Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

April/2001

Spalte:

450–468

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Holze, Heinrich

Titel/Untertitel:

Patristische Literatur und ihre Rezeption im Mittelalter. Neuausgaben in den Sources Chrétiennes der Jahre 1998 bis 2000.

In den vergangenen beiden Jahren sind in den Sources Chrétiennes wieder eine Reihe von wichtigen Editionen erschienen. Zu ihnen gehören unterschiedliche literarische Gattungen wie Predigten und Kommentare, dogmatische und ethische Schriften, geschichtliche Abhandlungen und poetische Dichtungen. Die Texte entstammen dem griechischen und dem lateinischen Sprachraum und sind - mit einer Ausnahme, welche in das 12.Jh. führt - vom 3. bis zum 6. Jh. entstanden. Sie geben damit einen Einblick in die Breite der patristischen Literatur und ihrer Wirkungsgeschichte im hohen Mittelalter.

1) Lateinische Kirchenväter des 3. Jahrhunderts

Die älteste der anzuzeigenden Editionen stammt aus der Feder Tertullians, von dem in den Sources Chrétiennes bereits zahlreiche dogmatische (De praescriptione haereticorum, Adversus Marcionem, Adversus Valentinianos, De carne Christi, De baptismo), praktische (De spectaculis, De patientia, De paenitentia, De cultu feminarum, Ad uxorem) und montanistische Schriften (De pudicitia, De exhortatione castitatis, De monogamia, De virginibus velandis) erschienen sind. Mit Adversus Hermogenem1 wird ihnen aus dem Reigen der dogmatisch-polemischen Schriften eine weitere Schrift hinzugefügt, in der sich Tertullian mit einem gewissen Hermogenes auseinandersetzt.

Tertullian stellt Hermogenes auf eine Stufe mit Marcion oder Valentin. Anlass für seinen Vergleich ist, dass Hermogenes in seiner Lehre bei dem Versuch, den Ursprung des Bösen nicht Gott dem Schöpfer zuzuschreiben, auf ein traditionelles dualistisches Erklärungsmodell zurückgreift. Gott hat die Welt aus einer präexistenten Materie geschaffen, deren Gegenwart die wahre Ursache des Bösen ist. Die Kosmologie des Hermogenes verbleibt darum unter dem Einfluss der Konzeptionen des mittleren Platonismus über den Ursprung der Welt und des Bösen. Tertullian unternimmt es in der vorliegenden Schrift, diese Lehre zu widerlegen, indem er zeigt, dass allein die Schöpfung aus dem Nichts mit der Freiheit und Allmacht Gottes vereinbar ist. Tertullian verfasst damit den ersten Traktat in lateinischer Sprache, der dieser zentralen christlichen Lehre gewidmet ist. Die Argumentation Tertullians ist geprägt von der kämpferischen Auseinandersetzung mit einer ihm fremden geistigen Überzeugung, sie ist aber auch Ausdruck eines lebendigen und schöpferischen Dialogs zwischen einem christlichen und einem philolosophischen Denker.

Herausgegeben wird diese Schrift von Frédéric Chapot, Dozent an der Universität Straßburg. In seiner Einführung behandelt Chapot, der diese Edition als Doktoratsabhandlung an der Sorbonne vorgelegt hat, die Einleitungsfragen. Die Entstehung der Schrift datiert er auf die Zeit um das Jahr 205/206 n. Chr., also in die katholische Lebensphase Tertullians. In einer eingehenden Analyse weist er nach, dass Tertullian seinen Traktat nach dem Vorbild antiker Rhetorik aufgebaut hat. Auf das
exordium mit der Einleitung folgt die narratio, in der die Lehren des Hermogenes dargelegt werden, um sodann in der argumentatio, dem Hauptteil des Traktates, widerlegt zu werden; die peroratio bildet den Abschluss des Ganzen.

Tertullian greift in seinen Darlegungen reichlich auf die Bibel zurück. Chapot macht nicht nur deutlich, dass die Zitate des Alten Testaments die des Neuen Testamentes überwiegen, sondern weist auch nach, dass Tertullian den literalen Wortsinn dem allegorischen vorzieht.

In seiner Auseinandersetzung mit Hermogenes kann Tertullian an Vorgänger anknüpfen. Offenbar hat er das um 185 n. Chr. entstandene, aber nicht mehr erhaltene Werk des Theophilus von Antiochien "Gegen die Häresie des Hermogenes" benutzt. Außerdem greift er auf Hinweise bei Klemens von Alexandrien, Hippolyt von Rom und Theodoret von Cyrus zurück. Seinerseits wird er nachfolgenden Generationen, beginnend mit Irenäus und Theophilus, zur Informationsquelle über die Lehren der frühen Gnostiker. Außerdem hat er mit seiner Lehre von der creatio ex nihilo nicht nur in der Alten Kirche (Laktanz, Origenes, Dionysus von Alexandrien, Basilius der Große, Gregor von Nyssa), sondern auch in den späteren Jahrhunderten großen Einfluss gehabt.

Chapot hat den Text der vorliegenden Ausgabe neu ediert. Er beruht auf zwei Manuskripten, die sich auf das Kloster Cluny zurückführen lassen, sowie zwei weiteren, die in Hirsau entstanden sind. Die Textausgabe des Schlettstädter Humanisten Beatus Rhenanus und seine Kommentierung werden ebenfalls berücksichtigt. Andere Manuskripte, die dem Stemma zufolge aber von geringerem Wert sind (60), werden im textkritischen Apparat vergleichend herangezogen. Die Textedition ist mit einer soliden Übersetzung versehen und wird in einem ausführlichen Kommentar, der die Querverbindungen zu den anderen Schriften Tertullians herausarbeitet, gründlich erschlossen. Indizes zum Schriftgebrauch und zum Sprachgebrauch sowie ein Sachregister schließen sich an.

Die zweite der anzuzeigenden Schriften des 3. Jh.s ist Cyprians "De opere et eleemosynis"2. Diese Schrift, nach Ad Donatum und De bono patientiae die dritte der in den Sources Chrétiennes von Cyprian erschienenen Schriften (SChr 291, vgl. ThLZ 107, 1982, 486 und 489), ist eine Aufforderung des karthagischen Bischofs zum Tun der Barmherzigkeit und zur Wohltätigkeit. Den allgemeinen Hintergrund bildet die soziale Situation im Römischen Reich, die dadurch gekennzeichnet ist, dass es weder Krankenhäuser noch Altersheime noch eine wie auch immer geartete soziale Sicherheit gibt und in der allein freiwillige Akte der Wohltätigkeit Not und Elend lindern. Die christlichen Gemeinden schaffen sich darum bereits früh mit der Armenkasse, die sich aus den Gaben der Gläubigen speist und unter der Verantwortung des Bischofs steht, ein Instrumentarium, um Bedürftigen, Kranken und Gefangenen zu helfen. Auch in Karthago ist die Armenfürsorge ein fester Bestandteil der christlichen Gemeinde, wie bereits Tertullian (Apol 39,5-6) berichtet.

Mit seiner Schrift knüpft Cyprian daran an und ermuntert die Christen seiner Gemeinden zu größerer Freigebigkeit. Auffällig ist jedoch, mit welchen Argumenten er dies in seinem Traktat tut. Michel Poirier, Honorarprofessor der Première Supérieure au Lycée Henri-IV in Paris, macht in seiner Einführung darauf aufmerksam, dass Cyprian keine ausmalende
Beschreibung des Elends gibt, um Mitleid zu erregen und dadurch die Freigebigkeit der Gläubigen anzuspornen. Für ihn ist die Begründung christlicher Wohltätigkeit auch keine gesonderte Frage der Moral oder Sitte, sondern der Theologie und des göttlichen Heilswirkens. Gott selbst hat seine Mildtätigkeit gegenüber den Menschen gezeigt, indem er seinen Sohn gesandt hat, der sein Leben gelassen hat, um ihnen das Leben zu geben. Dieses göttliche Leben wird den Menschen durch die Taufe übereignet. In den Almosen zeigt sich die Fernwirkung dieser göttlichen Mildtätigkeit, denn sie sind das Mittel, das Gott den Menschen gibt, damit diese ihre Sünden, die sie nach der Taufe begangen haben, tilgen können. Die Almosen sind darum im letzten Grunde auf Gott gerichtet, ebenso wie die Wohltätigkeit, die den Armen zugewendet wird, Christus erwiesen wird. Auf diese Weise entwickelt Cyprian "eine Theologie der Almosen", der Poirier in seiner Einleitung einen eigenen Abschnitt widmet (46-53).

Außerdem behandelt der Hg. in der Einleitung die Umstände der Entstehung der Schrift, vermutlich in den Jahren 253/ 256, als eine Pestepidemie Nordafrika heimsucht, doch sucht man aktuelle Bezugnahmen in der Schrift vergebens. Poirier vermutet, dass Cyprian die Schrift ursprünglich als Predigt vor seiner Gemeinde gehalten, sie dann aber für die Veröffentlichung eingehend überarbeitet hat. Bereits der Doppeltitel der Schrift enthält mit seinen beiden Begriffen "opus" und "eleemosyna" nicht einfach einen moralischen Appell, sondern lässt, wie Poirier überzeugend zeigt, den theologischen Zusammenhang anklingen, den Cyprian in seiner Schrift systematisch entfaltet: Das Heilswerk Gottes ist die Ermöglichung und Voraussetzung des barmherzigen Tuns der Menschen. Weitere Schlüsselbegriffe in dem Traktat sind "peccatum", "vulnus", "salutaris", "clementia" und "munus", die von unterschiedlichen Seiten die theologische Begründung des barmherzigen Tuns unterstreichen. Nur selten verweist Cyprian auf die Erfahrungen und Anschauungen der Menschen, sondern knüpft statt dessen an zahlreiche Zeugnisse der Schrift an, die er in den Rahmen seiner trinitarischen Theologie des Heils einzeichnet und damit den theologischen Zusammenhang der Argumentation unterstreicht (33-40).

