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Ausgabe:

Juni/2008

Spalte:

713–736

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Klaus Raschzok

Titel/Untertitel:

»… dass mein Gebet schwach und hilflos sein darf « (Antje S. Naegeli)
Zur neueren Gebetsliteratur

I. Eine Entdeckung in der Bahnhofsbuchhandlung


Der Literaturbericht beginnt für theologische Leser unerwartet mit einer Entdeckung in der Bahnhofsbuchhandlung. In Werner Tiki Küstenmachers Lifestyle-Bestseller »simplify your life. Einfacher und glücklicher leben« findet sich im Zusammenhang von Ratschlägen für die Optimierung der eigenen Finanzen die Empfehlung, das Gebet des Jabez (1Chr 4,10) zu lernen:

»Er selbst aber hatte zum Gott Israels gebetet
›Segne mich
und erweitere mein Gebiet!
Steh mir bei
und halte Unglück und Schmerz von mir fern!‹
Diese Bitte hatte Gott erhört.
(1. Chronik 4,10)«1

Ein exegetisch kaum beachtetes biblisches Elementargebet wird damit für ein populäres Lebenskunstprogramm instrumentalisiert. »In keinem anderen Text habe ich die simplify-Idee so schön zusammengefasst gefunden wie in zwei kurzen Versen aus dem Alten Testament … Über 14 Millionen Exemplare wurden in den letzten beiden Jahren von einem kleinen Büchlein verkauft, das dieses Gebet enthält … Das Gebet des Jabez findet sich gut ver­steckt mitten in einem langwierigen Geschlechtsregister im 1.Buch der Chronik in Kapitel 4, Vers 9 und 10 (und blieb daher viele Jahrhunderte praktisch unbekannt)« (85). Küstenmacher verweist im Anhang auf ein Bändchen des amerikanischen Erfolgsautors Bruce Wilkinson, nimmt aber gegenüber seiner Vorlage eine entscheidende Umcodierung vor, indem er Bruce Wilkinsons dualistisches Weltbild zu Gunsten einer potentiellen materialistischen Perspektive zurück­nimmt. Bezeichnend dafür ist bereits der Standort in »simplify your life« innerhalb von Stufe 2 der Lebenspyramide mit dem Motto »Vereinfachen Sie Ihre Finanzen«. Das Gebet findet sich dort angeordnet als Idee 5 mit dem Titel »Entfernen Sie Ihre Geldblo­ckaden«.

Im dualistischen Weltbild von Wilkinson bezieht sich die »er­weitere mein Gebiet«-Bitte auf das Wirken Gottes durch den Beter hindurch; und Unglück und Schmerz, die ferngehalten werden sollen, werden als durch das Einwirken Satans verursacht verstanden. Bei Küstenmacher dagegen herrscht der klassische Duktus der Lifestyle-Literatur vor: »Der simplify-Weg (nicht nur beim Thema Geld, aber dort auch) beginnt mit der Überzeugung: Es ist genug für alle da, also auch für mich. Trennen Sie sich von der archaischen Vorstellung, dass Wohlstand bedeutet, jemand anderem etwas wegzunehmen. Reichtum im guten Sinn bedeutet nicht umverteilen, son­dern Werte schaffen. Die Jabez-Bitte um Segen verändert den Blick. Sie sehen nicht mehr auf das, was fehlt, sondern auf das, was wächst, blüht und gedeiht.« (86) Und wenige Zeilen weiter: »Lassen Sie sich helfen! Trauen Sie sich zu rufen: ›Das schaffe ich nicht allein!‹ Die Hand, von der die Rede ist, kann die Hand Ihrer Verwandten sein, Ihrer Freunde oder die Ihres Lebenspartners. Es kann auch durchaus die Hand einer höheren Macht sein … ›Lass deine Hand mit mir sein‹ heißt also nicht nur einfach ›Hilf mir, gib mir, mach’s mit mir schön kuschelig und gemütlich‹, sondern auch: ›Zeig mir, wo’s langgeht!‹ … Wer sagt, dass es ihm gut gehe, der macht sich in den Augen anderer bisweilen schon verdächtig … Dahinter steckt häufig eine unbewusste archaische Vorstellung, die verwandt ist mit der oben beschriebenen vom Segen als Wegnehmen. Sie lautet, sehr grob zusammengefasst: Indem ich Leiden auf mich nehme, gibt es weniger Leiden in der Welt.« (88 f.) Küstenmacher empfiehlt daraufhin: »Viele Menschen haben das Gebet des Jabez zu einem festen Bestandteil ihres Lebens gemacht. Sie heften sich einen Zettel mit dem Gebet an den Badezimmerspiegel, sie sprechen es jeden Morgen, sie sprechen es in den vielen kleinen und großen Krisen des Tages, sie erzählen anderen davon. Sie sprechen es für sich und für andere, und sie verlassen sich darauf, dass es bei ihnen so erhört wird wie damals bei Jabez … Beim Beten kommt es nicht in erster Linie auf den Adressaten an, sondern auf Sie, den Absender. Indem Sie etwas losschicken, lassen Sie sich los. Deshalb ist das Gebet des Jabez (oder ein anderes Gebet) so wirksam und so gut geeignet für Krisensituationen – nicht nur, aber auch für finanzielle.« (89)

Bruce Wilkinson2 wirbt in seinem ansprechend gestalteten Bändchen über das Gebet des Jabez für eine dem ostkirchlichen Herzensgebet angenäherte Praxis und verbindet dies mit konkreten praktischen Übungsschritten, die das biblische Elementargebet zu einem festen Bestandteil des täglichen Lebens machen: »Wenn Gottes Segen für uns der ultimative Wert geworden ist, dann stürzen wir uns mit Leib und Seele in den Fluss dessen, was er für unser Leben geplant hat. Alle übrigen Bedürfnisse und Wünsche unseres Lebens werden zweitrangig. An erster Stelle geht es uns darum, völlig einzutauchen in das, was Gott in uns, durch uns und in unserer Umgebung zu seiner Ehre tun will. Wenn wir uns in diesem Sinne nach seinem Segen ausstrecken, wird ein Nebenprodukt ganz sicher nicht lange ausbleiben: Ihr Leben wird durch die Erfahrung der Wunder Gottes gekennzeichnet sein … Die mächtige Kraft Gottes wird plötzlich ungehindert in ihnen wirken können. Sie handeln ja schließlich im Einklang mit ihm. Sie beten für die Dinge, die Gott will, und solche Gebete kann er uneingeschränkt erhören.« (24 f.)

II. Otto Betz (1972): Kriterien für die Beurteilung von Gebetsliteratur


Otto Betz hat bereits 1972 in einem Buchbericht zwölf Fragen zur Beurteilung von Gebetsliteratur notiert, aus denen hilfreiche Kriterien abzuleiten sind:3 Ist ein Gebetstext »geräumig« und damit welthaltig oder weltlos? Verfügt er über eine innere Glaubwürdigkeit oder ist er Ausdruck einer »Als-ob-Welt«? Hat er eine gültige sprachliche Form gefunden oder gebraucht er nur konventionelle Sprachhülsen? Kann er vom Lebensgefühl der heutigen Menschen verstanden werden? Gibt er mir die Möglichkeit zur Identifikation oder provoziert er mich wenigstens, dass ich mich mit ihm auseinandersetze? Verfügt er über einen Assoziationsreichtum und setzt etwas in mir in Bewegung und erinnert er mich an eigene Erfahrungen? Hat er eine versammelnde Kraft und kann mich in eine meditative Haltung führen? Kann er mich zur Reflexion meines Lebens anleiten oder bleibt er anonym und unverbindlich? Wird auch die Berufswirklichkeit einbezogen, oder sind die Texte im Niemandsland angesiedelt? Werden meine sozialen Beziehungen berücksichtigt, oder werde ich in eine Isolation hineinmanövriert? Erinnert mich der Gebetstext auch an die politische Wirklichkeit, oder wird nur ein seelischer Innenraum anvisiert? Und schließlich: Erinnert der Text mich auch daran, dass ich ein Leibwesen bin?

Bei der Beurteilung von Gebetstexten ist daher danach zu fragen, ob die Gebete über der lesenden bzw. hörenden Aneignung mit in einen Erfahrungsweg hineinnehmen und damit selbst zur eigenen Gebetspraxis der Beterinnen und Beter anleiten sowie diese erweitern. Schließlich ist im Kontext einer ästhetisch orientierten Praktischen Theologie über Otto Betz hinaus auch danach zu fragen, ob die Texte die Beterinnen und Beter in eine Haltung der Wahrnehmung für das Handeln und Wirken Gottes führen. Ein weiteres Augenmerk gilt der Frage, welche Rolle die Anleitung zum Gebet in der neueren Gebetsliteratur spielt. Werden explizite Mo­delle des Betens vermittelt oder beschränkt sich diese Aufgabe auf die abgedruckten Gebete selbst? Schließlich ist auch danach zu fragen, wie Gebete aufgebaut und sprachlich gestaltet werden können. In der Literatur findet sich zwar vielfach eine Anleitung zur Praxis des Betens, nicht aber zur sprachlichen Gestaltung des Gebetes selbst, wodurch der Transfer zum eigenen Beten der Leserinnen und Leser erschwert wird.

III. Eine erste Übersicht


Unterschieden werden kann in der neueren Gebetsliteratur zu­nächst einmal zwischen solchen Publikationen, die zum Beten mit dem ganzen Leib anleiten, die den Bereich des transreligiösen Betens thematisieren und die sich mit dem durch profilierte Frömmigkeitstraditionen geprägten Beten beschäftigen. Eine weitere Differenzierung vollzieht sich zwischen Literatur, die das persönliche Gebet fördern will, und solcher, die das gottesdienstliche Gebet im Blick hat. Hier sind meist nur wenige Verbindungen der beiden Bereiche erkennbar, was in der Praxis zur Gefahr einer unsachgemäßen Vermischung führt. Zahlreiche Liturginnen und Liturgen gebrauchen aus Unkenntnis über die Regeln des öffentlichen Betens heraus die für das persönliche Gebet in der Gebetsliteratur bestimmten Texte auch im Gottesdienst und beachten nicht die erforderliche Differenz.

