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Ausgabe:

Februar/1999

Spalte:

224–228

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

(1) Siedler, Rolf (2) Koenot, Jan (3) Treml, Hubert

Titel/Untertitel:

(1) Feel it in Your Body. Sinnlichkeit, Lebensgefühl und Moral in der Rockmusik.
(2) Hungry for Heaven. Rockmusik, Kultur und Religion. Aus dem Niederl. übers. von B. Kasper-Heuermann.
(3) Spiritualität und Rockmusik. Spurensuche nach einer Spiritualität der Subjekte. Anregungen für die Religionspädagogik aus dem Bereich der Rockmusik.

Verlag:

(1) Mainz: Matthias-Grünewald-Verlag 1995. 335 S. 8= Religion und Ästhetik. ISBN 3-7867-1878-4.
(3) Ostfildern: Schwabenverlag 1997. 342 S. 8 = Glaubenskommunikation: Reihe Zeitzeichen, 3. DM 48,-. ISBN 3-7966-0906-6. (2) Düsseldorf: Patmos 1997. 229 S. 8. Geb. DM 39,80 ISBN 3-491-72367-1.

Rezensent:

Gerd Buschmann

Die 1994 von der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Tübingen angenommene Dissertation von Rolf Siedler möchte insbesondere die Körperlichkeit ("Feel it in your body") der Rockmusik inmitten "bürgerlicher Kultur" (Kap. 5: 67-76), der "Eliminierung des Körpers im Zeitalter der dritten industriellen Revolution" (Kap. 6: 77-131) und der ",Entsinnlichung’ und ’Entkörperlichung’ der Musik durch das Christentum (Exkurs I: 99-112) für Kirche, Theologie und Religionspädagogik wiederentdecken und fruchtbar machen.

Kap. 1 "Rockmusik und Moral" (15-24) wendet sich gegen den (häufig religiös oder bürgerlich) motivierten Vorwurf von "Unmoral" der Rockmusik. In diesem Kontext stehen auch Kap. 2 "Kunst und Moral" (25-49) (Bilanz: "Wo sprachliche Kommunikation verweigert wird, weil sie ihre Glaubwürdigkeit eingebüßt ... hat, bleibt die Hoffnung auf die Evidenz symbolischer Äußerungen ...", 48), Kap. 3 "Adornos Regressionsverdacht" (50-59) und Kap. 5 "Rockmusik und bürgerliche Kultur" (67-76): Diese hat zur ",Entkörperlichung’, Funktionalisierung und Instrumentalisierung des Körpers" (67) wesentlich beigetragen. "Die Eliminierung des Körpers" wird in Kap. 6 ausführlich belegt, u. a. mit den Stichworten "industrielle Produktion" (78-81), "gläserner Mensch" (81 f.), Dualismus von Geist und Körper (83-90), Entsinnlichung und Verschriftlichung von Musik (107-112).

Nach der kritischen Destruktion der Kap. 1-6 (15-131) beschreibt Siedler in Kap. 7-12 (132-310) konstruktiv die Bedeutung von (Rock-)Musik für (junge) Menschen:

Kap. 7 "Der Stellenwert von Musik im Leben des Menschen" (132-163) beschäftigt sich besonders mit den Stichworten Musik als Symbolwelt sowie den vegetativen und kommunikativen Funktionen von Musik. Kap.8 "Rockmusik und ihre Verbundenheit mit dem Körper" (164-197) hebt insbesondere auf die Verwurzelung in der afrikanischen Kultur und im Rhythmus ab, incl. Blues, Spiritual und Gospel, Kap. 9 "Jugend und Rockmusik" (198-211) behauptet die "Notwendigkeit der Regression als Voraussetzung der Progression", Kap. 10 zeigt als musikalische Parameter der Rockmusik Rhythmus, Gesang (incl. Interpretationen von Meatloaf, Rolling Stones, Sting, Doors) und Improvisation auf (212-282), bevor Kap. 11 exemplarische "Interpretationen" durchführt: U 2, "I still haven’t found" (1987), Die Fantastischen Vier, "Mach dich frei" (1993), Iron Maiden, "The Number of the beast" (1982). Kap. 12 "Rockmusik und Handlungskompetenz" faßt in neun Thesen zusammen (306-310):