Der Text der vorliegenden Ausgabe ist weitgehend mit der kritischen Edition identisch, die von Manlio Simonetti im Corpus Christianorum Vol III (1976) verantwortet wurde. Die wenigen Abweichungen sind eingangs vermerkt (58-62). Sie beruhen darauf, dass Michel Poirier die erhaltenen Manuskripte noch einmal gesichtet und dabei auf die von Maurice Bévenot erstellte synoptische Übersicht (The tradition of manuscripts. A study in the transmission of St Cyprian's treatises, Oxford 1961) zurückgegriffen hat. Die Übersetzung wird durch kommentierende Anmerkungen sowie durch verschiedene Indizes ergänzt (162-201).

2) Alexandrinische Schriften

Eine besondere Literaturgattung stellen die hellenistisch-jüdischen Predigten "Über Jona", die beigegebenen Fragmente "Über Jona" und "Predigt des Jona an Ninive" sowie die Predigt "Über Simson" dar.3 Sie sind herausgegeben von Folker Siegert, dem Leiter des Institutum Judaicum Delitzschianum an der Universität Münster, der bereits in den Wissenschaftlichen Untersuchungen zum Neuen Testament (Bd. 20) eine deutsche Übersetzung versehen mit sprachlichen Erläuterungen und einem Kommentar vorgelegt hat (Tübingen 1980/1992). Die französische Ausgabe wird außerdem von den Theologen und Philologen der Universität Neuchâtel, Jacques de Roulet, Jean-Jacques Aubert und Nicolas Cochand, verantwortet.

Die grundsätzliche Schwierigkeit der Edition besteht darin, dass das griechische Original verloren und nur noch eine, wenn auch offenbar wortgetreue armenische Übersetzung erhalten geblieben ist, deren Entstehung in das frühe 6. Jh. fällt - eine Zeit, in der auch andere klassische Texte wie die Bibel und patristische Werke ins Armenische übersetzt wurden. Diese armenische Fassung wurde erstmals 1826 und dann erneut 1936 ediert. Die vorliegende Arbeit knüpft daran an und legt eine französische Übersetzung der armenischen Texte versehen mit kommentierenden Anmerkungen vor.

Bei beiden Predigten und den Fragmenten handelt es sich um Texte, deren Verfasserschaft und Entstehung ungeklärt ist. Die Zuordnung zu Philo von Alexandrien ist auszuschließen, nicht aber die Herkunft aus der alexandrinischen jüdischen Gemeinde. Der Autor stammt aus dem gedanklichen und zeitlichen Umfeld Philos, von dem er sich gleichzeitig unterscheidet. Die Entstehungszeit der Texte lässt sich auf das frühe 1. Jh. n. Chr. eingrenzen, als sich das Judentum noch nicht in der durch die Niederschlagung der jüdischen Aufstände 117 und 135 verursachten Isolation befand. So gibt die Bezeichung des Verfassers als Pseudo-Philo durchaus zutreffend den Kontext, in dem die Homilien entstanden sind, wider. Bei den vorliegenden Predigten handelt es sich um ursprünglich mündlich vorgetragene Reden, um Ansprachen an konkrete Hörer, die sich im synagogalen Kult versammelt haben. Allerdings handelt es sich im Unterschied zur synagogalen Predigt, die ausschließlich der Auslegung der Thora gewidmet ist, um prophetische Texte, die nur sekundär mit Gesetzestexten verbunden worden sind.

Diese Texte werden, was den Abstand zur Schrifterklärung Philos deutlich macht, nicht allegorisch, sondern dem Literalsinn folgend ausgelegt, wobei auf die Septuaginta zurückgegriffen wird. Ausgehend von diesem Literalsinn entwickelt der Verfasser seine Auffassung von der Vorhersehung (pronoia) und der Menschenfreundlichkeit (philanthropia) Gottes. Gott wird als Medizin beschrieben und als Sieger (keisson) vorgestellt. Dabei lässt der Verfasser auch Humor und persönliche Gefühle erkennen. Die Hgg. erwähnen die Eloquenz und die erzählerische Fähigkeit des Verfassers, die sich in der Verwendung von Metaphern und Wortspielen zeige. Daran werde deutlich, dass er weniger theologische als erbauliche Interessen habe und die Zuhörer bzw. Leser unterhalten wolle.

Wie die Hgg. in ihrer Einführung betonen, haben diese synagogalen Ansprachen als einzige erhaltene jüdische Zeugnisse dieser Art herausragende Bedeutung. Sie belegen, dass die biblische Homilie nicht erst im christlichen Kontext entstanden ist, sondern ihren Ursprung bereits im jüdischen Hellenismus hat. Die historische Einordnung und Interpretation der Homilien des Melito von Sardes (260/170 n. Chr.) und des Hippolyt von Rom (200/235 n. Chr.) wird das zu berücksichtigen haben.

Anzuzeigen ist ein weiterer Band der Stromata des Klemens von Alexandrien4. Bisher sind in den Sources Chrétiennes die Bücher 1 (SChr 30), 2 (SChr 38), 5 (SChr 278/279) und 7 (SChr 428) erschienen (vgl. ThLZ 80, 1955, 748-50; 107,
1982, 488/89 und 124, 1999, 1072/73). Mit dem vorliegenden Band, der das 6. Buch der Stromata enthält, wird diese Editionsreihe fortgesetzt. Herausgeber ist Patrick Descourtieux, Leiter des Kollegiums Trinité-de-Monts in Rom.

Die griechische Textfassung beruht im Wesentlichen auf der von Otto Stählin in den Griechischen christlichen Schriftstellern (GCS, 1905) herausgegebenen Edition, vergleichend werden aber noch einmal der aus dem 11. Jh. stammende Codex Laurentianus als der älteste Textzeuge der Stromata sowie die vorangegangenen Editionen von Pietro Vettori (1550), Friedrich Sylburg (1592), Daniel Heinsius (1616), John Potter (1715) und W. Dindorf (1869) herangezogen. Aus der erneuten Durchsicht der Textgrundlage ergeben sich gegenüber der Stählinschen Textfassung zahlreiche Veränderungsvorschläge, deren gewichtigere (insgesamt etwa 40) eingangs aufgelistet werden (44/45).

In seinem einführenden Kommentar behandelt P. Descourtieux die Einleitungsfragen des 6. Buches der Stromata. Als Entstehungsdatum schlägt er die Zeit der alexandrinischen Christenverfolgung in den Jahren 202/203 unter Septimius Severus vor, was sich aus entsprechenden Andeutungen im Text ergebe (Kap. 18, 167,4 f.). Das literarische Genre wird wie das der übrigen Bücher bestimmt: Keine systematische, in logischer Gedankenfolge aufgebaute Abhandlung, sondern eine Schrift, die wie eine bunte Wiese gestaltet ist, auf der man sich bewegt, um sich einen Strauß von Gedanken zusammenzustellen. Diese Gedanken bewegen sich im 6. Buch der Stromata um ethische Fragestellungen, also um die Frage der rechten Gottesverehrung.

Klemens bringt diese Fragen auf dem Hintergrund der griechischen Philosophie zur Darstellung. Ihnen, den Griechen, wirft Klemens Plagiat vor: Sie hätten die Schrift nachgeahmt, geplündert, gestohlen und dabei doch nur eine konfuse Gotteserkenntnis gewonnen. Auch den Juden wirft Klemens vor, Gott nicht den ihm gebührenden Kult zu erweisen (Kap. 4-39). Gott aber wolle alle Menschen retten und habe darum den Griechen die Philosophie und den Juden das Gesetz gegeben, um sie zum Sohn zu führen, der nicht nur für die Lebenden, sondern auch für die Toten sein Leben gegeben habe. Er führe zur Weisheit und zur wahren Erkenntnis (Kap. 39-59). Auf diesem Hintergrund beschreibt Klemens das Leben und das Verhalten des Gnostikers, seine Reinheit und Ausgeglichenheit, seine Freiheit von Leidenschaften, sein Streben nach den wahren Tugenden, sein Umgang mit der Schrift, aus der er Lebensweisung und die wahre Philosophie Gottes nehme (Kap. 60-168).

Der Aufbau weist, wie Descourtieux überzeugend zeigt, eine klare, bis in die einzelne Argumentation hinein durchdachte Struktur auf. Innerhalb ihrer bringt Klemens seine grundlegenden Themen zur Sprache, indem er sie aus verschiedenen Richtungen beleuchtet: den wahren Gnostiker, die Erkenntnis Gottes, das Verhältnis von griechischer Philosphie und christlichem Glauben, die Auslegung der Schrift und schließlich die geistliche Unterweisung, die zur Kontemplation Gottes führt. Die Ausführungen werden durch eine Bibliographie und verschiedene Register, die die biblischen Belege, antike Autoren und sonstige Sachen erschließen, abgerundet.

Bei der dritten Schrift von alexandrinischer Herkunft handelt es sich um einen Band mit Predigten des Origenes5. In den Sources Chrétiennes sind bereits zahlreiche Predigten des Alexandriners über den Pentateuch, die Bücher Genesis (SChr 7), Exodus (SChr 321), Leviticus (SChr 286/287), sowie über die historischen Schriften des Alten Testaments Josua (SChr 71), Richter (SChr 389) und Samuel (SChr 328) erschienen. Zu diesen Predigten gehören auch die über das Buch Numeri. Nachdem 1996 der erste Band (von insgesamt drei vorgesehenen Bänden) mit den Homilien 1-10 erschienen ist (SChr 415; vgl. ThLZ 122, 1997, 970/71), liegt nunmehr der zweite Band mit den Predigten 11-19 vor; neun weitere Predigten stehen noch aus. Herausgeber ist Louis Doutreleau, Mitarbeiter im Editionskollegium der Sources Chrétiennes. Auf die bereits in Bd. 1 erläuterten Editionsprinzipien wird verwiesen. Die von W. A. Baehrens in GCS edierte kritische Ausgabe des lateinischen Textes wird ohne Änderungen übernommen.