Gerhard Engelsberger bietet mit seinem Band »Gottesdienst – alltäglich«4 einen der wenigen Versuche, die sich um eine Verbindung zwischen persönlichem Beten und gottesdienstlichem Beten bemühen. Allerdings vollzieht sich diese Verbindung eher im Sinne eines ›den Alltag in den Gottesdienst holen‹ und weniger als einer Verbindung zwischen Alltagsgebet und öffentlichem Gebet: »Diese Agende ist eine kleine Fundgrube geworden für spirituelle, literarische, biblische oder seelsorgerliche Impulse aus dem Alltag für den Gottesdienst.« (5) Sie »will die Verbindung herstellen zwischen gottesdienstlicher Feier, Gemeindegebet und -lied, sonntäglicher Predigt und alltäglichem Leben. Will Schönheit, Tiefe und Glanz des Alltäglichen, aber auch die Not und den Mangel fruchtbar machen für den Gottesdienst am Feiertag.« (5)

IV. Zu den Sammlungen im Einzelnen


1. Beten mit dem ganzen Leib


Peter Dyckhoff hat unter dem Titel »Mit Leib und Seele beten. Die neun Gebetsweisen des Dominikus«5 eine neunteilige, erstmals um 1280 bei Aldobrandinus von Tuscanella in Bologna nachweisbare mittelalterliche Bildhandschrift abgedruckt, übersetzt und kom­mentiert. Dyckhoffs Publikation nimmt von der illustrierten Abschrift der lateinischen Handschrift »Modi Orandi Sancti Dominici« in der Vatikanischen Bibliothek in Rom (Codex Rossianus 3), um 1330 in Arles entstanden, ihren Ausgang. Proprium dieser verschiedenen, durch Bild wie durch einen knappen lateinischen Text erläuterten Gebetsweisen sind die Körpergesten. Den einzelnen Blättern der Handschrift gelingt die Wiedergabe von Bewegungsabläufen und sich ändernden Gebetsgesten durch eine Verdoppelung oder sogar Verdreifachung der Gestalt des heiligen Dominikus. Die beigefügten Bildbetrachtungen, Schriftworte, Übungsanregungen und Meditationstexte von Peter Dyckhoff erschließen und vertiefen diesen geistlichen Bilderbogen, der zugleich einen Gebetsweg mit verschiedenen Stationen darstellt und zum eigenen Beten und Meditieren inspirieren möchte. Peter Dyckhoff fragt: »Wie kann körperliche Haltung und Bewegung zu einem Gebet werden? Und: Wie kann ich meinem Beten anstrengungslos und natürlich einen körperlichen Ausdruck verleihen, um ganzheitlich, das heißt mit Körper, Geist und Seele vor Gott wach und präsent zu sein?« (7) Ziel ist das Einüben des Betens mit Leib und Seele wie das Verschenken der durch das Beten gewonnenen Kraft dahin, wo sie am nötigsten gebraucht wird. Es handelt sich um ein Beten, das im Verborgenen beginnt und dann seine Früchte hinaus in die Welt trägt und somit ein Mehr an Lebensenergie und Freude freizusetzen vermag.

Ein vergleichbares Grundanliegen bietet der Band von Willigis Jäger und Beatrice Grimm mit dem Titel »Der Himmel in dir. Einübung ins Körpergebet«6. Zahlreiche Gebetsgebärden werden als kontemplativer Weg aufgezeigt und auf der beigefügten Klang-CD zum Buch als »Wiederentdeckung des Körpers in Meditation und Gebet« beschrieben. Die Körperübungen der »18 Urgebärden« und diverser kontemplativer Tänze sind mit zahlreichen Fotos illus-triert und ermöglichen für den Leser den persönlichen Nachvollzug. »Die Grundhaltung ist Schauen – Spüren – Wahrnehmen. Nicht denken!« (15) Deutlich markiert wird der spezifische Um­gang mit der christlichen Tradition. Wie schon im Titel »Der Himmel in dir« angedeutet, stellt der eigene Leib den entscheidenden Partner auf dem spirituellen Weg einer sich mystisch-transkonfessionell verstehenden Spiritualität dar. Sie wird geprägt vom Bemühen, mehr Körperlichkeit in die Gottesdienste und in das persönliche Gebet zu bringen (9). Gebetsgebärden werden als kontemplativer Weg verstanden (9). »Die Zeiten, in denen der Mensch nur in der Kirche religiös war, sind vorbei.« (10) Mit dem Leib als Partner auf dem spirituellen Weg wird jedoch zugleich der Bereich des christlichen Betens im engeren Sinne überschritten und nicht mehr nur allein der dreieinige Gott im Gebet angesprochen. Ein Beispiel solchen »erdgebundenen« Betens bietet der nach Maria-Gabriele Woisien gestaltete Text »Unsere Mutter Erde«:

»Unsere Mutter Erde
Dein Name ist heilig
Dein ist dieses Reich der Erde
Durch dich geschehe dein Wille in uns
Jeden Tag sendest du deine Engel aus.
Sende sie auch zu uns.
Unsere Vergehen gegen dich suchen wir
zu sühnen.
Vergib sie uns.
Und
heile uns von aller Krankheit
Denn in dir sind die Erde
und dieser Körper eins.
Amen«
(162)

Ähnlich der sich transkonfessionell verstehenden Veröffentlichung von Willigis Jäger und Beatrice Grimm ist Hubert Böke mit seinem Band »Kraft aus meinen Wurzeln. Eigene Spiritualität leben«7 auf der Suche nach eigenen spirituellen Wurzeln und präsentiert eine bunte Patchwork-Religiosität mittels Träumen, Ge­schichten, Tarotkarten, Steinkreisen und anderen Übungsschritten. Die je eigene Jesusgeschichte, zu der die Leser inspiriert werden sollen, wird vom Autor exemplarisch in den Kraftfeldern von Ma­hatma Gandhi, Chief Seattle, Dalai Lama, der Großen Göttin, Schamanen und Medizinmännern verortet. In diesen Kontext hinein wird dann das nicht ausführlich eigens thematisierte Gebet entfaltet: »Beten geschieht im Gegenüber zu Gott, zur Göttin. Will ich mir bewusst Zeit nehmen zum Beten, dann hilft es mir, einen ›offenen Zeit-Raum‹ zu schaffen. Hier und jetzt will ich mich dem Göttlichen öffnen. Gesten und Rituale des Anfangens (und Endens) unterstreichen mein ›Mich-Öffnen‹ (und ›Verabschieden‹) … Mir hilft es besonders, meinen ganzen Körper durch eine entspannte Übung zu öffnen. Weil Gebet ›Kommunikation‹ ist, kann auch jede Art der Kommunikation, die wir Menschen kennen, in ein Ge­spräch mit dem Göttlichen führen: Ich kann mein Gebet tanzen, ich kann es singen oder auf einem Musikinstrument ›zum Himmel (oder zur Erde) schicken.‹ Der Rauch eines Feuers kann die Gedanken meines Gebets mit sich tragen oder das Fließen eines Baches … Ich kann meinen Körper zum Himmel ausstrecken oder mit meinen Händen die Erde berühren.« (149)

2. Transreligiöses Beten

Bernhard Lang hat mit dem Band »Erhelle meine Nacht. Die 100 schönsten Gebete der Menschheit«8 eine ansprechend gestaltete Sammlung von 100 kurzen Gebetstexten, die zur Hälfte aus der christlichen Tradition, zur anderen Hälfte aus anderen Religionen und Kulturen stammen, vorgelegt. Beigefügt werden jeweils Er­läuterungen zu den Hintergründen der Gebete. Ein Essay »Der betende Mensch« beschließt das Buch und unternimmt eine religionsphänomenologische Deutung des Gebetes. Langs Begriffsbestimmung geht davon aus, dass sich der Mensch im Gebet »in einer sprachlichen Äußerung an Gott« wendet (153). »Die als Gebet be­zeichnete sprachliche Äußerung ist vielgestaltig – die Absicht des Beters bestimmt die Form ebenso wie das gebetssprachliche Repertoire, das eine bestimmte Religion und Zeit bereitstellt, oft auf der Grundlage von Gebetsformularen und -vorlagen, die als klassisch gelten. Die Vielfalt vermag den Leser religiöser Zeugnisse ebenso zu erstaunen wie zu verwirren. Klarheit entsteht erst dann, wenn wir vier grundsätzlich verschiedene Arten des Betens unterscheiden: Zufluchtnahme und Reinigung, Bitte und Klage, Lob und Dank, Liebe zu Gott, Annahme seines Willens. In dieser Reihenfolge be­trachtet, bilden die vier Arten des Gebets einen geistlichen Weg, der, mit der Zufluchtnahme zu Gott (oder einem Heiligen) beginnend, über Bitte und Klage zur dankbaren Feier führt, um sich in einer alles Bitten hinter sich lassenden Gottergebenheit zu vollenden.« (154 f.) Beten stellt damit eine Form geistlicher Pilgerschaft dar. Lang versteht das Gebet als ein Tun, das »einer die ganze Menschheit umfassenden Tradition verpflichtet ist und Zeugnisse von großer Schönheit hervorgebracht hat und noch heute hervorzubringen vermag.« (159)

Martin Bauschke hat zusammen mit Walter Homolka und Rabeya Müller den Band »Gemeinsam vor Gott. Gebete aus Judentum, Christentum und Islam«9 als eine Sammlung zum gemeinsamen Beten von Juden, Christen und Muslimen herausgegeben, die zu »spiritueller Gastfreundschaft« (19) einlädt. Die Texte sind so­wohl thematisch als auch religionsspezifisch angelegt. Einleitend werden die Auswahlprinzipien dieser Gebete kurz benannt sowie drei Formen des gemeinsamen Betens unterschieden: multireli­giös, interreligiös und abrahamitisch. Theologisch kontrovers ist dabei die Entscheidung, für die Gebete aus christlicher Tradition auf trinitarisch strukturierte Gebete oder solche, die Christus als Herrn anbeten, zu verzichten. Zu fragen ist, ob es sich dann noch um christliche Gebete handelt. Viel überzeugender im unbestreitbar transreligiösen Kontext des Gebets ist in dieser Hinsicht die oben vorgestellte Gebetssammlung von Bernhard Lang, die die Gebete der jeweiligen Religion für sich sprechen lässt und auf die »Zensur« inhaltlicher Auswahlkriterien verzichtet. »Da möglichst alle Gebete für die abrahamischen Schwestern und Brüder mitbetbar sein sollten, wurde auf trinitarisch strukturierte Gebete (an Gott, den Vater, Sohn und Heiligen Geist) ebenso verzichtet wie auf Gebete an (den Herrn) Jesus. Es wurden lediglich solche Gebete ausgewählt, die im Geiste und nach dem Vorbild des Vaterunsers Jesu unmissverständlich für alle Beteiligten an den einen Gott gerichtet sind. Christliches Beten ist historisch älter und empirisch vielfältiger als trinitarisches Beten.« (8)

Zur theologischen Brisanz gehört auch, dass diese Sammlung in großer Stückzahl offiziell von der Evangelischen Militärseelsorge beschafft wurde und massive Proteste sowohl seitens des Ratsvorsitzenden der EKD wie evangelikaler Theologie hervorgerufen hat.