Rockmusik ermöglicht 1. Kontrast- und Motivationserfahrung, 2. Körpererfahrung, 3. Vertrauen in schöpferische Kräfte, 4. Selbstbestimmung und Partizipation, 5. Ästhetische Kompetenz und Handlungskompetenz, 6. Nähe zum Ursprung, 7. gesellschaftliche Balance, 8. Berührung mit dem ’Tremendum et Fascinosum’, deshalb sollte 9. wie folgt (von Erwachsenen) mit ihr umgegangen werden: a. Rockmusik darf nicht als Regression abgewertet werden, sondern ist in ihrer Bedeutung für die Entfaltung junger Menschen anzuerkennen, b. an die Stelle von Diskriminierung sollte bei Erwachsenen eine herrschaftsfreie Auseinandersetzung mit Rockmusik und ihren Anhängern treten, c. statt zu moralisieren sollte kreativ mit Rockmusik experimentiert werden, d. anstelle von Distanz der Wille zur Kooperation, e. kulturelle Äußerungen Jugendlicher sollten gegen allzu schnelle wirtschaftliche Ausbeutung geschützt werden.

Diese Thesen verdeutlichen zugleich die Bedeutung der Arbeit für Theologie und Religionspädagogik. - Leider fehlt dem mit einem umfangreichen Literaturverzeichnis (311-335) ausgestatteten Band jedes Register.

Mit der Übersetzung und Aufnahme des Titels von Jan Koenot erweist sich der Patmos-Verlag einmal mehr als am Puls der Zeit; denn seit Ende der 80er Jahre nimmt die theologische und religionspädagogische Beschäftigung mit der massen-wirksamen, jugendkulturellen Lebenswirklichkeit der Rock- und Popmusik in erfreulichem Maße zu: neben verschiedenen Aufsätzen, besonders in Der Evangelische Erzieher, z. B. G. Fermor in 46/1994, 123-137 (irdische Religion der Liebe); 47/1995, 63-72 (Psalmen), zusammenfassend zuletzt auch G. Buschmann in Praktische Theologie 33/1998, 41-54, und Unterrichtsbausteinen, u. a. in den Katechetischen Blättern 121/1996, 187-196; 197-199 (Michael Jackson); 123/1998, 61-68 (Christologie) und im "entwurf" (z. B. Heft 2/1997, 96-99: H. Scharr zu Apokalyptik) finden sich zunehmend auch einschlägige monographische Abhandlungen und Dissertationen.

Vgl. z. B. P. Bubmann & R. Tischer [Hrsg.], Pop & Religion. Auf dem Weg zu einer neuen Volksfrömmigkeit? Stuttgart 1992; I. Kögler, Die Sehnsucht nach mehr. Rockmusik, Jugend und Religion. Informationen und Deutungen, Graz 1994; R. Siedler, Feel it in your body. Sinnlichkeit, Lebensgefühl und Moral in der Rockmusik, Mainz 1995; B. Schwarze, Die Religion der Rock- und Popmusik, Analysen und Interpretationen, PTHe 28, Stuttgart 1997; H. Treml, Spiritualität und Rockmusik. Spurensuche nach einer Spiritualität der Subjekte. Anregungen für die Religionspädagogik aus dem Bereich der Rockmusik, Ostfildern 1997.

Hier reiht sich das Buch des in Paris Philosophie lehrenden Jesuiten und Chefredakteurs der flämischen Szene- und Kulturzeitschrift "Streven" Jan Koenot (Jg. 1955) ein (1996 erschienen unter dem Original-Titel "Vorbij de Woorden. Essay over Rock, cultuur en religie"); allerdings in spezifischer Weise, wie der flämische Titel andeutet: 1) Es geht weniger um eine theologische oder gar religionspädagogische Verortung und Anwendung als um eine philosophisch-kulturanthropologische Abhandlung. 2) Es handelt sich weniger um eine streng wissenschaftliche, systematische Arbeit als um einen - etwas lang geratenen - Essay, der verschiedene Unterthemen umfaßt.