Inhaltlich geht es in den in diesem Band versammelten Homilien um den Weg des Volkes Israel durch die Wüste als Bild für den Weg der nach Wahrheit und Erkenntnis suchenden Seele. Im Zentrum steht die in Num. 22-24 aufgezeichnete Geschichte des Bileam. Den Orakelsprüchen dieses heidnischen Wahrsagers widmet Origenes sieben Ansprachen (Hom. 13-19). Dabei setzt er sich zunächst mit dem Problem auseinander, welche Beziehung zwischen dem Wirken dieses Heiden, der vom Moabiterkönig geholt wird, um Israel Unheil zu bringen, und dem Gott des Volkes Israel überhaupt bestehen kann. Ausführlich spricht Origenes über die unfruchtbaren Methoden heidnischer Weissagungen, macht dann aber deutlich, dass Gott sich durchaus eines Heiden als Mittel bedienen kann, um den Christen seine Botschaft zukommen zu lassen. In den Predigten über die fünf Prophetien des Bileam entfaltet Origenes seine Gedanken, wie sich die Geheimnisse, die Gott seinen treuesten Gläubigen vorbehalten hat, auf ihrem langen Weg durch die Wüste öffnen. In den beiden ersten Predigten greift Origenes andere Themen des Numeribuches auf. In Hom. 11 nimmt Origenes die Erstlingsfrüchte, welche die Israeliten opfern, zum Anlass für Überlegungen über die Bedeutungen des Gesetzes, über die Rolle der Engel und über den geistlichen Sinn der Opfergaben. Sie sind Früchte des Geistes wie Liebe, Freude, Frieden und Geduld; ihre Darbringung geschieht im inneren Gebet, das der Mensch im Herzen spricht. In Hom. 12 meditiert Origenes über die Brunnen, an denen das Volk Israel bei seinem Weg durch die Wüste rastet. Deren Wasser deutet der Alexandriner als Spiegel der göttlichen Gaben, nach denen die menschlichen Seelen dürsten: das Geheimnis der Trinität, die geistige Erkenntnis, die Ruhe.

Die Homilien zeigen eindrücklich, wie Origenes die christliche Lehre aus den biblischen Elementen entwickelt. Die Methode der Allegorie ist für ihn das Mittel, zum geistlichen Sinn der Texte vorzustoßen, die Gott ihnen verliehen hat. Die vorliegende Ausgabe verzichtet auf einen eigenständigen Kommentar. Doutreleau beschränkt sich darauf, in knappen Skizzen in die jeweiligen Predigten einzuführen und damit eine Lesehilfe zur Verfügung zu stellen. Außerdem hat er seiner Ausgabe zwei Register zur Erschließung der biblischen und der sachlichen Bezüge angefügt.

3) Monastische Literatur

Von Evagrius Ponticus, dem griechischen Mönchstheologen, sind in den Sources Chrétiennes bereits zentrale Schriften, darunter der Monachikos (SChr 170/171/356) und Bibelkommentare zum Prediger und den Proverbien (SChr 340/397), erschienen (vgl. ThLZ 105, 1980, 619/20; 119, 1994, 953 ff.). Mit der Edition von PERI LORISMON/De malignis cogitationibus wird eine weitere Schrift aus seinem uvre zugänglich, die bisher nur in Auszügen, unter Verwendung unterschiedlicher Textzeugen und darum in verschiedenen Fassungen in Migne PG 40 (Edition Suarès Rom 1673), PG 79 (Edition Cotelier Paris 1686) und in der Philokalie des Makarios von Korinth (Venedig 1782) vorlag, eine Schrift, die überdies bis in die dreißiger Jahre des 20. Jh.s noch nicht einmal Evagrius zugeschrieben, sondern als von Nilus von Ankyra verfasst angesehen wurde6. Erst die Untersuchung von J. Muyldermans "A travers la tradition manuscrite d'Évagre la Pontique" (1932) hat den Weg zu einer neuen Sichtweise gebahnt, den die Hgg. der vorliegenden Ausgabe, Paul Géhin und Claire Guillaumont, beide durch editorische Arbeiten ausgewiesen, zu Ende gegangen sind.

Mit ihrer Edition wird zum ersten Mal nach eingehender Untersuchung und Gewichtung aller erreichbaren Manuskripte ein vollständiger und völlig neu erarbeiteter Text der evagrianischen Schrift vorgelegt. Die Untersuchung der Textgeschichte nimmt darum in der Einleitung mit Recht einen breiten Raum ein. Auf über 100 Seiten erhellen die Hgg. die komplexe Textgeschichte. Sie erläutern die unterschiedlichen Überlieferungsstränge und ihr Verhältnis zueinander: die evagrianischen Traditionen a und w, die Überlieferung unter dem Namen des Nilus von Ankyra, die hybriden Rezensionen, die Zitate in den Florilegienüberlieferungen, die orientalischen Versionen und die indirekte Überlieferung. Bei der Analyse schälen sich zwei Überlieferungsstränge heraus, eine recensio brevior und eine recensio longior. Weil diese aber weder in sich einheitlich noch in ihrem Verhältnis zueinander eindeutig bestimmbar sind, ist eine sichere Rekonstruktion des (nicht mehr erhaltenen) ursprünglichen evagrianischen Textes unmöglich. Der Titel der Schrift PERI LORISMON stützt sich auf den Hauptstrang a der evagrianischen Tradition, während sich der Aufbau des Traktates in 43 Kapitel weitgehend an der evagrianischen Tradition w orientiert. Die konkrete Gestalt des Textes wird von den Editoren im Wesentlichen unter Berücksichtigung der beiden evagrianischen Textüberlieferungen erstellt, doch werden auch die anderen Textüberlieferungen vergleichend herangezogen.

Der Neuedition ist eine erhellende Einleitung in den Gedankengang des Textes aus der Feder von Antoine Guillaumont, Honorarprofessor am Collège de France, vorangestellt. Darin wird Evagrius als Autor beschrieben, der auf dem Hintergrund aristotelisch-stoischen Denkens die Erfahrungen des Lebens im anachoretischen Milieu Ägyptens analysiert und zu einer Theologie monastischer Spiritualität verarbeitet. Das geschieht in der vorliegenden Schrift anhand der ÏÔÁÈÛÌÔ, der versucherischen und verfänglichen Gedanken, die nach der Überzeugung der Asketen von Dämonen eingegeben werden. Eingehend und mit psychologischem Einfühlungsvermögen analysiert Evagrius das Wirken dieser Gedanken, die mit Zwangsvorstellungen und Traumbildern auf den Menschen einwirken und ihn von innen für sich zu gewinnen suchen.

Evagrius verbindet mit seiner Analyse der Gedanken eine therapeutische Absicht. Der Mönch, der bereits das gnostische Leben kennengelernt hat, der über die Erscheinungsweise der Gedanken informiert ist und weiß, wie sie sich zueinander verhalten, einander jagen und aufeinander folgen, soll dahin geführt werden, dass er sie zu überwinden und hinter sich zu lassen vermag. Die von den Engeln eingegebenen Gedanken und die Fürsorge Christi, von Evagrius als "Medizin für die Seelen" bezeichnet, sind dabei die entscheidenden Stützen. Mit ihrer Hilfe ist der Mönch imstande, auf dem Weg zur Leidenschaftslosigkeit Fortschritte zu machen und sich der Kontemplation zu widmen. Er vermag das göttliche Licht zu schauen und gelangt im reinen, unablässigen Gebet zur Vollendung des spirituellen Lebens. Zwei Register, welche die Schriftbezüge und die griechischen Schlüsselbegriffe anführen, runden diese Edition ab, durch die eine zentrale Schrift des ägyptischen Mönchtums vom Ende des 4. Jh.s erstmals auf kritischer Textgrundlage erschlossen wird.



Bei der zweiten Edition aus dem Bereich monastischer Literatur handelt es sich um kurze Abhandlungen, die einem Eremiten namens Markus zugeschrieben werden. Fünf der insgesamt zehn Abhandlungen werden in der vorliegenen Ausgabe vorgelegt7. Herausgeber ist Georges-Matthieu de Durand, Professor em. an der Universität von Montreal/Kanada, der seit Mitte der 80er Jahre bereits mit mehreren Untersuchungen zu Markus Eremita hervorgetreten ist und mit dieser kurz vor seinem Tod veröffentlichten Edition die Summe seiner Forschungen vorgelegt hat.

Die Textgrundlage, für die man bisher auf Migne 65, 905-1140, angewiesen war, wird völlig neu aufgearbeitet. De Durand zieht die reiche Überlieferung heran, kommt dabei aber zu der Feststellung, dass sich keines der Manuskripte als bestimmend heraushebt, sondern dass diese sich in einem außerordentlich komplexen Beziehungs- und Abhängigkeitsverhältnis befinden. Nur in einem Wort für Wort vorgehenden Verfahren lasse sich mit dem textkritischen Instrument der "lectio difficilior potior" aus den verschiedenen Textzeugen eine sichere Textgrundlage erheben. Ein ausführlicher Apparat begleitet darum die Edition, die den Leser dazu einlädt, die getroffenen textkritischen Entscheidungen nachzuvollziehen bzw. anhand der Textvarianten zu revidieren.

