreicht, freilich auch den Meinungsstreit, bisweilen erheblich, polarisiert hat.

Im Januar 1960 formulierte Dibelius vor der Synode der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg sein kirchliches Testament. Die ersten Sätze umreißen so trefflich, wie es kein anderer sagen könnte, worauf der Lebensdienst dieses Mannes, den man getrost einen Kirchenfürsten, wenn auch mit dem Zusatz: sui generis, wird nennen dürfen, gerichtet war: »Ich habe mein Leben für meine Kirche gelebt. Nicht für eine Richtung innerhalb der Kirche, nicht für eine theologische Schulmeinung, nicht für irgendeine Sonderaufgabe der Kirche, sondern für die Kirche als Ganzes. Ich glaube und bekenne, daß diese sichtbare Kirche, in die hinein ich getauft und ordiniert worden bin, diejenige Form der heiligen, allgemeinen, christlichen Kirche ist, die Gott mir für mein Leben, für meine Arbeit und für meinen Glauben gegeben hat. Ihr gehört meine Liebe, bis hinüber in die Ewigkeit«.40

Im Januar 1967, den Schatten des Todes schon auf der Stirn, schrieb er an seine Freunde: »Ich fühle mich wie einer, der im Umzug steht. Habe und Gepäck hat man vorausgeschickt. Nun wartet man auf die Abfahrt, bei der man die alte, liebgewordene Landschaft noch einmal an sich vorbeiziehen sehen wird; aber das Herz ist doch schon frei für das, was kommen soll«41. Was immer für ihn gekommen sein mag ­ ich bin sicher, ein »Berliner protestantisches Profil« ist Otto Dibelius auch dabei geblieben.

Summary.

For 60 years Otto Dibelius has served the Protestant Church. The period of his professional activities spans the Wilhelminian Empire, the Republic of Weimar, fascism and the first decades of the divided post-war Germany. The article sketches the major lines of his unique career as a Churchman and simultaneously puts it, through an analysis of four selected texts, in an adequate historical perspective.

Fussnoten:

1)Vorgetragen am 10. Mai 2006 im Berliner Dom als Beitrag der UEK-Vortragsreihe »Berliner Protestantische Profile«.

2) K. Scholder, Otto Dibelius (in: Ders./D. Kleinmann [Hrsg.], Protestantische Profile. Lebensbilder aus fünf Jahrhunderten, 1983, 324­336), 324.

3) H. Fritz, Otto Dibelius. Ein Kirchenmann in der Zeit zwischen Monarchie und Diktatur (AKZG B. 27), 1998, 15.

4) O. Dibelius, Vom Erbe der Väter, 1941, 31950, bearbeitete Neuauflage 1960.

5) Scholder ( s. Anm. 2), 324.

6) Manuskript »Aus meinem Leben« (1933); zitiert nach R. Stupperich, Otto Dibelius. Ein evangelischer Bischof im Umbruch der Zeiten, 1989, 29 f.

7) Vgl. a. a. O., 48.

8) O. Dibelius, Das Königliche Predigerseminar zu Wittenberg 1817­1917, 1917.

9) Ders., Das kirchliche Leben Schottlands (SPTh[G] 5, Heft 2), 1911.

10) Ders., Art. Schottland (RGG 5, 1913, 374­383).

11) Ders., Das kirchliche und religiöse Leben in England und Schottland (in: G. Schenkel [Hrsg.], Der Protestantismus der Gegenwart, 1926, 178­205).

12) Ders., Unsere Großstadtgemeinden[,] ihre Not und deren Überwindung, 1910. Nachweise aus diesem Buch sind in den fortlaufenden Text eingetragen.

13) Zitiert nach Stupperich (s. Anm. 6), 75.

14) O. Dibelius, Volkskirchenräte, Volkskirchenbund, Volkskirchendienst (in: F. Thimme/E. Rolffs [Hrsg.], Revolution und Kirche, 1919, 201­213), 203.

15) Ders., Zukunft oder Untergang? Drei Vorträge, 1923, 37.

16) [Ders.], Pfarrerrundbriefe des Generalsuperintendenten der Kurmark, 3. Rundbrief v. 2.6.1925.

17) Ders., Idee von Stockholm (Vortrags-Typoskript) (Evangelisches Zentralarchiv in Berlin, NL Dib., B 1).

18) Ders., Nachspiel. Eine Aussprache mit den Freunden und Kritikern des »Jahrhunderts der Kirche«, 1928, 101.

19) Ders., Das Jahrhundert der Kirche. Geschichte, Betrachtung, Umschau und Ziele, 1927, 29. Nachweise aus diesem Buch sind in den fortlaufenden Text eingetragen.

20) Ders., Nachspiel (s. Anm. 18), 107.

21) A. a. O., 7.

22) A. a. O., 15.

23) RKZ 76, 1926, 2.

24) Th. Kaftan, Rez. O. Dibelius, Das Jahrhundert der Kirche (AELKZ 60, 1927, 225­227.246­251), 247.

25) H. Rost, Eine neue Ära der protestantischen Kirchen (Kölnische Volkszeitung, 20.5.1927).

26) W. Kolfhaus (Furche 14, 1928, 97).

27) O. Dibelius an A. Jäger, 27.6.1933. Gedruckt in: Junge Kirche 1, 1933, 17. Wiederabdruck in: O. Dibelius, So habe ich¹s erlebt. Selbstzeugnisse, hrsg. v. W. Dittmann, 1980, 191 f.28) F. Gollert, Dibelius vor Gericht, 1959, 118.

28) F. Gollert, Dibelius vor Gericht, 1959, 118.

29) O. Dibelius, Die große Wendung im Kirchenkampf (Christus und die Deutschen, 4), 61935. Nachweise aus dieser Broschüre sind in den fortlaufenden Text eingetragen.

30) Zitiert nach W.-D. Zimmermann, Otto Dibelius (in: M. Greschat [Hrsg.], Die neueste Zeit III [GK 10,1], 1985, 302-317), 311.

31) Zitiert nach Scholder (s. Anm. 2), 334 f.

32) O. Dibelius, Ein Christ ist immer im Dienst. Erlebnisse und Erfahrungen in einer Zeitenwende, 1961.

33) Vgl. Zimmermann (s. Anm. 30), 316.

34) C. Nicolaisen, Art. Dibelius, Otto (1880­1967) (TRE 8, 1981, 729­731), 730.

35) Zitiert nach Stupperich (s. Anm. 6), 530 f.

36) O. Dibelius, Reden an eine gespaltene Stadt, 1961. Nachweise aus diesem Buch sind in den fortlaufenden Text eingetragen. Für vielfältige Anregungen in der Wahrnehmung dieser Predigtreihe danke ich meinem Münsteraner Kollegen Christian Grethlein.37) Ders., Ernte des Glaubens. Kriegsnöte und Kriegserfahrungen, 1916, 24 (Hervorhebung von mir).

38) Ders., Reden (s. Anm. 36), 34.

39)
W. Kahle, Otto Dibelius (in: W.-D. Hauschild [Hrsg.], Profile des Luthertums. Biographien zum 20. Jahrhundert, 1998, 117­132), 118.

40) G. Jacobi (Hrsg.), Otto Dibelius. Leben und Wirken. Mit Grußworten zum 80. Geburtstag, [1960], 20

41) O. Dibelius, Reden ­ Briefe. 1933­1967, hrsg. v. J. W. Winterhager, 1970, 166.