Als zentrale These des Essays entdeckt Koenot inmitten einer Welt ohne Mythen und einer "Kultur nach dem Wort" (115-123) ("vorbij de woorden"), in der der Logozentrismus westlicher Tradition abgewirtschaftet und der Machtmißbrauch des Wortes in unserem Jahrhundert zu einem "Bruch zwischen Wort und Wirklichkeit" geführt hat, in der Rockmusik einen "wortlosen Mythos" (128-135): "In einer Kultur, die kein Vertrauen mehr in das Wort hat, bleibt allein noch die Möglichkeit eines Mythos ohne Worte. In einer Zeit, in der das rationale, entmythologisierende Bewußtsein sich nicht einfach mehr ausschalten läßt und in der es an einem allgemein akzeptablen, expliziten, erzählenden Mythos fehlt, kann nur noch ein bildloser Mythos funktionieren, bei dem die emotionale Wirkung der rationalen vorausgeht" (131). Rockmusik wird so als typisches Ausdrucksmittel der gegenwärtigen Gesellschaft aufgezeigt und als Barometer des kulturellen und spirituellen Klimas unserer Zeit begriffen, als Spiegel der Lebenshoffnungen, Lebensängste und Lebensfragen vieler Zeitgenossen. - (Daß sich insofern die Rock- und Popmusik religionspädagogisch von eminentem Interesse zur Erhebung der Lebenswelten Jugendlicher erweist, das sollte heute auch theologisch und kirchlich unbestritten sein.)

Das Buch gliedert sich in drei Teile: I) Rock (10-107), mit 10 Unterpunkten: 1. Kultur, 2. Rock, 3. Leben, 4. Ja und Nein, 5. Stars und Fans, 6. Musikindustrie, 7. Medien, 8. Politik, 9. Jugend, 10. Glaube an Musik. II) Kultur (110-154): 1. Dionysos, 2. Kultur nach dem Wort, 3. Musikalisierung, 4. Wortloser Mythos, 5. Musik und Wort, 6. Lebenstanz, 7. Geburt. III) Religion (156-216): 1. Religion, 2. Spiritualität, 3. Beispiele, 4. Christentum, 5. Drogen, 6. Genuß und Verbot, 7. Schöpferische Liebe. - Kurze biblio- und diskographische Hinweise sowie ein nützliches Personen- und Gruppenregister (225-229) beenden den sorgfältig gedruckten und mit angemessener Umschlaggestaltung (aus einem Gitarrengriff entstandenes Kreuz) versehenen Band.

Wer sich mit dem noch immer etwas exotischen Grenzgebiet von popmusikalischer (Jugend-)Kultur und Religion beschäftigt, wird in diesem Band interessante Gesichtspunkte entdecken, wenngleich nicht alle Kapitel gleichermaßen anregend sind und sich unter den o. g. Titeln systematischere Arbeiten finden. Manches hinterläßt einen etwas schalen, abgestandenen Eindruck, manches wird nur angedeutet oder nur von einer referierten Position her gedeutet.

Gelegentlich überschwemmt der Vf. uns auch kenntnisreich mit Szene- und Textzitaten, dabei spürt man ihm seine Sympathie für Rockmusik glaubhaft ab. Auch beschränkt er sich nur auf die Rockmusik; Tanzmusik (Disco, House, Techno) begegnet nicht, - das ist angesichts der Bedeutung von Techno in den 90er Jahren ein nicht geringer Nachteil. Anregend aber sind dennoch etliche seiner Ausführungen, z. B. zu "Stars und Fans" (I.5.) unter Zuhilfenahme der Kategorie des Opfergedankens: "Man begegnet dem Sänger als einem Messias und verlangt von ihm Opfer" (43).

Die im Sommersemester 1996 an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Würzburg eingereichte Dissertation von Hubert Treml (Gutachter: Prof. Paul Neuenzeit/Prof. Bernhard Fraling) möchte die kirchliche Entfremdung von der jugendlichen Lebenswelt (15) überwinden, bringt die nur scheinbar entgegengesetzten Begriffe Spiritualität und Rockmusik in eine äußerst fruchtbare Korrelation und entwickelt von ihnen her exemplarisch die Aufgabe einer lebensgeschichtlich an den Subjekten orientierten Religionspädagogik, die spirituelle Ansätze der Individuen anzuerkennen und begleitend zu fördern sich bemüht.