Vergleichbare Probleme stellen sich bei der Frage nach der Identität des Autors, von dem in verschiedenen Zeugnissen wie bei Palladius, Sozomenus, Dorotheus von Gaza, Nikephoros Kallistos und Photios auf so unterschiedliche Weise die Rede ist, dass es sich unmöglich um ein und dieselbe Person handeln kann. Wir begegnen Markus als Bischof von Arethusien in Syrien, als Schüler des Silvanos in der sketischen Wüste, als Eremiten, der den Beinamen "Der Athener" trägt, und als Begleiter eines gewissen Porphyrius, Bischof von Gaza. Der Zeitpunkt seines Auftretens fällt in das frühe 5. Jh. Verbindungen zu messalianischen Kreisen sind nicht ausgeschlossen, so dass als Wirkungsort der ostsyrische Raum möglich erscheint. Denkbar sind aber auch Ägypten, Palästina und Kleinasien, wo Markus Eremita als Mönch, Asket, Abt oder Bischof aufgetreten sein soll. Der Herausgeber spricht darum von ihm als einer "figure mystérieuse", deren Persönlichkeit, Lebensumstände und Wirkungsstätte im Halbdunkel stehen. Die Schriften, die Markus Eremita zugeschrieben und in der vorliegenden Edition veröffentlicht werden, erschließen ihn vor allem als Verfasser geistlich-asketischer Literatur.

In "Über das geistliche Gesetz" fordert er die Leser auf, ein tugendhaftes Leben zu befolgen und gegen die Laster anzugehen. In den Schriften "Über diejenigen, die glauben, daß sie nach den Werken gerechtfertigt werden" und "Über die Buße" macht er deutlich, dass Umkehr weniger in spektakulären Bußakten sichtbar wird als vielmehr in einer Änderung der Gewissenshaltung. Das Interesse ist auch auf die theologischen Lehrauseinandersetzungen seiner Zeit gerichtet. Der Traktat "Über die Taufe", der literarisch nach dem Frage-Antwort-Schema aufgebaut ist, geht ausführlich auf das Verhältnis zwischen dem Willen Gottes und der Freiheit des Menschen ein. Die geistliche Frage, die dahinter steht, lautet, warum der Mensch, wenn Gott ihm den Weg zum Heil eröffnet hat, nicht verhindert, sich erneut an das Böse auszuliefern. In der "Unterredung des Geistes mit seiner eigenen Seele" wird, wie in einem Appendix zur Taufschrift, das Verhältnis zwischen Sünde und Tod erörtert. Insgesamt werden bei der Lektüre die Konturen eines geistlich und theologisch engagierten Verfassers deutlich, dessen Lebensumstände zwar in mehrfacher Hinsicht offen bleiben müssen, dessen erstmals in kritischer Edition vorliegende Schriften aber das Bild des frühen 5. Jh.s bereichern.



4) Trinitarische Theologie in der Mitte des 4. Jahrhunderts

Ein wichtiges Editionsvorhaben stellt "De trinitate" von Hilarius von Poitiers ( 367) dar. Mehrere seiner Schriften liegen in den Sources Chrétiennes bereits vor: aus dem exegetischen Schrifttum der Matthäus-Kommentar (SChr 254/258), der Tractatus super Psalmos (SChr 344/347; vgl. ThLZ 115, 1990, 315) und der Tractatus mysteriorum (SChr 19 bis); aus dem sonstigen Schrifttum die Anklageschrift Contra Constantium imperatorem (SChr 334; vgl. ThLZ 113, 1988, 360/61). Mit De trinitate legen die Sources Chrétiennes eine der wichtigsten theologischen Schriften aus der Mitte des 4. Jh.s vor. Das Vorhaben umfasst insgesamt vier Bände, von denen Band 18 und Band 29 anzuzeigen sind.

Der lateinische Text wird im Wesentlichen von der kritischen Edition Pieter Smulders im Corpus Christianorum Series Latina Vol. 62-62A (1979/1980), jedoch ohne textkritischen Apparat übernommen. Die Herausgeber der vorliegenden Ausgabe verzichten allerdings nicht darauf, die wichtigsten Textzeugen noch einmal durchzusehen, mit der Edition in CCL zu vergleichen und einige erwägenswerte Veränderungsvorschläge zu unterbreiten (167-186). Vor allem haben sie dem lateinischen Text eine in der Verantwortung von G. M. de Durand, Ch. Morel und G. Pelland erstellte und mit kommentierenden Anmerkungen versehene französische Übersetzung zur Seite gestellt, die in bewährter Weise wortgetreu und sprachlich gewandt den Text erschließt.

Vorangestellt ist eine ausführliche Einleitung aus der Feder von M. Figura und J. Doignon, die beide durch zahlreiche Veröffentlichungen als Hilariuskenner ausgewiesen sind. Darin wird zunächst der Lebensgang des Hilarius, die Stellung von De trinitate im Gesamtwerk sowie die Gestalt des Arianismus in der Mitte des 4. Jh.s erläutert (12-31). Sodann wird die Frage der von Hilarius herangezogenen Quellen erörtert und auf Irenäus, Novatian, Tertullian, Euseb von Emesa und Athanasius verwiesen (32-45). In einem zweiten Teil wird der Inhalt von De trinitate skizziert.

Band 1 der Edition mit den Büchern I-III enthält nach einem Prolog, der Erläuterung des Aufbaus und einem Gebet (Buch I) die Grundzüge der Lehre von der Trinität (Buch II). Hilarius weist die Häresie des Sabellius, der unzureichend zwischen Vater und Sohn unterscheidet, zurück, und unternimmt anschließend eine Grundlegung trinitarischer Theologie in der Taufformel, wie sie das Matthäusevangelium überliefert. Er entfaltet die Lehre vom Vater, der als Ursprung des Ganzen von der menschlichen Sprache nur unzureichend erfasst werden kann, vom Sohn, dessen Gottheit in der ewigen Zeugung, dessen Menschheit in dem Geheimnis der Inkarnation begründet ist, und vom Heiligen Geist, in dem sich Vater und Sohn dem Menschen als Geschenk geben. In Buch III behandelt Hilarius eingehend das Geheimnis der Einheit und der Unterscheidung von Vater und Sohn anhand verschiedener Schriftzeugnisse aus dem Johannesevangelium.

Band 2 dieser Edition bildet mit den Büchern IV-VIII in der Gesamtkomposition von "De trinitate" den Hauptteil. Hilarius unternimmt es darin, in einer eindringlichen biblischen Argumentation die arianische Lehre zurückzuweisen. Ausführlich setzt er sich mit dem Glaubensbekenntnis des Arius in seinem Brief an Alexander von Alexandrien auseinander, das hier zum ersten Mal übersetzt wird (IV,12/13).

Hilarius zufolge enthält die Lehre des Arius zwei Grundannahmen. Zum einen, dass Gott einzig, allein ungezeugt, allein ewig und der Ursprung von allem Seienden ist. Zum anderen, dass der Sohn durch eine Willensentscheidung Gottes vor allen Zeiten gezeugt, aber nicht gleichewig ist, vielmehr eine Kreatur, vollkommener zwar als alles andere, was ist, aber eben nicht gleichewig mit Gott: er war nicht, bevor er nicht geboren wurde. Hilarius stellt beiden Grundannahmen den Glauben der Kirche entgegen. Zum einen, dass der Vater ewig Vater ist: die Geburt des Sohnes ist nicht die Auswirkung einer Willensentscheidung, sondern einer völligen Kommunikation seiner Göttlichkeit; das unaussprechliche Geheimnis dieser ewigen Zeugung des Sohnes durch den Vater hat die Wesenseinheit des Sohnes mit dem Vater zur Folge. Zum anderen: Da der Sohn Gott ist, geboren von Gott, ist der Vater nicht ein einsamer Gott oder eine Monade, umgekehrt bildet der Sohn keine Mehrzahl mit ihm, vielmehr gibt es nur einen einzigen Gott. Buch V behandelt die Göttlichkeit des Sohnes. Er ist wahrer Gott, denn er ist vom Vater gezeugt und nicht ,ex nihilo'. Gleichwohl ist er nicht, wie Hilarius unter Verweis auf die Propheten und das Deuteronomium darstellt, ein zweiter Gott an der Seite des Vaters. In Buch VI erinnert Hilarius daran, dass es zu den Aufgaben eines Bischofs gehört, den Häresien entgegenzutreten. Er zitiert ein weiteres Mal den Brief des Arius an Alexander von Alexandrien (VI, 5/6). Ein Gebet, das zweite in De trinitate, in dem Hilarius darum bittet, den Glauben an den Vater und den Sohn zu bewahren, leitet über zu einem Argumentationsgang, der die Göttlichkeit Jesu Christi aus der Schrift begründen soll. Die beiden folgenden Bücher behandeln die Wesenseinheit von Vater und Sohn. Buch VII zeigt ausgehend vom Evangelium des Johannes, dass Jesus Christus wahrer Gott ist durch seinen Namen, seine Geburt, seine Natur, seine Machttaten und seine Selbstzeugnisse. Buch VIII widerspricht noch einmal der arianischen Lehre, in der der Vater nicht mehr Vater, der Sohn nicht mehr Sohn und der Glaube nicht mehr Glaube sei, und unterstreicht, die in den vorangegangenen Büchern entwickelten Gedanken zusammenfassend, dass die Einheit von Vater und Sohn nicht eine im Willen begründete Einheit, sondern eine Einheit des Wesens und der Natur ist. Hilarius beschließt das letzte Buch dieses zweiten Hauptteiles mit Überlegungen zur Bedeutung des Heiligen Geistes als Offenbarung der Einheit von Vater und Sohn.

In ihrer Einleitung unternehmen die beiden Hgg. den Versuch, den vielschichtigen Gedankengang des Hilarius theologisch zu bündeln, indem sie die grundlegenden Aspekte seiner Lehre herausarbeiten, zunächst Gotteserkenntnis und Glaube als Wege zum trinitarischen und christologischen Mysterium, sodann die trinitarischen und christologischen Ansätze: der Vater als Ursprung alles Seienden; die göttliche Zeugung des Sohnes; die Einheit von Vater und Sohn in der göttlichen Natur; die - freilich noch unvollkommene - Lehre vom Heiligen Geist; das Geheimnis Christi: die Vorbereitung im Alten Testament, die Annahme der menschlichen Natur, die Spannung zwischen göttlicher Hoheit und menschlicher Niedrigkeit, die Auferstehung und Erhöhung, die Wiederkunft Christi und die eschatologische Vollendung (76-117).