3. Durch profilierte Frömmigkeitstradition geprägtes Beten

Dem Schweizer (früheren) katholischen Priester und Exerzitienbegleiter Pierre Stutz ist mit seinen beiden hier vorzustellenden Bänden »Verwundet bin ich und aufgehoben« und »Alltagsrituale. Wege zur inneren Quelle«10 die Ausprägung eines eigenständigen und zugleich bewusst seine römisch-katholischen Wurzeln nicht verleugnenden spirituellen Konzeptes gelungen. Stutz stellt in »Verwundet bin ich und aufgehoben« seine Ausführungen, die die Kraft einer mystischen Lebensgestaltung entfalten wollen, dezidiert in den christlich-jüdischen Kontext. Verschiedene Grundhaltungen einer die eigenen Unvollkommenheiten integrierenden Spiritualität werden durch persönliche Zugänge (z. B. meditative Tagebucheinträge), biblische Vertiefungen, exemplarische Texte aus der christlich-mystischen Tradition, Alltagsübungen und Weggebete aus der Hand des Verfassers entfaltet. Drei Grundhaltungen sind dabei wesentlich: Gerade stehen für mein Leben/Zu-Grunde-Gehen/Loslassen (Verwundet, 187). Charakteristisch ist folgendes, an Psalm 23,1 angelehntes »Weggebet«:

»Du Gott
bist der Grund meiner Hoffnung
du lebst als tiefes Geheimnis in mir

Kommen auch Tage der Zweifel
der Ungewissheit
wo vieles wie eine große Lebenslüge erscheint
so versuche ich vertrauensvoll
zu Grunde zu gehen

Weil du mich durch diese Verunsicherung
zur Quelle des Lebens führen wirst

So wird mir nichts mehr fehlen
und ich finde neue Geborgenheit in dir«
(Alltagsrituale, 38)

Die Gebete von Pierre Stutz zeichnen sich durch eine kreative Sprache aus, die zu neuen und ungeahnten Erfahrungen über dem Mitbeten einlädt. Die Wegstruktur der abgedruckten Gebete evoziert einen Umbruch der Erfahrung durch Sprachspiele. Deutlich erkennbar ist bei Pierre Stutz die Anlehnung an die Sprache der Psalmen. Durchgängig handelt es sich um Gebete, die Zeit und Stille benötigen. Sie sind daher keinesfalls für den Gottesdienst und seine spezifische Dramaturgie geeignet, sondern benötigen die intime Situation des persönlichen Lesens und Nachbetens. Die Gebete im Band »Alltagsrituale« zeichnen sich durch ihren einfühlsam-kreativen Charakter aus. Allerdings entwickelt sich auch hier das schlichte »Gott« zur Standard-Gebetsanrede zeitgenössischer Gebetstexte, wird bei Pierre Stutz jedoch durch ein vertrauensvolles nachgestelltes »Du« abgemildert:

»Gott
du Quelle aller Gelassenheit
berühre mich vertrauensvoll
damit ich jeden Abend
all das loslassen kann
was mein Leben ausmacht

Das Gelungene dankbar loslassen
in dich hineinlegen
weil du der Ursprung alles Guten bist

Das Bruchstückhafte loslassen
dir anvertrauen
damit du es verwandeln
vollenden kannst«
(Alltagsrituale, 99)

Grundlegende mystische Erfahrungen werden bei Stutz mit dem Alltagserleben und seiner Strukturierung verwoben. Darin eingeschlossen ist auch ein angemessener, vor Gott artikulierter Um­gang mit dem zwangsläufig Fragmentarischen jeglichen menschlichen Lebensvollzugs. Pierre Stutz steht daher für eine Erotik und Sexualität angemessen und verantwortet einbeziehende Gebetssprache. Er verbindet sie mit der Lebenskraft, die in unserer Sinnlichkeit, Leidenschaft und Zärtlichkeit geschenkt wird. Grundlegend dafür ist der Einbezug aller Lebensbereiche in die Praxis des Gebets: »Im erotischen Empfinden, in meiner Leidenschaft darf ich mich dankbar als lebendigen Menschen erfahren. Meine Lebenskraft und letztlich meine tiefste Sehnsucht nach Gott zeigt sich auch in meinem sinnlichen Wahrnehmen. Menschen, die ihre Leidenschaft verdrängen, können auch keine Leidenschaft für die Gottessuche entfalten.« (130) Auch hierfür ein Textbeispiel:

»Zärtlichkeit
bist du Gott
Quelle aller Sinnlichkeit
erfahrbar in der erotischen Leidenschaft
im lustvollen Genießen unsres Leibseins
im verantwortungsvollen Gestalten unserer Sexualität

Leidenschaft
bist du Gott
Quelle aller Zuwendung
spürbar in unserer sexuellen Lebenskraft
die Menschen zusammenführt
die Ekstase ermöglicht
die Einfühlsamkeit bewirkt

Du zärtlicher und leidenschaftlicher Gott
ereigne dich immer neu
im liebend-erotischen Spiel unseres Zusammenseins
im Mitgestalten an einer zärtlicheren Welt
wo Menschen einander zutiefst wohlgesinnt sind«
(Alltagsrituale, 132)

Ebenfalls dem Schweizer, nun jedoch reformierten Frömmigkeitskontext zuzuordnen ist Antje S. Naegeli. Ihr in neuer Bearbeitung vorgelegter, nahezu schon zum »Klassiker« gewordener Gebetband »Die Nacht ist voller Sterne«11 bietet persönlich und in ansprechender Sprache formulierte Texte und Gebete, die Leidenden den Blick für die Gegenwart Gottes öffnen möchten. Die Gebete lehnen sich an biblische Sprache an. Sie können als moderne Psalmen verstanden werden, die die Leidenserfahrungen des Kreuzweges Jesu integrieren (28 f.). Zum Teil machen einleitende kursiv gesetzte Bemerkungen kurze und knappe Angaben zur Gebetspraxis. Ein Beispiel:

»Ich weine vor dir

Wenn ein Mensch
neben uns verstummt
in seinem Schmerz,
kann es sein,
dass wir nicht nur zur Für-bitte,
sondern auch zur Für-Klage gerufen sind.

Wohin soll ich fliehen,
wenn nicht unter dein Kreuz?
Nichts mehr bin ich
als Schmerz.
Ich berge mein Gesicht
auf deinen Füßen.
Keine Worte habe ich mehr, nur Tränen.
Du sagtest ja zum Kelch des Leidens.
Du wartest,
dass auch ich ihn nicht von mir weise,
aber das, Gott,
übersteigt meine Kräfte.

Du hattest Angst
wie ich
und gingst den Kreuzweg dennoch.
Leg deinen Arm um mich.
Sprich du für mich,
Vater, es geschehe, dein Wille.«
(28 f.)

Antje S. Naegeli nimmt eine Neuschöpfung »neutestamentlicher« Psalmen vor, indem sie den Psalter vom Christusweg her für den Beter interpretiert. Damit wird zugleich in den Gebeten ein Erfahrungsweg eröffnet und für die Wahrnehmung der Betenden strukturiert. Auch hierzu ein Beispiel:

»Mein Gott,
ich ahne,
dass du kommen wirst,
wenn meine Wünsche
nicht mehr wie eine Mauer
zwischen dir und mir stehen,
wenn mein Wollen
nicht mehr einem widerspenstigen Tier
gleicht,
das im Freund den Feind zu wittern argwöhnt.

Während ich auf dich warte,
mein Gott,
werde ich gewahr,
dass ich erwartet bin
von dir,
dass du mich unablässig lockst,
bis ich es wage,
mich dir zu lassen.
Da bin ich, mein Gott.
Da bin ich.«
(15)

Naegelis Gebete stehen in enger Nähe zur Lyrik. Theologinnen und Theologen müssen jedoch auch hier der naheliegenden Versuchung widerstehen, diese Gebete im Gottesdienst zu verwenden. Dort sind sie nämlich fehl am Platz, da der öffentliche Gottesdienst nicht die erforderliche Intimität bietet. Charakteristisch ist hier zudem die Verbindung von Gewissheitserfahrung mit dem Beten. Durch Naegelis bildhafte und schöpferische Sprache werden Trosterfahrungen über die Gebete zugänglich. Sie stellen Erfahrungswege und heilsame Schritte vor Gott mit ihrer einfühlenden Sprache zur Verfügung:

»Mein Gott,
ich danke dir,
dass mein Gebet
schwach und hilflos
sein darf,
verzagt und sehr leise.
Dennoch dringt es
dir zu Ohren
und bewegt dein Herz,
weil du selber
es zu dir emporhebst
wie ein kleines schutzloses Kind,
dem du väterliche Umarmung schenkst
und mütterliche Tröstung.«
(124)

Henri Nouwens bereits 1981 in amerikanischer Originalausgabe publizierte »Gebete aus der Stille«12 stellen den Niederschlag eines Experimentes dar. Henri Nouwen schrieb während seines zweiten sechsmonatigen Aufenthaltes in einem Trappistenkloster jeden Tag persönliche Gebete in sein Tagebuch, die hier in Auswahl vorgelegt und mit einer Einleitung von Anselm Grün versehen worden sind. Die Gebete sind eng an biblische Texte und das Kirchenjahr angelehnt. Die Einleitung von Anselm Grün stellt die Hintergründe der Gebete Nouwens dar, die sich an die Spiritualität der Wüstenväter anlehnen und aus der Einsamkeit und dem Schweigen erwachsen. Hervorzuheben ist der durchgängige biblische Bezug des Betens. Henri Nouwens schriftbetrachtendes Beten steht in enger Nähe zum Bibliolog:

»O HERR, DIE WORTE zwischen Elisabet und deiner heiligen Mutter sind so reich, tief und schön, dass ich mich schwer entschließen kann, bei welchem Wort ich verweilen soll. Aber es ist wichtig, im Auge zu behalten, dass Elisabet deine Mutter nicht wegen ihrer Reinheit, Weisheit oder Schönheit selig pries, sondern wegen ihres Glaubens an die Verheißung, die ihr gegeben ward.
›Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten‹ (Lukas 1,35). Diese Verheißung an deine Mutter wurde die Verheißung für deine Jünger, als du von ihnen gingst, und es ist die Verheißung, die mir in diesen Tagen Zuversicht gibt.
Gib mir den Glauben deiner Mutter und lass deine Verheißung sich an mir erfüllen. Sende deinen Heiligen Geist, damit du durch deinen Geist in mir Wohnung findest. Amen.«
(99)