Die jeweils durch übersichtliche Zusammenfassungen abgeschlossenen (Unter-)Kapitel gehen in den Teilen A und B (19-168) von der Spiritualität aus, nehmen ihr jedweden elitären Charakter (16) und ermöglichen von einer Spiritualität der Subjekte her den Bezug zur Rockmusik. Die Teile C und D (169-304) gehen von der Rockmusik aus, entdecken deren spirituelles Potential und münden religionspädagogisch in dem Bemühen, der Spiritualität der Subjekte Raum zu schaffen.

Teil A "Spiritualität - eine erste Annäherung" fragt traditionell nach Spiritualität, bietet in A. I. eine Geschichte des theologischen Begriffs Spiritualität: 1. Biblische Wurzeln (20-28), 2. Geschichtliche Prozesse (28-31), (u. a.: ruah, pneuma, spiritus) und fragt in A. II. "Was meint Spiritualität heute?": 1. Im christlichen Kontext (31-47) (kath., ev., befreiungstheologische und feministische Ansätze), 2. Im nicht-christlichen Kontext (47-53) (Reformhinduismus, sog. Neue Religiosität).

Bilanz: "Die wichtigsten Merkmale des biblischen Geistverständnisses finden wir in seinem Rekurs auf die dynamischen, kraft- und geheimnisvollen Seiten des Geistes, seine lebensspendende Wirkung, seine Unverfügbarkeit und seinen ethischen Impuls" (53). "Christlich verstandene Spiritualität ... kann auch dann verwirklicht werden, wenn sich die einzelnen ihrer gar nicht ’bewußt’ sind" (55).

Teil B fragt weiterführend und spezifischer nach einer "Spiritualität der Subjekte" als einer ",allgemein-menschlichen’ Spiritualität" (73) in B. I. mit "einleitenden Überlegungen": 1. "Zugänge zur Religion/Religiosität" (75-97) (u. a.: Entkirchlichung statt Säkularisierung, unsichtbare Religion, Individualisierung, Religion nach Wahl, Religion und Religiosität, Religiosität und Transzendenz), 2. "Religiöse Erziehung und Subjektorientierung" (97-115), in B. II. mit einer "Spurensuche nach einer Spiritualität der Subjekte": 1. "Spiritualität in ’vorchristlicher Bedeutung’ als Folie" (118-128), 2. "Spiritualität in den Koordinaten der Biographie" (129-139).

Bilanz: Spiritualität kann verstanden werden als Gestaltwerdung individueller Religiosität, die auch dann existiert, wenn man sich ihrer nicht bewußt ist. Sie wird als - immer fragmentarische - religiöse Identitätsfindung in den biographischen Koordinaten der Leiblichkeit, der jeweiligen Lebensphase, des Alltags und der Beziehungen konkret.

Teil C sichert die ermittelten Spuren von Spiritualität exemplarisch im Bereich der Rockmusik. Knapp und präzise geht es zunächst in C. I. um "Rockmusik verstehen": 1. "Die Geschichte der Rockmusik" (171-185) (aktuell bis hin zu Techno), 2. "Rockmusik in der Kritik" (186-195) (u. a.: Okkultismus, Drogen, Konsum, Flucht) ’ 3. "Rockmusik und Körper" (195-201) (insbesondere: Tanz), 4. "Rockmusik und Identität" (201-210), bevor in C. II. "das spirituelle Potential der Rockmusik" ausgelotet wird: 1. "Rockmusik und Religion" (213-225) (u. a.: Musik und Religion, religiöse Motive in Rocktexten, Rockmusik als Ersatzreligion bzw. Kult), 2. "Rockmusik und Spiritualität" (225-235).