Ein vergleichender Blick, den die Herausgeber auf andere Schriften des Hilarius werfen, in denen ebenfalls, wenn auch mehr am Rande trinitarische und christologische Fragen angesprochen werden, Liber de Synodis, Collectanea antiariania Parisina, Contra Constantium Imperatorem Liber, Contra Auxentium Mediolanensem Liber sowie In Matthaeum Commentarius und Tractatus super Psalmos, bestätigt die in De Trinitate gewonnenen Aussagen: Hilarius verteidigt die Wesenseinheit von Vater und Sohn, er nimmt auch orthodoxe Interpretationen des homoiousios auf, aber er wendet sich zunehmend der nizänischen Formel des homoousios zu (118-133).

Was den Schriftgebrauch des Hilarius betrifft, stellen die Hgg. mit der bisherigen Forschung (Ch. Kannengießer u. a.) fest, dass Hilarius offensichtlich nicht nur eine Fassung, sondern unterschiedliche lateinische Übersetzungen der Bibel benutzt hat, und betonen die Notwendigkeit, an dieser Stelle zu größerer Klarheit zu gelangen. Der intensive Schriftgebrauch, der durch ein Schriftregister zuverlässig erschlossen wird, macht deutlich, dass für Hilarius, wie für die Kirchenväter überhaupt, Theologie in erster Linie als Exegese, als Schriftauslegung betrieben wird. In De trinitate bezieht sich Hilarius insbesondere auf die Gottesoffenbarungen im Pentateuch, in den Prophetenbüchern sowie in den Psalmen; vom Neuen Testament heben sich das Matthäus- und das Johannesevangelium sowie die paulinischen Briefe heraus (134-144). Hinzuweisen ist abschließend auf die nützliche Bibliographie, die aus der Fülle der Sekundärliteratur die wichtigsten Veröffentlichungen erschließt (189-200).

5) Geschichtsschreibung und Schriftauslegung an der Wende zum 5. Jahrhundert

Von Sulpicius Severus, dem aus Aquitanien stammenden Geschichtsschreiber, ist in den Sources Chrétiennes bereits vor längerer Zeit die Vita Martini erschienen (SChr 133-135, 1967/ 1969; vgl. ThLZ 94, 1969, 918-920). Mit der Veröffentlichung der Chronik liegt sein uvre nunmehr vollständig vor.10 Herausgeber ist Ghislaine de Senneville-Grave, der diese Edition als Doktoratsabhandlung an der Universität von Paris (Sorbonne) vorgelegt hat.

Die Textfassung stimmt im Wesentlichen mit der von Karl Halm im Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum 1, 1866, überein, ist aber noch einmal anhand des wichtigsten Textzeugen, des Vaticanus Palatinus latinus, durchgesehen und geprüft worden. Ebenso wurde die älteste Ausgabe, die Editio princeps des Flacius Illyricus von 1566, herangezogen. Das führt zu einer Reihe kleinerer Korrekturen gegenüber der Textfassung von Halm (vgl. die Auflistung 63 f.), vor allem aber zu einem vervollständigten textkritischen Apparat. Auch die französische Übersetzung ist neu erstellt worden, nachdem André Lavertujon 1896/99 erstmals eine solche, sprachlich inzwischen veraltete, vorgelegt hat.

In seiner Einleitung gibt Senneville-Grave zunächst eine kurze Lebensskizze des Sulpicius. Dessen Lebensdaten lassen sich nur ungefähr ermitteln. Sie fallen in die zweite Hälfte des 4. Jh.s. Sulpicius stammt aus vornehmer Familie. Er befasst sich mit Rechtsstudien in Bordeaux und wird Anwalt, zieht sich nach dem frühen Tod seiner Frau und auf Anraten seines Freundes Martin von Tours in die Einsamkeit seines Gutes von Primuliacum zurück, beginnt ein asketisches Leben und schreibt seine beiden historischen Bücher. Während dem ersten Buch, der Vita Martini, ein großer Erfolg beschieden ist - die Zeitgenossen verschlingen die Darstellung als ein Zeugnis vorbildlichen Lebens und der Eigenständigkeit abendländischer Askese-, findet das zweite Buch, die Chronik, kaum Aufmerksamkeit. Das zeigt sich nicht zuletzt daran, dass sie nur in einer einzigen vollständigen Handschrift erhalten geblieben ist. Erst in der Zeit der Reformation (Flacius), also elf Jahrhunderte später, beginnt die eigentliche Wirkungsgeschichte dieser Schrift, in der Sulpicius in einem gepflegten Stil, der an Cicero, Vergil und Ovid erinnert, in zwei Büchern das umfassende Szenario des von der Schöpfung bis in die Gegenwart des Autors reichenden Geschichtsverlaufs beschreibt. Dabei erweist er sich als ein guter Erzähler, der mit apologetischem und hagiographischem Interesse seine Leser über die Heilsgeschichte belehren, sie mit wunderbaren Erzählungen erfreuen und zu einem asketischen Leben ermuntern will.

Zunächst wird den historischen Büchern der Bibel folgend die Schöpfungsgeschichte und die Geschichte des jüdischen Volkes dargestellt, beginnend mit Abraham, dann die Zeit in Ägypten, der Auszug und die Übergabe des Gesetzes am Sinai, die Ankunft im Gelobten Land, die Zeit des Josua und der Richter, das Wirken Davids und Salomos, der Tempelbau, die Teilung des Landes, die Babylonische Gefangenschaft, die Zeit der Perser, der Griechen und der Römer. Daran schließt sich - einsetzend in der Mitte des zweiten Buches (Kap. 27) - die Geschichte des Christentums an: die Geburt Jesu, die ersten Verfolgungen, die Eroberung Jerusalems durch die Römer, die christlichen Märtyrer, der Beginn der konstantinischen Zeit und das Auftreten der großen Häresien.

Was den ersten Teil betrifft, zieht Sulpicius hauptsächlich die Vetus Latina heran, doch lässt sich die Benutzung der Septuaginta nicht ausschließen. Was den zweiten Teil betrifft, greift Sulpicius reichlich auf Hieronymus, aber auch auf Tertullian, Cyprian, Hilarius, Ambrosius, Paulinus von Nola zurück; auch Euseb und Origenes werden in der Übersetzung des Hieronymus herangezogen. Die Chroniken des Hippolyt von Rom und des Julius Africanus werden ebenfalls verwendet, was vermuten lässt, dass Sulpicius jedenfalls über Grundkenntnisse des Griechischen verfügt. Auch nichtchristliche Quellen werden benutzt: Vor allem Sallust und Tacitus, aber auch Aurelius Victor und Hegesipp gehören zu den Vorlagen, derer sich Sulpicius Severus bei seiner Darstellung bedient. Die Gliederung wird nach der Typologie der Wochentage, deren jeder 1000 Jahren entspricht, vorgenommen (die Geburt Jesu fällt in das Jahr 5500 nach der Schöpfung), ohne dass Sulpicius damit zum Chiliasten würde. Ein Gedanke, der immer wieder anklingt, ist der Hinweis auf das Alter der christlichen Religion, deren Ursprünge bis in den Alten Bund zurückreichen. Auch spricht Sulpicius wiederholt die Nähe des Endes der Zeiten an, um dadurch seine Zeitgenossen auf den Weg der Askese zu bringen.

Auch wenn sich Sulpicius als Historiker versteht, kommt doch seiner Darstellung historischer Wert nur für die letzten Jahrzehnte zu. Darin freilich erweist er sich als ein guter Kenner der Kultur, der Mentalität und der geistigen Bewegungen seiner Zeit. Vieles erfahren wir über die Ausbreitung des Arianismus in der westlichen Kirche (Buch 2, Kap. 35-45). Außerdem ist Sulpicius eine wichtige Quelle für die Geschichte des Priscillianismus, mit der er seine Darstellung beschließt (Buch 2, Kap. 46-51). Der geschichtliche Wert der Chronik wird durch die ausführliche Kommentierung des Hg.s erschlossen. Zu ihr gehören mehrere Register sowie synoptische Tabellen, in denen die Chronologie der politischen und der heilsgeschichtlichen Ereignisse in den verschiedenen historiographischen Werken vergleichend dargestellt wird.

Aus derselben Zeit, aber aus einem ganz anderen Kontext stammen die Predigten des Johannes Chrysostomus über das erste Buch Mose11. In den Sources Chrétiennes liegen von ihm bereits zahlreiche Bände mit dogmatischen, praktischen und exegetischen Schriften vor, darunter die Kommentare zu Jesaja (SChr 304) und Hiob (SChr 346/348) sowie die Homilien zu Hosea (SChr 277). Die vorliegende Edition enthält acht Predigten über einzelne Abschnitte der Genesis, die vermutlich kurz nach der Ordination 386 entstanden sind und eine Vorarbeit zu der großen Predigtreihe darstellen, in der Chrysostomus 388/89 die Genesis in 67 Homilien vollständig auslegen wird. Zwischen beiden Predigtreihen bestehen zahlreiche inhaltliche Parallelen; Themen der acht Predigten werden in den Predigten 3-5, 8-9, 12-17, 19 und 29 aufgenommen (vgl. die synoptische Übersicht auf S.18-21).