Gedanken und Überlegungen Nouwens zum Akt des Gebetes und seiner nur bedingt möglichen Notation schließen den Band ab: »Wenn ich diese Gebete ein Jahr nach der Niederschrift wieder durchlese, sehe ich, dass meine Worte nichts weiter sind als die Mauern, die einen stillen Platz umgeben. Diese Gebete sind nur die Struktur des Gebets. Wenn mir etwas aufgegangen ist, so die Tatsache, dass ich nicht beten kann, dass aber der Geist Gottes in mir betet. Dieses göttliche Gebet lässt sich aber nicht in Worte fassen; es ruht in der Stille, vor, zwischen und über jedem Wort eines suchenden Herzens. Gebet ist der Atem von Gottes Geist in uns.« (133)

Frère Roger, der kürzlich verstorbene Gründer und Leiter der Kommunität von Taizé, bietet mit dem Band »Aus der Stille des Herzens«13 100 kurze und schlichte Gebetstexte, die in losen thematischen Gruppen angeordnet sind und sich teilweise am Kirchenjahr orientieren. Es handelt sich um elementare und knappe Gebete, die Aussagen über das zugewendete Wesen Gottes enthalten und darin Trost erfahren lassen. Sie benennen vor Gott die Erfahrung des Beters und tragen Zuspruchscharakter. Es handelt sich um Gebete mit großer sprachlicher Kraft, die zur Konzentration führen. Zwischen die Gebete eingestreut sind kurze und prägnante Reflexionen und Anleitungen zum persönlichen und insbesondere zum kontemplativen Gebet. Leitend ist dabei die Grundannahme, dass Christus alles menschliche Beten unablässig durch den Heiligen Geist begleitet:

»Jesus, unsere Hoffnung,
in dir finden wir den Trost,
mit dem Gott
unser Leben überfluten kann,
und wir begreifen,
dass wir dir im Gebet
alles überlassen,
alles anvertrauen können.«
(16)

»Barmherziger Gott,
lass uns Wege finden,
dich im Gebet zu erwarten
und deinen Blick zu empfangen,
der voll Liebe
auf dem Leben eines jeden von uns
ruht.«
(26)

Bei Roger Schutz wird die Gebetsanrede immer wieder mit einer Glaubenserfahrung verknüpft, für die der dreieinige Gott durch die Erwähnung gepriesen wird und die vor ihm ins Gedächtnis des Beters und des göttlichen Adressaten geholt wird:

»Barmherziger Gott,
du erhellst unsere Seele
mit unerwartetem Licht.
So entdecken wir,
dass in uns
zwar etwas dunkel bleiben kann,
vor allem aber,
dass in jedem Menschen
das Geheimnis deiner Gegenwart liegt.«
(68)

Das Gebet »Beim Tod eines nahe stehenden Menschen« übt eine Haltung des Glaubens mit dem Beten ein und wagt zugleich eine Grenzüberschreitung. Betend tastet sich Roger Schutz in einen herkömmlicher Erfahrung verborgenen Erfahrungsraum jenseits des Todes:

»Christus voll Erbarmen,
du lässt uns in Gemeinschaft
mit den Menschen sein,
die uns vorausgegangen sind
und uns dennoch
ganz nahe bleiben könne.
Schon schauen sie das Unsichtbare.
In ihrer Folge
bereitest du uns darauf vor,
einen Lichtstrahl
deiner Klarheit zu empfangen.«
(123)

Exemplarisch wird bei Roger Schutz die mögliche Vielfältigkeit der Gebetsanrede sichtbar. Er variiert eine Fülle an Prädikationen. Beispiele dafür sind: Barmherziger Gott. Gott der Liebe. Gott aller Liebe. Gott des Friedens. Gott des Trostes. Gott aller Menschen. Gott voll Erbarmen. Tröstender Gott. Gott aller Ewigkeit. Gott voller Zuneigung. Jesus, Retter allen Lebens. Jesus, unsere Hoffnung. Jesus, Freude unserer Herzen. Jesus, unser Vertrauen. Jesus voll Barmherzigkeit. Jesus, unsere Freude. Christus voll Erbarmen. Jesus Christus, Retter allen Lebens. Heiliger Geist. Tröster Geist. Atem der Liebe Gottes, Heiliger Geist. Heiliger Geist, inneres Licht usw.

Heinrich Janssen beschreibt in seinem Band »Perlen des Gebets. Der Rosenkranz«14 das Rosenkranz-Gebet als hilfreiches Instrument zur Praxis des Betens, in der mit Maria das Antlitz Christi be­trachtet wird. Neben Hintergrundinformationen und zahlreichen Abbildungen zur Entstehung des Rosenkranzes und seinen verschiedenen Ausführungen und Traditionen werden praktische Übun­gen u. a. zur deutschsprachigen und zur romanischen Betweise oder zur meditativen Betrachtung der Menschwerdung und Kindheit Jesu ausgeführt. Für evangelische Leser erschließt sich damit ein hilfreicher Zugang zu einer zunächst »fremden« Gebets­praxis, die über die haptische Dimension in einer Leib-Bezogenheit neu zur Darstellung gelangt und damit eine hilfreiche Offenheit erfährt. Zusammenhänge von Körpergedächtnis und Gebet werden herausgearbeitet. Als für evangelische Leser hilfreich erweist sich auch der Abdruck der verschiedenen mit dem Rosenkranz verbundenen Gebetstexte. Schließlich findet sich auch ein Seitenblick auf die Praxis des Betens mit Gebetsschnüren in den Kontexten anderer Religionen. Janssen stellt erprobte Modelle vor, mit dem Rosenkranz zu meditieren und ihn als persönliches Gebet und als Gemeinschaftsgebet zu erfahren. Der Rosenkranz erweist sich als Gebet, das ermöglicht, sich im Alltag Gott auszusetzen: »Mit den Perlen des Rosenkranzes nehmen wir das Evangelium in die Hand und erfahren das Evangelium bis in die Fingerspitzen.« (186)

»Wir begreifen das Evangelium, wenn wir es leben. Die Lebenserfahrungen aus dem Evangelium gewinnen wir im Hören und Schauen des Wortes. Im Rosenkranz-Gebet kann das Evangelium durch die Hände ins Herz kommen. Die Hände haben dort ihre besondere Sprache, wo die Seele spricht. Die Haltung der Hände kann unterschiedlich sein bei der Betrachtung der verschiedenen Gesätze des Rosenkranzes.

Beim freudenreichen Rosenkranz öffnen wir die Hände für sein Kommen in unsere Welt. An der Hand Marias werden wir Zeuge ihres immer neuen Ja zum Willen Gottes.

Im lichtreichen Rosenkranz berühren wir Jesus in seinem öf­fentlichen Leben. Wir gehen seine Wege mit.

Wir fühlen mit unseren Händen Jesu Einsamkeit und Schmerz, wenn wir den schmerzhaften Rosenkranz beten.

Bei der Betrachtung des glorreichen Rosenkranzes greifen wir mit den Händen nach unserer Zukunft, die er verheißen und geschenkt hat.

Wir strecken unsere Hände dem entgegen, der in den trostreichen Gesätzen bei uns ist und uns entgegenkommt.

Wer den Rosenkranz betet, macht Erfahrungen. Dieses Gebet ist eine eigene Art, das Evangelium zu meditieren und zu verinnerlichen. Es führt in das Geheimnis des Glaubens ein und lässt uns darin wohnen. Es ist eine Weise, das Evangelium zu schmecken …, so dass es Lebensinhalt werden kann.« (187)

Peter Neysters und Karl-Heinz Schmitt legen mit dem Band »Denn sie werden getröstet werden«15 ein Hausbuch zu Sterben, Tod und Trauer in ökumenischer Perspektive vor, das Betroffenen konkrete Anregungen zu einer ars moriendi gibt. Es enthält zahlreiche klassische Gebetstexte und liturgische Formulare zu Krankensalbung, Abendmahl, Segnung und Bestattung sowie fundierte Hintergrundinformationen zum Thema Tod und Trauer, ergänzt durch Gedichte, Bilder und literarische Texte.

Patrick Johnstones Kompendium »Gebet für die Welt«16 stellt die deutsche Überarbeitung eines weltweit verbreiteten Gebetshandbuches zur Weltmission dar, aus der Perspektive evangelikaler Theologie formuliert. Es ist ein umfassendes Kompendium. Zu über 200 Ländern werden politisch-geographische Informationen und Statistiken vorgelegt und mit konkreten Gebetsanliegen verbunden. Dahinter steht die Grundüberzeugung, dass dem Missionsbefehl Jesu durch darauf bezogene Aktionen nur in der möglichst konkreten und umfassenden Fürbitte entsprochen werden könne. Das Buch ist erarbeitet zum Gebrauch im persönlichen, häuslichen, gemeindlichen oder überregionalen Kontext und als Handbuch auch gedacht für den Missionsunterricht an Bibelschulen. Der Band führt die Tradition der evangelikalen deutschen Missionswissenschaft und ihrer seit dem 19. Jh. (Theodor Christlieb, Bonn) üblichen Verbindung statistischer Übersichten zu den Missionsgebieten mit ausführlichen Gebetsanliegen fort und zielt auf das regelmäßige Gebet für die Weltmission. Das Buch versteht sich als »Werkzeug für das Gebet« (18). Am Beispiel Deutschland (289–295) wird als besondere Herausforderung zum Gebet neben Deutschlands Reichtum, Macht und strategischer Lage in der EU und den zahlreichen Anzeichen für einen geistlichen Verfall die theologische Ausbildung genannt. »Die 13 Universitäten, die einen theologischen Abschluss anbieten, der Zugang zum Pfarrdienst in der EKD gewährt, sind über Jahrzehnte durch liberale, neo-orthodoxe und andere nicht bibeltreue Theologen mit Beschlag belegt worden. Besonders Evangelikale wurden ausgeschlossen. Bitten Sie um mehr Professoren in diesen Institutionen, die sich offen zur Wahrheit bekennen … Beten Sie für evangelikale StudentInnen in diesen geistlichen Leichenhäusern.« (293)

Aus der Fülle der durch eine spezifische Frömmigkeitstradition geprägten Gebetsliteratur fällt der von Woty Gollwitzer-Voll herausgegebene Band »Du bist mein Arzt. Gebete für kranke Menschen«17 deutlich durch seine pointierte Akzentsetzung wie durch seine hohe sprachliche Qualität heraus. In dem Band sind Gebete für die Praxis in der Seelsorge an kranken Menschen und für den persönlichen Gebrauch zusammengestellt, in deren Mittelpunkt die Figur des Christus als himmlischer Arzt steht. Die thematisch orientierte Gebetssammlung enthält neben Material aus der Ge­betstradition und aus verschiedenen zeitgenössischen Gebetssammlungen auch zahlreiche eigene Gebetstexte der Herausgeberin. Woty Gollwitzer-Volls eigene kreative sprachliche Neuschöpfungen betreten bisher kaum beachtete Räume der geistlichen Tradition und erschließen damit die lange in der Seelsorge ver­nach­lässigte eucharistische Dimension des persönlichen Betens neu:

»Jesus,
du hast mich an deinen Tisch gerufen.
Wie gerne komme ich zu dir!
In Brot und Wein feiere ich das
Gedächtnis deiner Wunder.

