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Ausgabe:

Juni/2010

Spalte:

752-753

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Krikorian, Mesrob K.

Titel/Untertitel:

Die Armenische Kirche. Materialien zur armenischen Geschichte, Theologie und Kultur. 2., korr. Aufl.

Verlag:

Frankfurt a. M. u. a.: Lang 2007. 307 S. m. Abb. 8°. Kart. EUR 51,50. ISBN 978-3-631-55892-8.

Rezensent:

Martin Tamcke

Der Wiener Erzbischof der Armenischen Kirche legt in zweiter und korrigierter Auflage sein Buch »Armenische Kirche« vor. Der Titel ist ein wenig irreführend, weil nicht die Kirche der Armenier Ge­genstand der sehr unterschiedlichen Beiträge ist, sondern es sich um eine Sammlung von Vor- und Beiträgen K.s handelt, die von der schlichten Wiedergabe eines Credos bis hin zu kirchenrechtlichen Dokumenten reicht.
Das Buch zeigt den Erzbischof als Akteur vornehmlich im armenisch-katholischenGespräch und bietet damit Einsichten in die wesentlich von der katholischen Kirche getra­gene Ökumene an­hand von Texten eines der katholischen Kirche durchaus gewogenen armenischen Theologen.
Der Gesprächspartner bestimmt natürlich die Themen (Konzile, Primat, Petrusamt, Selbstverständnis der Armenier, römisches Dokument über den Ausgang des Heiligen Geistes, Wiener Dialog, Wiener Konsultationen), aber es gibt auch ein paar Beiträge zur Gegenwart (Genozid, gegenwärtige Lage, Rechtslage) und Ge­schichte (Gregor von Tat’ew, Nationalkirchliche Verfassung von 1860/63). Ökumenische Interaktionen mit Protestanten oder der russischen Orthodoxie oder im innerorthodoxen Dialoggeschehen mit den orientalisch-orthodoxen Kirchen sind nicht aufgenommen. Beiträge zur Geschichte in der Regel auch nicht (auch die mit Rom unierte Kirche wird nicht Gegenstand einer Untersuchung oder Stellungnahme). Doch solche Defizite wären allenfalls zu konstatieren, wenn man den Titel wörtlich nehmen würde. Der Untertitel (»Materialien«) relativiert aber bereits den im Titel erhobenen Anspruch in einem Teilaspekt (in einem anderen, »Geschichte«, freilich weckt er erneut Fehlerwartungen).
Doch ist man dankbar, in diesem Band Beispiele für das Schaffen des armenischen Erzbischofs von Wien im Bereich der Ökumene und hinsichtlich seiner Selbstverständigung mit der eigenen Kirchentradition in Händen zu halten. Damit werden Prozesse ökumenischer Verständigung aus der Sicht eines in ihr Verantwortung tragenden Hierarchen dokumentiert und der interessierten Öffentlichkeit gesammelt zugänglich gemacht.