Herausgeber der vorliegenden Edition ist Laurence Brottier, Dozent für griechische Philologie an der Universität von Limoges, der damit seine an der Universität Poitiers 1988 vorgelegte Doktoratsthese fortführt und erweitert. Der wesentliche Fortschritt seiner Edition besteht in der Erabeitung einer völlig neuen Textgrundlage. In seiner Einleitung geht Brottier ausführlich auf die Textgeschichte der acht Predigten ein, die mit der vorliegenden Edition erstmals kritisch ediert werden. Er geht damit einen entscheidenden Schritt über J. P. Migne hinaus, der sich 1862 in PG 54, 581-620 mit einem Abdruck bereits vorliegender Editionen begnügte, die im Wesentlichen auf das frühe 17. Jh. zurückgehen. Brottier unternimmt bei seiner Edition eine umfassende Prüfung aller vorhandenen, insgesamt 38 Textzeugen, in denen die acht Genesispredigten bzw. Teile derselben überliefert worden sind, von denen freilich mehr als die Hälfte nur eine Predigt oder gar nur Fragmente einer Predigt enthält. Nur sieben Textzeugen bieten mehr als sechs Predigten, und nur ein einziger Textzeuge, der Parisinus, enthält alle acht Predigten. Es ist dieser Textzeuge, auf den sich die bisherigen Editionen, beginnend mit Henry Savile 1612 über Bernard de Montfaucon 1721 bis zu Migne 1835 gestützt haben. Brottier gewichtet demgegenüber neu ausgehend von der Beobachtung, dass die Predigten in der Überlieferung offenbar selbständig umgelaufen sind, was zur Folge hatte, dass die Kopisten die Predigten aus unterschiedlichen Quellen in ihre Manuskripte aufgenommen haben. Aus diesem Grund entscheidet sich Brottier dafür, neben den wenigen großen Textzeugen, die alle oder fast alle Predigten enthalten, auch die zahlreich anderen heranzuziehen, die nur eine oder zwei Predigten enthalten. Pro Predigt werden etwa 10-15 Textzeugen angeführt. Beim Durchgang durch die insgesamt 38 Manuskripte der Genesispredigten schälen sich zwei Textfamilien heraus: mit dem Pariser Kodex (Parisinus), der die Predigten 1-7 enthält, an der Spitze; mit verschiedenen Textzeugen, von denen keiner alle Predigten enthält, bei denen aber der Wiener (Vindomonensis) und der venezische (Marcianus) sowie der Kodex des Sinaiklosters (Sinaiticus) herausragen. Auffällig ist, dass bei bestimmten Textzeugen die Predigten unterschiedlichen Textfamilien zugeordnet werden müssen, etwa beim Münchener Kodex (Monacensis) und beim Kodex Vaticanus. Insgesamt kennzeichnet die vorliegende Edition die Verringerung der Abhängigkeit von wenigen großen Textzeugen, die Differenzierung zwischen zwei Textfamilien und die Einbeziehung zahlreicher kleinerer Manuskripte. Auf diese Weise entsteht ein völlig neuer Text, der erstmals beanspruchen kann, die Chrysostomus-Predigten in einer textkritischen Ausgabe vorzulegen, der aber durch die Angabe der Seitenzahlen von Migne eine vergleichende Benutzung beider Texte erlaubt.



In seiner Einleitung geht Brottier auch auf die inhaltliche Gestalt der Predigten ein. Was die Reihenfolge betrifft, fallen Brüche auf: 1 und 2 gehören zusammen; zwischen 2 und 3 besteht ein Bruch; 3-5 bilden eine Reihe; der Anschluss zwischen 5 und 6 sowie 6 und 7 ist unsicher; 8 bildet eine eigene Einheit. Vielleicht ist die Ursache darin zu sehen, dass einzelne Predigten verlorengegangen sind; wahrscheinlicher aber ist, dass sich darin die relative Autonomie der Predigten dokumentiert, die auch in der handschriftlichen Überlieferung ihren Ausdruck gefunden hat. Inhaltlich behandeln die Predigten keine größeren Textkomplexe, sondern einzelne Verse des Schöpfungsberichtes, um daran anknüpfend bestimmte Themen zu entfalten. Die vorliegenden acht Predigten lassen ihre Stellung im liturgischen Jahr erkennen: es ist die vorösterliche Fastenzeit, in der es um die Vorbereitung der Katechumenen auf die Taufe und die österliche Eucharistie geht. Chrysostomus steht dabei, wenn denn die direkte Anrede nicht nur ein literarisches Stilmittel ist, die Gemeinde von Antiochien vor Augen, deren Presbyter er gerade geworden ist und der er sich in seinen Predigten über Exegese und Ermahnung hinaus seelsorgerlich-pastoral zuwendet. Dies geschieht auf sprachlich vollendete Weise und legt ein Zeugnis von der rednerischen Begabung des späteren Bischofs von Konstantinopel ab. Chrysostomus erweist sich als ein eindringlicher Exeget, als ein den Menschen zugewandter Seelsorger und als ein Mönch, der aus der Tradition des Gebets wesentliche Prägungen empfangen hat.

Predigt 1 behandelt anhand von Gen 1,1+2 den Themenbereich Schöpfung: die Schöpfung als Weg zum Schöpfer, Gott und das menschlich verursachte Böse, Gottes Pädagogik, die Paradoxien göttlichen Handelns. Die Predigten 2-5 behandeln anhand von Gen 1,26 das Thema Ebenbild Gottes: die Bedeutung dieser Rede, das Verhältnis von Mann und Frau, das Dominium terrae, die Knechtschaft des Menschen wegen seiner Sünde, die Verheißungen Christi, welche die verlorenen Güter weit übersteigen. Die Predigten 6 und 7 sprechen anhand von Gen 2,9 + 17 über das Unterscheidungsvermögen Adams, den Baum der Erkenntnis und den verheißenen Baum des Heiles. Predigt 8 bildet mit seiner an Gen 2,16 anknüpfenden Rede über das Gesetz eine eigene Einheit: Thema ist das Gesetz, das nicht den Fall des Menschen verursacht hat, sondern ein Geschenk Gottes ist, mit dem die Juden geehrt wurden, noch mehr aber die Christen. Die Einleitung schließt mit einer Auswahlbibliographie (vorangestellt ist ein Hinweis auf die ausführliche Bibliographie von R. Brändle in RAC 18, 1997, 495-503) sowie verschiedenen Registern, durch die die Schriftbezüge, die Namen, griechische Schlüsselbegriffe sowie die Fülle der in den Predigten angesprochenen Themen rasch erschlossen werden.

Einer besonderen und nur wenig bekannten Form der Schriftauslegung begegnen wir in den christlichen Homerocentra12. Bei ihnen handelt es sich um poetische Texte, deren Thema das Leben Jesu ist, von dem aber nicht in den Worten der Evangelien, sondern in den Versen homerischer Dichtung gesprochen wird. In der spätantiken Literatur gibt es mehrere Beispiele für diese Art von Literatur, in der einzelne Elemente der Dichtung bedeutender Autoren aufgegriffen, neu zusammengesetzt und dadurch neu gedeutet werden. Im Griechischen greift man auf Homer, im Lateinischen auf Vergil und Horaz zurück.





Über die Verfasser der Homerocentra wissen wir kaum etwas, auch wenn die Überschrift vier Personen nennt: Einen gewissen Bischof Patricius, der nicht mehr identifiziert werden kann; einen Philosophen namens Optimus, dessen Identität ebenfalls unsicher ist, der aber möglicherweise als späterer Bischof von Phrygien 381 am Konzil zu Konstantinopel teilgenommen hat; Eudocia Augusta, die von der Tradition als Kaiserin an der Seite Theodosius' II. gesehen wird, bei der es sich vielleicht aber auch um eine ganz andere Person handelt; und schließlich ein gewisser Kosmas von Jerusalem, über den nur so wenig bekannt ist, dass er als Zeitgenosse Eudocias ebenso in Frage kommt wie als Stiefbruder des Johannes Damaskus. Mit anderen Worten: Die Abfassung der Homerocentra fällt in einen kaum näher zu bestimmenden Zeitraum des 4./5. oder gar 7. Jh.s.

André-Louis Rey, Dozent für byzantinische Literatur an der Universität Genf, ist der Herausgeber der vorliegenden Edition, die auf eine Doktoratsthese zurückgeht. In der Einleitung erläutert er die Textgeschichte der Homerocentra. Dreißig Manuskripte, zumeist anonym überliefert, sind erhalten, lassen sich freilich überwiegend von einer auf die Renaissancezeit zurückgehenden Tradition (Alde Manuce, 1502) ableiten. Wichtigster Textzeuge ist der aus dem 10. Jh. stammende Parisinus suppl. gr. 388. Bisher lag von ihm erst eine Teilausgabe vor, die von Arthur Ludwich 1897 in der Bibliotheca Teubneriana verantwortet wurde. Auch der vorliegenden kritischen Edition liegt der Parisinus zu Grunde, nun aber vollständig, unter Heranziehung auch der anderen Textüberlieferungen und versehen mit einer französischen Übersetzung.

Thema der Homerocentra ist Gottes Heilsgeschichte und ihre Verwirklichung in der Inkarnation Jesu Christi. Dessen Leben, Passion und Auferstehung werden in insgesamt 50 Abschnitten beschrieben. Der erste Abschnitt trägt die Überschrift "Über das Wohlwollen des Vaters und die Sendung des Sohnes"; dann folgen die Geburt, die Kindheitsgeschichte, die Taufe durch Johannes, die verschiedenen Stationen des Wirkens Jesu bis hin zu seiner Kreuzigung und zur Auferweckung. Der letzte Abschnitt lautet "Über die Himmelfahrt". Im Hintergrund der Texte lassen sich die christologischen Auseinandersetzungen des 5. Jh.s erkennen, direkte Bezugnahmen aber sucht man vergebens.

Charakteristisch für das literarische Genre ist, dass die Themen in der Sprache Homers entwickelt werden. Dass dies geschieht, spiegelt einen sprachschöpferischen Prozess wider, der das enge und fruchtbare Verhältnis von christlicher und hellenischer Literatur in byzantinischer Zeit erhellt. André-Louis Rey, der Herausgeber, vergleicht ihn mit der Umsetzung des Evangeliums in die ikonographische Sprache. Auffällig ist, dass bestimmte Wendungen wiederholt auftauchen und in einen jeweils neuen Kontext gestellt werden (vgl. die Register S. 525-538). Die Wirkung dieser Dichtung beruht im Wesentlichen darauf, dass sie christliche Inhalte in der überraschenden, unerwarteten Sprachgestalt griechischer Dichtung zum Klingen bringt. Die theologische Konsequenz ist weitreichend: Indem Christus zum Gegenstand klassischer Dichtung gemacht wird, wird Homer zum Zeugen Christi.