Viele Wunder müssen noch geschehen,
bis ich ganz genesen bin.
So bitte ich dich auch heute wieder:
Wandle mich von neuem
mit deiner heilenden Kraft!

Zeig dich mir
als irdischer,
als himmlischer Arzt:
du Himmelsbrot,
du heilsame Gabe,
du Heilmittel der Unsterblichkeit!

In der Kraft dieser Speise
Schaffst du mich als neue Kreatur.
Leib und Seele machst du gesund.«
(24)

Das Motiv des Arztes Jesus wird aus der Perspektive des kranken Menschen in den einfühlsam sprachlich gestalteten Texten betend entfaltet:

»Es gibt Tage,
Herr,
da bin ich
verstrickt in meine
eigene Passion.

Dann spüre ich
die Wunde in meinem Leben
wie einen alten Feind,
wie eine offene Rechnung,
wie eine ewige Schuld.

Du, Herr,
kennst meine Schwachstelle,
den wunden Punkt,
das Einfallstor
für Störungen
an Leib und Seele.

Kuriere mich,
du Arzt, an dem nichts Gesundes ist,
du verwundeter Heiler,
du Schmerzensmann!«
(67)

Das von der Liturgischen Konferenz herausgegebene »Neues evangelisches Pastorale. Texte, Gebete und kleine liturgische Formen für die Seelsorge«18 will mit seiner Textauswahl, die biblische wie auch andere literarische Texte mit einbezieht, mit seiner Gebetssprache und in der Gestaltung der liturgischen Formen auch solche Menschen erreichen, die der kirchlichen Kultur eher fernstehen, aber dennoch religiös ansprechbar sind und suchen, was ihnen helfen kann. Unter den eigens für das Pastorale neu verfassten Texten zeichnen sich vor allem Lutz Friedrichs Gebete durch ihren offen-elementaren Charakter aus. Als Beispiel hier ein Morgengebet von Lutz Friedrichs:

»Gott, wir danken dir
für diesen Morgen
und für deine Zeichen des Glücks:
den Tau,
den Regenbogen,
die Farben.
Wir danken dir,
dass wir sein dürfen,
wie wir sind,
oft unglücklich,
doch dann und wann
einfach nur glücklich,
beschenkt
von deinem Reichtum und deiner Gnade.«
(32 f.)

4. Breviere für den Alltagsgebrauch


Breviere für den Alltagsgebrauch transformieren eine spezifisch römisch-katholische pastorale Praxis auf den Alltag des evangelischen Christen hin. Als Klassiker dieser Tradition gilt bis heute das 1959 von Erich Hertzsch gestaltete »Biblische Brevier«, das 2001 von seinem Sohn Klaus-Peter Hertzsch neu herausgegeben und bearbeitet wurde.19

Gerhard Engelsberger hat mit seinen beiden Bänden »Gottesdienst – alltäglich«20 und »Kleines Spirituale«21 zwei Beispiele für solche Breviere für den Alltagsgebrauch vorgelegt. In »Gottesdienst– alltäglich« werden auf ein bis zwei Doppelseiten verschiedene Kurzgottesdienste im Alltag (Bibelworte/Liedvorschläge/ Kurz­gebet/biblischer Impuls/Sendung und Segnungsgebet) vorgestellt, die darin auf den Gottesdienst am Feiertag bezogen sind. Die verschiedenen Entwürfe sind alphabetisch nach Stichworten ge­ordnet (wie etwa: begegnen, beten, erziehen, genießen, träumen, reisen). Prägnant ist die Kürze der frei formulierten Gebete, die oft unter der Überschrift »Kurzgebet« abgedruckt werden. Als problematisch erweist sich die Selbstverliebtheit des Autors in die eigenen – nicht immer überzeugenden – Sprachspiele. Ein Beispiel für ein Kurzgebet unter der Überschrift »hassen«:

»Gott,
ich habe hässliche Gedanken.
Ich erschrecke über mich selbst.
Gott,
zu dir fliehe ich vor mir selbst.
Schütze Leben!«
(76)

Ein vereinnahmendes »Ich«, dem sich die Mitbetenden nicht zu entziehen vermögen, dominiert die Gebete wie im folgenden Beispiel eines Kurzgebetes für einen Gottesdienst zum Thema »Träumen«:

»Gott,
ich bin der Albträume müde,
des faden Alltags
und der schlafarmen Nacht.
Gott,
ich sehne mich nach Träumen,
die meinem Tag Beine machen,
meiner Seele Flügel geben
und meinem Glauben
den Weg weisen
zu dir.«
(132)

Das »Kleine Spirituale« für Angehörige geistlicher Berufe entfaltet nach einigen einführenden Bemerkungen in lose zusammenhängenden, jeweils in sich abgeschlossenen Kapiteln Themen der Spiritualität wie: Stille, Staunen, Hören, Bewältigung von Tod und Sterben. Der Aufbau dieser Kapitel ist ähnlich wie in »Gottesdienst – alltäglich«, allerdings ohne die dort zu findende gottesdienstliche Grundstruktur. Im »Spirituale« lautet die Reihenfolge: Ich erlebe/ Ich lese/Ich frage/Ich entdecke/Ich bete/Ich gehe weiter. Das betonte »Ich« ist keinesfalls zufällig, sondern programmatisch. »Die Mitte geistlicher Erfahrung … ist das, was zwischen Zuspruch und Anspruch [der Menschen in geistlichen Berufen] geschieht, meine eigene Erfahrung.« (21) Ein Textbeispiel:

»Um deinen Heiligen Geist
bitte ich dich, Gott.

Schenke mir Augen für die Schönheit der Schöpfung.
Schenke mir Ohren für die Klarheit deines Wortes.
Schenke mir ein Gespür für den Glanz,
den der Schöpfer auf die ganze Schöpfung legt.
Lass mich teilhaben am Ostermorgen.«
(28)

Anselm Grün legt mit der Sammlung »Jeder Tag hat seinen Se­gen«22 in einem ersten Teil selbst formulierte Morgen- und Abendgebete für jeden Tag der Woche vor, die jeweils auf zwei kurze Bibelabschnitte (jeweils des Alten und des Neuen Testaments) bezogen sind. Sie sollen dem persönlichen Gebet dienen. Ein zweiter Teil legt das Vaterunser in elementarer Sprache aus, um damit die gemeinsame Dimension des Betens zu verknüpfen. Es handelt sich um einfache Rituale des persönlichen Glaubens mit einer schlichten, elementaren und vor allem positiven Sprache. Wechselnde Gebetsanreden und die konsequente Bitte um Haltungen zeichnen dieses Bändchen aus. Durchgängig wird auf eine Verbindung des Betens mit Körpergesten geachtet. Grundgedanke ist, dass Gebete zu einer seelischen Hygiene vor Gott führen und daher eine Disziplin des Gebets und seiner Inhalte erforderlich ist.

Für jeden Tag der Woche bietet Anselm Grün ein Morgen- und Abendgebet. Es geht ihm um Worte, die beim Beten unterstützen sollen, da viele nicht wissen, wie sie beten sollen – und sich sowohl mit den offiziellen Gebeten (die ihnen fremd sind) wie mit eigenen Worten schwertun. Grün will dem Leser Worte leihen, damit er das, was er selbst fühlt, Gott sagen kann (5). Die Auslegung des Vaterunsers als des elementarsten Gebetes des christlichen Glaubens im Anhang allerdings zielt weniger auf ein Modellgebet, sondern auf den Vollzug des Betens in der Gemeinschaft der Heiligen. Es verleiht nach Anselm Grün Anteil an den vielen, die vor uns die Worte gesprochen haben. »Du kannst dir vorstellen, dass die Verstorbenen, die du gekannt hast, jetzt diese Worte im Himmel sprechen, aber mit offenen Augen, die den schauen, dem die Worte gelten.« (7) Grüns Wunsch an den Leser zielt darauf, »das Beten zu erfahren als den Ort, an dem deine Seele atmet, an dem dein Herz weit wird und an dem du dich von Gottes Liebe getragen weißt.« (7) Anselm Grün führt seine traditionsgeprägte Sprache in diesem Bändchen weiter und öffnet sie für nicht mit ihr vertraute Beter. Auch hier fällt auf, wie eine Sprache der Zärtlichkeit Eingang in die Gebete hält. Als Beispiel zwei Gebete für den Sonntagabend:

»Sende deine heiligen Engel,
dass sie mich behüten und hier bei mir wohnen.
Sie mögen zu mir im Traum sprechen
und mir Weisung geben für meinen Weg.
Und sie mögen mich bergen
in deiner heilenden und liebenden Nähe.«
(20)

»So lege ich mich in Frieden nieder
Und lasse mich fallen in deine
liebenden und zärtlichen Arme.
Schütze mich und alle, die mir lieb sind,
damit wir morgen mit neuem Mut
den Alltag beginnen.«
(21)

Das von der Evangelischen Michaelsbruderschaft herausgegebene »Evangelische[s] Tagzeitenbuch«23 versteht sich als Anleitung zum Gebet, genauer zum liturgisch geordneten Stundengebet. Es steht damit in der liturgischen Tradition der geistlichen Gemeinschaften. Zum Stil der Gebete heißt es einführend – und damit anders als in den überwiegend fast ausschließlich am religiösen Subjekt orientierten Büchern einer breiten Gebetsliteratur –, dass diese »dem gemeinsamen Vollzug dienen – sie haben nicht die Ich-Form« und sind »zwischen bewahrender Fortführung des Kostbaren überkommenen und behutsamer sprachlicher Neufassung, auch z. B. unter Beachtung inklusiver Sprache« (13) formuliert. Durchgängig zu verzeichnen ist die Orientierung an der prägenden Gebetssprache Karl Bernhard Ritters. Im Band finden sich zahlreiche Überarbeitungen von klassischen Vorlagen aus der Ökumene. Das Evangelische Tagzeitenbuch steht für leitbildhafte Gebetsformulierungen und für eine kontinuierliche Arbeit an der klassischen Ge­betssprache.