Bilanz: Rockmusik qualifiziert sich besonders durch "Alltagsrelevanz, Körperlichkeit, Identität und Lebendigkeit" (211). Unter Zugrundelegung eines substantiellen und funktionalen Religionsbegriffs (232) wird deutlich, daß Rockmusik, wenn man sie nicht einseitig als unmoralisch verdächtigt (231), "vielfältige Anknüpfungspunkte zur Religion" aufweist (235) und zur "religiösen Daseinserschließung" beiträgt.

Teil D formuliert "Konkrete Anregungen für die Religionspädagogik". D. I. geht den "gesicherten Spuren" (der gelebten Spiritualität in der Rockmusik) "in der Religionspädagogik" nach: 1. "Erste Impulse aus der Rockmusik" (274-279) (u. a.: pneumatologisch orientierte Didaktik, Symboldidaktik und Musik, Körpersprache, Modus der Sehnsucht), 2. "Anregungen für eine bewußte Auseinandersetzung mit Rockmusik" (279-283) (u. a.: textorientierter Umgang, existentielle Themen aufgreifen, therapeutische Funktion von Rockmusik), während D. II. "der Spiritualität der Subjekte Raum schaffen" möchte: 1. "Lebens-Raum ermöglichen" (284-289), 2. "Lernen und Gutheißen - die gegebenen Räume weiten" (289-304) (pädagogische Stichworte u. a.: Raum geben, Respekt, Absichtslosigkeit, Schüler-Lebenswelten, Körperlichkeit).

Bilanz: Im Feld jugendkultureller Ausdrucksweisen gilt es religionspädagogisch den Spuren subjektiver Spiritualität nicht nur nachzugehen, sondern ihrer Entfaltung auch Raum zu schaffen. Religiöse Erziehung meint "ein gleichberechtigtes Beziehungsgeschehen gegenseitigen Lernens, in dem in freiheitlicher Anerkennung die individuellen Zugänge zur Transzendenz gefördert werden mit dem Ziel, Hilfe zu bieten für eine ganzheitliche, den Lebensphasen entsprechende und in den Lebenswelten verankerte Menschwerdung, die sich nur in identitätsbildender Verwiesenheit auf die anderen vollziehen kann" (272).

Während Register leider fehlen, beendet ein umfassendes, aktualisiertes Literaturverzeichnis (306-342) den anregenden Band, der möglicherweise noch stärker als die Arbeiten von Bernd Schwarze, Die Religion der Rock- und Popmusik. Analysen und Interpretationen, Stuttgart 1997, und Rolf Siedler, Feel it in Your Body. Sinnlichkeit, Lebensgefühl und Moral in der Rockmusik, Mainz 1995 Impulse für eine lebensweltlich, an der Spiritualität der Subjekte orientierte Religionspädagogik geben wird, nachdem Ilse Kögler schon 1994 mit "Die Sehnsucht nach mehr. Rockmusik, Jugend und Religion" diesen Bereich der Religionspädagogik nähergebracht hatte, aber doch sehr breit in der Darstellung der Geschichte der Rockmusik verblieb. In diesem Kontext wartet der Rez. auch gespannt auf eine im Druck befindliche Bonner Dissertation von Gotthard Fermor.

Die Arbeit zeigt nicht nur jeweils zu den zwei Hauptthemen, in der korrelierenden Gesamtkonzeption, der aktuellen und umfassenden Verarbeitung von Literatur und den religionspädagogisch relevanten Konsequenzen (Teil D) ihre Stärken, sondern auch in Details. So bezieht Treml z. B. im Gegensatz zu anderen Arbeiten den aktuellen Bereich von "Techno" und "Rap/HipHop" in seine Überlegungen ein (bes. 180 f.; 184 f.; 220-225), bietet keine breite Rockgeschichte und verwahrt sich gegen einen rein text-orientierten Zugriff auf (279 f.) und Funktionalisierung von Rockmusik (286 f.). - Von hier aus kann wirklich der "Entwurf subjektorientierter Religionspädagogik" (271) exemplarisch gelingen, - selbst wenn (protestantische) Leser und Leserinnen grundsätzliche Schwierigkeiten mit dem Ausgang bei der Pneumatologie und der Annahme einer "natürlichen Religion" in Form einer allgemein-menschlichen Spiritualität haben sollten.