6) Die kirchliche Predigt in der Zeit der Völkerwanderung

Von Caesarius, dem bedeutendsten kirchlichen Schriftsteller Galliens in der ersten Hälfte des 6. Jh.s (die Lebensdaten: geb. 470 in Chalon-sur-Saône, gestorben 542 in Arles), liegen in den Sources Chrétiennes bereits zwei Schriftengruppen vor, die seinen beiden Lebensperioden zugeordnet werden können: die Statuta sanctarum virginum und die Regula monachorum fallen in die Zeit des Aufenhalts im Kloster Lerin (SChr 345, 398); die Sermones de diversis seu admonitiones lassen den Prediger und Seelsorger auf dem Bischofsstuhl von Arles erkennen (SChr 175, 243, 330). Mit der vorliegenden Edition, den Predigten über die Schrift, wird ein weiterer Teil des umfangreichen homiletischen uvres herausgegeben.13 Herausgeber ist Joël Courreau, Abt von St. Martin in Ligugé, der auch die anderen Bände der Caesarius-Werke editorisch betreut hat.

Der lateinische Text ist weitgehend mit der 1937 von Germain Morin im Corpus Christianorum Series Latina CIII/CIV kritisch edierten Ausgabe identisch, der Hg. verzichtet aber nicht darauf, diese noch einmal durchzusehen und an einzelnen Stellen zu ergänzen. Anlass dazu ist, dass über die von Morin herangezogenen Collections arlesiénnes hinaus, zu denen eine Collectio biblica und eine Collectio biblica altera sowie mittelalterliche Homiliare gehören, 1977 von R. Étaix eine Collectio Gallicana, eine weitere, bisher nicht bekannte Predigtsammlung, entdeckt worden ist, die zwar nur in einem einzigen Pariser Manuskript aus dem 13. Jh. vorliegt, aber auch indirekte Zeugen in verschiedenen Homiliaren hat (vgl. Revue Bénédictine 87, 1977, 7-33). Aus der Heranziehung dieses Textzeugen ergibt sich zwar keine grundlegende Abweichung vom Morin-Text, wohl aber Erweiterungen und Ergänzungen, die im kritischen Apparat vermerkt werden.

Der vorliegende Band mit den Predigten 81-105 ordnet sich in das homiletische Gesamtwerk des Caesarius folgendermaßen ein. Die (in SChr bereits vorliegenden) Predigten 1-80 enthalten die Admonitiones; 81-186 die Sermones de Scriptura (darunter also 81-105 in dem zu besprechenden ersten Teilband), 187-213 die Sermones de Tempore, 214-232 die Sermones de Sanctis und 233-238 die Sermones ad Monachos, deren Edition noch aussteht. Die Predigten aus der Reihe De Scriptura behandeln in ihrer Gesamtheit mehrheitlich alttestamentliche Texte. In den Predigten des vorliegenden Bandes werden Texte der ersten drei Bücher Mose ausgelegt, zunächst die Patriarchen Abraham, Isaak, Jakob sowie Joseph (Predigten 81-93); dann Moses, die zehn Plagen und die Übergabe der zehn Gebote (Predigten 94-104); schließlich die geistlichen Segensworte im Buch Leviticus (Predigt 105).

Den Hintergrund dieser Predigten bildet die wechselvolle, von Umbrüchen geprägte Situation Galliens in der ersten Hälfte des 6. Jh.s. Es ist eine Zeit, in der die kriegerischen Auseinandersetzungen der Völkerwanderung das Leben der Menschen bestimmt. Armut und Hungersnot gehören zur Alltagserfahrung. Außerdem hinterlässt das Nebeneinander von germanisch-arianischer und römisch-katholischer Bevölkerung seine Spuren. Die Taufe Chlodwigs 498 ändert daran zunächst nichts: Gallien ist weit davon entfernt, in Stadt und Land vollständig christianisiert zu sein. Zwar trägt die Reorganisation der katholischen Kirche vor allem im südlichen Gallien erste Früchte (vgl. die Reichssynode von Orléans 511), doch erst mit dem Übergang der politischen Herrschaft an die Frankenkönige 536 ändert sich auch für die katholische Kirche die Situation grundlegend.

In seinen Predigten unternimmt es Caesarius, die Texte des Alten (und später auch des Neuen) Testaments seinen Hörern auf dem Hintergrund der angedeuteten Erfahrungen zu erläutern. Er tut dies in der vorösterlichen Fastenzeit, in der der
Bischof, der liturgischen Tradition folgend, in jedem Jahr die Geschehnisse des Alten Bundes symbolisch auf die Ankunft Christi deutet. Caesarius kommentiert in seinen Predigten die biblischen Texte exegetisch und praktisch, das heißt er erläutert
den Bibeltext Wort für Wort, greift dabei auf die Predigttradition der Kirchenväter zurück und richtet sie auf die Hörersituation der Gemeinde von Arles aus. Der Bischof von Arles ver-

folgt dabei ein doppeltes Interesse. Zunächst ein pastorales, insofern er sich an die Katechumenen, deren Taufe bevorsteht, und an alle Gläubigen, die sich auf den Empfang der österlichen Eucharistie vorbereiten, wendet. Sodann ein lehrmäßiges, insofern er die katholische Lehre gegen Andersgläubige verteidigt: Gegen die gotischen Arianer betont er die Trinitätslehre, gegen die Manichäer hält er am Alten Testament fest, und gegen die Juden unterstreicht er die Überordnung der Kirche über die Synagoge. Bei seiner Auslegung ist Caesarius von Origenes und Augustin, weniger stark auch von Ambrosius, beeinflusst, erweist sich aber durchaus als selbständig. Er entwickelt keine exegetische Theorie, übernimmt auch nicht den drei- oder vierfachen Schriftsinn, sondern unterscheidet zwischen einer historisch-literalen und einer spirituellen Bedeutung des Schrifttextes, wobei sich letzterer sowohl auf die Geheimnisse des Glaubens als auch auf das christliche Leben bezieht. Das eigentliche Interesse Caesarius' liegt auf dem zweiten, dem geistlichen Schriftsinn: Um die Präfiguration des Neuen Bundes im Alten aufzuzeigen, spricht er von figura, typus und imago, auch von mysterium und sacramentum. Das Alte Testament ist in seiner Auslegung als symbolische Ankündigung der Ankunft Christi und des christlichen Geheimnisses zu lesen. Zu deren Verstehen sollen die Hörer in Vorbereitung des österlichen Freudenfestes geführt werden.

7) Gregor der Große und seine mittelalterliche Wirkungsgeschichte

Zum Abschluss dieser Bücherbesprechung sei die Fortsetzung einer Edition des Kommentars über das erste Buch der Könige (entspricht dem ersten Buch Samuel) angezeigt.14 Von dem Gesamtwerk liegen bisher die Bände 1-3 (SChr 351, 391, 432) vor (vgl. ThLZ 124, 1999, 1078). Der vorliegende vierte Band führt das Unternehmen, das auf sechs Bände angelegt ist, fort. Herausgeber ist - wie bei Band 1 und 3 - Adalbert de Vogüé, Mönch in La Pierre-qui-Vire, Mitherausgeber der Werke Gregors d. Gr. und renommierter Mediävist. Die Textgrundlage ist im Wesentlichen mit der von P. Verbraken im Corpus Christianorum Series Latina besorgten kritischen Edition identisch; die vorgenommenen Änderungen werden in der Einleitung von de Vogüé erläutert (41/42). Auf seine Untersuchungen geht der Anstoß zurück, die Autorschaft dieses über Jahrhunderte Gregor d. Gr. zugeschriebenen Kommentars zu überdenken. Während de Vogüé noch in Band 1 von der Verfasserschaft Gregors ausging - eine Entscheidung, an der auch Christophe Vuillaume, Hg. von Band 2, festhielt, änderte er bei Band 3 sein Urteil und konstatierte, dass der Kommentar nicht auf den Bischof von Rom, sondern auf einen bis dahin nur wenig bekannten, aus Kampanien stammenden Mönch namens Petrus von Cava zurückgeht, der sich der Gedankenwelt und der Lehre Gregors weitgehend angeschlossen habe. Die Begründung für seine Entscheidung, dass es sich bei dem vorliegenden Kommentar also nicht um ein Werk Gregors d. Gr., sondern eines seiner Wirkungs- und Rezeptionsgeschichte handelt, gibt de Vogüé im vorliegenden vierten Band.