J. Philip Newell hat unter dem Titel »Tag ein – Tag aus«24 ein Gebetbuch für den persönlichen Gebrauch jeweils am Morgen und am Abend zusammengestellt, das die Themen des Wochenablaufs der schottischen Iona-Kommunität integriert. Der Sonntag bleibt ausgespart, weil dies der Tag des gemeinsamen Gottesdienstes ist. Die Gebete dieses Breviers sind von keltischer Spiritualität geprägt, die das Gute in der Schöpfung feiert, ohne das Leiden auszublenden. Die Gebete adaptieren Bilder und Worte der Sammlungen Alexander Carchichaels aus dem 19. Jh. mit ihrer Notation mündlich überlieferter Gebetstexte. Durchgängig wird der Grundzug keltischer Spiritualität, die gesamte Welt als den Tempel Gottes zu verstehen, sichtbar. Schöpfung, Gotteshandeln und menschliches Erleben stehen in einem engen Zusammenhang. »Hier klingen unsere Stimmen mit dem immerwährenden Lied der tiefsten Sehnsucht der Schöpfung zusammen.« (11)

Das persönliche Gebetes wird an den Themen des täglichen Ge­bets der Iona Abbey ausgerichtet: am Montag die Bitte um Gerechtigkeit und Frieden, am Dienstag die Bitte um Heilung, am Mittwoch die Bitte für die Schöpfung, am Donnerstag die Bitte um die Selbstinanspruchnahme für Christus, am Freitag das Gebet für die Feier des Gemeinschaftsmahls der ganzen Kirche und am Samstag die Bitte um Offenheit und Gastfreundschaft. Zwei Beispiele:

»Gott der Sterne und des Nachthimmels, möge dein Licht auf mich und jeden Menschen fallen, hindurchscheinen durch die di­cken Wolken dieser Nacht, möge es durch dicke Tränen hindurchkommen auf jeden, der leidet und der Hilfe bedarf.« (27)

»Ich beuge meine Knie
Vor dem Auge des Gottes, der mich geschaffen hat
Vor dem Auge des Sohnes, der für mich starb
Vor dem Auge des Geistes, der mich antreibt
In Liebe und Verlangen
Für die vielen Gaben
Die du mir zuteil werden ließest
Jeden Tag, jede Nacht,
Jedes Meer, jedes Land
Jedes schöne Wetter,
Jedes ruhige, jedes stürmische
Dank sei dir, o Gott.«
(40)

5. Gebete für den Gottesdienst


Neben dem Evangelischen Gottesdienstbuch und seinem Ergänzungsband, der Reformierten Liturgie, dem Kirchenbuch der Pfalz und dem Messbuch der Altkatholiken sind in den letzten Jahren auch zahlreiche Einzelsammlungen gottesdienstlicher Gebete erschienen.25

Eckhard Herrmann bietet unter dem Titel »Neue Gebete für den Gottesdienst«26 eine Sammlung von Kyrierufen, Kollekten-, Fürbitten- und Abendmahlsgebeten. Innerhalb dieser Rubriken sind die Gebete sowohl nach Stichworten als auch nach dem Kirchenjahr angeordnet. Auf inklusive Sprache wird geachtet, deshalb fehlt die Anrede »Herr«.

Die Form der Gebete ist relativ frei. Eigenartig ist, dass viele Ge­bete nicht mit einer Gottesanrede beginnen. Wenn, dann steht in dieser Sammlung in großer Monotonie ohnehin nur die prädikatslose und auf Dauer steril wirkende Anrede »Gott«, oder die Gebete setzen mit »meditativen« Allgemeinplätzen ein. Befremdlich ist wei­ter, dass die behandelten Themen mitunter die Beter nicht wirklich einbeziehen. Bezeichnend dafür ist das nachstehend abgedruckte Beispiel eines Fürbittengebetes zum Thema »Alter«, das den Beter selbst nicht zu betreffen scheint. Kein einziges Mal wird das eigene Älterwerden und Sterbenmüssen oder der eigene Um­gang mit alten Menschen ins Gebet genommen, stattdessen steht immer nur ein distanziertes »sie«. Was der Beter anfangs als Allgemeinplatz formuliert (»alt sein möchte niemand«), beschreibt fatalerweise zugleich seine eigene Art und Weise des Betens:

»Alt werden,
Gott,
wollen viele;
alt sein möchte niemand.

Denn wir wissen:
das Alter bringt Belastungen mit sich,
verlangt Einschränkungen von uns,
fordert Verzicht.

Wir bitten dich,
Gott,
für alle alten Menschen:

Gib, dass ihnen Verständnis entgegen gebracht wird,
und lass sie Wertschätzung und Achtung genießen.
Hilf, dass sie ihr Alter in Würde erleben,
und andere an ihren Erfahrungen teilhaben lassen können.
Bewahre sie vor der Sorge, nicht mehr gebraucht zu werden,
und vor der Angst,
den Herausforderungen des Lebens nicht mehr gewachsen zu sein.
Lass nicht zu, dass sie nicht mehr ernst genommen werden
und unter Bevormundung und Abhängigkeit leiden müssen.
Erspare ihnen am Ende ihres Lebens
ein langes Leiden und große Schmerzen
und schenke ihnen im Angesicht des Todes die Zuversicht,
von dir angenommen und bei dir geborgen zu sein
bis in Ewigkeit.«
(117)

Auch das zweite vorgestellte Beispiel für einen »thematischen Ky­rie-Ruf« zum Thema »Aberglaube« bedient sich mit seiner schein­bar plakativen Sprache einer Fülle konventioneller Sprachhülsen und wird durch ein vereinnahmendes »wir alle« bestimmt, das sich durch seinen generalisierenden Gebrauch als unangemessen er­weist:

»Wir treten vor Gott
Und bitten ihm um Erbarmen. KYRIE ELEISON

Wir klopfen auf Holz,
Wir drücken die Daumen.
Wir glauben an die Sterne.
Und denken: Gott wird’s schon richten!
Wir bitten Gott um Erbarmen. KYRIE ELEISON

Wir fürchten uns vor schwarzen Katzen.
Wir meiden die Dreizehn.
Wir tragen Amulette.
Und sagen: Gott sei Dank!
Wir bitten Gott um Erbarmen. KYRIE ELEISON

Wir sehen hell.
Wir sagen wahr.
Wir lesen aus der Hand.
Und rufen: Um Gottes willen!
Wir bitten Gott um Erbarmen. KYRIE ELEISON«
(13)

Heinz Fischers Sammlung »Mit der Gemeinde beten«27 bietet Fürbittengebete für das Kirchenjahr, für Kasualien sowie besondere Anlässe. Auch Gebetsgemeinschaften im Gottesdienst sowie Segnungsgottesdienste und Salbungen sind im Blick. Gewicht legt der Autor auf die gemeinsame Fürbitte der Gemeinde. Die meisten Gebete sind daher für mehrere beteiligte Personen konzipiert und können im Wechsel gesprochen werden. Bevorzugte Form der Gebete ist die Ektenie (im Evangelischen Gottesdienstbuch die sog. Form 2), in der die Anliegen im Du-Stil vorgetragen werden (10). Auch die Form des Diakonischen Gebetes (Evangelisches Gottesdienstbuch, Form 3) findet Verwendung. Bei Heinz Fischers Fürbitten dominieren scheinbar interessante Sprachspiele, die sich dann aber doch im Einzelnen als unangemessen erweisen und eher einem undifferenzierten evangelischen Wortstrom gleichen. Nur sehr bedingt handelt es sich zudem um Fürbitten. Hinzu kommt die Problematik der »uns«-Bezogenheit der angebotenen Gebets­texte. Es leuchtet nicht ein, weshalb alle Fürbitten zugleich auf das Verhalten bzw. Handeln der betenden Gemeinde zurückbezogen sein müssen und nicht für sich allein erst einmal als Gebetsanliegen stehen können. Dazu ein Ausschnitt aus einem Fürbittengebet für den Ostersonntag:

»Du hast uns das Staunen bewahrt und das Empfinden für Echtes. Bewahre uns auch vor dem Sog des Schlechten. Du hast Licht in unsere Welt gebracht und Freude. Bewahre uns vor der Nacht der Eigensucht und Undankbarkeit, vor der trüben Kritik an allem und jedem. Du hast neue Tatsachen geschaffen. Auch wir werden auferstehen, denn der Herr ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!

Lass uns Gefahren richtig einschätzen, dass wir leben bleiben in unserer technischen Welt der Hochgeschwindigkeit und Strahlung, dass wir den Kopf nicht in den Sand stecken, aber auch keinen Sand in das Räderwerk deiner Vorsorge und Versorgung streuen. Auch wir werden auferstehen, denn der Herr ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!

Wir dürfen von der Kraft der Auferstehung vorwegnehmen. Du mobilisierst unsere kleine Kraft gegen Krankheit und Not, gegen Hunger und Trägheit. Du lässt uns hinschauen und nicht weggucken, wenn Menschen verhöhnt, getreten und verjagt werden. In der entstellten Welt rufen wir: Der Herr ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!«

(54 f.)

Werner Milstein und Heinz-Hermann Grube legen »Gottesdiensteingänge«28 vor. Ihr Entwurf bemüht sich um eine dem Proprium des Sonntags oder Feiertages angemessene liturgische Ausgestaltung des gottesdienstlichen Eingangsteiles: Eingangsgebet – Wo­chenpsalm mit gesungenem Leitvers – Tagesgebet. Damit ge­lingt es den Autoren, den Wochenpsalm zu profilieren und ihn zugleich in die umschließenden Gebete einzubetten. Allerdings finden sich in der Sammlung immer wieder Brüche im sprachlichen Niveau und droht ein Abgleiten in eine zu banale Sprache. Folgenreich erweist sich auch das Fehlen eines klassischen Aufbaus der gottesdienstlichen Gebete. Als Beispiele zitiert werden hier das Eingangsgebet und das Tagesgebet zum Christfest, letzteres mit freiem Aufbau und vom Charakter her eher an eine Meditation als an ein klassisches gottesdienstliches Tagesgebet erinnernd:

»In das Dunkel unserer Welt
hast du, Gott, Licht gebracht;
inmitten der Finsternis
hast du Hoffnung entfacht.
Wir meinten uns allein
und verlassen,
da bist du selbst gekommen.«
(30)

»Eine Herrlichkeit ohne Ende,
sie umspannt den Erdkreis.
Von einem Ende der Erde zum anderen
soll die Botschaft um die Welt gehen.
Alle Menschen sollen es erfahren:
Der Herr ist mitten unter uns.
Gott, lass uns deine Boten sein,
lass uns der Welt dein Licht bringen.«
(31)

Ähnlich wie der vorherigen Veröffentlichung geht es Redelf von Busch in seinem Band »Gott du mein Hirte«29 darum, dem Psalmgebet im Gottesdienst einen neuen Stellenwert zu geben. Er wählt dafür den Weg der an biblische Sprache angelehnten Neuübertragung wichtiger Psalmen und Lieder Alten und Neuen Testamentes und vergleicht sein Vorgehen mit den Psalmliedern des Gesangbuches. Die Texte sind für wechselseitiges Sprechen geeignet. Meist ist die Form der persönlichen Gebetsanrede gewählt. Typisch, aber theologisch nicht unproblematisch ist sein Zugriff auf das Alte Testament, dessen Anstößigkeit gemieden und neutestamentlich »ersetzt« wird (9 f.). Hier ein Beispiel zu Röm 8:

»Gott ist für uns.
Wer kann dann gegen uns noch sein?
Er hat für uns den nicht verschont,
der ihm am nächsten stand –
wie sollte er mit Jesus uns nicht alles schenken?
Wer will uns noch verklagen oder gar verdammen?
Gott selber spricht uns frei.
Wer darf uns Wert und Menschenwürde nehmen,
wenn Christus selber für uns bürgt?
Was könnt [sic!] uns trennen von der Liebe Gottes?
Wenn wir zu leiden haben oder Angst uns überfällt?
Wenn andre uns verfolgen oder wenn uns Armut
Drückt?
Wenn wir bedroht sind und Gewalt erleidenmüssen?
In allem überwinden wir, wenn wir nur glauben,
dass wir in Gottes Liebe ganz geborgen sind.
Ich bin gewiss, dass nichts uns trennen kann
von Gottes Liebe:
das Leben nicht, und sei es noch so schlecht,
und nicht der Tod,
nicht Herrscher dieser Welt und nicht Dämonen,
nicht das, was einmal war, und nicht, was kommen kann,
auch keine Macht der Sterne oder Finsternis der Tiefe.
Denn Gott hat seine Liebe uns in Christus offenbart.«
(63 f.)

Sylvia Bukowski, deren prägnante und kreative Gebetssprache sich bereits in der »Reformierten Liturgie« von 1999 äußerst positiv be­merkbar gemacht hat, legt unter dem Titel »Lass mich blühen unter deiner Liebe«30 Gebete zu den Wochenpsalmen vor. Sie sind als Eingangsgebete in der gottesdienstlichen Praxis der reformierten Tradition entstanden und können nicht nur für den Gottesdienst, sondern auch für den persönlichen Gebrauch Verwendung finden. »Ein wichtiges Anliegen ist mir, aus dem Erfahrungsschatz der Psalmen zu schöpfen und gleichzeitig die heutige Befindlichkeit wahrzunehmen. Ich entdecke in den Psalmen eine Sehhilfe für die Spuren der Güte Gottes, die unser Leben durchziehen. Ich finde in ihnen aber auch eine Sprachhilfe für alles, was den Glauben schwer macht und wo­für wir, zumal in der Kirche, oft keine angemessenen Worte haben: für die Verzweiflung, die Scham, die Wut. Das ›Dennoch‹, das die Psalmen allen Widersprüchen entgegensetzen, soll im Gebet zur Ermutigung werden, nichts auszublenden, was zu unserem Leben gehört und trotzdem auf Gottes Güte zu vertrauen.« (5) Sylvia Bukowskis Psalmen-Bearbeitungen bringen im gottesdienstlichen Beten Erwartungen, Hoffnungen und Sehnsüchte der Beterinnen und Beter zum Ausdruck und stellen diese dem erbetenen und erwarteten Gotteshandeln gegenüber. Das Gebet wird zum Ausdruck von Empfindungen vor Gott, die Raum erhalten und ausgesprochen werden können. Als Beispiel der für Heiligabend übertragene Ps 2:

»Gott,
wie sehr sehnen wir uns
nach einer heilen Welt,
in der kein Streit mehr herrscht
und alle Angst zur Ruhe kommt.
Wie sehr wünschen wir uns,
dass wenigstens heute, am Heiligen Abend,
sich diese Sehnsucht einmal erfüllt
und wir in Frieden miteinander
die Geburt deines Sohnes feiern können.
Aber wir wissen,
auch wenn unsere Weihnachtswelt
tatsächlich heil ist,
geht woanders das Leiden weiter,
fordert die Gier nach Profit weiter Opfer,
fehlt an vielen Orten der Frieden, den die Engel verkündet haben.
Gott,

erweise den menschlichen Größenwahn
als lächerliche Selbstüberschätzung
und gebiete ihm Einhalt
in seiner gefährlichen Zerstörungswut.
Zeige uns,
wie unsere Welt heil wird:
Durch deinen Sohn,
im Stall geboren,
wird sie mit Liebe erfüllt
und verwandelt.«
(15)

Herbert Vinçons Gebetssammlung »Weise mir, Herr, deinen Weg«31 ist entstanden im Kontext des Gemeindegottesdienstes. Die Gebete sind alphabetisch nach Stichworten wie Abschied, Ar­beit, Familie usw. angeordnet. Das »wir« der gottesdienstlichen Tradition prägt die Gebete, die eine einfache Sprache finden. Die Fürbittengebete sind jedoch mitunter ausschweifend und mit trivialen »wir-alle«-Allgemeinplätzen zu »gerade unserer Zeit« versehen. Hierzu das Beispiel eines Bittgebetes für einen Gottesdienst zum Thema »Oberflächlichkeit«:

»Unser Gott, es ist gut, wenn uns dein Wort vor Lauheit warnt.
Gerade in unserer Zeit drohen wir zu versinken
In einem tiefen Schlamm von Gleichgültigkeit, Flüchtigkeit und Oberflächlichkeit.
Vor lauter Schnelligkeit haben wir kaum noch Zeit,
wir rasen durch die Landschaft,
wir sprechen mit Menschen in anderen Kontinenten
und kennen nicht den Nachbarn auf der anderen Seite der Straße oder im nächsten Stockwerk.
Tausend Eindrücke lassen wir an uns vorüberrauschen,
und wenn es einmal still wird und ruhig,
dann quält uns Leere.
Langeweile treibt uns an, die Zeit irgendwie totzuschlagen.
Nicht nur die Waren, die wir kaufen aus den großen Regalen
tragen ein Verfallsdatum, auch Wissen ist schnell überholt.
Wozu sollen wir uns tiefer darauf einlassen?
Hopp und raus!«
(78)

Ein geschwätziges Beten, das Wortungetüme aneinanderreiht, tritt dem Leser gegenüber. Offen bleibt wiederum, weshalb etwas vor Gott getragen wird, das doch auf die Beter und ihr Verhalten und Empfinden zielt. Hier scheinen sich Restbestände einer nicht mehr verstandenen Memoria-Struktur des gottesdienstlichen Betens zu artikulieren. Ein Beispiel:

»Unser Gott!
Stille und Ruhe sind etwas Kostbares, etwas Wohltuendes
für unser Leben.
Wir bitten dich, daß wir zur Ruhe kommen
und Stille finden können.
Oft ist es schön zu merken und mit allen Sinnen
wahrzunehmen,
wie das Leben pulsiert, wie es sich kraftvoll äußert.
Aber unser Leben ist laut geworden und voller Unruhe.
Stille finden wir kaum noch in unserem umtriebigen Dasein,
im Lärm unserer Geräte und Maschinen und Fahrzeuge.
Oft spüren wir auch, wieviel Kraft es kostet,
dieses laute und lärmende Leben auszuhalten.
Der Lärm nistet sich ein in uns, ergreift von uns Besitz,
lässt uns nicht mehr los.
Kaum können wir die Stille aushalten,
wenn sie sich einmal einstellt.
Laß uns dich erfahren in der Stille,
wo wir selbst zur Ruhe finden
und unser Geist sich öffnen kann für deine Größe
und für das Geheimnis deines Wirkens.
Von dir kann eine große Stille ausgehen,
eine wohltuende Ruhe hereinkommen
in unser bewegtes Leben.
…«
(97)

V. Zusammenfassung


Sprachlich sind in der Gebetsliteratur der letzten Jahre durchaus einige »Perlen« zu finden. Doch die überzeugenden kreativen Neuschöpfungen, die sich durch einen sensiblen Umgang mit der Gebetssprache auszeichnen, sind eher selten. Damit erweist sich eine erstaunliche Nähe der Gebetsliteratur zur konventionellen gegenwärtigen Predigtpraxis mit ihren immer wieder zu beobachtenden sprachlichen »Übergriffen« ins Banale der Alltagssprache wie der Binnenkirchlichkeit.

Die in den Gebeten sich spiegelnden Gottesbilder rücken nahezu durchgängig den schwachen und den Menschen zugewandten dreieinigen Gott, dessen Allmacht kaum mehr betont oder angesprochen wird, in den Vordergrund. Es überwiegen die Bilder der Zärtlichkeit, der körperlichen Nähe von Gottes Zuwendung und seiner nahezu intimen Annäherung an den Menschen.

Nachdenklich stimmen muss die Konjunktur des »Gebet des Jabez«. Dieses biblische Elementargebet scheint augenblicklich in der fundamentalistischen Tradition US-amerikanischer Prägung die Rolle des frühchristlichen Herzensgebetes zu übernehmen32 und in seiner zupackend-materialistischen, die konventionellen Tabus des Betens zur Seite schiebenden Weise vor allem für finanzielle Konnotationen offen zu stehen. Frappierend ist das Gegen­über dieses schlichten biblischen Gebetstextes zur Geschwätzigkeit so mancher anderer auf dem Buchmarkt zu findenden Gebete. Der Zusammenhang von Gebetspraxis und Lebenskunst stellt damit für die aszetische Literatur eine neue Herausforderung dar. Denn im Sinne von Wilfried Engemann handelt es sich bei Werner Tiki Küstenmachers Werben um das »Gebet des Jabez« um nichts anderes als um eine typisch protestantische »Du-darfst-Her­me­neutik«33, der in der Predigtpraxis wie in der zu erwartenden zu­künftigen Gebetsliteratur eine umfassende Anleitung zur christlichen Lebenskunst entgegenzusetzen sein wird.