In der Einleitung erläutert er zunächst das historische Umfeld. Das Wirken des Petrus von Cava fällt in die Zeit des Papstschismas, das in den dreißiger Jahren des 12. Jh.s mit Innozenz II. auf der einen und Anaklet auf der anderen Seite die abendländische Kirche einer Zerreißprobe aussetzt. Das zeigt sich exemplarisch an der in Apulien gelegenen Benediktinerabtei Venosa, die - von den Normannen 1040 gegründet - in den ersten Jahrzehnten ihres Bestehens eine Blütezeit durchläuft und zu einem Ort der Gelehrsamkeit wird: In der klösterlichen Bibliothek finden sich neben anderen Kirchenvätern die gesammelten Werke Gregors d. Gr., die Abt Berengar (1071-1095) aus seinem in der Normandie gelegenen Heimatkloster St.-Evroul 1071 nach Venosa mitgenommen hat. Die Abtei wird dann aber von den Wirren des Schismas erfasst und droht schließlich darin unterzugehen. Erst nach dem Friedensschluss Rogers II. von Sizilien mit Innozenz II. 1139 kommt die Wende: Beide beauftragen das im benachbarten Kampanien gelegene Benediktinerkloster Cava, das Mutterkloster einer stattlichen Kongregation, mit der Reorganisierung und Neuordnung Venosas. Cava bietet sich dafür an, denn es ist von den Wirren des Schismas verschont geblieben, hat keine Spaltung des Mönchskonvents erlebt und sich mit Roger II. geschlossen der Obödienz Innozenz II. unterstellt. Außerdem ist die Abtei von cluniazensischem Reformgeist und einem geistigen Aufbruch geprägt, der de Vogüé von einem "Goldenen Zeitalter" sprechen lässt. 1141 entsendet der Abt von Cava einen gewissen Petrus Divinacellus zusammen mit zwölf Mönchen und erteilt ihnen den Auftrag, das Kloster Venosa nach dem Vorbild Cavas zu reformieren. Bis zu seinem Tod 1156 wird Petrus von Cava als Abt von Venosa wirken und wesentlich zu einer zweiten Blüte dieses apulischen Klosters beitragen.

Um seinem neuen Kloster den Reformgeist von Cava nahezubringen, verfasst Petrus Divinacellus eine Chronik des Klosters mit hagiographischem Anstrich, die "Vita abbatum Cauensium". Zur gleichen Zeit, vielleicht auch schon vorher, schreibt er den Kommentar zum Ersten Buch der Könige. Auch wenn eine Verfasserangabe fehlt, gibt es eine Reihe deutlicher Indizien, die seine Autorschaft erkennen lassen. Dazu gehören bestimmte Formulierungen, die sich in der Vita abbatum wiederfinden, nicht aber bei Gregor d. Gr. Gleichzeitig lässt die Vita viele Anlehnungen an die Dialoge Gregors und damit die Absicht, das große Vorbild nachzuahmen, erkennen, was auch den gregorianischen Klang des Königekommentars erklärt. Am auffälligsten aber ist, dass der Königekommentar vor dem 12. Jh. von keinem der vorangegangenen Kommentatoren, weder von Isidor noch von Beda, erwähnt wird. Bedenkt man die Berühmtheit und die Rezeption der Schriften Gregors im Mittelalter, kann dieses Schweigen nur bedeuten, dass der Königekommentar noch nicht existiert hat.

Der im vierten Band aufgezeichnete Kommentar handelt von der Geschichte Sauls und seiner Berufung durch Samuel (entspricht 1Samuel 9/10). In vier Abschnitten wird zunächst die Begegnung Sauls mit Samuel (IReg IV; 79-140), sodann die königliche Salbung (141-155), die Weissagungen Samuels (156-188) und schließlich die Proklamation zum König dargestellt (189-217). Petrus von Cava legt diese Textabschnitte auf seine Gegenwart hin aus, in der viele Mönche zu Bischöfen berufen werden. Saul wird in dieser Darstellung zum Bild, zur "figura", des christlichen Hirten, der durch Samuel, den vollkommenen Bischof, die priesterliche Salbung empfängt. Der Berg, auf den Samuel und Saul steigen, symbolisiert die Sehnsucht nach den göttlichen Dingen. Der Weg wieder hinunter in die Stadt bedeutet das Mitgefühl mit den sündigen Menschen. Dass die Salbung hier durchgeführt wird, zeigt, dass sie den Sündern zugute geschieht. Das Öl der Salbung repräsentiert die bischöflichen Charismen: die Barmherzigkeit, die Gnade zu predigen und die Fähigkeit zu führen; dass zuviel Öl über dem Haupt Sauls ausgegossen wird, deutet an, dass der Ordinand auf seinem Weg nicht durchhalten wird. Von den geweissagten Zeichen stehen die zwei Männer am Grab der Rahel für diejenigen, welche die Ehre der Welt verachten; die drei Männer, die nach Bethel gehen, unterziehen sich der Betrübnis der Buße, um Worte und Taten im Lichte Gottes zu prüfen; die Propheten, die von der Höhe kommen, sind die Prediger der Kirche, erfüllt von der Liebe und der Erkenntnis Christi. Die Darstellung mündet in die Proklamation Sauls als des göttlich Erwählten: Dass er sich zunächst verbirgt, ist das Zeichen seiner Demut; dass er bei seinem Erscheinen aber alle anderen an Haupteslänge überragt, zeigt seine moralische Überlegenheit. Dem Volk Gottes aber trägt Samuel auf, dass es dem Gesalbten, dem Hirten und Bischof, Gehorsam leiste.

Insgesamt wird die Erzählung von der Erwählung und Salbung Sauls bei Petrus von Cava zu einem Bild, das den drei Ständen einen Spiegel ihrer gottgewollten Aufgaben vorhält: Dem Klerus, der mit der göttlichen Salbung die Gnade des Hl. Geistes empfangen hat, sind der Geist des Gebets, die Bewahrung des rechten Glaubens und die Unterweisung des Volkes in Demut und moralischer Integrität aufgetragen; die Mönche stehen für die kontemplative Orientierung des Lebens, das sich von weltlichen Verlockungen ab- und dem unzugänglichen Licht, in dem Gott wohnt, zuwendet; den Gläubigen ist der Gehorsam gegenüber dem Bischof aufgetragen. Uns begegnet damit in diesem Kommentar nicht nur ein eindrückliches Beispiel mittelalterlicher Schriftauslegung, sondern darüber hinaus der Aufnahme und der Weiterführung patristischer Theologie im Kontext des 12. Jh.s.

Fussnoten:

1) Tertullien: Contre Hermogène. Introduction, Texte critique, Traduction, Notes et Commentaire par F. Chapot. Paris: Cerf 1999. 473 S. 8 = Sources Chrétiennes, 439. Kart. fFr 258.-. ISBN 2-204-06217-0.

2) Cyprien de Carthage: La Bienfaisance et les Aumônes. Introduction, Texte critique, Traduction, Notes et Index par M. Poirier. Paris: Cerf 1999. 203 S. 8 = Sources Chrétiennes, 440. Kart. fFr 164.-. ISBN 2-204-06240-5.

3) Pseudo-Philon: Prédications Synagogales. Traduction, Notes et Commentaire, par F. Siegert et J. de Roulet avec la collaboration de J.-J. Aubert et N. Cochand. Paris: Cerf 1999. 218 S. 8 =Sources Chrétiennes, 435. Kart. fFr 177.-. ISBN 2-204-06262-6.

4) Clement d'Alexandrie: Les Stromates. Stromate VI. Introduction, Texte critique, Traduction et Notes par P. Descourtieux. Paris: Cerf 1999. 422 S. 8 = Sources Chrétiennes, 446. Kart. fFr 183.-. ISBN 2-204-06348-7.

5) Origène: Homélies sur les Nombres II. Homélies XI-XIX. Texte latin de W. A. Baehrens. Nouvelle edition par L. Doutreleau S.J. Paris: Cerf 1999. 417 S. 8 = Sources Chrétiennes, 442. Kart. fFr 232.-. ISBN 2-204-06227-8.

6) Évagre la Pontique: Sur les Pensées. Édition du Texte Grec, Introduction, Traduction, Notes et Index par P. Géhin, C. Guillaumont et A. Guillaumont. Paris: Cerf 1998. 349 S. 8 = Sources Chrétiennes, 438. Kart. fFr 215.-. ISBN 2-204-06081-X.

7) Marc le Moine: Traités I. Introduction, Texte critique, Traduction, Notes et Index par G.-M. de Durand. Paris: Cerf 1999. 418 S. 8 = Sources Chrétiennes, 445. Kart. fFr 277.-. ISBN 2-204-06316-9.

8) Hilaire de Poitiers: La Trinité. Tome I (Livres I-III). Texte critique par P. Smulders (CCL), Introduction par M. Figura et J. Doignon , Notes par G. Pelland. Paris: Cerf 1999. 396 S. 8 = Sources Chrétiennes, 443. Kart. fFr 205.-. ISBN 2-204-06232-4.

9) Hilaire de Poitiers: La Trinité. Tome II (Livres IV-VIII). Texte critique par P. Smulders, Traduction et Notes par G. M. de Durand (), Ch. Morel et G. Pelland. Paris: Cerf 2000. 483 S. 8 = Sources Chrétiennes, 448. Kart. fFr 205.-. ISBN 2-204-06439-4.

10) Sulpice Sévère: Chroniques. Introduction, Texte critique, Traduction et Commentaire par G. de Senneville-Grave. Paris: Cerf 1999. 538 S. 8 = Sources Chrétiennes, 441. Kart.fFr 255.-. ISBN 2-204-06218-9.

11) Jean Chrysostome: Sermons sur la Genèse. Introduction, Texte critique, Traduction et Notes par L. Brottier. Paris: Cerf 1998. 410 S. 8 = Sources Chrétiennes, 433. Kart. fFr 238.-. ISBN 2-204-05996-X.

12) Patricius, Eudocie, Optimus Côme de Jérusalem: Centons Homériques (Homerocentra). Introduction, Texte critique, Traduction, Notes et Index par A.-L. Rey. Paris: Cerf 1998. 545 S. 8 = Sources Chrétiennes, 437. Kart. fFr 268.-. ISBN 2-204-05998-6.

13) Césare d'Arles: Sermons sur l'Écriture I: Sermons 81-105. Texte critique par G. Morin. Introduction, Traduction et Notes par J. Courreau. Paris: Cerf 2000. 455 S. 8 = Sources Chrétiennes, 447. Kart. fFr 256.-. ISBN 2-204-06333-9.

14) Grégoire le Grand (Pierre de Cava): Commentaire sur le Premier livre des Rois. Tome IV (IV,79-217). Introduction, Texte, Traduction et Notes par A. de Vogüé. Paris: Cerf 2000. 340 S. 8 = Sources Chrétiennes, 449. Kart. fFr 214.-. ISBN 2-204-06465-3.