Fussnoten:

1) Werner Tiki Küstenmacher mit Lothar J. Seiwert, simplify your life. Einfacher und glücklicher leben. Mit Karikaturen von Werner Tiki Küstenmacher, Frankfurt-New York, 15. Aufl. 2006, 85.
2) Wilkinson, Bruce: Das Gebet des Jabez. Durchbruch zu einem gesegneten Leben. Asslar: Gerth Medien 2000 (6. Aufl. 2006). 92 S. kl.8°. Geb. EUR 7,95. ISBN 3-89437-765-8.
3) Vgl. Otto Betz, Kann Gebetsliteratur zum Beten verhelfen?, in: PTh 61/1972, 540–544.
4) Engelsberger, Gerhard: Gottesdienst – alltäglich. Impulse, Provokationen, Liedvorschläge, Kurzgebete und Segenssprüche. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2004. 144 S. 8°. Geb. EUR 14,95. ISBN 3-579-05547-X.
5) Dyckhoff, Peter: Mit Leib und Seele beten. Die neun Gebetsweisen des Dominikus. Freiburg-Basel-Wien: Herder 2003. 143 S. m. Abb. 8°. Geb. EUR 16,90. ISBN 3-451-28231-3.
6) Jäger, Willigis, u. Beatrice Grimm: Der Himmel in dir. Einübung ins Körpergebet. München: Kösel 2000 (3. Aufl. 2003). 192 S. m. 145 Abb. 8°. Geb. EUR 17,95. ISBN 3-466-20452-6; Jäger, Willigis, u. Beatrice Grimm: Der Himmel in dir. CD. München: Kösel 2001. EUR 15,50. Best.-Nr. 3-466-45722-X.
7) Böke, Hubert: Kraft aus meinen Wurzeln. Eigene Spiritualität leben – frühen Weisheitserfahrungen begegnen. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2004. 223 S. m. 7 Abb. 8°. Geb. EUR 19,95. ISBN 3-579-06902-0.
8) Lang, Bernhard [Hrsg.]: Erhelle meine Nacht. Die 100 schönsten Gebete der Menschheit. Hrsg. u. erläutert v. B. Lang. München: Beck 2004 (3. Aufl. 2005). 171 S. m. 7 Abb. 8°. Geb. EUR 10,00. ISBN 3-406-52189-4.
9) Bauschke, Martin, Homolka, Walter, u. Rabeya Müller [Hrsg.]: Ge meinsam vor Gott. Gebete aus Judentum, Christentum und Islam. Gütersloh: Gütersloher Verlaghaus 2004.160 S. 8°. Geb. EUR 16,95. ISBN 3-579-05543-7.
10) Stutz, Pierre: Verwundet bin ich und aufgehoben. Für eine Spiritualität der Unvollkommenheit. 3. Aufl. München: Kösel 2003. 199 S. 8°. Geb. EUR 14,95. ISBN 3-466-36623-2; Stutz, Pierre: Alltagsrituale. Wege zur inneren Quelle. M. e. Vorwort v. P. A. Grün. München: Kösel 1998 (Sonderausgabe 2003). 158 S. m. CD. 8°. Kart. EUR 14,95. ISBN 3-466-36638-0.
11) Naegeli, Antje S.: Die Nacht ist voller Sterne. Gebete in dunklen Stunden. 4. Aufl. der Neuausgabe. Freiburg-Basel-Wien: Herder 2005. 124 S. 8°. Geb. EUR 9,90. ISBN 3-451-27593-7.
12) Nouwen, Henri: Gebete aus der Stille. M. e. Einleitung v. A. Grün. Freiburg-Basel-Wien: Herder 2005. 137 S. 8°. Geb. EUR 12,90. ISBN 3-451-27554-6.
13) Frère Roger: Aus der Stille des Herzens. Gebete. Freiburg-Basel-Wien: Herder 2006. 125 S. 8° = Edition Taizé. Geb. EUR 9,90. ISBN 978-3-451-29039-8.
14) Janssen, Heinrich: Perlen des Gebets. Der Rosenkranz – Hinführung und geistliche Deutung. Freiburg-Basel-Wien: Herder 2003 (2. Aufl. 2005). 192 S. m. Abb. 8°. Geb. EUR 14,90. ISBN 3-451-28232-1.
15) Neysters, Peter, u. Karl-Heinz Schmitt: Denn sie werden getröstet werden. Das Hausbuch zu Leid und Trauer, Sterben und Tod. Neuausgabe. München: Kösel 2004. 372 S. m. Abb. 8°. Kart. EUR 14,95. ISBN 3-466-36667-4.
16) Johnstone, Patrick: Gebet für die Welt. Das einzigartige Handbuch: Umfassende Informationen zu über 200 Ländern. Holzgerlingen: Hänssler 2003. 1107 S. m. Ktn. u. Tab. 8°. Kart. EUR 9,95. ISBN 3-7751-3722-X.
17) Gollwitzer-Voll, Woty [Hrsg.]: Du bist mein Arzt. Gebete für kranke Menschen. München: Claudius 2003. 118 S. m. Abb. 8°. Kart. EUR 9,80. ISBN 3-532-62289-0.
18) Neues Evangelisches Pastorale. Texte, Gebete und kleine liturgische Formen für die Seelsorge. M. e. Vorwort v. W. Huber. Hrsg. von der Liturgischen Konferenz. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2005 (3. Aufl. 2007). 208 S. kl. 8°. Kart. EUR 9,95. ISBN 3-579-05575-5.
19) Vgl. Biblisches Brevier, zusammengestellt von Erich Hertzsch, mit einem Vorwort von Klaus-Peter Hertzsch, Leipzig 2001 (Evangelisches Brevier. Zusammengestellt von Erich Hertzsch, hrsg. von der Pressestelle der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen, Berlin 1959).
20) Vgl. Anm. 4.
21) Engelsberger, Gerhard: Kleines Spirituale für Menschen in geistlichen Berufen. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 2004. 128 S. 8°. Kart. EUR 9,95. ISBN 3-579-05546-1.
22) Grün, Anselm: Jeder Tag hat seinen Segen. Morgen- und Abendgebete für die sieben Tage der Woche. Freiburg-Basel-Wien: Herder 2004 (3. Aufl. 2005). 128 S. kl.8°. Kart. EUR 9,90. ISBN 978-3-451-28523-3.
23) Evangelisches Tagzeitenbuch. Hrsg. v. d. Evang. Michaelsbruderschaft. 5., durchges. Aufl. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht; Vier-Türme-Verlag 2003. 960 S. 8°. Kart. EUR 29,90. ISBN 3-525-60291-X.
24) Newell, J. Philip: Tag ein – Tag aus. Ein Gebetszyklus für die Woche aus keltischer Tradition. Iona-Kommunität, Schottland. Berlin: Alektor 2003. 69 S. m. Abb. 8°. Kart. EUR 9,50. ISBN 978-3-88425-80-8.
25) Vgl. Evangelisches Gottesdienstbuch. Agende für die Evangelische Kirche der Union und für die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands. Hrsg. v. d. Kirchenleitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands u. im Auftrag des Rates v. d. Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union (Taschenausgabe). Berlin-Bielefeld-Hannover 2000; Ergänzungsband zum Evangelischen Gottesdienstbuch für die Evangelische Kirche der Union und für die Vereinigte Evangelisch-Lutherische Kirche Deutschlands. Hrsg. v. d. Kirchenleitung der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands u. im Auftrag des Rates v. d. Kirchenkanzlei der Evangelischen Kirche der Union. Berlin-Bielefeld-Hannover 2002; Reformierte Liturgie. Gebete und Ordnungen für die unter dem Wort versammelte Gemeinde. Im Auftrag des Moderamens des Reformierten Bundes erarbeitet u. hrsg. v. Peter Bukowski u. a. Wuppertal-Neukirchen-Vluyn 1999; Kirchenagende. Kirchenbuch für die Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche). Bd. I: Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen. Andachten und Gottesdienste in offener Form. Speyer 2006; Die Feier der Eucharistie im Katholischen Bistum der Alt-Katholiken in Deutschland. Für den gottesdienstlichen Gebrauch erarbeitet durch die Liturgische Kommission u. hrsg. durch Bischof und Synodalvertretung. Bonn 2006. Während die Gebete des Evangelischen Gottesdienstbuches aus einer Fülle vorhandener Sammlungen zusammengestellt sind, stellen die der Reformierten Liturgie und der Pfälzer Kirchenagende bewusst in Auftrag gegebene sprachliche Neuschöpfungen dar.
26) Herrmann, Eckard: Neue Gebete für den Gottesdienst II. München: Claudius 2004. 196 S. gr.8°. Lw. EUR 19,80. ISBN 3-532-62305-6.
27) Fischer, Heinz: Mit der Gemeinde beten. Neue Fürbitten. M. 3 Notenbeispielen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2002. 176 S. gr.8° = Dienst am Wort, 95. Kart. EUR 20,90. ISBN 3-525-59503-4.
28) Milstein, Werner, u. Heinz-Hermann Grube: Gottesdiensteingänge in Gebeten und Liedversen. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2004. 175 S. gr. 8° = Dienst am Wort, 99. Kart. EUR 20,90. ISBN 3-525-59508-5.
29) Busch, Redelf von: Gott du mein Hirte. Psalmgebete. München: Claudius 2004. 72 S. 8°. Kart. EUR 6,80. ISBN 3-532-62314-5.
30) Bukowski, Sylvia: Lass mich blühen unter deiner Liebe. Gebete zu den Wochenpsalmen. 2. Aufl. Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag; Wuppertal: foedus 2003. 151 S. 8°. Kart. EUR 12,90. ISBN 3-7887-1839-0 (Neukirchener Verlag); 3-932735-48-X (foedus).
31) Vinçon, Herbert: Weise mir, Herr, deinen Weg. Bittgebete und Fürbitten. Stuttgart: Betulius 2000. 126 S. gr.8°. Kart. EUR 12,75. ISBN 3-89511-075-2. Eine nach dem Kirchenjahr geordnete Sammlung, entstanden im Kontext des Familiengottesdienstes, erschien bereits 1994: Vinçon, Herbert: Du verstehst meine Gedanken von ferne. Gebete für den Gottesdienst. Stuttgart: Betulins 1994. 144 S. gr. 8°. Kart EUR 12,75. ISBN 3-89511-010-8.
32) Vgl. zum biblischen Herzensgebet die folgenden »Klassiker«: Das immerwährende Herzensgebet. Ein Weg geistiger Erfahrung. Russische Originaltexte zusammengestellt u. übersetzt v. Alla Selawry, 4. Aufl. 1980; Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers. Die vollständige Ausgabe. Hrsg. u. eingeleitet v. Emmanuel Jungclaussen, Freiburg-Basel-Wien 11. Aufl. 2004; Kallistos Ware u. Emmanuel Jungclaussen, Hinführung zum Herzensgebet, Freiburg-Basel-Wien 2. Aufl. 1984.
33) Vgl. Wilfried Engemann, Erschöpft von der Freiheit – Zur Freiheit berufen. Predigt als Lebens-Kunde unter den Bedingungen der Postmoderne, in: Hanns Kerner [Hrsg.], Predigt in einer polyphonen Kultur, Leipzig 2006, 65–91. Engemanns Forderung, »im Dialog mit der biblischen Tradition eine verständliche religiöse Sprache« zu entwickeln, »deren Inhalte adäquater Ausdruck unseres Glaubens in der Sprache dieser Zeit sind« (90), gilt nicht nur für die Predigt, sondern auch für die Sprache gottesdienstlichen wie persönlichen Betens.